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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.01.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930127028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893012702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893012702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-01
- Tag1893-01-27
- Monat1893-01
- Jahr1893
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-aß er dm französischen Botschafter m Wim, DecraiS, be auftragt habe, dem Grasen Kalnvkn verschiedene Artikel öfter reichst«-ungarischer Zeitungen, besonders de- ,Budapest« Hirlap" zu bezeichnen, welche Beleidigungen gegen die fran zösische Regierung und den Präsidenten Earnol enthielten. * Paris, 26. Januar. Tie Deputiitrukammrr begann beule die Beralhung des Budgets des Ministeriums de» Innern. Nillevoye wie» aus die nationale Gefahr hin, die ouS der Or ganisation und Thätigkeit gewisser Nachrichten-Agenturen in Frank reich erwachse. Ma» dab« in einer Ccandalaffaire den Namen eine» der Potschaitcr hineingczogcn, der sich der höchsten Achtung und des grasten Vertrauens erfreue, und einem sccmden Herrscher, dessen Nläßigiing und Billigkeit bekannt sei, eine Handlungsweise zu- geschrieben, die eine Belchimpsung deS BertreterS Frankreichs bedeutet dade» würde. Man sielle Frankreich alS ein Hindcrnisi für Len Weltfrieden Hw. Die Regierung habe bereits einen Beweis ihrer »rast gegenüber gewissen Nachrichten-Agenturen gegeben, die zu gleicher Zeit politische Agenturen seien. Es sei nöthig, diese energische Haltung auch ierner zu bewahren. (Beifall.) Es sei noch eine förmliche dem Lande Kindliche Organisation vorhanden. Man wisst, wer dem „Figaro' die Depesche zugestellt habe, wonach der Kaiser von Oesterreich den iranzöslsche» Botjchaiter beleidigt haben solle. Es sei eine englische Agentur, die „Agence Dalziei" aus London, von der das Lurch Pcrcher geleitete Zweigburcan in Pari» abhängig sei, dasselbe sei durch einen Conlract gebunden, welcher ieinc ganze Bewegungsfreiheit nach verschiedenen Richtungen hin aushebe. Ei» solches System sei gefährlich. Alle Regierungen wären daraus be> dachl gewest», den Nachrichten-Agenturen ihres Landes eine» nationalen Charakter zu gebe». Die methodische Berbreitung einer falschen Nachricht könne schweres Unheil anrichten, das nicht wieder gut zu machen sei. Die Urheber der kürzlich verbreiteten j falschen Gerüchte hätten bei ihrem Treiben aus den leicht erregbaren Charalter des französischen Volkes gerechnet. Wenn Ausländer nach Frankreich kämen, »m Verleumdungen auszustrenen, dann müsst man ihnen Nar machen, daß Frankreich, wen» es das klassische Land der Freiheit sei, e» dennoch ablehne» müsse, der Lchmähjucht eine Zuflucht zu gewähre». Ter Ministerpräsident Ziibot erklärte, es verursache ihm keinerlei Verlegenheit, Millevoye aus seine Anfrage zu erwidern, dab man den Bolschasler einer bc freundeten Macht beleidigt habe. Die Regierung könne es nicht dulden, des; inan lügnerische Gerüchte über die Haltung rincs auswärtige» Svuverains verbreitet. Der Korrespondent, welcher die gedachten Verleumdungen verbreitet habe, sei ausgewiesen worden, die gleichen Maßregel» seien auch gegen zwei andere auswärtige Correspondenlen getroffen worden. (Bestall.) Ribot fügte binzu, die Regierung dobe mit der ihr obliegenden Schnelligkeit den Botschafter Rußlands geschützt und werde alle ausländischen Vertreter schützen. ES sei richtig, daß eS ein Land gebe, wohin dir Nachrichten aus Frankreich nur durch auswärtige Agenten gelangten und von dort aus ebenst auch Nachrichten nach Frankreich gelangten. Die Regierung werde auch nach dieser Seite bin wachsam sein und die ganze ihr zustchende Macht in ähnlichen Fällen den auswärtigen Correspoildenten gegenüber zur Geltung bringen. WaS die Frage betreffs der Nachrichten-Agenturen angche, st sei die Äistmerksamkeft der Regierung daraus hingclenkt. Die Regierung werde die Frage erwägen, bevor sie handle, dann aber ihre Pflicht thun. (Beifall.) — Ftourens hob hervor, die öffentliche Meinung in Frankreich sei lebhaft erregt worden durch die jüngsten gegen mehrere i» Paris beglaubigte Botschafter gerichteten Verleumdungen, insbesondere durch die Verleumdungen des Vertreters einer befreundeten Macht, welcher ununterbroche» an der Festigung der Union zwischen dieser Nativ» und Frankreich gearbeitet habe. (Beifall.) Es sei dies die Erneuerung der Taktik, welche im Jahre 1870 von Erfolg gewesen sei. Der Schlag sei von einer sehr niedrigen Stelle geführt worden, derseibe jei aber nicht weniger hinterlistig und verbrecherisch. FlourenS wies ferner daraus hin, in welcher Weise die in Rede stehende Nachricht des „Budapest! Hirlap" dem „Figaro" zugclragen und sofort in allen Blättern der dem Dreibund angehöriqen Nationen wiedergegeben worden sei. Dies sei aus Grund eines Einvernehmens geschehen. Es sei stets das gleiche Vorgehen, dessen Ziel klar und leicht erkennbar sei. Man wolle eben die zwischen Frank, reich und Rußland bestehenden Beziehungen brechen. (Beifall.) Tie Kammer und die Regierung Hütten nicht das Recht, ein solches Vorgehen unbeachtet zu lassen. Einzelne Persönlichkeiten seien zwar getroffen worden, allein das sei nicht ausreichend; Frankreich müsse der Wiederkehr solcher Vorfälle Vorbeugen, eS müsst sich gegen die Gefahren wehren, welche ans der Thätigkeit der ausländischen Nachrichten-Agenturen erwüchsen. Beifall.) Nachdem noch Prinz Arcnberg und Millerand gesprochen halten, war der Zwischenfall geschlossen. — Beim istpitel Geheimfonds beantragte der BoulangistChichü dessen Streichung. Der Ministerpräsident Ribot wies aus die Noib Wendigkeit des Crcditcs hin. Man habe angckündigt, daß man sich Mühe geben werde, in Frankreich bis zu den Wahlen die Agitation gegen die Republik wachzuhalten. (Beifall aus der Linken, Lärin aus der Rechten.) Die Regierung müsst in der Lage sein, sich zu vcrtheidigen. Deschanel forderte Delahaye aus, die ISO Tepiltirten namhaft zu machen, die nach seiner Behauptung in die Panama-Affaire verwickelt seien. Delahaye erwiderte, man wisse, daß 104 Depulirte bestochen worden seien. (Zahlrcicbe Zwischenrufe.) Es sei Sache des Juslizministers, die Namen ans. zudecken. (Zwischenrufe.) Der Justizminister Bourgeois erklärte, cs sei bedauerlich, daß es kein Gesetz gebe, um derartige Hand, langen zu bestrafen. (Beifall aus der Linken.) Ramei (Rechte) sagte, man suche die Einstellung des gerichtlichen Verfahrens in der Panama-Angelegenheit vorzubereiten. Der Juslizminisler proteftirte gegen diese Behauptung und erklärte, daß die Justiz durchaus unabhängig sei. Ihre Entscheidungen müsst man respectiren. (Beifall auf der Linken.) Ribot betonte, eS sei nicht statthaft, wenn man 104 College» anklage, ihre Namen zu verschweigen. Neben dem eingeschlagenen gerichtlichen Verfahren gingen Mache», schasten einher, die zu überwachen die Regierung das Recht habe (Beifall.) Ribot stellte sodann die Vertrauensfrage, woraus die Forderung für den Geheimfonds bewilligt wurde. TaS gesammte Budget des Ministeriums des Innern wurde ebenfalls genehmigt und die Sitzung aufgehoben. Belgien. * Brüssel, 27. Januar. (Telegrannir) Die bol zischen Freimaurerlogen haben gestern Maueranschläge rerbreiten lassen, in denen sie erklären, schon in einer vor jährigen Generalversammlung fast einstimmig für Ein sübrung des allgemeinen Wahlrechts sich aus gesprochen zu haben. Die Bekanntmachung ist vom Groß meister Honbeau Delahaye, Mitglied der äußersten Linken, unterzeichnet. Italien. * Asm. 27. Januar. (Telegramm.) In der Kammer erklärte Giolitti unter dem Beifall deS Hauseö, eS seien in den Zrttelbanken schlimme Unregelmäßigkeiten vor. gekommen, doch werde die Regierung ihre Pflicht thun und strenge Sühne fordern. — CriSpi hat die Absicht, in den nächsten Tagen in der Kammer Aufklärungen über seine Verbindung mit Tanlongo zu geben. — Gestern Abend 9 Uhr platzte auf dem Fenster des Erdgeschosses des OuirinalS eine mit Pulver gefüllte Petarde. Schaden wurde nickt angrrichlet. Grohbrrtauntem. * Lsntzsn. 27. Januar. (Telegramm.) Die „Time-" sägt mit Bezug auf die jüngsten Vorgänge, die Abdankung, mit welcher der Vicekönia AbbaS drobte, sei lediglich Verstellung. England müsse Vorsichtsmaßregeln für die Zu kunft ergreifen. — Die von dem Botschafter Wad ding ton der englischen Regierung überreichte Note enthält auch Bor behalte hinsichtlich der Wahrung der französischen Inter essen in Egvpten und hinsichtlich der Verträge, sür welche Europa fein Interesse nicht ausgebrn zu können scheine. Außerdem hat Waddington mündliche Vorbehalte bezüglich der weiteren Haltung Frankreich- gemacht, gemäß der idm zu gebenden Erklärungen und gemäß dem Resultate deS gegen wärtigen Ideenaustausches mit Egypten. Rußland. *Jn Rußland beschäftigen sich die diplomatischen Kreise! vorwiegend mit der Reise des Fürsten von Bulgarien nach München, welche mit HeirathSabsichten de- Prinzen in Verbindung gebracht wird. E« heißt, die Herzogin von Modena, welche al» Schwester de« Prinzregrnten von Bayern eme Mittelstellung zwischen dem Wiener und Münchener Hofe! mmunmt. begünstige die Verbindung de« Fürsten mit einer I bayerischen Prinzessin. Man spricht» wie die .Köln. Ztg meldet, offen aus. daß. wenn tbatsacklich eine bayeris bulgarische Familienverbindung zu Stande käme, die heule! noch bestehenden Beziehungen zwischen Bayern und Rußland schwerlich länger aufrechtzubalten seien. Ma» erinnert! hierbei daran, daß schon vor Jahren riissischerseitS die! Einziehung deS Münchener GesandtcnpostenS in Erwägung gezogen wurde. Orient. * Kanstanlinotzkl, 27. Januar. (Telegramm.) Wie eS! beißt, ist der Sultan infolge der letzten Vorgänge ins Egypten scbr aufgebracht gegen England. (?) Afrika. * Lou-o», 27. Januar. (Telegramm.) Wie dem! .Standard" ans Zanzibar gcnieldel wird, bat sich das Befinden des Sultans gebessert Aus Rücksicht aus etwaige Aufstände der Araber babe das Kanonenboot s .Pbilomele" Kanone» gelandet und eS seien SicherheitS- maßregeln zur Aufrechtcrbaltung der Ruhe ergriffen worden. von Trotha tbeilt mit, daß seit Dienstag kein neuert choleraverdächtigcr ErkrankuiigSfaU in Trotha vorgekommen ist. Sämmtlickc Erkrankte befinden sich aus dem Wege der Besserung und anscheinend über alle Gefahr binauS. Ein I Grund zu Besorgnissen liege nicht vor. Jur lex Heillhe. Wir haben schon zur Zeit, als die lex Heintzc erst I spukte, Veranlassung genommen, auf die schweren Schädi gungen hinzuweisen, denen jeder Buchhändler persönlich auS- geseyl wäre, wen» die lex Heintze in ibren vielen Verzweigungen Gesetz würde. Besonders haben wir uns über die Dehnbar ! keil und Unbestimmtheit des Begriffs „unzüchtiger Schriften" geäußert und unsere damaligen Ausführungen haben zu man- Neichstng. Angesichts der neuen Militairvorlage, nach welcher bei I der Infanterie die zweijabrige Dienstzeit eingtjüdrt werden soll, während die Oekonomichandwerker auch ferner drei Jahre z» dienen daben, dat der Vorstand des sächsischen Tchudmacher- iiinungsverliandes, weicher seinen Sitz in Dübeln Kat, folgende! Petition a» den Reichstag gerichtet: „Ein hoher Reichstag wolle bei Peratbung der neuen Mililairvorlage unser Gewerbe dadurch schütze», daß die Oekonvmiehandlverker gleich de» übrigen Soldaten nur ein, im höchsten Falle zwei Jahre sür den Staat als Gehiijen zu dienen haben." Die Wahlprüfungs-Cominission hat heute zu beantragen beschlossen, daß bezüglich der LNihl des Abg. vr. Schier (8 Cassel, cons.) neue Erhebungen vom Reichskanzler angcstellt werden. Tie Denkschrift, betreffend die Verwendung des „Afrika sonds" ist dem Reichstage zugegangen. Ter Asrikasonds wird als Beihilfe zur Förderung der aus Erschließung Cenlral-Asrikas und anderer Ländergebietc gerichteten wissenschastlichen Be sircbungen verwendet. Zur Verfügung standen in der Svllausgabe der Rest aus dem Elalsjahrc 1891 92 mit II9124 8S -H, der Eiaisfonds für 1892 93 mit 260 000 ^, zusammen 319124^1 8L -H. Wir enlnehmcn der Denkschrift nachstehende Angaben: Tie Erforschung des Kamerun-Gebirges ist in der abgelaufenen Berichlsperiode durch den zchnmonaligen Nuscnlhalt des Boiamkers Or. Preuß in Bwea sehr wesentlich gefördert worden. Di» von diesen, Reisenden zusammcngebrachtcn reichen botanischen Sann», lungcn haben die bolanische Wisselischasr wesentlich bereichen, und wenn auch neue PsIanzenproLucte durch die Züge dieses Forschers, der bis zu dem Gipfel deS Kamerun-Gebirges vordrang, dem Handel zunächst nickt zugcsührt sind, so ist doch die Kenntniß der Natur dieses Lhcilcs des Schutzgebietes durch dieselben erheblich erweitert worden. Die von Dr. Preuß in Bwea angeslellten meteorologischen Beobachtungen haben erheblich dazu bcigctragen, die Frage der Er richtung einer Gcsundbcilsstation an de» Hängrn des Kamerun- Gebirges einer Entscheidung zuzusührcn, indem sie die statistischen Unterlagen für eine Bcnrlheilung der Angelegenheit bcibrachten Ans den so gewonnenen Taten geht ziemlich zweifellos hervor, daß falls zur Errichtung einer solchen Station geschritten werden sollte — was ja über lurz oder lang der Fall sein muß —, Bwea nicht der ganz geeignete Ort ist, weil dieser Punct (ca. 700 m hoch gelegen) der Wolkengrenze, welche Len Kamerunkegel so häufig um hüllt, zu nahe gelegen ist, so daß sich dieses Tori zu häufig in die Nebel- und Wolkenregion einbegriffen befindet. Ein So bis 100 m niedriger gelegener Punct dürste seines sonnigeren Klimas wegen den Vorzug verdienen. Ta nach den durch 1)r. Preuß gewonnenen Erfahrungen die Regenzeit im Kamcrungcdirge von Mitte Juni bis October durch fast fortwährende Nebelregen sich kennzeichnet, dürste diese Jahreszeit überhaupt sür ein Saiialorium kaum in Betracht kommen. Es ist dieS aber uin so weniger von Belang, als diese Jahresperiodc auch im Tiefland nicht die ungesundeste »li, vielmehr gerade zu dieser Zeit auch dort die niedrigste »nd am wenigsten lästig sollende Temperatur Antritt. Gerade zu der Jahreszeit aber, in der im Kamerun-Nestuar die lästig fallenden höchsten Tempera turcn herrschen, die aus das System deS Weiße» am schädlichsten cinwirkcn, herrscht in jenen Höhen des Kameruiigebirgcs ein außer ordentlich erfrischendes Klima, das aus den Körper des von der dumps-seuchlen Tropenlust der Niederungen angcgrlffencn Europäers den günstigsten Einfluß hat, wie lär. Preuß an sich selbst beobachten konnte. . . . Erfreulicherweise bat sich nnnmehr auch eine Ausdehnung der wissenschastlichen Forschung ans Ostasrika durch die thalkräslige Unlerstiitzmig der königlich preußischen Akademie der Wissenschaften sowie der Deutichcn EolonialgeseNschast ermöglichen lassen. Ter Botaniker l)r. Vollens, welcher seitens der Alademie der Wisse» schäften sür pflanzciiphisiologische Forschungen eine Beihilfe von SOOO.6 erhalten hat, ist kürzlich nach Tanga abgcrcisl, um Usambara und das Kilimandscharogebict zu bereise»; insbesondere Las letztere bietet im Hinblick aus seine verschiedenen Höhenlagen sür den Pslanzcnphhstologen hervorragende Porthcile. Ferner hat sich die Deutsche Coloniolgesellschast in dankeiiswcrthcr Weise bereit erklärt, die Kosten der Ausrüstung und Reise sür zwei Forscher, den Geologen 0r. Lent und de» Forstassessor Wiener, zu übernehmen, welche sich ebenfalls kürzlich nach Ostasrika begeben haben, uin am Kilimandscharo Ihätig zu sein. Die Kosten des AusenlhaltS der drei "orscher in Afrika sind aus den Asrikasonds übernommen worden. ie mit peinlichster Sorgfalt von Vr. Stuhlmann ausgenommenen Routen von Tabora nach dem Victoria-Nyanza und nach Karagwe konnten in Verbindung mil Len zugehörigen astrono mischen Ortsbestimmungen und Hühenincffuiigen in den „Mit theilungen von Forschungsreisciiden und Gelehrten aus Le» deutsche» Schutzgebieten" veröffentlicht werden. In Folge der glück lichen Rückkehr Ür. Stuhlmann S von dieser großen, bis ins Herz von Afrika vorgedrungenen Expedition ist ein kartographisches Material von einer nur den Arbeiten I»r. Junker» im oberen Nil gebiet vergleichbaren Rcickihalligkeit und Güle dein Auswärtigen Amte zugegangen. Ter Asrilasonds wird sich bei der großen Be deulung, welche diese Arbeiten Studlmann's sür die Kartographie Afrikas und speciell des ostasrikauischen Schutzgebietes habe», der Ausgabe nicht entziehen können, diese werthvollcn Resultate der Allgemeinheil zugänglich zu machen, weis die Kosten der Bcarbei tung und vollen Ausnutzung derselben von «incin Eiiizrlncn nicht getragen werden können. prenliischer Landtag. ^ Berlin, 26. Januar. Das Argeordneleuhaus erledigte heute den Iuslizetat l Die Debatte hatte nur örtliche oder Gehaltssrage» zum Gegenstand ! und entbehrte des allgemeinen Interesses. Es folgte der Etat der Forsten, wozu die Budgetcommission folgende Resolutionen vor ! geschlagen hat: „Die Negierung zu ersuchen, in den nächsten Etat zur Anlage und zur Bklheiligung an Anlagen von Kleinbahnen, sowie zur Ueihilse sür dieselben, sofern diese Bahnen von wesentlichem Interesse sür die Forstverwaltung sind, ohne Hinzutritt der letzteren ober nicht zur Aussüykuiig kommen würden, die erforderlichen Mittel einzustellen." Tie Erörterung verbreitete sich auch hier nur über techi»iche, locale und I Gkhaltssragen. Die erwähnte Resolution wurde nach längerer Debatte, in der allseitig der wirttffchaslliche Werth der Klei» bahnen hervorgehoben und die Regierung um rege Förderung der selben ersucht wurde, einstimmig angenommen. Zu längeren Erürlerungen gab auch das Projekt einer Verlegung der mangelhaft besuchten Forslakodemie Munden Anlaß, der Landwirthichasts minister bestritt indessen, daß die Verlegung zur Zeit in Frage stehe, s Nach Erledigung des Forstelats wurde die Wcilerberaihung des Etats ans Sonnabend vertagt. Marine. * i8ilhrlmsh«»rn. 26. Januar. Zum Lomniandanten der demnächst in Dienst stellenden neuen Kaiseryocht „Hodenzollern wurde Capitain zur See von Arnim ernannt, zum AuSrüstungs Direktor der hiesigen Werft Lorvettencapitain Gertz. Cholera-Nachrichten. - Halte a. S.. 27. Januar. Von gestern bi- beute Milter nacht sind in Nietleben 2 neue Erkrankungen an der Ebolera und kein Todesfall vorgekommen, Die Epidemie scheint im Abnebmen begriffen zu sein. Ter Amt«vorstrher ckcr Besprechung in Fachkreisen Veranlassung gegeben. Nach dem nunmehr die Angelegenheit brennend geworden ist und der Reichstag vor der Entscheidung sieht, bat der Berliner Sortimentervcrcin dem Reichstage eine Eingabe unlerbreitel, welche die vorzcschlagene Abänderung deS K. 181 de-ReichS- sirafgesetzduchs bekämpft. Wir können an dieser Stelle natürlich nicht den ganzen Inhalt dieser Eingabe wicdcrgcben, aber einige charakteristische Stellen müssen wir daraus a»- sübren. >>m Allgemeinen zeigt auck diese Eingabe wieder, baß in der Tbat unserer Zeit der Berus zur Gesetzgebung abgebt, ein Vorwurf, den schon Eavigny seiner Zeit gemacht bat, und der seit Savigny mit mehr oder weniger Recht leider aufrecht erhallen werden tann. Die Netb- wcndigkcit, den neuen, durch den veriuchrteii Verkcbr und andere sociale Anschauungen cingctretenen Verhältnissen einen Ausdruck im Gesetze zu geben, bat zu einer Unzahl von Gesetzen und Gcsetzck'cn geführt und dabei eine Sucht nach fortwährender Aenderung dervorgcruscn, welche sür jeden irgendwie mözlichcn Fall eine gesetzliche Bestimmung fordert. Klarer ist dadurch die Gesetzgebung nicht geworden und ebenso ist das Unheil darüber, was Recht oder Unrecht, was erlaubt oder nicht erlaubt ist, ein sehr schwieriges geworden, so schwierig, daß inan immer mcbr nach der Möglichkeit weiter gebender Revision schreit, weit man bofft, daß der Höhere Gerichtshof ein anderes Unheil babe at« der uiiterc Daö sind auch die Gedanken, die durch die Eingabe der Ber liner Sortimenter geben. Ihne» ist besonder- der Begriff des Unzüchtigen, mil welchem der in Rede stehende 8- 12t operirl und in Zukunft in einen: noch erheblich größeren Umfange opcriren soll, ein derartig vager und unbestimmter, daß er der richterlichen Meinung den weitesten Spielraum offen lasse. Er erfülle daher nicht die Forderungen, welche an jeden vom Elrasgcsetzgcbcr aussuncl,inenden Begriff gestellt werde» müssen, daß er klar, bestimmt und in erschöpfender Weise desinirbar sei. Allerdings könne nicht vertan»! werten, daß im Allgemeinen jedem Meiischen da- ihm angeborene Anstands- und Sitt lichkeitsgcfühl sage, WaS »»züchtig ist oder nicht. Damit aber ist noch in keiner Weise dargelban, daß dieser Begriff sich zum TbatbeslantSmerkmat eines Gesetzes eignet und ins besondere eines Strafgesetzes, welches in die wichtigsten Lebens gütcr deS Bürgers cingreijt. Dieses darf dem Richter unlcr allen Umständen nur solche Begriffe an die Hand geben, welche keinen Zweifel darüber lasse», daß der seiner Ent scheikung unterbreitete Tbakbcstand unter sie zu subsumircn ist. Eine solche Sicherheit aber ist nur dann vorhanden, wenn daS Gesetz sich von jeder Wendung sreihäll, deren Sinn zwar cmpsunden, nicht aber scharf bestimmt werden kann Nun bat allerdings das Reichsgericht versucht, in conslanter Jutieatnr dem Begriff des Unzüchtigen eine einschränkende Auslegung zu geben, über welche nicht hinau-gcgangcn werden soll. Es verlangt eine Handlung, welche objectiv daS Scham- oder SilttichteitSgcsübl in geschlechtlicher Beziehung gröblich verletzt und subscctiv auö geschlechtlicher Sinnen tust vorgcnommcn worden ist. Hieraus wird gefolgert, daß Schriften u. s. w., welche in Wahrheit einem wissenschaftlichen oder künstlerischen Zweck dienen, niemals unzüchtig sind Allein auch mit diesen Begriffsbestimmungen ist Erbeb lichcS nicht gewonnen. Denn auch die vom Reichsgericht fest gestellten Merkmale liefern keine brauchbare »nd scharfe Definition Der Begriff der gröbliche» Verletzung des Scham- und SittlichkeitSgesühls in geschlechtlicher Beziehung ist ein so unbestiinmicr und dehnbarer, daß der Richter wiederum gezwungen ist, seine subjektive Empsindnng entscheiden zu lassen Absolut durchschlagende Gründe, warum der gcsctz sicbe Begriff für den concrclen Sliassall paßt oder nicht paßt, wird der Richter in vielen Fällen nicht anzugeben vcrmögcn. Die Folge davon ist denn anch eine daS allgemeine Rcchlsbewußisei» schwer schädigende RechlSunsichcrdeit ge worden. Es ist allgemein bekannt »nd bedarf daher keiner näheren Ausführung, daß in zahlreichen Fällen wegen der selben Schrift von der einen Straslammcr eine erfolgt ist, während ein anderes Gericht aus erkannt hat. Aull, die Wissenschaft hat nicht vermocht, dem Begriff des Unzüchtigen eine feste Basis zu geben. Unter den in Betracht kommenden Schriften sind vor allem ein Anssatz vom Professor Köhler in Berlin und ei» Gutachten des Leipziger Spruch collegcS — cnlworfc» von Professor Binding ui Leipzig — zu nenne» (siche Zeitschrift sür die gesammte SlrajrcckftS Wissenschaft Bd. 2 S. 45,0 ff. und Bd. 7 S. 47 ff.). Beide Gelehrte haben a»S der Erwägung, daß der tz. 18 l „bei engherziger, beschränkter, die geschichtlichen, wissenschastlichen und künstlerischen Bedürfnisse verkennender Werlexegese bc unrubigcnd und störend" wirken inüssc, dcni Vergeben der Verbreitung nnzüchtigcr Schriften besondere Aufmerksamkeit zngcweiidet, ohne jedoch in der Feststellung des Begriffs der Unzüchtigkeit zu einem befriedigenden Ergebnisse zu gelangen. Der »enc Entwurf läßt es bei diesem Zustande bewenden. Auch die Motive machen nicht einmal den Versuch einer ge naueren Abgrenzung des Merkmals der Unzüchtigkeit Dennoch soll die Zahl der GesichtSpunclc, unter welchen Jemand wegen deS in Rede stehenden DcliclcS verfolgt werden kann, in Zukunft eine beträchtliche Vermehrung erfahren, während doch bei der geschilderten Sachlage das umgckchrle Ziel, nämlich zu einer Einschränkung deS tz. 184 zu gelangen, als das viel naturgemäßere erscheinen dürste. Tie Tendenz des Entwurfs, nicht scharf dcsinirharen Be griffen ein möglichst weite- Anwendungsgebiet ein;urä»n>cu, ist um so gefährlicher, als die Rechtsprechung in unsern Tagen schon ohnebin die Richtung befolgt, die Vcrbrcchcnöbegriffc über den Wortlaut »nd die ursprüngliche Absicht des Gesetz geber- hinaus zu erweitern, während dock der im Strafrecht gellende Grundsatz: .,Iu ckulna pro rvo^ einem derartigen Verfahren entgegensteben sollte. Einer näheren Begründung dieser Behauptung bedarf es nicht. Es wird genügen, an die außerordentliche Ausdehnung zu erinnern, weiche mannig sachc strafbare Handlungen, wie der grobe Unfug, die Bc leitignna erfahren haben, wie nicht nur die Begriffe dieser Testete selbst immerfort erweitert worden sind, sondern wie auch in einigen vielfach besprochenen Preßprocessen der süngsten Zeit der Kreis der sür die Beleidigung verantwort lich gemachten Personen eine Vermehrung sogar bis zum Maschinenmeister berab erfabren hat. Tie Eingabe selbst führt aus: Nach dem Wortlaut des Gesetzes und dieser Motivirung würde der Buchhändler schon dann der Gefahr unterliegen, aus 8. 184 zur Rechenschait gezogen zu werden, sobald er ein etwa« bedenkliches Buch in seinem Laden hat, mag er sich a»ch selbst noch nicht darüber schlüssig geworden sein, ob er es dcni Publicum zum Verkauf an- hieten soll ober nicht. Es kommt binzu, daß zwar dem Buchhändler nach dein Gesetz der Beweis gesüdrl werden muß, er bade das Be- wußlsein von der Unzüchtigkeit des Buches gehabt. Allein da dieser Beweis regelmäßig ein Indicienbewcis sein wird, so setzt sich der Buchhändler der fortdauernden Gefahr aus, daß ihm nicht geglaubt wird, wenn er behauptet, er habe von dem Inhalt des BucheS Kenntniß genommen, eben deswegen oder beschlossen, das selbe dem Verleger demnächst wieder znziistellen. Finden sich Schrillen beim Buchdändler vor, so wird der Richter vielmehr regel mäßig der Ansicht sein, der Buchhändler Hab« dieselben zum Zwrck der Verbreitung Im Besitz gehabt, und all, ,ntgrg»nst»b«»dn> Be- danptungen als leere Einwande bedandeln. Diese Loge wird ver schont durch die im Buchdandel beiiedeade Sitte, daß seiten« des Verlegers den, Sortiment-- Buchdändler ohne dessen Verlangen Bücher zugesendet werden, welch» dieser also gar nicht zu kennen braucht Dieser Zustand ist um so gefährlicher und kann um so eher manchen Buchhändler ins Gefaagniß führen, weicher trotz des formellen Rechtsbrnchs, dessen er schuldig gesprochen, nicht ausgehört bat. ein höchst ehrenhafter und anständiger Mann zu sein, al» gerade in unserer Zeit die Begriffe über den sittlichen oder uniittlichen Charakter einer Schrift außerordentlich auseinander gehen. Ma» denke nur einmal an die sogenannte realistisch, Literatur unserer Tage, Wavrend der Eine zahlreiche Erzeugniffe derselben als sittlich durchaus verwerflich brandmarkt, erscheinen sie dem Anderen geradezu als eine hochsiltliche Thot, da der betreffende Dichter das Häßliche und Schlechte zwar zum Vorwurf sür seine Arbeit wühle, aber nur zu dem reinen Zweck, der Zeit den Spiegel vorzuhatten, von dem Gemeine» abzuschreckea und so die Menschen zu einer bessere» Lebensweise zu führen. Ganz dieselben Bedenken sprechen auch gegen die rveitere Be stimmung des Entwurfs, daß die Strafe auS 8.184 auch aus Den jeniqen Anwendung finden soll, welcher unzüchtige Schriften u, s. w „onküiidigt oder anpreisl", wabrend nach dem zur Zeit geltenden Recht Ankündigungen und Anpreisungen nur insoweit straf bar sind, als sie selbst ihrem Inhalte nach als unzüchtig aiizusche» waren. Welche anßerordentlichc Beunruhigung Liese Bor schrist, sobald sie Gesetz werden sollte, sür den Buchhandel zur Folge baden muß. leuchtet odne Weiteres rin. Jeder Buchhändler, welcher in seinem Katalog ein Buch «»zeigt, welches nach der subjektiven Auffassung des Gerichts die höchst schwankenden und un- sichere» Merkmal» des Unzüchtigen an sich trägt, ist der gesetz lichen Strafe verfalle». Besondere Hindernisse müssen hieraus für den Antiquar erwachsen, dessen Geschäftsbetrieb sich auf cullnrhistorischc, naturgemäß mit den Anschauungen der heutigen Moral nicht überall in Einklang stehende Schriften erstreckt. Nimmt cs ein derartiger Geschäftsmann mit de» Geiahrrn, weiche der Entwurf mit sich rührt, nicht ganz genau, so kann er leicht mit dem Gesetz in Conslict gerathen. Ist er dagegen hinreichend vorstchlig, so kann eine ernstliche Schädigung gerade der jenige» Wiffenschasten, welche sich die Förderung der Cullur und deren Geschichte zur Ausgabe gestellt baden, nicht ausbleiben. All das Gesagte gilt noch in wett erdöhtem Maße von der durch den Entwurf ganz ne» eingesnbrten Wendung des Ansstellens oder Anschlägen» von Abbildungen oder Darstellungen, „welch«, ot>»c unzüchtig zu sein, durch gröbliche Berletzung des Scham- und Sitt- lichkeilsgesübls Aergerniß zu erregen geeignet sind." Welche Fälle mit diesen Worten getroffen werden sollen, ist völlig im Dunkeln gelassen. Kunst und Wissenschaft. * Berlin, 26. Januar. Wie wir kören, sind mit dem Münchener Maler Professor Karl Marr Verhandlungen wegen llebcrnahme einer Professur an der Berliner Hochschule für bildende Künste angeknüpft. Proieilor Marr, der als Denlsch-Amerikaner seine Ausbildung an der Münchener Akademie erhielt, hat sich dem größere» Publicum durch leine großen Gemälde „Franzosen vor Bunzlan", „Tie Flagellanten", „Deulschland 1906" vorlkeilbast be- kann! gemacht, Al» letzte Leistungen Marr'» saben die Berliner Kunstfreunde das vortreffliche „Bildnis; »iciues Vaters" und den von Sonnenlicht durchqlühlcn „Sommeriiacl>i»ittag" bei Schufte, Ei» idealer, alle». Trivialen abholder Zug gehl durch Marr's Schaffens- weise: daß Marr's technisches Könne» ein bedeutende; ist, erkennen Idst die Neuesten mit Bewunderung an, Bo»», 26. Januar, Der Geh, Medieinalrath Professor IK Hermann Schaasshauscn tsi heule Nacht am Schlage ge storben. ' BiirnoS-AlircS, 26, Januar. Hier sind im Hasen zwei Fälle von gelbem Fieber vorgckommcii. Veriirlbeilnng Freisprechung Muftk. Uliuszehiltcs ^ewaud>>ailvconcett. Sälnmtllche Eomposilione», an- denen das Programm dcö gestrigen fünfzehnten Gewandhaus EonccrteS be stand, trugen einen vorwiegend idyllischen, beschauliche» Ebaraltcr, leidenschaftliche Stürme gab eö nicht — kaum daß die Melancholie einmal zu Worte lam, oder daß die belle Freude am Dasein und am Genießen in eine gewisse tmpcr- boliscbe AnSgciassenbcit überging; diejenigen, die auch in der Musik die Ehaussccn lieben, werden daher gewiß sehr zufrieden gewesen sei», denn eS ging Alles wunderschön glatt ab, »nd die Wahl und Zusammensetzung der zum "Vortrag gebrachte» Tcnstücke war, von diesem Slantpnnrl aus betrachtet, eine ganz vorzügliche, von schönstem Ebenmaß getragene. Gleich die cinlcttciidc, zur Vorfeier des bentigc» Ge burtStagS Mvzart' S angesetzte Zanberflvtcn - Ouver tnre machte, nicht zum Mindesten durch die hinreißende Aus sührnng, die da« unvergleichliche und unvergänglich herrliche Werk erfuhr, besten- Stimmung, die beiden anderen Orchester nummern dcö Abends, Andante und Menu et an- der l. Suite (Ocknr) in Eanonsorm sür Streichorchester von Julius Otto Grimm, sowie die 2 Symphonie (Itüiii) von Robert Volt mann paßten aus das Unverkennbarste in den Rahmen deö Ganzen hinein. Der Ton, welcher das letztere Werk beherrscht, das durch ihn im aus gesprochensten Gegensätze ru der erste» Symphonie des Meisters i» t> mu» sieht, ist ein fast durchgehend frcnndsicher, behag licher; im ersten Satze zieht eS festliche, freudige Bewegung, der zweite, dem Allezrello auS der achten Symphonie Bcclbovcn s innerlich verwandt, entrückt durch seine anmulbigen Neckereien, in den beiten Schlußsätzen näbert sich Vctkmann dem Gebier der nationalen, respeclive Programmmnsik: man muß sich zum Versländiiiß derselben erinnern, daß die Symphonie der kaiserlich russischen Musikgcsellschast zu Moskau ge widmet ist, »nd man wird durch das schwermütbig klagende Andantino (U moll) die Eintönigkeit und Melancholie der Steppe ans daS Trefflichste wiedergegeben finden, daö ^»ogro viraco endlich etwa als die musikalisch: Jlluslrirnng eines russischen Volksfestes »lil allen seinen tollen Ausgelassenheiten erkenne» I» der ersten Grimm schen Suite, die übrigens an musikalischem Jnbalt und an Bedeutung hinter ihrer Schwester, der zweiten in (- ckur, nicht unwescnt lich zurücksteht, geht die ruhige, beschauliche Stimmung leider oft in Monolonie über; inan bewundert ja die interessante cononische Arbeit, die immer und immer wieder in der Octave rinsetzendc» Imitationen müssen aber ermüdend wirken. Die Ausführung, welche die genannte» Tonschöpsnngcn unter der beschwingten Leitung des Herrn Prosessor l>r. Reincckc erfuhren, wareine ganz ausgezeichnete, namentlich der Schluß satz der Svmphonic gelang ans das Prächtigste. Für die solistischen Darbietungen des gestrigen Abends war daS Franksurter Bocalquartett, bestehend aus den Damen Frau Julia Uzielli und Fräulein Jenny Hahn, sowie den Herren Franz Navat und Anton Sister- man gewonnen worden Die Künstler sangen nickt weniger denn sechzehn Ouartette — ob da- nicht des Guten zuviel war, möge tabingestellt bleiben, ob solche und ähnliche Dar bietungen überhaupt in die großen Gewandhansconcerte ge kören und bei ihrem intimen Eharakter nickt vielmehr in einen kleineren Raum verwiesen werten sollten — auch da« möge hier »ickt weiter erörtert und zunächst nur constatirt werken, daß der äußere Erfolg ein reckt Hüiislijsce war »nd daß taS Publicum sich bei den Vorlrägen der oraiilsurter Gäste vor trefflich zu nnicrbaltcn schien, denn eS applaudirtc stellen weise recht fleißig, so daß cs zu zwei Zugaben kam. Ob nun ein kritischer und schärfer binborchenter Zuhörer >n den allgemeinen Beifall mit kinslimmen kann? Nur bedingungs weise! WaS den künstlerischen Werth der sämmtlichen AuS- sührnl.gcn, die sich überdies nicht immer durch absolut reine Intonation auSzeicknclen, beeinträchtigen mußte, war eine gewisse Ungleichmäßigkeit der Stimmen zu einander: Alt nnd Tenor wurden von dem weit glänzenderen Sopran und Baß zu oft überlrumpst, so daß eine ebenmäßige, daS Obr absolut befriedigende Klangfarbe eigentlich nie zu Stande kommen konnte Tie Stimme deS Herrn Naval (Tenors cntbcbrl zwar in der Höbe nicht des WobltlangS, ist aber in der Mittellage zu schwach und leidet unter einem zu süßlichen.
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