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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930202017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893020201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893020201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-02
- Tag1893-02-02
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l.MWz.»ii>zM!«Mtt M AiPlgn Ist. SS, DmMss, L Wmr M. sMM-A«tzck.s Reichstag. (Cpecial-Bericht de« „Leipziger Tageblattes".) 34. Sitzung vom 1. Februar, 1 Uhr 6. U Berlin. 1. Februar. Am Tische des Bundesratbs: v. Boetticher u. dl. Eingegangen ist eia Schreiben des Reichskanzlers (i. B ». Boemchcr), welches di» Äenedmigung zur Einleitung deS Stras. versahrens gegen den Abg. vr. Rorly (not.-lib- nachjucht. — Tas Schreiben wirb aus Vorschlag des Präsidenten v. Levetzow an die ipejchaslsordnungsco m Mission verwiesen. Die am vorigen Mittwoch abgebrochene Berathung über den Antrag Ackermann (cvas.) betr. vandiverkersragen wird sortgesetzt bei der Forderung, daß die Abzahlungsgeschäfte beschränkt, die Aanderlager und Wanderauctionen ganz verboten, der Haujirhandel eingeschränkt und besonders den Drlailreisenden vorbehaltlich gewisser Ausnahmen untersagt werde. In Ver- bindung damit sieht zur Besprechung die von den Abgg, Gro» der, Hitze und Gen. (Ccnlr.) beantragte Rovelle zur Gewerbe ordnung, welche »m Wesentlichen di» gleichen Bestimmungen vorschlägt. Abg. Ackermann (cons.) weist zur Begründung seiner Anträge aus die früheren Verhandlungen hin. Bezüglich der Abzahlung», geschäste habe die Commission augenblicklich den bezüglichen Gesetz, kinwnrs in Berathung. Man könne sich daher die Stellungnahme zu diesem Vorbehalten, bis die Beschlüsse der Commission vorliegen. Tie Wanderlager und Wanderauctionen könnten ohne Schaden ganz ver- boten werden, denn sie entsprachen keinem winhschastlichen Bedürsniß. Den Hausirhandel sollte man aus die Gegenden beschränken, in denen sie eine wirthschaftliche Nothwendigkeit seien. In vielen Gegenden sei er geradezu zu einer Calamität geworben. Tas Vertrauen in die Redlichkeit des Geschästslebens sei vielfach geradezu erschüttert, den» es würden allerlei Schwindeleien getrieben. Er erinnere nur an dir Ausverkäufe aus angeblichen Loncursmassen, die gar kein Ende nehmen, weit die Waarenbesländc immer wieder ergänzt werden. Seine Anträge wurden dazu beitragen, das Vertrauen in die Red lichkeit des Geschästslebens wieder zu heben. Abg. vr. Schaedler l.Centr.1: Auch wir können unS zur Begründung unseres Antrages aus unsere srüdere Stellungnahme in diesen Fragen beziehen. Es handelt sich für uns keineswegs darum, den Hausirhandel zu verbieten. Beschränken wolle» wir idn nur, seine Auswüchse beseitigen. Die Hausirer selbst erkennen an, daß es sehr zweifelhafte Elemente unter ihnen gicbt. Wie große llalamitäten dadurch hervorgerusen worden find, beweist die große Anzahl von Petitionen, welche die Beschränkung des Hausirhandels fordern. Wir gehe» dieser Forderung in dem Sinne nach, daß dem Handwerke und dem Kleinhandel ein Schutz gewährt wird, ohne daß man gleichzeitig den ehrlichen, berechtigten Hausirhandel schädigt. Ilm unseren Zweck zu erreichen, wolle» wir gewisse Waarenkatcgoricn von dem Vertrieb durch den Haujirhandel ganz ausgeschlossen wissen: geistige Gelränke, Cigarren und Tabak, gebrauchte Kleider und Wäsche re-, Putzwaaren und Luxusartikel, Gold- und Silbersachen, Lviellarieii, Staats- und Werthpapiere, Lotterieloose, explosive Stoße, Petroleum, Masse», Gifte, Arzneien und Geheimmittel, end luh Druckschriften und Bildwerke, die in sittlicher oder religiöser Be zikhung Aergerniß zu geben geeignet find, oder als Prämien ober in Lieferungen vertrieben werden. Auch das Ausstichen von Bestellungen aus Aaaren ,oll verboten werden, sofern die Bezahlung i» Rate» geschehen lall. Eine Ausnahme soll aber bei allen diesen Maaren bezüglich der vom Verkäufer selbst gefertigten Artikel gemacht werden. Ferner soll den Angehörigen einer Gemeinde der Haujirhandel für den Bezirk ihrer Gemeinde auch weiterhin im bisherigen Umfange, selbst mit sonst vom Hausirhandel ausgeschlossenen Maaren gestattet werde». Schließlich spreche ich mein Bedauern darüber aus, daß nach einer visiciösen Verlautbarung das Gesetz über den Hausirhandel erst in der nächsten Session an uns gelangen wird. Um so dringender empfiehlt sich die Annahme unseres Antrages. Abg. vr. S chneider-Nordhausen (dsr.): Bezüglich der Mander loger hat die Erfahrung im Regierungsbezirke Potsdam gezeigt, daß eine Besteuerung derselben sie wesentlich beschränkt. Es dürfte aber ein neues Gesetz um ihretwillen nicht nolhwendig sein. Dasselbe habe ich vor acht Tagen schon bezüglich der Einengung der Consum vereine dargclegt. Ten Schwerpunkt der heut« zur Discusston stehenden Anträge bildet die Beschränkung des Hausirhandel«. Ich kann aber nicht einsehen, wie gerade diese Anträge geeignet sein sollen, die Schäden und Auswüchse deS HausirhandelS zu beseitigen. Es scheint mir vielmehr die Befürchtung nahe zu liegen, daß gerade die tüchtigen Elemente sich vom Geschält zurückziehen werden. Man motivirt die Beschränkungen mit der Nothwendigkeit, den Mittel- stand zu schützen. Aber einen großen Theil der Hausirer muß man doch auch zum Mittelstände zählen, und viele derselben fuhrt man durch die hier vorgeschlagenen Beschränkungen direct dem Ruin entgegen. Man redet so viel gegen bas Ausschwatzen der Maaren. Gegen dieses Ausschwatzen bildet aber doch die haare Bezahlung, welche der Hausirer beansprucht, ein wirk sames Gegengewicht. Viel schädlicher ist das von stehenden üleschasten geübte Aufschwayen, wenn die Abgabe der aufgeschwotzten Waaren in Raten geichehen kann. Dazu kommt, daß die vom Haujirhandel ausgeschlossenen Waaren nicht genau bezeichnet sind Bas sind z. P. Luxusartikel? Was für den Einen Luxus ist, kann für den Anderen doch sehr gut Bedürsniß sein. Wie kann man ferner, um den Vertrieb von Hintertreppenromanen za verhindern, alle Lieserungswerke vom Hausirhandel aus- schließen? Sollen ferner die Hausirer durch besondere Ursprungs zeagnißt darthun. daß die von ihnen gehandhabten Maaren handwerksmäßig hergestellt sind? Biele Schwierigkeiten werden Lea Hausirrrn auch durch die verschiedene Handhabung der Erlheilurig von Wandergewerbescheinen bereitet werden Dieselbe soll von dem Bedürsniß abhängig sein. Die Bedürsniß frage wird aber in den verschiedenen Regierungsbezirken ganz ver schieden gebandhabt werden. Mit einer solchen Regelung der Be dürfnißfrage durch den Staat arbeiten Sie übrigen- dem jocialistischrn Staat entgegen. Sie schaffen ferner zwei Arten von Haujirhandel, kmeu von Bezirk zu Bezirk wandernden uud eine Art alten gefesteten Hausirhandels, der innerhalb de« Gemeindebezirks seine angestammten Vorrechte hat. Damit schaffen Sie naturgemäß Unzufriedenheit und Rivalität zwischen de» Hausirrrn leibst. Alles das beweist, daß Sie nicht inl Staude waren, die Materie gesetzgeberisch vollkommen zu regeln. Da« haben Sie selbst wohl auch gefühlt, indem Sie manches dem Bundesrath überließen. Wo man eben nicht weiter kann, da nimm du, Bundesrath. der Sache dich an. (Heiterkeit.) Für uns ist aber eine solche Vorlage nicht annehmbar. Sie wird auch weder bei den Hausirrrn, noch bei der Industrie, noch endlich bei Hand werk und Kleinhandel Beifall finden, denn Letztere werden bald genug einsehen, daß da» Gesetz ihnen den in Aussicht gestellten Schutz nicht bietet. Wir sind daher auch mit den verbündeten Re gierungen darin einverstanden, daß man die Regelung einer schwierigen Materie nicht aus dem Aermel schütteln darf. Mir empfehlen Ihnen die Ablehnung der Vorlage, baden indeß gegen eine Verweisung derselben an eine Commission nichts Wesentliches einzuwenden. Abg. v. Strombeck (Centr ): Daß Mißstände im Hausirgewerbe bestehen, wird von keiner Seite verkannt. Nach den uns zugeaau- geneii Petitionen zu urtheilen, übertreibt man ober dabei. Man darf hier nicht generalisiren. Man muß ferner anerkennen, daß der Hausirhandel in vielen Gegenden ein Bedürsniß ist und daß nicht nur er, sondern auch diese Gegenden noch Annahme deS Gesetzes beeinträchtig» werden. Ich habe deshalb den Antrag meiner poli tischen Freunde nicht mit unterschreiben können, kann auch nicht wünsche», daß es zur Annahme gelange. Ich stimme dem Abg. vr. Schneider vollkommen darin zu, daß der Antrag erheblich über das Ziel hinauslchitßl, daß er ferner zu unverständlichen Auslegungen ähren wird, weil manche Bestimmungen zu unklar sind. Da» Ge- etz würde somit nicht Auswüchse de« Hausirgcwerbes beseitigen, sondern zu einem wesentlichen Theile dieses lelbst. Wir müßten das Gesetz einer Commission überweise», um den Versuch zu machen, die Bestimmungen desselben so umzugestalten, daß die ihm heute entgcgeiisiehenden Bedenken beseitigt werden. Abg. Holtzmann (nat.-lib.): Ich ergreife das Wort gegen die Anträge, weil ich aus einem Wahlkreise stamme, der durch Annahme der Anträge schwer geschädigt werden würde. Man muß doch die Sache im richtigen «inne betrachten. Ta lausen dann alle unS zu gegangenen Petitionen aus den Refrain hinaus: Schafft uns eine läsiige Loncurrenz vom Halse. Die meisten Petitionen stammen eben nicht aus dem Publicum, das angeblich durch die Hausirer geschädigt werden soll, sondern aus dem Kreise der Gewerbetreibende». Tas deutsche Publicum halte ich auch gor nicht für jo dumm, daß es sich wcrtdloje Tinge zu bobem Preise ausschwatzen ließe. Die Klagen des Petenten über Beeinträchtigung durch Len Hausirhandel sind aber übertrieben Dazu kommt, daß der Entwurs Bestimmungen enthält, die zu ganz vcrickiiedenen Auslegungen führen können, und daß er die Auswüchse deS Hauiirhandeis gar nicht trifft. Dagegen wird der solide Hausir> Handel iheilweise unmöglich gemach», so im Erzgeöirge, wo doch, so paradox das klingen mag, der Hausirhandel zur Verbreitung der Bildung und Intelligenz bcigcirageu hat. Lassen Sie doch die Leute, die Schutz gegen die Hausirer beanspruche», sich selbst schützen, indem sie bei Hausirrrn nichts kauseu. Abg. Bock-Magdeburg (Soc ): Ich weiß nicht, ob Herr Acker mann sich je die Mühe genommen hat, einen Hausirer bei ihrem mühsame» Erwerbe zu beobachten. Er würde sonst »ich! von ihrem leichten Gewinn gesprochen haben. Man bekämpft auch nur den Haujirhandel im Kleinen, nicht aber de» großen, de» Firmen wie Rudolf Hertzvg und Meh L Edlich durch Verbreitung ihrer Prospect u. s. w. treiben. Dieser Haujirhandei ist aber weit umfangreicher uud schädlicher für Leus Kleinhandel. In viele» Gegenden hängt die Bevölkerung ganz und gar von dem Hausirhandel ab. Diesen beschränken, heißt also die Gegenden direct schädigen. Dabei muß einem doch der Gedanke kommen, daß der Endzweck des Gesetze« die Unterdrückung des ge> lammten Hausirhandels ist. Wie könnte man denn sonst generell von dem Hausirhondti als von einer wahren Landplage reden. Das ist doch eine Behauptung, die ich dreist und, ich möchte jagen, nieder trächtig nennen möchte. Die Herren auf der Rechten handeln auch hier ganz gegen ihren sonstigen Grundsatz, die Interessen der Land wirthschast zu schütze», direct entgegen. Tenn die Landbevölkerung betrachtet den Hausirhandel als einen Segen. Aber auch dir Be Häuptling, daß man mit der Beschränkung des Hausirhandels die Handwerker und Kleinhändler schütze» könne, trifft nicht zu. Hand werter und Kleinhändler bedienen sich ja osl der Hausirer, um ihren Absatz zu erhöhen. Aber selbst wo das Handwerk in dem Hausirhandel einen Concurrenien sieh», wird es bald genug wahr, nehmen, daß ihm mit solchen Mitteichen nicht mehr zu Helsen ist Tas habe ich schon in der Debatte über den Befähigungsnachweis näher auSgesnhri. Wir werden deshalb auch dies« Anträge abichnen (Beifall bei den Socialdemokraten.s Abg. vr. Clemm-Ludwigsbasen (nailib.): Es ist Thalsache, daß sicher ansässigen Geschäftsleuten durch die Hausirer schwerer Schaden zugesügt wirb. Das Hai sich uoch verschlimmert seit Einsührung der Sonntagsruhe, und man darf deshalb Li» Sache auch nicht aus die lange Bank schieben. In meinem Wahlkreise kenne ich durchaus nicht nur solide Hausirer, und auch von anderwärts habe ich meine Erfahrungen bestätigen hören. (Sehr richtig! im Cenlrum > In dem Entwurf des Crntrums ist allerdings manches ganz unausführbar Abg. Boeckei (Bniisemit): Wir freuen uns, baß endlich etwas gegen die Abzahlungsgeschäste und den Hausirhandel geschehen soll. Unter den Erster«» versieben wir jene Geschäfte, in denen alle mög lichen Gegenstände gegen Abzahlung zu haben sind. Dies« Geschäste sind eS, gegen die wir eiiijchreiten wollen, sie schädigen unsere Hand werker und Kleinhändler. Diesem Uebeistoiide werden wir auch nicht eher abhelsen, als bis der Grundsatz zur Geltung gekommen ist, daß bandwerksmäßig kergestellte Waaren nur von den Erzeugern selbst verkauft werde» dürfen. Dem Umstande, daß dos Handwerk im Mittelalter da? Berkauss- monopol für seine Erzeugnisse batte, verdankt es gerade seine Blüthe. Wanderlagcr und Ausverkäufe von der Art, wie sie Abg. Ackermann erwähnte, müßten ganz verboten werden. Beim Hausirhandel gebe ich zu, daß es hier und da nicht entbehrt werden kann. Wir müssen gewissen BevöikerungSclaffen, die sich nicht anders ernähren können, wir Invaliden und Krüppeln, die Möglichkeit dazu belassen. Aber der Hausirhandel hat aber einen zu großen Umfang angenommen. Er wird betriebe» von Leuten, die nur aus Hang zum Hondrtn, zuin Schnorren, zu dem Gewerbe gresi'e». Diese ind es, die eine Landplage, ein Unglück für unser Land werden Sie geben auch Waaren aus Credit und schwatze» Leuten Waaren auf. von denen jene, wenn sie »ach Jahre» die Rechnung kriegen, nicht mehr wissen, ob sie sic wirklich bekomme» und welchen Preis sie dafür zu entrichten haben. Ich stimme mit den Antrag- iellern vollständig darin überein, daß diese Art Hausirdondei be schränkt wird. Nach seiner Annadme würde ich sofort Taufende von Placoten drucken lasse» mit der Aufschrift: „Jüdischen Hausirer» ist der Eintrit verboten!" — und ich glaube, sch würde massen haften Absatz finden. Auch die Sonntagsruhe muß auf das Hausir- ^ewerbe ausgedehnt werden. Ich hätte ferner nichts gegen eine Beschränkung der großen Bersanbtgeschäfte. die uns ein Zeichen von der Macht des Capitalismus sind. Dagegen halte sch Len Vorwurf, daß wir den Interessen der Landwirihschast zuwiderhandelu, für durchaus unberechtigt. Schließlich wird der Antrag Ackermann abgelehnt: der ent- prechcndc, vom Centrnm beantragte Gesetzentwurf wird a» die AbzadlungSgeschäftS-Gesetz-Commission verwiese» Die Abstimmung über den vor acht Tage» berathcnc» Tdcil deS An trages Ackermann über die Consumvereine eigicbr 125 Anwesende, oinil die Beschiußuusahigkest des Hauses. Nächste Sitzung Frei- °g (Etat). Leipziger Trödel-Verein. Leipzig, 4. Februar. Immer Hai es Fräulein Angelika Hartman» verstanden, eine auserlesene Künsllerfchaar dafür zu begeistern, ihre edle Kunst in den Dienst der dohe» Idee» Fröbel S zu stellen. Wenn cs gilt, die Interessen des „LeipzigerFrobel- vereinS" zu fördern, der lhatkräflig für die Verwirklichung der Fröbel'jchcn Gedanke» cintrilt, dann sind immer Herzen und Hand« freudig bereit, ihr Bestes zu spende». Das war auch bei der Soiröe der Fall, welche gestern Abend >ni KrhsiaUpalasi slattfaiid, und sich durch ein vornehmes, reichhaltiges Programm, wie alle Veranstaltungen des Frühelvereins, auszcichncte Im ersten Theil eröffncte den Reigen der Vorträge die Sonate für Pianoforte und Violine (Kreutzer gewidmet», ^>l»r, von Beethoven, gespielt vo» den Herren Concertmeister Prill und Fritz von Bose. Tas geniale und inchl leicht zu bewältigende Tonwerl wurde von de» gedachte» Herren meisterlich durchgefütirt. Ta» Ensemble war ohne Tadel und Las Schcrzv-Finale von bewundcrnswerlher technischer Abrundung lind Sichert»'». Bei dem Adagio entwickelte der Künstler einen bestrickenden Wohl laut und wahrhaft singende Töne entströmte» dem Instrument. Herr Concertmeister Prill dew.ihric feine Mkislcrschoit aus der Violine außerdem durch einige Soloslucke, von denen namentlich das „Adagio" von Spohr, das inil lieblicher Innigkeit wledergrgede» wurde, und die mit Bravour durchgeführte „Mazurka" von Zarzickn. bei der die hoben Flageoletttüne trefflich gelange», hcrvorgedobc» lein sollen. Herr Fritz von Bose ist ei» seingebildeler, vornevmer Pianist. Er bewies das nicht nur bei der discreten und exactcn Clavierbegleilung, solider» auch bei den Solosiucken für Pianoforle, einer Etüde von Chopin und einer Ballade lkiiivll) von Reincckc, bei denen er eine virtuose Technik enlwickeltc. Der herrliche Blüthncr'sche Flügel trug das «einige zum Gelingen der Vorträge bei. Fraul. Therese Rothauser, das ehemalige beliebte Mitglied unserer Lper, bot sechs Liederspeuden, die wie alle Vorträge mit raulchendem Beifall ausgenommen wurden Bei dem Liede: „Ja überselig" von Eckert entwickelte sie eine Tonfülle uud eine» Wohl> klang der Stimme, daß die Zuhörer von dieser üherguellenden Selig keil mit hingerissen werde» mußte». Mit dramalischer Steigerung und lebensvollem Ausdruck brachte sie Bungert'S Lied „Sein Weib zur Geltung. Im zweiten Theile fand eine Recitativn der Baumbachschc» phautasievollen Alpenfage „Zlatorog" durch Frau Gerhardt Wilhelm statt, welche es wieder trefflich verstand, der besiedle» epischen Dichtung zu durchichlagender Wirkung zu verhelfen. Frau Gerhardt-Wilhelni sprach mit großem Verständnis!, ihr Vortrag war sein jchattirt und irde Pointe glücklich herausgedoben. Erhöht wurde der Zauber der Dichtung durch die kuiistlerisch arrangirle» lebenden Bilder, um welche sich Herr Hofthcalermalcr E. Freier verdient gemacht hatte. Tie Bilder: „Aus den Gipfel de« Triglov „Aus der Komna-Alm", „Die Lieb' sie zu einander zwang", „Beim Tanz", „Jerika's Gebet", „Die Macht des Goldes" und „DeS Trentajägers Ende", gaben die effektvollsten Partie» der Dichtung wieder. Die Zilherbegleitung zu den lebenden Bildern halte der ZithrrvirtuoS und Zitherlehrer E. Kindlcr übernommen, der sie mit der ihm eigene» Feinheit und Zartheit ausiührle. Daß auch den lebenden Bildern verdienter Applaus gespendet wurde, war z» erwarten. Diese Rccitationen mit lebenden Bildern sind eine Specialilät der Ausführungen des Frühelvereins, und er hat bisher ausnahmslos einen glücklichen Griff mit ihnen gclhan. Nach den Borträgen war ein geselliges Beisammensein im Theatersaale geplant. ll. kr. unentwegt daraus bedacht war, „uns immer scstcr cinzusügen in das sittliche Bewußtsein kor Nation". Persönlich lieben« würtia, laclvoll und entgegenkommend, bat l>> v Bojanowsli dem Stanke der Tagcsschriststellcr rin würdigcs Prestige gegeben und sich in Stadt und Land die reichsten Svmpathicil erworben, die auch nie durch eine abweichende politische An schauung beeinträchtigt wurde. Hoffentlich wird seine ge wandte Feder der Presse nicht ganz entzogen bleiben! bö. >V>i. biomo ino impnao luovüüil". dieser late»-« nischc Ausspruch, der an Goethe» Heidenröslein gemalmt, wird jetzt von Koder Stelle ans citirk. Woher? Aus Lein Orteusstatl» des schottische» Königs Jacob V. (1540), bc ziebcntsich tcs englischen Königs Jacob II. (1087). Der betreffende Orte» besteht noch beule. Es ist der Sr Andreas oder Distclorden. Die Distel ist das Nationalzeichcn Scholl lants, wie die Rose das von England. Die Devise des rdciiS lanlcl: biomo me impuiie luee-unt: „Niemand fordert mich ungestraft beranS" Die Ritter tragen diesen Spruch ans einem runden Schildchen, das an einem dnnkelgriine» Bande über die linke Schulter bängt, sodann aus einem Stern mit ciiicm weiße» goldgeränkcrkcn Kreuze, das eine blühende Distel auf goldenem Schildchen ciilbätt. Der Wablspruct' bezieht sich eben aus die stachelige Pflanze, deren Berührung beim Aiigreiscn verletz!. Dieselbe Devise habe» auch die edle» Familien Irwin und Nettles, auch hier mit besonderer Beziehung auf die Stechpalme und die Nesseln im Wappen. — Königshirttc, l. Februar. ^Telegramm.) Im BiSmarckschacblc ist ei» gefährlicher Grubenbraud ausgcbrochen. Ein Steiger und 20 Bergleute sind betäubt berausbcsördcrt worden. Ter Schaden ist ganz bedeutend, der Brand jedoch gelöscht. --- tsiur sensationelle sitrschichle meldet das „Lodzcr Tag blall". Im Jahre 1881 Narben die Besitzer der im Brzezincr Kreise gelegenen Guter Ostn», die Eheleute Iödcbski rasch hinter einander und hiiitcrlicben als einzige Erbin eine zehn jährige Tochter, welche nnler die Bormuiidschaft deS Bruders hres Paters gestellt und von diesem Verwandten, die im Lnbliner Gouvernement wohnhaft waren, zur Erziehung über geben wurde. Nach cinigcn Jahren reichte der Vormund bei Gericht einen Todtenschei» seines Mündels ein und trat nach Erledigung der »ölbiacn Förmlicktciten als nächster Erbe Las Eigenlkum und die Verwaltung der Güter an. Vor einigst Ze» tauchte »un plötzlich das angeblich längst verstorbene Matche» aus unk machte bei Gericht ihre Erbausprüchc gellend, vergebend, daß ibr Vormund seinerzeit einen Todteiischciii gefälscht habe, um sich i» de» Besitz der Güter zu setzen, und das Gericht ordnete Erhebungen an. So wurde unter Anderen dieser Tage ein Herr aus Lodz, der die Eltern des Mädchens und dieses selbst genau gekannt Hai, vorgelate», und er ist der Ansicht, daß man cs hier mit keiner Schwind lerin zu thun habe, fontern, daß die jetzt plötzlich Ausgctauchle wirklich die totlgcsagle Erbin der Osiny'schen Güter sei. vermischtes. Weimar, 3l. Januar. Mit dem beulige Tage scheibet der Redaclcur der „Weimarischen Zeitung", Her Ged. Hofrath vr.P. von BojanowSki, aus seiner Stellung um die ihm übertragene» Fnnclioncn eines Lberbibliolhckars an der hiesigen grvßkerzogl. Bibliothek zu übernehmen. Ter Genannle bat sein journalistisches Aml an der allezeit vor nehmen „Wcim. Ztz." durch säst drei Decennicn bekleidet Wie hochgeachtet dieser durch Geist, Gemüth und Fleiß gleich ausgezeichnete Mann stets tastand, bewies die Frier seines sünsuntzwanzigjäbrige» Jubiläums als Leiter der genannten Zeitung, die zwar niemals einer einzelnen Partei gedient wobl aber stets die Gesammlintcrcsscii reS Vaterlandes in geschickter, objektiver und warmer Weise vertreten hat, die Aus dem Geschäftsverkehr. 5 Ter „Consectionnir" berichtet in seiner Nummer 3 über eine i neue» reinieidenen TccoralionSstvis, bergeslellt von de» Wurzener Teppich- und Velours-Fabriken, und rühmt a» diesem »ciicn Gewebe, „Velour.-- >1' IW >orr,-no" genannt, bie hervorragendsten Eigenschaften, welche auch die knnsllersiche Leitung der Auslielluug des deulicne» Reiche» >u Ebicagv veranlaßt baden, solchen für die Tecvralivu der deiresieuden Raume zur Anwendung zu dringen. In Leipzig ball die Finna F. Li Schul;, künig>. NichjiNlier und Herzog!. atleliburgiicher Hrülieicraiil, Griminaische Straße, welcher bclannlsich der Alleinverkauf der Fabrikate der Wurzener Tevl'ick: n»b Velo»rs-Fal»i!e» übertrage» >sl, stets c>» reiches Farbenjoriinieiit dieses Planstes aui Lager und ist derselbe gegenwärtig im Schanienster der Firma ausgeiiellt. — Gleichzeitig jei aus ei» Meisterwerk der Teppichkniipserei biiigcwieie». Las gegenwärtig gleichfalls die Ausstellung der Firma ziert. Es ist die« ei» ,n den Wurzener Fabriken gearbeiteter großer Smyrna- lcvvich, genau »a.st einem .m Besitze der Kaisen» Friedrich bcsind- sichen alten Lrigiuasieppcch. Rsch Schluß der Redaktion ciilaegangen. Csse», l. Februar. Die „Rheinisch westfälische Zig." meldet: Heule früh fand aus der Zeche „General Blumen tbal" bei Recklinghausen eine Explosion schlagender Weiter stall. >7 Personen wurden sofort gctvttct und 18 verwundet, einer der letzteren ist bcrcltü im Krauienhausc gestorben. * Wik», k Februar. Der Prospect der Länderbank, tc- tressend die Subscriplion des Tbcilbelragcs von 32 (».'>(» WO Francs dcr scchsproccntigeil bulgarischen Staats bypotbckar-Anleihe, setzt dcn Subscriplionslag aus den 0. Februar fest. Ter SnbscriplionSprciS betrag!'32^i Proc. in Gold. * Pctcröbiirg, 1. Februar. Ein Syndikat der hiesigen leitenden Banken übernahm die Obligationen dcr Libau- Nomnyer Eisenbahn. Fersilletsn. „Mit bischöflicher Approbation". »Zur Zeit, da Straßburg mit Frankreich vereinigt wurde, fand man nolhwendig, im Münster von Straßburg ControverS- »rediztcn einzusühren zur Brlehruna der Katholiken und zur Abwehr der protestantischen Irrlehren, die seit zwei Jahrhunderten in der Stadt und tbeilweise aus dem Lande herrschend geworden. Es wurde die Congregation der Jung frauen, ControvcrSjungsrauen genannt, errichtet und von der Kanzel herab wurden die Jrrlhümcr in Fragen und Ant worten deutlich dargrlegt und widerlegt." So ist in dcr Vorrede eine« vor Kurzem mit Erlaubniß de« Bischofs von Straßburg in neuer Bearbeitung erschienenen .ControverS-KatechiSmuS für Katholiken und Protestanten" wörtlich zu lesen. In dieser Weise macht man e- dem katholischen Volke de- Elsaß mundgerecht, «>e eine alte deutsche Reichsstadt unter der Mitwirkung eine- verrätberischen deutschen Bischofs an Frankreich verloren ging, und wie man einer fast ausschließlich evangel. Gemeinde ihr GottesdauS, da- altehrwllrdige Münster, raubte, um von seiner Kanzel herab mit allen Mitteln an der Bekehrung der Ketzer zu arbeiten Um die deutsche evangelische Stadt sranzösisch und katholisch zu machen, dazu waren die Jesuiten vor Allem auSrrsehen. Und ein Jesuit, der k. Joh. Jak. Scheffmachrr (1668—1755), einer der eifrigsten Straßburger Controversprediger, ist auch der Verfasser de« „Controvers-Katechismus". den man beute, wie rS in der Vorrede deutlich heißt, „aus beson deren Gründen" ,so viel möglich unter da« gläubige Volk zu bringen" sucht*). Der Bischof von Straßburg aber, einer jener durch das Vertrauen der deutschen Regierung zu ihrer „ *) I- I. Echeffmncher. 8. T. .Licht in den Finsternissen", üontrvvers-Katechismus für Katholiken und Protestanten, enthaltend die Gegensätze der katholischen und protestantischen Lehre, Neue Ausgabe Vermehrt mit ttnem Nochtroge: Folgen und Früchte der Affirmation. Protests»tffche Schlagwönrr und Entstellungen. Als Anhang: Die christlich« Familie, eia Sittrnfpieael. Herausgeqeben Mn einem Priester der Dlöerse Stroßbnrg. Mit dlschSsllcher A»»r,Hatto». Straßburg im Elsaß. Druck uud Verlag vo» » L L» «oux P Co." Würde erhobenen „FricdeuSbischöfe", deckt durch seine Autorität diesen (bezeichnend genug anonymen) Versuch, aus- Neue, wie in den Tagen Ludwigs XIV., das katholische Elsaß dem evangelischen Deutschland zu entfremden. Wir wissen freilich, wie icsuitisch man neuerdings diese „bischöfliche Approbation" auSlegt, als ob eS nur hieße, daß dcr zur Prüfung be stellte bischöfliche Censor nichts dem katboliscbcn Glauben Widersprechendes in dem betreffenden Werke gesunden bade. Aber wir sind doch der Meinung, daß ein deutscher Bischof, der dem deutschen Kaiser, einem evangelischen Fürsten, den Eid der Treue geschworen hat, noch aus einiges Andere zu achten hätte. Darum sei auch eben an einem „mit bischös- licher Approbation" in die Welt geschickten Buch gezeigt, wie heute unter den Augen eines deutschen Bischofs und mit seiner Erlaubniß das katholische Volk ossiciell über den Pro testantismus, d. b. den religiösen Glauben der Mebrzahl des deutschen Volkes mit dem Kaiser an der Spitze belehrt wird. Daß Luther in der bekannten Weise schlecht gemacht wird, ist selbstverständlich. Nur eine Probe! Als Grund für die rasche Ausbreitung der Reformation wird (S. 189) angesübrt: „Den Fürsten gab er Kirckeogut, den Mönchen Weiber, dem gemeinen Volke Freiheit und Fleischeslust, Habsucht, Unbändigkeit. — Damit reichte Lulber auS, und solches er klärt da« rasche Zunehmen de« LutherthumS." — Dem An denken der Männer der Reformation kommt ja kein schützender Paragraph zu Hilfe, wie dem Rock zu Trier. So kann dcr „EontroverS-KatcchiSninS" unbedenklich alle allen Jesuitcnlügen über Lutber und die Reformatoren wieder aus- wärmen und dem „gläubigen Volke" als neugebackene Wahrheit darbietcn. Aber vaS müßte ein trauriger Protestant sein, der sich durch diese« von dcn Jesuiten ausaestecktc „Licht in den Finsternissen" auch nur im Geringsten anfechtcn ließe. Doch nickt gleich barmlo« ist, was hier über die beutige evangelische Kirche „mit bischöflicher Approbation" vorgetragen wird. Ta wird ja daS „gläubige Voll" ausdrücklich belehrt, daß eS ein Recht habe, dir Evangelischen als .Fketzcr" zu bescbimpsen (S l8l). „Kann man Luther und seine Anbänger unter die Jrrlehrer zählen? Mit allem Reckte; weil sie nicht blo« in einem Puncte, sondern in vielen »nv ven wichtigsten Puncte» dcn Lehren der unfehlbaren Kirche widersprechen Allein sie ärgern sich und kalten eS als einen Schimpf, Ketzer geheißen zu werden Tdut un« leid darum: allein man muß doch da« Kind bei seinem Namen nennen. Der hartnäckige Jrrlehrer ist ein Ketzer und der Ketzer ist ein Jrrlehrer." (S. 181-Gleiche Friedfertigkeit athnict die Belebrung, die der „Eoutrovcrs Katechismus" über den evangelische» Gottesdienst giebl. <S. 163.) Die Evangelische», „die Feinte der Ecrcmvnic». baden doch auch gewisse Gebräuche cliigcfübrt, ihre» Gottes dienst zu beben. Welche Gebräuche? Einen sogenannte» Altarlisch, der aber kein Allar ist; dem Prediger bängc» sie einen Habit um, wie der eines Advocaten; sie haben Orgeln und singen Lieder, maiichniat alle katholische Kirchenlieder und dergl. Endlich baden sie auch alle katholische .Kirchen gern und läuten niil Glocken." Das wag! heute ein deutscher Bischof mit seiner Erlaubniß drucken zu lassen! Wohin treibe» wir in Deutschland? In gleich hämischer Weise werden die evangelischen Pfarrer des Elsaß behandelt. Schon S. 2t beißt cs. „daß die Lutheraner weder Priester noch wahre Seelsorger haben", und S. t72 lesen wir: „Hallen sich die Protestanten im Elsaß an die AugSburgischc Eonscssion?" Sic nennen sich Kirche der Augsburgischen Eonsession, machen aber kurze» Proceß mit ibr. Die lutherischen Prediger im Elsaß sind fast ausschließlich reine Rationalisten, die nach dieser Eo»- fession nicht fragen und nicht an die Gottheit Ehrisli glauben." Mit ganz besonders düsteren Farben werden die sittliche» Zustände in der evangelischen Kirche geschildert. Dadurch, daß „Luther und seine Anbängcr" den Geistlichen die Hcirald erlaubten, „machten sie sich einer unauslöschlichen Schmach Wider die Sittlichkeit schuldig". (S. 178.) „War das Sitten verderben groß? So groß und so tief, daß man es kaum ermessen kann Es herrschte an de» protestantische» Höfen und verpestete da« Volk. Woher weißt du solche«? Aus den Ge ständnissen der bedeutendsten protcstanlischc» Schriftsteller. ES ist nicht nolhwendig, dir katbolischc» Geschichtschreiber;» frage», die protestantischen wissen besser, was in ibrein Hause geschab, und sagen eS deutlich genug. Weber kam diese« allgemeine sittliche Verderben? Aus der lutherischen Lebrc selber und ans dein Mangel an geistlicher und weltlicher Gewalt, dem Strome der Lasterhaftigkeit Einbalt zu «bnn. Wie wirkte dieses Lasterleben anss Volk? Es laßt sich denken, daß das Bei spiel von oben >n die Volksschichten emdrang und eine Ver derblich der Sitten erzeugte, wie man noch kein Beispiel gesehen " (S. 204 s.) Lntber, „der die Grundlage der christ lichen Ordnung in der Welt zerstörte, den christlichen Ge horsam und damit alle Bande de« Friedens und der Wobl- fabrt der Völker auslöste", ist „der Urheber der Revo lution". (S. 2o>.) So ist auch die Reformation allein schuld au dem heutigen Materialismus, AlbeismuS und Nihilismus. „Wem bat die Menschheit diese Zustände zuzn schreiben? Aus Allem, was bisher gesagt ward, sind cs die nvlbwcntigcu Folgen der Reformation, die de» Grund dazu legte." (S. 2l9> Ganz erleichtert athmct man aus, wenn man zum Schlüsse liest, daß dcr meiischcnsreundlichc Jesuit für die durch die Reformatio» an de» Rand des Verderbens gebrachte Menschheit dock »och eine Rettung weiß. „Kanu uns gegen die sociale Revolution, die täglich drohender bcran naht, nickls schlitzen? Es giebl cui Mittel, ei» einziges, aber niifchlbarcs. Es heißt: „Kehret um »uv zurück zur heiligen Kirche, zur Oucllc der Wahrbeil und Tugend, und die mcnschlichc Gesellschaft ist gerettet. Ist dies Mittel aber nick» unmöglich? Rem, cs liegt bei der Haut. Die katbolischc Kirche müßte volle Freiheit habe», ihre Thäng teil der armen Menschheil zu wiLmeu, und dcr Staat müßte einsichtsvoll genug sei», dcr -Kirche kräftig a» die Hand zu gehen. Darin wäre Heil. Je länger aber gewartet wird, um so schwerer wird die Heilmig sein, weit das Böse reißend überband nimmt." (S. 219 f.) Da« sind nur so ein paar Probe» dieser aus« Neue wieder dem katbolischc» Volke als geistige Nahrung dargebolcuc» Wcisbeit der Jesuiten, dieser Todfeinde des deutschen evan gelischen Geiste«, die bellte wieder lauernd vor dcr Tbür sieben, um, wie vor 20» Iabrcn a>« Sendlinge Ludwig s XIV.. an dein durck die Reformation und ihre Folgen „zerrütteten" armen Deutschland ihre „reitende" Arbeit zu beginne». Diese Iesuitenweisbeit selber freilich ist all und darum wenig wirk sam Neu aber ist es, daß deutsche Bischösc allmälig so offen sich zu Verbreitern dieses jesuilischcii GislcS machen, link daß die in» Erlaubniß dieser Bischöfe ausgcstreutc Saat sebr rasch ansängt, Früchte zu zeitigen, tas zeigen gerade »n Elsaß die immer mehr sich häufenden Beispiele von Fana tismus, die unter der in solch jesuitischem Geiste erzogenen Geistlichkeit Vorkommen. Jener junge Vicar, der am 9. d. M. vor dem Landgerichte in Mülhausen i E. dcr .Beschimpfung trS protestantisch christlichen PricsterlbumS, de« protcstanlisch christlichen Begräbnisses und der AnilSIracht" überführt und zu einer Gesängnißstrase von 3 Monate» verurtbeilt wurde, bat, das werde» wohl die angesübrlen Stellen gezeigt baden, nur im Geiste und nach dem Reccpte des mit „bischöflicher Approbation" für die Elsässer Katholiken bestimmten „Eonlro» verS-Katechi-mu«" gehandelt. (Schwab. Merkur.).^
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