dazu übergingen, sich selbst Tempel zu setzen, in denen die Verehrung in oxtiwa. torwa, vor sich gehen könne. Derartige Tempel errichteten sich Amenhokep III., desgleichen Alexander der Große und zahlreiche andere Herrscher des Altertums. Trotz aller geistigen Fortschritte wurden solche widernatürlichen Zustände im alten Rom nicht besser, getreulich ahmten die römischen Kaiser ihre orientalischen Vorbilder nach, umgaben sich mit göttlichem Glanze und ließen sich göttliche Ehren erweisen. Zuerst wurde diese Sitte, und zwar gleich in großem Maß stabe, von Cäsar angewendet. Durch den Senat dekretierte er Gebete und Ge lübde für sein Wohl, er befahl, daß sein Bild in einem Tempel aufgestellt und angebetet werde, ferner, daß diesem Bilde Opfer durch eine eigene Priesterschaft dargebracht würden. Nach seinem Tode wurde Cäsar förmlich als Gott erklärt, für „äivu8 Oulirw". Dieselbe göttliche Verehrung wurde Augustus sowie seinen Nachfolgern zu teil. Augustus wurde als „Friedensbringer", als Be gründer einer neuen Aera, mit welcher das goldene Zeitalter wiederkehre, ge feiert. Im Staatssolde stehende Hofpoelen lieferten überschwengliche Verherr lichungen, förmliche Apotheosen des noch lebenden Fürsten.*) Man that Gelübde und Schwüre bei Augustus Namen, zum Zeugnis, daß nichts ähnliches dagewesen sei, nichts ähnliches kommen werde. — Nur sehr wenige Imperatoren enthielten sich derartiger verwerflicher Reklamemittel, sich die Verehrung des Publikums zu sichern. So Tiberius, so auch Vespasian, der darüber spottete, indem er in seiner letzten Krankheit ausrief: „O weh, ich glaube ich werde ein Gott!" Den Glauben an die Göttlichkeit, an den göttlichen Ursprung, an das Gottesgnadentum der Herrscher suchte man durch vielfältige Legenden von ge heimnisvollen Offenbarungen, von angeblichen Wundern und Bethätigungen über irdischer Mächte nicht nur festzuhalten, sondern auch zu provozieren. Beim Auftreten, beim Hinscheiden, bei bedeutsamen Ereignissen im Leben großer Regenten wurde das ganze Weltall als in größter Mitleiden schaft befindlich hingestellt. Die Erde bebt, die Sonne verfinstert sich und Tote stehen auf. Als Augustus in Rom einzog, umgab sich die Sonne bei heiterem Himmel mit einem Kreis, gleich dem Regenbogen; darauf schlug der Blitz in das Grabmal der Julia. Beim Antritt seines ersten Konsulates er schienen ihm, wie dem Romulus, zwölf Geier, und alle Opfertiere wiesen gün stige Zeichen. Den Ausgang aller Kriege wußte er vorher. Als bei Bononia die Truppen der Triumvirn sich vereinigten, stürzte ein auf seinem Zelt sitzender Adler sich auf zwei Raben, die ihn von der einen und andern Seite angriffen, und warf sie zur Erde — was das ganze Heer auf die künftige Uneinigkeit unter den Triumvirn und den Ausgang des Kampfes deutete. Da er bei Actium *) Bender, Rom und römisches Leben, S. 439.