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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.02.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-02-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950223023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895022302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895022302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-02
- Tag1895-02-23
- Monat1895-02
- Jahr1895
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LS42 einem selbstständigen Reich«-Colonialarnte erweitert würde, mir e'mem StaatSsecretair an der Spitze, unter dem eine ExceUenz ja dienen könnte. Aber es ist zur Zeit gar keine «»«sicht dafür vorhanden, daß ein selbstständige« Colonialamt errichtet wird, und es vürfte daher nur der zweite AuSwea übrig bleiben, die Stellung dcS Gouverneur» von Deutsch-Ostafrika etwa« hcrabzumindern, ihm den Titel „Excelleuz" zu nehmen und ihn, wie auch den Gouverneur von Kamerun, als „Landeshauptmann" mit den Landes hauptleuten der übrigen Colonien in eine Linie zu stellen, wobei ihm, den größeren Repräsentationspflichten entsprechend, fein höhere« Gehalt ja belassen werden könnte. Der Coanvandeur der Schutztruppe könnte dann in den rein militairischen Angelegenheiten vielleicht selbstständig gemacht werden, müßte im klebrigen aber dem Landeshauptmann unterstellt bleiben. Nach Lage der Dinge dürfte dies noch der einfachste und beste Weg zur Lösung der bestehenden Schwierigkeiten sein." * Berlin, 22. Februar. DaS „Neue Wiener Tagblatt" ließ sich au« Hamburg berichten, daß anläßlich der Eröffnung de» Nordostsee-EanalS, welcher Kaiser Wilhelm an der Spitze der deutschen Fürsten anwohnen werde, eine Monarchen-Zusämmenkunft ftattfiuden solle. ES seien Einladungen an den Kaiser Franz Josef, den König Humbert und den Kaiser Nikolaus ergangen, welcher letztere sein Er scheinen bereit» zugesagt habe. Die „Kreuzztg." bemerkt hierzu: „So weit die uns von verschiedenen Seilen zugehenden Berichte reichen, ist man zwar nirgends in der Lage, die Meldung zu widerlegen, allein lediglich deshalb, weil bisher nirgends von einer solchen geplanten Begegnung oder von Einladungen, die an die erwähnten Monarchen gelaugt seien, etwas bekannt ist. Da eS sich um eine Feier, die erst am 20. Juni stattfinden soll, handelt, so versteht es sich wohl auch von selbst, daß bisher keinerlei bestimmte Dispositionen getroffen sein dürften. Daß ein bezügliches Gerücht in Hamburg ausgetaucht sein mag, ist möglich, und warsckeinlich hat der Correspondent de« erwähnten Blattes mit der Veröffentlichung desselben nur bezweckt, der Sache auf den Grund zu kommen, ob nämlich an dem Gerüchte etwas Wahres sei. Sollte dem selben, waS sich, wie gesagt, vorerst weder bestätigen noch abweisen läßt, etwas Wahres zu Grunde liegen, so würde sich die Bedeutung einer solchen Monarchenzusammeukunft, auch wenn sie lediglich der Theilnahme an der Eröffnungs feier des Canals gelten und keinerlei politischen Zweck haben sollte, von selbst ergeben und sich Jedermann der Gedanke aufvräogea, daß man hierin ein symptomatische« Zeichen für die Beziehungen de« Zaren zu denMonarchen der Dreibundstaaten, und für jene Rußlands zu diesen, zu erblicken habe." — Der Kaiser begab sich gestern Abend 8>/r Uhr nach der hiesigen russischen Botschaft, begrüßte daselbst den Groß fürsten Michael von Rußland und geleitete ihn nach dem Schlöffe, wo um 9 Ubr die Abendtafel stattfand. Kurz vor 11 Ahr verabschiedete sich der Großfürst von dem Kaiserpaar - und fuhr vom Schloß direct nach dem Bahnhöfe Friedrich straße, um die Reise nach Petersburg fortzusetzen. (Wieder holt au« einem Theile der Auflage.) — Dok „Militair-Wochenblatt" meldet unterm LI. Februar, daß der General der Artillerie v. Lewin Ski, commandirrnder General de» 6. Armeecorps, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit Pension zur Dispositon gestellt worden ist. — Der mit der Führung des General-ConsulateS in Kapstadt betraute Assessor Golineli wird, der „N. Pr. Z." zufolge, nach Ablauf dieses CommissorimnS in die Verwaltung von Südwest-Asrika eintreten. — Der „Post" entnehmen wir: Anläßlich deS 80. Geburts tage» des Fürsten Bismarck werden in sämmtlichen Lehr anstalten Berlins Festacte und patriotische Feierlichkeiten statt finden. Die bester» Schüler sollen durch Erinnerungsmedaillen ausgezeichnet werden. Die Radfahrer-Vereine beabsichtigen, Gratulations-Depeschenfahrer nach Friedrichsruh zu senden. Seitens des Magistrats wird sich eine Deputation zum Fürsten begeben. Die hiesigen conservativ - antisemitischen Bürgervereine werden ebenfalls eine Abordnung nach Friev- rich-ruh entsenden und eine Adresse überreichen. In Berlin werden sich die Mitglieder der Bürgervereine zu einer großen Feier in Form eines CommerseS vereinigen. — Dem Vernehmen der „N. Pr. Z." nach wird di« neue Rang- und Quartierliste der preußischen Armee und res 13. (württembergischen) ArmeecorpS für 1895 nach dem Stande vom 1. Mai d. 2. gegen den 20. Mai zur Ausgabe gelaugen. — Herr von Egidy giebt in seinem Organe, in der „Versöhnung", Aufklärung über die Angabe der „Kreuz- zeituog", daß er an Hofprediger Stöcker eine Heraus forderung habe ergehen lassen. Darnach datirt der Vor fall, den die „Kreuzzeituug" meint, aus dem Jabre 1891. Herr v. Egidy fühlte sich durch Aeußerunaen, die Stöcker in einer Pastoral-Eonferenz zu Berlin über seine „Ernsten Gedanken" gelban, verletzt und verlangte eine öffentliche Erklärung. Eine Erklärung der „Kreuzzeitung" genügte ihm nicht, und er verlangte eine ihm volle Genug- thuung gebende weitere Erklärung. Herr Stöcker sträubte sich zunächst; Herr von Hammerstein, der Chef redakteur der „Kreuzzeitung", übernahm die Vermittelung; die lebte Verabredung war: entweder veröffentlicht der Herr Hofprediger die geforderte Erklärung — oder Herr von Hammerstein nimmt eine von Herrn von Egidy ent worfene Erklärung in seiner Zeitung aus, welche den Hin weis darauf enthalt, daß „Herr Hofprrdiaer Stöcker erklärt habe, Herrn von Egidy eine Genugtbuuug mit der Waffe nicht geben zu können." Es gelang Herrn v. Hammer- stein, die von Stöcker geforderte Erklärung zu erwirken, und Herr von Egidy erklärte sich für befriedigt. — Des Weiteren bekennt Herr von Egidy, daß seine Anschauung über das Duell seit jener Zeit, d. h. seit 189t, sich vollständig ge ändert habe. — Für die Vorprüfung der Nahrungsmittel- Chemiker siud 13 Commissionen eingesetzt, nämlich zwei in Berlin, je eine in Aachen, Bonn, Breslau, Göttingen, Greifs wald, Halle, Hannover, Kiel, Königsberg, Marburg und Münster. * Flensburg, 22. Februar. TaS hiesige Landgericht be stätigte das Urtheil des Schöffengerichts in Röbding , das über fünfzehn Personen wegen Singen» des dänischen Liedes: „Vort moderSmaat er deiligt" Geldstrafen bi« zu 50 verhängt hatte. Da- Lied ist al» aushetzend ver boten. (Post) < Lchwerin, 22. Februar. Aus Cannes wird gemeldet: Der Großherzog, welcher am Sonntag an Influenza, Bronchialkatarrb und Gliederschmerzen erkrankt war, befindet sich wieder in ReconvaleScenz. Die Großherzogin, welche gleichfalls seit 14 Tagen an Influenza erkrankt war, erholt sich langsam. * Hamburg, 22. Februar. Von unterrichteter Seite wird dem „Hambnrgischen Correspondenten" milgetbeilt, daß Bürger meister Bersmann in der ihm gewährten gestrigen Audienz dem Kaiser eine Einladung des Senats »verbracht hat, in Hamburg an der zur Eröffnung des Nordostseecanals in Aussicht genommenen Feier theilzunebmen, und daß diese Einladung angenommen wurde. Selbstverständlich werden auch die Gäste des Kaisers vom Senat eingeladen werden. * Hannover, 21. Februar. Drei Geistliche der Provinz Hannover sind von ihrer Vorgesetzten Behörde zur Verant wortung gezogen worden, und zwar Budde sen. in Schnega, Budde zun. in Aurich und Dankwerths im Lüneburgischen. Wie nach der „M. Z." verlautet, hat die politische Tätig keit dieser Geistlichen zur Einleitung der Untersuchung Veran lassung gegeben. * Witten, 21. Februar. Die Stadtverordneten beschlossen einstimmig, am 80. Geburtstage des Fürsten Bismarck eine allgemeine Feier zu veraustalten und bewilligten hierfür 300 Mark. * Erkelenz, 21. Februar. Eine hier abgehaltene Versamm lung von mehr als 100 Landwirthen sprach sich, nach der „Köln. Dolksztg", einstimmig gegen den Antrag Kanitz und ein Getreidemonopol aus. * Wiesbaden, 22. Februar. Die Stadtverordneten be schlossen mit 28 gegen 13 Stimmen den Geburtstag Bismarck's im Curhause zu feiern. (F. Z.) * Bruchsal, 22. Februar. Der hiesige Stadtrath ernannte einstimmig den Fürsten Bismarck zum Ehrenbürger. * Stuttgart, 22. Februar. Die Zweite Kammer wählte zum Vicepräsidenten Or. K iene (Cenlrum). Eingegangen ist eine Interpellation des CentrumS: Ob die Regierung im Bunbcsralbe darauf hinwirkcn wolle, eine Uebereinstimmung zwischen Mi lila ir- und Civitstrafproceß herzustellen. * München, 22. Februar. Der Magistrat nahm heute in geheimer Sitzung einstimmig die Verleihung des Ebren- bürgerrechteS an den Fürsten Bismarck an. — Die Straf kammer hat die von dem Schöffengericht gegen sechs Münchener Redacteure anläßlich der FuckSmühler Vorgänge ausgesprochenen Geldstrafen theilweise verdoppelt, thcil- weise verdreifacht. DaS Verhör weiterer Entlastungszeugen hatte die Strafkammer abgelehnt. Die Berufnag war sowohl von dem AmtSanwalt, als auch von den Bcrurtheilten ein gelegt worden. — Eine Buchhändlerversammlung nahm entschieden Stellung gegen die auf Buchhandel und Drucksachen bezüglichen Regierungs- und Centrnms-Anträge zur Gewerbeordnung. Oesterreich-Ungar». * Wien, 22. Februar. Der Kaiser hat dem Landes- vertbeivizungs-Minister, Grafen WelserSheimb, da» Großkreuz des Leopold-OrdenS verliehen. * Wien, 22. Februar. Das Abgeordnetenhaus setzte die Berathung der Strafgesetznovelle fort. Es gelangten die 88. 84—94, dann die Hauptstücke „Majestätsbeleidigung" und „Strafbare Hand tun gen gegen befreundete Staaten" in der Fassung des Ausschusses zur Annadme. Gegenüber einem von Pacak gestellten Anträge, wonach der Staatsverrath als politisches Delikt nur mit StaatSgrfängniß bestraft werden soll, bemerkt Justiz minister Graf Schönboru. die Staaten müßten wegen der immer schwieriger werdenden Handhabung des Organismus für kräftige Mittel der Vertheidigung gegen äußere und innere Feinde Vorsorgen. Bei dem Cavitel „Majestätsbeleidigung" sagte der Justizminister, ein Staat wie Oesterreich stehe und falle mit dem Monarchen und der Dynastie, Angriffe auf dieselben müßten daher anch aus all- gemeinen Rücksichten streng bestraft werden. Die Mitglieder deS kaiserlichen Haust» sollten elnea besonderen Schutz haben, nicht nur die Person de» Herrscher», sondern die ganze Dynastie; jedes männ liche Mitglied fei eventuell zum Throne berufen, rin gesetzlicher Schutz fei daher vollkommen am Platze. (Lebhafter Beifall.) * Zara, 22. Februar. Die Gemeinde Spa lato über reichte dem Stattkalter anläßlich de- Vorfalles auf dem Gvmnasium in Spalato eine künstlerisch ausgestattete Loya- litätS- und Ergebenheitsadresse für den Kaiser. * Pest, 22. Februar. Bei dem Ministerpräsidenten Baron Bansfy fand heute eine Conserenz statt, an welcher mehrere Mitglieder des Magnaten l,a ns eS tbeilnahmen. Wie verlautet, handelte eS sich um die Vorbereitungen für die weile Verhandlung der rückständigen zwei kirchenpoliti- chen Vorlagen im Oberbause; insbesondere wurden die betreffs der ConsessionSlosigkeit zu stellenden VermittelungS- vorschläge erwogen. Die Aussichten zu einer Verständigung sollen die günstigsten sein. — Die Regierung berief die Ober gespane der Comitate, in denen gegenwärtig Notbstand herrscht, hierher, um im Beisein des Ministerpräsidenten Baron Banffy und des Ministers des Innern Perczel über Maßnahmen zur Abhilfe zu berathen. " Pest, 22. Februar. Die Unabhängigkeitspartei nahm mit 43 gegen 35 Stimmen einen von dem Präsidenten der Partei, Justb, bekämpften Antrag, betreffend die Organi sation der Partei, sowie einen Antrag, betr. die Durch führung der tirchenpolitischen Gesetze, an. Jufth legte in Folge des ersteren Beschlusses den Vorsitz nieder und verließ mit seinen Anhängern die Sitzung. ES verlautet, morgen werde über den Rücktritt Justb'S verhandelt werden. (Diese Meldung bestätigt rascher als man vrrmuthen konnte, unsere Prognose. D. Red. d. Leipz. Tagrbl.) * Pest» 22. Februar. Abgeordnetenhaus. Bet der Be rathung des Finanzgesrtzes von 4895 behauptete Apponyi, die Lage des Landes fei nicht geklärt; hiergegen seien Neuwahlen kein Remrdium, eine Fusion als einfache Bereinigung heterogener Elemente werde die Actionsfähigkeit des Parlaments eher ver mindern. Die Regierung jei unfähig, das Prestige des ungarischen Staates nach außen vollständig zu wahren; er lehne daher die Vorlage ab. Im Lause der Sitzung kam es zu stürmischen Scenen zwilchen dem Präsidenten Szilagyi und den Abgeordneten der Linken. Frankreich. * Paris, 22. Februar. Der Senat nahm heute die Vorlage betreffend die provisorischen Zwölftel an. Ferner nahm der Senat in erster Lesung einen von der Regierung unterstützten Antrag Fabre an, wonach die Mitglieder des Parlaments, wenn sie ihre active Dienstzeit beendet haben, von jedem Militair- drenst befreit sein sollen. " Pari«, 22. Februar. Deputirtenkammer. Le HSrissS befragte den Minister der Eolonien über die Mission Monteil. Minister Ehautemps erwiderte, die Erzählung in einem Morgen- blatte sei in allen Stücken erfunden, denn sie wimmle von Un- genauigkeiten. Monteil sei nicht am Meere eingeschlossen worden und der Gouverneur Binger habe niemals die Küste verlassen; der- ielbe habe erst neuerdings aus Grandbassam telegraphirt, um eine Verminderung der Colonne Monteil zu verlangen. * Paris. 22. Februar. Der Minisierrath hielt heute unter dem Vorsitze des Präsidenten Faure eine Sitzung zur Berathung der Vorgänge in Egypten ab. Abg. de Loncle wird bezüglich der egyptischen Frage in der Kammer eine Anfrage stellen. * Paris, 22. Februar. Bei einem Banket der eng lischen Handelskammer hielt der englische Botschafter Lord Dufferin eine Rede, in welcher er constatirle, die Beziehungen Frankreichs und Englands seien niemals freundschaftlicher nud versöhnlicher gewesen als gegenwärtig. (?) Des Weiteren erinnerte der Redner an den Abschluß des Uebereinkommens betreffend Sierra Leone, welcher die Lösung der übrigen schwebenden Fragen voraussehen lasse. Dufferin hob hervor, er zweifle daran, daß Afrika als Schauplatz der HandelSspeculation ein Eldorado werde. Lange Zeit werde vergehen, bis England, Frankreich und Deutschlanv ihre Jndustrieerzeugniffe dort absetzen könnten (?) Die Gebietsansprüche in Afrika könnten daher in gemäßigter und philosophischer Weise erörtert werden (?) Glücklicherweise habe keine Nation je genügend Uebergewicht besessen, noch werde sie eS in Zukunft haben, um den Versuch einer achtungswidrigen Haltung gegen eine benachbarte Nation zu machen. (England? Die Red. des Leipz. Tgbb) Lord Dufferin schloß, indem er der liebens würdigen Eigenschaften der Franzosen rühmend gedachte. " Part«, 23. Februar. (Telegramm.) Die Polizei-Präfectur erhielt eine Benachrichtigung, daß in der Provinz kürzlich eine be deutende Menge Dynamit entwendet wurde und in der Nähe vou Paris verborgen gehalten wird. Belgien. * Brüssel, 22. Februar. Die Regierung lehnte einen An trag der Führer der Kammermehrheit, nach dem dem Cougo- staate statt der sofortigen Erwerbung durch Belgien eine neue Unterstützung von 10 Millionen gewährt werden soll, ab. (Mgdb. Ztg) * Brüssel, 22. Februar. Repräsentantenkammer. Der Finanzminister de Smet de Nayer beantragt, daß entgegen dem Beschlüsse der Kammer der Gesetzentwurf, betreffend die Congo- Etsenbahn einer Specialcommijsion überwiesen werde, welche aus der Lrntralsection und «wtt Mitgliedern der Minorität bestchen solle. De Lantsheere meint» «In derartiger Gesetzentwurf könne nicht der Eontrole der Sektionen entzogen werden, er werde den Antrag bekämpfen. Der Minister beantragte, daß die Eentralsection Dienstag einberusrn werde. Italien. * Rom, 22. Februar. Der „Agenzia Stefani" wird aus Massanatz gemeldet: Tafari von Agams, der für Italien kämpft, schlug die Tigriner bei Abigral und brachte ihnen bedeutende Verluste bei. NaS Man gasch» ist e« gelungen, 2000 Mann zu sammeln. Menelik ist nach der Plünderung von Vollamo, wo er viele Sclaven erbeutete, am 24. Januar wieder nach Schoab zurllckgekebrt. Ein FranzoseClockette ist zu Menetik mit Geschenken gekommen. Kafsala ist ruhig. (Wdb.) * Rom. 22. Februar. Der „Pol. Corr." zufolge wurde der ungarische Bischof Steiner vom Papst in kirchenpolitischen Angelegenheiten empfangen. * Rom, 22. Februar. Die Vorladung Giolitti'S vor den Untersuchungsrichter ist auf sein Ansuchen auf den 28. d. M. verschoben worden. ^ Mailand, 22. Februar. Elend, Arbeitsmangel und Auswanderung wachsen in Mittelitalien in erschreckendem Maße. In Baricella bei Bologna nahmen etwa 1500 Arbeitslose eine so drohende Haltung an, daß ein größere» Truppenaufgebot requirirt werden mußte. (Kl. I.) Großbritannien. " London, 22. Februar. Der parlamentarische Ausschuß der Bimetallisteo-Liga hat beschlossen, am nächsten Dienstage dem Parlamente folgende Resolution vorzulegen: DaS HauS sieht mit wachsender Besorgniß da» beständige Schwanken und die wachsende Abweichung in dem relativen Werthe von Gold und Silber. Es stimmt herzlich mit der jüngsten Meinungsäußerung der Regierungen von Frank reich und Deutschland hinsichtlich der daraus erwachsenden Nebelstände überein. Es dringt daher in die Regierung, daß ein wünschenSwertheS Zusammenwirken mit anderen Mächten in einer internationalen Conserenz stattftnde, um Maßregeln für die Beseitigung der beregten Uebelstände zu treffen. (B. T.) * London. 22. Februar. Der Premierminister Lord Ro sebery ist erkältet und genöthigt, das Bett zu hüten. Rußland. ^ Petersburg, 22. Februar. Gegen den früheren Ver kehr-minister Kriwoschein liegen l5 BestechungS- anzeigen vor, die das Gericht gegenwärtig prüft. * In BreSlau unterm 22. Februar vorliegende Peters burger Nachrichten melden: Studenten der Petersburger Universität hatten für die Nacht zum 9./21. Februar eine große Demonstration unter denFenstern deS Anilschkow- PalaiS beabsichtigt, um dem Kaiser eine Petition um Abänderung des Universitätsstatuts zu überreichen. Die Polizei, welche benachrichtigt war, sperrte die Zugänge zum PalaiS ab; gleichwohl erfolgten an dem „Manege- Theater" Unordnungen. Als sich die Studenten um Mitter nacht vor dem Restaurant Palkin ansamwelten, schloß die Polizei das Restaurant. Die Studenten zerschlugen die Fenster und Thüren und marschirten, etwa 300 Mann stark, auf das Anitschkow-Palais zu. Auf der Anitschkow-Brückc von der Polizei aufgehalten, leisteten sie der Aufforderung des Polizeichefs, sich zu entfernen, keine Folge. Es kam zu einem kurzen Handgemenge, wobei mehrere Studenten durch Stock hiebe eingreifender Dwvrniks verwundet, auch einige Studenten festgenommen wurden. (Diese Darstellung hat gegenüber der ofsiciösen Abschwächnng die Wahrscheinlichkeit für sich. Die Reo. d. Leipz. Tagebl.) Orient. * Tost«. 22. Februar. Stoilow erließ ein vertrauliches Rundschreiben au die Präfekten, in dem er die strengsten Maßregeln gegen Versammlungen und Petitionen von Russensreunden anempfabl; weiter sei auch auf die An hänger Stambulow'S nud NadoSlawow's ein wachsames Auge zu werfen. Die Ofsiciere, unter denen eS tiele gebe, die der Negierung abgeneigt sind, müßten genau controlirr werden; sobald sich ein Officier verdächtig zeige, muff : Stoilow telegraphisch benachrichtigt werden. (Mazdeb. Ztg.) * Bukarest, 22. Februar. Die Deputirtenkammer nahm mit 71 gegen 24 Stimmen das Gesetz über den Bau und den Be trieb von Privatbahnen an. Der Cultnsmintster beantwortete eine Interpellation Bradistiauu's wegen des am 14. September 1894 stattgehabten Zusammenstoßes zwischen Polizei „nd Studenten; der Minister tadelte die Haltung der Studenten und meinte, dieselben sollten politischen Vorfällen fern bleiben. Im Senat wurde die Berathung des Berggesetze? fortgesetzt. Die Minister Lahovarh und Carp widerlegten mit Ersclg die Einwände der Opposition. Afrika. * Kairo, 22. Februar. (Meldung des „Reut. Bureau»".) Unter dem Vorsitze de» Khedives hat der Ministerrath ein Dekret angenommen, durch welche- ein besonderer Gerichtshof zur Aburtheiluug von Verbrechen und Ver gehen eingesetzt wird, deren sich Eingeborene gegen Vielleicht hat die vorsorgliche Natur eS darum so eingerichtet, weil die Jugend, die dem alten Geschlechte folgt, gewöhnlich das Geld leicht ausgiebt und froh ist, wenn sie es angesammelt findet, um ihre Ausgaben damit zu decken. Gleich zu Anfang hatte ich mich erboten, die Kosten für Ethelren'S Aufenthalt bei Stephan zu tragen. Der alle Mann hatte mein Anerbieten, zwar ein wenig zögernd, aber doch entschieden, abgelrhnt. Er würde schon dafür bezahlt, sagte er. Da ich vermuthete, die Baronin hätte durch vr. Falck Alles ordnen lassen, so schwieg ich und fügte mich den einmal getroffenen Bestimmungen. Ich hatte vr. Falck während dieser Zeit zu wiederholten Malen gefragt, WaS er von Ethelren'S geistigem Zustande halte, er gab mir aber immer wieder eine ausweichende Antwort und behauptete, er könne noch immer nichts Gewisses darüber sagen. Sie mußte noch immer sebr ruhig gedalten werden; auS diesem Grunde durfte ich sie nicht wieder besuchen. DaS Gespräch mit mir hatte Miß Stuart nicht nur nicht ge schadet. sondern ihr sogar entschiedene Erleichterung verschafft. Sie war ruhiger geworden, seit sie mir für DaS, was ich für sie gethan, hatte danken können. Aber nun war eS noth- weudig, daß ihr jede neue Erregung serngehalten wurde. Natürlich kalte ich nicht die Befuguiß, mich gegen die An ordnungen von Ethelren'S Arzt aufzulehuen, aber eS kostete mich große Mühe, meiner Ungeduld Herr zu werden, und am sie zu bekämpfen, suchte »ch in der Gesellschaft meiner Bekannten Zerstreuung und Ablenkung. Endlich war der Zritpunct gekommen, da Ethelren, Vr. Falck'- Meinung nach, ohne Gefahr tranSportirt werden koaate. Eine« Morgen« wurde sie in ihr altes Quartier zur Baronin zurückgebracht, und am Nachmittage desselben Tage» stellte ich mich ein, um zu sehen, wie es ihr ging. Therese, die ich allein antraf, gab mir einen recht guten Bericht über Miß Stuart'« Befinden. „Sie hat den Umzug sehr gut Überstanden", sagte sie. ,Mr find überrascht, wie wohl und frisch sie auSsieht; auch ist sie bei sehr gutem Humor." Ebenso fand ick» Therese heiterer, al« ich sie bisher ge sehen hatte. Sie lächelte, und wie immer verlieh da» Lächeln ihrem stolzkn Gesichte einen eigenen Reiz. Selbst ihre Kleidung war weniger ernst al» sonst, und ich bemerkte, daß Helle Farben nur dazu beitrugen, Therese'S Schönheit mehr hervortreten r» lassen. ,Si« müssen meine Tant« heute entschuldigen", sagte Therese, „sie ist mit Miß Stuart beschäftigt. Nickt wahr, Mr. Lindley, Sie interesfiren sich lebhaft für Miß Stuart?" So unerwartet mir diese Frage kam, zögerte ich doch keinen Augenblick mit der Antwort, sondern gab zu, daß ich an Miß Stuart großes Interesse nähme. „Ist Ihnen das Bewußtsein nicht sehr wohlthuend, da« Mittel gewesen zu sein, da» arme Geschöpf am Leben zu er halten ?" Mir gefiel weder die Berechnung: „daS arme Geschöpf", noch der Ton, in dem sie gesagt wurde. „Allerdings ist eS ein angenehmes Bewußtsein", sagte ich, „so wenig Verdienst ich mir daran zuschreibe." „Sie rbut mir sebr leid", bemerkte Therese, „ersten» ist sie noch ärmer als ick, und zweiten» hat sie nicht die mindesten Aussichten für die Zukunft. Ich glaube, sie ist von sehr dunkler Herkunft." „Ich bildete mir ein. Sie wüßten nichts Näheres über sie?" „Nun da» beweist eben, daß ihre Herkunft keine Nach forschungen ertragen kann. Sicherlich ist daS junge Mädchen Gouvernante!" „Ich finde nichts Entehrendes in diesem Berufe." „O, natürlich nicht. Es ist eine sehr bescheidene Stellung, aber Bettler können nun einmal nicht wählerisch sein. Ich meine nur, wenn eine Gouvernante ihre frühere Geschichte standhaft verheimlicht, so ist eS wohl natürlich, daß das ein wenig Verdacht erregt." „Ich bin fest überzeugt", erwiderte ich warm, „daß Miß Stuart nichts ans ihrem Leben z» verheimlichen hat. Sie sagen selber, sie hätten sie nur wenige Tage gekannt. Ver lassen Sie sich darauf, sobald sie erst länger bei Ihnen ist und sich in Ihrem Hause heimisch fühlt, werden Sie eS selber erfahren, daß ibr Leben keine Geheimnisse verbirgt." Tberese schüttelte ihr stolzes Haupt ungläubig. „Wer weiß, ob wir je die volle Wahrbeil über sie er fahren werden", sagte sie geheimnißvoll. „Jedoch vielleicht ist eS besser so." ,Hch versiebe Sie nicht, gnädige» Fräulein." „Ich verstehe e« selber nicht. Meine Tante und ich haben unS beute schon zu Wiederbolten Malen mit Miß Stuart unterhalten und zu unserm Staunen die Entdeckung gemacht, daß sie von Allem, WaS vor ibrem Anfalle geschah, keine Er innerung zu haben behauptet. Eine sehr bequeme Art, un bequemen Fragen au» dem Wege zu geben." Genau so batte vr. Falck mir die Folgen de» Starr krampfes geschildert. Waren seine Befürchtungen wirklich eingetroffen und hatte Miß Stuart sich gänzlich von ihrer Vergangenheit losgelöst? Oder batte Therese recht und Ethelren heuchelte nur einen Gedächtnißmangel, um lästige Fragen zu vermeiden? Ich hatte keine Aussicht, dies Rätbsel zu lösen, ehe ich nickt Etbelren wiedergesehen und vr. Fatcks Meinung gehört hatte. Einstweilen beunruhigte Therese'S Mittheilung mich nicht wenig, und ich war offenbar nickt Schauspieler genug, meine Erregung zu verbergen, denn Therese setzte spöttisch hinzu: „Daß Miß Stuart Komödie spielen könnte, ist in Ihren Augen natürlich undenkbar. Ein Mädchen braucht nur hübsch zu sein, so glaubt jeder Mann da» Beste von ibr." „Ich bin einstweilen der Ansicht, daß Miß Stuart eS nicht nöthig hat, verhältnißmäßig Fremden gegenüber ihre Geschickte zu erzählen." „Nein, gewiß nicht, aber eS ist »u lächerlich, daß sie be- bauptet, sie gänzlich vergessen zu haben. Sie würde diese Lüge nicht aussprechen, wenn nicht irgend ein Punct in ihrer Vergangenheit wäre, der das Licht scheut, darauf können Sie sich verlassen." „Ich glaube nichts Böses von ihr", sagte ick entschieden, aber zu meiner großen Betrübniß sah ich klar, daß Therese'S Schlußfolgerung durchaus nickt unvernünftig war, zweifellos hatte daS Mädchen etwa» GeheimnißvolleS an sich. Sie war als Fremde, vielleicht gar als Flüchtling nach Grenzstadt ge kommen. Sie hatte — sicher nicht ohne Absicht — alle Papiere vernichtet, die einen etwaigen Aufschluß über ihre Person hätten geben können. Und dann dieser Brief, der muthmaßlich die Ursache ihre» Anfälle» gewesen war, — waS konnte er ent halten haben? Und selbst der Besuch de« Fremden bei der Boronin ließ sich nach allen Richtungen hin auSdeuten. Je mehr ich mir die Sache überlegte, desto verstimmter und trau riger wurde ich. Wenn ich mir Ethelren'S süßes Gesicht inS Gedächtniß zurückrief, schien eS mir ein Ding der Unmöglichkeit, nickt gut von ihr zn denken. Aber trotzdem waren Tberese'« Worte, deren Logik ich anerkannte, nicht ohne Wirkung auf mich geblieben und hatten mir Etbelren, obschon ich sie ebenso sehr liebte wie vorher, ein wenig herab gesetzt; der Hauch de- Verdacht-, der den Spiegel ihrer Schönheit gestreift, hatte eine leichte, trübe Spur darauf zurückgelaffeu. Mein Gesicht drückte vermutblich deutlich au«, wa« ich empfand, denn Tberese beeilte sich, großmütbig hiazuzusetzen: „Es ist vielleicht unrecht von mir, daß ich so offen zu Ihnen gesprochen habe, denn ich möchte die arme Kleine nicht in Ihren Augen schädigen. Aber ick, fand eS natürlich, Ihnen offen meine Gedanken zu sagen, Mr. Lindley." Sie hatte eine sehr gewinnende Art zu sprechen. Konnte ich ihr ihres Vertrauens wegen zürnen? Nein! Wir unterhielten unS noch eine Weile über andere Dinge. Wieder war ich entzückt von Therese'S gesellschaftliche Talente. Sie schien sehr klug, sehr belesen, sie hatte Welt und Menschen studirt und wußte ihre Erfahrungen ebne jede Pedanterie auf die fesselndste Weise kundrugeben. Mit dem Zartgefühl einer Frau verband sie den feinen Spott des über dem ge wöhnlichen Niveau befindlichen Verstands. Es war ein Ge nuß, sie sprechen zu hören, und dazu ihr schönes Gesicht mit den klassischen Zugen zu beobachten. Erst als die Baronin ins Zimmer trat, wurde eS mir klar, daß ich mir diesen Genuß sehr lange gestattet haben mußte und daß eS Zeit sei, mich zu empfehlen. Jetzt erst kam es mir zum Bewußtsein, daß ich während deS reizenden tvtv-rl-töte mit Therese Ethelren fast vergessen batte. „Ich konnte nicht eher sortkommen", sagte die Baronin. „Meine Patientin wollte mich nicht fortlaffen. Erst als ich ihr sagte, daß Sie da seien und daß ich Ihnen wenigstens „Guten Tag" bieten wollte, gab sie mich frei. Ich glaubte, sie würde mir Grüße für Sie auftragen." „Und that sie daS nicht?" fragte ich etwa« enttäuscht. „Nein, so viel mir erinnerlich ist, nicht." ,,Mr. Lindley wird da- begreiflich finden", sagte Therese, da ick ihm eben von Miß Stuart'S plötzlichem Gedächtniß- Mangel erzählt habe." Die Baronin schüttelte den Kopf. „Es ist sehr sonderbar", sagte sie. Sie bestätigte Alles, WaS Tberese mir erzählt batte. Ethelren erinnerte sich scheinbar an nicht-, waS vor ihrem Anfalle gewesen war, und es fiel mir unangenehm auf, daß selbst die gutmütbige Baronin dem Worte „scheinbar" auffaUendea Nackdruck lieb. Einstweilen ist eS meine Pflicht, sie zu pflegen, so lange sie meiner Pflege bedarf", sagte sie. „Wenn die Aermste erst wiederher- gestellt und gesund jst, müssen natürlich Schritte gethan werden, ihre Angehörigen zu erforschen und sie ihnen wieder zu- zufübren." „Unterdessen müssen Sie mir gestatten, einen sehr zarten Punct zu berühren, Baronin", sagte ich. „Miß Stuart'S Pflege wird Ihnen voraussichtlich große Kosten verursachen, und ich sehe keinen Grund für Sie ein, dieselben zu tragen." (Fortsetzung folgt.)
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