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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.03.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950306016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895030601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895030601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-03
- Tag1895-03-06
- Monat1895-03
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1. MM W 8ti»Mk MN Vil Wza Kr.IIS. Mtwch. K.Mrz IW. (DW-MOr.) Reichstag. tztz Berit», 8. März. Der gestrige zweite Tag der Be« ratbung deS Militairetats schien anfänglich den Höhepunkt ver diesjährigen Debatten bedeuten zu wollen. Denn selbst sie Socialdemokraten hatten bei dem Capitel des „Gehalts mr den KriegSmioister" so ziemlich Alles erschöpft, was sic über den Militarismus im Allgemeinen und die Mängel und Uebelstände bei uns im Besonderen auf dem Herzen batten. In der gestrigen „Unterhaltung", welche sich zwischen dem Abg. Bebel und dem Herrn Kriegsminister über dieses von den Socialdemokraten angeschlagene Thema cnttviaelt batte, war Herr von Bronsart entschieden Sieger geblieben. Seine Bemerkung, daß „daö Volk ibm Recht geben werde" in seinem Kampfe gegen die socialdemokratische Propaganda, hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Indessen bot auch die hcutigeNach- lesc der gestrigen Auseinandersetzung noch lebhaftes Interesse. Sie betraf die Ehrenrettung des vom Abg. Bebel gestern hart angegriffenen Officiers, der sich auf einem Hamburger Dampftramwaywagen gewaltthätige Uebcrzriffe hätte zu Schulden kommen lassen. Der Herr Krregsminifter, dem gestern daS actenmäßige Material über diesen Fall nicht zu Gebote stand, war heute in der Lage, auf Grund unbe- fangener Zeugenaussagen die Handlungsweise deS auge schuldigten Officiers im Lichte berechtigter Notbwchr darzu stellen. Am wenigsten war sie mit dem Vorwurf „Feigheit" zu stigmatisiren, der bei Besprechung des Falles gestern von oen Bänken der äußersten Linkcn laut geworden war und den der Präsident von Levetzv w. der gestern im kritischen Augenblicke gerade nicht präsidirte, deute nachträglich mißbilligte. Trotzdem wollte Abg. Bebel auch heute nicht diese mildere und gerechtere Auffassung des Vorkommnisses acceptiren: lag ihm doch Alles daran, auch oie Affaire aus dem Hamburger Tramwaywagen als Beweis für die angeblich bevorzugte Stellung des Osficierstandcs auszubeuten. In Weitschweifiger Rede bemühte sich Herr Bebel sodann, da sichs gerade um die „Militairjustiz- vrrwaltung" handelte, barzulegen, wie schlecht cs im Ganzen mit der Militairstrafgcsetzgcbung bestellt sei und daß die Novelle zum Militairstrafgesetzc, trotzdem sie schon wiederholt versprochen worden sei, noch immer auf sich warten lasse, und verlas im Zusammenhänge damit auch in oiesem Jahre wieder ein langes Register von Soldaten mißhandlungen, für die er die Mängel der Militairjustiz- gesetzgebung in erster Linie mit verantwortlich machte, zunächst die mangelhafte Einrichtung des Beschwerderechts. Der ehemalige, Militairauditcnr und freisinnige Abgeordnete Lenzmann schöpfte, wie im vorigen Jahre, aus dem Füll horn seiner eigenen Erfahrungen, als er die Mängel der Militairstrafgesetzgebung abermals beleuchtete und vor Allem sein Verlangen nach Oeffentlichkcit des Militair gerichtsverfahrens erneuerte. Nur wenn daö Princip der Mündlichkeit und Oeffentlichkeit in das militairgcrichtliche Verfahren eingeführt werde, sei von der in Aussicht gestellten Reform des MilitairstrafrechtS Ersprießliches zu erwarten. Im Weiteren gab er zu, daß auch eine Reform des Be schwerderechtes dringend wünschenSwcrth sei. Der Herr Kriegsminister beantwortete die bescheidene Anfrage deS Abg. Lenzmann nach dem Stande der Militairstrafgesetzuovelle ebenso wie im Vorjahre, daß die Arbeiten im Gange seien. Details verweigerte er auch diesmal unter Hinweis auf Re amtlich gebotene Discretion. Seine Versicherung, daß dem «Entwürfe an maßgebender Stelle keineswegs jene Hindernisse bereitet wurden, die man dort vermutbete, wird allenthalben mit Befriedigung ausgenommen werden. Mit nicht geringerem Beifalle muß die. Erklärung des Herrn v. Br-nsart be grüßt werden, daß er und die gesammten höheren Officiere den Soldatenmißhandlungen zu steuern auf da»« Ernsteste bemüht seie», und daß diese Bemühungen von Erfolg gekrönt seien. Besonders schmerzhast mag eS für Herrn Bebel gewesen sein» daß der Herr Kriegsminister seine heutige Berufung aus den Abg. v. Volkmar als eine irrige bezeichnet« uyd der als Zeuge angerufene „Genosse" und Rivale wohl oder übel die Auffassung des Ministers als zutreffend erklären mußte. Herr Bebel hatte nämlich daö Verhalten des Ham burger Officiers in dem oben erwähnten Falle als „kein mutkigeS" ^bezeichnet und sich dabei, wie gestern der Herr Kriegtzminislsr, aus eine Aeußerung v.Vollmar's im bayerischen Landtage berufen. Abgeordneter v. Voll mar stellte nun beute fest, daß seine von Herrn Bebel citirte Aeußerung m einem ganz anderen Zusammenhänge gethan worden war und auf Bebel's Fall keine Anwendung finden könne. Im weiteren Verlaufe der Sitzung wurden die alten Dar legungen Bebel's und Liebkncchl's durch die Herren v. Kar- gorff und Graf Noon zurückgewiesen und, nachdem noch -inige Capitel bewilligt, wurde die Fortsetzung der Berathung vertagt. Morgen aber ist Schwerinstag, und werden zunächst die Anträge über das Verbot der Indeneinwandernng weiter discutirt, die am vorigen Mittwoch angeschnitten worden sind. S2. Sitzung am 5. März. Der Präsident eröffnet die Sitzung um 1 Uhr. Am BnndeSrathStische: Bronsart von Schellen- dorff ». A.« Die zweite Berathung brS Milltair-Etatß wird beim Capitel Milk tat r-Ju stt zverwa ltu n g fortgesetzt. Kriegsminister t». Bronsart qiebl Auskunft über den gestern vom Abgeordneten Bebet erwähnten Fall Ratzel-Louchöre. Beide waren Schwager. Lonchsr« hatte Ratzel überfallen und war dann von dtr'em so schwer verletzt worden, das- er au den Verletzungen starb. Ratzel wurde zu zwei Zähren Festung ver- urtheilt nnd nach 3 Monaten begnadigt. Diese Begnadigung habe der Abg. Bcbei angegriffen. Die Begnadigung sei aber ein Recht der Krone. Wenn Abg. Pelvl sage, er wolle keine Nnade, sondern Recht, jo könne Jemand das leicht jagen, der in Sicherheit sitz». Wenn aber Jemand vom Standgericht znm Tode vernrtheilt set, so lasse sich mit dem ganz anders reden . Den Fall aus der Lltonaer Psercebal n oder Omnibus habe Abg. Bebel auch irrig dargrstrllt. Der Osficier jei von einem Herrn stark injultirt worden und habe mit Recht gefordert, daß dieser ihn um Entschuldigung bitte; da der Brtrrssendr das nicht tbat, so habe der Ossicirr ihm einen Denkzettel gegeben. Drei Civilisten, keine Barone oder Osfictere, boten sich joiort dem Osficier als Zeugen an. Er gebe dem Hause anheim, zu entscheiden, ob der Osficier recht gehandelt habe oder Tadel verdiene (Ruse bei den Socialbemokraten: Jo vollem Maße!) Für mich, fährt der Minister fort, wäre die Sache damit erledigt, wenn mir nicht soeben der Bericht deS „Vor wärts" über die gestrige Sitzung übergeben würde, in dem bet der betreffenden Stelle der Rede des Abg. Bebel in Klammern steht: Ruf bei den SocialLem.: Feigheit! Ich habe das Wort nicht ge hört (Ruf des Abg. Singer: Aber wir haben es gehört» und weiß auch nicht, wer es ausgesprochen hat. Ich bin daher zu meinem Bedauern nicht in der Lage, dem abwesenden Osficier, der sich nicht vertheidigen kann, dir Genugtbuung zn geben, dem Herr» der das Wort „Feigheit" gerufen hat. persönlich zu sagen, daß ich es für Feigheit halte, wenn hier unter dem Schutze der Redefreiheit eia Abwesender angegriffen wird. Der Abg. Bebel hat gestern von meiner Naivetät gesprochen. Bei einem jungen Mädchen ist Noivetät ja eine ganz schätzcnSwerthc Eigenschaft. (Heiterkeit.) Bei einem Manne irr meinem Alter aber bedeutet es doch, er ist kindisch oder kindlich. Der Abgeordnete Bebel hat auch gesagt, wie tief wir gesunken seien. Wenn ich Sie (zu den Socialüemokrgten) fragen wollte, wie tief Sie heruntergekommen seien, so entstände Tumult, Unterbrechung und was sonst noch. Ich wünschte doch, Sie verführen gegen uns. wie wir gegen Sie und legten sich etwas Mäßigung auf. (Beifall.) Abg. Bcckh (srf. Brg.) sührt ans, wir bedürften einer Militair. strafproceßordnnng überhaupt nicht. In Friedenszeiten könnten die Strafkammern ganz gut auch die von Militairperionen begangenen Verbrechen und Vergehen behandeln. Ein Osficier, der von einem Civilgericht vernrtheilt war, wurde, nachdem in der Berufungs instanz das Gericht für unzuständig erklärt worden war, vom Militairgcricht frcigesprochen. Redner fragt, wie weit es mit der Vorbereitung des neuen Militairstrasgejetzbuchs sei, und empfiehlt dabei die bezüglichen bayerijchen Einrichtungen. Abg. Bebcl (Soc.). Bevor ich auf das eigentliche Thema ein gehe, mnß ich auf die Aeußerungcn des Knegsministers zurück kommen. Er sah es als etwas Ungehöriges an, wenn ich gestern ausführte, die von mir angeführten Vorgänge bewiesen, wie tief wir gefunken seien. Mit dem Kriegsminister hat das ganz und gar nichts zu tbun. Er hielt es auch für eine Beleidigung, wenn tch ihm gegenüber von „Naivetät" sprach. Ich jagte, ich glaube nicht, daß die Militärverwaltung jo naiv sei, zu glauben re. Eine persönliche Stütze gegen den Kriegsminister lag darin nicht. Ferner fand er es nicht für angemessen, Abwesende anzugreifen. Wenn wir das nicht thun dürsten, so wäre jede parlamentarische Kritik ab- geschnitten. Es fragt sich stets nur» ob wir in den Grenzen der parlamentarischen Ordnung bleiben. (Sehr richtig» Das ist geschehen, sonst würde der Präsident eingegriffen haben. Präsident v. Lkvetzow: Ich habe gestern bei der betr. Stelle der Rede des Abg. Bebel nicht präsidirt, halte es aber für noch- wendig, auszusprrchen. wie ich mich dazu verhalten hätte. Die Rede freiheit erlaubt Jedem, Thatsachen anzuführen» nicht aber, einen Abwesenden zu beschimpfen. Wenn nun gegen eine namhaft gemachte Person der Vorwurf der Feigheit erhoben worden ist, jo würde ich das für eine Reichimpfung gehalten und gerügt haben. Abg. Bebel (forffahreud)z Hch cousiattre, daß der Ruf „Feigheit" aüs dem Hause gekommen) vor» mir aber nicht gebraucht worden ist. WaS den Fall Ratzel onbetrifft, so wollte ich daran nur er- weisen, wie verschieden grurtheUt wird, wenn es sich uw Oificiere oder Gemeine Hansell. Und wenn der KriegSuunister meint, wir würden uns anders verhalten, wenn wir s.lbst auf die Gnade des Kaisers angewiesen wären, so erwidere ich, wir werden nie um Gnade bitten, wir wollen keine Gnade, sondern Recht, und sind Gegner des Gnadenrechts. Den Fall in Hemburg-Altona auf der Wandsbeker Dampjbahn hat auch der Äriegsminister nicht anders darzuslcllen vermocht, als ich. Ter Cwilist war kein Arbeiter, sondern Kaufmann, also aus einer Gesell, schastsclasse, die sich zu benehmen weiß. Das Benehmen des Officiers erinnert lebhaft an den Fall Kirchhofs aus dem vorigen Jahre. Wenn sich aber ein Osficier so benimmt, wie im vorliegenden Falle, wo er einen wehrlosen Mann niedersticht, so wird das von oben noch vertheidigt. Da ist es erklärlich, wenn ein derartiger Ausruf fällt, wie der, von dem vorhin die Rede rrn>r. Der Abgeordnete v. Vollmar hat in der bayerischen Kammer in einem ähnlichen Falle ebenfalls das Benehmen des Officlers als Feigheit bezeichnet, und der bayerische Kriegsminister hat dazu geschwiegen. Das ist eben die Verschiedenheit der Auffassungen. Ich komme nun zu dem eigentlichen Thema. Im vorigen Jahre wurde niit großer Mehrheit eine Resolution angenommen, in welcher um eine Statistik über die von den Militoirgencluen abgeurtdeillen Strasthatcn gebeten wurde. Der Bundesralh erwiderte, es tonne dem Wunsche erst Rechnung getragen werden, wenn über die noch nicht ein,nal übersehen, ob wir dir Mllüairstrakprvceßordnung i gläubig. (Heiterkeit.) Es ist auch unrichtig, wenn er behauptet, di» noch bis Ende des ld. Jahrhunderts bekommen werden. Im Falle I Leute ginge» nicht init Lust und Liebe zum Militair. Wie käme Wendtinndt bat sich die Militairbehürde herausgrnommcn, die I es sonst, daß jeil Einführung der zweijährigen Dienstzeit die Zahl Strafe eines vom bürgerlichen Gerichte bereits abgeurtheilten Mannes I d» Dreijährig-Freiwilligen zugrnommen hat ? (Beifall rechts.) in der unerhörtesten Weste zu verschärfen. Hier zeigt sich der I ^ „N Bollmar (Soc.): Es ist aus eine meiner Reden V.- Gezen.atz zwnchen m.i.lair.icher und bürgerlicher ^ttasrechtspslege I (-«g Kommen. Ich sprach über Soldateumißhandlungen. aber 7» „ab. nicht auf einen bestimmten Fall ^Bezug genommen. Ich Hai nun im engsten Zusammenhang» mit den Mißhandlungen. Ich will daraus nicht näher eingrdrn, sondern nur Nachweisen, wir uothwruvlg dir Abänderung der M.-Srr.-Pr-O. ist. Es ist be zeichnend. daß die Klagen über dir Mißhandlungen nnd das Be- trrben der Militairbetiürde selbst, ihnen entgegenzutreten, seit mehr al» 100 Jahren nicht im Stande waren, den,Mißslo»den rin Ende z, machen. Seit 177ü sind dir vrrichiedeastea Erlasse von Fürsten und Generalen in den preußischen Armeen gegen die Soldaten mißhandlungen ergangen. Ich will Sie hier nicht mit der Ver grjagt: „Ich kann mir nichts Ehrloseres denken. alS dir Mi,, Handlung eines Menschen, der sich nicht wehren kann." (Hört! hört». Der bayerische Kriegs minister gab das auch zu, er sagte nur, daß dieser Geist unter den Officieren nicht vorhanden sei (Hört! hört» Die abgeänderte Brschwerdeordnung hat den große: Vorzug, daß die Beschwerde nunmehr direct an den Eompagniechr, geben soll. Dagegen ist es sehr bedauerlich, daß, wie bisher, falsche Anzeigen auch bestraft werden, wenn sie leichtsinnig gemacht sind. E- ist doch oft nicht möglich, Zeugen zu stellen, und wenn es auch geschieh. Eiung dieser Erläge behelligen ; geholfen haben sie bisher ^ungemein I jg schlagen sie in vielen Fällen vor dem Militärgericht um. Wir wenig. Rach den wlebrrholteu strengen Erlassen der letzten ^ahre sind I diese Bestimmung ja früher auch im bürgerlichen Strafproces die barbarischen Mißhandlungen allerdings nicht mehr vorgekommen, verfallen g.habt; sie ist aber beseitigt worden, und das sollte auch aber dle wnst.gen geschehen. Wir wollen selbstverständlich nicht der falschen Mißhandlungen Lauer» ,ort. In der Bro,a>ure von Hermann Scholer I Drnuncialion Vorschub leisten. Aber davon ist auch gar keine Red. : wird gesagt, eS gebe ,n keiner Compagnie euieu Mann, der nrcht I ganzen milikairtschen Verhältnisse sind so, daß Besihwerden. auch in seiner Recrutenzeit qrohrfeigt worden wäre. Hätten nur die I ^uz begründete, nur höchst selten eingereicht werden. Mir hat rin i°^rdc n.cht der zwanMs.e Theil I Ofsiciergesagt. von 100 Fällen komme nur einer zur Beschwerde, der Mißhandlungen Vorkommen. Ich will ,,ugeben, daß durch den I nachweisbar eine faUche Denunciation gemacht ist, bietet da- gegenwärtigen Kr,eqsmmister d.e Beichwerdcorduung verbessert worden > Militairstrafgesetzbuch genügende Handhaben zur Bestrafung. Ein ist. Ausiältig ist aber, daß tch hier noch immer Fälle habe — der eine Fall ist aus Gotha vom November —, wo Soldaten noch nach weiterer Vorzug der Brschwerdeordnung ist, daß dem Beschwerde führer nicht mehr verboten ist, bei dritten Personen sich hatten. Tos Strafmaß steht ebenfalls nicht immer im richtigen Ve-Hältniß zu den Strasthaten. (Redner exemplificirt dabei aus eine Reihe einzelner Fälle, die sich bei den 9örrn, bei einem sächsischen Regiment» in Lübeck, Culüi, Stuttgart. Köln re ALL «-» »> «- Vefchwerdeordnung nichts getagt. Deshalb erlaube ich mir die Anfrage, ob die betreffende Bestimmung aufgehoben ist. Wünfchenswerth wäre eS, wenn in etwas schärferer Weife ... ^. , . . - . - , ^ , die Beschwerdrpslicht dem Soldaten eingeschärft würde. Dir Be ereignet haben.) Ich meine, solche Vorgänge legen der I schwerderorfchrisien waren pro Compagnie in mehreren Exemplaren Mil,ra,rverwaltung dre dringende Pfl.ck" ans verz. l,>er Wandel vorhanden, aber im Verschluß beim Compagnieführer öder beim zn schaffen. Wie Vas zu geichehen hat, muß d»e Mttilairbehöcde l ^^webel. Ich möchte bitten, daß angeordnet wird, daß sie frei aus Grund ihrer Kenntniß^enlicheiden ES muy datnn ^oriorge I ausliegcn. Au, die weiteren Einzelheiten will ich nicht weiter rin getroffen werden, daß ein soidat, der Grundhat. ,ich über einen I ^ir haben ja in Bayern unsere eigene Militairdebatte. Nur Vorge,etzten zu beschweren, nicht nachher Nachlhette davon zu er-I ^j^e allgemeine Bemerkungen: der Kricgsminister wies darauf hin. leiden hat. uns herrnyt nicht, wie der schweizer Maior I „gs. ^ obersten Befehlshaber seit 100 Jahren auf Vermindern»: LerharS von der dortigen Miliz ,agt, Ve,chwerdc,ucht, loudern bei I Mißticmdlungen hinzuwirken bestrebt gewesen sind. Do uns wagen die Leute un Gegenthett nicht, sich zu beklagen. Das' - - - - muß unter allen Umständen anders werden. Bei uns freut sich ist von unserer Seite auch gar nicht bestritten worden. Ter Kriegs- ^ ^ ^ ^ ... . ^ , minister sagte dann, gewisse Verfehlungen ließen sich nie aus dec Niemand, wenn er zum Milttair ausgehoben wird, (-ebhafter I H^lt schaffen; die Disciplin in der Armee werde aber günstig daran' sonn Keiner die Ke,, dee k.,.,n.i..nn I Gewiß werden Mißbandlungcn nie ganz aus der Wel, Widerspruch rechts); dagegen kann Keiner die Zeit der Entlassung erwarten. (Beifall bei Len Socialbemokraten.) Es mnß dahin kommen, daß die jungen Leute auch in der Uniform sich als Menschen fühlen können. (Beifall bei den Socialdemokraten.) Abg. Lcnzmaml (Freist Vp.): Im vorigen Jahre wurde uns gesagt, es sei der Entwurf einer vreuß>,chen M.-Str.-Pr.-O. in geschafft werden, auch nicht im Milizheer; das Kriegshandwerk ist ein rauhes Handwerk. Aber es könnte doch noch in weit höherem Maße auf Einschränkung der Soldateumißhandlungen hiogrwtrkr werden. Es macht doch einen eigenthümlichen Eindruck, wenn die Disciplin in der deutschen Armee so in den Himmel gehoben wird. Vorbereitung begriffen. Was seitdem in den 12 Monaten geschehen I wenn so sehr gerühmt wird, daß, wenn der oberste Kriegs ist, willen wir nicht. Sollte aber die Sache noch nicht weiter sein, I Herr gesprochen hat, jede andere Meinung verstummt; und so mag der Volksmund Recht haben, welcher sagt, die Militair-1 wenn trotz aller Allerhöchsten Erlasse die Mißhandlungen nicht aus Verwaltung wolle recht gern resoimiren, sogar liberal reformiren, I hören, wenn die Disciplin gerade da versagt, wo sie in Friedens- aber eine höhere Stelle wolle das nicht. Ich habe zum Kriegs- I »eiten am Nothwendigstcn ist. Der Hauptgrund dafitr ist di- minister das Vertrauen, daß er eine einfache, ehrliche Antwort I Ueberanstrengung der Soldaten. Jeder einzelne Vorgesetzte drück, geben wird. Wenn die Entwürfe nicht dos Princip der Stündigteit, I aus seine Untergebenen, nnd je weiter nach unten, desto stärker und Mündlichkeit und Oeffentlichkeit enthalten, so kann ich dem Minister I unerträglicher wird der Druck. Das ist in unserer Armee nicht schon heule sagen, daß wir dafür nicht zu haben sein würden. Gegen I immer so gewesen. Die Unterosficiere waren oft geständig, Mist die Oeffentlichkeit führte der Minister an. cs könnten militairische I Handlungen begangen zu haben; sie fügten aber hinzu: ich hätte es Geheimnisse ausgeplaudert werden oder die Dtsciplin leiden. I nicht gelhan, wenn ich nicht meinerseits drangjalirt worden wäre Das Erstcrc könnte man vermeiden nnd der -weite Einwand würde I Ter Eine sagt zum Anderen: Das muß gemacht werden; wie- das ein böses Gewissen verrathen. Ebenso hattlos sind die Einwünde I ist Ihre Sache l Wenn man sich daran gewöhnen würde, von gegen die Mündlichkeit und Zuständigkeit. Weit dringlicher als die I den Untergebenen nicht zu viet zu verlangen, und nicht für Reform der M.-Sir.-P.-L. scheint mir übrigens die Reform des I jede Unregelmäßigkeit im Dienst den Compagnieführer verantwortlich Beschwcrdewesens, welches jetzt sehr im Argen liegt. Ich bemerke I zu machen, so wäre schon viel gewonnen. Die schlimmsten, un- dabei, daß ich der Ansicht bin, der Gesetzgeber ist berechtigt, das I aufgesetzten Quälereien kommen in den Mannschastszimmern vor. Vcjchwerdewcjcn in der Armee zu regeln. In der Umsturz. I Deshalb wäre eine häufige Revision der Mannschaslszimmer durch Commijsiou wurde ausgesagl, §. 112 sei eigens bestimmt, die Dis- I die Compagnieofficirre namentlich des Abends von größerem Nutzen ciplin in der Armee zu erhalten und diese vor der socialdemo- I Ebenso nothwendig wie eine Reform der Brschwerdeordnung für die kratischeck Verhöhnung zu schützen. Das wollen auch wir, aber I Soldaten, wäre auch eine für die Officiere. Die Wahl eines Be: gerade darum wollen wir der Armee auch eine richtige Rechts pflege und richtige Gerichtsverfassung gebet». Das Gefühl, ein Mittlers ist mir etwas geradezu Unverständliches. Nicht der Beschwerde sührer, sondern der unglückliche Beschwerdevermitler kommt oft in die Unrecht erduldet zu haben, erregt zunächst Unzufriedenheit nnd I schlimmste Lage. Auch daS Qualificationswesen ist sehr reformbedürftig diese zur Socialdemokratie. Ich bin kein Gegner der Gnaden-1 In einzelnen Armeen, z. B. in Bayern, wurde früher ein Monitum dein iustanz. Aber die Gnade soll immer die Ausnahme bleiben. I Osficier sofort mitgetheilt; jetzt erfährt der Osficier nichts vor seiner Lriegsminister vor» Bronsart: Auf die Frage nach der Str.-P.-O. I Vcnsionining, und weiß dann nicht, wodurch er sie verdient hoi habe ich meiner vorjährigen Erklärung nichts hinzuzusügcn (Lachen I werden manche wumerliche Grunde für dre Pensimtiruog an- links) und nicht- daran zu streichen. Das Eure kann ich noch sagen: gegeben. So ,st nn OMier sehr unan,ehnl,ch vor der Front Das iollte ich erkennen, daß mir die Kräfte fehlen, eine M.-Str.-P.-O. ?.<" .w° "ich gehindert, M->ior zu werden; plötzlich für den Obech- zum Abschluß zu bringen, so würde ich Se. Maj. bitten, mir einen I steutcnant i» er §u klern. (.Heiterkeit.) Zum -Schluß möchte ich die Nachfolger zu geben. Der Abg. Lenzmann sprach von einer I Zwitterstellung der Osneiere z. D. berühren, sie pnd doch einfach „höheren Stelle", welche der Reform der Str.-P.-O. abgeneigt sei. ven„o°.rte O,stetere (Präs.dcnt von Levetzow erinnert den Rcdoei Meint er die Allerhöchste Stelle damit, so muß ich das mit aller > ' ,c>ß er beim Beschwerderecht >ei) gewiß; sie haben alle Entschiedenheit zurückweisen. Auf die vom Vorredner gewünschten ! bürgerlichen Hechte, »e wählen, werden Geschworene, ober sie unter. Te.ails des Entwurfs der M.-Str.-P.-O. einzugehen. wurde ich für ^hen dem Mtt.tairgericht. Das zeigte ,,ch besonders trast hier ,n indiscrct halten, in einem Stadium, wo der Entwurf noch Gegenstand ! "kt einem ^all, der )ich in der Hvtgeiellschaft abgespielt hol. des Notenwechsels im Ministerium ist. Sie werden also begreifen, daß ich I die Llsictere a. D. entweder vollkommen zu r- M^eren mich aui Details nicht einlasse. Ich habe nichts davon gelesen, daß der » zu Bürgern. Abg. v. Vollmar in der bayerischen Kammer einem abwesenden Osficier I Kricgsminister v. Bronsart: Ein Verbot für den Soldaten, Feigheit vorgrworsen hatte. Ich Halle den Abg. v. Vollmar auch I der sich beschweren will, sich bei dritten Personen Rath zn erholen, dazu kür uufätng. Das wird nicht bestritten, cs scheint also richtig I besteht nicht, jedenfalls nicht in der neuen BejchwerdeorLnuag. In zu sein. Aus die vom Abg. Bebel angeführten einzelnen Fülle I sännntlichen Mannschastsstuben befindet sich ein Jnstructionsbuch, kann ich nicht ringeben, weil ich nicht vorbereitet bin. WaS die I in dem die Beschwerden eingeheftet sind. Eine Bcschwerdepslicht vom Abg. Bebel angeführten Erlasse betrifft, so habe ich nicht be-1 besteht nicht. Dem Osficier, der das Bedürsniß hat. über seine Ouali- »ritten, daß NWstlianüIiingen Vorkommen. Ich habe nur immer er-t sicaiion etwas zu erfahren, dem wird es nicht vorenthalten: freilich klärt, es sei unser ernstliches Bestreben, dem Uebel zu steuern. Herr I viele haben das Bedürsniß nicht. (Heiterkeit.) Ich freue mich über das Bebel hätte bester gelhan, das anznerkennen. Aber es giebt gewisse I lebhafte Interesse, das der Vorredner dem Ossiciercorps eutgegenbringt. Dinge, die nie aus der Welt zu schaffen sind, wie Diebstahl, Körper-' (Heiterkeit.) Eine Verbesserung des Beschwerderechtes für Officiere Leuilletoir. Handwerk und Kunftgewcrbe vor 4000 Jahren. Studienskizzen von Franz Wocnig. Nachdruck verrottn. I. Noch heutigen TageS wird man nicht selten die Erfahrung machen, daß der Gelehrte mit einer gewissen Geringschätzung auf den Handwerker herabblickt. Diese Erscheinung im socialen Leben ist keineswegs neu; sie datirt bis in den An fang deS Beginns der Blütbczeit altegyptischer Cultur zurück, und wir erhalten aus dem eigenen literarischen Nach laß des PbaraonenvolkeS darüber die vollsten und klarsten Beweise. Im Papyrus Sa Hier ll. und Anastasie VII., die zur Zeit der ersten Ramessiden geschrieben sein mögen und gegenwärtig im britischen Museum zu London conservrrt werden, wird daS Elend der arbeitenden Volksclassen in stark übertriebenen Farben geschildert und daS Lob des ..Schreibers", h. b. des Gelehrten, gesungen, um die Knabeu- welt zu veranlassen, fick dem Berufe eines Gelehrten zu widmen. Da lesen wir: „Ick sah den Metallarbeiter bei seinem Geschäft an der Mündung der Este, seiner schmiede. Die Haut seiner Finger ist wie Krotodilsbaul und sein Geruch gleicht dem von Fischeiern." . „Jeder Künstler, der sich mit dem Bebauen der Steinblöcke beschäf tigt, ermüdet sich mehr, als der Erdarbeiter. Sein Acker ist das Holz nnd sein Werkzeug das Metall. Er arbeitet mehr, als seine Arme vermögen, noch in der Nacht bei Licht." . . . „Der Barbier »st bis in den späten Abend hinein mit Bar bieren beschäftigt; er läuft von Kneipe zu Kneipe, um seine Kunden auszusuchen." : . . „Der Maurer ist besitzlos, kümmerlich fristet er sein Leben. Die Kleie für die Schweine bildet oft seine Kost. Seine Kleidung ist verhärtet (?) durch da- Tragen schwerer Lasten, sein Lendenschurz ist dünn. Geht er an die Luft, so erregt er Ekel. Er hat Sandalen an seinen Füßen, die er sick selber gefertigt hat. In keinem vor nehmen Hause ist er gern gesehen." . . . „Der Gärtner ist mit dem Herbeischleppen von Kranzblumen beschäftigt. Er trägt an seinem Körper schwere Lasten und so große Gefäße zum Begießen der Blumen auf seinem Nacken, daß derselbe fchwielig wird. Mittags und AbcndS bereitet er sich ein KleienmuS. Davon bekommt er einen schlechten Magen und wird ein Todescandidal." . . . „Der Embalsamirer hat stinkende Finger. Leickengernch haftet an seinen Kleidern. Seine Familie meidet ibn; seine einzige Kurzweil bildet daS Zerschneiden der Kräuter (der Balsamirungsmasse)." . . . „Der Sandalenmachcr (Schuster) ist sehr übel daran; bis zu seinem Tode bleibt er ein Bettler." ... ... In demselben Tone gebt die Klage über die Niedrigkeit des Handwerks weiter, und am Schlüsse dieser Ermabnuiigs- epistel beißt eS: „Aber der „Schreiber", er ist der Erste, der Vornehmste!" ... . Wie wenig jedoch auf daS einseitige Urtheil des Schreibers Enna zu geben ist, erhellt ans der Tbatsache, daß die kost barsten Erzeugnisse deS alteghptischen Handwerks und Kunst- gewerbes auf uns gekommen sind. WaS die alten Meister in Holz, Stein, Bronze, Gold, Silber, Tbon u. s. w. geleistet haben, erfüllt unS mit bober Achtung und Bewunderung und beweist, daß auch im alten Egypten das Handwerk in be sonderem Anseben stand und einen goldenen Boden batte. Die Eigenthümlichkeit des PbaraonenvolkeS, seine Sitten, Gebräuche und Gewohnheiten in Malereien an den Gräber- wänden darzustellen und sein Profanleben bis in die kleinsten Details hinein zu illnstriren, verschafft unS auch einen klaren Einblick in die Thäligkeit der einzelnen Handwerker, die ihre Erzeugnisse schon um das Jahr 3000 v. Cbr. zu wabren Kunstwerken berauSgcbildet batten. Es gilt dies namentlich von den Töpfern, Glasbläsern, Webern, Tischlern und Metallarbeitern, unter denen der Goldarbeitcr einen besonderen Rang einnimmt. Der Vollständigkeit wegen nenne icb ferner noch diejenigen Handwerker, welche auf den Denkmälern dargestellt sind und in den Inschriften Erwähnung finden. Es sind dies der Kupferschmied, der Eisenschmied, der Silberschmied, der Bäcker, der Steinschneider, der Steinbauer, der Bergmann, der Waffenschmied, der Drechsler, der Wagenbauer, der Zimmermann, der Arbeiter in Ebenholz und Elfenbein, der Schiffbauer, der Sargmacher, der Teppichmacher, der Sandalen macher, der Lederarbeiter, der Schneider, der Wälker, der Korbmacher, der PapyruS-(Papier-) ^Arbeiter der Seiler und der Maler. Ans verschiedenen Stellen der Inschriften ist ersichtlich, k daß die einzelnen Handwerke Corporationen . bildeten und j ihre „Gildenmeister" ballen; doch fehlt uns über die äußere und innere Orgauisalioa dieser Haudwerlerverbände jede Mittbeilnng. Kunstreiche und geschmackvolle Trinkscbalen, Krüge und Becher auö allen Zeiten der altegyptischen Cultur werden in reicher Anzabl in den egyptischen Museen couservirt. Auch das Museum zu Berlin besitzt «ine interessante Collection von Gesäßen, die man der Gräberwelt entnommen bat. Das zu denselben verwendete Material ist ein sehr verschiedenes. Die Krüge, Schalen und Gesäße besteben aus Tbon, der sich überall in Egypten in vorzüglicher Güte findet; sie sind grau, rotb oder gelbbraun und ohne Glasur. Die umfangreichen, dickwandigen Oel-, Wasser- und Weinkrüge besitzen zwei und auch drei Henkel und stehen in besonderen Hclzgestellen. Mehrfach sind sie auch durch comniunicireude .Röhren zusammengekoppelt. Später wurden zunächst bemalte, dann glasirte Gesäße allgemein. Alle diese antiken Schätze sind Erzeugnisse altegyptischer Töpserkunst. Aus den Gemälden in den Gräbern zu Beni-Hassan, die dem alten und mittleren Reiche (3000—1000 v. Chr.) ent stammen, sehen wir die Töpfer bei ihrer Arbeit, und wir vermögen aus Grund dieser Darstellungen genau den Werde- proceß ihrer Werke vom Anfang bis zum Ende zu verfolgen. Wir seben zwei der Töpfer ror der Drehscheibe bocken. Die selbe wird von ibnen mit ver linken Hand in Bewegung gesetzt, während die rechte Hand die gewünschte Form des Topfes aus dem weichen Thon beranSmodelt. Ein Dritter schneidet den fertigen Topf ab, ein Vierter nimmt ibn von der Drehscheibe brrunker; ein Fünfter beginnt mit der Her stellung eines neuen Topfes oder Kruges, denn er ist im Begriff, frischen Thon aus die Drehscheibe zu packen. Wir beobachten ferner, wie ein anderer Töpfer Teller oder Schalen aus freier Hand fertigt, sehen einen Siebenten am Brennofen das Feuer schüren nnd zwei andere am Brennofen mit dem Einsübren brr Töpfe beschäftigt. Ten Beschluß macht ein Arbeiter, der die gebrannte, fertige Wacrre in zwei Körben, die an einer Tragschiene hängen, von dannen tragt. I Doch schon gegen Ende der Zeiten des alten Reiche« I treten neben den einfachen Gebilden: — Töpfe, Schalen, Teller, I Flaschen, — Erzeugnisse auf, die von bewundernswürdiger Schönheit sind und die wir mit dem Namen „ezypliscbe Fayence" bezeichnen. Leider verrätb uns auch nicht ein Ge mälve, wie diese Fayencen bergestellt wurden, die uns ans dem alten Reiche als NippeS, Schmucksachen, Todtenstatnetten. Kinberpuppen, Götterfiguren, kleine Schalen, verglaste Ziegel, Reliefs und Kacheln entgegentretcn; die Hauptfarben der Fayencen sind Blau und Grün. Die Erklärung für die Wahl der Farben ist darin zu suchen, daß die alten Egypter eine besondere Vorliebe für zwei Edelsteine besaßen uud zwar für Lapislazuli nnd Malachit. Man wollte also die kunsc vollen Erzeugnisse gleichsam als Imitationen der kostbaren Edelsteine angesehen wissen. Tie egyptischen Fayencen bestehen auS weißem ge schmolzenen Sand. Ähren GlasurüberzuI bat man ans Kieselerde und Soda und einem Farbeslo» bergestellt. Die Ornamente der azurblau oder apfclgrün leuchtenden Gesäße sind sehr einfacher Natur und beschränken sich auf symbolische Zeichen, Lotusblumen, Lotusknospen, Flecktmuster rc. Da, wie bereits bemerkt, glasirte Fayence schon sehr frühzeitig im alten Egypten bekannt war. muß selbstredene die Glasfabrikation eine noch ältere sein; und in der Thal haben Gemälde in Beni-Hassan nicht nur di? An Wendung der Drehscheibe, sondern auch die Kenntniß des Glas- blascnS bestätigt. Die beiden erhaltenen Gemälde geboren dem mittleren und neuen Reiche an, nnd obgleich einige kleine antike GlaS gegenstände auS einer srüberen Zeit entstammen, bleibt cs fraglich, ob rin drittes Bild aus dem alten Reiche (Grab in Saqqarab) — auf welchem wir Leute mit langen Robreu vor einem Schmelzofen bocke» seben — als Darstellung des GlaSblasens gedeutet werden darf. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind diese Arbeiter Metallschmelzer. Dagegen lasten es die-beiden soeben erwähnten Bilder aus dem mittleren und neuen Reiche zweifellos erscheinen, daß wir Glasbläser vor uns kaben. Aus dem älteren derselben sitzen zwei Leute vor einem Feuer und blasen in lange Robre binein, an deren Ende die grüne Glasmasse in Form einer Kugel erscheint; auf dem anderen Gemälde seben wir zwei Bläser, die durch ihre Robre in einen großen Krug hineinbkasen. während an dem Robre deS Dritten noch ein Rest von Glasmasse in Kugelform bangt: Wenn die Egypter dem Strabo versicherten, nur ibr Land allein bringe eine gewisse Materie hervor, ohne welche man kein schönes GlaS fertige» I
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