01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1895

BezugS-Prei- 1, da Hanpterpedtlio» oder de» im Gtav» tezlrk und drn Vororten errichteten Au«» -abestrllen abgeholt: vierteljährliche4.58. bei rwrimaliger täglicher Zustellung in« Han« e b.LO. Durch dt» Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertel,idrllch e Direct» tägliche Kreuzbaadienduag stG Ansland: moaatltch e 7.50. DieMvrgen»Au«gabr erscheint täglich'/,? Uhr, di» Abend-AnSgabe Wochentags 5 Uhr. Le-artion und Erve-Mo«: Ä«Hanne«,afie S. Dte rrvedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet W, früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filiale«: vtt« Me«« « Porti«. (Alfred Hatzalb Untversitätlltrahe I, Laut« Lösche, Katharinrnstr. L4, vort. und Küntgsvkatz 1» Morgen-Ausgabe. NWArrIageblaü Anzeiger. Drgan flir Politik?Localgeschichte,Handels-undGMastsverkehr. Sl,,kige«^prei» n« PetUM« 20 Ps»> Reklamen unter dem RedactionSstrich («an- spalten) 504, vor den Familirnnachricht« (K gepalten) «Ü-E- «rSstere Schuften laut unserem Prei«. Nerzrtchniß. Tabellarischer und Z'ssernsatz nach höherem Tarif. Gxtr«-Beilagen <gesalzt), aar «l» de» Morgen»Au«gade, ohne Postboförderaag »l 88.—, ln,t Postbrsärderung 70,--. Annahmeschluö für Anzeige«: Abend»Au«gabe: vormittag« 10 Uhr. I Morgen-Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- uud Festtag- früh 'j,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. nadrigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig ^-125. Tonnabend den 9. März 1895 89. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die am 1. Juli 1895 zu tilgenden Prioritätsaktien lüt. L der Oberschlesischen Eisenbahn werden am Mittwoch, den 3. April 18V5, Vormittags LI Uhr, in unseren Sitzungszimmer Oranienstraße 92/94, 1 Treppe, in Gegenwart zweier Notare öffentlich verlasst. Berlin, den 4. März 1895. Königlich Preußische Hauptverwaltung Ser Staatsschulden. v. Hoffman». Bekanntmachung. Die Einlösung der an, ... , 3l. dieses Monats fälligen Zinsscheine der 3V-,°/o Leipziger Stadtanleihe von 1887 Serie II. (ä. ck. 31. März 1890) erfolgt schon vom 15. dieses Monats ab bei unserer Stadtcasse in den Stunden von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Mittags. Leipzig, am 6. März 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Lr. Georgi. E. Schulze Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 20. November vorigen Jahres, die Näherin Marie Stephanie Friederike Antonie Huhn bk treffend. Leipzig, den 4. März 1895. Ter Rath der Stadt Leipzig. Armen-Amt, Adth. IV n. R. IVa>. 599a. Hentjchel. Hr. Bekanntmachung. Die Geschäftsräume des Unterzeichneten Rentamts befinden sich Vom 11. dieses Monats ab im Augusteum, linker Flügel. Lein- gang vorläufig im Wirbel nach der 1. Bürgerschule zu. Le' - - -- Leipzig, am 8. März 1895 König!. Universitäts-Rentamt. Gebhardt. an I r Regierung Sw um Nlich nur eine Fessel, bald erkannten sie alle in ihr die Bürgschaft I Bedürfniß. bei dem Beginne Meiner u ^ übliche Gelöbniß der eigenen Reckte, weil der unbestreitbar erste Mann des I versammeln und unverweilt vor -3 arlobe, daß "" ->»»»-» >.tt »>»>.ritrr>>vur rr>ir 2/IUN» » ort,»,»»»>» »>>^ Ich gelobe deutschen hoben Adels die Kaiserkrone trug und seine Treue I abzulegen, welches die Verfassung voncy - ^ unver ..... - - - Jedem unverbrüchliche Sicherheit gewährte. So ist eS ge scheben, wesentlich durch daS Verdienst des Kaiser- und gegen die ausgesprochene Erwartung deS Kanzlers, daß der Bundes- rath, den einst alle Welt als den Träger des ParticulariS- mus beargwöhnte, in wenigen Jabren die zuverlässige Stütze der nationalen Einheit wurde, während der Reichstag bald wieder dem unberechenbaren Spiele der Parteiung verfiel." Daß gerade Wilbelm's I. Stellung zur cvnstitutionellen I gleicher Staatsform für seinen kaiserlichen Enkel vorbildlich! Krone wurde, das ist das Zweite, woran der beutige Gedenktag uns erinnert. Wie rasck vergessen dock die Menschen in der ruhe losen Hast unserer Tage! Auch die feierlichen Gelübde, die daS deutsche Volk in jenem SckicksalSsommer des Jahres 1888 aus dem Munde seines jungen Kaisers vernahm, find, so scheint eS fast, vergessen worden. Was heute als Ausweg aus o,n mir """ "" w«I>. I«. Gott helfe!... Wie '.Vs. ^ Gesetze und Gelöbnis entsprechend, treu und gewift h ^ die Rechte der Volksvertretung achten "d stutzen^ ^ Gewissenhastigkeit d,e Meinem Nach- wahren und ausuben, um sie o i solger aus dem Throne unvrrkiimmert zu "b" ' - er nicht in Frage gestellt wird, genüg . um dem Staa b den Schwierigkeiten der Lage empfohlen wird, die Rückkehr I ^ "Mi >n g » sickern dessen Preußen nach rum Absolutismus, das fürchtete man vielfach nach dem Tode I Maß nionarchllcher E , 3 ö , . ' Ä,,ia,nnien- Volkc's'bedaff. Ick bin derMcinnng.^aß ^rwaltmig erhielt. Red.) Bekanntmachung. Die Quellenfassungs-Arbeiten der neuen städtischen Wasserleitung in den Flnren Kurtschliu, ZoghauS und Möschwitz sollen dem» nächst im Submijsionswege vergeben werden. Die Submissions» bedingungen nebst Massen- und Preisverzeichniß sind gegen Be zahlung von 1,50 durch die „Verwaltung des städtischen Gas- und Wasserwerks zu Greiz" zu beziehen. Die Offerten der Submittenten sind bis Dienstag, den 2. April dss. Js. Mittags 12 Uhr, portofrei und versiegelt mit der Aufschrift „Submission auf LneUenfasfungc» in den Fluren Kurtschau» äonhaus und Moschwitz" an den Unterzeichneten Gemeindevorstand einzureichen, welcher sich völlig freie Auswahl unter den Submittenten, sowie eventuell Ablehnung jümmtlicher eingegangenen Offerten ausdrücklich vorbehält. Greiz, den 4. März 1895. Der Gemeiudevorstand. Strauß. ZUM 9. May. Der achte Todestag Kaiser Wilhelm's I., dessen die Nation heule in Wemuth sich erinnert, fällt in eine Zeit heißer innerer Kämpfe. Nickt nur erheischen die gruntftürzenden Bestrebungen der zielbewußten Gegner von Staat und Gesellschaft eine schärfere Abwehr, sondern auch in den Reihen der Vertheidiger des geschichtlich Gewordenen klaffen tiefgehende Gegensätze, wogt leidenschaftlich geführter Streit um wirthschasttiche Interessen und um die höchsten geistigen Güter. Wenn wir trotzdem zuversichtlicher als vor Jahres frist die Frage zu beantworten vermögen, ob wir bestehen können vor Wilhelm I. und seinen gewaltigen Erfolgen, so danken wir daS vor Allen seinem Nachfolger auf dem Throne, Wilhelm II. Dem befreienden 26. Januar deS Jahres 1894 ist die Entlassung des Grafen von Caprivi, die Wieder vereinigung des Reichskanzleramts mit dem preußischen Ministerpräsidium, die Absage an die Polen, die Rückkehr zu einer energischen auswärtigen und colonialen Politik gefolgt. Doch daS frohe Selbstgefühl, das als natürliches Ergeb- niß dieser Errungenschaften unter den Deutschen wieder rege ward, kann nicht recht aufkommen. Der Gründe hierfür giebt es mehrere; nicht in letzter Linie aber ist es der Umstand, daß die Stimmen verschiedenartiger Schwarzseher nicht wirkungslos verhallten, die —zur Hellen Freude der Socialdemokratie — den Staatsstreich als die allein mögliche Rettung auS den Wirren der Zeit bezeichneten. Solchem Gebühren entgegenzutreten, bietet ein Gedenktag an Wilhelm I. doppelte Veranlassung. Einmal erinnert er uns an die Stellung, die der Ver ewigte zur preußischen Verfassung und zur Reichsverfafsung cinnahm. Der damalige Prinz von Preußen wollte gleich seinem Vater die Grundlagen der alten monarchischen Ver fassung unverändert erhalten, weil Preußen — um aus der von Treitschke (Deutsche Geschichte V, S. 769 ff.) mitgetheilten Denkschrift deS Prinzen nur einen allgemeinen Grund anzu- sühren — mit einer Constitution aufhöreu würde, Preußen zu sein. Friedrich Wilhelm IV. entschied anders, und sein Bruder, wie er einst um des Staates willen seine Jugend liebe geopfert batte, so war er auch jetzt dem Könige gehör- san, und fügte sich mit Selbstverleugnung in die constitutio- nelle Staatsform. Später hat er den Kampf, den er als Thronfolger voraussah, den Kampf um die Heeresreform, durchfechten müssen. In jenen trüben, ihn tief erschütternden Jahren brachte er nach seinem eigenen Geständniß da- schwerste Opfer, das seinem liebebedürftigen Herzen zugemuthcl werden konnte: er ertrug die Entfremdung von seinem geliebten Volke. Und eben als Sieger von den böhmischen Schlachtfeldern heimgekekrt, leistete König Wilhelm, der in der Sacke so gänzlich Recht behalten batte, durch die JndemnitätS- vorlage die gesetzliche Sühne für die Verletzung der Formen. Nachdem dann das deutsche Reich begründet worden, war eS Kaiser Wilhelm, der als treuer Hüter des Recht« dem neuen Staatswesen den inneren Halt gab. „Zu Anfang", schreibt Treitschke in seinerSchrift „Zwei Kaiser", „sah mancher der verbündeten Fürsten in der Reick-verfastung zum Absolutismus, das fürchtete man vielfach nach dem Tode I Mau monarau a>rr ° tieutiaen Zusammen sorgnisse war es, die Wilhelm !I. vom Augenblicke seiner I lehmig, nach lemer Sleu Thronbesteigung an in ebenso unzweideutigen wie Herz-1 Gewohnheiten des eignen ^ - ^lit- gewinnenden Worten sich angelegen sein ließ. So sagte er ! unsere Verfassung eine gerechte und nützliche -»er vei g in dem „Erlaß an Mein Volk" am 18. Juni: I Wirkung der verschiedenen Gewalten im Staatsleben ^ . Auf den Thron Meiner Väter berufen, habe Ich die! werde sie auch deshalb, und nicht nur Meines e Regierung im Ausblick zu dem Könige aller Könige übernommen Inisses wegen, halten und schützen . und Gott gelobt, nach dem Beispiel Meiner Väter Meinem Volke I letzte Satz verdient gerade in diesen Tagen besonders ein gerechter und milder Fürst zu sein. Frömmigkeit und Gottes-1 h^vorgehoben zu werden. Haben wir eS doch vor wenig furcht zu pflegen, den Frieden zu schirmen, die Wohlfahrt des! Woche,, erleben müssen , daß ein ehemaliger A Landes zu fördern, den Armen und Bedrängten ein Helfer, dem I des Kaisers das jesuitische Wort getanen ausil- ^ Rechte ein treuer Wächter zu sein. Wenn Ich Gott um I ein Staatsstreich sei im Reick, /iner . ^ Kraft bitte, diese königlichen Pflichten zu erfüllen, die Sein Wille I sassung bcschworen hat, an er » mittbeilten. Mir auserlegt, so bin Ich dabei von dem Vertrauen zum Preußischen s» Bezug auf das Reich der Volke getragen, welches der Rückblick auf „nfere Geschichte Mir ge- mwm'^daß die N^cksversaffung „e.,w gerechte und nütz währt. In guten und in bösen Tagen hat Preußens Volk stets ^ Bortbeilung der Mitwirkung der verschiedenen Gewalien treu zu seinem Könige gestanden; auf diese Treue, deren Band! StaatSleben enthält", und „deshalb" wird er auch sie in sich Meinen Vätern gegenüber i» jeder schweren Zeit und Gefahr Zukunft halten und schützen, wie er sie bisher gehalten und als unzerreißbar bewährt hat, zähle auch Ich in dem Bewußtsein, s geschützt bat. DaS Vertrauen und die Mitarbeit seines Volkes trage sick mit Rücktrittögedanken, bestehen nicht. In eine Aeußerung, die der Kriegsinuustcr bei der Erörterung der Reform der MilitairgerichtSbarkeit gethan hat, ist hineingeheimnißt worden, waS nicht darin lag, und die Anwesenheit des Generals von Wi ttick in Berlin hängt jedenfalls nicht mit einem etwaigen Wechsel ini Kriegönnnisterium zusammen. Auch zum Nachfolger tcs Chefs des Militaircabinets dürfte der General nickt ausc-rsehen sein. Sicher ist nur, daß der jetzige Inhaber dieses Postens, General v. Habnke, ihn dem nächst verlassen wird. (Berliner Blätter wollen wissen. General v. Hahnke babe schon seit einiger Zeit den Wunsch zu erkennen gegeben, vor Abschluß seiner dienstlichen Laufbahn noch eine andere Verwendung zu finden, und es wird die Bacanz des Generalcommandos des 6. Armeecorps damit in Verbindung zcbracht. Ob mit Recht, bleibe dahingestellt. Jedenfalls wird der Wunsch in der Armee und weit über diese hinaus ein allgemeiner sein, daß General v. Bronsart, der seinem nicht leichten Posten ,n jeder Beziehung vortrefflich gewachsen ist, dem Heere und dem Vaterlande noch lange erhalten sieibe. Gerade für das Kriegsministerium ist es, darin pflichten wir den „B. N. N." durchaus bei, wünschenswertb, zu der Stabilität zurückzukehren, die uns den General v. Roon vierzehn Jahre hindurch an der Spitze der Armec- daß Ich sie aus vollem Herzen erwidere, als treuer Fürst eines treuen Volkes, beide gleich stark in der Hingebung für das gemeinsame Vaterland. Einige Tage später, am 21. Juni, gab der Reichskanzler Fürst Bismarck im BundeSratbe eine Erklärung ab, in der es nach der Mittheilung deS Thronwechsels heißt: S. M. der Kaiser, durchdrungen von der Größe der auf bezeicknete der Kaiser jüngst inmitten der aeietzlichen Ver tretuna der Brandenburger als Erquickung »n seinem dornen vollen Amte; seine Ausgabe werde am meisten erleichtert wenn daS ganze Volk sich entschließe, mit der Thal ihm rur Seite zu stehen; „nur im Zusammenwirken von Fürst und Volk" sei der Erfolg verbürgt; „nur d,e ge meinfame Arbeit aller deutschen Stämme n und ihrer Allerhöchstdessen Schultern gelegten Verantwortung, übernimmt! Fürsten" habe daS Reich gebaut; des La » desberrn Aufgab dieselbe in dem Pflichtgefühl des von Gott berufenen Nachfolgers ! sei es, die Interessen aller Stände gegen einander ab und mit einander zu ver Mitteln, damit seines Hochscligen Großvaters und BaterS und in dem Vertrauen ans den Beistand, den Er in der Erfüllung der kaiserlichen Pflichten bei Allerhöchstseinen hohen Bundesgenossen zu finden sicher ist. Seine Majestät rechnet bei der Erfüllung der Ihm durch die Reichsversassung gestellten Aufgaben mit Zuversicht aus die stets Vater zuwazen - . . das allgemeine Interesse deS grosten landes dabei gewährt bleibe. — Mögen diese mhallSjchweren Worte, welche die Frage lösen, wie ein starkes, angestammtes Königlbum mit den berechtigten Ansprüchen der modernen Gesellschaft sich vertragen kann, in der Andacht deö heutigen bewährte bundeskreundliche Gesinnung und bereilwillige Mitwirkung I Tages vom deutschen Volke voll verstanden und gewürdigt der verbündeten Fürsten und freien Stätte. Als die oberste dieser I werden! Der Kaiser aber, der heute vor den Sarkophag Aufgaben betrachtet der Kaiser die Aufrechterhaltung! des glücklichsten seiner Almen tritt, möge an der weihevollen der Reichsverfassung und Schutz des Reichsgebiets wie eines I Stätte aufs Neue den Entschluß bekräftigen, nach dem Vor bilde Wilhelm's I. zu bleiben, was er war: In Treue — jeden innerhalb desselben geltenden Rechts. Dieser Verfassung« mäßige Schutz deckt die vertragsmäßigen Rechte der einzelnen Bundesstaaten mit der gleichen Wirkung wie die der Gesammt heit, und Ce. Majestät der Kaiser erblickt in der gewissenhafte Handhabung desselben eine Vertragspslicht Preußens und eine der Ehrenpflichten, die dem Kaiser obliegen. Das bundesfeste Ver- fest. Vr. I-. L. Deutsches Reich. * Leipzig. 8. März. Der Wunsch der Herren Lieber und trauen der deutschen Fürsten und freie"» Städte zu einander und! Liebknecht, daß die vaterländisch fühlenden Mitglieder deö ihre im Bundesrathe bethätigte Einigkeit haben das Reich gefestigt und stark und die gemeinsamen Bestrebungen aller Bundesglieder für die Wohlfahrt Deutschlands fruchtbar gemacht. Se. Majestät der Kaiser werden dieses Vertrauen und Liese Einigkeit unter den verbündeten Regierungen mit der gleichen Sorgfalt zu pflegen be- müht sein, wie dies Seinen in Gott ruhenden Vorgängern ge- lungen ist Um diese seine Absichten zu verkünden, so fuhr Fürst Bis marck fort, „und um allen darüber verbreiteten Zweifeln persönlich entgegenzutreten", habe der Kaiser den Reichstag einbrrufen. Am 25. Juni versammelten sich die Abgeordneten im Weißen Saale des Berliner Schlosses; an die Seile des Kaisers eilten, mit Ausnahme dcö kranken Königs Karl von Württemberg, deS mit dem Pferde ge stürzten Fürsten von Waldeck und deS Fürsten von Reuß ältere Linie, alle regierenden deutschen Fürsten. In der Thronrede sagte der Kaiser: „Ich habe Sie, geehrte Herren, berufen, um vor Ihnen dem deutschen Volke zu verkünden, daß Ich entschlossen bin, alS Kaiser und als König dieselben Wege zu wandeln, auf denen Mein Hochseliger Herr Großvater das Vertrauen seiner Bundes genossen, die Liebe des deutschen Volkes und die wohlwollende An erkennung des Auslandes gewonnen bat. Daß auch Mir dir« ge linge, steht bei Gott, erstreben will Ich es in ernster Arbeit. Di« ,. . . . wichtigsten Ausgaben des deutschen Kaisers liegen auf dem Gebiete! bisher nicht erwähnte. Red.) Gerücht von dem der militoirischen und politischen Sicherstellung des Reiches nach! "^krittdeSKriegsiiiinisters Bronsart von Schellen- "berste dieser Gesetze bildet I schisttert, durch einen Vorfall in der gestrigen ReickStagSsitzuog die Neichs-Berjassung; sie zu wahren und zu schirmen, sich verstärkte. ES fiel aus, daß sich Herr von Bronsart in allen Rechten, die sie den beiden gesetzgebenden Kür-1 hei der Debatte über de» Militairdicnst der Volksschullehrer per» der Nation und jedem Deutschen, aber auch in denen, I konsequent Schweigen auferlegte, während der StaatSsecretair welche sie dem Kaiser und jedem der verbündete» Staaten und deren I v. Boetticher einen formal zulässigen, aber sachlich mindestens Landesherren verbürgt, gehört zu den vornehmsten Rechten I kibrrflüssigen Einwand gegen die Resolution erhob, welche für und Pflichten des Kaiser«." I echt-/uf drn E'njLdrig Freiwilligendienst Klarer konnte die verfassungstreue Gesinnung deS Monarchen I dagegen batte Herr v^Bronsan^der^Anr^au?, via kaum ausgesprochen werden. Aber nicht genug damit! Um I viel Entgegenkommen bcreiat Dak vi-> dem Zweifel an ihrer Aufrichtigkeit auch den geringsten Schein strittenen - Rechte de?ReichLn e^ von Äerecktigung zu nehmen, erklärte der Kaiser am 27. Junr I welche die .^"^lten )u in d.r Thr-Ü.,-?-',« s-°s!nu»s p--ußi>».n s«°-1.«d.7.7^7^ tageS: Reichstags in Bezug auf eine Ehrung des Fürsten Bismarck ohne Kampf den Social- und Klerikal-Demo kraten daS Feld räumen, scheint nicht in Erfüllung zu gehen. Den „Münch. Neuest. Nachr." wird nämlich aus Berlin gemeldet: „Zahlreiche patriotische Mitglieder des Reichstages, die für die Größe deS historischen Momentes und die nationale Bedeutung deS 1. April 1895 das richtige Gefühl haben, sind entschlossen, der Bedeutung des Tages auch im deutschen Reichstage gerecht zu werben und selbst nicht vor dem traurigen Gespenst „eines ScandalS" zurückzusckrecken AuS diesen männtichenKreisenverlautet,daß sie sich aber mals an den Präsidenten gewandt haben, der dann auch seine Zustimmung gegeben hat. So steht zu hoffen, daß in der Sitzung vom Sonnabend, den 3 l. Marz, der deutsche Reichstag auch der unsterblichen Verdienste des Fürsten Bismarck gedenken wird. Ein conservativer Abgeordneter gab deutlich zu verstehen, daß, falls eine Kundgebung des Präsidiums nicht ermöglicht werden könnte, sie auS der Mitte deS Hauses heraus erfolgen wird. Ehre dem deutschen Mann, der diese patriotische Pflicht erfüllen würde!" Nach dem, WaS wir früher zu dieser Angelegenheit äußerten, haben wir dem Vorstehenden nickt- hinzuzufügen. K Berlin, 8. März. In den letzten Tagen wurde daö * Berlin. 8. März. Zu der inzwischen widerlegten Nach richt des „Vorwärts", der Präsident deS Oberverwal- tungögerichts, Persius, habe den Abschied genommen, weil aii hoben Stellen das Urtheil deS Oberverwaltung- gerichts in Sacken der „Weber" Mißfallen erregte, schreibt die „Post": „Wie immer man über diese Entscheidung de? Oberverwaltungsgerichtes denken mag, so würde es doch eine merkwürdige Verkennung der Natur dieses Ge richtshofes sein, wollte man deu Präsidenten für die sach liche Entscheidung desselben verantwortlich machen. Selbst wenn er, was in dem vorliegenden Falle nicht einmal der Fall war, an dem Urtheilssprucke persönlich Theil genommen bätte, würde er nickt mehr Einfluß auf denselben haben üben können, als jedes andere Mit glied des SpruckcollegiumS. Es erscheint daher wenig wahrscheinlich, daß man den Präsidenten Persius die Frei- gehung der „Weber", welche er übrigeus für seine Person nicht einmal billigen soll, habe entgelten lassen. Wäre dies aber der Fall gewesen, so würde es der Stellung und der Würde des obersten Verwaltungsgerichtshofes Preußens nicht entsprochen baben, wenn er aus Aeußerungen des Mißfallens von noch so hoher Stelle Anlaß genommen hätte, seine Entlassung nachzusuchen. Wenn die vollste Unabhängigkeit und UnparteilichkcittesGerichtshofes überall die Grundlage einer vertrauenswürdigen Rechtsprechung ist.so giltdies in besonderem Maße von demjenigen Gerichtshöfe, welcher in Preußen be rufen ist, in oberster Instanz die RechtSspbäre der Staats bürger gegen Uebergriffe der Organe der Staatsgewalt, ins besondere gegen solche der Polizeibehörde, zu schützen. Das ganze System des Rechtsschutzes auf dem Gebiete der inneren Verwaltung beruht wesentlich auf dem Ansehen des Obcr- verwaltungsgerichtS, dem Vertrauen in seine absolute Un abhängigkeit und Unparteilichkeit. Deshalb muß auch der Schein sorgsam vermieden werden, als würden aus den Gerichtshof von außen Einwirkungen geübt." V Berlin, 8. März. (Telegramms Der „Reichsanr." meldet amtlich: Mittels Allerhöchster Ördre vom 7. Mar; wird der Obcrpräsident der Provinz Ostpreußen Gras Stol pern unter Gewäbrung des gesetzlichen Wartegeldes in den einstweiligen Ruhestand versetzt. V Berlin, 8. März. (Telegramm.) Der „ReichSanz." stellt Ausführungen der „Köln. Ztg." über die Gerüchte vom Rücktritte des MicgSmiinsterS auf Grund der Auslassungen desselben in der Reichstagssitzung vom 5,. März in Abrede und schließt: Hiernach bat der Kriegsminister mit keinen, Worte von einer gewissen Gegnerschaft zur Reform der Strasproceßordnung au höherer Stelle gesprochen, ebenso wenig Anlaß genommen, den Cbef des Militaircabinets einer solchen Gegnerschaft zu bezichtigen. (.) Berlin, 8. März. (Telegramm.) DaS „Berl. T." behauptete, es sei begründete Aussicht für die Annahme des Antrages Lenzmann vorhanden, nach welchem die Commission in die zweite Lesung der Umsturzvorlage nicht eintretcn, dieselbe vielmehr im Ganzen abgelebnt werden würde; die Regierung würde alsdann die Vorlage zurück ziehen. Die „Norbd. Allg. Ztg." kann diese Annahme als durchaus unzutreffend bezeichnen. (-) Berlin, 8. März. (Telegramm.) Die „Nordd. Allgem. Ztg." schreibt: In unterrichteten Kreisen ist von einem Entlassungsgesuch deS OberverwaltungSgerichtspräsi denken Persius nichts bekannt. L. Berlin, 8. März. (Privatte leg ramm.) Bei den Verhandlungen des Staatsraths wird, wie die „Nat.-Ztg." erfährt, der Kaiser persönlich den Vorsitz führen. L. Berlin, 8. März. (Privattelegramm.) Was die Hindernisse für eine befriedigende Neugestaltung des mili- tatrischen Strafverfahrens betrifft, so hat früher verlautet, der Monarch eines der größeren Bundesstaaten sei persönlich gegen dieselbe, und es walteten in organisatorischer Beziehung Schwierigkeiten für die einheitliche Gestaltung eines ver anzunehmen. Ob der Vorfall einen t nicht« desto weniger dahin. Meinung, der KriegSminifter ....Nachdem durch Meines Herrn Vaters Heimgang die Krone I ernsteren Hintergrund "bat?'N^ht"ni»?/desw Meiner Vorfahren auf Mich übergegangen ist. war eS Mir ein I Sonstige AnhaltSpuncte für die Meinuna der Notenwechsel" sich hierauf bezieht' li. Berlin, 8. März. (Privattelegramm.) Die „Nat.-Z." schreibt: Der „Vorwärts" sucht seine Erfindung von dem Entlaffuugsgesuche des Präsidenten Pcrsins durch eine neue Darstellung, die ebenso schwindelhaft ist, wie die erste, aufrecht zu erhalten. Es ist nach dem gestern Gesagten nicht nothwendig, über daS frivole Treiben weitere Worte zu verlieren. — Mit Bezug auf die letzte „Jndcndebatte" des Reichstags schreiben die „Berl. N. N ", mit früheren ähnlichen Ausführungen deS „L. T." sich berührend, u. a. Folgendes. „Sehr viel könnte durch eine straffere Disciplin inner halb der israelitischen Gemeinden bewirkt werden und Lie>e würden in ihrem Interesse gut thun, hierin die Initiative zu er greifen. Auf Seiten der christlichen Bevölkerung hinwiederum mügle freilich in allen Elasten mehr als bKher das Bewußtsein der