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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.03.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950315026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895031502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895031502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-03
- Tag1895-03-15
- Monat1895-03
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Mv W ÄWgtt NzM M AHM Nr. IN, Freikz, U Mz W. (Abes-Mzck.) Königreich Sachsen. ^Leipzig, 1.',. März. Am Mittwoch Nachmittag ist Luise Otto-Peters sanft entschlafen. In ganz Deutschland wird die Kunde vom Tode dieser seltenen Frau mit tiefer Trauer vernommen werden. Aus berufener Feder werden wir in Kürz, unseren Lesern eine Würdigung der Bedeutung bringen, zu welcher Vertreter der größeren Vereine unserer Vororte hinzugezogen waren, da« Programm für den am Vorabend de« GeburtageS im „Felsenkeller" stattsindenden Commer« fest Dasselbe enthält nächst der von Herrn vr. Sturmböfel übernommene» Festrede Ansprachen der Herren vr. Ferd. Goetz und Laferkorn, allgemeine Gesänge, unter diesen da« Warnckrsche Bismarck»Lied, sowie verschiedene auS- ge des HochfluthdammeS bereits (schütten des Dammes beginnen welche dir Verstorbene für die deutsche Frauenbewegung gehabt. I gewählte Musikstücke der Capelle Günther Coblenz. Auch DaS Begräbniß findet am Sonnabend Nachmittag Uhr I soll ein Telegramm an jenem Abend dem Fürsten die Mück von der Capelle de« JvhanniSsriedhofe« aus statt. ' ' * Leipzig. 14. März. Die Nundrrisebefte nach den Mulden- und Zschopautvälera, dem sächsisch-böhmischen Erz gebirge, nach der Oberlausitz, Nordböbmen (böhmische BLder- tonren), ferner die zehntägigen Rückfahrkarten von Leipzig und Dresden nach Bad Elster, von Leipzig nach Schandau werden vom 15. dieses Monat« ab bei den brtheiligten sächsischen StaatSbahnstationen und Ausgabestellen für Reise- Hefte wieder abgegeben. — Zugleich mit der Einführung de« diesjährigen Sommerfahrplane- wird auf der Strecke Leipzig-Grimma ein täglicher Nachtzug, mit Abfahrt kurz vor 11 Uhr auS Leipzig, und ein Frühzug, mit Ankunft in Leipzig gegen »/«7 Uhr, eingerichtet. Den langjährigen Wünschen der Bewohner von Grimma und Naunhof, ferner von Leipziger Familien, welche Naunhof als Sommeraufent- halt wählen und ihre Kinder zum Schulbesuch nach Leipzig fahren baffen müssen, wird durch Einlegung dieser neuen Prrsonenzüge seitens der Staatsbahnverwaltung in an- erkennenSwerther Weise Rechnung getragen. (L. Z.) -z- Leipzig, 15. März. Vergangenen Freitag und Sonn abend fand am hiesigen Realgymnasium unter dem Vor sitz deS zum königlichen Commiffar ernannten Herrn RectorS Professor vr. Böttcher die mündliche Reifeprüfung der diesjährigen Abiturienten statt. Allen 2? Oberprimanern konnte daS Neifrzeugniß zuerkannt werden. Zn den Wissen schaften erhielten die Censur I 1, Id 2, Ha 8, II 5, Ilb 7, lila 6, III 3; im Betragen erhielten 1 die Censur II, 3 die Ha, 4 die Id, die übrigen 19 die I. — In dem von der deutschen Studentenschaft ver anstalteten Preisausschreiben um ein Lied auf den Fürsten Bismarck hat daS PreiSrichtercollegium, die Herren Heinrich Seidel, Johannes Trojan und ZulNtS Wolfs, dem Liede des stuck, arcd. Heinrich Schmieden aus Charlottenburg als dem relativ besten den Preis zuerkannt. DaS Lied wird zu sammen i^it etwa 2V anderen, die unter den 250 Bewerbungen als die nächstbesten bezeichnet werden können, im Verlage von F. A. Ackermann in München in künstlerischer Ausstattung zum 1. April erscheinen. — Wir machen unsere Leipziger Künstler auf das Preis au-sch reiben der AnSstellungScommission der akademischen .Kunstausstellung in Dresden, welches sich unter den Anzeigen befindet, aufmerksam. — Der Christliche Verein junger Männer m Leipzig begeht die Feier des zweiten Stiftungsfestes am Sonntag, den 17. März, Abends 6 Uhr durch FestgotteS- dienft in der Lutherkirche (Festprediger Herr Diakonus vr. Alfred ZeremiaS) und Abends 8 Uhr durch Nachfeier im großen Saale des Hotel de Pologne. Hier finden Ansprachen der Herren Pfarrer v. Seydewitz, Prof. vr. v. Oettinger, Oberförster v. Rothkirch, Berlin, statt. Der Eintritt ist zu beiden Feiern frei. 8 Die Wunderuhr, die lm Restaurant Forkel z. Z. aus- ellt ist und das berechtigte Staunen aller Besucher erregt hat, ist, worauf wir ganz besonders Hinweisen wollen, am Sonntag zum letzten Male zu sehen. Leipzig, 15. März. Als vor etwa Monatsfrist in der „Leipziger Volkszeitung" die Mittheilung erschien, daß der bisherige Expedient des genannten socialistischen Organ» Ernst Blume in Engelsdorf fernerhin nicht mehr berechtigt sei, Gelder für die „Volkszeitun^' zu cassiren, da wurde allgemein der Verdacht rege, daß Blume Unredlich keiten begangen habe. Dieser Verdacht gewann an Stärke durch die bald darauf offenkundig gewordene Thatsache, daß, wir sich der Volksmund ausdrückte, die „Blum? von Engels dorf" „verduftet" war. Jetzt erfolgt die amtliche Bestätigung der damals gehegten Vermuthungen. Nach einem Steck brief der hiesigen königlichen Amtsanwaltschaft ist gegen den früheren Markthelfer, späteren Expedienten der „Leipziger VolkSzeituna" Eduard Ernst Blume, geboren am 8. März 1859 in Neureudnitz, zuletzt in Engelsdorf auf hältlich gewesen, welcher slüchtia ist und sich verborgen hält, die Untersuchungshaft wegen Unterschlagung verhängt. ES wird ersucht, denselben zu verhaften und in daS nächste AmtSgerichtSgefäogniß abzuliefern. D Leipzig, 15. Marz. Heute Morgen ist auS der Irren - klinik ein daselbst untergebrachter Maurer, Namens Härtel, in seiner Maurerkleidung entwichen. Beim Betreffen bittet man der nächsten Polizeiwache Mittheilung zu machen. — In einem Grundstücke der Reitzenhainer Straße fknd gestern Nachmittag rin Stubenbrand statt, der von der Feuer wehr schnell gelöscht wurde. Muthmaßlich war er durch Kinder, die mit Streichhölzchen gespielt hatten, verursacht worden. — Gestern Abend fiel in der PeterSstraße plötzlich ein Passant zu Boden und wurde, da er anscheinend schwer er trankt war, in ein nahegelegeneS GeschäftSlocal getragen, wo er alsbald verstarb. Em Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende gemacht. Der Toote ,st ein in der Sidonienstraße wohnhafter 53jähr?ger Comptoirist. -fj- Seinen schweren Verletzungen erlegen ist der Tischler ClauS Minners, welcher, wie wir gemeldet hatten, in. einer Werkstatt deS Dresdner Bahnhofes aus beträchlicher Höhe von einer Leiter gestürzt war und sich hierbei einen Schddelbruch mit Gehirn erschütterung zugezogrn hatte. j-s Wegen einer erheblichen Verbrenn« na des linken Fußes mußte sich ein 18 Jahre altes Dienstmädchen in Reudnitz im Kranken hause ansnchmen lassen. Dasselbe hatte sich beim Brühen der Wäsche lochende- Wasser auf den Fuß gegossen. —* Ein auS Nordhausen gebürtiges 18jährige» Dienstmädchen, das sich bei einer Herrschaft in der Prsmenadenstraße befand, wurde gestern aus erfolgte Anzeige von der Polizei zur Verantwortung ge- zogen, weil e» seit längerer Fett dir ihm von seiner Herrschaft zum Einkäufe von Maaren übergebenen Geldbeträge unterschlagen und dir Maaren auf Credit entnommen hatte. — Am Bußtage sind Diebe in eine Wohnnng in der Bantzmannstraße in Sellerhausen vom Hof« auS ringestiegkn und haben einen Secretair erbrochen, in dem sie offenbar Geld vermuthet hatten. Da sie solches darin nicht vorgrfunden, sind sie unverrichteter Sache wieder abgezogen. —* In der Wintergartrnstraße carambolirte gestern ein mit Bauholz bttadener Wagen mit einem Pferdebahnwagen, wobei mehrere Glasscheiben veS letzteren zerbrochen wurden. Ein Ver schulden scheint die Kutscher nicht zu treffen. * Leipzig-Eutritzsch, 14. März. Eine Anzahl patriotisch gesinnter ManNer aller Stände in Leipzig-Eutritzsch hat sich vereinigt und beschlossen, am 1. April u. e. AbtndS in dem neuen Saale des Gosenschlößchens «ine volkSthümliche und würdige BiSmarckfeier bei freiem Eintritte zu veranstalt«« und die Mittel hierzu durch freiwillige Zeichnungen und Bei trage zu beschaffen- DaS FestcointS hat beschlossen, in dem festlich zu decürirenden Saale die Büste DiSmarck'S aufzü stellen, zwei officielle Festredner zu gewinnen und den übrigen Thril des Festabend» durch patriotische Mustkaufführungen und durch allgenteicke Gtsasige auSzufllllen. Zu dieser Feier sollen auch alle Verehrer BiSmarcrs ans Leipzig-Nord ein- geladrn werden. Der Einlaß erfolgt nur gegen Karte, welche bei Einzeichuung de» Namen» in eine Liste gratis,yerabfolgt wird. * LeipztgePlngwth, 1«. März. DaS hiesige ComitS für dir Frier de» 80. Geburtstage» de» Fürsten Bis marck setzte in der gestern Vormittag abgehaltenrn Sitzung, gr . . wünsche der Festtheilnebmer übermitteln. Die Firma Gustav Najork und der Lindenauer Gärtnerverein haben dem Comitö die unentgeltliche Schmückung deS „FelsenkellerS" zugesagt, so daß der Commerö eine in jeder Weise feierliche und würdige Gestaltung erfahren wird. Tie nächste Sitzung des ComitöS, an dessen Spitze die Herren vr. Ferd. Goetz und Apotheker Weyrauch stehen, findet Sonntag, den 24. März, Vormittags 11 Uhr, im „Felsenkeller" statt. (Westend-Ztg.) * Leipztg-Piagwitz, 14. März. Die Elster ist vorgestern und gestern derart gestiegen, daß heute das Nonnenholz überschwemmt ist. Hoffentlich ist es daS letzte Mal, daß daS Hochwasser dort ringedrungen ist; denn bekanntlich sind die Vorbereitungen zur Aula soweit gediehen, daß daS Acsi kann, sobald die Witterung günstiger wird. * Leutzsch, 14. März. Dem Beispiele der Stadt Leipzig folgend, hat man im hiesigen Gemeinteralhe beschlossen, eine Erhöhung der Gehälter der Schutzleute eintreten zu lassen, und zwar beträgt dieselbe nach der neuesten Vorlage rund ll Procent. Dafür kommen aber die Gebühren für Beaufsichtigungen bei Tanzvergnügungen, bei Mahnungen rc. in Wegfall. DaS Anfangsgehalt der hiesigen Schutzleute ist auf 1000 festgesetzt worden. Gleichzeitig ge nehmigte der hiesige Gemeinderath die neue, sehr aus führlich gehaltene Dienst-Instruction für die Schutzleute und beschloß, noch einen Nachtschutzmann (aushilfsweise für 500 Gehalt) anzustellen und zwei Wachbezirke im Orte einzurichten. Die in letzter Zeit auch hier wiederholt vor- ekommenen Versuche, einznbrechen, die thalsächlich erfolgten iebstähle und sonstige Borkommnisse boten zu diesen Neuerungen im hiesigen Gemeindeleben die Veranlassung. Außerdem ist der Ort innerhalb der beiden letzten Jahre bedeutend gewachsen, neue TerrainS sind erschlossen worden, so daß eine Verstärkung der Wachhabenden sich unbedingt nöthig macht, ja von der Einwohnerschaft verlangt wird. des Hebammen-PensionS-Gesetzentwurfeß für Leutzsch blieb der Gemeinderath auf dem früher ein genommenen Standpunkte — Beibehaltung höherer Pensions ätze als die von der Amtshauptmännschaft vorgeschlagenen — bestehen. * Möckern, 14. März. Auch in unserem Orte wird der 80. Geburtstag deS Fürsten Bismarck festlich begangen werden. Die meisten Vereine des Ortes: Gemeinnütziger Verein, Dinterverein, Freiwillige Feuerwehr, Gesangverein „Gemischter Chor", Hausbesitzerverein, Militairverein, All gemeiner Turnverein und Schreberverein haben beschlossen, zu Ehren BiSmarck'S einen gemeinschaftlichen Commers u veranstalten, bei dem Herr Schuldirektor Weiskönig die estrede halten wird. -s-s Rötha, 14. März. Der 1858 zu RückerS, Kr. Glatz, geborene Müllergeselle Franz Tautz geriet!) in der Mühle zu Zehmen bei Rötha mit der rechten Hand beim Oelen des Mühlenwerkes in rin Rad desselben. Hierbei wurde ihm die Hand derartig zerrissen und zerquetscht, daß er sich nach Anlegung eines Nothverbandes seitens des Röthaer ArzteS nach Leipzig in daS JacobShvSpital zur Operation begeben mußte. Tautz ist verheirathet iurd hat 8 unversorgte Kinder zu ernähren. n. Döbeln, 14. März. Am hiesigen Nathhanse ver sammelten sich am 13. d. M. früh eine Anzahl Radfahrer, die Mitglieder des Radsahrer-VereinS „Germania", und stoben auf ihren Stahlrossen pnnct 9 Uhr nach allen Wege richlungen auseinander. Nach unserem „Anz." unternahmen diese Radler auf Veranlassung des Bezirkscommandos Touren nach sämmtlichen Ortschaften deS hiesigen Bezirkes. Es Handelle sich dabei um probeweise kriegsmäßige Austragung von Gestellungsordres, zu welchem Zwecke jeder Rad fahrer eine Ledertasche erhalten halte, in der sich die an die einzelnen Gemeindebehörden zu befördernden OrdreS befanden. Letztere sind nach Eintreffen der Radfahrer durch die Orts behörden den Gestellungspflichtigen sofort »«gestellt worden. Auch in hiesiger Stadt wurden an demselben Tage GestellungS ordres in kriegsmäßiger Weise ausgetragxn. Die Mann schäften erhielten aber natürlich nicht Befehl zum Eintreffen zum Kriege, sondern zum Erscheinen zu der am 5. und 0. April d. I. stattsindenden Frühjahrscontrolversammlung. -tm.- Chemnitz, 14. März. Vorgestern Nachmittag wurden die Bewohner des dem Strumpfwirker W. im benachbarten Nie d errabeUstein gehörigen HauseS durch ein verdächtiges Geknister an der östliche» Giebelseite in einen nicht geringen Schrecken versetzt. Schon nach kurzer Zeit machte sich nach dem Innern des Hause- eine leichte Krümmung an der Wand bemerkbar, welche die drohende Gefahr des Einsturzes erkennen ließ. Die Bewohner räumten deshalb schleunigst das HauS und bald darquf krachte auch die Giebelwand zu sammen. Vorläufig hat man an Stelle der eingestürzten Mauer Stützen angebracht, doch muß das HauS völlig ab getragen werden. Dir Ursache dieses plötzlichen Einsturzes dürfte lediglich in dem langandauernden Frost zu suchen sein, welcher das alte, aus Lehmfachwerk bestehende Gemäuer zer trieben hat —X- Zschopa», 15. März. Die diesjährigen Abgangs Prüfungen im hiesigen konigl. Seminare fanden vom 4. bis 8. d. M. statt. Von den 25 Candidaten erhielten in den Wissenschaften 2 die Censur Ib, 3 die Ila, 7 die II, 7 die Ilb, 5 die lila und 1 die III. Den Vorsitz als königl Commiffar führte Herr Schulrath Israel, das evangelisch lutherische LandeSconsistorium vertrat Herr Superintendent Merb ach auS Marienberg. t. Crimmitschau, 14. März. Dieser Tage fand hier eine öffentliche socialistische Volksversammlung statt, in welcher auch der „Fall Zaumsegel" zur Sprache kam Restaurateur Zaumsegel wurde im vergangenen Jahre bei der Stadtverordneten»«»!)! von der socialistischen Partei als Can dida» in der ersten Clafse ausgestellt und kam auch durch, weil sich der „Reichsverein" und der „Deutschsociale Verein" über einen Candidaten in dieser Clafse nicht einigen konnten, infolge besten stellten diese beiden Vereinigungen gesonderte Listen auf, die aber bloS um einen Namen in der ersten Clafse von einander abwichen. In der Sitzung der städtischen Collegien, welche kürzlich über die Ernennung deS Fürsten Bismarck zum Ehrenbürger Beschluß faßte, stimmte auch Zaumsegel, wie wir seiner Zeit berichteten, für die Ehrung. „Urber diesen unverzeihlichen Verstoß gegen die Partrianstchten" wurde nun in öffentlicher BolkSvrrsamm lung, in welcher Zaumsrgel anwesend war, verhandelt. Land tagSabgeordneter Colditz erklärte in seinem Referat „das Verhalten Zaumsrgel'S für unwürdig seinen Wählern gegenüber, der daS politische Vertrauen der Arbeiter nicht weiter genießen könne". Stadtverordneter Zaum segel bat hierauf die Genossen um Vergebung für den von ihm gemachten Fehler, den er selbst bedauere. Rach längerer Debatte, an welcher sich auch Land tagSabgeordneter Goldftrin-Zwickau betheiligte, wurde ein stimmig eine Resolution angenommen, ,n deren erstem Thril die Zustimmung deS Stadtverordneten Zaumsegrl zu der ErUennung des Altreichskanzler- als eine Stegmüllerei schlimmster Art bezeichnet wird; der zweite Thril der Resolution hatte nach dem „Sächsischen Bolköblatt" folgenden Wortlaut: „Die Versammlung spricht Herrn Zaumsegel nicht nur ihre größte Mißbilligung über dessen Zustimmung aus, sondern erklärt auch, daß er, soweit er bei seiner Wahl zum städtischen Vertreter da- politische Vertrauen der socialistischen Arbeiter Crimmitschau- besaß, dasselbe künftig nicht mehr besitzen kann." * Lchwarzenberg, 14. März. Der Kirchenvorstand hat errn Pastor Haubold in Jöhstadt sür das hiesige farramt gewählt. )-( Ans dem Vogtland«, 15. März. Auf AltmannS- grüner Flur (bei Treuen) ist am vergangenen Dienstag bereits eine Kreuzotter von 75 cm Länge lebend ringe- sangen worden. Die vogtländischeu AmtSdauptmannschasten zahlen ziemlich hohe Kreuzotter-Fangprämien. — Der seit Kurzem in OelSnitz begründete Gewerbe-Verein hat sich dem Verbände, vogtländischer Gewerbe-Vereine ange schlossen und neuerdings auch eine Meldestelle sür Lehr stellen- und Lehrlings-Gesuche errichtet. — Nach mehrtägigem heftigem Thauwetter, welches die im Vogt lande aufgesiapelten ungeheuren Schneemassen zum Schwinden brachte, ist am Donnerstag Nachmittag wieder starker Schneesall eingetretev, der die ganze obervogtländische Landschaft auss Neue in frisches Weiß kleidete. Zittau, 14. März. Gestern Vormittag konnte nach beendeten Näuniungsarbeiten der Bahnverkehr auf der Strecke Jonsdors-Berlsdorf der Zittau-Oydiner Linie in vollem Umfange wieder ausgenommen werden. — Bor mehreren Monaten wurde die bei einem Gutsbesitzer in Reichenau bei Ziltau bebienstete Magd Engler auS Hainewalde ver haftet, da der Verdacht vorlag, daß sie ein von ihr geborenes Kind den Schweinen vorgeworfen haben sollte Die ganze Affaire, über welche man sich damals nur mit einein Gefühl des Abscheus gegen die muthmaßliche Kindes mörderin äußerte, scheint inbeß glücklicher Weise der Wahr heit zu entbehren, da die Verdächtigte sich seit einiger Zeit wieder aus freien Fuß befinden und von ihrer früheren Herrschaft ihr Dienstbuch abgeholt haben soll. Als Grund der Entlassung giebt man den Mangel an Beweisgründen für die Thal an, auch soll die erfolgte ärztliche Untersuchung der Engler für sie günstig ausgefallen sein. Unbegreiflich bleibt aber bei der ganzen Angelegenheit, daß die Magd bei ihrer Verhaftung die That zugegeben hat, während sie aller dings später dieselbe leugnete und auch die Geburt eines Kindes in Abrede stellte. Wenn sich die Sache so verhält so dürfte wohl ein« authentische Miltheilung behördlicherseits wünschenSwerth erscheinen, um die so schwer Verdächtigte vor der Oeffentlichkeit zu reinigen. — Eine eigenthümlich«. Gerichtssitzung mit nachfolgender sofortiger Execution wurde in Zittau beobachtet. Auf einer am Burgteiche stehen den Erle Halle sich eine Schaar von ca. 60 Stück Krähe mit einem Delinquenten eingefunden, dem unter lautem Ge krächze der Proceß gemacht wurde. Alsbald siel die wüthende Schaar schwarzbesrackter Richter über ihr Opfer her und bearbeitete dasselbe erbarmungslos so lange mit Schnabe hieben, bis es todt vom Baume siel, worauf das Krähenvol schleunigst nach allen Himmelsrichtungen die Flucht ergriff An den zahlreichen blutenden Wunden am Kopfe konnte man ersehen, wie sehr der Vogel von seinen eigenen StammeS- enossen zugerichtet worden war. — In den Laden des Bäckermeisters Mucke in Ober-WeigSdorf bei Zittau trat am Sonntag ein unbekannter Mann, um Semmeln zu kaufen. Als die anfwarlende Frau sich bückte und umdrehte, um das Gewünschte auS dem Korbe zu nehmen, wurde sie von dem Manne am Halse gepackt. Es gelang ihr, um Hilfe zu rufen, worauf der Freche die Flucht ergriff, hinter sich aber die Thür verschloß, so daß die Frau an der Verfolgung ge hindert war und der Mann entkam. * Großenhain, 14. März. Zum Nachfolger des Pfarrers Starke in NieSka, der demnächst daS Pfarramt zu Groß- inilkau bei Rochlitz übernimmt, ist der PredigtamtScandidat Ernst Beckert, z. Z. Lehrer an der Eisenbahnbeamtenschule zu Altenberg, gewählt worden. * Meitze», 14. März. Eine Fehde um den Bahn hofs-Namen ist seit einiger Zeit zwischen der Stadt Meißen und dem Nachbarorte Cölln im Gange. Besonders der Handels- und Fabrikantenstand des jetzt gegen 8000 Ein wohner zählenden industriereichen Nachbarorte- empfindet es schwer, daß der Name Cölln, obwohl sich die Eisenbahn station mitten im Orte befindet, in keinem EisenbahncurS buch enthalten ist, so daß es schon vorkam, daß man auS wärts gelegentlich nach Cölln beabsichtigter Sendungen oder Bestellungen die Existenz des Ortes ganz angezweifelt hat. Der von dem Cöllner Hausbesitzerverein und dem Gemeinnützigen Verein verfochtene Wunsch, den StationS- namen in Meißen-Cölln umzuwandeln, läßt sich deshalb nicht ohne Weitere- als unberechtigt bezeichnen. Die dirserhalb bei der Generaldirection der Staatsbahnen unternommenen Schritte sind bisher erfolglos geblieben, und die Generaldirection wird vermnthlich auch in Zukunft eö beim „bewährten Alten" bewenden lassen, um so mehr, als man natürlicher Weise in Meißen, wo die Angelegenheit schon zu einem Beschluß im Stadtgemeinderathe esiihrt hat, bemüht ist, den Namen der alten sächsischen Wein- 'tadt, und sei eS auch nur in den CurSbüchern, von jedem An hängsel frei zu halten. Man macht hier Cölln wegen seines Wunsches den Vorwurf der Undankbarkeit und führt zur Be gründung dieses Vorwurfs an, daß Cölln, welches 1860 bei Er richtung deS Bahnhofes nur 400 Einwohner zählte, wesentlich mit durch den Bahnhof seine jetzige Bedeutung erreicyt hat. Allerdings sind inzwischen auch die Ortschaften Niederfäbre und Dorbrücke zu Cölln getreten; dieselben standen aber 1860 an Einwohnerzahl noch hinter Cölln zurück. Die Wahl Cöllner Grmeindeflur machte sich bekanntlich deshalb nöthig, weil sich in dem ringsum von Hügelketten brz. vom Strome umgrenzten Meißen Irin Platz für den Bahnhof fand. ö. Pirna, 14. März. Den Tod durch Vergiften suchte und fand der hiesige Bäckerei-Inhaber Suhr, dem infolge eine- Sittlichkeits VergehrnS Bestrafung drohte. DaS Gift nahm der Genannte bei dem Herannahen der Polizei, worauf dann bald der Tod eintrat. — Zum Kennenlernen der Eis- und Wasserstands-Verhältnisse unter nahmen heute der hiesige Wasserbauinspector Bauralh Hofmann, sowie der Strommeister Fleck eine JnspectionS fahrt nach der Oberelbe. In gewaltigen Stücken ging heute bereits UfereiS hier durch, ,m Uebrigen hat die Lage zur Stunde aber noch nicht- Bedrohliches. Ganz anders dürfte jedoch die Sache werden, sobald der heule ringetretene schwache Regen sich wesentlich verstärken sollte. Gustav Hartwig, seitens der Socialdemokraten der Land tagsabgeordnete Georg Horn-Löbtau als Candidat auf gestellt worden. — Im Freiherrlich von Fletcher'schen Seminar fand die Reifeprüfung von 17 Abiturienten mit der mündlichen Prüfung am I I., t2. und 13. ihren Abschluß. In den Sitten konnte Allen die Censnr I ertheilt werden; in Wissenschaften erhielten: t Ib, 3 Ha, 6 II, 4 Ilb, 3 HI». 10 Abiturienten sind zum Kirchendienst befähigt, da 1 I, 2 Ib, 1 II», 2 II, 4 Ilb in der Musik erhielten. Am 18., 19. und 20. d. M. erfolgt die Prüfung der zur Aufnahme ins Seminar angemkldeten Schüler. * Dresden. 15. März. (Telegramm.) Die Groß- Herzogin von Toscana und die Prinzessin Friedrich August treffen heute Vormittag 10 Uhr 53 Min. von Bir kein wieder ^ dem Großherzoa ldigen Bl hier ein. Der König stattete gestern Vormittag von Altenburg im Hotel „Bellevue" einer« halbstündigen Besuch ab. M»1ik. * Leipzig. 15. März. Das Musikcorps deS königlich sächsischen 10. Infanterie-Regiments Nr. 131 ist in letzterer Zeit ungemein viel be schäftigt gewesen und wird demnächst wieder am bevorstebenden „Novi- täten-Abend" nicht leichte Aufgaben zu bewältigen haben. Dennoch zeigte das vortrefflich disciplinirte. von Herrn Capellmeistex A. Jahrow ausgezeichnet geleitete Orchester während des gestrigen Concertes in der Cenkralhalle nicht eine Spur von Ermüdung, vielmehr entwickelte dasselbe bei der Wiedergabe von Steigerungen und feurigen Rhythmen eminente Etasticität und Schlaasertig- keit, deren unmittelbare Wirkung sich durch rauschenden Bestall des Publikums zu erkennen gab. Im ersten Theile des Con certes interessirte hauptsächlich die längere Zeit nicht gehörte Ouvertüre „Nachklänge von Ossian" von Gade. ein Werk, das, wie seine Schwestern, zusammengesetzt ist aus nordischen Motiven, deren Verarbeitung weniger in polyphoner Form, als vielmehr in melodischer Form mit homophoner Harmonik erscheint. Reizvoll ist die Tondichtung ohne Zweifel und das Interesse des Hörers wird hauptsächlich durch die jarbenprächtige Instrumentation derselben rege erhallen. Gade war überhaupt ein ausgezeichneter Jnstrumen- tationskünstler, der aber die Kunst des JnstrumentirenS nicht etwa aus Lehrbüchern und Lurch mühsame Uebung an Beispielen erlernt hatte, sondern dessen Genius ihm diese Gabe schenkte, damit er sie mühelos verwenden und durch rührige Beobachtung stärken konnte. Sein großes Talent für orchestrale Farbenmischung tritt in allen seinen Ouvertüren und Symphonien so dominireud auf, daß er als Nachfolger Mendetsohn's in dieser Richtung mit in erster Reihe steht. Das oft und gern gehörte sinnige und edle Vorspiel zum 5. Act der Oper „König Manfred" von C. Reinecke wurde in ebenso gelungener Weise vom Orchester ausgesührt, wie die vorangrganaene Gade'sche Ouvertüre. Prächtig executirt wurde auch die Oberon-Ouvertüre, bei deren Neproduction nur der Wunsch von Seiten des Hörers nicht zu unterdrücken war, daß die Streichinstrumente noch eine erhebliche Verstärkung gut vertragen hätten. Das erste Finale aus „Lohengrin" von R. Wagner und die Ungarische Rhapsodie Nr. 2 von F. Liszt sind Glanznummern der Jahrow'schen Capelle; die schwungvolle und nuancenreiche Interpretation dieser Tonschöpfunaen erregte das größte Interesse, so daß den Darbietungen der reichste Beifall folgte. Eine vorzügliche virtuose Leistung boten die Herren Mehner und Helbig mit der Vorführung einer Polka für zwei Trompeten „Schöne Erinnerung" von Sabathil. Schöner, weicher Ton, fein ausgeglichene Technik, Wärme im Vortrag der Cantilene und brillante Fertigkeit bei schnellen Passagen und Verzierungen sind den beiden Künstlern nachzurühmen, welche durch reichen Beifall ausgezeichnet wurden. Möchte das nächste Concert eine Beethoven'sche Symphonie bringen, oder vielleicht auch die v woll-Symphonie von R. Volkmann. Literatur. Die neue illnstrtrte Dchtllcr-Biogrnphie von vr. I. Wych- gram (Verlag von Belhage» L Klosing in Bielefeld und Leipzig, 16 Lieferungen zu 60 oder 4 Abtheilungen zu 2 40 -H) liegt bereits bis zur achten Lieferung vor und erschließt sich immer mehr als ein nationales Prachtwerk, das in keinem deutschen Hanse fehlen sollte. Gründlich und anregend in der Darstellung, eigenartig und hochinteressant in der Jlliistrirung bietet die Biographie eine genuß reiche, erhebende Lecture, die Jung und Alt nicht warm genug empfohlen werden kann. Denn Schiller gehört zu den wenigen großen Männern, die ihrem Leben Vorbiidiichkeil sür ein ganzes Volk verliehe» haben. Dem würdigen Gegenstände entsprechend, ist das höchst beachtenswerthe Werk von der bekannten Berlagshandlung ebenso reich als schön und gediegen ausgestaltet worden. Nach Schluß der Nedaction eingegangen. Berlin, 15. März. (Privattelegramni.) Der Seniorenconvent des Reichstags trat gestern Abend zusammen und verhandelte unter dem Vorsitz des Herrn von Levetzow über den Vorschlag des Präsidenten, Namens deS Reichstags den Fürsten Bismarck zum achtzigsten Geburtstage zu beglückwünschen. In längerer und lebhafter Discussion erklärten die Vertreter der beiden conservativen Fractionen, der Nationalliberalen, der freisinnigen Vereinigung und der Antisemiten ihre Zustimmung, während die Ver trauensmänner des CentrumS, der freisinnigen Volkspartci und der Socialdemokraten sich mit Entschiedenheit dagegen aussprachen. — In Folge der Zustimmung der freisinnigen Vereinigung wurde die Frage aufgeworfen, ob man nicht doch die Frage der Entscheidung des Plenums anheimgcben wolle. Ein Entschluß ist noch nicht gefaßt. * Berlin, 15. März. Die Zeitungsmeldung über das Befinden des Prinzen Joachim ist übertrieben. Der Prinz ist allerdings an einer Unterleibsentzündung erkrankt, die anfangs Blinddarmentzündung befürchten ließ und mit Fieber verbunden war. Die Entzündung ist jedoch nicht eingetretrn. DaS Fieber hat seit gestern Abend nachgelassen. Es ist berechtigte Hoffnung vorhanden, daß der Prinz in kurzer Zeit genesen werde. — Der Buchbinder Scheffter erschlug Morgens seine Frau und erhängte sich darauf. * Madrid, 15. März. Mehrere englische Schisse sind von Gibraltar abgegangen, um nach dem vermißten spanischen Kriegsschiffe „Königin-Negentin" zu forschen. Au» «»«in Wttt«ru»,»>»«rtvli« vo» 4er 8e«^»rt« ru Uamdurr- Vow 1». Llllre 1895, tloreens 8 vkr. Dresden, 14. März. Der König hat bei der Bestattung der sterblichen Ucberreste de» Herrn Oberbürgermeisters Ge heimen Rath vr. Stübel einen Kranz von weißen Kamelien! und Maiglöckchen mit Atlasschleifen am Sarge niederlegrn lassen. — Auf Anordnung des Ministeriums deS Innern ist ein neue- Verzeichn iß deSMedicinal-undveteterinär- ärztlichen Personal- im Königreich Sachsen bearbeitet! worden und unter dem Titel: „DaS Medicinal- und veterinär- ärztliche Personal und die dafür bestehenden Lehr- und I BndungSanstalten im Königreich Sachsen am 1. Januar! 1895" im Druck erschienen. — Im 6. sächsischen! ReichStagSwahlkrrise (Dresden-Land) ist sür die in Folge der MandalSniedrrlegung de- antisemitischen Ab geordneten Hänichen am 25. April stattfindende Neuwahl eine- Vertreter» in den Reichstag als Candidat der deutsch- socialen Rrformpartri Herr Stadtverordneter Baumeister! 8t»tious-Xam« H » ' L Ä lUcktuns vnä LtLrüs äos Winäss. IVetter. L L» s k-> velmuUst . . 763 81V leickt «wllliq -i- « OkribtiLNsuoä . 763 31V sobvadi kleben -s- : Iloskau . . . 776 0X0 leiser 2a? tieäeellt > bleutnbrv»»»er. 76? 30 lsiedt vunst < Karlsruhe . . 767 XIV »elnvLek liefen -t- 1 VViesbaäou . . 766 X sclivvaeli dvueelct - Lreslau . . . 763 080 leiekt deäeeicl t klirr» .... 758 still iiLlb bsöeokt 4-» Verantwortlicher Redakteur vr. Hern«. Rtichltng in Leipzig. S«r den mnsikalischen Theil Proieffor vr. D-c-r Paul in Leipzig.
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