02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.04.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-04-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950411021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895041102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895041102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-04
- Tag1895-04-11
- Monat1895-04
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Durch die Post bezogen für Deutjchlaad »ad Oesterreich: viertrstodriich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandleadung in» An-land: monatlich 7.50. Die Morgen-Ansgad« erscheint täglich mit Aa»- »ah», nach Gönn- und Festtagen '/,7 Uhr, die Abead-Lasgabr Wochentag- L Uhr. Lr-sction »«- Lr»e-itto»: A*ha«ue»-affe 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet vo, früh 8 bi» Adead» 7 Uhr. Filialen: ktlo Me««'» Larli«. (Alfred Hatz»), Universitätsstraße 1, L-uis Lösche. Katharinenstr. 14, Part, und Köuig-vlatz 7. Abend-Ausgabe. nmigerTaMatt Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. A»zeige«.PreW die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactioosslrich (4ge spalten! vor den Familiennachrichtr« (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Prris- verzeichntß. Tabellarischer und Ziffrrnsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderuug >1 60.—, mit Postbesörderuog ^ 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: (nur Wochentags) Abend-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Margen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eins halbe Stunde früher. Anzeigen find stets an die ExprditiOl» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^185. Donnerstag den 11. April 1895. 88. Jahrgang. Politische Tageeschau. * Leipzig, 11. April. Die sogenannte Umsturz-Commission de» Reichstags hatte die zweite Lesung der ihr überwiesenen „Umsturzvorlage" kaum beendet, als die halbamtliche „Berl. Corresp." sich beeilte, «ine Zusammenstellung der CommissionSbeschlüffe zu veröffentlichen, die natürlicher Weise dir Grundlage aller Kritiken bildete, di« seitdem an den Beschlüssen der Com mission geübt worden sind. Auch wir haben s. Z. — im Morgenblatte vom 3. d. M. (Nr. 170) — die Zusammen stellung der „Berl. Corresp." veröffentlicht, in der u. A. an gegeben ist, der A. 166 de» Strafgesetzbuches habe durch dir Commission folgende Fassung erhalten: 8. 166. Wer öffentlich in beschimpfenden Aeußerungen den Glauben an Gott oder das Christenthum angreift oder Gott lästert, oder wer öffentlich »ine der christlichen Kirchen oder eine andere mit Corporationsrechten innerhalb des Bundesgebietes bestehende Religions gesellschaft, ihre Lehren, Einrichtungen oder Gebräuche beschimpft, ingleichen wer in einer Kirche oder in einem anderen zu religiösen Versammlungen bestimmten Ort» beschimpfenden Unfug verübt, wird mit Gefängniß bi- zu drei Jahren bestraft. In dieser Fassung müßte al» besonders bedenklich die Einschiebuag der Worte „ihre Lehren" erscheinen, da z. B durch diese beiden Worte die von Leo XIII. mit besonderer Be glaubigung versehenen Lehren de» heiligen Thomas von Äquino vor jeder scharfen Kritik geschützt werden würden. Zu diesen Lehren gehören u. A. die folgenden: „Dem römischen Pontifex müssen alle Könige der Christenheit unterworfen sein wie dem Herrn Jesu« Christus selber Daß sie dem römischen Pontifex unterworfen sind, ist zum Heile „othwendiq Die Könige sind Vasallen der Kirche. . . . Die weltlichen Fürsten haben von Amts wegen die Kirche zu der. tdeidigen Nach dem Gesetze Christi müssen die Könige den Priestern unterworfen sein; dir weltliche Macht steht unter der geistlichen wie der Körper unter der Seele." Des Papste» „Erlaß schafft Recht, das Jedermann gewissenhaft zu be achten gehalten ist." .... „Der Papst erreicht den Gipfel beider Arten von Macht, der geistlichen wie der weltlichen Er ist Priester und König in Ewigkeit, .... der König der Könige und der Herr der Herrscher, besten Gewalt nicht aushüren und dessen Reich nicht verfallen wird in saeeulL saeeulorum. Nun stellt sich aber heraus, daß das halbamtliche Organ die von der Commission dem tz- 166 gegebene Fassung falsch wiedrrgegeben hat und daß die Einschiebuog der beiden Worte „ihre Lehren" zwar vom Ceatrum beantragt war, aber von der Commission ab ge lehnt wurde. Die „Nat. Lib. Corresp." schreibt heute darüber: Da» Centrum hatte die Umgestaltung allerdings auch dahin beantragt, daß nicht nur die Kirche selbst nebst ihren Einrichtungen und Gebräuchen, sondern daß auch „ihre Lehren" gegen beschimpfende Angriffe den Schutz des Strafrichter» genießen sollten. Doch wurde diese HInzusügung („ihre Lehren^ von der Commission mit allen gegen die Stimmen des Centrums abgelehnt. In diesem Falle sah sich das Centrum von Len Conservativen im Stiche gelasten. Nach Streichung der beiden Worte „ihre Lehren" wurde aber der in dem einleitenden Satze erheblich umgestaltete tz. 166 mit den 16 Stimmen der beiden konservativen Parteien und der «ltramontan-polnijchen „Führung' gegen d!e Stimmen der Linken beschlossen. Die Arnderung besteht darin, daß mit Gefängniß bi» zu 3 Jahren auch Derjenige bestraft wird, „der öffentlich in beschimpfenden Aeußerungen den Glauben an Gott oder da» Thristenthum angreif?'. Jur Zeit kann eine solche Strafe nur Denjenigen treffen, der „dadurch, daß er öffentlich u. s. w. Gott lästert, ein Nergerniß giebt". Trotz der Aufregung, welche besonder» die Falschmeldung der „Berl. Corr." über die von der Commission beschlossene Einschiebung der Worte „ihre Lehren" in allen nichtultra montanen Kreisen erregte, hat da» halbamtliche Organ seinen Irrthum bi» heute noch nicht berichtigt. Ob daraus ge chloffen werden darf, daß die Hintermänner des Blattes ;egen eine solche Einschiebung nichts Ernstliches einzuwenden »ätten, sei dabin gestellt. Das wird sich ja zeigen, wenn das Centrum in der Plenarberathung diese Hinzu ügung nochmals durchzusetzen versucht. Einstweilen ist ie nicht erfolgt, und es empfiehlt sich daher, dies bei der Bekäoipfung des gegenwärtigen klerikalisirten Ent würfe» zu berücksichtigen. Der Geist und die Tendenz der klerikal-polnischen Eentrums-Mitarbeit offenbart sich aller dings in besonderer Deutlichkeit in dem Berlangen nack dem Strafrichter, wo etwa die „Lehren" des Thomas von Aquino alS Lehren der katholischen Kirche öffentlich angegriffen werden, also daß „der Papst der König der Könige, der Herr der Herrscher" sei und dergleichen mehr. Doch enthält d,e Vorlage in ihrer gegenwärtigen Fassung genug de« Unan nehmbaren, so daß es im Interesse eines wirksamen Kampfes gegen dieselbe sogar erwünscht erscheint, sich vorwiegend mit den wirklich beschlossenen Aenderungen zu beschäftigen. Am allerwenigsten ist cs angebracht, alle Aufmerksamkeit nur auf die abgelebnten Anträge zu concentriren. Am Montag haben die Vorschläge des ungarischen Ministerpräsidenten Banffy, nach welchen die beiden vom Oberhause kürzlich abgelehnten kirchenpolitischen Gesetze nochmals zur parlamentarischen Verhandlung in beiden Häusern gelangen sollen, die Genehmigung der Krone gefunden. Kurz nach Ostern wird also die Entscheidung fallen. Mittlerweile nimmt die wachsende Agitation der klerikalen BolkSpartei einen immer unerträglicheren Charakter an. Was die klerikale Partei für eine Agitation treibt, daS hat man bei der Wahl in Neutra sehen können, wo viele Wahl männer aus das Crucifix vereidigt wurden, nur den klerikalen Candidaten zu wählen. Gegen die Liberalen wird mit den unsinnigsten Lügen gearbeitet; man sagt den Leuten, die Durch führung der kirchenpolitischen Reformgesetze bedeute die Schließnng der Kirchen und die Abschaffung der Sacramente; die Civil- ehe bedeute, daß Jeder sein Weib entlasten könne und dergl Hauptsächlich ist eS mit diesen Lügen auf das weibliche Geschlecht abgesehen, das sich auch jetzt wieder als eifrigster Bundesgenosse bewähren soll. Zu dieser Art Agitation ge hören auch die Fastenpredigten der Jesuiten in Preßburg, die bekanntlich Ende voriger Woche vom österreichisch-unga rischen Provinzial deS Jesuitenordens scharf getadelt worden sind Die betreffenden Predigten werden von einem noch jungen Jesuiten gehalten und haben in Ungarn schon längst Entrüstung erregt. Es sind parteipolitische Vorträge, in denen die Gegner mit Namen belegt werden wie „Heiden", „Ketzer", „Lump", „Großmaul", „Gesindel" u. s. w. Kein Wunder, daß eine solche Sprache schließlich doch auch dem Pater Provinz!» zu arg wurde. Daß er die Vorträge verboten habe, wird nicht gemeldet; er hat sie nur getadelt und für „unklug" erklärt. Der Prediger wird jetzt Wohl die groben Ausdrücke lassen müssen, aber er wird nach wie vor von der Kanzel herunter mit Anspielungen und Vergleichen die Liberalen vor seinem frommen Publicum herabsetzen und ver- läumden können. Die Gläubigen aber sind dazu da, auch diese Dinge zu glauben. Hier rächt sich eben, daß der Liberalismus einen seiner obersten Grundsätze, die Verbreitung von Unterricht und Aufklärung, vielfach vernachlässigt hat Ob unter so bewandten Umständen es nicht angezeigt er scheint, da» Land vor Neuwahlen zu stellen, um endlich einmal Klarheit über den Willen der Nation zu erhalten, ist eine Frage, welche in der letzten Conferenr Banffy'S mit dem König zur Erörterung gelangt fein dürste. Von günstiger Bedeutung für die Regierung kann dabei das gestern gemeldete Nachlassen der extrem-nationalen Bewegung unter den Rumänen sein, aus welcher die Klerikalen viel Capital zu ^ chlagen hofften. Aus den Einzelheiten der bekannt gewordenen japanischen Forderungen gewinnt man den Eindruck, daß Japan ent- prechend seiner geographischen Lage und seinen geschichtlichen .Überlieferungen, seine Waffenerfolge vornehmlich in der Rich tung einer weiteren intensiven Entwickelung seiner maritimen Machtstellung zu verwerthen gedenkt. Nur unter diesem GesichtS- »uncte erscheinen Forderungen wie die Abtretung der Liao tung-Halbinsel mit Port Arthur und der Insel Formosa in ihrer treffenden Beleuchtung. Port Arthur ist öfters in Parallele mit der Felsenfestung Gibraltar gestellt worden. Tharsächlich übertrifft eS aber senen festen Ort noch um ein Bedeutendes an seestrategischein Werth. Mit Port Arthur resitzt Japan den Schlüssel zum Petschiligolf und kann alle maritimen Zufahrtstraßen nach Peking unter wirksame Con- trole nehmen berw. hermetisch absperren. Zwar ist die Ein- ahrt in den Petschiligolf, auf der Karle gemessen, etwa 12 deutsche Meilen weit, da aber in dieser Linie die Miau- Tau-Inseln sich auf eine Ausdehnung von fast acht Meilen dazwischen schieben, so bleibt für den regelmäßigen Verkehr, namentlich der Dampfer, nur die Fahrrinne von der nörd lichen Endspiye der genannten Inselgruppe bis zur Landspitze von Port Arthur, etwa 4 Meilen, welche von der japanischen Flotte jederzeit beherrscht werden kann. Die Insel Formosa ihrerseits sichert dem Besitzer die Be herrschung deS Formosacanals, dieser verhältnißmäßig engen Fahrstraße, auf welcher sich der ganze HandelSdampser- verkebr nach und von Ostasien zusammendrängt. Ucherdieö liegt Formosa dem britischen Emporium von Hongkong so zu sagen direct gegenüber, und über den hohen strategischen Werth der Hafenplatze jener Insel al« vorzüglichste Operationsbasis für alle maritimen Operationen unter dortiger Breite herrscht bei den Officieren des englischen PacificgeschwaderS nur eine Stimme. ES fällt übrigens auf, daß in den japanischen Friedensbedingungen des zu einer unabweisbaren Zeitforde rung gewordenen Eisenbahnbaues in China mit keinem Worte gedacht ist. Die Lösung der Eisenbahnfrage wird auch ohnedies von China nicht auf die lange Bank geschoben werden dürfen. Deutsches Reich. § Berlin, 10. April. In der Ausschußsitzuna, welche der Verein für Socialpolitik am 17. März v. I. in Berlin gehalten, fanden zunächst Mittheilungen statt über die zwei im Gange befindlichen Enqueten. Bon derjenigen über die Lage des deutschen und österreichischen Handwerkes werden im April die zwei ersten, im Laufe des Jahre» mehrere weitere Bände erscheinen können. Die Berichterstatter über den ländlichen Personalcredit sind gewonnen: e» ist Hoffnung vorhanden, den Druck der Referate Anfang 1896 beginnen zu können. Neu beschlossen wurde eine Untersuchung über die rela tive Cvncurrenzsähigkeit der verschiedenen tandwirth- schaftlichen Betriebsformen und eine solche über das Hausiergewerbe. Außerdem bat der Ausschuß den Beschluß gefaßt, einen national-ökonomischen und social-politischen FeriencurS vom 30. September bis 12. October in Berlin (Universitätsgebäude) abzuhalten. ES werden dabei folgende Gelehrte in je sechs Stunden die beigesetzten Themata be handeln; Conrad: BevölkerungSwesen, Colonieen und AuS- wanderikng; v. MiaskowSki (Leipzig): Die Begründung, Erhaltung und Ausbreitung des deutschen Bauernstandes im Nordosten des deutschen Reiches von den älteren Zeiten bi« zur Gegenwart, sowie die daran sich schließenden heutigen agrar politischen Streitfragen; v. Philippovich: Die ueueremittel- europäisckeHandelspolitik; Brentano: DerArbeitSvertrag und die Bestimmungsgriinde des Lohnes; Knapp: Geldwesen und -Währung; Neuniann: Neuere deutsche Finanzfrageo, haupt sächlich vom socialpolitisckren Standpunct auS; Gering: Die sociale Frage auf dem Lande (PrvductionSkrisis, Bodenver- theilung, Zukunft der Betriebsformen, ländliche Arbeiterfrage); Bücher (Leipzig): lieber die Formen deS Industriebetriebes, ihre Geschichte und ihre Fortbildung, unter besonderer Be rücksichtigung der schwedrnven Tagesfragen, einschließlich der Eartellfrage; Wagner: Privateigenthum und wirthschaft- tiche Freiheit (freie Concurrenz) gegenüber den An griffen und Forderungen des SociallsmuS; Elster: Die socialen Aufgaben des Staats, der Kirche und der höheren GesellschaftSclassen, unter besonderer Berück sichtigung des Armen- und Versicherungswesens; Olden- berg: Geschichte und Theorie der deutschen Socialdrmo- kratie; Schmoller: Arbeitstheilung, sociale Claffenbildunz und sociale Kämpfe. AlS Zuhörer sind in erster Linie ge dacht: Referendare, Assessoren, Geistliche, Lehrer, Beamte aller Art, Journalisten, aber auch weitere Kreise einschließlich der gebildeten Frauen werden willkommen sein. Der Preis für die 12 Curse ist auf 23 für eine Woche mit 6 Cursen auf 15 für den einzelnen Curs auf 3 festgesetzt. Das Nähere wird später bekannt gemacht werden. Vorläufige Auskunft ertheill vr. K. Oldenberg iu Berlin 62, Wormser Straße 13. * Berlin, 10. April. Die „Kreuzztg." hatte mit Behagen auf einen Widerspruch in den Erklärungen des Staate- secretairs des Auswärtigen Frhrn. v. Mar schall und des LandwirthschaftsministerS Frhrn. v. Hammerstein-Loxtcii über die Verhandlungen mit den Vertragsstaaten aus Anlaß des Antrages Kanitz hingewiesen. Freiherr v. Marschall erklärte am 29. März im Reichstage: Wir haben weder Fühlung mit den Vertragsstaaten genommen noch haben wir die Msicht, das zu thun, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil wir gar nicht wissen, worüber wir mit ihnen verhandeln sollen." Am selben Tage äußerte sich Freiherr von Hammerstein im Herrenhause dahin: „Ich glaube, daß man in dieser Richtung Fühlung gesucht hat und auf entschiedenen Widerspruch gestoßen ist". Zu diesem peinlichen Zwiespalt zwischen den beiden Ministern wird dem „Hamb. Corresp." geschrieben: „Da derartige Verhandlungen mit den Vertragsstaaten nicht durch Vermitte'ung des preußischen Ministers für Landwirthschaft angeregt werden können, sondern ausschließlich durch das Auswärtige Amt, so wird jeder Unbefangene geneigt sein, die Erklärung des Frhrn. von Marsch alt für ausschlaggebend anzujehen und anzunehmen, daß Frhr. v. Hamincrstein sich geirrt hat. Daß das Auswärtige Amt. nach dem es mit dem Versuch, Verhandlungen einzuleiten, auf entschiedenen Widerspruch gestoßen, hinterher im Reichstage diesen Versuch ab- leugnen sollte, ist nicht anznnehmen. Dazu liegt nicht nur gar kein Anlaß vor. Im Gegentheil. Die Constatirung der Aus sichtslosigkeit eines solchen Versuch» müßte ja für die naiven Freunde des Antrags Kanitz von Bedeutung sein. Wenn also die „Kreuzztg." vorzieht, auf den Glauben des Ministers von Hammerstein größeren Werth zu legen, fo ist das ihre Sache. Für den Antrag Kanitz wird sie mit der Behauptung keine Propaganda machen. Rußland und Oesterreich-Ungarn hätten gegen die Durchführung desselben entschieden Widerstand geleistet." Mag der eine oder der andere der beiden Minister Recht haben, so wirft doch dieser thatsächliche Gegensatz ein eigen- thümliches Licht aus die Homogenität des Ministeriums. * Berlin, 10. April. Für die den Gerichten überwiesenen preußischen Referendare sind seit einiger Zeit außer ordentliche Hebungen eingerichtet, bei denen vor Allem auf die praktische Ausbildung Gewicht gelegt wird. Diese Hebungen, die man als außeramllich ansieht, werden nach Grundsätzen behandelt, deren Feststellung den einzelnen Ober- .1888 li» k»elüa — 104-i. 13»« IV» 30»« »r „ttdr. >d»nk v»nk »N<1«I 150'^ 725.— 704 468 515 Lol. > VI'I. S'j, » ^et.j 06'« Vsiren per 121.7b st, I. lt o.OS). >11). KÄLÄ FeniHetsn. Die Französin. 101 Roman von Arthur Zapp. Nachdruck vrrdotra. (Fortsetzung.) „Ah!" machte der Lieutenant und da» sarkastische Lächeln von vorher erschien wieder in seinem Gesicht. „Ich sehe. Sie schwärmen nicht nur für Kirchen, Sie scheinen auch ein enragirter Freund von FestungSanlaarn, wie ich schon neulich ;u bemerken Gelegenheit hatte. Nun, Sie erlauben wohl, daß ich da» Ding da" — er schob da» Bild in seine Paletot- Tasche — ,,al» ein Zeichen Ihrer Kunstfertigkeit und al» ein Andenken an diese Stunde mit mir nehme; auch von dem Apparat hier möchte ich Sie in Ihrem Interesse befreien, liören Sie wohl, in Ihrem eigenen Interesse." Er schritt auf sein Pferd zu, während der Franzose wort- und thatloS, wie erstarrt dastand. Elastisch schwang sich der junge Officier in den Sattel. „Ich mochte Sie nämlich", fuhr er mit schneidender Ironie fort, die sich im weiteren Verlaus seiner Worte zum Ton ernster Warnung steigerte: „ich möchte Sie nämlich der Versuchung berauben^ die bei Ihnen, wie eS scheint, vor handene Vorliebe für unerlaubte photographische Aufnahmen des Weiteren zu brthätigen." Er gab seinem Pferd dir Sporen und sprengte mit flüchtigem Gruß davon. Ein wüthender Blick au- den Augen tes Franzosen folgte ihm. Al» Lieutenant Kramer nach Erledigung seiner dienstlichen Pflichten in seine Wohnung rurückgekehrt war, überdachte er »och einmal alle Einzelheiten seiner überraschenden Begegnung mit Henri Larcher. Wa» sollte er thun? War e» nicht seine Pflicht, den Franzosen unter dem Verdacht der Spionage zur Anzeige zu bringen? Aber war sein Argwobn auch ein begründeter? War r» nicht doch vielleicht nur eine von der Eingebung eines Augenblicks geborene Laune, dir den Pariser Journa listen veranlaßt batte, sich um Dinge zu kümmern, die seinem Intereffenkrei» doch eigentlich ganz fern liegen mußten? Wenn sich hinterher die Grundlosigkeit seine» Verdachtes l erau-stellt«, war e» nicht überau» peinlich für ihn, Aergerniß erregt zu haben, ja, haftete dann nicht der Fluch der Lächerlich keit auf ihm? Spioueurilchrreil Wie oft hatten nicht im Laufe der letzten Jahre sowohl hüben al» drüben schwere Mißgriffe stattgefunden. Harm lose Reisende waren von Uebereisrigen der Spionage ver dächtigt und zur Haft gebracht worden, um hinterher, nachdem alle Zeitungen deS In- und Auslandes darüber berichtet und diplomatische Verhandlungen geführt worden, als gänzlich schuldlos erkannt und in Freiheit gesetzt zu werden. Dazu kam noch eine andere Erwägung. Henri Larcher war von einem langjährigen Bekannten und Freund Madeleine Roncourt'S dieser warm empfohlen und in dem Hause deS Obersten von Marenburg gastfreundlich ausgenommen Worten. Schon dieser Umstand mußte ihn zur größten Vorsicht mahnen. Wie peinlich müßte eS den Obersten und seine ganze Familie berübren, wenn nun plötzlich der Fremde, dem man freundlich die Hand geschüttelt, unter einem entehrenden Verdacht in's Gefängniß gesteckt wurde. So beschloß der Artillerieofficier endlich jeden öffentlichen Schritt gegen den verdächtigen Franzosen vor der Hand zu unterlassen und sich an der scharfen, aber geheimen Beobachtung desselben genügen zu lassen. Um sein Gewissen zu beruhigen, that er aber noch ein UebrigeS. Ein Freund und ehemaliger Schulkamerad von ihm weilte seit einiger Zeit in Pari» als Attachö der deutschen Gesandtschaft. Diesem schrieb er, ohne di« näheren Umstände anrugeben, daß er die Bekanntschaft eine» in Deutschland weilenden Mitarbeiters des „Figaro" gemacht habe. E» würde ihn interessiren, recht bald Näheres über den sehr liebens würdigen und anscheinend sehr tüchtigen Journalisten zu hören. Zugleich erwähnte er mit einigen Worten de» Lieutenants Gaston de St. Sauveur und erbat auch über diesen orientirrnde Mittheilungen. Am Nachmittag, als er die Eisbahn besuchte, kam ihm daS, wa» er seit einigen Tagen in dem Verkehr zwischen dem Franzosen und Madeleine Roncourt beobachtet» in» Ge> dächtniß und unter dem Eindruck de» am Vormittag statt gehabten Vorfalls erschien eS ihm fast zweifellos, daß die Beziehungen zwischen den Beiden nicht lediglich zarten Ge fühlen entsprossen. ES hatte ganz den Anschein, al» ob der Franzose eine Art dämonischen Einflüsse« auf seine schöne Landsmännin besitze, und die Befürchtung lag nahe, daß er seine Macht über Madeleine mißbrauchte in einer Weise, die dem viel leicht ahnungslosen jungen Mädchen schließlich selbst zum Ver derben gereichen mußte. Dem jungen Osficirr liefen heiße Schauer über den Leib, während er diese Reflexionen bei sich anstellte, und er beschloß, sobald er nach Hause zurückgekehrt sein würde, dem ersten Brief an seinen^in Paris weilenden Freund einen zweiten folgen zu lassen, um ihm noch einmal möglichst rasche Be richterstattung zur Pflicht zu machen. Inzwischen nahm er sich vor, Madeleine Roncourt eine Warnung bezüglich ihres Landsmannes zukommen zu taffen. Da er mit Madeleine selbst noch nicht auf genügend ver trautem Fuße stand, so konnte daS nur durch die Bermitte- lung ihrer Cousine geschehen. Nach einigen Schwierigkeiten gelang es dem Artillerielieutenant endlich, Else von Maren burg einem Kreise von Bekannten zu entführen und mit ihr im schnellen Tempo einsameren Stellen der Eisbahn zuzustreben. Die Spannung, welche zwischen ihnen während de« Ball festes in Else'S elterlichem Hause eotstanden, war noch immer nicht gehoben, sondern hatte eher noch eine Steigerung er fahren in Folge der eifersüchtigen Regungen, die aus beiden Seiten vorhanden waren. Else bemühte sich, wenn sie auch innerlich von freudiger Genugthuung erfüllt war, sick eine möglichst küble und unnahbare Haltung zu geben, während Lieutenant Kramer mit sich zu Rathe ging, wie er sich seiner schwierigen, heiklen Aufgabe entledigen sollte. Voll heimlicher Ungeduld erwartete Else die Anrede ihres Begleiters. Aber er machte noch immer keine Miene, sein Schweigen zu brechen, und so fing sie endlich an, sich im Stillen zu erzürnen. Führte er sie deshalb beinahe bis zum Ende der Babn, wo nur hin und wieder ein einzelner Schlittschuh läufer zu erblicken war, um ihr beharrlich etwas vorzu- schweigen? Ihre Augenbrauen zogen sich unmuthig in die Höhe und mit einem ironischen Zucken ihrer Lippen und in ihrem spitzesten Ton sagte sie: „Ich bin ganz Bewunderung, Herr Lieutenant Kramer. Ihre Aehnlichkeit mit ihrem be- rühmten Vorbild« Moltke tritt immer frappanter zu Tage." Er fuhr au- seinem Brüten auf. „Pardon!" Dann huschte rin rasches Lächeln über sein nachdenkliche» Gesicht. „Ihre Bo-Heit war allerliebst." „Sie selbst^ gnädige« Fräulein", erwiderte er mit halbem Ernst, sind Schuld, daß man sich mehr und mehr zum Schweizer ausbildet." „Ich?" Sie warf ihm einen entrüsteten Blick zu. „Al« rilw Schmeichelei darf ich Ihre Arußerung wohl kaum be- ,.Allerdings. Ick schmeichle nickt. Ick constatire nur eine Thatsach«, wenn ich mich über die Ungnade beklage, di« da» gnädige Fräulein seit einiger Zeit über mich zu ver hängen so grausant sind." „Ich glaube nicht, daß Sie an meiner Ungnade sonderlich schwer tragen, Herr Lieutenant Kramer", rief sie mit zuckenden Lippen. Die überquellenve Bitterkeit, die seit jenem Ball fest in ihr Fährte, die Qualen der Eifersucht, die ihr des Artillerieofsicier» Benehmen seit einiger Zeit verursachte, kam in dem Ton ihrer Stimme zum Ausdruck. Sein wachsendes Interesse fiir Madeleine war ihr nicht entgangen, und mit geheimem Schmerz hatte sie beobachtet, daß er, in welcher Gesellschaft er sich auch befand, zerstreut wurde, so oft er Madeleine mit Henri Larcher zusammen sah, daß er die Beiden nicht aus den Augen ließ, daß er sie umschlich und sich förmlich an ihre Fersen heftete. Lieutenant Kramer blickte seiner Begleiterin bestürzt ins Gesicht. Sie erröthete heftig und rasch fugte sie, ihre frühere erzwungene gleichgiltige Miene wieder annehmend, hinzu: Ich bin mir überhaupt irgendwelcher Aenderung in meinem Verhalten gegen Sie nicht bewußt. Wie könnte ich auch als junges Mädchen einem Herrn gegenüber so etwas wie Gnade oder Ungnade zum Ausdruck bringen?" „Mir wollte doch scheinen", entgegnete der Lieutenant, „als ob daS gnädige Fräulein mir früher mit weniger Förmlichkeit begegnet wären." Sie zuckte mit den Achseln und machte zugleich eine Schwenkung, als wünschte sie, zu einer der Gruppen, die sich in einiger Entfernung zeigten, zurückzukehren. Aber der Artillerieofficier hielt sie an der Hand zurück. „Pardon!" sagte er rasck. „Wollen gnädiges Fräulein mir gütigst noch ein paar Minuten schenken. Ich habe eine Bitte, eine Mitthrilung, die ich dem gnädigen Fräulein nur unter vier Augen vortrage» kann." Sie fügte sich ohne Weiteres, innerlich erschauernd im Vorgefühl süßen Triumphe«. Kam er endlich zur Einsicht de» schnöden Unrechts, daß er gegen sie begangen, kehrte er endlich reumütbig zu ihr zurück? Sie war ja bereit zu ver zeihen und zu vergessen, wenn er nur aufrichtig bereute. „Es handelt sich uni Fräulein Roncourt", begann der Lieutenant. „Um Madeleine?" Sie rief eS mit zuckenden Lippen und ärgerliche Enttäuschung malte sich in ihrem Gesicht. „ES wird dem gnädigen Fräulein nicht entgangen sein", fuhr der Lieutenant ohne Abnuna der Vorgänge, welche sich in der Brust seiner Begleiterin avspirltrn, fort, „daß zwischen
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