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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.05.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-05-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950530011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895053001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895053001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-05
- Tag1895-05-30
- Monat1895-05
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«ist I» S87S Herr Maurermeister Coke trat dafür ein, daß der All trag 4d dem Rathe zur Berücksichtigung überwiesen werde. In seinen weiteren Ausführungen kam Redner aus den Maurerstreik zu sprechen. Derselbe sei in der Hauptsache dadurch entstanden, daß ein Theil der Meister den Bedingungen, welche der Bauarbeitgeberbund hinsichtlich der Löhne aus gestellt hat, sich nicht gefügt habe. Es gebe «ine Anzahl „Drückeberger", die sich solchen Verbänden anschließen. aber our die Vereinbarungen halten, so lange sie sich durch die Verhältnisse dazu gezwungen fühlen. Girbt ihnen die Con- juuctur Gelegenheit, davon abzugehen, so thun sie es und treiben dann Unterbietung. Der Bauarbeitgeberverband habe unter den denkbar ungünstigsten Bedingungen den Lohnsatz von 38 ^ aufrecht erhalten, die eben bezeichnete Classe von Unter- nrhmeru habe denselben jedoch aus 35, 30 ^ und noch weniger herabgrdrückt und dadurch hauptsächlich die berechtigte Erbitterung unter den Arbeitern hervorgerufen. Was nun die den Unternehmern städtischer Bauten aufzuerlegende Ver pflichtung, die von der Innung des betr. Gewerbes fest- gestellten Löhne zu zahlen, anbetreffe, so halte er deren Berücksichtigung für unbedenklich. Die Stadtgemeinde habe nicht das Interesse, billige Arbeiten zu erhalten, sondern nur nicht übertheuert zu werden. Im Uebrigen sprach sich Redner für die möglichste Einschränkung der Regie-Arbeiten aus. Der Antrag des Redners, den Antrag 4li des Evange- lischea Arbeiterverein- dem Rathe zur Berücksichtigung zu überweisen, fand genügende Unterstützung. Herr Geschäftsführer Fell erwähnte, daß mehrere Mit glieder de» Oekouomie-AuSschufseS das Bestreben der Ar beiter, sich zu organisireo, als ein nur zu billigendes erklärt hätte«. ES wäre zu wünschen, daß solche Ansichten öfters in der Oeffentlichkeit ausgesprochen würden. Die Polizei allerdings sei anderer Ansicht; hätte der Vertreter der selben des Berathungen des Oekonomie - Ausschusses beigewohnt, so würde er den Arbeitervereinigungen da» Leben vielleicht nicht so sauer machen. Bei Vergebung städtischer Arbeiten rc. wäre zu wünschen, daß nicht, wie rS beim ReichSgerichtSneubau geschehen sei, Unternehmer bedacht würden, die Löhne zahlen, welche noch unter den ortsüblichen stehen. Andere Städte, wie London. Paris, Zürich u. s. w., gingen in der Fürsorge für die Arbeiter, die an städtischen Bauten beschäftigt werden, der Stadt Leipzig weit voran. Redner stellte schließlich den Antrag, die Unternehmer zur Zahlung desjenigen Lohnes zu veranlassen, der von Arbeit geber» und Arbeitnehmern im Allgemeinen (nicht von Innungen) vereinbart ist. Der Antrag fand nicht die genügende Unterstützung. Herr Prof. vr. Bücher stellte den Antrag, die Ein gabe de» Evangelischen Arbeitervereins in ihrer Gesammt- heit dem Rathe zur Erwägung zu überweisen. DaS Collegium verpflichte sich damit zu nichts, aber die ganze Angelegenheit sei Werth, daß ihr eingehend näher getreten wird. Dem Anträge Enke stehe er sympathisch gegenüber. Herr Oberbürgermeister vr. George erörterte die Ge- fichtSpuncte, welche für den Rath bei Vergebung der städtischen Arbeiten maßgebend seien. In einzelnen BerusS- zweigru wäre den Unternehmern aufgegeben worden, our hiesige Arbeiter zu beschäftigen; aber eS habe sich doch er geben, daß die Ausführung der Bedingung Schwierigkeiten mache. Für Erdarbeiten und Schleußenbauten waren mehrfach keine hiesigen Arbeiter zu erlangen. WaS die Löhne betrefft, so sei der Rath nicht im Stande, in diese eiozudringen; er erhalte nur die Anschläge der Unternehmer und könne nicht beurtheilen, ob Derjenige, der billiger arbeite, diese- thun könne, weil er billigeres Material erlangt habe oder geringere Löhne zahle u. dgl. m. An der weiteren Debatte betheiligten sich die Herren IunungSsecretair Böhme, Bäckerobermeister Joachim, Kaufmann Scheller und Buchdruckereibesitzer Bänsch. Bei der Abstimmung wurde, was die Eingabe des evangelischen Arbeitervereins anbetrifft, nur der Antrag 4d dem Rathe zur Berücksichtigung überwiesen, während man in allen übrigen Punkten die Eingabe auf sich beruhen ließ. Bei der Eingabe der Steinsetzer wurde der Antrag des Oekonomie-AuSschufseS, soweit er Er hebungen über die vorzugsweise Beschäftigung hiesiger Arbeiter bezweckte, angenommen und zwar mit der Maßgabe, daß der Rath die Erhebungen auf alle von städtischen Unternehmern beschäftigten Arbeiter erstrecken möge. Den ersten Theil des Antrages, „die Eingabe auf sich beruhen zu lassen", lehnte daS Collegium mit 27 gegen 25 Stimmen ab. Zu der Eingabe des Herrn Rechtsanwalts vr. Leo für die Herren Pfeil und Gen. in L.-Kleinzschocher, daß die im Herbst vorigen IahreS vom Rathe an die Petenten gerichteten Verfügungen, betr. die Herstellung von gepflasterten Fußwegen vor ihren Grundstücken .n der Plagwitzer Straße zu L.-Kleinzschocher, wieder «ufgehoben werden, beantragte der Oekonomie-AuSschuß: „Dem Rathe zu empfehlen, in Anerkennung von Billigkeitsgründen Len Besitzern der hier in Frage kommenden Grundstücke eine Entschädigung bez. Beihilfe von 1 50 pro Quadratmeter zu gewähren." Dieser Antrag wurde nach längerer Debatte mit großer Mehrheit angenommen. Da» Conto 9 „Drucken, Stege, Ufer" fand mit einige« Abänderungen, die Conten 26 und 27, „Wiesen und Tristen", sowie ..Jagden nnd Fischerei", unverändert Annahme. Gegen die Position ..200 ^ für Brwirthung der Iagdgäste" stimmten die socialistischen Vertreter. Für Herstellung eine» zwei Meter breiten Stege» über den Pleißenmühlgraben in der Verlängerung der Wiesen- straße zu L.-Gohlis und Anlegung eines WeaeS von diesem Stege bi» an den an der Stelle der Gohliser Badeanstalt am Rosenthale anzukegenden Spielplatz wurden 850 be willigt Außerdem haben die Anwohner 200 zur Ver fügung gestellt. Der Umbau der drei städtischen Pulverbäuser in der Lcutzscher Gottge mit 2459 >F Kostenaufwand wurde genehmigt. Für Herstellung der PertheSstraße von der Frommann- bis zur Cbausseestraße und Verbreiterung der Chausjeestraße von der PertheSstraße bis zum Gerichtsweg wurven 37 707 ^ bewilligt. Von diesem Betrage entfallen 14 919^ zu Lasten der Herren Meyer und Röder. Daraus Schluß der Sitzung. Technisches. Thomauu's «erneut-Dachplatten. D. R. P. Nr. 49228. Jedermann, der dem Bousache näher steht, wird wissen, daß die Verwendung de» CementgusieS zur Anfertigung von Dachsteinen in letzter Zeit einen großen Aufschwung genommen hat, besonder» finden wir solche- Dachdeckungs - Material aus großen flachen Dächern verwendet, wie sie bei Fabriken, landwirthschasNichen Bauten, Casernen u. s. w. Vorkommen. ES verdankt seiner Ver- breitung seiner Leichtigkeit und Wohlfeilheit, sowie der schnellen Herstellungsweise, dir ohne große Kosten und maschinelle Vorrich tungen möglich ist. Einen hervorragenden Werth unter den in der Neuzeit hrrgestelllea Eementgußziegeln besitzen di» von Thomann in Hall« a. S. erfundenen, sie bilden eine käst quadratische Platte von l,5 cm Stärke, bei 35 cm Länge und Breite, unterhalb haben sie die sog. Nase zum Anhängen an dir Dachluken, außerdem Haken» falze, die beim Eindicken des Daches ineinandergreisen und einen so dichten Schluß erzeugen, daß Feuchtigkeit, Ruß. Staub rc. nicht durchdringen können. Außerdem lasten sich mit ihnen sehr flache Dächer rindeckrn, die rin gutes Aussehen haben und geschmackvolle Muster enthalten, weil dir einzelnen Dachsteine verschiedenfarbig sind. Da auch ihre Witterungsbeständigkeit außer Frage steht, so sind solche Cementdachsteine zur Anwendung zu empfehlen. Der Generalvertreter diese» Dachdeckungs-Material» für die Kreishauptmannschaft Leipzig ist Herr Rud. Wolle tn Leipzig, Georgenstraßr Nr. 7, bei ihm ist alles Nähere über dasselbe zu er» fahren und wird er auch Liren- zur Anfertigung dieser zweckmäßigen Dachplatten ertheilro. Vermischtes. --- Berlin, 29. Mai. (Telegramm.) Gegen das Ur theil deö Ehrengerichtshofes in der Angelegenheit drS Rechts anwaltS vr. Fritz Friedmann hat der Oberstaatsanwalt des Kammergerichts Berufung eingelegt. -- Hamburg, 29. Mai. (Ausführlich.) Auf dem Boden des vierstöckigen, von etwa zwanzig Familien bewohnten HauseS Franken-Straße 9 brach in letzter Nacht ein Feuer au», bei welchem der Branddirector Westfal und zehn Feuer wehrleute schwer verletzt wurden. DaS Unglück entstand dadurch, daß der Schornstein in das Treppenhaus stürzte und die Treppe bis zur ersten Etage hinab durchschlug. Sämmtliche auf der Treppe befindlichen Löschmannschaften wurden, als der Schornstein das Treppenhaus durchschlug, mit in die Tiefe gerissen. Die sich noch im vierten Stock werk aufhaltenden Feuerwehrleute und Mannschaften de» RettungscorpS wurden mittel» der RettunaSleiter durch die Fenster gerettet. Nachdem der Dachstuhl, der Boden und der vierte Stock ausgebrannt waren, wurde daS Feuer bewältigt. ----- Wie tn Schmargendorf ein Kegeltnrnter abgehalten wird. Ueber ein dieser Tage in Schmargendorf abgehaltenes Kegelturnier berichtet daS „Telt. Kreisbl": Vier Ehren preise, ein preisgekrönter Stier aus der Mastvirhausstellung im Werthe von 500 eine Plüschgarnitur für 300 zwei fette Schweine für 250 und eine goldene Damenuhr mit Kette im Werthe von l50 bildeten der Sieger Lohn. Es wurden 15 000 Loose zu 1 ^ ausgeaeben. Davon hatte ein Schmargendorf» allein 630, ein WilmerSdorfer 200 Stück entnommen; Posten von 20, 50 und 100 Stück fanden reißenden Absatz. Den ersten Preis errang der Inhaber der 630 Loose mit 22 Puncten nach heißem Ringen am vierten Kampftage. In der SiegeS- freude und um sich in der großen Erschöpfung zu stärken — er hatte in drei Tagen 1000 Kugeln geschoben — ließ er sich zwei große „Potsdamer" bringen und trank sie schnell hintereinander. Kaum aber war der letzte Tropfen herunter, da stürzte der Kegler zu Boden, während sich das Angesicht tief blau färbte. Schnell wurde der Arzt herbeigcrufen; erst nach längerer Zeit gelang eS, durch Einflößen großer Gaben guten CognacS, den Bewußtlosen wieder ins Leben zu rufen. Am fünften Turniertage war der Kranke inbeß wieder auf dem Platze und gewann noch den vierten Ehrenpreis. Die drei ersten Preise wurden an Ort und Stelle zu außer ordentlich niedrigen Preisen verkauft. Der PreiSstier ging mit 400 die beiden Schweine mit 100 .E und die Plüschgarnitur mit 130 -6 ab. Die Sieger gaben dann den Preiskeglern ein große» Festessen mit Concert, wobei e« hoch herging, und erst am Morgen des HinimelfahrtStage« zogen die Letzten heimwärts. Der Wirth hat an Vergnügungs steuer tüglich 50 gezahlt, soll aber trotzdem rin aus gezeichnete» Geschäft gemacht haben. --- Frankfurt, 29 Mai. (Privattelegramm.) Nach einer Meldung der »Franks. Ztg." au» Homburg v. d. Höh« wurde der Tochter de« Erfinder» de» Telephon», Philipp Reis, au» dem kaiserlichen DlSpositionSfoud» eia ZahreS- gehalt von 400 bewilligt. ---- Köln, 29. Mai. (Privat te legramm.) Gestern Nachmittag wurde auf dem neuen Güterbahnhos in Nipper ein Stationrassist ent von dem Personenzuge erfaßt und überfahren. Er starb auf dem Transport nach dem Hospital. — New-York, 29. Mai. (Telegramm.) Die »Pacific Mail Compagnie" erhielt die Meldurig, daß der Dampfer „Colima" zwischen Manzanilla und Acapülco gescheitert sei. Der Dampfer hatte an Bord 40 CajütS- und 3? Zwischen decks-Paffagiere, 43 Chinesen und 72 SchiffSleute. Nur 19 Personen wurden gerettet. Lader, Sommerfrischen und Reisen. —o. Die Pfingstfelertage werden voraussichtlich auch der „Gül denen Aue", in welcher das Kyffdäusergebirgr mit dem im Ausbau begriffenen Denkmal an Kaiser Wilhelm I. besondere Anziehungskraft ausübt, vielen Besuch zuführen. Als höchst interessante Seiten- tour sei dabei der Besuch drS wegen seiner Abgeschlossenheit fast gänzlich unbekannten Ooestenberger Thalrs, gegenüber dem Kyfshäuser, mit seiner eigenthümlichrn, aus weißem Äypsstein er richteten Burg und dem Dorfe Queslenberg, wo zu Pfingsten rin originelles Volksfest begangen wird, empfohlen. Man erreicht Questenberg von der Eisenbahnstation Roßla zu Fuß in etwa einer Stunde. Das enge Thal ist von allen Seiten mit hohem Kalkgebirge umgeben und war in früheren Zeiten am Eingänge und Ausgange mit Thoren und Zinnenmauern verwahrt, die leicht gegen den ondringcnden Feind vrrthridigt werden konnten. Ja dem weißen Gypsfelsrn der südlichen Tholwand giebt eS sieben große und kleine Höhlen, darunter besonders das „Häckerloch" und das „kalte Loch", mit merkwürdigen grognostiscdeii Erscheinungen. An der Wand des alteu kirchlriu- rriunert ein urkomisches Rolandsbild — mit Zopf und Livrür —, daß Questenberg «inst in Beziehungen zu den nahe» Kaiserpfalzen Wallhauseu und Tilleda stand. Auf der südlichen Felswand ist rin mächtiges Holzkreuz mit daran schwebendem Kranze — Oueste — aufgerichtet, ol» Erinnerung an eine liebliche Volks- sage, auf welcher LaS obengenannte „Fest der Queste" beruht. Die Burg auf steiler Höhe hieß «inst wegen ihrer Lage „Vynsterburg" und erhielt ihren Namen „Questenberg" erst durch einen Schloß- Herr» a»S Dank für das Wtederfindeu seine- am Pfiiigsttage im Wald« ver'rrtr« TöchterleiuS, das im Dickicht sitzend und ein Kränzleia a«S Waldblume» flechtend, betroffen wurde. Jetzt ist die Burg »ine prächtige Ruin», in deren Verließ man an den Wände» noch allerhand Figuren und Charakter« sieht, die von Gefangenen in den GypSstein eingegrabrn worden sind. S Aus Ostseebad Zingst wird geschrieben: Auch tn unserem von Meer und Wald begrenzten Jnseldörfchen hat daS prachtvolle Maiwetter Wunder gewirkt und über Bäume und Felder ein Bliithenmerr ergossen. Am 1. Juni werden unsere See-Bade« Anstalten eröffnet; es zeigt sich auch diesmal, daß die Billigkeit und Ruhe unseres Bade- alljährlich mehr Gäste anzirht und die früheren Besucher stets wiederkehreo, denn die Anfragen wegen Wohnungen laufen zahlreich ein. Die Tampfer-Compagnie zu Barth hat ein neue» großes Dampfschiff „Darß", weiche-elektrisch beleuchtet wird, in Fahr» gestellt. Literatur. Da» deutsche Reichsheer und die kaiserliche Mariae nebst Anhang der Schutztruppeu fürDentsch-Ostafrika, Süd west ofrika und Kamerun. Einthrilung und Standorte. Lehr- und Nachschlagebuch der Organisation des deutschen Heer- und Marine- wesens bearbeitet von Ecke, Hauptmann in der II. Ingenieur» Jnspectioo, nnd Feiland, Hofrath im Mariarcabinrt, Capitain- lieutenant d. R. VI. Jahrgang, abgeschlossen am 8. April 1895. Preis 1,50 Daraus einzeln: a. Einthrilung drS RrichsheereS (1 >l); d. Einthrilung der Marine und der Schutztruvpea (50 /H). Cassel, Max Broaaemaun. Der vorliegende Jahrgang de» bekannten Buche» Ist »m dir urn «iugrrichtelen Echutztrupprn für Südweft- afrika und Kamerun, bereu Einthrilung, Standquartiere, Dienst vorschriften, Personalien rc. vermehrt. In seiner Uebersichtlichkeit, sachgemäße» Gliederung deS Stoffe» and Zuverlässigkeit aurrkanat, bietet diese Arnier-Eintheilung rin vollständige» Bild unserer Streit macht zu Wasser und -u Lande nach dem neuesten Stande, denn sie enthält bereit» die soeben veröffentlichte» FrühjahrSändrruugen. Dadurch beweist die Eckr'sche Quartierliste vou Neuem ihre Zu verlässigkeit, daß wie im vorlirgrudrn Fall« wiederum zu erkennen ist, den Herren Herausgebern di» »öthigrn Quellen zur Verfügung stehen, daß si« den Gegenstand vollkommen beherrsche» und den richtigen Z«itpu»ct -ur Veröffentlichung wählen. Rach Schluß -er Redaktion eingegangen. * Berlin, 29. Mai. In der nächsten Woche werden zwei Osficiere der hiesigen Garnison, Graf B. und Freiherr v. M, auf Veranlassung de« Kaiser» einen Distanzritt nach Cöln unternehmen. Bei diesem Unternehmen wird «in Radfahrer diesen Officieren Schrittmacherdieuste leisten. (B. B.-C.) * Posen, 29. Mai. Bei der Landtags-Ersatzwahl im Wahlkreise Fraustadl-Liffa-Rawitsch-Gostyn wurde der Deutsche, Landrath vr. Lewald>Rawitsch. mit 312 Stimmen gegen den polnischen Candidaten Amt-gerichtSratb vou Po- krzywnicki-Posen, welcher 222 Stimmen erhielt, gewählt. * Altona, 29. Mai. Der Knecht Witt, welcher in Hamburg im Jahre 1892 da» Dienstmädchen GieSfeld und im vorigen Jahre die Näherin Corde» ermordet hat, wurde heute vom Schwurgericht zum Tode verurtheilt. 8. Wien, 29. Mai. (Privattelegramm), vr. Karl Lueger, ReichSrath-abgeordneter, wurde heute Abend nach dreimaligem Wahlgange zum Bürgermeister der Reichshauptstadt Wiru mit der knappen Majorität von 70 Stimmen gewählt. Beim ersten Wahlgange erhielt er 67, beim zweiten 68 Stimmen. Anhänger der anti semitischen Partei hatten sich vor dem Rathhause in großer Zahl versammelt und begrüßten die Wahl mit Jubel. Da» liberale Regime in Wien hat mit dem heutigen Tage sein Ende erreicht, die liberale Partei ist gespannt, wie sich die Regierung zu der heutigen, für Wien und ganz Oesterreich bedeutungsvollen Wahl stellen wird. 8. Wien, 29. Mai. (Privattelegramm). Die libe ralen Mitglieder des GemeinderatheS haben bei der heutigen Oberbürgermeisterwahl leere Stimmzettel abgegeben, vr. Lueger erklärte nach vollzogener Wahl, daß er das Amt als Stadtoberhaupt ablehne. Gegenwärtig wird die Sitzung de» GemeinderatheS fortgesetzt. Die Anti semiten bestehen auf der neuerlichen Vornahme de» Wahl actes, die Liberalen sind dagegen. 8. Wien, 29. Mai. (Privattelegramm.) Beim vierten Wahlgange erhielt vr. Lueger nur 65 Stimmen. Die Wahl war daher resultatloS. Am Freitag findet nunmehr eine neuerliche Wahl statt. * Wien, 29. Mai. AuS Konstantinopel meldet die „Polit. Correspondenz": Wie in diplomatischen Kreisen ver lautet, wurden die Botschafter von England, Frankreich und Rußland dahin verständigt, daß die Antwort der Pforte auf die Resormvorschläge betreffs Armeniens voraussichtlich morgen oder übermorgen erfolgen werde. * Paris, 29. Mai. Ueber den Untergang de» Dampfers »Don Pedro" wird noch gemeldet: DaS Schiff stieß gegen die vom Wasser bedeckten Klippen von Fraguina, 4 Meilen von der Küste. Es entstand eine furchtbare Verwirrung unter den Fahrgästen, welche sich der Boote und der Rettungsgürtel bemächtigen wollten. Die Schiffsofficiere versuchten, mit dem Revolver in der Hand, den Schrecken zu bannen, als durch die Explosion deS Kessels eia Leck entstand. Da» Schiff borst hierauf und sank so schnell, daß die Rettungsboote mitgerissen wurden. Die 38 Geretteten hielten sich an den Schiffstrümmern über Wasser. DaS Schiff war nicht versichert. Der Werth der untergegangeneu Maaren beläuft sich auf N/r Millionen FrS. * Paris, 29. Mai. Nach den letzten bei der Oompagnis äes ckargeurs röuuis eingegangenen Drahtmcldungen sind 21 Personen der Mannschaft und 18 Passagiere des unter gegangenen Dampfers „Don Pedro" gerettet worden. Die Namen der Passagiere sind bisher noch nicht bekannt. Von den Geretteten befanden sich 25 in der Schaluppe, welche in der Nähe deS Hafens von Fischern bemerkt und ans Land gebracht wurden. Von den kleinen zwischen Vigo und Carril gelegenen Häfen aus werden eifrig Nachforschungen gehalten; man hofft, noch weitere Personen retten zu können. * Sofia, 29. Mai. Die »Agence Balcanique" bezeichnet die Nachricht der „Times" aus Athen, nach welcher zahl reiche Banden bulgarischer Briganten an der Grenze von Macedonien sich angesammelt hätten, als völlig er- fundkn. grub« zu legen scheint und diese daun mit >/, m hohen Haufen vou Blättern bedeckt. Von beiden Hühnerarten schmecken die Eier vortrefflich, vom Talegallahuhn auch das Fleisch, aber da» vom MegapodiuS hat ganz frisch schon einen widerlichen AaSgeruch und AaSgeschmack und ist für einen europäischen Gaumen ungenießbar. Der größte Vogel Neu-GuineaS ist ein Kasuar (Lasuarius xiotieollis). Im Schutzgebiet ist er namentlich an der Küste selten, weiter im Innern und in den Bergen wird er häufiger, scheint aber nirgends gemein zu sein. Wunderbar schön sind manche Eisvögel Neu-GuineaS, die die Gattung Tauxsivter« bilden und meist entsprechende Artennamrn haben: Dea, die Göttin, Iris, die Götterbotin, Galatea, Galate, die Nymphe und schöne Geliebte de» un glücklichen AkiS, u. s. w. Die Thiere sind oben lasur- bis ultramarmblau, unten blendendweiß oder rosenfarben, haben im Schwänze zwei lange Federn, die bloS am Ende ein ans Barten gebildete» Plättchen und korallenrothe Schnäbel haben. Wenn di« Vögel im leuchtenden Sonnenschein mit blitzschnellen Schwenkungen fliegen, erscheinen sie wie au» blauen Edelsteinen verfertigte Kometen. Eine Art Nashornvogel kommt als äußerster Vorposten, der über daS trovische Afrika und Indien nebst der Insel welt zwischen Malakka und Australien verbreiteten Familie auf Neu-Guinea vor. E» ist eine Localraffr deS auf Malakka und die Sundainseln bewohnenden Jahr- vogelS (Luceros plicatus var. ruücollis). Dieser Vogel, der mit dem Schwänze t m lang, schwarz, am Halse braun- roth ist und einen weißen Schwanz hat, trägt auf dem gewaltigen Oberschnabel eine Reihe von queren Wülsten von schwaukeader Zahl, von 2—8, und die Eingeborenen glauben, alle Jahre lege sich ein neuer solcher Wulst an, weshalb sie da» Thier eben Jahrvogel, auf Malayisch Zugang gackiog, rrrnuen. E» ist nicht wahrscheinlich, daß diese Annahme der Wahrheit entspricht, denn so große Vögel werden ganz gewiß alter al» 8 oder 9 Jahre. Es könnte freilich fein, daß eine gewisse Maximalzabl von Wülsten sich anlegt; ist diese er reicht, so lebt der Vogel zwar noch Jahre lang weiter, aber ohne Neubildung von Schnabelfalten. Zwischen den Aesten de» Unterkiefer» spannt sich eine kahle aufblasbare Kühl- haut au», die den einzigen äußerlichen Unterschied der Heiden Geschlechter zeigt: beim Männchen ist sie nämlich schön himmelblau, beim Weibchen hellgelb. Die Malayen nenuen den Vogel aber auch noch den „Eifersüchtigen", wofür ich da» malayische Wort nicht kenne, und da» thun sie zufolge einer zwar ihrer mohammedanischen Anschauung entsprechenden, «cher irrig gedeutete» Thatsache au» dem Haushalte de» Thieres. Wenn daS Weibchen brütet, wa» sie in einem Baumloche tbut, mauert da» Männchen mit einem au» Erde, Holzmulm und Speichel angemachten Lehm den Eingang zur Nisthöhle bis auf ein kleines Loch, durch das das Weibchen eben noch daS Vorderende des Schnabel» stecken kann, zu. DaS geschieht aber nicht aus Eifersucht oder Mißtrauen gegen die eheliche Treue der Gattin, sondern um sie vor Gefahren zu schützen. DaS Weibchen mausert nämlick während der Brütezeit und ist dann völlig flugunfähig. Der männliche Vogel füttert e», und jedes Mal, wenn er mit Futter angeftogcn gekommen ist, klopft er an den Stamm deS NistbaumeS, worauf da« Weibchen den Schnabel hervorsteckt und sich füttern läßt. Die schönen Honigsauger (dleetariniae) ersetzen in Afrika, Indien, Australien und auf den oceanischen Inseln die aus schließlich amerikanischen Kolibris, denen sie in ihrer ge ringen Größe und die Männchen in der Pracht de» Ge fieder» so sehr gleichen, daß die älteren Naturforscher sie in der That mit denselben vereinigten. Und doch sind diese beiden Vogelsippen so wenig miteinander verwandt wie ein Kuckuck und «in Sperber. Sie haben nur die fast gleiche Lebensweise und sind derzufolge einander so ähnlich ge worden, daS ist Alles. Keine Vogelfamilie ist indessen in Neu-Guinea umfangreicher vertreten als die der Paradiesvögel, von der man gegen wärtig einige 50 Arten kennt, aber fast mit jedem Jahre neue und immer wunderbarere kennen lernt. Die Thiere sind am nächsten mit unseren Pirolen und Staaren verwandt und zeichnen sich durch weitgehendste Verschiedenheiten der beiden Geschlechter auS. Die Weibchen sind sehr einfach und schlicht in ihrem Gefieder und bei manchen Arten kaum zu unterscheiden. Die jungen Männchen gleichen im ersten Jahre den Weibchen und erlangen erst nach und nach die volle Pracht der alten Männchen, bei jeder Mauser etwa» mehr. Obgleich, wie bemerkt, bei manchen Arten die Weibchen einander so ähnlich sehen, sind die entsprechenden Männchen oft doch außerordentlich verschieden. Der Schmuck der männ lichen Paradiesvögel beruht tbeils auf der Farben- theil» und hauptsächlichst aus der Formentwickelnng der Federn. Besonder» sind der Kopf, der Schwanz und die Rumpfseiten unterhalb der Flügel durch Prachlgefieder ausgezeichnet. Bei dem Paradies vogel, den man am längsten kennt, der in Europa schon bekannt war, bevor man hier eine Ahnung von der Existenz von Neu-Guinea, Australien und ganz Oceanien hatte — e» ist da» der „sußlose" Paradiesvogel (karackisea apock») — sind Scheitel, Nacken und HalS mattgelb, die Stirn und Kehle prachtvoll glänzend goldgrün, Flügel und Schwan schön zimmtbraun, an den Seiten je ein Büschel langer wunderbar zerfaserter Federn, die nach der Wurzel zu orange sind und nach der Spitze hin immer Heller werden. Dieser Vogel bewohnt nicht da» Hauptland von Neu-Guinea, sondern die benachbarten Aruinseln. Den ersten Balg dieses Vogels brachte 1522 Pigafetta, von dem Neu- Guinea nicht entdeckt wurde, sondern 1529 von Saavedra, mit nach Madrid. >Er kam durch Zwischen händler in die Hände de» spanischen Seefahrer» und war nach Papuaart präparirt, d. h. eS fehlten ihm dir Füße und er war schwach geräuchert. Der Thatsache. daß die Füße fehlten, bemächtigte sich sofort die Phantasie der Gelehrten und deS Volks, und der Vogel ward mit einem wunderbaren Sagennimbu« umgeben. Bald lernte man von einer zweiten verwandten Art (LLrackisea pnpunva), die zwei lange breite Federschäfte, glatt wie Fischbein, im Schwänze hat, ebenso präparirte Bälge kennen, und nun erweiterte sich der Fabelkreis. Der Paradiesvogel, hieß es, setze sich nie auf die Erde, er schlafe schwebend in der Luft, daS Weibchen lege dem Männchen dir Eier auf den Rücken und brüte sie hier aus. Papuana solle sich, wenn sie müde würde, auf die beiden verlängerten Schwanz- Federn stützen, und waS dergl. mehr war. „Die Holländer", sagt der alte französische Naturforscher und Reisende Sonnerat, „haben diese Lügen auSgebreitet, um den Werth und folglich auch den Preis ihrer Waare durch da» Wunderbare, das sie davon erzählten, noch mehr zu erhöhen." Die Papua» verhandeln und verhandelten die auf ihre Art zubereiteten Bälge der Paradiesvögel an molukkische Kanfleute, von denen sie weiter auf die Sundainseln und bis China vertrieben werden. Die vornehmen malahischtll Radja schmücken ihre Turbane mit Stutzen au» Paradies vogelfedern, und vor 60, 70 Jahren galt e» auch in Europa in der Damenwelt für hochelegant, Paradiesvögel aus den Kopfbedeckungen zu tragen. In die Gruppe de» .Hußloseu" aehören auch Kaiser Wilhelm» und Kaiserin Augusts Viktoria» Paradiesvogel (karackisea Luilsiwi und Victorias ^ugustae), die im deutschen Schutz gebiet gefunden werden. Verwandt ist auch Kronprinz Rudolf» Paradiesvogel (karacküea kuckolü), bei dem die Seitensrdern schon grünblau sind. Andere Paradiesvögel haben am Kopf jedrrseit« drei lange starre FederschLfte, die bloS am Ende au» Barten gebildete ovale Plättchen tragen. Ganz neuer dings ist eine sehr wunderbare Art entdeckt worden — König Albert'S Federträger (kteroäopliorus Liberia), nach unserem König genannt. DaS Thier ist von Amselgröße und hat hinter jedem Auge «ine einzelne, nach unten hängende Feder, dreimal so lang wie der ganze Vogel, die gar keine Barten hat, sondern an der nach innen gerichteten Seite deS Schaftes einige üHrautenförmige Hornplättchen von milchweißer Farbe mit azurblauem Schimmer. Diese Plättchen gleichen den siegellackrothen Anhängen an den Armschwung federn der Seidenschwänze und bestehen wie diese im Grunde doch auS verschmolzenen Barten. — Wir können uns hier unmöglich auf weitere genauere An gaben über Paradiesvögel einlaffen und wollen noch einen oberflächlichen Blick auf die anderen Neu-Guinea bewohnenden Tbierclafsen Wersen. Reptilien und Amphibien sind hier als Arten nicht allzu zahlreich. Krokodile freilicd sind viel im Meere an der Küste und in den süßen Gewässern, und die Eingeborenen befahren manche Flüsse nicht auS Angst vor den Ungeheuern. Große, bis 4 m lang werdende Riesenschlangen kommen vor, Giftschlangen aber scheinen sehr selten zu sein und wurden im deutschen Schutzgebiete noch gar nicht beobachtet. Laubfroscharlen sind häufig, und die Flüsse wimmeln von großen und kleinen, äußerst wohlschmeckenden Fischen. Es läßt sich denken, daß in einem tropischen Lande mit so üppiger Vegetation wie Neu-Guinea die Gliederthiere eine reiche Entwickelung anfweisen werden. Hier giebt eS herrlich« Tagschmetterlinge und prachtvoll glänzende Käfer, große und bunte Spinnen, manche davon mit eigenartig stacheligen Bäuchen. An MoSquitoS ist in den sehr ungesunden, aber glücklicher Weise nicht allenthalben vorhandenen sumpfigen Mangrovewäldern an der Küste kein Mangel. DaS Holz der Bäume wird von gelben Ameisen zernagt, und auf den Aesten und zwischen den Zweigen hange» au» Blättern gemachte Nester einer grünen Art. Diese Thiere sind so bissig und stellenweise so häufig, daß eS unmöglich ist, Holz zn fällen. Auf einigen Inseln an der Küste de» englischen Theile» von Neu-Guinea machen die Papuas au» Ameisenpuppen, die sie in Wasser zerquetschen, einen Brei. Sie schlagen ihn durch ein Sied, essen Da», wa» in demselben zurückbleibt, und trinken die abgesiebte Flüssigkeit, die sehr angenehm säuerlich aromatisch schmeckt. In den benachbarten Meeren werden Perlen und Trepang gefischt. — Je mehr da» Wunderland Neu-Guinea erschlossen werden wird, auf desto größere und schönere Ueberraschnngen nament lich an Vögeln und Schmetterlingen können wir unS gefaßt machen, denn, wie gesagt, erst ein kleiner Theil ist bis jetzt erforscht, und da» gewaltige Bismarckgebirge im Innern wird gewiß noch manche wunderbare Thirrart bergen. >V. Ll.
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