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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.10.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-10-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951017017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895101701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895101701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-10
- Tag1895-10-17
- Monat1895-10
- Jahr1895
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z. LcilUÄijlM ÄBlatt Mil AUW Ar. M, ImeMg. 17. Mer M. sU Vli-MM Musik.. * Leipzig, 16. Oktober. Kirchenconcert in der Peters- kirche. Eine Reihe geistlicher Frauenchörc stellt da- Concert in Aussicht, da« künftigen Sonntag, Abend- 8 Uhr, die sehr geschätzte Concert- und Oratioriensängerin Frau Agnes Wahl« mit ihren ÄesangSschülrrinnen »i der Peterskirche veranstaltet unter gütiger Mitwirkung de« Cellovirtnosen Herrn Ebaun und de« Hrn. Organist Hilter. Das Programm ent hält altitalienische Fraurnchöre von Zanotti, (Äaluppi, Hasse und Iomelli, Gesänge von Winterberger. Bogel, Schubert, Brahms und Händel, Composi- tionen für Orael: Phantasie (b'woly von Brosig, Sonate (üwoll) von Merkel und Finale a. d. Sonate (kismclll) von Rheinberger und ein Ave Maria für Bioloncell von Fitzenhagen. E« dürfte die Fülle edler Bocal- und Instru- mentalstrenden trefflich geeignet sein, den Besuchern musika lische Erbauung und Erquickung zuzuführen. Möge dem Concert ein recht zahlreicher Besuch brschieden sein! Leipzig, 17. Oktober. Am 1. November wird Herr Kammersänger Eugen (Aura in der Alberthalle einen eigenen Lieder- und Balladrnabend veranstalten; das Pro gramm enthält hauptsächlich Lieder von Franz Schubert, R. Schumann, Carl Löwe und neue Compvsitionen von Hermann Zumpe. Es bedarf wohl nur dieses Hinweise«, daß hierdurch Gelegenheit geboten wird, den in bestem An denken stehenden Künstler in seiner Eigenschaft als einen der hervorragendsten Lieder- und Balladensänger zu hören. Der Billetverkauf, der in diesen Tagen beginnt, findet in Ä. B. Klein's Kunsthandlung, Universitätsstraße, statt. 16. Oktober. Unter der Leitung des Herrn Director Eduard Herthold hat sich das neue Etablissement Sans souci stetig gehoben und seine Räume bilden bereits jetzt einen gern ausgesuchten Aufenthalt, zumal da derselbe durch populär gehl tene Concerte unserer beliebtesten und geachtetsten Capellen verschönt wird. Auch gestern war der freundliche und geschmackvoll erleuchtete und decorirte Saal von einer großen Anzahl Besucher säst gefüllt und die von dem Musikcorps des künigl. sächs. 7. Jnf.-Reg. „Prinz Georg"Nr. 106 unter Leitung des Herrn Matthey vorgetragenen Musikstücke ernsten und heiteren Charakters fanden den allge« meinst»» Beifall. Bon größeren Nummern des reichhaltigen Pro- gramms nennen wir zunächst die drei Ouvertüren: zu der „Zauberflöte" von Mozart, zur Oper „Mignon" von Thomas, die freilich schon etwas zu oft auf den Programmen er scheint, und die zur Oper „Oberon" von Weber; nächst dielen das Andante aus der ersten Symphonie (O-dur) von Beethoven und die „Traum-Pantomime" aus Humperdinck's „Hansel und Gretel". Die übrigen Nummern waren ausschließlich der besseren Unter haltungs-Musik entnommen, die ja bei derartigen Concerten unum gänglich ist. Wir erwähnen hier spcciell eine Composilion Matthey's: „Sphärenmusik", deren Wohlklang die Zuhörerschaft zu so anhaltendem Beifall veranlaßte, daß Herr Matthey sich zu einer Zugabe entschließen mußte; ferner eine Concerlpolka für 2 Solo Trompeten mit Orchester: „Schöne Erinnerungen" von Sabathil, vorgetragen von den Herren Boßdors und Hildebrandt. Was die Ausführung der verschiedenartigen Nummern anbelangt, so kann sie. überall als eine gediegene, zum größten Theile auch recht schwungvolle gelten, die Wiedergabe der Lberon-Ouverlure ganz besonders. Wir empfehlen die Concerte im Etablissement Sanssouci, von denen das nächste diesen Freitag zur Feier des 18. Oktober abgehalten wird, einer noch allgemeineren Beachtung deS guten Publikums. —r. Weimar. Da« aus Wien für 00 000 ^ angekaufte Richard Wagner-Museum ist jetzt in seinem kiinstigen Domicil, das beißt in der Villa Reuter, placirt. Dje Sammlung, die vordem dem Rentier N. Oesterlein gehörte, umfaßt 25 000 Nummern. »aß der Beifallsjubel und dir stürmischen Hervorruf» ganz berech tigt waren. Hochgeseiert wurde auch Frl. Ella Vogel nach ihren herrlich«« Deklamationen, reiche Anerkennung fanden der junge Bassist Herr Hermann Gerhardt, die Licder-B gleiten» Fräulein Fürst rl, Herr Bürgerschultehrer Graf (Accou paznement) und das Trompctercorps de« künigl. sächs. Carabinirr-Rrgiments. * Herr Kirchenmnsikdirector Bollhardt in Zwickau st an dieser Stelle schon oft als rin äußerst thatkrästigcr Förderer der musikalischen Kunst hervorgehvben worden. Derselbe hat auch -seich am Anfang der Saison seine Wirksamkeit in trefflicher Leise entfaltet bei Gelegenheit der 8. General-Versamm lung des deutschen «vangeltschen Bunde-, Da- von ihm ge leitete Concert, welches den weihevollen Schluß dieser General- Versammlung bildete, fand in der herrlichen Marienkirche statt unter Mitwirkung einer freien Bereinigung der Zwickauer Mannergesang vereine, des Kirchenchors zu St. Marien, der Herren Theaterdirector Kammersänger Benno Köbke (Tenor) und Organist Türk, welcher dir Fuge aus Seb. Bach's Toccata in Odur vortrefflich aussührte. Die vom Marienchor gesungenen Motetten von Martin Agricola, H. Franke, der Psalm ISO von R. Bollhardt waren ausgezeichnete Leistungen, dir wiederum von der ganz hervorragenden Dirigenten« bcfähigung des Herrn Bollhardt und von den sorgfältigsten Studien Zeugniß ablegten. Ganz vorzüglich gelangen die Mannerchöre. Den be deutendsten Eindruck erzielte das Lied: „Ein' feste Burg ist unser Gott" und das niederländische Volkslied „Wir treten zum Beten vor Gott dem Gerechten", bearbeitet von I. Kremser. Herr Kammersänger Benno Köbke, der neue Theaterdirector in Zwickau, bewährte sich in der besten Weise als Sänger erster Qualität bei der Wiedergabe des Recitativs mit Arie für Tenor aus der Schöpfung von I. Haydn und eines geistlichen Liedes von P. Gurland. Die Tonbildung des Künstlers ist ausgezeichnet, die Stimme sehr modulationsfähig und umfangreich. * Fräulein C h a r l o t t e H u h n , die so schnell berühmt gewordene Sängerin, deren Leistungen im Kölner Stadttheater, aus niederrheinischen Mnsikfesten und bei anderen Concert- Veranstaltungen vornehmster Art die höchste Anerkennung ge funden haben, ist nun in den Verband des Dresdner Hof theaters eingetreten. Sie beherrscht ebenso ausgezeichnet Partien in Waaner'schen Tondramen wie Rollen aus anderen deutschen und italienischen Werken. Wie der berühmte Vogl in München, der hochbedeutende Interpret Wagner's, auch andere Partien geradezu in idealer Weise durchführt, so besitzt auch Char lotte Huhn eine bewundernswerthe Vielseitigkeit bei großer Gründlichkeit. Sie wurde geboren 1865 in Lüneburg, 1881 studirte sie unter P. Hoppe am Kölner Conservatorium, um sich zur Concertsängerin auszubilden, 1886 in Berlin wurde ihr unter Pro fessor Jul. Hey eine vorzügliche Ausbildung zu Theil; dort studirte fie auch mit der berühmten Mathilde Mallinger. Nach ihrem glän zenden Abgang vom Hey'schen Institut als „Orpheus" Vvn Gluck war sie drei Jahre in einem amerikanischen Engagement tbätig. Eine Sommerreise während dieses Engagements benutzte sie dazu, um mit Marianne Brandt Fides, Lea und Ortrud zu studiren. Sie beherrscht neben der Ortrud, Amneris, Fidelio, Eglantine, Orpheus, Fides und anderen Rollen auch Carinen, Nancy, Frau Reich rc. — Die großartige Kraft ihres Ausdrucks, die schöne Gestalt und das edle Spiel lassen es sehr wünschenswerth erscheinen, daß die Künst lerin nicht allein im GewandhauSconcert, wo sie bereits geschätzt ist, sondern auch im Leipziger Stadttheater daS Publicum durch ihre Leistungen erfreuen möge. «inhalbftündigrn Debatte brtheiligten sich besonder« die Herren 1)r. Ed. David, vr. Korn, Bosse, Schubert, vr. Wenzel, Pastor Mehlhorn und Wiener. Zur Mer des 18. October. Heute vor 82 Jahren, am 17. Oktober, rin Sonntag war eS, ruhte der wüste Kampf der Völkerschlacht. Es schwiegen die Kanonen, doch es war nur die Ruhe vor dem unheilvollen Kriegs gewitter, welches sich am folgenden 18. Oktober todt- und verderben bringend ringsum auf Leipzigs Fluren lege» sollte. Wer die Geschichte der Befreiungskriege kennt, wird auch die Bedeutung der Leipziger Völkerschlacht für die zukünftige Geschichte Deutschlands ermessen könne». Tie Erinnerung an diesen Sieg des deutschen Volkes über fränkische Tyrannei zu pflegen, diesen Gedenktag der Wiedergeburt des deutschen Bolksbewußtseins festlich und feierlich zu begehen, ist mit zur Ausgabe des deutschen Patriotenbundes zur Errichtung eines Völkerschlachtdcnkmals bei Leipzig geworden. Das Programm verspricht eine erhebende und würdige Feier. Der 120 Sänger starke Zöllnerbund wird unter Leitung der Herren Rich. Böhme, Alb. Zchrseld und Musik direktor L. Greifs eine Reihe vaterländischer Lieder, die schon bei der Jubelfeier 1863 so große patriotische Begeisterung hervorbrachten, zum Bortrag bringen. Die Festrede hält Herr Professor D. Rietschel. Die Militairverejne wirken auch dieses Jahr wieder bei der Feier mit, sie lassen es sich nicht nehmen, durch Stellung von zwei lebenden Bildern, zu welchen Herr Taeger den von Herrn Herm. Pilz gedichteten Text spricht, die Feier verichöncrn zu Helsen. Den musikalische» Thcil hat die Capelle des künigl. sächs. 107. Infanterie-Regiments unter Leitung des königl. Musikdirectors Herrn Walther übernommen. Dem Feue in der Alberthalle schließt sich ein Commers im Parterre-Saal an. Auch hier werden die genannte Capelle und der Zöllnerbund ihre Weisen zu Gehör bringen. Die Reichhaltigkeit des Programms läßt einen regen Besuch voraussehen. Eintrittskarten sind an den bekannten Verkaufsstellen bis Freitag Nachmittag zu erhalten. * „Richard Wagner's Tannhäuser, Festschrift zum Gedenktage der ersten Ausführung am 19. Oktober 1815 in Dresden, unter Be Nutzung zeitgenössischer Quellen von Ludwig Hart mann. Mit dem sacsimilirten Theaterzettel der ersten Tannhäuser-Aussührung Dresden, 1895. Verlag yon Richard Bartling, H.., Victoriastraße Nr. 6". ist der Titel einer sehr zeitgemäßen und zweckentsprechenden Broschüre aus der Feder des geistvollen und kenntnißreicben Kritikers der Dresdner Zeitung. Die äußerst lehrreiche Schrift bietet in einem Umfange von 64 Seilen ein treffliches Bild von dem Schaffen des Dichterkomponisten, von seinen. Kämpfen und polemischen Schriften, sie beweist in instruktiver Weise, wie die geniale Kraft des - Meisters der Zeitströmung voraus war, Mißverständniß, Unkenntniß, absichtliches Uebelwolleii die künstlerischen Ansichten Richard Wagner's zu verdächtigen und ihn als einen Schmäher der großen Tondichter hinzustellen suchten. Durch beweiskräftige Stellen aus den Schriften des früher viel und heftig angeseindeten, jetzt aber hoch- gefeierten Meisters widerlegt der Verfasser die oppositio nellen Stimmen, deren gereizter Ton hauptsächlich Lurch Wagner's mißverstandene Polemik hervorgerufen worden ist. Mit Bezug auf die Bewunderung, welche die Jetztzeit den, Dichter komponisten zollt, bemerkt der Verfasser: „Das deutsche Volk, das jetzt den 50. Jahrestag des „Tannhäuser" feiert, hat seiner Bewunderung sich nicht zu schämen. Die Jetztzeit hat gut zu machen, was eine voreingenommene frühere Zeit gesündigt hat... . Nichts erhebt uns über die Kleinheit und Notb des Daseins, als die Liebe und die Bewunderung für das Große. Und ein großer Mensch muß es gewesen sein, der unbeirrt vom Zorn der Zunft den Muth fand, den Tannhäuser äus sich heraus derart zu dichten und zu componiren, daß die damals er schreckte Welt heute einsehen muß: er hatte recht, die Ver- blendeten waren wir." Die Schrift besitzt einen präcis zusammengefaßten reichen Inhalt und ist somit allen Kunstfreunden sehr zu empfehlen. * In Borna fördert der „Gesellige Verein" in äußerst schützenswcrther Weise künstlerische Zwecke und sucht seine Concerte in sehr interessanter Weise zu gestalten. Auch der in voriger Woche am 9. Oct. in Concertform veranstaltete Familienabend zeichnete sich durch ein reizvolles Programm aus, auf welchem die Namen von zwei jungen hochbegabten Künstlerinnen aus Leipzig verzeichnet standen. Bon diesen trat zuerst auf Fräulein Elsa Vogel, eine auf dem Leipziger Conservatorium gebildete treffliche Sängerin, deren Herr- liches deklamatorisches Talent schon bedeutendes Aufsehen erregt hat. In Borna erfreute die junge Künstlerin das Publicum durch den Bortrag der großen Romanze aus der Oper „Johann von Paris" von Boieldieu; sie erbrachte dadurch den Beweis von ihrer vortrefflichen Schule und sie überrascht« nach dem Urtheil des „Bezirks-Anzeigers und Tageblattes" durch den großen Umfang ihres hochachtbaren- StimmorganS, der weit über zwei Oktaven beträgt. Die beiden von ihr gesungenen Lieder „Mein Stübchen ist klein" von Götze und „Hoho, du stolzes Mädchen" von Scholz brachte sie ebenfalls in sehr beisälliaer Weise zur Geltung. Hierauf stellte sich den dankbaren Zuhörern eine junge Violinistin in Fräulein Käthe Laux vor. Aus der vorzüglichen Schule des Herrn Becker am Leipziger Conservatorium hervorgegangen, erregte die wunderbar begabte und ausgezeichnet erzogene Birtuosin mit der Wiedergabe des Mendel-sohn'j'chen L-woU-Concertes die höchste Be- Wunderung. Sie besitzt, wie sie auch bei dem Bortrage der Rhapsodie von Hauser bewies, alle Vorzüge einer echten Künstlerin, so Leipziger Gesellschaft für Ethische Eultur. Leipzig, 16. October. Die Gesellschaft hielt am 14. October ihren erjien Vortragsabend des Winterhalbjahres. Nachdem der Vorsitzende des verstorbenen Mitbegründers des Vereins, des Herrn 1»r. Brasch, ehrend gedacht hatte, sprach Herr Privatdocent Vr. Paul Barth als Gast „über die Unentbehrlichkeit des Reli gionsunterrichts in der Schule". Der Vortragende ging davon aus', Laß unter allen Hypothesen über das Wesen der Welt der Theismus die bestbegründete sei; er sei sowohl durch die Natur, die unbelebte und die belebte, als einzige vollständige Erklärung nahe gelegt, wie durch die Thatsachen des menschlichen Geistes lebens. Der Materialismus sieht in der Natur nur die Materie, vernachlässigt aber die Gesetzmäßigkeit in der leb losen Natur und die wunderbare stetige und darum auch gesetzmäßige Stufenfolge in der Pflanzen- und Thierwelt, wie sie die Entwickelungslehre nachgewiesen habe. Diese Gesetzmäßigkeit und aufsleigende Ordnung sei nur zu erklären durch Annahme einer bewußten Intelligenz als ihrer Urheberin — das menschliche Geistesleben, besonders das sittliche Leben verlangt nothwendig ein sittliches Ziel, auf dessen Erreichung die Welt an- gelegt sei. Und in der Thal, nur Las Gute dauert, nur das Sittliche hat ein System, das Schlechte ist mit sich selbst uneins und geht unter. Das Uebel ist nicht in jeder Hinsicht schlecht, es dient zur Stärkung unserer Kraft, die dann auch dem Guten nützlich wird. Eine solche Welt ist nur zu erklären aus einem sitt> lichen Willen als ihrem Urheber. Beides zusammen aber, die bewußte Intelligenz und der sittliche Wille des Urhebers der Welt, machen die Gottesidee aus, den Theismus. — Die historischen Religionen sind verschiedene Dar stellungen des Theismus, die religiösen Schriften haben vor der wissenschaftlichen Darstellung die Wärme der Begeisterung und die Energie der Hingebung voraus, die aus ihnen sprechen. Die höchste Form der DarstellunAgiebt die Bibel, besonders Las neue Testament. Es ist falsch, den Kindern die theistische Weltanschauung vorent halten zu wollen. Tie Kinder fragen gern nach Gründen. Bernunstgründe sind ihnen unverständlich, Gott aber ist ein einleuchtender, gewissermaßen anschaulicher Grund, der heiligste in sittliche» Vorschriften. Thatjächlich ist man auch, wo man für weite Kreije Moralunterricht geben wollte, ohne die Gottesidee nicht ausgekommen. Die französischen sogenannten „reinen Morallehrbüchcr" geben die „Pflichten gegen Gott" ebenjo wie die Pflichten gegen sich selbst und tue gegen den Nächsten. Sie lehren ungefähr einen Kantischen Theismus. Die pädagogische Ausgabe in Bezug aus den Religionsunterricht ist nicht ihn auszugeben, sondern zu vervollkommnen. Letzteres ge schieht wesentlich durch genaue Abstufung des Stoffes nach dem Aller der Kinder, durch Vermeidung alles Dessen, was unverständlich oder fremdartig ist. Wie viel von der Dogmatik in den Schul unterricht auszunehmen, wie viel dem Confirmanden-Unterricht vor zubehalten ist, muß eine wissenschaftliche Pädagogik genau prüfen und entscheiden. Selbst wenn man wollte, so könnte man den Religionsunterricht nicht ausgeben, so lange nicht, als wir unsere klastische Literatur im Unterricht benutzen, die durchweg aus dem Boden des Theismus erwachsen ist. Einheitlichkeit aber ist das erste Ersorderniß der Er ziehung. Darum darf der Moralunterricht vom Geiste des Unter richts im Deutschen nicht abweichen. Die ganze Weltanschauung unseres Volkes, die in den Spriichwörtern und unendlich vielen Gebräuchen niedergelegt ist, muß der Unterricht fortwährend heran ziehen und mit religiösen Thatsachen erklären. Bisher hat noch kein hervorragender Vertreter der Pädagogik sich für die Aufgebung des Religionsunterrichts ausgesprochen. Tie deutsche Pädagogik des klassischen Zeitalters hat im Gegentheil an seiner Verbesserung fortwährend gearbeitet. So die Philauthropisteii, besonders Salzmann, Pestalozzi, Jean Paul, Goethe, Herbart und besonders die ganze Herbart-Ziller'sche Schule. Und die Wenigen die in der Neuzeit den Religionsunterricht ganz der Kirche über, lassen wollen, haben damit nur bewiesen, daß sie gute Menschen aber schlechte Psychologen sind. — An der äußerst lebhasien zwei Verein für volksunterhaltung. Die erste Veranstaltung des „Vereins für Volksunterhaltung" in diesem Winter findet am Sonnabend, den 19. October, im Krystall-Palast statt. Nach längerer Sommerruhe geht der Verein wieder mit frischem Muth an sein segensreiches Werk, um in Erfüllung seiner Ausgabe Nahrung zu spenden für Geist und Gemüth und den weniger Bemittelten unserer Bevölkerung Gelegen heit zu bieten, das Schönste, was die Kunst zu gewähren vermag, zur Veredelung des Herzens aus sich einwirken zu lassen. Daß der Verein mit neue» Kräfte» auch im kommenden Winter in den alten bewährten Bahnen zu wandeln gedenkt, geht ans dem für nächsten Sonnabend aufgestellten Programm deutlich hervor. Nach einem von Fräulein Else Vogel gesprochenen Prolog steht auch jetzt wieder ein wissenschaftlicher Vortrag an der Spitze, der durch Demonstration elektrischer Riesen-Pracht-Bilder des Herrn Physikers Albus illustrirt werden wird. Zn dem musikalischen Theil habe» ihre Mitwirkung giiligst zugesagt: Frau von Knappstädt und Herr Knüpfer (Gesang), Herr Homeyer (Orgel), Herr Concertmeister Prill (Geige), Herr Nestler (Pianosorte). Diese Namen versprechen der Abendunterhaltung in jeder Hinsicht eine» glänzenden Verlauf. Die Mitglieder des Vereins sind durch Anschreiben aufgefordert worden, ihre Bestellungen aus Billets für ihre Arbeiter bei Herrn Max Hesse, Eilenburger Straße 4, schriftlich zu machen; bei dem ge- nannten Herrn, ebenso wie bei dem Vorsteher des Vereins, Herrn Prof. vr. Henry Settegast, können auch Anmeldungen neuer Mit- glieder des Vereins erfolgen. Saison, seitdem Herr Oswald Nier uns seinen süßen Wein-Most vorstellt. Wie wir erfahren, gelingt es Herrn Oswald Nier ivegen des Transportes nicht ohne Schwierigkeiten, den Most aus den Südländern in seinem natürlichen Zustande nach hier zu be- ördern; trotzdem ist es schon das zweite Jahr, wo diese Firma den Artikel aus den Markt bringt, und soll gerade dieses Jahr einen ausgezeichneten Most gegeben haben. Gesunde und Kranke werden es beurtheilen können: denn Herr Nier beginnt am 19. d. M. mit »ein Ausschank und Flaschenverkauf seines Mostes und behauptet, daß ein tüchtiges Trinke» desselben gleich wie in den Weinländern der Gesundheit höchst zuträglich ist und in die angenehmste Laune versetzt, was bei diesen schweren Zeiten nicht zu verachten ist. 7 Einer unserer Mitbürger, Herr O. Fleischhauer, welcher in allen Kreisen als ein tüchtiger und erfahrener Koch bekannt ist, hat gestern am hiesigen Platze, Mendelssohnstrabe 7, eine Stadtküche eröffnet. Herr Fleischhauer, welcher durch langjährige Thätigkeit in den Häusern I. Ranges des In- und Auslandes eine große Er fahrung besitzt, hat sich die Ausgabe gestellt, allen Anforderungen der Jetztzeit gerecht zu werden. k Das Restaurant und CasS „Fortuna", Brüderstraße 22, Ecke Turnerslraße, erfreut sich unter der vorzüglichen Bewirth- schastung des Herrn Gustav Tomke eines recht regen Verkehrs. Findet man doch daselbst eine vorzügliche Küche und ein gut ge- pslegtes Bier. Herr Domke. welcher Alles ausbietet, um den Auf enthalt seinen Gästen in jeder Weise angenehm zu machen, hat die allerwärts so gut ausgenommen? Hamburger Damencapelle Hansa engagirt, welche heute das erste Concert giebt und täglich daselbst concerliren wird, lieber diese Capelle, welche überall sich einer guten Ausnahme erfreut, liegen uns Urtheile vor, welche recht genuß reiche Abende versprechen. Meteorologische Beobachtungen ank der Sternwarte in Deiprig. Böko 119 Lleter über dem Heere. 2eit der Beobachtung. Narow. r-ä. »uk »>lü,Uim. 'rusriua- mer«r. OI».-Or. kstLklV« tsuoU- r.r». vma- i'icktuuL ». Stark«. ttlwiu«!»- auaioUt. 15. Oct. ^b. 8 V. 751,9 -i- 9.8 86 0X0 1 fast trübe 16. Oct. .Ilg. 8- 744.4 -s-10 9 98 8W 1 trübe - Xm. 2 - 742,0 -i- 11.6 92 VV 4 trübe Llariwum der Temperatur --- -I i- I3°.8. lliuiinum »»» ft- 7^.0. Lohe der Niederschläge — 6,5 mm. Sport. Rcuncn zu Bcrliii-Hoppegartku am 16. Lctostcr. (Privattelegramm.) 1) Emili ns-Rennen. Clubpreis 3000 >1 Distanz 1200 m. Mr. C. Halliwell's 2j. F.-H. „Lucky Lad" 1., kgl. Hauptgest. Graditz' 2;. br. St. „Morgenstunde" 2., Gr. L. Henckel's Lj. br. H. „Centurio" 3. Totalijator: 63. Platz: 57, 72, 61. Elf Pferde liefen. 2) Fredersdorfer Handicap. Preis 8000 ^ Für Zwei jährige. Distanz 1600 w. Frhrn. E. von Falkenhausen's F.-St. „Mimosa" 1., Herr» E. Bauer's br. H. „Sanct Sebastian" 2., Hrn. I. Kühn's F-H. „Cadett" 3. Totalisator: 124. Platz: 127, 110, 436. Dreizehn Pferde liefen. 3) Preis von Münchehofe. 2000 Für 2jährige, in ländische Pferde. Distanz >200 m. Hrn. V. Schone's br. St. raciosa" 1., „Fraglich" 2., „M. E. Z." 3. Totalisator: 336. 100, 68, 71. Zehn Pferde liefen. ) Schluß-Verkaufsrennen. Graditzer Gestütspreis 1422 82 /H. Distanz 1600 m. Rttm. Frhrn. v. Fnchs-Nordhoff's 5j. br. St. „Sanct Marco" 1.. „Nalubo" 2.. „Girsewald" 3., „Grete" 4. Totalisator: 59. Platz: 119, 190. 5) Abschieds.Handicap. Clubpreis 3000 ./l Dist. 1600 m. Hrn. B. Naumann's 3j. br. H. „Biedermann" 1., Hrn. Ehrich's 3j. br. St. „Sapristi" 2., Hrn. E. Lindner's 3j. br. H. „All Right" 3. Totalisator: 95. Platz: 115, 160, 255. Vierzehn Pferde im Renne». 6) Tribünen-Handicap. Clubpreis 2000 Herrenreiten. Distanz 2000 m. Hrn. I. Miller's 3j. F-H. „Quin tili an" 1., Hrn. K. v. Tepper-Laski's 3j. F.-St. „Balldame" 2., Fürst Hohen- lohe-Ochringen's 4j. F.-W. „Habakuk" 3. Totalisator: 42. Platz: 63, 132. Fünf Pferde im Rennen. * Aus der „Sport-Welt": Herr U. von Leihen begiebt sich am Sonnabend nach England, um dort in Gemeinschaft mit Ober-Landstallmeister Graf Lehndorff Ankäufe sür den Nord deutschen Zucht-Verein vorzunehmen. — „Veronius" und „Le Borda", die beiden von Ober-Landstallmeister GrasLehndorff in Frank reich angekausten Deckhengste, haben am Sonntag Paris verlasse», um nach dem rheinischen Gestüc Wickrath zugchen. — „ Sport' s " Sieg im Dnrchgänger-Rennen hat Herrn v. Gundelfingen zu dem Entschluß bestimmt, den schnelle» Hengst am Austria-Preis in Wien theilnehmen lasse». In diesem 100000-Kronen-Rcnnen, daß am nächsten Sonntag gelaufen wird und dessen Distanz 1300 m beträgt, hat „Sport" 61 kg zu tragen. So wird Ler Austria-Preis in „Sport" und in „Monte Carlo" zwei deutsche Bewerber am Start sehen. „Sport" wird die Reise nach Wien am Donnerstag an- treten, und zwar in Gesellschaft seiner Stallgefährten „Sujet Mixte" und „Erzlump". „Sujet Mixte" soll in einem Berkauss-Rennen lausen, „Erzlump" aber am 27. October das Henckel-Memorial bestreiten und schließt sich deswegen gleich den beiden ältere» Hengsten an. Äus dem Geschäftsverkehr. k Die gesunden Eigenschaften des BZcin-MöfteS sind schon längst bekannt: leider ist es uns bis jetzt in Deutschland nicht ge geben worden, uns mit solchem Getränk erquicken zu könne», es sei denn nur mit dem Most unserer inländischen Weine, welcher aber — wir müssen es trotz unserer patriotischen Gesinnung gestehen — bei Weitem nicht die Eigenschaften des Mostes der südlichen Länder besitzt. Im verflossenen Jahre haben wir nun zum ersten Male den süßen Most bei Oswald Nier kennen gelernt, »nd war die Meinung über denselben einstimmig günstig. Wir stehen noch nicht auf der Höbe der Weinländer, wo der Most so kolossal als Blut- reinigungsmittel getrunken wird. Aber unsere Bockbiersaison scheint eine Collcgin gefunden zu haben und zwar in der Wein-Most Wetterbericht «kd» li. 8. KSetsorokugiacleei» Institut«» io Obemnitr vom 18. 8 I hr Uorgeas. r-. 2 <v 4^ Lichtung 8t»tioua-Xams. soo und Stärke Wetter. 8 » r des Windes s Lodü . . . 753 X ivässig halb bedeckt ft- 5 Laparanda . . 742 X leicht wolkig ft- 2 Skudesnäs . . 759 XO leicbt Kegen ft- 4 Stockholm . . 754 W massig wolkenlos ft- 2 Kopenhagen . 757 XXO sedvacb bedeckt ^ 7 Ilemol . . . 756 XW leicht bedeckt ft- 7 Svinemünds . 756 80 leicht Kegen -j- ö Lkagen . . 759 XO leicht beiter ft- 6 8xlt . . . . 759 XO leicht Kegen 4 Hamburg 756 XXO scbvaob Kegen -4- 4 Leider . . . 759 XXO steif bedeckt ft- 10 Oherbourg . . 765 wxw massig bedeckt -j- 15 Llünster . . . 756 8W leicht Xebel ft- 12 Lerlin. . . 755 880 leicbt Kegen ft- 8 Kaiserslautern . 761 W massig bedeckt -t- 14 Bamberg 759 8W leicht bedeckt ft- 12 Llülbauseu i. B. 763 8W leicbt Kegen ft- 15 Küneben. . 762 W kriscl» wolkig 14 Odemnitr . 756 88W mässig wolkig ft- 14 Wien . . . 761 still balb bedeckt ft- 7 l'rag . . . 758 8 selnvaeh bedeckt ft- 9 Krakau . . 759 XW leicht Xebel ft- 5 Lemberg. . 761 SiV leicht bedeckt ft- 9 Betersbure: . . 746 8VV sehvacb bedeckt ft- 3 llermaunsladc 763 XW leicbt kalb bedeckt ft- 7 Triest. . . 764 still wolkig ft- 18 Llermont. . 766 W ieickt wolkenlos ft- 12 Baris . . . 764 8W leicbt wolkig ft- 12 Vork . . . 768 XO scdvaeh Kegen ft- io Lberdoan . 769 XW svbvaeb wullllg ft- 5 Wittervogsverlauk in Sachsen am 15. October 1895: Station Seeb. Temperatur Wind Vecl-r- m .lliilel Kimm. srbl.iii Dresden . . 115 ft- 9.1 ft- 5.8 W 1 — Leipzig . . 117 ft- 9.2 ft- 9,4 ft- 4.4 80 1 — Bauk/.en . . 2l> ft- 6,3 W 1 — Zittau . . . 258 ft- 8,0 ft- 4.9 8W 2 — Obemaits. . 310 ft- 6.9 ft- 2.6 0 I — Blaus» . . 378 — — Kreiberg . . 398 ft- 8.7 ft- 6,4 50 3 — Seboeeberg . . 435 ft- 8.3 ft- 2,3 80 2 j — .Vltenberg . 751 ft- 8.0 ft- 4.1 X 2 Beitr.enhain . 772 ft- 5,4 ft- 0.4 W l — Kiebtelberg . 1213 ft- 7.8 ft- 3,4 VV8W 3 ! — (Iliiümcim und Niederschlag werden um Ilittag abgeleseu.l Lei leichten Winden von wechselnder Lichtung trat am 15. October in ganr Sachsen Aufklärung ein, naehciem am Horden vielfach Xebeldlldung stattgetünden Hatto. Oie Temperatur ist im Llacbland etwas mirüekgegange», dagegen im Oebllge mehr fach gestiegen. Die Tagesmittei bewegten sich Zwischen 5' (keitrenbam) umi 9' ./ (Baulseu), das llaximum wurde mit 14,3" in Scbncederg erreicht. vedersielit der Wetterlage in Buropa heute früh: vie über 8.-Irland lagernde Deprczsion hat sich mit grosser Schnelligkeit ostwärts dis nach X.-Dcutselauci fortbewegt (tlcrliu 755 min» und verursacht über dem Bcstlande eine starke, < vk o- nals Lut'rbewegung, sowie ausgedreikete und intensive Nieder schläge. Ausserdem liegt noch eine tiefe Depression von 743 mi» >»» änssersken X. Lnropas. Hoher Druck über 770 mm bed> kc den NW. Schottlands und scheint sied in südöstlicher Lichtung s»s/ul,reiteii. Ausserdem besteht noch ein liest des liaximal- gebiet» über 81V-vrankreü h fort. In Sachsen ist >,ci südvestliehen IVinden vierter trübes IVetter mit >'icdvrs> !>Iäg> n mul steigender Temperatur eingetreteo. Die IVelter-age ist eine sehr ungünstige unu es ist auk unbeständiges Wetter mit Xicder- sci,lägen und starken Winden ru rechnen. HinLiKvr O» Sin 2. Ii»«S8v
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