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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.11.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-11-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951130017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895113001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895113001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-11
- Tag1895-11-30
- Monat1895-11
- Jahr1895
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I.Mge z. LeiUMÄBN M Ach« NM Smcks, M.N»«I>« M. (RoM-MBe! Sächsischer Landtag. Erste Kammer. F Dresden, 28. November. Dritte öffentliche Sitzung. Beginn Mittags 10 Uhr. Nach erfolgtem Registrandenvortrag verschritt die Kammer zur Wahl des ständischen Ausschusses für das Plenum der Brand- versichrrungSkanimrr. Die Wahl selbst gesttzah durch Zelrl- abitimmung und ergab dieselbe svlgeudes Resultat: ES wurden ge wählt die Herren: Rittergutsbesitzer von Trützschl«r-Dorfst>»dt, Bürgermeister Thiele-Döbeln, und alS deren Stellvertreter dir Herren: Rit rrgutsbesitzer von Wächter aus Nöcknstz, sowie Kammrrherr von Schönberg-Mockritz. Schluß der Sitzung: "/«t Uhr Nächste Sitzung? DienStag den 3. December. Aus der Tagesordnung steht u. A. der Antrag der zweiten De- putativ», dem in dem königl. Tecret Nr. 10 mitgeäheilten Gesetz entwurf, di« provisorische Jorterhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1896 betreffend, die Zustimmung zu ertheilen. Zweite Kammer. L Dresden» 29. November. Neunte öffentliche Sitzung, Vormittags 10 Uhr. Am Regierungstische: die Herren Staat-minister von Metzsch und vr. Schurig, sowie ein Herr Regierungsrath. Die Petition deS Earrousselbesitzers Bernhard Neubert in Elter, lein um Ersatz des ihm bei Niederlegung eines ihm gehörigen Seitengebäudes bei einem Brande an einem Earrousset ent standenen Schadens bildete den ersten Berathungsgegenstand. : Durch ihren Vorsitzenden, Herrn vr. Schill, hatte die Beschwerde und Petitions-Eommiision hierzu den Antrag gestellt, die Petition aas sich beruhen zu lassen. Die Kammer trat einstimmig diesem Anträge bei. Weiter war eine Petition wegen angeblicher Uebelstände in der Rechtspflege von dem Privatmann Karl Steinbach in Grimma eingegangen. Auch hierzu war von der Beschwerdedeputation ein ablehnendes Votum eingegangen, dem dir Kammer ebenfalls einstimmig beitrat. Schluß der Sitzung gegen 11 Uhr. Nächste Sitzung Dienstag, den 3. December, Bormittags 12 Uhr. Auf der Tagesordnung der Dienstagssitzung steht die allgemeine Borberathung über das königl. Teeret Nr. 15, den Bericht über die Berwaituug der Landes-BraudverficherungSanstalt in den Jahren 1893/94 betreffend. Königreich Sachsen. Di« vorliegende Nummer enthält an anderer Stelle noch folgende unter diese Rubrik fallende Sonderartikel: Sächsischer Land tag. — Technischer Club zu Leipzig (Vortrag). — Das amerka» nische Danksest. — Zu den Stadtverordnetenwahlen. — Gerichts verhandlungen (Königl. Landgericht Leipzig; Entscheidungen des Reichsgerichts). — Literarische Gesellschaft (Soiröe). -z- Leipzig, 29. November. Vergangenen Sonntag leisteten, wie wir bereits kurz andeuteten, Mitglieder des Raths und Stadtverordneten-Collegiums, inögesammt 62 Herren, der Einladung zur Besichtigung des Reichsgericht»- gebäudeS Folge. Der Architekt deS Baues» Herr Baurath Hoffmann, übernahm die Führung, die etwa zwei uud eine halbe Stunde wahrte, uud die alle Theilnebmer um so mehr befriedigte, als der Führer in eingehender Weise auch die prächtige Ausstattung und die herrliche Architektur deS Gebäudes erklärte. — Für kommenden Sonntag, den 1. De cember, sind die Professoren der Universität zu einer Besichtigung deS ReickSgerichtsgebäudeS eingeladen, wovon jetzt verNector.HerrHerrGeh.HosrathProfessor vr. Windisch, in einem besonderen Rundschreiben an die Professoren Kenntniß giebt. Die Theilnehmer versammeln sich um 11 Uhr im Hauptvestibül, Mittelbau der Hauptfront des Reichsgerichts gebäudeS. -8- Leipzig;, 29. November. Der Rath hat, wie wir ver nehmen, den Bau der Wagen für die elektrische Straßenbahn genehmigt. Die neuen Wagen werden nur in einer Beziehung von den jetzt von der Pserdeeisen- bahn in Benutzung befindlichen Wagen abweicheu. Während nämlich jetzt bekanntlich das Auf- und Abspringen nur an der Hinteren rechiten Seite der Wage» gestaltet «st» werden dir neuen Beförderungsmittel so gebaut, daß mau sowohl hinten, als auch vorn bequen» ein- und anssteigen kann. Zu diesem Zwecke werden die Vorräume der Wagen sowohl vorn als auch hinten während der Fahrt an einer Seite, und zwar, um Unfälle und sonstige Störungen möglichst zu vermeiden, an der Außenseite der Gleise zum Cinsteigen der Passanten geöffnet bleiben. * Leipzig, 29. November. Für das LandwaisenbauS Leutzsch, das im Jahre 1859 von dem damaligen OrtS- pfarrer Ö. Schütz-Leuysch unter Mitwirkung der Land gemeinden Leutzsch, Llndenau, Großzschocher, Wah ren, Lindenthal, Möckern, Eutritzsch, VolkmarS- dorf, Neusellerhaufen, Abtnaundorf und der Gut»- bezirke Bar neck und Möckern begründet und eröffnet wurde, sind im Laufe dieses Sommers seitens einer dazu von der königlichen Kreishauptmannschaft besonders eingesetzten Commission neue Satzungen bearbeitet worden und liegen zur Zeit den dabei betheit'igten Stiftungsgemeinden zur Be- ratbuag vor. Als wesentlich heben wir aus diesen neuen Satzungen hervor, daß die S < adtgemeiudeLeipzig an Stelle der ehemaligen Ortschaften Lindeuau, Eutritzsch, Volk marSdorf und NeuseHerbause» al- StistuagSaemeindr nunmebr gelten soll. Nach dem allen Statut staub jeder Gemeinde eine Stimme in der Verwaltung zu, nach dem neuen erhält die Stadt Leipzig drei, jede andere StiftungSgemeiud« die frühere Zahl. Die Leitung der Anstalt ruht rn den Händen von fünf, von den Vorständen der betheiligten Gemeinden in der Regel auf Lebenszeit gewählten Vorstandsmitgliedern. Hierbei ist der jcdeSmaliar OrtSpfarrer von Leutzsch ständiges Mitglied. Im Laufe jedes VerwaltungSjahrrS sinket ferner eine Versammlung der Vertreter der be- tbeiligteu Gemeinden statt, bei welcher Bericht zu erstatten ist, Rechnungen vorzulegen sind und etwaige Neuwahlen zu erfolgen haben. Die Stadt Leipzig hat hrerbei die oben erwähnten drei Stimmen. Im alten Statute war eine der artige Generalversammlung nicht vorgesehen. Ausnahme in diese Anstalt finden Kinder beiderlei Geschlechts, nicht unter fünf Jahre alt bis zum vierzehnten Lebensjahre. Das jähr liche Verpflcggeld beträgt pro Kind auS einer EtiftungS- gemeinde lOO^i", für auswärtige 120 Noch sei erwähnt, daß zur Zeit der Bestand an Zöglingen im Landwaisenhause ein geringer ist (ll Kinder: 10 Knaben, 1 Mädchen). Es steht jedoch zu erwarten, daß mit Inkrafttreten deS neuru Statutes die Zahl wieder steigen wird, da voraussichtlich Leipzig neue Zöglinge überweisen wird. Für den Abschluß der Verhandlungen über das Landwaisenhaus Leutzsch wird noch ein besonderer Localtermin in Leutzsch anberaumt werden. Herr Baron FuchS-Nordhoff auf Möckern gehört als Stiftungs milglied auf Lebenszeit der Verwaltung des Laudwaisen- hauseS an. "Leipzig, 29. November. Interessenten werden hierdurch darauf aufmerksam gemacht, daß au den letzten vier Sonntagen vor Weihnachten die Aufnahme von Pvr- traits, das Copiren und Retouchiren für 10 Stunden, bis spätestens 7 Uhr Abends, zugelassen ist. S Leipzig, 29. November. Der vom 15. bis 18. Oktober dieses Jahres hier abgehaltene zehnte Deutsche Maler tag, verbunden mit Fachausstellung, hat einen Ucberschuß von 900 ue gebracht, rin sehr erfreuliches Ergebniß, daS vor Allem auch mit den emsigen LorbereitungSarbriten deS damit betrauten hiesigen CouutöS zu verdanken ist. —o. Leipzig, 29. November. Heute Freitag Mittag wurde das für die Kinderwelt zum EiSvergnügea vor bereitete künstliche Wasserbassin am Schleußiger Weg seiner Bestimmung übergeben. Die Kinder wußten dieS; batten doch tagtäglich BeobachtungSposten von ihnen das Bassin umlagert. Und so zeigte sich denn alsbald, nachdem der inspicirende Herr Filchermeister Meißner sein Uicvt verkündigt batte, die Eisfläche mit fröhlichen Schlittschuh läufern bevölkert. 8 Aus dem Bureau des Ssiadttheaters: Im Neuen Theater geht heute Rezaicrk's mit so großem Beifall hier auf- genommene Oper „Donna Diana" wieder in Scene. Der Oper folgt ein „Bolletdivertissement". — Im Alten Theater gelangt am heutigen Sonnabend Millöcker'» Operette „Der Feld prediger" in neuer Eiastndirur.g zum ersten Male wieder zur Ausführung. — Morgen, Sonntag, findet im Neuen Theater eine Ausführung der „Meistersinger von Nürnberg" statt, weiche um '/-? Uhr ihren Anfang nimmt. — Sudermann's neuestes und ein starkes Jmercsfe überall weckendes Werk: „Glück iw Winkel" hat am morgigen Abend im Alten Theater sriae Premiöre. Die Borstellnng beginnt um 7 Uhr. — Im Carola- Theater wird morgen die Operette „Die schönrHelena" gegeben. 8 1,63 ckoudls ruttrapo cko trnpLro L trapäro nennt der innge Rainat feinen Hanpttttc, der ihm jetzt allabendlich im „Etablisse- ment Battenberg" einen wahren Beifallssturm eingebracht hat. Für das Laienpubltcnm erscheint dieses Meisterstück der Gymnastik allerdings nicht neu, denn es ist ja nicht das erste Mal, daß man junge, wohlgestaltete Männer durch die Lust fliegen, ja rin Doppel- faltoinortale aussührea sieht, allein hier wird die menschliche „Sylphide", falls man sich so ausdrückea darf, stets von einem Vis-a-vis ousgefangen, einrnr Manu, der sich, je nachdem, wir der Abjchwnng vollsührt worden ist, rückwärts oder vorwärts origen, dein fliegenden Menschen entgegen gehen oder nachgrben kann. Bei den RainatS füllt dieser Umstand weg und vom Laien wird übersehen, daß hier ein Trapez den Fänger ersetzt. Die Rainat» productren sich heute Abend zum letzten Mole. — Wir machen daraus aufmerksam, daß daS Eoaeert in der Lotherkirche am Sonntag, den 1. December, eingetreteoer Hiudrr- aisse wegen um t Uhr beginnen muß. Karten zu diesem Coacert, in welchem daS Herzogeoberg'sche Wrihuochtsoratorinm zur Aus- sührung kommt, sind auch noch Sonntag in der Küsterei, Haupt mannstraße 3, außerhalb der SotteSdirnststuodro zu haben. Aus- sührliche Texte werden jeder zu 10 ^ in der Hofmusikalirnhandlung von C. A. Klemm und in der Küsteret »erkauft. — Der WohlthätiakeitS-Bazarde-St. BincentiuS Vereins wird beute (s. Inserat) iu deo Parterre-Räumen Alexauderstraße 35/3? eröffnet. Wie durch die Nothlage unserer Zeit di« Anforderungen an die WoblthLtigkeitSvereine überhaupt stark gewachsen sind, so baden sich auch die Aus gaben des St. BincentiuS-Verein- von Jahr zu Jahr ge steigert, und der Verein hofft, durch die Veranstaltung eioeö WeihnachtSbazarS Mittel zu gewinnen, um iuSbesoudere bei der Härte des Winters die Noch so Vieler, die um milde Gaben ansprechen, lindern zu können. Die Verwaltung de» BazarS hat es sich augelegen sein lassen, passende Weihnachts geschenke für Groß uud Klein, sowie auch praktische Artikel für den Bedarf der arbeitende« Bevölkerung zu erwerben. — Auf das morgen Sonntag, den 1. December er., in der Alberthalle de» Krystall-PalasteS stattfindende einzige musikalisch-humoristische Concert des bekannten Clavier-, Gesangs- und DrclamatiouShumoristeu O. Lamborg auS Wien sei auch an dieser Stelle nochmals hiogewiesen. Dasselbe beginnt um »/,8 Uhr und stad BilletS von früh 10 Uhr ab an der TageScasse de« Krystall-PalasteS schon heute zu haben. — Jrrthümlich wurde dieser Tage berichtet, daß Herr Lamborg in Sibyllenort vor den Majestäten ge spielt habe. Das war nicht der Fall, vielmehr bat der Künstler am Donnerstag iu der königl. Villa zu Strehlen vor dem gesammten KönigSbause concertirt. Dabei wurde Herr Lamborg durch die Verleihung eines prachtvollen Diamaolringeö ausgezeichnet. — Im Christlichen Verein jungerMäoaer hält morgen, Sonntag, Abends 8 Uhr Herr Subviakonus vr. I. Jeremias einen öffentliche» Bortrag. Er wird über „Jerusalem " nach eigener Anschauung gelegentlich seiner Reise »ach Palästina sprechen. Der Zutritt ist für Damen und Herren frei. 8 Man schreibt uns: TaS in der morgigen Motiv« der „Literarischen Gesellschaft in Leipzig" zur Ausführung kommende Drama „Martin Lehnhardl" von Cäsar Flaischlrn verbleut nicht nur hinsichtlich seines Inhalts, sondern auch bezüglich seiner Technik daS allgemeinste Interesse. Das Stück behandelt, wie schon erwähnt, deu heißen Kamps zwilchen dem Feuerkvps eine» jungen, der sreisiulligeu Richtung angedöreoden Caadidateu der Theologie und dem Eijenkops eiueS alten orthodoxen schwäbische» Laad- psarrerS. Die fünf Scenen, in denen sich dieser Streit abjpirlt, bilden eiue ununterbrochen fortlaufende Handlung. Die Ein- thrilung in Scenen bezweckt nur, Spielpausen zu schassen. Von auswärts haben sich mehrere Bühnenleiter und Schriftsteller für diese interessante Premiere angemelbet. — Näheres siehe im Inserat in der heutigen Nummer. 8 Krystall-Palast. Heut», Sonnabend, verabschiedet sich die beliebte Soubrette Toni Toochettr nach 2V,>nonatigem Gast spiele vom hiesigen Publicum, ebenso tritt das gelammte zahlreiche Künstlerpersoaal heute zum letzte» Male aus. — Morgen. Sonntag, staden 10 neue Debüts in zwei großen Künstler- Bor st ellungen statt, und zwar Nachmittags V,4 Uhr uud Abends '/,8 Uhr. In der Abend-Vorstellung wirkt auch wieder die Capelle des 106. Regiments mit. Die Nachuiittags-Boritellung findet zu bedeutrud ermäßigten Eintrittspreisen statt, außerdem hat jeder Erwachsene das Recht, »in Kind frei einzuführen. Io beiden Vorstellungen tritt das gesammte neuengagirte Ensemble auf. 8 Bon morgen. Sonntag, an wird im Bierpalast (PeierS- strillweg 19, Inhaber F. KneiS) täglich das Fariuelll Ensemble seine Concerte halten. Die zum ersten Male in Leipzig austretendeu Künstler, welche überall durch ihr treffliches Spiel einen hervor ragenden Erfolg zu verzeichnen hatten, werden sich gewiß auch in hier die Gunst des PublicumS erringen. * Grotzzschochcr, 29. November. Heute fand die Er- aänzungswahl eine» Mitgliedes deS KreiSauSschusseS statt. Es wurde bei derselben an Stelle deS auSscheivenden Herrn GeineindevorstaudeS Hermann Beyer von den beide»» Ge meinden Großzschocher uud Wiudorf Herr Dampfziegelei besitzer Friedrich Carl Jahn einstimmig gewählt. Herr Beyer hatte aus eine Wiederwahl verzichtet. ät. Markranstädt, 29. November. Der in der Schlobach- scheu Ziegelei in Gundorflaogjährige treue Arbeiter August Beier, gebürtig auS Modctwitz, verbräunte sich bei Explosion einer Petroleumlampe derartig» daß er in der Nacht voin Mittwoch zum Donnerstag in daS hiesige Krankenhaus übergeführt werden mußte. Trotz sofort ange legten Notbverbandes und rascher ärztlicher Hilfe ist der Br- dauernswerthe gestern Nachmittag unter gräßlichen Schmerzen seinen Wuudeo erlegen. B. »st verheirathet und hioter- läßt 4 unerzogene Kinder. Q Borna, 28. November. Die Zeitdauer unserer nächst jährigen BezirksauSstelluug ist nunmehr vom 17. bis 3l. Mai festgelegt worden. Eine etwaige Verlängerung behält sich der Ausschuß vor. Von einer Anzahl Bürger sind annähernd 6000 -ck zum Garantiefonds gezeichnet, auch bat die Stadtverwaltung einen namhaften Betrag für diesen Zweck in Aussicht gestellt und eiue nicht unbedeutende Summe zur Prämiiruog von Ausstellungsgegenständen. Der Finanz ausschuß hat deu Lotterieplau fertiggcstellt; eS wurde beschlossen, die Gewinne dazu nur von Ausstellern anzukaufeu. Der Ausstellungsplatz ist noch um 2000 gm erweitert worden und nun ca. 27 000 gw groß, da Herr O. Rose deu sogenannten Pflanzenberg an der Turnerstraße, welchen er von der Stadt erpachtet, für Ausstellungszwecke zur Verfügung gestellt hat. Auf diesen Platz sollen vornehmlich landwirthschaftliche Maschinen zu stehen kommen, mit der Reitbahn wird der selbe durch eiue Treppe verbunden werdeu. Lehrlings-, Schüler- und weibliche Handarbeiten sollen, soweit sie nicht Handelsartikel sind, unentgeltlich zur Ausstellung gelangeu HandelSwaare wird unter der Bedingung, daß sie als solche durch Placate kenntlich gemacht ist, zugelassen werden. Außer halb des Bezirks Wohnende dürfen nur solche Gegenstände ausstellen, welche im Bezirke nicht gefertigt werdeu. An meldebogen, sowie die auS 20 Paragraphen bestehenden Be stimmungen für Aussteller sind in den nächsten Tagen vom Ausschuß zu beziehen. —* vurgftitzt, 28. November. Im benachbarten Burkers dorf wurde heute Vormittag iu der 11. Stunde das 6»/rjährige Töchtercheu des CassirerS P. auf der MolSdorfer Straße von einem schwereu Geschirr, dessen Pferde plötzlich scheuten, überfahren. Die Räder gingen über Kopf uud Oberkörper. Das Kind befindet sich noch am Leben, doch wird an seinem Auskommen gezweiselt. * Chemuty, 28. November. Der hiesige Kaufmännische Verein hielt beute im Saale des Elysiums einen Frauen abend ab. Herr Professor vr. Heinrich Bulthaupt auS Bremen sprach über daS Thema: .Händel und Bach" und erläuterte seinen Vortrag durch Proben am Flügel. — Wegen Lohndifferenzra legte eine Anzahl der in der Mano meterfabrik de» Herrn Max Schubert in Arbeit siebende» Schlosser und Mechaniker die Arbeit uieder. — Eine große Kette von Verbrechen im Amte war rS, die den ehemaligen AmtSgerichtSexpedieaten Hermann Paul Wettley auS Lichtrustrin, zuletzt beim Amtsgerichte zu AugustuSburg angestellt, gestern auf die Anklagebank deS hiesigen königlichen Schwurgerichts brachte. Unterschlagung im Amte m elf Fällen, gewinnsüchtige falsche amtliche Beurkundung in vier Fällen, einfache Unterschlagung in sieben Fällen und einfache falsche amtliche Beurkundung iu einem Falle trugen ihm 3 Jahre 6 Monate Zuchthausstrafe uud fünfjährigen Verlust der Ebrenrechte eia. Von der erkannten FreibeitSstrafe wurden zwei Monate als durch die Untersuchungshaft verbüßt er achtet. Diese Verhandlung war die letzt« der vierten SitzungS Periode, weshalb der Vorsitzende Herr LandgerichtSbirector Schräg vor Eintritt in die Beweisaufnahme den Herren Geschworenen für ihre Tbätigkeit im Namen de» Gerichts dankte. — Ein äußerst seltener, hochinteressanter Fang gelang dem Gutsbesitzer Uhlmaun im naben Klaffenbach. Er fand in später Nachtstunde im Schuppen seine- Gedöstes einen prächtigen Dachs, der durch Unterwühlen in den Stall ge langt war uud daselbst drei fette Gänse getvdtrt hatte. Der Räuber wurde erschlagen. * Zwickau, 28. November. DaS neugegründete Haupt- consulat Sachsen-Nordböknien der Allgemeinen Radfahrer Union beschloß, im Frühjahr t896 ein FrübjahrSfest in Zwickau abzuhalten und mit einer sächsisch-böhmischen Distanz fahrt mit dem Endziele Zwickau zu verbinden. — Pastor Kröbne im Vorort ReinSdorf feierte im vorigen Jahre daö 25jäbrige Amtsjubiläum und gestern da» 25jährige Orts jubiläum. Die Gemeinde, die Kircben-Jnspectiou, die OrtS- vereine u. s. w. nahmen an dieser Feier lebhaften Antbeil. — Die durch Beschluß deS königl. Amtsgerichts hier aufurlöste Begräbnißcafle deS ebenfalls aufgelösten Verbandes sächsischer Berg- und Hüttenarbeiter zu Zwickau ist in Liquidation ge treten und hat auf die Zeit vom 1. Januar bi» 16. No vember d. I. den Casseuadschluß, sowie die Bilanz aufgestellt. Ersterer rrgiebt je 40 566,30 ^ck Einnahme und Ausgabe, die Bilanz ze 94 316,15 Aktiva und Passiva. In diesem Jabre wurden 12135 -ck Begräbnißgelder gewährt. Das Vermögen erhöhte sich seit Ende vorigen JahreS um 7755 Mark. An dem Gesammtvermögen von 94 316,15 parti- cipiren 17 500 Mitglieder. Da bei einer Bertbeilung desselben auf dir Einzelnen nur rin geringer Betrag kommen würde, beabsichtigen die Liquidatoren, eine neue Begräbnißzesellschaft zu gründen und dieser Vermögen wir Verpflichtungen der alten Casse zu übertragen. In den letzten Tagen sind übrigens ,n Folge Beschwerden von Mitgliedern über die Verwaltung die Geschäftsbücher de» Verbandes zur behörd lichen Prüfung beschlagnahmt worden. — DaS hier im Mühlgraben todt aufgefundene Mädchen ist in Schedewitz beim Wasserschöpfeu inS Wasser gestürzt und ertrunken. * Zwickau, 29. November. Im hiesigen Stadttheater hat während der drei letzten Abende die königl. preußische Hof- schauspielerin Amanda Linduer auS Berlin mit großem Erfolge Gastrollen gegeben. — DaS große Balletdivertissement „Puppenfee" kommt vom 1. k. M. an hier im Stadttheater zur Aufführung. — Der hiesige Musikverein gedenkt unter Zuziehung des LehrerzesangvereinS am 18. Januar k. I. einen großen Wagnerabend zu veranstalten. — DaS königl. Ministerium de» Innern hat daS die Verbreiterung der hiesigen Endgasse betreffende Bauregulativ nebst Bauplan genehmigt. Die Neuregulirung dieser Straße wird nunmebr ehestens erfolgen. — Während der vier Avventsonntage ist hier die Geschäftszeit im HandelSaewerbe auf 10 Stunden erweitert worden. — Am 21. v. M. wurde im Stadttheil Pölbitz auf einem CommunicationSweg der Sattler Martin von hier von dem erst später ermittelten Handarbeiter Carl Friedrich Kaiser hier überfallen und mittels Messers an. Arme erheblich verwundet. DaS königl. Landgericht hier verurtbeilte vorgestern den Messerhelden zu 1 Jahr Gefängniß, ingleicheo den Kutscher Braun auS Auerbach i. B., welcher aus der Schönhaider Landstraße einen Schullehrer, eine» Baumeister und zwei junge Mädchen überfiel und ohne Ursache mißhandelte, zu 10»/, Monaten Gefängniß. — Die künstliche Eisbahn hier ist bereit- tragfähig und der Benutzung übergeben worden. ö. Anuaberg, 28. November. Unter Vorsitz deS Herrn AmtShauptmann v. BurgSdorff hier hat eine Besprechung mit den Bürgermeistern der größeren Städte deS Bezirks uud einer Anzahl der Vertreter der Posamenten-Jadustrie auS demselben stattgefunven, an welcher auf besondere Ein ladung auch der Vorsitzende der Versicherungsanstalt für das Königreich Sachsen, Herr Oberregierungsrath Weger von Dresden, theilgenommen bat. Es handelte sich um die Frage, ob durch die Bekanntmachung deS Reichskanzlers vom 9. No vember d. I. auch Nebenarbeiten, welche zur Herstellung von Posamenten erforderlich sind, als für die JnvaliditätS- und Altersversicherung versicherungSvflichtig zu erachten seien. Als Ergebniß der gepflogenen Verhandlungen wird mitgetheilt, daß man zuständigen Ortü die Nebenarbeiten der Posamenten - Industrie, iuSbesoudere die Thätigkeit der Spuler, Seidenwickler, Weiser u. dgl., insoweit sie von Hau- gewerbetreibenden im Sinne deS Gesetzes betrieben werden, als vom 1. Januar 1896 versicherungspflichtig erachtet und dementsprechend verfahren wird. Der Erlaß von Vorschriften Fauillatoi». Amerikanisches 1'Lniverjitätsleben. Bon A. v. En,»« (Chicago). Nachdruck »«Solen. Wie sehr amerikanische Universitäten sich bestreben, ihren Studienplan europäische» Muster» nachzubilden, so verschieden ist das gesellige Leben der StudenMen von dem der europäischen. Da» liegt vor Allem daran, daß die Amerikaner alle höheren Unterrichtsanstalten gern möglichst weit vom Mittelpunkt einer Großstadt verlegen, entweder in die Vorstädte, oder überhaupt in eine kleine Ortschaft, — zunächst aber auch daran, daß die neuesten ameritzanischen Universitäten unter der Botmäßigkeit irgend einer Kirihengemeinschaft stehen. Der amerikanische Student soll vor den Versuchungen groß städtischen Treibens geschützt und iia seinem Umgang möglichst beschränkt werden, ja, wenn möglich nur unter Seinesgleichen leben, wohnen und studiren. Fast ji.de amerikanische Universität hat in ihrem Freibrief «ine Clausrck, die den Verkauf geistiger Getränke im Umkreis von mehreren Meilen in der Runde verbietet. So ist von vornherein dem feucht-fröhlichen Kneipenleben, dessen sich ruropäisvhe Studenten ungehindert erfreuen, ein Riegel vorgeschoben. DaS UniversitätSreglcment ist meisten» eia so strenge», als wäre e« für Schüler kindlichen Alter» berechnet. All« Studenten müssen einmal täglich religiösen Uebungen und am Sonntag dem öffentlichen Gotte-Sdienst beiwohnen. Diese religiösen Uebungen finden in der sogenannten Okapel (Capelle) der Universität statt. Sie werden durch da« Singen einer Hymne seiten» der Studenten u»d Professoren enigeleitet, dann liest einer der Letzteren ei« Capitrl au» der Bibel vor. Darauf folgt ein gemeinsame« Gebet und zuleyt «ine Ansprache de» Präsidenten. Kundmachungen jeder Art finden bei dieser Gelegenheit statt. Der Sonntag wird ia geradezu puritanischer LKrise begangen. Dann herrscht ia den amerikanischen UniverfltätSstLdten eine feier liche Ruhe, die auf den Deutsche» fast beängstigend wirkt. Kaum daß aus irgend einem Hause d»e Klaoge eines ClavierS auf die Straße dringen; uud ist e» dennoch der Fall, dann kört man gewiß nicht» al» Kirchenmusik. Wer nicht in der Kirche ist, sitzt bei herabgelaffenev Roulraux im Schaukelstuhl und liest die umfangreichen SonntagSauSgabru der englischen Zeitungen. Wer au diesen freiwilligen oder unfreiwilligen Ruhezustand gewohnt ist, behauptet, daß er nach dem hastigen, rastlosen Treiben die Woche hindurch — denn sowohl Professoren wie Studenten arbeiten sehr angestrengt — äußerst wohlthuend auf Geist uud Körper wirke. Drei- viS viermal wandern die Studenten rur Kirche, in der MorgrngotteSdienst, SonutagSschule, Bivelclasse und Abend- gottesdieust abbehalten wird. Selbstverständlich machen die- >eniaen, die nicht au» aneriogener Frömmigkeit sich diesen Vorschriften fügen, au» der Noth eine Tugend uud holen die Studentinnen oder sonstige Freundinnen zur Kirche ab, namentlich des Abend». Auf dem Nachhauseweg entschädigt man sich für die Freudlosigkeit de» amerikanischen Sonntag» durch ein nichts weniger al» fromme» „Flirten", durch e,n kecke» Poussiren, wie e» europäische Studenten jungen Damen gegenüber kaum wagen würden; denn die Amerikanerinnen erlauben ihren Verehrern viel mehr Freiheit, als z. B. deutsche Mädchen, wissen jene aber auch nöthigrufall» energischer in die Schranken zu weisen. Die strenge DiSciplia auf amerikanischen Universitäten mag daran schuld sein, daß der amer»kauische Stubeat. wenn er sich einmal gegen diese vergebt, auch gleich ganz gehörig über die Stränge schlägt. Bei dem sogenannten kariog, da» mit unserem FuchSprellea identisch ist, kommt «» manch mal zu Ausschreitungen, di« von unerhörter Rohheit zeugen. Daß ein ^treskwan sFuch») ia rin eiskaltes Bad geworfen oder kahl geschoren wird, gehört zu den alltäglichen Dingen; gelegentlich aber kommen geradezu Scheußlichkeiten vor. wir einmal ia einem New-Iorkrr „College", wo einem Mulatten die Ohren aufgefchlitzt wurden, und m einer anderen Uni versität, wo eine Studentenverbindung einrr anderen, die z« einem Festessen versammelt war, den grauenhaft gewissenlosen Streich spielte, durch ein Loch im Fußboden gislige Gase in da- Versammlungslocal zu leiten, was, wenn ich nicht irre, sogar Todesfälle zur Folge hatte. Gegenüber solchen „tricks" oder .^practica! zokes" sind deutsche Studentenstreiche barm- loser Schabernack. Tie Universitätsbehörden thun freilich ihr Möglichstes, solche Ausschreitungen zu Verbindern. Biele haben da» „liaring" überhaupt verboten. Nichts desto weniger eutäußern sich die Studenten ihrcS angestammten Vorrechte- nicht, wenn sie es auch ia milderer Form ausüben. In crassem Widerspruch mit diesen sinnlosen Rohheiten steht ein eigenthümlicheS Fest, da- die srvsümen (Fückse) amerikanischer Universitäten am Ende de» ersten StudienjabreS feiern. Es ist die sogenannte Oromatiou ok Irig — Ver brennung der Trig(onometrie) —, eia bedeutsames Zeichen der Unbeliebtheit mathematischer Studieul An dem Abenv wird auf dem Oawpus, jenem freien Platz, de» keine amerikanische Universität missen kann, weil dort die Ballspiele und körper lichen Uebungen stattfiuden, eine Art Mummenschanz aoge- halten. In den srlrsamsteu Verkleidungen, oft auch nur Ge spenstern gleich in Bettlaken gehüllt, versammeln sich die Stu denten um irgend eine ausgestopfte, ungeheuerliche Gestalt, die sie gefesselt halten, bi» eiu Sarg herbeigebracht wird. Die Sopnomores (Studenten de- zweiten Studienjahre») suchen da» Monstrum zu retten — vergeblich! Unter allerlei HokuS- pokuS wird eS in den Sarg gelegt, der die Aufschrift mutdsmLticLo trägt, vier Studenten beben ihn auf die Schulter», zwei schreiten voran, die anderen folgen in feier licher Procrssiou uud stoßen von Zeit zu Zeit in die trompeten- artigcn Marterinstrumente, tisdkvra genannt. Ja der Mitte deS Campus angekommen, wird der Sarg auf einen Scheiter Haufen inedergesetzt und die im Kreis hrrumstehenden „Füchse' singen ein Gradliev, da» ungefähr folgenden Inhalt hat: ES brennt hier dir qnadrat'ich« Gleichung, u der wir nie gehabt viel Neigung, für hat sie jetzt ihren Lodn: Eia Perrat Clark »ad Bourroa k" Worauf der Chor der übrigen Theilnehmer an diesem nächt lichen Spuk iu den Schluß ««stimmt: „Der Logarithmus, CalculuS Im Fegefeuer sterben muß. Stimmt an mit Hellem, frohem Ton: Ein Pereat Clark uud Bourdon!" Dana wird der Scheiterhaufen angezündet. Unter dem höhnischen Gelächter der „Füchse" wird noch am Grabe das „WurzelauSziehen" carikirt; eine Leichenrede und ein Lied bildet daS Filiale dieser gelungenen Feier. Bei solchen Ge legenheiten hört man dann auch den „UniversitätSrus". Als mir zum ersten Male: 'kad! 'rat»! 'rad! 'rast! kk l Xond — vest — 6ru? 'Kat»! 'rast! 'radl 'rast! 'knd! zu Obren kam, blickte ich mich erstaunt um und glaubte gewiß auS dem Gehölz am Michigansee eine Schaar Noth häute hervorstürzen zu seben; aber es war nur das Jubel geschrei, mit dem die Studenten nach einem vollendeten t'vvtbaU Wettkampf ihren Sieg über ihre College« vom Osten verkünveten. Jede Universität hat einen solchen Ruf — voll nennt man eS — so gut, wie sie ihre Farbe und ihr Abzeichen bat. Bei jedem dkisvvLÜ, bei jedem Fußballspiel, bei jeder Schlittenpartie, kurz bei jeder ungezwungenen geselligen Zu sammenkunft erschallt ein solcher Ruf. Die Studenten der Columbia-Universität in Ncw-Aork rufen: Uurr»y, korrox, kurr»^! 6 — o — 1 — u — w — d—-i — »I Man muß sich diese» „Columbia" laut buchstabirt vorsirllen! — Ja der vortrefflichen Eornell-Universitat heißt eS: OorvoU, OorveU, Oorvell! l Fsll, 7«U, OoruoUI
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