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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.10.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-10-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951025025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895102502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895102502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-10
- Tag1895-10-25
- Monat1895-10
- Jahr1895
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Beilage zm LeWr ÄMt Mil Anzeiger Ar. M Keitsg, A. Mer W. Deni>-Ansgck.l Königreich Sachsen. * Leipzig, 26. Oktober. Eine Deputation dcS RatheS und der Stadtverordneten unter Führung deö Oberbürger meisters ' vr. Georgi überreichte heute Vormittag Sr. Excellcnz dem Neichögerichtöpräsideitten von Oehl- schläger und dem Ober - Reichsauwalt Tessendorss die Ehrenbürgerbriefe der Stadt Leipzig. U Leipzig, 25. Oktober. Gestern Nachmittag trafen auf dem Bayerischen Bahnhöfe der Reichskanzler Fürst von Hohenlohe und Prinz Ernst von Sachsen- Altenburg hier ein mid fuhren altzbald weiter nach Berlin. -g- Leipzig, 25. Oktober. Heute traf Oberstallineistcr Generallieutenant a, D. von Ehren stein hier ei», um die letzten Vorbereitungen für den Empfang der allerhöchsten Herrschaften anzuordnen. -8- Leipzig. 25. Oktober, lieber die Bet Heiligung deö MilitairS Leim Empfange und dem Einzüge Ihrer Majestäten deö Kaisers und deö Königs ist, wie wir erfahren, daS Folgende festgesetzt worden. Vor dem Dresdner Bahnhöfe, wo bekanntlich die Ankunft erfolgt, ist eine Ehrencompagnie des 7. Infanterie-Regiments Nr. 10V aus gestellt. Dieselbe präsentirt zum ersten Male bei der An kunft des Königs, zum zweiten Male bei dem bekanntlich später erfolgenden Erscheinen deö Kaisers. Sodann findet der Vorbeimarsch in SectionScolonnen statt. Die Generalität und die Ossiciercorpö versammeln sich ans dem linken Flügel der Ehrencompagnie. Zum Ordonnanzdienst sind bestimmt bei Sr. Majestät dem Kaiser Herr Hauptmann Sch reite r des 107. Regiments, bei Sr. Majestät dem König Herr Hauptmann Bücher I des 134. Regiments, bei Sr. tönigl. Hoheit dem Prinzen Georg Herr Hauptmann Meischner deS 106. Regiments. Zur Fahrt Ihrer Majestäten durch die Stadt nach dem Rcichsgerichtögebäude sind Cavallerieescorten vom 2. Königin-Husaren-Negimcnt Nr. 10 und vom Carabinisr - Regiment in der Stärke von je zwei Zügen zu 1V Rotten befehligt. Dieselben treffen am heutigen Tage hier in Leipzig ein und werden in Connewitz vergnartiert. — Zur Bildung von Spalier werden Mann schaften des 106., 107. und 134. Regiments ausgestellt. Das 107. Regiment stellt auf der linken Seite der Bahnhofstraße bis zum Augustusplatz bez. bis zum Triumphbogen vor der Grimmaischen Straße, mit Ausnahme der Strecke vor dem Haupt postgebäude, wo die Beamten der kaiserliche» Oberpvstdircction ! Herrschaften :n Netzick stehenzaufderrechtenSeitederganzenStreckedas 134.Regiment. I von Interesse Außerdem stehen vom Dresdner Bahnhöfe bis Stadt Nom e-^Slraßcnbauinsvck auf beiden Seiten der Straße das 106. Regiment. — Zur Absperrung des Bayerischen Bahnhofes bei der Abfahrt der Allerhöchsten Herrschaften werden unter Führung eines Premierlieutenants vom 106. Regiment die erforderlichen Mannschaften gestellt. Von Vormittags 11 bis Nachmittags 3 Uhr haben sämmtliche Militairpersonen Waffe »rock und Helm zu tragen. Die militairischcn Gebäude haben zu flaggen. * Leipzig, 25. Oktober. Dem mit der Leitung des Baues des ReichSgerichtsgebäudes in Leipzig betrauten Land-Bau- inspector Ludwig Hoffman» ist vom Kaiser der Charakter als Baurath verliehen worden. * Leipzig, 25. Oktober. Wie wir vernehmen, gehen Herrn Polizeidirector Bretschneider anläßlich des Miß lingens des schändlichen Mordattentates »och unausgesetzt von allen Seiten die herzlichsten Glückwünsche zu. Unter Anderen gratulirten in eigenhändigen längeren Schreiben der sächsische Minister des Innern von Mctzsch und der tönigl. preußische Gesandte in Dresden Graf Dönhoff. Zur be sonderen Freude gereicht es Herrn Polizeidirector Bretschneider, daß auch seitens früherer Polizeibeamter, die inmiltelS in privaten Stellungen, zum Theil weit auswärts sich befinde», rührende Beweise der Anhänglichkeit und Verehrung zu gegangen sind uno noch unausgesetzt zugehen. Wie wunder bar übrigens Gottes Hand über dem Haupte deö hochgeschätzten Mannes gewaltet hat, geht auch daraus hervor, daß das Aktenstück, welches von den Kugeln des Attentäters durchschossen wurde, eine umfängliche Aus arbeitung des Herrn Polizcidirectors enthielt, die er bis in die Nacht hinein vollendete, um sie andern TagcS — dem Tage des Attentates — zur Rathsplenarsitznng mitnehmen zu können. Hätte er mit Rücksicht auf die vorgeschrittene Nachtzeit von seinem Vorhaben abgestanden und demnach daS fragliche Aktenstück im Polizeigebänve noch zurückbchalten, so würde der Mordbube nur allzu gut seinen Zweck erreicht haben. * Leipzig, 25. Oktober. Einen Muster-Corresponden ten muß neuerdings das „Berliner Tageblatt" für Leipzig engagirt haben. Genanntes Blatt bringt mit Original zeichen unter dem 23. Oktober einen Leipziger Bericht über das Ziegenbalg'sche Attentat, an den sich folgender Passus anschließt: „Noch ein anderes hier begangenes Verbreckien wird vom „Leipz. Tgbl." gemeldet: Seinen bisherigen Arbeit geber erschossen hat am Montag ein in der Leipziger Baum wollspinnerei zu Leipzig - Lindenau angestellter Buchhalter. Am Montag Mittag kurz nach 12 Uhr, während das übrige Personal bereits die Comptoirräume verlaßen hatte, drang der Buchhalter in daS Privatcomptoir des Direktors, Herrn Peger, und feuerte auf ihn einen Revolverschuß ab rc. rc." Kurz und gut, der vigilante Berichterstatter erzählt dem „Berl. Tgbl." ausführlich den tragischen Vorfall, der sich ani 4. September 1884 in der Leipziger Baumwollspinnerei zu getragen hat, über den wir auch damals natürlich referirt haben. Wir erklären unö gern bereit, dem betreffende» Be richterstatter Einsicht in die 89 Jahrgänge unseres Blattes zu gewähren. Vielleicht findet er darin noch weitere Unter lagen für seine nützliche Thätigkeit auf dem Gebiete aktueller Berichterstattung. Versammlung ab, der auch Herr Oberst Thierbach aus Dresden, Ehrenmitglied und Begründer des Vereins, beiwohnte. Der Eassenbericht wies einschließlich des Bestandes «ine Einnahme von 5040 4 und eine Ausgabe von 209 39 auf, das Vereinsvennöge» besteht daher in 4830 ^ 65 Seit Bestehen des Vereins, der im Jahre 1881 zum Andenken an unser 400jähriges Stadtjubiläum begründet ward» sind an Mitgliedcrbeiträgen 8312 eingegangen. Die Ausgaben haben bis jetzt 5450 ^ betragen. Unterstützt wurden nament- lich Schüler der königl. Kunstgcwerbeschule in Dresden, der Fachschule in Aue und der hiesigen königl. Gewerbe-Zeichcn- schule. — Gestern fand hier die Ephoralcvn ferenz der Geistlichen der Diöcese Schneeberg statt. Herr Superintendent Icke, tlieol. Noth gab in seiner Ansprache ein Bild des Apostels Paulus. Herr ?. Füllkruß aus Neustädte! erstattete ein interessantes Referat über das Amt der Schlüssel in unserer Landeskirche. Ucber den Stand der Schneeberger Begräbnißkirche berichtete Herr Archidiakonnö Mathe von hier. ^-cr. Frcibcrg, 24. Oktober. In der letzten Sitzung des Ausschusses für daS Bismarck - Denkmal wurde der Echlußbericht erstattet, nach welchem dnrck freiwillige Bei träge 9147,13 vereinnahmt wurde», wozu noch 66,67 Zinsen kommen, so daß im Ganzen 9213,80 zur Ver fügung standen. Die Gesammtkosten für das Denkmal be trugen 8994,87 .E Erfreulicherweise ist es nicht nvthwendig gewesen, den von den städtischen Collcgien bewilligten Garantie- fvndö von 1000-E in Anspruch zn nehmen. Von dem Ucber- schusse von 219 öL erhielt der Herr Aclnar Kießling für seine prompte Führung der Cassengeschäfte 40 der Rest von 179^ soll auf Vorschlag des Herrn Vorsitzenden zum Markt brunnen verwendet werde». — In Berthelsdorf ver unglückten beim Ansbessern des Brennerei-Ziegeldaches durch Zusammenbrcchen einer Leiter ein Arbeiter und eine Magd ziemlich schwer. Der Besitzer Lorenz batte sich durch rechtzeitiges Hcrabspringen gerettet. — Im „Hotel zur Post" in Lengefeld fand in den letzten Tagen eine Comitösitznng für Erbauung einer Eisenbahn von GroßhartmanuSdors über Forckheim und Rauenstein nach Zschopau statt. Es fehlt für die in Frage kommenden Ortschaften von zusammen 21 000 Einwohnern die Verbindung mit Lengeseld und Zschopau. 1- Plauen, 24. Oktober. Unter dem Vorsitz des Herrn Geh. Neg.-Ratheö AmtShauptmanns v. Polen; hier fand heute Vormittag in der Hops'schen Restauration in Mylau eine Verhandlung wegen Errichtung einer Straße von Mylau nach Greiz statt. Au derselben nahmen Theil die Stadtgcmcinderäthe von Mylau und Netzschkau, die Gemeinderathe zu Kleingera und Obermylau, die GutS- Netzschkau und Kleingera, sowie eine größere sscnteu. Außerdem waren anwesend der kgl.'Slraßenbauinspcctor Herr Leni pc von hier, sowie die Herren Landrath vr. v. Dietek und Oberbürgermeister Thomas ans Greiz. Ein von Letzterem mitgethcilteS Projekt, wonach die Straße in den Papiermühlenweg Uber die Arnold'sche Brücke und den Elsterplatz einmüntcn soll, fand die Zustimmung der Bctheiligtc». Hierauf wurde beschlossen, ein Coniits zur Empfangnahme von Zeichnungen zu Beiträgen auS den Interessentenkreisen, die der königl. Straßcnbauverwaltung als Straßcnbaukosten und einer zu errichtenden, von der königl. AmtShauptmannschaft Plaue» zn verwaltenden Wogebaucasse als Unterhaltungskosten zufließen sollen, zu bilden, und zwar aus den Herren Stadtrath Merke j-Mylau, Julius Sarfert- Neickenbach und Otto Jahn-Obermylau. Zu allgemeiner Freude unterwarf sich auch die Gemeinde Obermylau den vom königl. Finanzm uisterium mittels Verordnung vom 17. Juli d. I. gestellten Bedingungen (Laudabtrelung und künftige Unterhaltung). Einige andere Gemeinden traten den gestellten BcdingmHen theilweise bei, eine Gemeinde und eine Rittttgulsherkschast erklärten, vor Abgabe einer Zusage erst noch eine Erklärung von den be theiligten Grundstücksbesitzern eiuholen zu wollen. Dem gedachten Counts wurde aufgcgcben, binnen vier Wochen der königl. AmtShanptmannschasl Plauen über ihre Erfolge Bericht zu erstatten. Die Versammlung gab mit allem Vorbehalt ihre Meinung dahin kund, daß die neue Straße wegen des zu erwartenden regen Verkehrs in einer Breite von durch schnittlich 7 m angelegt werde. — Hier hat sich in der Bürgerschaft einAuSschuß gebildet, welcher der Stadtvcrtretnng mit Unterlagen zur Errichtung eines Schwimmbades an die Hand gehen soll. Es sollen Unterschriften von Männer» nnd Frauen gesammelt werde», die für sich und ihre Kinder Interesse an der Erbauung eines bedeckten Schwimmbades, für welches ein Grundstock schon vorhanden, haben und das Unternehmen durch Jahres-, Monats- oder Dutzend-Abonnc incnts unterstützen würden. — In Adorf ist am Sonnabend der große Spinnerei-Neubau der Herren Gebrüder Uebel und Weidling hier gehoben worden, was Anlaß zu einer würdige» Hebefeier gab. —* Radrbcrg, 24. Oktober. In den Morgenstunden dcS vorgestrigen Tages wurde der in Weixdorf wohnhafte Grün waarenhändler Fuchs in der Nähe der Lausabach mühle im Mühlgraben in Lausa todt aufgefunden; sein Fuhrwerk stand, mit 2 Hunden bespannt, aus der Straße hart am Grabenrande und die treuen Thicre warteten noch am Morgen auf die Wiederkehr ihres Herrn. Der Verunglückte hat wahrscheinlich aus dem Wagen gesessen, hat, um an demselben etwas in Ordnung zu bringen, herabspringen wollen und ist direct in den Mühlgraben gesprungen. Das ringsum zerwühlte Erdreich deutet an, mit welcher Todesangst der Aermste versucht bat, den steilen Uferrand zu erklettern Fuchs hinterläßt Wittwe und sieben unversorgte Kinder. Meisten, 24. Oktober. Eine gewisse Aufregung und c»i allgemeines Bedauern herrscht hier über die Erklärung deö Stadtverordneten-Vicevorstchers, Seifensiedcrmeister A rnol d. daß er fein Amt niederlcge. Conflicte mit der Behörde haben die Veranlassung zu diesem Schritte geboten. daß er sich nicht getraut habe, R. um Uebernahme der Bürgschaft anzugchen, und daher die Unterschrift Friedrich August R., Kupfer« schiniedemeitter in Wurzen, in einer Restauration ohne Borwifsen R.'s eigenmächtig angesertigt habe. Vieweg hat sich deinnnch der schweren Urknndensätichnng und des Betrugs schuldig gemacht. Er ist zwar bereits drei Mal wegen Betrugs, zuletzt mit 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus und 450 Geldstrafe oder weiteren 30 Tagen Zuchthaus vorbestraft, da die letzte Strafe aber im Jahre 1881 er« olgt ist, kommen die Rückfallsbesiiminungen nicht zur Anwendung. Da die Vorstrafen sehr weit zurückliegen, eine Schädigung der Bank auch nur in Höhe von 9 ./t ringetreten ist, wurden dem An« geklagten mildernde Umstände zugebilligt und die Strafe aus sechs Monate Gesängnitz und zwei Jahre Ehrverlust festgesetzt. Mit Rücksicht auf das offene Gesländniß des Angeklagten wurde» demselben drei Woche» der erlittenen Untersuchungshaft auf die er kannte Strafe in Anrechnung gebracht. II. Am Abend des 3. September in der siebenten Stunde wurde der Frau B. aus dem AngnstuSplatz vor der Bude des Handels« manns A. in der Nähe des Neuen Theater- ein Portemonnaie mit 27 ^ Inhalt aus der Kleidcrtajche gestohlen. Als die ver» meintliche Diebin wurde die HansmannSehesrau Charlotte Wilhel mine Wolter geborene Gaulier aus Volkmarsdorf angchalten. Man fand bei Verleiden zwar das gestohlene Portemonnaie nicht vor, doch enthielt die Baarschaft, welche die Wolter bei sich trug, genau dieselben Geldstücke, 3 ./!, ein 10- und zwei 5-Pfennigslücke, wie sie im Portemonnaie der B. sich befunden hatte». Da auch Algestellt wurde, daß die Wolter 1889 wegen siebzehn im Jahre 1888 begangener Talchendicbstähle vom Land- ericht Leipzig und im Jahre 1891 wegen eines auf der Sreedener Vogelwiese verübten Taschendiebsluhls vom Landgericht Dresden zu tangeren Gesängnißslrascn verurtheilt worden ist, so »abm man die Wolter in Hast. In der eingeleitetcn Voruntersuchung wurde ermittelt, daß der Handelsmann A. beobachtet hatte, wie die Wolter drei bis vier Mal in die Kleidertajchen mehrerer vor der Meßbude A.'s stehende» Frauen gegriffen habe, ohne indes; etwas zu stehlen. A. hat selbst mehrere Frauen vor der Diebin gewarnt, die, als sie sich beobachtet sah, sich schleunigst ent- crnte. Daß sie auch die Tajche der B. visitirt hat, konnte A. licht bestätigen. Dagegen hat er angegeben, daß bei den Dieb« kahlen die Wolter mit der linken Hand operirt hat, vor welcher ie, um die diebische Absicht zu verbergen, eine kleine Handtasche hänge» hatte. Genau in derselben Weile ist aber die Wolter, wie cilw Len früheren Urtheilcn hcrvorgeht, bei den früheren Dicb- 'lüblen zu Werke gegangen. Der bei ihr übliche Diebes- griff ist ihr jo geläufig, daß die beiden Finger, mit denen sie die Portemonnaies zu fassen pflegt, sogar aus der Photographie eingekrümmt sind. Ter Gerichtshof erachtete die Wolter dreier versuchter Diebstähle im wiederholten Rückfälle für chuldig, vernrtheilre sie unter Ausschluß mildernder Umstände für jeden deifelben zn je 6 Monaten Zuchthaus und sepie die Ge« amuilslrafe unter Berücksichtigung von 8 21 des Neichssttafgrsctz« buchs auf 1 Jahr 3 Monate Gesängniß und 3 Jahre Ehr« v.rlust fest. Zur Anrechnung auch nur eines Thcils der erlittene» Untersuchungshaft lag für den Gerichtshof keinerlei Veranlassung vor, da die Wolter beharrlich geleugnet hat. — Vom Vorstände der Literarischen Gesellschaft in! Leipzig wird uns geschrieben: Die von der Literarischen Gesellschaft j eingesetzte Aufführung des Zwischenspiels von Cervantes, „Der eifer süchtige Alte", ist, da der Stoff und die Handlung in hohem Grade! sittlich anstößig seien, durch daS Polizeiaint der Stadt Leipzig ver« boten worden und muß also unterbleiben Im klebrigen findet ^ die Vorstellung, da die kleine Burleske ohnehin nur als literar historische Zugabe betrachtet sein wollte, selbstverständlich statt. —* Wegen Diebstahls kam gestern ein 32jähriger Schlosser ! aus Neuschönesrld in Hast. Derselbe hatte vor einiger Zeit aus einem Restaurant der inneren Stadt eine Kiste mit 50 Flaschen Wein im Werthe von 150 gestohlen und den Wein mit einem Genossen nach und nach getrunken. Auf den Genossen wird noch ^ gefahndet. o. Döbeln, 24. Oktober. In nicht öffentlicher Sitzung haben die Stadtverordneten am 22. d. MtS. auf die nächsten sechs Jahre drei Stadträthe gewählt. Mit Ende dieses Jahres scheiden die Herren Stadträthe Sturm, Braun und Schindler auS dem Rathe aus. Herr Schindler wurde fast einstimmig wiedergewählt und an Stelle der beiden anderen ausscheidenden Mitglieder, welche eine Wiederwahl ablehnten, wurden di« Herren Stadtverordneten Rentier Roßberg und Metallwaarenfabrikant Neider (Niedermühle) mit Majorität gewählt. - Echneeberg, 24. Oktober. Der hier unter dem Namen „Thierbach-Verein" bestehende Verein zur Unterstützung befähigter Knaben des GewerbestandcS hielt gestern unter Vorsitz de» Herrn EommerzienratheS vr. Geitner seine Haupt- Gerichtsverhandlungen. königliches Landgericht. ^ Strafkammer IV. o. Leipzig» 25. Oktober. I. Bis zum September dieses Jahres war der am IS. August 1859 in Bernbruch bet Lausigk geborene Zimmermann Friedrich Robert Vieweg als Brenner ans dem Rittergut« Cannrwitz thätig. Da er »ach seiner Versicherung dort nur im Sommer neun, im Winter zwölf Mark verdiente, suchte er sich lohnendere Stellung und fand solche auch in Crottewitz Zu seiner Uebersiedelung dahin, sowie zur Bezahlung kleiner Schulden, welche er infolge früherer längcrer Arbeitslosigkeit hatte machen müssen, brauchte er aber gegen hundert Mark. Er ging zur Wurzenrr Bank und erbat sich dort am 28. September ein Darlehen in genannter Höhr, rückzahlbar bis zum I. April 1896. Der dirnstthuende Bankbeamte erklärte ihm, Laß er daS Darlehn jeder Zeit erhalten könne, wenn er im Stande sei. einen sicheren Bürgen zu stellen. Als Vieweg dies bejahte, füllte der Beamt« ihm ein Formular aus, das Bieweg Unterzeichnete, und gab ihm dann den Austrag, die angebogene BürgschaitSurknnde, in welcher sich der Unterzeichnete für «in von der Wurzener Bank gewahrtes Darlehn von 100 als Selbstschuldner verbürgt, von seinem Bürgen unterzeichnen zu lassen. Vieweg ging und brachte nach kurzer Zeit die Bürgschaftsurkunde unterschriebe» zurück. Ta der Bürge Kupferschmied R. der Wurzener Bank als sicher bekannt war. erhielt Vieweg auch, abzüglich Zinsen und Provision. 96 .eil 70 ansgezahlt. AtS aber die Bank im Laufe des Tages dem Bürgen Mitlheilung von der Gewährung de- DarlehnS macht,, stellte eS sich heraus, daß dieser von der ganzen Angelegenheit nichts wußte und seine Unterschrist auch nicht gegeben hatte. Vieweg wurde noch am Abend deS 28. September verhaftet und 87,1 .e«, welche er noch bei sich führte, ihm abgenomme». Für den Res» batte er in Wurzen für seine Kinder zwei Paar Schuhe gekauft. Vieweg gestand sofort zu Kmist und Ivissenschast. * Berlin» 24. Oktober. Tie Pilysiker Kohlrau sch und Marburg und der Historiker Heinrich von Treitschke sind, wie gemeldet, zu ordentlichen Mitgliedern der Akademie der WiNenjch asten ernannt worden. Friedrich Kohlrausch, Präsident der Physikatisch-techuijcheu Ncichc-anslalt, übernimmt den Sitz von Hermann von Hclmholtz, den er bei der physikalisch techiiüchc» Rcichsanslalt ersitzt hat. Emil Marburg tritt an die Stelle August Kundt's, zu dessen Nachfolger er als ordentlicher Proieflor der Physik und Tirector des physikalischen Instituts der Universität Berlin von Frcibnrg berufen wurde. Kundt's Akademiesitz war seit dem 21. Mai 1894 erledigt, der Helmhottz'sche seit dem 8. September 1894. Jetzr zählt die Akademie wiederum vier Physiker zu ihren Mitgliedern, außer Kohlrausch und Marburg noch Wilhelm von Bezold, Professor der Wetterkunde, und Friedrich Planck, Professor der Iheorelijchen Physik. Als ein Ereigniß ist, wie die „Vossischr Zeitung" schreibt, die Berufung Treüschke's in die Akademie anzusehc». Treitschke lehrt seit 1874 an der Berliner Universität. Es sind indeß wiederholt Sitze der Historiker in der Akademie frei geworden, so durch Max Duncker's, Ranke's und Weizsaccker's Hiujcheide» und Lehmann'S Berufung nach Marburg. Tie Akademie zögerte bisher aber inimer, sich Treitschke zu eigen zu machen. Jetzt ist Treitschke der Akademiesitz Sybet's zngcfallen. Tiefer Sitz hat besondere Bedeutung, weil sei» bisheriger Inhaber eine leitende Stelle bei den neugcschichtliche» Unternchmunge» der Akademie inne hatte. Sybet war Mitglied der beide» Coiumisfioaen für die Herausgabe der Schriften Friedrich's des Große» und der Lcta Lorussiea. Nach Len Gepslogenheitc» der Akademie fallen die hier von Sybel bekleideten Stellen Treitschke zu. Ohne Zweifel wird der nächsisiihrige Lcibniztag der Akademie, a» dem Treitschke seine Antrittsrede hält, ebenso die allgemeine Aufmerksamkeit errege» wie der diesjährige, an dem Erich Schmidt, Stumps und Erman i» öffentlicher Feier in die Akademie aus- gcnoiiimcu wurden. * Am 22. October starb der wallisische Romanschriftsteller Daniel Owe». Er war geradezu der Schöpfer des wallisische» Nationalromans. Für sein bedeutendstes Werk gilt „Nhys Lewis". Fast alle seine Romane sind aus dem Wallisische» ins Englische überfetzt worden. * Paris, 24. Ociobcr. Tie Mitglieder des Instituts de France versammelten sich heute Abend unter dem Vorsitze des UntcrrichtsministerS PoincarrS zu einem großen Festmahle, welchem alle anwesende» auswärtigen Mitglieder benvohnlen. Der Minister dankte den Letzteren für ihr Erscheinen und hielt auf die Wissenschaft und die Künste einen Triakjpruch. Müller trank aus de» Weltsrieden. -- viSfeld, 24. October. Der von Coburg kommende Nachtzua der Werrabahn fuhr auf der Strecke Eisfeld- Veilsdorf in «ine Schafherde und tödtete 85 Schafe. --- Bo»»», 25. October. (Telegramm.) Der Curator der hiesigen Universität, Geh. Ober-Neg.-Nath vr. Gand tner, ist heute früh 5 Uhr nach längerer Krankheit gestorben, vr. Gandtner war am 1. Oktober d. I., an welchem Tage er sein 50jährigeS Dienstjubiiäum beging, in den Ruhestand getreten. ----- München, 24. October. Ueber einen zum Glück ganz vereinzelt dastehenden Vorgang, der gestern vielfach mit großen Ueberlreibungen in der Staick colportirt wurde, meldet der Polizeibericht: Heute Mittag batte ein Sergeant des 1. Jnfauterle-RegimentS von der Marsseldcaserne aus einen Soldaten züm Militairgefängniß zu transportiren. Dieser entsprang jedoch und gab auf zwei ihm zu Pferd nacheilende Officierc fünfNevolverschüsse ab. Ten sechsten Schuß abznseuern, wurde er dnrch Ueberreitcn ver hindert. An der Ecke der Spatenstraße konnte der Flücht ling wieder sestgenoniinen werden. Von den Osficiercn ist keiner verletzt, dagegen erhielt dem Vernehmen nach der Sergeant eine Schußwunde. ---- Fcner in einen» Kinderhospital. In dem Pariser Kinder Hospital Trousseau brach in dem Pavillon für scharlachkranke Kinder Feuer ans. Der Pavillon brannte nieder; die Kinder wurden gerettet. ---- Rom, 24. October. In der heutigen Sitzung des Congresses italienischer Aerzte entstand über Maragliano's T u bereu l o se-Ser um ein heftiger Zwischenfall. Prof. Diomigliano beantragte, der Conzreß möge sein Mißtrauen über Maragliano's Methode aussprcchen, und fügte hinzu, diesem sei es mehr darum zn thun, Geld zn machen, als die Wissenschaft zu fördern. Hierauf folgte ein großer Lärm, Beifall und Zischen. Nur mit großer Mühe konnte Boccelli die Ruhe wieder Her stellen und erklären, daß die Zeit noch nicht gekommen sei, über das neue Serum ein endgittigeS Urtheil abzugeben. ---- NachSrn» sic 360.090 Francs im Spiel verloren, hat sich in Monte Carlo die belgische Gräfin Jomdes gemeinsaui mit ihrer sechzehnjährigen Tochter ver giftet. Die Gräfin hatte sich nur eine Woche in Monte Carlo aufgehalren und in dieser kurzen Zeit den enormen Spielverlust erlitten. — Heirathsversprechen werden in England be kanntlich theuer bezahlt, wenn sie nicht gehalten werden ; ei» Weiser Mann läßt sich das gesagt sein und richtet sein Leben danach ein. Und klug und weise war auch der Mann, der vor einigen Tagen vor einem Londoner Gerichtshöfe stand, um seine Ehescheidung zu betreiben. Der geplagte Ehemann nahm daö Wort zu folgender Ansprache: „Als ich die Dame, die beute leider noch mein Weib ist, kennen lernte, begriff ich sofort, daß ihr Temperament dem meinigen durchaus ent gegengesetzt war, und ich war überzeugt davon, daß meine Ehe tief unglücklich sein Werve. Die Ereignisse haben mir recht gegeben." Aufs Höchste erstaunt fragte der Richter: „Aber, lieber Herr, warum haben Sie denn geheiratbet?" — „Ich habe sie gebeirathet", erwiderte mit zitternder Stimme das unglückliche Opfer seiner besseren Hälfte, „weil sie mir einen Proccß wegen gebrochenen Hcirathsversprechens in Aussicht gestellt hat, und ich dann sicher zu einer Strafe von wenigstens 1000 Pfund verurtheilt wäre. Sie werden be greifen, Herr Richter, daß ich angesichts dieser gewaltigen Ziffer cö vorzog, die gefährliche Frau zu heirathen, um mich kann gerichtlich von ihr trennen zu lassen. Das kostet viel weniger." Der Richter begriff wirklich und befreite Len Mann von seinem Uebel. vermischtes. -i- Altenbnrn, 21. October. Im Aufträge deS Gencral- licntenants und Commandeurs der 8. Division, welches zur Zeit Herr v. Miknsch-Buchberg ist, dankt Herr Landrath Dr. Slöhr der Bevölkerung deö OslkreiseS für die freundliche Ausnahme, weiche den Truppen der Division während der diesjährigen Manöver überall zn Theil geworden ist. — Laut amtlich geführter Statistik sind im vergangene» Jahre im Herzog ihn me 93 Brände vorgekommcn. Davon wurden 15 durch Blitzschlag, 2 durch Selbstentzündung, 2 durch fehler hafte Banconstrtlkl>on,3durch Gebrauch maiigcflhasterFciienliigS- anlagen, 9 durch unvorsichtiges Umgebe» mit Feuer und Licht und 28 durch Brandstiftung bervorgerufe», wählend bei 84 Bränden die Ursache nicht ermittelt werden konnte. Brano- stiftuiig ist allerdings nur in 4 Fällen nachgcwiesen worden, wovon 2 dnrch Vorsatz und 2 durch Fahrlässigkeit hcrvor- gerufen wurde», wälncnd sie in den übrigen 24 Fällen nur gemuthinaßt wird. Durch unvorsichtiges Umgehen mit Zünd hölzchen von Kindern unter 12 Jahren wurden 6 Brände verursacht. Auf daS platte Land kommen 71 Brände, ans die Städte aber nur 22, waS wohl in der Hauptsache auf vorzügliche Lvschciiirichtungen znrückznführen ist. Die Brände verursachten einen Gesamuitschaden von 364 859,65 ^ --- Posen, 24. Octcber. DaS Schwurgericht in Meseritz vernrthcilte den Arbeiter Stefan Woiciechowski aus Buk Wege» der Ermordnnz seiner Ehefrau wiederum zum Tode, nachdem bas Reichsgericht das erste TodeSnrthcil aufgehoben batte. -- Stettin. 23. Oktober. Der seit einigen Wochen im Dienste des Gutsbesitzers Hvffmann in Battin Sthal bei Tantow stehende Gärtner NeblS ging am Sonntag ans die Jagd und geriet!, im Jagdciser in einen mit Wasser an» gefüllten Torfgrabcn. Seine Bemühnngen, sich aus seiner gefährlichen Lage zu befreien, blieben erfolglos, vielmehr sank er iniiner tieser ein. Als ihm das Wasser bereit« bis a» den Mnnd ging und er jede Hoffnung auf Errettung auf- gegeben hatte, sprang der Hund des Herr» Hoffmann, den NehlS mitgenommen batte, in den Graben, erfaßte den Sinkenden bei der Scbulter nnd ermöglichte eS diesem, mit seiner, deS HnudcS, Hilfe daö Land zu gewinnen. Briefkasten ver Redaktion. L. A. hier. Wenn Ihr sprachliches Gewissen sich von „Stiefeln" bedrückt fühlt und nur „Stiefel" dulden will, so ist uns das gleichgiltig. Schon im Mittclbochdeutschen kommt die Pluralsori» „Stieseln" („stekeln") vor und Altmeister Goethe wendet die Pluralsorm „Stiefeln" („in spanische Stieseln eingejchnürt") eben jo oft an, wie Schiller, Hanfs und andere Schriftsteller, deren Autorität wir höher als die Ihrige zu stellen uns erlauben. Nach Schluß der Redaktion eingegangen. Di« in vieler Rubrik milgelheillen, während de» Drucke» eingeiaulenen Telegr-unue Huden, wie schon an» der Ueberlchrisk ersichtlich, der Redacli»» nicht vorzclegen. Diel« ist «ilhi» sitr Verstümmelungen und unrersiiiiidliche Wendungen nicht ver- «arwortlich »u mache». C) Berlin, 25. October. (Privattebegramm.) Ans Anregung der Wuppertbaler Anarchisten findet im November in Barmen ein Anarchisten-Congreß statt, der sich mit den anarchistischen Doktrinen beschäftigen wird, auch über die beste Art der Propaganda Beschluß fassen soll. * Breslau, 25. October. Die „Schlesische Zeitung" meldet anS Koschentin: Der General-Adjutant weiland Kaiser Wilbelm'S I., Prinz Hohenlohe-Jngelfingen, ist gestern gestorben. * London» 25. October. Wie der „Standard" auS Konstantinopel meldet, bestätigt sich Vas Gerücht von der summarischen Hinrichtung zahlreicher Führer der jnngtnrkischenPartei. Aus gut unterrichteterOuelle wird hinzu gefügt, die Führer seien nach einem Verhöre in einKriegsschissS- boot geschafft nnd von diesem in stärksten Strome über Bord geworfen worden. Der Muth der türkischen Revolution»;« sei dnrch diese Maßregel vollständig gebrochen. Der Reform plan ist den asiatischen Gouverneuren anstatt in einen, kaiscr lichcn Hat in Form eines Schreibens des Großveziers über mittelt, in welchem die Hauptpunkte besonders hervor gehoben sind. ... evo cker Oeorrurt« «u Ilnmdur». Vom 24. October 1895, Korsoo» 8 Obr. Stections-Xiciuo L r « S 2 -a « L 28 kiedtnv^ unä StLrlre äes >Vio<1«. IVetter. S L> L L-, VelmuIIer . . 753 bl scliwacb kalb >>o<t«Rt -l- 6 (.'bristinosunil . 744 0 krisok nollcig 3 vosbecu . . . 761 080 leiser belleckt -l- 4 Xeuf»krrv«-,>>or. 746 biKO msizm'tr ltetrov -1- 5 Karlsruk« . . 745 biO triscd bogen L VViosbmioo . . 746 <ti» becieelrt -l- 4 vresüru . . . 745 80 lsiokt bcciscirt -p 7 beirr« .... 747 still beetvokt -l- 14 Verantwortlicher Redacleur Vr. Hern». Küchling ia Leipzig. Für den musikalifchen Theil Professor vr. Oscar Paul ia Leipzig.
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