02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.12.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-12-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951231022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895123102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895123102
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- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-12
- Tag1895-12-31
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Malte«. * N»«, 30. Drcember. Der König und dir Königin empsingeu heute Abend da- diplomatische Corps im Quirinsl zur Entgegennahme von Glückwünschen zum neuen Jahre- — Die ,,Rlforma" erklärt, es sei keine Aendcrung, sowie keine thrilweise Krise in» Cabinet zu erwarten. * Nom, 30. Drcember. Der Kriegsminister ordnete die Bildung von lO neuen Bataillonen an, die eventuell nach Afrika geben sollen. — Mit dein heutigen Tage stellt das bekannte alte Blatt „Diritto" sein Erscheinen ein.— Der Papst tat der Cardinal-Commission für die orientalischen Kirchen ständigen autonomen Charakter verliehen. Zu Mitgliedern der Commission sind ernannt worden z oie Carvinäle Ledochowski, Langönieux, Rampolla, Lannu«lli, Galimberti, Vaughan, Granniello und Mazzella. Dies/oen erhalten Beiräthe, welche der Papst namentlich aus key die katholischen orientalischen Patriarchate in Rom ver tuenden Procuratoren erwählt hat. Spanien. * Madrid, 30. Deceinber. In dein Processe gegen die Stadtverwaltung erklärte der Untersuchungsrichter, die Anllage gegen 9 derzeitige und 3 ehemalige Stadträthe erbeben zu müssen. Rußland. * Petersburg, 30. December. Um Heu Correspondenten, Zeichnern und Photographen der russischen und fremdländischen Zeitungen bei Gelegenheit der Krönungsfeierlichkeiten ihre Arbeit zu erleichtern, wird ein Preßbureau eingerichtet werden. Die Redactionen der fremdländischen Zeitungen, welche die erforder lichen Beglaubigungen für ihre Vertreter haben wollen, mögen sich vorher an die betreffenden russischen Botschaften wenden, welche die Weiterbeförderung dieser Schriftstücke, denen Photographien der Vertreter beigcsügt werden müssen, übernehmen. Bei Beginn der Krönungsfeierlichkeiten werden die mit dem Siegel der kaiserlichen Kanzlei versehenen Photographien und die äußeren Abzeichen dem Correspoudenteu durch da? Bureau ausgehändigt werden. Die ge- slempellen Photographien und die Abzeichen dienen dann, mit Aus nahme gewisser Cereinonien, als Passe-partout. Orient. Die türkische». Wirre». * Koustantiuopcl, 30. Deceinber. DaS italienische Panzerschiff „Morosini" ist in Colta eingetroffen und wird demnächst nach Smyrna abdampfen. Herr von Hamnrerstci». * Athen, 30. Deceinber. Ein Tbeil der oppositionellen Presse setzt die Angriffe gegen die Regierung wegen der „Auslieferung" des Freiherrn von Hammerstein fort. Dagegen fragt die oppositionelle „Akropolis", ob Griechenland, weil kein AnslieferungSvertrag bestehe, alle Lumpen mit offenen Armen aufnehmen müsse. * Die „Neue Freie Presse" meldet aus Athen, 30. De- cenibcr: „Die Negierung antwortet in einem ofsiciösen Blatt ans die Angriffe der oppositionellen Presse in der v. Hammer- stcin-Anaelegeiiheit, cS sei keinem armen Flüchtling daS Asyl entzogen, Hammerstein sei auch nicht der deutschen Gesandtschaft überantwortet worden; man habe vielmehr nur einem gemeinen Dieb und Verbrecher den Aufenthalt in Griechenland als die öffentliche Sicherheit gefährdend untersagt. Dazu sei die Negierung berechtigt gewesen." Dasselbe officiöse Blatt behauptet, Hammerstein habe die in den „Münchener Neuesten Nachrichten" erschienenen hämischen Artikel über Griechenland verfaßt. * Sofia, 30. Deceinber. Die „Agence Baleanique" meldet: Die in ausländischen Blättern enthaltenen Berichte über den Umfang dcS jüngst in der serbischen Agentur in Sofia verübten Ei n b r II ch s d i eb st a h l ö stellen sich als übertrieben heraus. Den letzte» ans sicherer Quelle geschöpften Informationell zufolge ist die Polizei bereits einiger Ein brecher und Helfershelfer habhaft geworden. Sie sind sämmt- lick Serben. Obwohl sie von der inneren Eintheilnng des Gebäudes der Agentur genaue K<nntniß hatten, konnten sie doch nur den Betrag von 4 Francs entwenden. Afrika. * London, 30. Deceinber. Dein „Neuter'schen Bureau" wird auö hiape Voast Castle (Goldküste) gemeldet: Die so- genlinliten Prinzen von Ansah, welche kürzlich in London waren, sind hierher znrückgckehrt. Dieselben räumten dem Gouverneur gegenüber ein, daß ihre Beglaubigungs schreiben gefälscht seien; die Annahme der Friedens- bcdingungen ist daher wertbloS. Amerika. * Washington, 30. Deceinber. Der Richter beim Ober- tribunal der Vereinigten Staaten Drewer ist zum Mitglied« der UntersuchnngScommission in der Venezuela frage ernannt worden. — Der Senat nahm mit 30 gegen 28 Stimmen eine Resolution an, welche eine Reorgani sation der Commissionen des Senates befürwortet. Dieses Votum gestaltet den Republikanern eine Controlle abräumen und las die Zeitungen vor; sie alle brachten Notizen, daß heute der bekannte Großindustrielle und Kunstmäcen seinen fllnfundsiebzigsten Geburtstag feiere und zugleich sein Jubiläum als Cbef. DaS freute ihn sichtlich. „Wissen Sie, beste Frau von Hartleben, eS geht so einem stolzen Maun wie einem schönen Weib — ihre Eitelkeit will Anerkennung. Man weiß zwar, wer und was man ist, aber die Bestätigung erst giebt der eigenen Meinung daS Tipfel auf dem i." AlS sie ihm dann sagte, eS sei Zeit für die Toilette, hielt er sie am Kleid fest. „Ich möchte eigentlich am liebsten hier auf meinem Lotterbett bleiben und Sie den ganzen Tag nicht fortlasfen, trotz Fest und Jubiläum. Es ist furchtbar, »venn Liebes uns verläßt —". „Ich bleibe bei Ihnen", brachte sie schwer hervor. „Bis ans Ende — ja? Sagen Sie ja!" „Ja — ja — bis an Ihr spätes Ende!" „Engel!" hauchte er und gab zurücksinkend ihr Kleid frei. Eine Stunde später saß er frisch und lebhaft erregt im festlich geschmückten Salon, der, mit Blumen überfüllt, mit reichen Dekorationen drapirt worden. Auf einer Estrade war ein Baldachin errichtet, unter diesem ein weiter, weicher Lehn sessel — der Thron deS Jubilars. Der erste Gratulant war daS schöne Bübchen Myra'S; er stammelte ein paar Worte, die nnr die Mutterliebe verstand und verdolmetschen konnte, „Großpapa und hundert Jahr, werde theurer Jubilar", be hauptete sie, hätte er declamirt. So viel schöne Lippen boten sich ibm znin Kuß, so viele Blumen thürniten sich um ihn; er fragte von Zeit zu Zeit immer nach Frau von Hart leben, und seine lichtlosen Blicke fanden stets direct die Stelle, wo sie weilte. Als Relau zur Gratulation kain, fragte Ludwig Hermes Plötzlich: „Haben Sie ihre Geige schon hier — dann bitte, spielen Sie mir das Lied vom Glück — »vollen Sie?" Die ganze Familie war gegenwärtig, JacqueS und Celia, die noch immer sein heimlicher Liebling war, und deren Sohn deS ritterlichen VaterS Ebenbild zn werden versprach. Aurel spielte — wie nur er spielen konnte — nur die Singstimme, ohne Clavirrbegleitung, obgleich Olga sich erboten, zu begleiten. Es übte auf Alle eine merkwürdige Wirkung. „Kann 5'inand den Text singen?" fragte der Commerzienrath dann, als lautlose Stille dem beendeten Bortrag folgte. »Ich kann ihn sprechen", flüsterte Lilo ibm zn. Und sie sprach die schönen Worte mit warmer Empfindung. Da sagte Ludwig Herme»: „Es giebt wohl rin Glück, >ber die Entscheidungen de» Senate-. — Der Senat nahm erner eine Resolution an, in welcher der Marineminister aufgefordert wurde, dem Senat einen Bericht über die Frage vorzulegen, ob eS nötbig sein wird, sechs Panzerschiffe erster Classe zu erbauen an Stelle der beiden Panzer, deren Erbauung bereits beschlossen ist. * MaSrid, 30. Deceinber. Nach Drcchlmcldmigcn auS »avana werden die Aufständischen bei ihrer Rückzugs- »ewcguiig von den spanischen Heercsabtheilungen verfolgt und es haben dabei mehrere Gefechte stattgefuildcn, die auf beiden Seiten zahlreiche Verluste ergaben. In Cadiz wurden heute 2000 Mann Verstärkungstruppen nach Cuba eingeschisst. Zur Debatte über das dauernde Äusjtellunasgebäude. ick. Leipzig, 31. December. Wie wir bereits in heutiger Morgennummer mittheilten, hat das Stadlverordneten- collegium gestern bas Ersuchen deS RatheS, „sich prmcipicll damit einverstanden zu erklären, daß 700 000 aus städtischen Mitteln zur massiven Ausführung und dauernden Erhaltung der Haupttyeile des Gebäudes der l897er Ausstellung bewilligt werden", mit großer Mehrheit abge lehnt. Vom Referenten, Herrn Architekt Po min er, wurden hierfür besonders die ungünstigen Größenverhältnisse der Haupthalle angeführt, die die Ver anstaltung von Fach-AuSstellungen daselbst als unthunlich er scheinen lasse». Aus dem Gange der Debatte sei noch Folgendes hervor- gehoben. Herr Kaufmann Biagosch (dessen Name in lin ieren» vorläufigen Bericht irrthümlich unter diejenigen geratben ist, die gegen die Rathsvorlage sprachen) gab eine sehr eingehende Darstellung über die Erfordernisse, die an ein dauerndes Ausstellungsgebäude gestellt werden müßten. Die Räume, die jetzt in Leipzig für solche Zwecke zur Verfügung ständen, seien, wie die Praxis gezeigt habe, ganz ungeeignet. Was im Besonderen den Krysiall-Palast anbetresse, so sei dieses Etablissement für die Abhaltung großer Vorstellungen und Concerte erbaut, nicht aber aus Ausstellungen zugeschnitten. Bei Veranstaltung von solchen dabe es oft ain Nökhigsten gefehlt. Sodann sei zu berück sichtigen. daß der Krysiall-Palast nur aus kurze Zeit zu Ausstellungen benutzt werden könne, waS für die Aussteller von bedeutendem Nachtheile sei, da die Spesen derselben in der Hauptsache auf den Transport und die AusstellungSkosten entfielen, also nur bei längerer Ausstellungszeit sich bei einer Berechnung pro Tag mehr vertheilten. Man könne deshalb den Plan, letzt ein dauerndes Ausstellungszebände zu errichten, nur mit Freuden begrüßen. Da es ihm aber unsicher erscheine, ob daS vorliegende Project die Zustimmung des Collegiums finden werde, so stelle er für den Fall der Ablehnung des selben den Antrag, „den Rath zu ersuchen, baldmöglichst eine anberweite Vorlage wegen Errichtung eines dauernden Ausstellungsgebäudes an die Stadtverordneten gelangen zu lassen." Herr Stadtrath Dodel trat für die Rathsvorlage eben falls warm ein, nicht weil er Vorstand des geschästSführenden Ausschusses der Ausstellung sei, sondern »veil er den gegen wärtigen Zeitpuuct und überhaupt das vorliegende Project für ein ungemein günstiges halte. Herr Oberbürgermeister vr. Georg! erklärte, eS sei ihm seit Jahren ein ceternm con8eo, daß Leipzig ein AnSstelllings- gebäude haben müsse. Werde der jetzige Zeitpunkt nicht wahrgenommen, so dürften wohl 10 Jahre vergehen, ehe wieder an die Verwirklichung eines solchen Vorhabens gedacht werden könne, lieber die Entnahme der Mittel, d. h. welchen Beständen dieselben entnommen werden könnten, sei sich der Rath allerdings noch nicht schlüssig geworden. Von den Gegcnredncrn, die ebenfalls zahlreich waren, sei hier nur deS VieevorsteberS Herrn Ehmig gedacht. Derselbe führte aus, daß der Gang der Debatte bewiesen habe, daß man sich doch sehr im Unklaren darüber sei, ob das Gebäude der 1597er Ausstellung bei seinen außergewöhulichen Größen verhältnissen für die Abhaltung von Fachausstellungen »c. brauchbar sei. Das sei aber der Hauptzweck, dem die Er haltung des Gebäudes dienen solle. Würde dieser nicht erreicht, so sei vorsichtiges Handeln am Platze. Deshalb dürfte eS richtig sein, das AuSstellungSzebäude nur in der jetzt geplanten leichten Bauart ausführen zu lassen. Auf Grund der bei der Ausstellung gemachten Erfahrungen könne man dann ein Unheil darüber gewinnen, in welcher Weise ein dauerndes AusstellnngSgebäude beschaffen sein muß, und man könne bei dem Bau eines solchen fortlassen, was sich als unpraktisch erwiesen habe. Dadurch würde viel gespart und zugleich etwas Brauchbares geschaffen. Und endlich dürsten dann die nöthigen Mittel verfügbar sein. Bei der Abstimmung wurde die Rathsvorlage, wie schon mitgetheilt, mit großer Mehrheit abgelehnt und darauf der Antrag deS Herrn Biagosch einstiinmig an genommen. daS lacht — aber es giebt auch ein Glück, daS weint — wer daS erlebt, ist gesegnet sein Lebelang." Der ofsicielle Tbeil des Festes begann. Zuerst kamen die Beamten deS Hauses als Deputation. Die Geistlichkeit brachte mehr als einen Vertreter; die Aeltesten der Kaufmannschaft; Künstler, die Jabre lang in diesem gastfreien Hause verkehrt; Deputationen aller Art, Kränze und Blumen tragend, kamen sie in förmlichem Sturmlaus, darunter die Freunde des Hauses. Der riesige Salon konnte sie kaum fassen, und doch mußten sie alle versprechen, am Abend dem Souper und Concert beizuwohnen; die ganze Presse war vertreten. Er war ja noch einer der Wenigen vom alten Berlin, kein Unsolider, Neuerer, Schritt für Sckritt emporgewachsen mit der Millionenstadt, aber auf solider Basis, fest wie Felsen auf stehend. Zum Diner blieb nur der Familienkreis, nur wenig Aller vertrauteste. Doch kamen schon bei dem Dessert wieder Besucher in neuer Auflage. „Willst Du Dich nicht zurück ziehen, Pava?" fragte Herbert besorgt, „schlafe doch. Du warst so früh auf und der Abend verlangt Deine ganze Kraft I" Er wehrte ab: „Bin frisch wie eine Forelle — laß nur, heute will ich leben, morgen kann ich schlafen." Znm Abend bestand er sogar auf seinem Frack, während er am Tage einen bequemeren Salonrock getragen. „Eine Blume fehlt mir noch im Knopfloch" sagte er, als er an Josef'S Arm zurückkehrte. „Frau von Hartleben, Sie sollen sie mir anstecken — tragen Sie selbst schon Blumen?" Frau von Opvel, die ein hellseideneS, fliederfarbenes Kleid trug, batte Orckibeen von Herbert empfangen, welche sie am Ausschnitt befestigt hatte. Auf ihre Bejahung bat er: „So geben Sie mir von Ihren Blumen den Orden für- Knopfloch!" Mit zitternder Hand gab sie seiner Bitte nach. „Welche Farbe hat venn Ihre Orchidee?" Der Form nach batte er mit den Fingern gleich die Art erkannt. „Lila", entgegnet« sie. Da zuckte er zusammen. „Lila", wiederholte er — „selt sam!" — ES war für Alle ein peinlicher Augenblick. Auf der Estrade und um dieselbe herum, hatte man alle Kränze und Blumen aufgebäuft, da Ludwig Herme» im Concert nicht isolirt sitzen wollte. Al- er dort voräberging, blieb er sieben: „So viel Rosen noch im Spätberbst — welch' eine Blumenpracht. Wenn ich heute stürbe, so könntet Ihr mich in Rosen begraben!" Entgegnung auf den Artikel „Jur Abwehr". ES konnte dem Verfasser deS Artikels „Das Conto der Schulen" zunächst fraglich erscheinen, ob auf den vom Vor stande deS Leipziger LebrervereinS cingesandten Artikel „Zur Abwehr" (s. Nr. 620, 21. December, Hauplblatt) eine Ent- gcguupg erforderlich ist, denn wenn der Vorstand des gedachtp« Vereins die vom Verfasser beigebrachten Durch schnittszahlen nicht gelten lassen will, sondern nur das Er- gebuiß combinirter Berechnungen, so ist rin geineingiltiger Standpi'.nct zur Beunheilung der streitigen Frage überhaupt nicht zu finden. Der Vorstand deS Lehrervereins hat jedoch in einen» hmncte eine Darstellung gegeben, die im allgemeinen Interesse und wohl auch in dem unserer Stadtverwaltung eine Erwiderung erheischt und deshalb sei dieselbe hier kurz gegeben. Zunächst r>«l 1. Die im Artikel „DaS Conto der Schulen" gegebenen Zahlen sind richtig. Die Ermittelung deS wirk lichen Anfwanves für das BolkSschulbudget erfolgte einschließ lieh Schwachsinnigen-Schule, jedoch unter Abrechnung der DurchgangSposten. Da die Hauptsumme stimmt und sämmt- liche Special-Schulbudzcls, so niuß auch das Volksschulbudget richtig eingestellt sein. all II. Die Monita deS Vorstandes deS Leipziger Lehrervereins bezüglich der höheren Schulen sind so geringfügig für die Sache selbst (Nicolai- und Real gymnasium sind nämlich in ihren Zuschüssen fast auf den Pfennig stehen geblieben gegenüber dem Vorjahre, also weder erhöht, noch erniedrigt), daß auch der Vorstand deS Leipziger LebrervereinS ans Weiterungen darüber verzichten dürfte. Nun kommt aber eine Darstellung in dein Artikel „Zur Abwehr", die ich von solcher Seite für unmög lich gebalten hätte. ES wird nämlich angeführt, daß der städtische Zuschuß pro Schüler von 62 im Jahre 1884 auf 52 im Jahre 1896 gesunken sei und dazu gesagt: „wie müssen die Lehrergebalte da nieder gehalten worden sein, um die Verminderung deS Zuschusses zn erzielen!" Und darauf muß dem Vor stande des Leipziger LebrervereinS, um der Stadtverwaltung diesen schwer wiegenden Vorwurf abzunehmen, erwidert werden: gar nicht sind die Lehrergehalte nieder gehalten worden, um diese Verminderung zu „er zielen", sondern der Vorstand des Leipziger LebrervereinS hat nur das völlig unbegreifliche Versehen gemacht, die staatlichen Zuschüsse außer Rechnung zn lassen, die in Form der Grundsteucrdotalion und der Gehaltsbeihilfen seit etlichen Jabre» gemacht werden und für 1896 volle 10 pro Schüler betragen. Diese sind eS also gewesen, die die Abminderung deS Zuschusses, soweit er als städtischer Zuschuß angeführt wird, bewirkten, nicht aber daS gar nicht vorhandene „Niederhalten der Lehrer gehalte". Man sollte meinen, jeder Lehrer, dein die Schul budgets für 1881 und 1890 vorgelegt worden wären, hätte daS gefnnden; um so »veniger ist cS verständlich, daß die Re präsentanz der Lehrer, der Vorstand des LehrcrvereinS, daS übersieht. Dazu passen dann die Vorhaltungen, die der Vorstand dem Verfasser des Artikels „DaS Conto der Schulen" macht wegen „falscher Zahlen", „irriger Behaup tungen" und „unrichtiger Schlußfolgerungen" u. dgl. m. Wer denkt dabei nicht an die Parabel voin Splitter und Balken? all. m. Da hier die Standpiwcte in Betreff Beurtheilnng der Frage, ob die Lehrergehalte gestiegen sind oder nicht, in der Hauptsache grundsätzlich verschieden sind, so fehlt es auch an einen» Maßstabe für die Beurtheilnng, auf wessen Seite die Grundlage für die Berechnung eine richtige ist. Nnr darauf sei hingewiesen, daß, wenn in dem Artikel „Zur Abwehr" gesagt wird, das Durchschnittsgeb alt eines Alt-Leipziger Lehrers müßte in acht Jahren um etwa 500 ^ gestiegen sein, es wäre aber nach meiner Berechnung nur eine Erhöhung von 247 .E eingetreten, von» Vorstände des Leip ziger LebrervereinS wiederum übersehen wird, daß in den acht Jabren eine ziemlich bedeutende Anzahl Lehrkräfte auch in Alt-Leipzig neu angestellt wurden, die natürlich mit ihren Gebalten in den unteren Classen bei meiner Berechnung mit in Erscheinung treten. Die vor ackt Jahren angestellt ge wesenen Lehrer dürften, »venn man sie allein in Berechnung zieht, jetzt thatsächlich circa 500 ^ mehr Gehalt haben. Auf die feineren Unterscheidungen zwischen „Gehalt" und „AlterSznlage" brauche ich nicht einzugehen, da nach der Schulordnung auch die Alterszulage als Gehalt gilt. Zum Schluß sei nur noch eins bemerkt: Die Durch schnittszahlen gelten in der Statistik, mögen sie für Alter, Einkommen, Gehalt, Fleischverbrauch u. s. w. angewrnvet werden, immer noch als der erste Factor. Bei Vergleiche», und Schlußfolgerungen daraus kann es sich nur darum handeln, daß der Vergleich an den nämlichen und nicht an rersckievenen Größen bez. Verhältnissen vorgcnommen wird. Das gilt auch hinsichtlich Alt-Leipzigs und Neu- LeipzigS. Sonst käme man hinsichtlich der Entwickelung deS Einkommen?, Fleischverbrauchs u. s. »v. in unserem Leipzig zu ganz falschen Schlüssen. Zweifellos hat sich die seit 1890 eingcführte GehaltSscala mit ihren AlterSzulagen trefflich bewährt, nicht nur für die UebrrgangSzeit bei Ausnahme der Vororte, sondern auch „Aber Papa", zürnte Myra und schloß mit ihrem süßen Mund seine zitternden Lippen. Doch wieder kam für Alle ein peinlicher Augenblick, als der Jubilar Frau von Oppel an seine seine Seite berief. „Heute sind Sie mein", flüsterte er ibr zn, „nicht wahr, heute ipeisen Sie mich?" Unter den Vielen, die sie kannten und erkannten! — Umsonst versuchten Herbert und Bruno, sowie ihre Frauen eine List, um diese auffallende Tbatsache zu Verbindern; ogar Celia, die schmeichlerisch den Onkel fragte, ob sie nicht >ente an seiner Rechten sitzen dürfe, eine Ehre, aus die sie icher gerechnet, „wie eS dock früher war, bester Onkel Ludwig." Er küßte ihr galant die Hand, „beute zur Linken, Gräfin HermeS — die rechte gehört meiner getreuen Pflegerin, meiner Aührerin durch die Nacht!" Obne ihn zu brüskiren, konnten sie sein Machtgebot nicht umgeben, und einweihen konnte man die Menge auch nicht so schnell, doch eben die Menge tröstete die Verwandten wieder, sie konnte weniger indiScret sein, wie Einzelne. DaS Concert nahm seines Verlauf, ein berühmter Schau spieler sprach einen Prolog, den rin berühmter Dichter ge schrieben. Von lebenden Bildern batte man abstrahirt, cS war Alles für daS Ohr berechnet. Dann folgte die auserlesenste Musik, Heroinen der GesangSkuost, lyrische Tenöre und melodische Bariton- wechselten mit Nelau'S Zaubergeige ab und dem Vortrag der Schwiegertöchter. „Eine glückselige Familie", sagten laut und leise die Gäste. „Schade mir, daß der greise Jubilar blind ist, sonst ist er frisch wie kaum ein Sechziger!" Dem Concert folgte das Souper — ein Souper, wie eS nur ein Millionair an seinem Ehrentage geben kann. Erdrückend wäre so viel Pracht und Reichthum geworden, bätte nickt der vornehmste Geschmack ihn gemildert. ES war Mitternacht, als man den Kaffee srrvirte. „So", sagte der Commerzienrath als Antwort aus die vielen Toaste und Festreden, „daS war ein glücklicher Tag — Euch Allen danke ich mnigst, meine Freunde. Ich kann nicht jedem Einzelnen die Hand drücken, aber im Geiste drücke ick sie Jedem. Jetzt muß ich schlafen, ich bin plötzlich todtmüde." Er erbvb sich, die Tafel wurde aufgehoben, noch einmal ließ man den Jubilar leben. „Kommt, Herbert, Bruno — ruft Eure Frauen — JacqueS, Deine Frau, Dein Sohn — Myra, Tresfi — auch Relau, der mich so oft mit seiner Kunst beglückt — Euch Allen will ich extra gute Nacht sagen. Einen letzten Kuß, Kinder, da meine brave kleine Olga — gute Nacht, Kind!" S3Ü9 beute noch. Die vollen Folgen der neuen Scala, d. b. der Bebarrungözustand, werden erst in einigen Jahren in Er scheinung treten Warten wir das ab, ehe wieder geändert wird. ick. Schlafwagen. —r. Eine große Annehmlichkeit für die Eiseilbahnreisenden, welche zur Nachtzeit weite Strecken zurücklegrn, bilden die in ver- schiedeiirn internationalen Schnellzügen laufenden Schlafwagen, deren Benutzung jedem Fahrgast« k. oder ll. Wagenclasse gegen Zulvsung einer Schlaswagenkarte freisteht A»s unseren sächsischen Staatseisenbahnea laufen solche Schlafwagen zwischen Berlin - Leipzig-Hof-RegenSburg- München in den Schnellzügen ab Berlin Abends 10Z6. ab Leipzig, Bayerischer Bahnhof, Nachts 1,22. in München Borm. 11,04, bezw. ab München Nachm. 5,38, in Leipzig, Bayerischer Bahnhof, Borin. 3,22, in Berlin, Aohalter Bahnhof, Borm.6,05; sowie zwischen Berlin.Röderau-Dresden- Tetschen-Wien in den Schnellzügen ab Berlin. Anh. Bahnhof, Nachm. 5^6, in Dresden-Neustadt, Leipziger Bahnhof, Abends 8,43. ab Dresden-Neustadt, Leipziger Bahnhof, Abend- 8,48, ab Dresden-Altsiadt Abends 9,06, in Wien, Nordwestbahnhoi, Borm. 7,55, und ab Wien, Nordwestbohnhos, Nachm. 9.25, in Dresden- Altstadt Borm. 8,18, in Dresden-Neustadt, Leipziger Bahnhof, Borm. 8,45, ab Dresden-Neustadt, Leipziger Bahnhof, Vorm. 8,52, in Berlin, Aohalter Bahnhof, Nachm. 12,22. Für Reisende von Leipzig ist die Benutzung des Schlafwagens nach Wien ab Dresden-Neustadt. Leipziger Bahnhof, möglich, wenn sie mit dem Nachm. 6,25 von Leipzig. Dresdner Bahnhof, abgehenden Schnellzuge fahren, welcher Abends 8,29 in Dresden-Neustadt, Leivziger Bahnhof, rintrifft. Bon Wien können Leipziger Reisend« den Schlafwagen bis Dies den -Altstadt benutzen und finde» dort Anschluß an den Borm. 8,28 abführenden Schnellzug nach Leipzig, Dresdner B-, Ank. Vorm. 10,39. Die Preise der neben der Fahrkarte I. oder II. Classe zu lösen den Bettkarten betragen für die Strecke Berlin-München oder umgekehrt für die 1. Classe 12 .6, für die II. Classe 9,5 für dir Theilstrecke Berlin-Markt-Redwitz oder umgekehrt für die I. Classe 8,5 für die II. Classe 6,5 ./t Bon solchen Reisenden, welche innerhalb einer Theilstrecke zugehen, ist der volle Preis siir diese Strecke z» entrichten. Die Bettkarten für die Strecke Berlin- München oder umgekehrt können in Berlin und München entweder im Voraus bei den hierfür eingerichteten Ausgabestellen gegen Bezahlung des Preises und einer VermertungSgebühr von oO für jede Karte, oder in der letzten Stunde vor Abgang des Zuges bei dem auf dem Bahnhofe anwesenden Schlaswagenwärter gekauft werden. Die Borausbesrellung bei den Ausgabestellen kann auch brieflich unter portofreier Einsendung des Preises der Bett karten und der BormerkungSgebühr, sowie telegraphisch durch Ber- Mittelung einer Station der sächsischen, preußischen oder bayerischen Staatsbahnen erfolgen; in letzterem Falle ist an diese Station der Preis der Bettkarten, die Bormerkungsgebiihr, sowie 50 ^ Tele- grammgrbühr einzuzahlen. Für die Strecke Berlin-Wien oder umgekehrt beträgt der Preis einer Schlnfwagenkarte I. Classe 12 einer solchen II. Classe 9,50 für die Theilstrecke Dresden-Neustadt oder Dresden-Altstadt- Wien oder umgekehrt: I. Classe 10,50 .6, II. Classe 8,50 Reisende, welche auf einer Zwischenstarion zugchen, haben auch i» diesem Verkehre den vollen Preis der Schlaswagenkarte für die ganze Strecke, bezw. für die Theilstrecke zu entrichten. Diese Schlaf- wagenkarten können im Voraus in Berlin und Wien durch die Agenturen der Schlafwagengesellschaft gegen Entrichtung des tanfmäßigen Preises und eine Bormerknngsgebühr von 1,40 für jede Karte I. Classe und von 0,80 ,/il für jede Karte II. Classe erkauft werden. Tie Borausbesrellung bei den Aus gabestellen kann brieflich oder telegraphisch unter portofreier Einsendung des Schlaftoagenkartenpreifes und der Vormerkung-- gebühr und zwar auf Verlangen auch durch Vermittelung einer leben Station der königlichen sächsischen Staatsbahn, der königlichen preußischen Eisenbahndirection Halle und der österreichischen Nord- westbahn erfolgen. Für die telegraphische Bestellung sind außerdem 50 Tepeschengebühr zu erlegen. Zwischen Berlin und Wien sind, wie man uns mittheilt, in den bezeichnet«» Zügen feit 29. dieses Monats neue Schlaf wagen eingestellt. Diese neue» vierachsigen Schlafwagen ent halten 10 Schlafplätze I. Classe pnd 8 Schlafplätze II. Classe und dürsten in Bezug auf Bequemlichkeit, Eleganz, gediegene Bauart und ruhigen Gang allen wiinschenswerthen Anfordr rungen entsprechen. Bon wesentlicher Bedeutung ist hierbei, daß nunmehr für die Linie Berlin-Wien und umgekehrt auch den Inhabern von Fahrkarten II. Wagenclasse die Benutzung des Schlaf- Wagens zugängtg gemacht worden ist; zeither konnten in den Schlaf wagen zwischen Berlin und Wien nur Reisende mit Fahrkarten I. Classe Aufnahme finden. Die Schlafwagen Berlin-München werden von der preußischen Staatseisenbahnverivaltuug, die Schlafwagen Berlin-Wien von der internationalen Schlafwagengesellschaft beigestellt. Lurch und Wissenschaft. * Das Heilserum tzcS vr. Marmorek. Man schreibt der ,.N. Fr. Pr." aus Paris, 25. December: Es ist bekannt, daß im Institute Pasteur feit mehreren Jahren Versuche gemacht werden, um ein Serum zu finden, welches den Rothlauf und andere Krank- Heits-Erscheinungen, die nach der wissenschaftlichen Forschung von demselben Bacillus, dem Streptococcus, herrnhren sollen, zu heilen vermag. Ein junger Wiener Gelehrter, vr. Alexander Marmorek, leitet diese Versuche in dem Institute, das den berühmten Namen Pastenr's trägt. Heute machte nun Herr Vr. Marmorek Mit- »Heilungen, in welchen er die Erfolge verzeichnet, welche seine Be- milhungen in Bezug auf di« Auffindung, die Bereitung und die An- Wendung des den Rothlauf und die verwandten Krankheiten im- munisirenden Stoffes gehabt haben, vr. Marmorek glaubt, sagen „Schlaf Wohl, Papa." „Gute Nacht, Myra, Znckerpnppe — küß' den Duden für Großpapa zu Hause." „Gute Nacht, lieber, lieber Papa." Jedem, jeder Einzelnen sagte er sein gute Nacht. Nur Lila allein stand abseits. „Frau von Hartleben, Cie versprachen mir noch ein paar Minuten, geben Sie niir, bitte, Ihren Arm." Er legte seinen Arm in den ihren, Josef faßte ihn von der anderen Seite. In seinem Schlasrimmer streckte er sich, fast nierersiukeiid, in den weiten Lehnsessel. „Geh' nnr, Josef, ich klingle nachher!" Die beiden waren allein. Der Commerzienrath schien vor klebermiidnngeingeschlasen, sie wagte kaum zu alb men. Nach etwa zehn Minuten fuhr er hoch. „Lila — bist Du noch da?" „Ja", konnte sie kaum dervorbringen. Nun lachte er sein sonst so heimliches Lache» ganz gut. „Du hast wohl geglaubt, Lila, ick habe nickt von An fang an gewußt, wer die Frau von Hartleben war? Von der ersten Stunde! Deine Hände kannte ick wieder, Deine Stimme." „Und Du hast mir verziehen, ach, Ludwig, Ludwig," ihre Thränen strömten über seine Hände. „Weine nicht", bat er matt — „erst warst Du mein lachendes Glück — nun mein weinendes Glück — damals habe ichS nur nicht erkannt. Mußte erst blind werden, ebe ich sebend wurde!" „Ach, Ludwig, auch ich babe erst in Deinem Unglück Deine ganze Größe erkannt, Du starker Held!" Er versuchte zu lachen, aber eS wurde nur ein mattes Läckeln. „So, daS wollte ick Dir schon heute früh sagen, könnt'» aber nicht! Nun geh, Du Engel-Herz, schlafe. Morgen, Lila, morgen sag' ich'- den Kindern, daß Du doch mein aller beste- Glück warst." Sie führte seine Hand an die Lippen, da flüsterte er: „Heute nur küß' mich — zur guten Nacht." Willig preßte sie ihren Mund ans seine Lippen, und nie zuvor hatte sie Um mit solcher Liebe geküßt, wie beute; zwei mal, dreimal küßte sie ihn — er lächelte, und lächelnd, über müde, doch auch überglücklich schlief er ein. Nock tanzte man im Fcstsaal — die Gläser klangen — und während man den Jubilar znm letzten Mal leben ließ, schlief er, ein glücklicher Mann, lächelnd in die Ewigkeit hinüber.
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