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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.06.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930629010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893062901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893062901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-29
- Monat1893-06
- Jahr1893
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via als Vorspiel zu betrachte». Die wirklichen Schwierigkeiten werdrn erst dann beginnen, wenn den Damara» da» Land zu Bejitdelungszwecken abgenommen wird und diese den Kamps um den heimischen Boden aninehmea. Tann geht der Krieg wirtlich los, Mann gegen Mann, ein echter Guerrillakrieg. LH« e« dahin kommt, mutz erst rin Zikrhsiallisatioalpunct geschossen sei», um den sich die Ansiedler in voller Sicherheit gruppiren können, ES wird jetzt der Versuch gemacht, Windhoek zu diesem Krystalli- satiouSpunctc auSzudilden. Aber der eingeichlagene Weg ist viel zu langsam. Jährlich 3—4 neue Ansiedler ist gar nicht». Warum will man nicht aus einmal die 400 Boeren aasiedeln? Da» wäre eia Kern, hart und zuverlässig, dabei von einer AnziehungSkrast, welch« deutsche Ansiedler in Menge berbeischassen wurde. Cecil >>lwde? wühle sehr gut, weshalb er Maschonaland mit Boeren zu besiedeln wünschte. Wenn jetzt Deutschland da« aus dem Präsentirteller «ntaegeugebrachl wird, was der allmächtige Premierininisler Süd- asrlkal vergeblich zu erwerben trachtete, ist darum das Angebot minder Werth? Es könnte ein« Zeit kommen, wo Deutschland e» ebenso schwer haben dürste, Boeren zu finden, wir gegenwärtig Maschonaland Kunst UN- Wissenschaft. ' Die Jury der Berliner Kunst-Ausstellung ist bekanntlich dat Object manche« erbitterten Angriff» geworden. Dabei wurden Forderungen laut, die sich wohl nie werde» realisiren lassen und zum Theil direct Unverständiges verlange». So reichte Bildhauer Br u now Namens der ..Bildhauervereinigung der deutschen Kuustgenossenschast in Berlin" folgende Anträge em: Antrag I. „Ersuche die Bildhauer- Bereinigung, dahin zu wirken, doh die Mitglieder des Bereius Ber liner Künstler bei der Großen Berliner Kunstausstellung künftig der Beurtheilung der Jury nicht mehr unterliegen." Im Falle Antrag I abgelehut wird ^Antrag 2. „Daß bei der Beurtheilung der Bildhauer- werke aus der großen Berliner Kunstausstellung mindesten» fünf Bildhauer zugezogen sein müssen und Maler nur in demselben Ber- haltniß theilnednien, al» Bildhauer bei Beurtheilung der Bilder theilnehmen oder theilgenommen haben; jedensall» muß den Bild hauern bei dieser Beurtheilung die Stimmenmehrheit eingeräumt werde»." Ja ähnlicher Weise hat der Bildhauer Robert Toberentz in seiner Denkschrist an die Kuustgeaossea diesem Wunsche Autdruck verliehen. Die Hauptforderungen sind, wie da» „Bert. Fremben- blatt" schreibt, in folgenden Sätzen ausgedrückt: Die Juroren haben lediglich zu entscheiden, ob die Arbeit von einem selbstständigen Künstler herrühr», und ob die Darstellung gegen Eitle und Gesetz verstößt. Al« selbstständige Künstler sind in erster Linie die Mitglieder der Künstlervereine und Kunstgenossenschaitcn zu betrachten, deren Statuten die Billigung der Staasbehörde» beaöthigen. Neben diesen Forderungen, die allerdings sehr an- sichtbar sind, hat Toberentz aber auch persönliche Dinge hinein- gezoge». So hatte er in dem Falle Klein gemeint: „Wir wissen, daß höchst sonderbare Verhältnisse Herrn Klein nöthigen, seine» Reiter zum dritten Mal zur Concurcenz zu stellen; wir Witzen, daß «in Mitglied der Jury, Herr Bildhauer Hundrieser, ausgcsorbert wurde, Klein » Concurrent im dritten Gange zu sein. Wer soll unter solchen Umständen Respect vor dem Urtheil „Sachverständiger" behalten?" — Professor Hundrieser bestreitet ganz entschieden die thatsächliche Grundlage dieser Bemerkungen und hat gegen den Ver fasser «ine ehrengerichtliche Entscheidung beantragt. Herr Toberentz erklärt, beweisende Gründe für seine Behauptung zu haben. Die ganze Angelegenheit wirbelt in Berliner Künstlerkreisen viel Staub aus. * Reue» von Nietzsche. Von der Schwester de» Philosophen Friedrich Nietzsche, Frau Elisabeth Förster, die sich in Nuevo- Germania sParaguay) aushält, geht der „Tägl. Rundschau" folgende» Schreiben vom 10 v M. zu: Die Nr. 77 der „Tägliche» Rundichau", die eben in meine Hände kommt, enthielt den Abdruck einiger Mit- theilungen ans der „Zukunft" über noch nicht veröffentlichte Werke meine» Bruder», des Philosophen Nietzsche, welche offenbar von buchhändlerischer Speculationssucht ringegeben sind und nicht ganz d«r Wahrheit entsprechen. Bon den noch nicht gedruckten Werke» meines Bruder« wird das in obenerwähnter Zeitschrift genannle „>>>,'«! Homo" überhaupt nie in iei nerGesommtheit veröfsentlicht werden. Es ist La» Letzte, wo» mein Bruder vor seiner Erkrankung schrieb, und das Einzige, worin sich Spuren der unheilvollen Einwirkung jener allzu starken Schlafmittel zeigen: Personen, Zeiten, Thatsachen sind darin öster» verwechselt, was natürlich nur die Nächststehendeu beurtheilen können. — Ganz ander« verhalt e» sich dagegen mit dem Werke: „Die Umwrrthung aller Werthe", welches nach früheren mir von meinem Bruder zugegangeuen brieflichen Mittheilungen au» einer Zeit stammt, wo er sich noch vollkommen wohl befand. Da« Werk war oder jahrelang verschwunden, erst vor wenige» Monaten scheint e« ausgesunden zu sein, jedoch werden Jahre »er- gehe», ehe da» Werk entziffert ist und de« Verfasser» würdig im Druck erscheinen kann. — Was die Veröffentlichung philosophisch-philologischer Schriften aus früheren Zeiten betrifft, so ist darüber überhaupt noch gar nicht» bestimmt, ob sie in Buch- orm oder in Zeitschriften, die dafür Interesse haben, erscheinen ollen. All diele Angelegenheiten werden erst nach meiner Rückkehr nach Deutschland erörtert, berathen und eudgiltig entschieden. Die Veröffentlichung noch nicht gedruckter Werke meines Bruder» geschieht mit der peinlichsten Sorgfalt im Sinne des Verfasser», init all der liebeuden Ehrfurcht, welche man einem so hohe» Geiste schuldet, »doch durchaus ohne jede Rücksicht aus buchhändlerische Spekulation»- ucht, welche beständig »ach sensationellen Neuheiten begehrt und in dem obenerwähnten Artikel der „Zukunst" in seierlicher Vermummung rinherschreitet, ohne indessen über ihr eigentliche» Wesen zu täuschen ' Hannover, 27. Juni. Die Pläne zum Umbau de» köuia- lichen Theater« in Hannover sind, dem „H. L." zufolge, jo stark reducirt, daß die enorm hohe Bausumrnc von I 300 000 ^1 aus fast die Hälfte herabgemindert werden konnte. Der Umbau wird sich aus Einrichtung von Eentralheizung, elektrischer Beleuch tung und Bentilationsanlage, auf Herstellung der Maschinerie in Eifenconstruction, Errichtung eines eisernen Dachstuhle» und aus Durchführung der für alle Theater gleichmäßige» baupolizeilichen Bestimmungen erstrecken Ferner soll der Neubau eine« Eoulijsen- magaziu« vorgesehen sein. * Gin Fnntz. Im Tburm der Pfarrkirche zu Haßfurt hat der dortige Pfarrer Rigger eine über 2 m Hobe Holzstatue, den heilige» Johanne« den Täufer darstellend, gesunden, «in Meister werk de« berühmte» siänkischen Bildhauer» Tillmuuu Rtemeuschtieider igeb. 1480. ,est. IL31>. " Tie diesjährige Generalversammlung de» Gesammlvereia« der deutschen Geschickt»- und AlterthumSvrreine findet vom 22. bis Lü. September in Stuttgart statt. * Der „krku cks knrt," ward« im Pariser alten Salon dem Maler Maurice Orange zugesvrochen, der für sein großes Bild „Die Bertbeidiger von Saragossa" schon 1892 eine zweite Medaille erworben hatte. Der Künstler ist erst 25 Jahre alt Vermischter. <5 Halle a. T, 28. Juni. Eine ungewöhnliche Maßregel gegen einen akademisch Graduirten kommt in einem Anschläge de» DecanS der hiesigen medicinischen Fa- cultät am schwarzen Brette zum Ausdruck: Der Anschlag bringt zur öffentlichen Kennkniß, daß, nachdem der frühere vr. mack, und praktische Arzt Bernhard Johanne« EverS aus Münster, s. Z. in Schwarzenberg i. S. wohn haft, vom könizl. Schwurgericht zu Sorau am 16 September 1879 wegen Anstiftung zum Meineid«, Betrugs rc. zu 8 Zabren Zuchthaus und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurtheilt worden ist, die mrdicinische Facultät da« dem EverS am 30 August 1862 ertheilte Doc.ordiplom zurückzieht und den p. EverS der Doktorwürde dauernd für ver lustig erklärt. — Uebrr die Dürre tm kreise Dchlochau in Westpr schreibt man: In unserem Kreise siebt es in diesem Jahre zu der Zeit, in welcher der Landniann mit seinen schönsten Hoffnungen umrugehen pflegt, nämlich nach harter Arbeit den Lohn seiner Mühe» von den >m Winde sich wiegenden Getreide feldern ernte» zu können, so traurig aus, wie seit Menschen- aedenken nicht. Der Roggen geht mit Riesenschritten der Nothreise entgegen, die Halme sind spärlich, die Behren kurz und dünn, dazu ein großer Tbeil vom Wurm ab- efressen. Das Sommergetreide sieht auch auf dem esseren Boden zum großen Theil schon gelb aus, ist nicht über 5 Zoll hoch, steht spitz und dünn, während auf dem leichteren Boden überhaupt kein Ertrag zu erwarten ist. Die Kleeschläge, welche den Futterbedars für den Winter decken sollten, haben theilS umgepflügt werdrn müssen, theils ist die Klee-Ernte so gering, daß sie nicht die Erutekosten deckt. Auch Derjenige, welcher nicht Landwirth ist, wird beim Durchreisen des Kreises von Mitleid mit den armen Landwirlhen ergriffen. Das Herz thul Jedem weh, wenn er sieht, wie das Vieh hungrig auf den Weiden umhcrläuft und nach einem Hälmckien GraS sucht. Die Weltpreise sind rapid gesunken. Jungvieh kann nicht mehr ausgezogen werden. Wie die Landwirthe durch den Winter kommen sollen, ist noch ein Räthsel, wenn der ersehnte Regen nicht bald kommt, so daß die letzte Hoff nung, die Kartoffelernte, nicht auch noch hinschwindrt. — Frankfurt a. O.. 26. Juni Nach einer amtlichen Miltbeilung bat der Polizeibeamle Grimm am vergangenen Sonnabend den hier wohnhaften Arbeiter Gutsche, der des KrebSdiebstahlS verdächtig war, in der Nothwehr mit seinem Degen erstochen. Bereits am 19. d. M. hatte Grimm den Gutsche und noch einen anderen Arbeiter mit sogen. KrebStellern (Fanggerätben) getroffen und diese ihnen abgenomuien. Auch am Sonnabend bekam Gr. den G. wieder zu Gesicht, der mit seiner Frau von seiner Wohnung kommend nach EarlhauS zu ging. G. trug einen Sack über der Schulter, Gr. richtete an G- die Frage, was er in dem Sack habe, woraus G- antwortete, er, Gr., solle ihn zufrieden lasten, er werde ihm unter keinen Umständen zeigen, wa- in dem Sacke sei. Nachdem G. den wiederholten Aufforderungen des Beamten keine Folge geleistet batte, hielt ibn dieser mit den Worten fest, er solle sich keine Unannehmlichkeiten machen und den Inhalt zeigen. Hieraus soll — genau ist der Her gang noch nicht festgestellt — G den Gr. mit der Faust vor die Brust gestoßen und geäußert baden: .Ich kenne Sie noch von Züllichau (Gr hat dort beim Militair gestanden), da babe» Sie auch nichts getaugt". Gr. taumelte in Folge de» Stoßes einige Schritte zurück, zog hieraus seinen Degen und schlug den G damit über die Schulter. Sodann soll G. in die Tasche gefaßt haben, al- wolle er ein Messer herauSbolen. woraus er abermals aus Gr. eindrang, der zur Abwehr seinen Degen vorgestreckt batte. Die Spitze drang dem G. in den Leib bis an den Magen. Der Verletzte fiel sofort unter starkem Blutverlust zu Boden und starb noch in der Nacht darauf. Der 32 jährige Mann war schon mit Zuchthaus bestraft. — va» Kreuth, 26. Juni. Wieder ist ein junge« Leben in den Berge» zu Grunde gegangen. Letzten Donnerstag, den 22. Juni, stiegen drei junge Leute, zwei Hamburger und «in Münchener, vom Gerlosback au« durch die Wände auf den Rasse ring. Aus halber Höhr kebrten zwei davon auf leichterem Wege zurück und der dritte, Namen» Liebermann, KausmannSsohn au« Hamburg, stieg noch weiter. Al« der jung« Mann Abends nicht zurückkam, war man schon in Sorge um ihn. Gestern wurden Leute auSgesandt, denselben zu suchen, jedoch ohne Erfolg. Später fand man den jungen Mann, tobt, abgestürzt von einer hohen Wand. --- Bon tzrrbdolera. Außer au« mehreren anderen fran zösischen Städten wird neuerdings au« Toulon das Auf treten von Cholera gemeldet. Mil Rücksicht daraus bat eS ein besonderes Interesse, darauf binzuweisen, daß Toulon, was bisher nicht beachtet wurde, für die Einschleppung der Eholera nach Europa wesentlich in Frage kommt. Toulon Kehrseiten der unglücklichen Hosen, wiederholtes Hervorbeben de« Glanzobjeclc» der ganzen Ausstellung, de» Winterüber- zieher«; erneuertes Kopffcbütteln de» geschäftskundigen Ephraim», welcher that, als ob Ubr, Sporen, beide von Silber, Goldborten und Ueberzieker, welche er sofort als er- werbungSwcrtb erkannte, keinen Pfennig wertk wären, und endlich die Frage: „waS der gnädige Herr Dcctor" für den .Ramsch" baden wolle. .Lehn Thalrr!" Jtzig Ephraim blinzelte den Vcvkäuser mitleidig an, faßte nach seinem schmierigen Eylinter und erklärte feierlich, daß er darauf dem .gnädigen Herrn" nicht dielen könne, woraus ihn derselbe „zum Teusel" zu geben einlud und erklärte, der nächste Conrurrent Jyig'S, der sich aus der Straße bemerkbar mache, solle die Sachen haben Jtzig Ephraim verschwand und wir Beite sahen uns verständnißinnig an, aber noch ehr wir unsere Bemerkungen auSlauschen konnten, öffnete sich ganz leise dir Thür wieder ein wenig, Jtzig steckte den Kops dernn und sagte mit flötender Stimme: „Wollen Se nehmen zwei Tbaler?" „Nee — machen Sie, daß Sie sortkommen!" Die Thür öffnete sich etwas weiter. .Wollen Se auch nischt nehmen drei Tbaler vor da» alte Zeug, wa« nischt wertb iS acht gute Groschen?" ^Unser Student" schwieg verstockt unk wendete sich dem Fenster zu, da eben aus der Straße wiederum der Rus .Nix zu bandeln b>er" borbar wurde Aber auch Jtzig Epbraim Rosenstiel batte den Ruf ver nommen und erschreckt, ob der ibm drohenden Eoncurrenz, schob er seine glänzende Person aus« Neue ins Zimmer .Gott wie heißt — gnädiger un gelehrter Herr — wollen S« verruimren e armen Geschäftsmann. WaS gekimmen i« hundert Meilen von Polen, um zu verdienen t Brod vor seine armen Kinder — wollen Se nebnien sinf Tbaler?" .Unser Student" stank am Fenster und beugte sich binau« .Gott — WaS werden Se rufen erst e Ankern, der doch nischt kann mehr geben al- ich, wa» wollen Se labe» »n «rus."" „Acht Tbaler! Keinen Pfennig weniger!" Jtztg Epbraim streckte alle zebn Finger in die Lntt und erklärte sich für da« n>chl»würdigst« Scheusal aus Gotte« Erdboden, für einen Rabenvater, der seinen hungernden Kindern da« Brod voni Munde wegstehle, wenn er auch nur einen Pfennig mehr als sechs Tbaler geben könne — aber „unser Student" winkte nach unten, woraus Jtzig Epbraim seine» Arm faßte und — sieben Thaler — bot, ein Gebot, das der siegende Verkäufer endlich — jeder Zoll ein Grande — annabm Hieraus zögernde Bezahlung, woraus Jtzig aus einmal seine gute Laune Wiedersand, woraus der stolz: Verkäufer zur Genüge bemerkte, daß er dennoch der „Gemachte" war. Die« störte aber den großen Geist de« „gnädigen Herrn" nickt, buldvoll versprach er dem Juden auch fernerhin seine Kundschaft, unk auch meine Hoffnung wurde nicht zu Schanden. Gewissenbast aber trug ick den funkelnden Groschen hin, um staunend die Geheimnisse de« „geschundenen Raubritters" mit anzuschauen, wo das dankbare Publicum auf offener Scene die darstellenden Acteure niit Stöpel'scken Wiener Würstchen fütterte und mit Lagerbier tractirte. Fürwahr, welchem Dar steller würde es jetzt, selbst aus der größten Bübne, so wohl, wie damals jenen ihrer Collegen in der einsachen Breter- bude am Roßplatz zu Leipzig? ^ur Leipziger Häuser Llironik. Bon Otto Moser. Hainstrastr Nr. 26. Zur Zeit wird in der Hainstraße ein Haus einem völligen Neubau unterzogen, da» eine Bergangenbeit von nachweislich vier Jadrdunperten auszuweisen bat. Es ist da« mit Nr. 26 bezeichnet« Grundstück, welches vor wenigen Jabren in Besitz de« Kaufmann« Herrn Ludwig Friedrich Wilbelm Sievert über- aegangen ist Zu Ente de« 15. Jabrduntert» gekörte das selbe dem Bürger Anton Kock, der >5>l mit Tot« ab ging Von seinen Erbnt kaufte «S noch in diesem Jabre der Fleischermeistrr Marcu» Jäger, in besten Besitz e« bis >526 blieb. Damals und auch noch später wird die Hainstraße al« .Heustraße" bezeichnet lieber die Entfiel,ung diese« Straßennamen« stritten sich dir Local- Historiker noch vor zweihundert Jahren herum Der bekannte. ist al« Knegrbafe» der Landungsplatz der fra»zösischen Fahr zeuge, die den Verkehr zwischen Frankreich und semrn Colonie» vermitteln. Nun kommt, woraus von Pros. Robert Koch aus- merksam gemacht worden ist, in den Colonien nicht so ganz selten Ebolrra vor, ohne daß man davon viel Aufheben« macht. Et kann unter diesen Umständen nickt feblen, daß unter den >a Toulon au« den Eoloaien eintrrffeadrn Personen, Soldaten, Eolonialbeamten und Angehörigen von solchen, sich Eholerakrante finden. Sind darunter Leichtkranke oder Cholera-RecoavaleScenten (beide Grupven sind für die Ver schleppung der Ebolera in gleichem Maße gefährlich), so geben sie alsbald an« Land und wenden sich zumeist nach kurzem Aufentbalt am Hafenort ibrer Heimatb zu. Nach Koch'S Anschauung ist die vorjährige Choleraepidemie um Paris ziemlich sicher auf Einschleppung der brzrichnelrn Art von Toulon au« zu Stande gekommen. Ja der nämlichen Weise werden, ohne daß man daraus Acht girbt, nach Lea ver schiedensten Orlen in Frankreich Cboterakeime verschleppt, weil da« Militair und die Beamtenschaft der Colonien sich au« ganz Frankreich recrutirl und die Rückkebrendrn alsbald ihre Heimath aussuchen. Im Interesse der Sicherung EurovaS ist dringend zu verlangen, daß man aus diese bisher nicht beachteten Verhältnisse in Toulon sein Augenmerk richtet. In der Dresdner Sanitätscoaserenz kam ein Umstand zur Erörterung, der für dir Frage der Cboleraverbütung von grundlegender Bedeutung ist. Wie bekannt, ist bei der Ebolera- diagnose die bakteriologische Untersuchung am wesentlichsten Nun erklärten die Vertreter Frankreichs und England« auf der Conserenz, daß in ihren Staaten bakteriologisch geschalte Aerzle in der erforderlichen Zabl nicht vorhanden seien. Man könne sich in ihren Ländern bei der Cholera nur an di« klinische Diagnose halten. Dadurch stehen Frank reich und England uns sehr wesentlich nach. AuS diesem Grunde mit ist auch die Vereinbarung getroffen worden, daß nicht einzelne Cholerasälle, sondern nur die Bildung eine« CholeraberdeS zur Kennlniß der an der Conserenz und dem Vertrage belbeilizten Staaten gebracht wird. In diesen Dingen tbut Abhilfe dringend noth. Sie kann nach der Lage der Dinge allein von Deutschland aukzehen. Am zweck mäßigsten wäre eS, wenn zu unseren Gesandtschaften Aerzte entsendet würden, denen die Ausgabe zufiele, in den Ländern, denen sie zugelheilt sind, die bakteriologische Technik der Cbolerauntersuchung zu verbreiten. Ohne eine solche Ein richtung wird schwerlich die Kennlniß der bakteriologischen Cboleradiagnose im Ausland« in der nächsten Zeit sich ein» bürgern. Eine Neubeil wäre diese Einrichtung in Ansebung der bauwissenschaftlichen Attache« bei den Gesandtschaften durchaus nickt. — Montpellier, 28. Juni. Gestern stießen zwei Per sonenzüge auseinander. Zwei Personen wurden getödtet, 29 andere zum Theil schwer verwundet. — In Palo Alt«, Calisornien,starb am 20. Juni Herr 8 eland Stanford, der bekannte kalifornische Krösus, im Alter von 70 Jahren. Dir Carriöre de- Verstorbenen ist eine sehr be- merken-wertbe und bewegte. Im Jahre 1849 war er al« Advocat im Staat« Wi-consin tbätig. Drei Jahr« später siedelte er nach Calisornien über und betheiligtr sich bei den Goldbrrg- werken seiner drei Brüder. 1856 etablirte er sich in San Francisco als Kaufmann und nah», dann auch regen Antbeil an der Politik, I86l überiiahm er mit den bekannten anderen calisvrnischcn Herren den Bau der Central Pacific-Bahn, in deren Board os Direclor« er während einer langen Reih« von Jahren verblieb. Während dieser Zeit wurde er zum Gouverneur de« Staate« Calisornien gewählt, und l88V zum Senator im Congreß der Vereinigten Staaten aus sechs Jahre; seine Wiederwahl erfolgte 1892; St war ein eifriger Republikaner und Anhänger der Silberpartei. Sein einziger Sohn starb im Jahre 1884 in Europa. Bei dieser Gelegen heit überwie- er dem Staate Calisornien 20 Millionen Dollars behusS Gründung einer Universität in Palo Allo. Äus dem Geschäftsverkehr. k Ein gern besuchte« Etablissement ist di« Restauration zum „Vürgcrgarten" in Lindeuau grworden, seit die Bewirtd- jchaftung Herr L. Liebscher übernommen dal. Der gut gepflegte Garten, vollständig frei gelegen, in Näh« de» LbarlollenhoteS und gegenüber den Ulrich sche» EtSwerkrn, bietet mit seiner Bergtcrrassc, welche einen Ueberblick nach den proiectirten Billen am Leutzschee Walde gewährt, einen prächtigen Ausentbalt. Dir stet» vorzüglich gepflegten Biere, Goie und andere G«tränle, iowie die anerknuat vorzügliche Küche lassen diesen Lrholungtort bald lieb gewinnen. Auch werden daselbst öfter» Eoncerle veranstaltet. E» j«i aus da» beliebt gewordene Restaurant ausmerksam gemacht. Briefkasten der Retzartion. I,. k. hier. Wen» Sie an einem der nächsten Tage zwischen 5 und 6 Uhr aus unserer Redaktion vorsprechen, so wird die ge wünschte Unterredung ohne Zeugen sich herbeisühre« lasten. Vüch Schluß -er «e-ackiou emgegau-e». Drestzrn, 28. Juni. (Privattrlrgramm.) Nach amtlicher Feststellung bat bei der Stichwahl der antisemitische Candidat Redakteur Zimmermann 19857 und sein social- demokratischer Gegenkandidat vr. Gradnauer 16 189 Stimmen erhalten. nicht immer zuverlässige Chronist Johann Jakob Vogel schrieb im Jabre 1693 in seinem unvollendeten Chroniken: die Heu- straße hat ihren Namen von dem daran liegenden Heumarkt, obgleich von Herrn David Priser (s >6l6) dieser Straße ein ankerer Name zugelegt und sie ?Iat«>a Ueiuvusi» n tniuilia Ueiuensium equestri — also die Straße der Heine au» ritter lichem Geschleckt — Ernennet wird. In einem alten Briese, so 1390 datiret, wirb diese Straße „die Ranstädter Gaffe", von dem daran liegenden Ranstädter Thor benamset. Das Geschlecht „von dem Haynr" besaß vom l3. Jadrhundert bi« 1630 da« Rittergut Kleinzschocher und war auch in Leipzig mit einem Hose zwischen der RrichSstraße und Nicolaistratzc, am Gold- babngaßchen ansässig. Es dürste wohl die Annahme am richtigsten sein, daß die Hainstraße ihren Namen von dem nahen Rosentbalgebölze erhalten hat. Marcu« Jäger war 1526 gestorben, und sein HauS erwarb der Schneidermeister Kilian Weißer, von dem e« 1530 an Jakob Ouellnitz kam. Schon 1539 kaufte dasselbe der Schneidermeisier Bartdel Hermann, konnle eS jedoch nur bi« l54l erhalten, in welchem Jahre dir Kaufleute Gebrüder Matern und Adam Schilrrt da« HauS erlangten E« ruhte aus demselben da« eigenthümliche Geschick schnellen BesitzeS- wechsel«. Bon den Gebrüdern Schilrrt kam da« Hau» 1545 an Gallu« Zayner, l572 an Nikol Müller, 1573 an Cbristopb Rauch, den Kürschner» der aus der Wache in Grimmaiscken Tbore aul Haß und Racke einen anderen Bürger erstochen kalte und deshalb den Kops durch HenkerS- band verlor. Ihm folgte 1575 im'Besitz de« Hause« Marcu« Knoch, der e« jedoch noch in demselben Jahre an Paul Wagner, einen Schneidermeister, überlassen mußte. Schon im nächsten Jabre kaufte da« Hau« der Schneidermeister Thomas Kappbabn, in dessen Besitz es bi« 1602 blieb In diesem Jabre kam e« zur Subhasiation und wurde von vem Schubmachrrmeister Bartdel Naumann erstanden, nach dessen >639 erfolgtem Tode eS seine Tochter, Ursula Büttner, erbte. Ihr Schwiegersohn, Andrea« Anger- mann, rin Tuchschrrrer, erhielt da« Hau« durch Testament im Jabre >667, starb aber schon >674, worauf die Erben r« freiwillig versteigern ließen Der neue Besitzer war der Schneidermeister Wolsgang Jakob, der da« HauS bi« >887 inn« hatte und e« dann dem Schneidermeister Wolsgang * 26. Jum Der Großfürst-Thronfolger ist Abends 8>/, Uhr hier eingetroffen und in der russischen Botschaft abgestiegen Um lv»/, Uhr Abend« reist er weiter. * ktel, 28. Juni. Bei der heutigen Jubelfeier de« Tustav-Adols-Verein» erhielt dir ReformatiouScollecle an 4000 die Gemeinde Sadke in Posen, die sogenannte LiebeSwerkcollecte die Gemeinde Gosau in Oberösterreich zu- gewiesen. Der l. Vorsitzende Consistorialrath Prof. I). Flicke hielt eine Ansprache über den ökumenischen Charakter und die Nothwrndigkeit der Existenz de« Gustav-Adolf-Berein«. Heute Abend wird da« Devrient'sche Festspiel „Gustav Aböls" auf- geführt. r Artetzrtchtzrutz, 28. Juni. (Privattelegramm) Fürst BiSmarck hat sich bereit erklärt, am 8 Juli, Mittag« 12*/, Uhr. die von der Kieler Zusammenkunft zurückkehrenden Secrrtaire der deutsche» Handel«- und Gewerbr- kammern hier zu empfangen. ü. Ktzla, 28. Juni. (Priv alte leg ramm.) Der „Kölnischen Zeitung" wird bestätigt, daß die russisch- deutschen Zollvrrhandluogen fortdauern und vor läufig noch nicht ganz au-sichtSlo« sind. tzl München, 28. Juni. (Privattelegramm.) Im 3. unterfränkischen Reichstag-Wahlkreise Lohr ist der Candidat der süddeutschen Bolkspartci Weißenburgcr seinem ultra- montanen Gegenkandidaten Keßler unterlegen. — Im 3. vberfränkischcu Wahlkreise Forchheim ist nicht, wie fälsch lich gemeldet worden, der Candidat der freisinnigen BolkS- partei Baudack, sondern der Candidat des Centrum« Pezold gewählt. * Ktttiiigen, 28. Juni. Cck (Ctr.) wurde gegen Röder (natl.) gewählt. * Pirmasens, 28. Juni. In Folge der hiesigen Ruhe störungen sind zwei Compagnie» Infanterie zur Aufreckt- erhaltung der Ordnung ausgrboten worden Die letzte Nacht ist ruhig verlaufen. JnSgesammt sind 20 Personen, darunter sämmtliche socialdeinokratische Führer» verhaftet worden. * Wien, 28. Juni. Die Wiener rut he nischen Stu- dentenvereine „Bukowina" und „Sycz" wurden wegen Theilnahme einzelner Mitglieder an der Demonstration gegen Sembratowicz behördlich aufgelöst. — Der Kaiser empfing den Besuch des Prinzen Friedrich August von Sachsen und erwiderte denselben. Sodann begaben sich Beide nach Lainz zum Besuche der Kaiserin. Der Prinz nahm am Diner des Kaiserpaare« Theil. * Parts, 28. Juni. Da» Zuchtpolizeigericht ver- urlheilte de» Drputirten Boudeau (Boulangist) wegen Ver- trauenSmißbrauchS und Betrug- zu dreijährigem Gefängniß. Gerüchtweise verlautet, die Regierung habe die ofsicielle Be theiligung an der Antwerpener Ausstellung im Jahre 1894 abgelehnt. * London, 28. Juni. Unterhaus. Gladstone kündigte an, er werde morgen rin« Resolution beantragen, welche die Beschleunigung der Berathung der Homerulebill bezwecke, der Wortlaut werde erst später mitgetheilt werden. Die Re solution basire jedoch auf dem Priucip der 1887 anläßlich der Berathung de« irischen Zwangsgesetzes gestellten Re solution. Die Rede erhielt den Beifall der Ministeriellen und Nationalisten. (In der Resolution von 183? wurde der Tag für Beendigung der Specialdebatte der Vorlage ftstgtl-bt.) * London, 28. Juni. (Unterhaus) Rüssel kündigt an, daß er Gladstone'S Antrag durch ei» Amendement be kämpfen werde, erklärend, daß, da dir Homerule-Bill eine neue Verfassung bilde, die constitutivncllen Rechte britischer Unterthanen dauernd und nachtheilig berührt werden, ver weigert das Hau- die Sanction der Resolution, die sich direct in die freie parlamentarische Berathung mische. Morley verkündet den Wortlaut der von Gladstone angc- meldeten Resolution, danach soll die Cinzelberalhung der Para graphen 5 bis 8 um 10 Ubr Abends am 6. Juli, die Paragraphen 9 bi» 26 am 13. Juli, die Paragraphen 27 bis 40 an» 20. Juli und die vertagten Paragraphen sowie dir neuen von der Regierung beantragten Paragraphen am 27. Juli beendet sein. Wa« bi- dahin nicht berathen wird, soll ohne Debatte sofort zur Abstimmung gebracht werden. Die Regierung werde auch für morgen die SuSpendirung de» MitternacklS- reglement« beantragen. Die Ankündigung Morlry'S wird mit lautem Beifall der Ministeriellen begrüßt. Martin Völker überließ. Dieser lebte bi« 1704 und ver erbte das Hau« seiner Wittwe Katbarine, von der cs 1739 an den m demselben etablirten Bürger und Kramer Ebrcnfried Hasse überging. Von ibm kaufte eS 1752 der Bürger und Kramer Gottfried WeiSke, von dem es 1765 an die Gattin de- Kaufmanns Johann Christoph Menzel, Johanna Sophie geborene WeiSke, und noch in demselben Jahre an deren Eheberrn kam Im Jahre 1779 erwarb da« Haus die Wittwe des Kaufmann« Johann Seegbitz, deren Tochter Johanna Kunigunde, verbeiralhet mit dem Kaufmann Carl August Gottlob Samuel, es l 796 aunadin, der Mutter aber 1800 wieder überlassen mußte. Nach deren Tode kam da« Hau« 1803 in Besitz de» Schwiegersohnes Samuel, von welchem e» 1806 an den Likörfabrikanten Jobann Karl Friedrich gelangte. Sein Erbe, der Schlosser- meistcr Johann Karl Friedrich, besaß da- HauS bi« 1834. woraus e« der Gastwirth Friedrich Haring erwarb. Bald nach Haring'S Besitzergreifung bekam seine Gastwirthschast «inen weit verbreiteten Ruf, nickt allein wegen de- muster haften Bewirthung, sondern auch dadurch, daß sie der Sammelpunct der anHestbensten Künstler, Kunstfreunde, Schriftsteller und Schöngeister wurde. Wie frübrr das „Goldene Herz" in der Fleischergasse, vereinigte ein Stamm tisch bei Haring Mittag und Abend einen illustrcn Kreis von Jüngern der Kunst und Rittern vom Geiste. Genast, Devrient, Bertbold, Bollinann, Lortzing. Schumann, Zöllner, He»loßsohn, Tbeodor Drodisck, Held, Kölbel, Oeltinger und viel« Andere baden in diesen Räumen manche srohe Stunde verlebt. Auch al« da« um 1845 vom Cchweizerzuckerbäcker Christoph am Tbeaterplahe eröffnete „OakS ctiinoi«" dem Stammtische der Künstler und Schriftsteller bei Hanna Eintrag that, erhielt derselbe sich doch noch Jabre taug, bis endlich, infolge der Zeitvrrbältuisse, er verödete und nur die Erinnerung au ihn übrig blieb. Nach Haring'S Tode llbernabm da« Hau» sein Sohn, der 1875 starb und e< seiner Wittwe vererbte. Diese verbeiratbete sich wieder mit dem Professor und kaiserlich russischen Vice- consul Schirmer, nach dessen Ableben die Wittwe, wie schon gedacht, da« Grundstück 1889 au Herrn Sievert verkaufte.
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