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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.07.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930715028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893071502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893071502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-07
- Tag1893-07-15
- Monat1893-07
- Jahr1893
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4S nbgehalten. Einige stakt zwischen Sociali Znscimmenstöße I isten, welche dies und kein Vall ward fanden in Non daix internationale Hrnine, und Patrioten, welche die Marseillaise sangen. Im Ucbrigen wird an» den Provinzen eine st a r k c T h c i l » a h i» e der Bevölkerung an dem Feste genicldet. * Paris, 15. Juli. sTelegram m.) In der de» Blätter» zngegangenen slizzirten Note wird bervorgehodc», das; die französische Regierung unter Beobachtung der Be- ftiniinnngen von 1^56 den Admiral Huinann angewiesen batte, die Barridre de? MenainflnsseS nicht zu passive», da die englischen Ltreilkräste selbst vor der Barriere angehalten worden seien. Schwei,;. ^ Bern, I I. Juli. Bcn hier ansgewiesen wurden einige deutsche Unlcrthancn, unter denselben der sriibere Rc- dacleur der „Magdeburger Bolksstiinme", Franz Müller. Ntaüe«. ^ Rom, 11. Juli. Königin Marghcrita soll morgen in (Hressoncy cintrcsscii, wo sie, wie in den vergangenen Iabren, die Billa de Pccco; bewohnen wird. — Ter Senat dürste, wie man berechnet, die Bcratbung dcS Banken- gescyes erst gegen de» 23. Juli in Angriff ncbmcn. — Gerüchtweise verlautet, daß der Unlcrrichtsminister Martini von seinem Posten zurücklretcn werde, da Gioliui sich gegen die von Martini eingebrachtc Vorlage bezüglich Verminderung der Universitäten geäußert habe. Spame«. * Bolciiria, 15. Juli. (Telegramm.) In Folge Auf lösnng einer Massenversammlung gegen die neuen Slcuertarife kam cS zwischen Volk und Polizei zu ernsten Zusammenstößen. Tie Menge steckte die Steucr- bude» in Brand, zahlreiche Ruhestörer wurden verhaftet und viele Personen bei Räumung der Straßen verwundet. Vrofrbritnnmen. * London, 15. Juli. (Telegramm.) Zn Hoskreisen wird die bevorstehende Verlobung des Großherzogö von Hessen mit der Prinzessin Victoria Melitta vvn Edin- burg lcbhast besprochen. Ta die Prinzessin erst 16 Jahre alt ist, soll die Verlobung vorerst nicht osficiell verkündet werden. — Ter Ausschuß walisischer Parlaments abgcordueter, welcher kürzlich an Glatstonc ein Schreiben richtete über die unverzügliche Entstaatlichung derKirche von WalcS, bat eine Antwort vom Premierminister er ballen. Glakstone sagt, daß cS. so gern er persönlich ihrem Wunsche entsprechen würde, bei der gegenwärtigen Lage dc> Angelegenheiten im Parlament unmöglich sei, bindende Ver sprechungen über den Zoitpnnct der AuSsührung abzugebcn — Eapitain BercSfvrd forderte in einer Rede in der HantelSkammcr die Handelsmarine auf, auf hoher Ser zu bleiben und sich nicht im Suezcanal den französischen Tor pedobooten anszusetzen. Das Oberhaus beschloß gestern einstimmig, aus Anlaß der Vermahlung des Herzogs von Port a» die Königin Victoria, den Prinzen und die Prinzessin von Wales, sowie an den Herzog und die Herzogin von Port Giückwiilischadresscn zu richten. Unterhaus. Her Kanzler der Schatzkammer Harcourt erklärte gestern, nach den Berichten des britischen Minislerresidentcn JoneL in Bangkok und dcS Befehlshaber» des dort stalionirten Kanone» bootes scheine cs, daß zwei französische Kanonenboote am 13. d. M. Abends ihren Weg trotz der Lppojiiio» der siamesischen Behörden und auch gegen den Wunsch des französischen Ministerresidenten er zmnngen hätten und vor Bangkok gegenüber der britische» Gesandtschaft vor Anker gegangen seien. Tie britische Regierung sei zu der Ansicht geneigt, dag dieses Vorgehen von dein sranzüjischen Flotiencoiiiinan- Lumen ohne Erinächtignng seiner Regierung crsolgt sei, da dasselbe nicht im Einklag mit den wiederholten Versicherungen der sra» zosischen Ministers deS Auswärtigen stehe, wonach die britische Re giernng eine vorherige Anzeige von jedem neuen etwa beschlossenen Vorgehen erhalten tollte. ES müßten jedoch die Erklärungen ab gewartet werden, die ohne Zweifel aus Paris eintressen würden, sowie weitere Berichte hinsichtlich der Entwickelung der Ereignisse in Bangkok, bevor es möglich sei, sich eine desinilive Ansicht über das Vorgesallcne zu bilden oder eine solche auSzujprechen. (Liehe auch unter Tagesschau!) Schweden und Norwegen. * bbvistiliiiili, 14. Juli. Das Storthing lehnte heute mit 57 gegen 56 Stimmen den Antrag Eng ab, der dahin ging, die Ilulversitülsvrofejsur des jetzigen Juslizminislcrs Pcoscssor Hager»» auszuhebc». Dagegen wurden die Anträge Eng'S, die UiiiversitätSprofesiur des Professors der Theologie CaSpari nns- zuheben, mit 63 gegen 51 Stimincn, sowie der Antrag desselben An tragstellerS, die Regierung auszufordern, die Professuren, die er ledigt werden, nicht zu besetzen, angenommen. * ffhristiiniia, 15. Juli. Das Storthing beschloß mit 59 gegen 52 Stimmen, die durch Ernennung des Höchst gerichtSassessorS Motzfeldt zum Staatsrath frei gewordene Stelle eines HöchstgerichtSaffessors einzuziehen. Rnkland. * Petersburg, 14. Juli. Der Großfürst-Tbron- solger ist-gestern hierher zurückgekehrt und bat sich nach KraSnoje Selo begeben. — Wie die „St. Petersburgskija Wedomosti" melden, würde demnächst eine neue Spccial- co mmission gebildet werden, um die Gesetze über Rechte der Ausländer hinsichtlich deS Besitzes von G r u n d e i g e n t h u m zu prüfen. — Die Ge rüchte von dem bevorstehenden Abschluß eines eng lisch-russischen Handelsvertrags werden als ver früht bezeichnet. — Mit directer Beziehung auf die Art und Weise der Beilegung der Pariser Slndentencrawalle und den durch sie bedingten Rücktritt des Polizeipräfecten erzählt Fürst Meschtscherökij im Tagesberichte des „Grashdanin", bei den letzten Studenten-Unruhen in Petersburg hätten sich auch in RegicrungSkreisen nicht Wenige dahin anS- gesprochc», es empfehle sich, diesen durch die Unzufriedenheit der Studenten mit der Strenge dcS Rectors hervor gerufenen Unruhen durch Entlassung desselben und die Er nennung eines zur Milde geneigten RcctorS den Boden zu entziehen. Der Eultuöminist er habe damals persönlich dem Kaiser gegenüber die Entlassung des Rectors, die man als ein Zeichen der Schwäche der Regierung aussassen würde, aus das Entschiedenste widerratben. Eine Preisgebung dcS ReclvrS werde zwar für den Augenblick die Unruhen beseitigen, zugleich aber für künftige Unordnungen den Boden bereiten. Die Ansicht des CultusministerS sei damals durch» gcdrungen, und zwar mit dem Erfolge, daß die Unruhen aushörten, ohne sich zu erneuern. Orient. k. 6. sosia, 14. Juli. Die seit Längerem schwebende Frage, betreffend die Feststellung der Staatsangehörig keit zahlreicher in Bulgarien lebender Griechen, deren griechische Nationalität von den bulgarischen Behörden oft anzescchtcn wurde, ist dieser Tage durch ein Uebercin kommen zwischen den beiden Regierungen geregelt worden. Dasselbe besteht im Wesentlichen darin, daß Bulgarien einst weilen den bestehenden Zustand als rechtSgiltig anerkennt für die Zukunft jedoch in dieser Richtung pracise, jedes Miß vcrstänvniß ausschließende Bestimmungen getroffen werden. * Nack, einer Ko»fta»itino-rler Meldung der „Polit. Corresp." ist die E »tsche id u na in der Gewehrsrage zu Gunsten deS bisherigen Systems „Mauser" aus gefallen. Die türkische Regierung ließ infolge dessen durch las KriegSniinisterium mit der Firma Löwe einen Lieferung- vertrag über 154 OVO Mauser-Insanteriegewehre abschließen. Für die Neubewaffnung der Cavallerie dürfte das norwegische Etzneni Kra g-Iorgenscn gewählt werden. — Wie demselben Blatte aus Athen gemeldet wird, ist die feierliche Erössn ung te« Ean alS nachCorinth von dem 16. Juli aus dea 23. Juli verschoben Horden. * Belgrad, 15. Juki. (Telegramm.) DerFinanz» miuistcr brachte gestern in der Skupschtina die orlagc, hckrcsfend die neuen Anleihen, ei». — Der gestern aus Karlsbad Skupschtina hier clii-zctrostcne bad zur heutigen Anklagesisung d offene ehemalige Minister Nibarc der ac war an dem Landungsplätze Gegenstand großer Ovationen, welche ibm zahlreiche Liberale tarbracbten.— Die angeklagten liberalen Minister werden die Eompetenz der Skupschtina zur Anklage bestreite» und ferner Enthüllungen über anli- tynastischc Umtriebe der radikalen Parteiführer bcibringe». Afrika. * Eine Depesche ans Tanger meldet unterm Heutigen, daß ein notorischer Sclaven Händler mit einer Ladung Mädchen nach hier unterwegs sei. Die Entrüstung der Europäer ist groß, indessen will keiner der ausländische» Bcrlrcier ein- schreitcn. Amerika. * Mortkv Nach den „Times" vom 12. Juli hat die mexikanlschepsRegierung beschlossen, der Ersparnis; halber sämmtlich« Gesandte, mit Ausnabme der bei den Regie rungen der Bereinigten Staate» und Spaniens beglaubigten, aus dem Auslände zurückzuberufcu. * Rio öc Jauciro, 15. Juli. (Telegramm.) Ans eine Interpellation i» der Kammer über den Ausstand in Rio Grande do Sul erklärte die Regierung, die ibr ergebene Flotte werde demnächst die Aufständischen angreisen. Die Kammer nab,in ein VcrtrauenSpoluni sür die Negierung an. — Wir i-i'Gegensatz zu dieser Meldung die Lissaboner Blätter wisse» wollen, ist in Lissabon am I I. Juli eine Depesche deS portugiesischen Gesandten in Rio Vc Janeiro eingcgangcn, welche der Befürchtung Aus druck gccbl, daß in Rio de Janeiro der Ausbruch der Revo lution und die Absetzung des Präsidenten der Republik bevor- slänte. Der Gesandte verlange ric Eittseiitnng eines Kriegs schisis. DaS Kanonenboot „Miiitcllo" werde von Angola »ach Rio abtampsen. Auch daS Eintreffen englischer Schisse werde erwartet. Reichstag. * In Ergänzung unseres NcichStagsbcrichtcs tragen wir aus der „Nat.-Ztg." Folgendes »ach: Abg. Graf Bismarck: Wen» der Verlaus der gestrigen Debatte das Schicksal der Miiilairvortage im Ganzen auch wohl geklärt har, so möcble ich doch aus Anlaß der Beratung der jetzr uns be- schästigende» Paragraphen noch einige Momc»le betonen, bevor sich der Reichslag in dritter Lesung definitiv scsilegt. Bo» der Roth wcndigkeil einer Berslürkung unicres Heeres kann Niemand mehr durchdrungen sein als ich, und zwar schon seit mehr als 3' « Jahre», seit 1889. Ich will nicht aus Sachen emgelien, die i» die General debattc gehören, ich will meine Meinung nur mit einigen Worten dahin sorinuliren, an der Hand der Vergleiche mit andere» Groß »aalen und deren Steuerlasten, daß man nicht davon rede» kann daß wir finanziell nicht ii» Stande wären zÄbg. Richter: Zur Sache!) die u»S auserlegien Lasten zu tragen. (Ruse: Zur Sache!) Ich werde annehmen können, daß ich zur Sache spreche, bi-S der Präsident mich hierzu aussordert. Das lebhafte Bedauern, welches ich hiernach angesichts der uns jetzl beschäftigende» Vorlage empfinde, begründet sich darauf, daß sic abgeschwacht ist gegen die frühere Vorlage. lAbg. Richter: Specicttdttcusjion.) Tic Abschwächung ist uni so mehr zu bedauern, als Dasjenige, was den Ausgleich bewirken soll, zum Theil, insbesondere bei der Artillerie, abgestrichcn worden ist. Ich gebe die Hoffnung noch nicht aus, »amenltich nach de» Aeußerungen des Vorredners, der ;a, wenn auch aus andere» Motiven, geneigt ist, auf Anlräge cinzugehcn, daß die Bemühungen, die iin Gange sind, die urjprüngliche Regierungsvorlage wieder bcrzusielle», von Erfolg gekrönt lei» mögen, weit ich aus dem Staiidpilnct stehe, daß alle Compcnsaiivnen (Ruse: Zur Sache!), um die zweijährige Dienstzeit acccptabct zu machen — (Ruse: Zur Sache! Große Unruhe). Vicepräsident b>r. Bürktiii: Ich bitte, den Redner nicht zu unterbrechen. (Beifall rechis. Rufe links: GeneralLiScussio»!- Adg. Graf Bismarck (sortjabrcnd): Ich wollie betonen, daß alle die, denen die Interessen deS Heeres am Herzen liegen, die Coiiipciisationen, die gefordert waren, sür notbwendig batte». lRuse: Zur Sachet Große Unruhe.) Meine Herren! Ich werde Sie ruhig schreien und rufen lassen. Sie habe» allerdings noch mehr Lunge, als ich. (Heiterkeit.) Ihre Art und Wci^ zeigt, daß Sie die Debatte hinziehen wollen. Tie Bedenke», die gegen die Einführung der zweijährigen Dienstzeit, zumal aus der rechten Seite des Hauses, angeführt worden sind, sind wesentlich gestiegen dadurch, dag vom 5. zum 6. Mai die bekannte Abjchwächuug durch Frhrn. v. Hiicue skalisand. Auch der Führer der Cvnscrvativen, der Jrhr. v. Manteuffel, hat dies gestern betont. lAbg. Richter Das gehört zu 8- l! Große Unruhe. Glocke des Präsidenten.) Vicepräsident Or. Büvllin bittet, den Redner nicht zu unter brechen. (Unruhe.) Abg. Gras Bismarck (sortsahrend): Ich habe auögeführt. daß auch der Frhr. von Mantcusfcl gestern die schweren Bedenke» z»m Ausdruck gebracht hat. Es ist für jeden Ehrenmann ein schweres Lvfer, ein Princip aui'zugcben, a» dem »lau während seiner ganzen parlamentarischen Lausbahn fest gehangen bat. «Beifall rechts.) Was conservativ im Reiche genannt zu werden verdient, siebt aus den Boden des Vermächtnisses des hochselige» Kaisers Wilhelm (Ruf 8. 1!), der lieber seine Krone nicderlcgcn wollte, als aus das Princip der dreijährigen Dienstzeit zu verzichten. (Beifall rechis.) Dieser Monarch ist berathen worden von Generalen, die die Siege von Königsgrätz und von 1870 erfochten haben, die besten, welche die Welt gesehen hat. und wie sie sie vielleicht nicht wieder sehen wird. (Ritte: Zur Sache!) Vicepräsident Or. Bürklin: Ich bitte »m Ruhe. (Heiterkeit links.) Abg. Gras Bismarck (forlsahrend): Ich will nicht Alles recapi tuliren, was seit 6 Monaten, seitdem die Vorlage bekannt ist, pro vt contr» gejagt worden ist. Aber ans Eines möchte ich doch hin weise», daraus, daß der Wandel in den Auffassungen des Bundes ralbs »och kein jo sehr alter ist. Anfangs Avril 1890, das war schon zur Zeit der Regierung des jetzigen Reichskanzlers (große Heiterkeit), ist in dem amtlichen Organ des Kriegsministeriums cm ganz ausgezeichneter Artikel erschiene», in dem es als unmöglich be- zeichnet wurde, die zweijährige Dienstzeit zu acceptiren. Tie Ver kürzung der Dienstzeit wäre ein Exveriment, sür welches Niemand die Verantwortlichkeit übernehmen dürste, und es sei auss Bestimm teste auszuspreche», daß die Regierung nicht die mindeste Absicht dazu hat. Das war vor drei Jahren. Inzwischen sind ja Versuche in Spandau mit einem vorzügliche» Regiment gemacht worden. Ich habe von einigen Osfiriercn des Regiments gehört, daß sich Alles an Drill und Manneszucht habe erreichen lassen, was man ermatten konnte. Aber eiste Sache von außerordentlicher Wichtigkeit sind die Schieß re sultate. Da führte der Artikel deS „Militair-Wochen blattes" aus, daß eS schwer fein würde, in zwei Jahren den Mann jo genügend zu unterrichten, wie in drei Jahren. Dieses Bedeuten wird mir auch von militairischer Seite zu Gute gehalten werden Zweitens Ist es ein wichtiges Moment, daß die Reservisten besser sind, welche drei Jahre bei der Fahne waren und nach längerer Zeit wieder eingezogen werden, als Diejenigen, die nur zwei Jahre dabei waren. Das werden auch die Compagniechess bestätigen Nach Durchführung der zweijährigen Dienstzeit wird man solche Vergleiche nicht mehr machen können, da wird man das nur noch aus der Tradition kennen. Dann möchte ich daraus Hinweisen, daß auch die Zuversicht deS Reichskanzlers, der ja einer unserer angesebcnsten Druppensührer ist, nicht so hoch ist, um daraus die zweijährige Dienst zeit dauernd zu begründen, sonst würde er die Festsetzung aus fün Jahre nicht mit so viel Energie verfochten babe». DaS all gemeine Verlangen ist ja auf die zweijährig« Dienstzeit gerichtet noch besser würde eia Jahr sein. Die Leute, welche keine Verant worlung habe», welche daS nicht mitgemacht haben, sind für ein Jahr. (Widerspruch.) Ter Reichskanzler kann bei seiner Berank worlung als Civilbeamter und alS General die zweijährige Dienst zeit nicht dauernd sestlegen wollen. Ich habe sür die Vorlage ge stimmt, weil der Reichskanzler gesagt bat, kein Reichstag würde un patriotisch genug sein, aus die zweijährige Dienstzeit zu bestehen wenn die Regierungen glauben, das sie damit nicht auSkommen können. Dem kann sich jeder Patriot anjchließen. Das hat gestern auch der Führer der Conservativen gesagt. Das einzige was mich bei dem Experiment bedrückt, das mit der Armee sün Jahre gemacht werden soll, ist, daß uns Niemand garontiren kann daß der große Krieg, dem unsere Friedensrüstungen Vorbeugen sollen, nicht vorher ausbricht. Nach meiner Meinung spricht in der politischen Lage Manche- dafür. (Widerspruch links - Das ist eine Ansichtssache. Da hat eS schwere Bedenken, zur zweijährigen Dienst zeit Lberzugehea. Wir können während her tiefgreifenden A-nderung in der Organisation in schwierig« Situationen kommen. Diejenigen Slaate», welche an militairischer Kraft mit uns auf gleicher Stufe siche», behalten die längere Dienstzeit bei. Unsere Lerbündelen. die schon riet weniger leistlingssähig sind, werden, naincntlich mit Rück licht auf den überdaudnehmknden Nationalstolz in Ungarn und Italien, parlamentarisch nicht stark genug sein, wenn von rndicalen Abgeordneten Anträge komme», unserem Beispiel zn folgen. Tie Vorbedingungen fehle», welch« eS zulässig erscheiuen laste», das Experiment bei uns einige Jahre zu mache». Wir find heute noch stolz daraus, daß wir die beste Armee, das beste O'siciercorps von der Welt habe». (Beifall.) Eine andere Saäic. die außerordentlich bedenklich, ist die. daß es nach ineiner Auffassung möglich ist, daß bei der zweijährigen Dienstzeit die Sociatdemokratie leichter in die Armee eindringt und sie durch seucht, als bei der dreijährigen. ('Ruf bei den Socialdeinokrate»: Kommt so wie so!) Wir baben viele Regimenter in industriellen Districle». Bisher war es von wesentlichem Einfluß auf daS Heer, daß de» Unterosficiere» ältere Leute zur Seite standen, die sür Ordnung sorgten. Das wird in der Zukunst nicht uiebr ein. DaS jugendliche Alter von 16 bis 20 Jahren ist doch dasjenige, in dem die Socialdenivkraten die Irrlehren der Parte, ausnehme». Dieses Alter schickt die meisten Besucher in die Versammlungen. Nun werden sie mit 20 Jahren nusgehobc». Wiederholt ist von Sociatdemokrcttcn selbst mit Emvhase hervorgehotien worden, daß Tausende von Socialdeinokrate» a»>ät>rilch ausgehobcn werden. Nach zwei Jahren kann nicht mit Sicheruec! erwartet werden, daß statt der socialdemokratijchen Lehre» da» Soldatische ihnen ins Herz cindringt. Das erste Jahr ist mehr ein Jahr der Qual, im zweiten muß der Soldat auch »och viel lernen, erst im dritten Jahr lernt er sich fühlen. Wenn wir in Zukunft »ur Leute von 22 Monaten haben und jüngere Unter- oineiere bekomme», so hatte ich das sür bedenklich. Wie sehr die Locialbemokratcn de» Einfluß aus Las Heer zu schätze» wissen, gehl aus einem als vertraulich bezeichncte» Schriftstück aus Bauern hervor, in dem alte 20jährigen Genossen, weiche ausgehoben werden, ersucht werde», sich möglichst gnl z» hatten, damit sie Unteroificiere werden und als solche der Socialdciiivkraiie Dienste leiste» könnten. (Lachen bei den Socialdcinokraten.) DaS ist ja ganz weise von den Social- demokratc», ich habe diese Taktik bewundert. Aber alle, die sür Aittrechterhalluiig der Ordnung sind, wisse», daß Maßregeln da- gegen ergriffen werde» müsse» Meiner Ansicht nach ist die Fcst- battung der dreijährigen Tienstzeic eines der weseittlichsten Mittel gegen das Eliidringen der Soeiatdcmokraiie in die Armer (Lachen bei den Soeiitdemokralen). Wenn ich heute das Wort ergriffen babe, so geschah es, um auszuspreche», daß ich die Hofsnung noch nicht ausgegkbeil habe, daß noch Alttrüge ans Wiederherstellung der ersten Vorlage gestellt werde», die um vieles besser war, als der Hucne'jche Torso. Ich trete nicht vtiiic schwere Bedenken sür die Vortage ein, und wenn jemals, was Gott verhüten wolle, uns ein Unfall zusioßen sollte, jo müchle ich nicht z» de»;enige» gehören, die leichte» Herzens an der grundslützenden Organisation des Heeres ültein möchten. (Beifalls rechts.) Reichskanzler Gras vou vnprivt: Ter Herr Vorredner hat zunächst gemeint, ich »lüste selbst von der Durchführbarkeit der ziveijahrigcil Dienstzeit nicht Iiiiireichend überzeugt sein, meine Z» vcrjichk müsse nicht sehr groß sein, weil ich die Maßregel nur aus Jahre angcrathen habe. Ich persönlich bi» von der Durch führbarkeit der 'Maßregel völlig überzeugt, mache aber nicht den Anspruch, »nsehlbar zu sei» und die Zukunft vvrausziiiehc». Ter Herr Abgeordnete hat sich dann der Frage zngcivaiidt, wie die neue Einrichluiig aus das Verhältnis; der Sociatdcmo- kratie zur Armee wirken wird. Ich muß zu meinem Bedauern zungchsl constatiren. daß der Vorredner bei alle» seinen Aeuße- ruligc» von durchaus falschen Voraussetzungen über die Zusammen setzung unserer Jnsanterie, so wie sie sich im Lause der Zeit gestaltet hat, ausgebt. Der Herr Vorredner spricht von der dreijährigen Dienstzeit. Ja, die haben wir schon lange nicht »lehr gehabt. (Zu stimmuiig.) Wir baben sie niemals voll gehabt, jondcrii habe» die Dispositionsurlaubcr gehabt. lGras von Bismarck: Habe ich geiagl! Heiterkeit.) Wir habe» jetzt in der Jnsanterie nur einen kleine» Theil derEompagnicn, nur I5bis25Man», mit längerer Dienst zeit. -Gras von Bismarck: Habe ich wörtlich gesagt! Heiterkeit.» '.'kein, das haben Sie nicht gesagt! (Gras von Bismarck: Habe ich wörtlich gejagt! Große Unruhe »nd Heiterkeit.) Tau» erlauben Sie mir, cS noch einmal zu wiederholen, auch wenn Sic es gejagt haben, dnß wir also in der Infanterie nur 15 bis 25 Mann vom dritten Jahrgang haben. (Graf von Bismarck: Sehr richtig! Große Heitertest.) 'Run das, glaube ich, bat der Herr Vorredner nicht gesagt, daß unsere Bestimmungen uns verpflichten, die besten Leute zur Disposition zu beurlaube». Selbst wenn unsere Beslimiunngen »ns nicht dazu vervslichteten, würden wir dazu verpflichtet sein; das ist ja La» Einzige, was man zu Gunsten dieser Maßregel sagen kann: es soll ein Ansporn sei». Wen» wir nun die besten Leute zur Disposition beurlauben, so folgt, daß die 15 bis 25 Mann sich zusamiiiensetzcn theils aus Spccialisten, Schreibern und Lfficicrsburjchen, theils aus Leuten, die sich schlechter geführt haben oder weniger zuver- lässig sind. Wird nun die Armee durch die Socialdemokralen ver- sciicht, so theile ich die Ansicht des Herrn Vorredners vollkommen, Laß das eine böse Sache ist und daß man ihr mit nlle» Mitteln enigegentrcten muß. Ich werde also einen so durchseuchten Mann zu den schlechteren der Eoinvagnie rechnen und würde auch im Sinne des Herrn Vorredners handeln, wenn ich dann solche mir als Sociatdemokraten bekannte Leute das dritte Jahr dabehalte. Ob dann die Wirkung eintreten wird, daß diese die Socialdeinokrate» unter den 15 bis 25 Mann, die das dritte Jahr dienen, einmal selbst bekehren und daß Jene einen heilsamen Einfluß aus sic ausübcn werde», bezweifle ich sehr. (Heiterkeit und Beifall.) Also dies ist eine Frage, die man nicht so einfach entscheiden kann, die aber keineswegs von den Berufssoldaten, von erfahrenen Leuten so gelüst wird, wie eS der Vorredner thut. Ferner besorgt nun der Herr Vorredner, daß die neue Organisation, wenn der Krieg so schnell ausbricht, wie er eS aus Grund seiner Kenntnisse erwartet (Große Heiterkeit. Abg. Grasv. Bismarck: Habe ich auch nicht gejagt! Unruhe »nd Lachen) .... Herr Präsident, ich bitte, mich vor den fortwährenden Unterbrechungen zu schützen (Große Bewegung und Beifall) .... also die neue Organisation unsere Armeen )ür den Krieg in eine schlimme Lage versetzt. Wenn der Krieg bald ausbricht, dann hat die Maßregel noch nicht lange gewirkt, und wenn die Voraussetzung des Vor redners übers Jahr eststritt, dann haben wir lauter Reservisten, die drei Jahre gedient haben, dann würde der Ucbelsland also noch nicht so groß sein, wie der Vorredner annimnct. Er scheint auch von der Meinung auszugehen, daß unsere Truppen durch die zwei jährige Dienstzeit >n der Ausbildung zurückbleibe» würden gegenüber einer Ausbildung in der dreijährigen Dienstzeit. Er beruft sich darauf, Laß in den Zeitungen im Jahre 1890 gestanden hätte, die Schießausbildung würde dabei leiden. Zu meiner Verwunderung machte er mich für diesen Artikel verantwort lich, während ihm doch bekannt sein konnte, daß ich damals erst in mein Amt gekommen bin, daß ich keine Militattartiket geschrieben hatte, daß ich keine Zeit dazu hatte. Und wenn er das „Militair- wochenblalt" gemeint hat, so müßte er doch wissen, daß dieses Biatt auch keineswegs einen osficiösen Charakter hat, daß es bis jetzt wenigstens nicht vom Reichskanzler geleitet wird, sondern in einem Coistract-Vcrhältniß zum Kriegs-Minister steht. Ich kenne den Artikel nicht, ich entsinne mich seiner nicht. Aber ich zweifle keinen Augenblick: im Jahre 1890 hat irgend ein Mann indem „Militair- wochenblatt" das geschrieben: Wenn die zwei,ährige Dienstzeit käme, so würde die Schießausbildung leiden. (Heiterkeit.) Und gewiß! Es war eine der schwersten Fragen, die sich die Militairverwattung vorlcgei: mußte: Wie wird bei der Infanterie oi« zweijährige Dienstzeit auf die Schießausbildung wirken? Und um diese Frage lösen zu können, ist eine Anzahl von Bataillonen beauftragt worden, das versuchsweise durchzumochen. Der Vorredner stl wieder im Jrrthum, wenn er meint, das sei ein einziges, ein ausgesuchtes, vorzügliches Bataillon gewesen. Würde der Äor- redner schcn in der vorigen Session hier gewesen sein, so hätte er in der Commission gehört, daß gerade geflissentlich Bataillone in Ost und West gewählt worden sind, und er würde auch gehört haben, daß der Versuch vollkommen besricdigend ausgefallen ist Der Herr Vorredner hat dann eine besondere Besorgniß daran gegründet, daß durch das Eingehen aus den Antrag Huene die Compensationen, die auf dem Boden der Artillerie sür dl« zwei jährige Dienstzeit gelegen hätten, ausaegebcn wären. Wiederum ein Jrrthum; entschuldbar, denn der Herr Vorredner hat den Commissions sitzungen nicht beigewohnt, sonst würde er gewußt haben, daß das. was gefordert ist, sich in 3 Gruppen theilt. Das Kriegsminislerium hat der Commission eine detaillirte Darstellung gemacht, erstens kommen die Ausgleichsmaßregeln für die zweijährige Dienstzeit, dann die neuen Formationen und endlich die Verstärkungen. Die Verstärkung der Artillerie um 60 Batterien hat mit der zwei,ährigen Dienstzeit absolut nichts zu thun. Das ist »ine Verstärkung, die dadurch nothwendig geworden war, daß wir nachgerade selbst Frankreich gegenüber schwächer an Artillerie geworden waren Von den Compensationen sür die zwestährige Dienstzeit ist nichts ausgegeben worden, als von der BataillonSslärke vier Mann, statt 600 596 und bei den Halbbatcnllonen zwei Mann, statt 195 193 Wenn «S sich um die Frage handelt, wird das Gesetz durchgehen oder nicht, so ist das doch eine Kstimgkest und eine da- Herr occht ehr schädigende Sach«. Ich wiederhole aochmakl: von den Tom» penlationen bei der Artillerie ist nichts aufgeaebea worden. Der Vorredner hat es dann so HIngestelli, als ob die Regie rung leichten Herzen» aus die zweijährige Dienstzeit übergegangen wäre. Ta- ist i» der vorigen Session bereits aus das Weilest, erörtert worden. Es ist nickst der Fall gewesen, wir haben unS sebr schwer dazu ent schlossen. Wir haben aber eine Verstärkung unserer Wehrkraft gebraucht. Die Wehrkraft setzt sich in erster Linie aus der Bevölkerungszahl, >» zweiter Linie aber aus der Zahl der auSgcbildelen Mannschasten j usainincu, Mannschaften, die so weit nuSgebitdet sind, daß sie mit «Icherheit ihrer Ausgabe im Kriege genügen können. Wenn nun die Zahl dieser auSgebiideten Mannschasten, weiche dem Beurlaubtcn- lande angehöreu, genügen sollte, so müßte sie vermehrt werden. ES ist aber klar, dag da« bei einer dreijährigen Dienstzeit viel lang samer und kostspieliger erfolgt, als bei einer zweijährige». Wen» ich ein Bataillon von 600 Mann haben will, so entlasse ich bei zwei jähriger Dienstzeit jedes Jahr 300 Mann, wenn ich aber die drei- jährige Dienstzeit habe, so entlasse ich nur 200 Mann. Der Beuriaubtenstand wächst also viel langsamer bei einer dreijährigen, als bei zweijähriger Dienstzeit. Es gtebt da nur ein Mittel, eine Etatserhöhung im Frieden, ich müßte die Bataillone von 600 Mann aus 900 Mann setzen. Es liegt aus der Hand, daß die Rosien in demselben Berhältniß steigen werden. Also wenn wir unseren Zweck, die Steigerung der Wehrkraft bei der drestährigen Dienstzeit erreichen wollten, so würden wir genöthigt sein, viel höhere An orderungen an Sie zu machen, als wir es jetzt nöthig hatten. Das war der eine Grund. Dann aber kam dazu, daß der gegenwärtige Zustand unserer Jnsanterie nicht mehr befriedigend ist. Ich muß das ja auch wiederholen, weil der Vorredner den vorigen Be rathungen nicht beigewohnt hat. Es ist damals hier und in der Commission ausgeführt worden, daß wir allerdings mit der drei- lährigen Dienstzeit zu einem Zustande von Nothbehelf gekommen waren. Man »ahm Ausland, die Kosten zu erhöhen und mehr Leute dreijährig dienen zu lassen. Man griff also zu dem Mittel der Dispositions-Urlauber. Das reichte aber nicht aus. Man schuf die Ersatzreserve, Leute, die 10, 6 und 4 Wochen dienen, anerkannt eine überaus bedenkliche, im Verhältniß zur Be lästigung der Bevölkerung und den Kosten wenig nützende Maß- reget. Das war der zweite Nothbehelf. Und nun kam man im Jahre 1888 zum dritten, man stellte das zweite Aufgebot wieder zurück und rangirte es in die Feldarmee ein. Es ist schon damals hier cnvädnt worden, das war «ine Maßregel, die anscheinend große Resultate erzielte. Man sagte, wir haben damals als Bundes- zenossen eine große Macht, 700 000 Mann mehr gewonnen. Gewiß, ras war politisch ei» schönes und durchschlagendes Motiv. Aber lein Soldnt wird des Glaubens sein, daß die aus diese Weise gewonnenen 700 000 Mann das sein würde», was wir ;etzt auf dem 'Wege der zweijährigen Dienstzeit bei Erhöhung des Beurtaubten- slaiidcs gewinne» könne». (Lebhafter Beifall ! Nach den bekannten Ausführungen der Abg. Gräber und Bebel bemerkte Abg. Graf v. Bismarck (persönlich): Ich wollte blos erstens mein Bedauern darüber anSdrücken, daß ich den Herrn Reichskanzler durch meine Unterbrechung gereizt habe. Ich babe das nur deshalb gethan, weil mich der Herr Reichskanzler offenbar mißverstanden hat, total mißverstanden. Daß aber die SchicßauSbiidung nicht so ausgezeichnet war, gebt aus dem Bericht der Militoircominüston hervor, wo auf Seite 20 ausdrücklich steht, daß die Schießübungen überstürzt waren. Präsiden- v. Levctzow: Herr Abg. Gras Bismarck, daS ist keine persönliche Bemcrlung. Abg. Gras Bismarck: Es Ist eine Richtigstellung. (Heiterkeit.) Präsident v. Lcvetzow: Aber Sie können in persönlicher Be- merrlung den Herrn Reichskanzler nicht widerlegen. Abg. Gras Bismarck: Sie haben mir das Wort gegeben. (Große Heiterkeit.! Präsident v. Lkvclzolv: Zu einer persönlichen Bemerkung. Die sachliche Tiscussion war bereits geschlossen. (Große Heiterkeit.) * Der vou der wirthschastlichen Vereinigung umgeänderte Antrag Lutz ist bereits ii» Reichstage eingebracht und tautet nunmehr: „Ter Reichstag wolle beschließen, in Erwägung, daß die von den Regierungen der Einzetstaaten zuin Theil bereits an geordneten, zuin Tbeit in der Vorbereitung begriffenen Fracht ermäßigungen sür Futter- und Strcumittct nicht genügen, de», in vielen Bezirken Deutschlands durch die anhaltende Dürre hervorgcruseiicu landwirthschastlichc» Nothstand abzuhclsen, den Herr» Reichskanzler zu ersuchen, bei den Regierungen der Einzelstaalc» dahin wirken zu wollen, 1) daß möglichst weitgehende Fracht - Erinäßigungen auch für Magcrvieh (Rindvieh und Schafe) aus den Nvthstandsqegenden in die andere» Gegenden des Reiches gewährt werden: 2) daß - nachdem schleunigst der Umfang des landwirthschastlichen Nvthstaiides er mittelt ist — 'Reichsmittel zur Rückvergütung des Zolls auf Mais und Dari an landwirtl schaftliche Vereine, landwirthschaft- liche Genosscnjchastcn und Communaiverbände in Nothslandsgegenden bereiigcslcllt werde», 3) daß die vorgejchlagene Frachtermäßigung auch aus die Beförderung aller künstlichen Düngemittel aus gedehnt werde. (Punct 1 und 2 waren voin Grafen Bismarck hinzugesügt worden.) Eine behufs der Deckung der Kosten der Militair- vorlage gestellte Resolution wurde schließlich zurückgezogen. Marine. * Berit», 14. Juli. S. M. S. „Stein". Eommandant Capitain zur See v. Wietersheim, ist am 14. Juli in Leith angekominen und beabsichtigt am 23. Juli wieder in Lee zu gehen. Kunst und Wissenschaft. * Roscggrrsest. Am 31. Juli d. I. vollendet P. K. Rosegger daS fünfzigste Jahr seines »hatenreichcn, inhaltvollcn Lebens. Aus diesem freudige» Anlässe haben sich einige Freunde und Verehrer des Dichters ziijainmengethan, um ein aus den 8. Sepie,aber d. I. anbcrauintes steyrisches National-Fcst ins Werk zu setzen, dessen Schauplatz eine malerisch gelegene Hochfläche in der Nähe Mürzzuschlags sein soll, und bei welchem sich Alles vereinen wird, was an Tracht und Sitte, an Sang und »lang in anserer Atpenmark daheim ist. Rosegger wird diesen Zoll der Dankbarkeit, Liebe und Ver ehrung für sein hochsinnigesSchasscii gewiß erhobene» Herzenscntgcgcu- nehiiieii, schrieb er doch selbst im Jahre 1889 an einen seiner bewährtesten Freunde: „Wenn ich den sünfzigslcn Geburtstag erlebe und meine Lands leute wollen diesen Gedächtnißlag meiner redlichen Bestrebungen be gehen, dann will ich nicht dagegen sein, sondern in Deinuth die sreundliche Last ertragen. Dann >oll der Tag aber nicht sowohl meinen eigenen persönlichen Ehren geweiht sei», er soll vielmehr ein Ehrentag sür unser über Alles geliebtes Heiinathtand werden. Denn meine geringe Kraft, ich verdanke sie dem Boden der Heimat und ich weihte sie nicinein Bolle wieder. Das Glück der Heimath ist mein Glück, die Ehren meines Volkes sind meine Ehren, darum müßt Ihr, um mich zu erfreuen, die Steyermark aus den Festaktar stellen »nd nicht mich. Ich will bescheiden aus des 'Altars unterster Stufe stehen." Diesen schönen Worten gemäß soll das geplante Unter nehmen zur Ausführung gelangen und dem Dichter sür manch herbe Bitternis; eine Gcnugthuuiig sein, die all die tiefen Schatten, so deS Ruhmes Licht zeugt, wenigstens sür die allernächste Zukunst bannen und dem Gefeierten kundthun wird, wie sehr ihn sein dankerfülltes Heiniathland, dem er ja mit all seinem Hang und Sein angehört, ins Herz geschlossen hat. 8 München, 14. Juli. Gustav Michell's Lustspiel „Nach der Predigt" hat im Gärtnerplatztheatcr einen durch- schlagenden Erfolg errungen und reichen Beifall gefunden. Auch die Kritik spendet dem Stück ihren vollen Beifall; so bemerkt der „Bayrische Courier", das Lustspiel sei ein durchaus gelungenes EonvcrjativuSsiück von geistreich-flüssiger Diclion, spannender Hand lung und gesunder sittlicher Tendenz. Verkehrswesen. "X* NnS Thüringen, 14. Juli. Mit dem 1. September d. I. wird Herr Restaurateur Abel in Eisenach von dem Betriebe der in den Schnellzügen Nr. 3 und 4 zwischen Berlin und Eisenach ver kehrenden Speisewagen zurücktreten, nachdem er fast volle sieben Jahre die Verpflegung der Passagiere in diesen mustergiltig cms- geslatteten und allgemein beliebten Wagen — die noch von dea ehemaligen Privatdahndirectionen in Berlin und Erfurt (Berlin- Anhaltijche und Thüringische Bahn) eingeführt worden sind — besorgt hat. Die Bewirthung war stets eine ganz ausgezeichnete und dabei durchaus preiswürdiae, so daß das reisende Publicum immer einmüthig seiner vollsten Anerkennung Ansdruck gegeben bat. Bekanntlich besteht der Pta», eventuell vom l. Ma! 1894 ab diese Wagen aus den genannten Zügen zu entserneu und dafür in den sogeua^iztm^rlw.Wtz»P.zrynkfurter Blitzzügrn Nr. 6» urü^ S,
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