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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.08.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930803025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893080302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893080302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-03
- Monat1893-08
- Jahr1893
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S4S2 Lolonial-Nachrichten. * Der Wissmann-Dampser ist. wie der AuSsührungs» counnissioa de« deutschen AutisclaverricomitL« gemeldet wird, am 12. Juni in Mptmbi vom Stapel gelaufen und am 16. Juni in Port Iohnston am Südeud« de« Nnassa augekommen, wo Kessel und Maschine eingesetzt wrrden. — Die Lommissarr de« Gouverneurs von Deutsch» Ostafrika und de« deutschen AntisclavereicomttSS, Lieutenant Primel und Wyueken, sind am 23. Juni in Mvimbi «ingetrofsen. Nach dem dort vorliegenden Nachrichten ist Major ». Wtssmaoa nach den Tanganyika marschirt. * Ja verschiedenen Blättern war vor einiger Zeit die Nachricht verbreitet, daß ein Hotelbesitzer Liebel in Zanzibar die Absicht habe, deutsche Ansiedler nach dem Kilimandscharo zu ziehen, und daß dieser Plan seiten« der deutschen Regierung unterstützt werde. Di« die „Nordd. Allg. Ztg." inzwischen erfährt, hatte Herr Liebel sein Project dem stellvertretenden kaiserlichen Gouverneur von Lst- asrika vorgelegt. Freiherr von Schele hat sich dahin ausgesprochen, daß er allen aus di« wirthschaftliche Entwickelung de« Schutzgebietes abzielenden Bestrebungen jede Fürsorge widmen werde, sofern die Unternehmungen mit genügenden Mitteln versehen sind und aus verständiger Grundlage beruhen. Andererseits ist Herrn Liebel darüber kein Zweifel gelassen worden, daß eS zur Zeit noch verfrüht erscheine, mit dem Versuch einer Eolonijation bi« zum kilima- adscharv vorzugehen. Milttairischer. * Bei den dir«jährigen Herb st Manövern wird eine umfang reiche Verwendung von Krieg-Hunden bei den Jäger» und Schützen-Batailloaen erfolgen, nachdem die Dressur solcher Hunde besonders günstig« Ergebnisse gehabt hat. Zunächst soll, nach der „Straßburger Post', der Krieg-Hund im Aufklärung«» und Sicherheitsdienst, zum Ueberbringen von Meldungen vorgesandter Patrouillen, zur Unterstützung der Posten und zur Ausrechterhaltung der Verbindung zwischen Posten und Feldwachen, sowie zwischen anderen Theilen der Vorposten gebraucht werden. Die Verwen dung zum Aussuchen Vermißter wird nur in ganz beschränktem Maße beabsichtigt, zumal sich nicht oll« Hunde hierzu eignen. Bei unseren Jäger-Bataillonen werden für militairische Zwecke vor nehmlich Hühnerhunde, Pudel und Schäferhunde abgerichtet. Durch die Inspektion der Jäger und Schütze» ist eine Vorschrift für die Behandlung, Dressur und Verwendung der Krieg-Hund« derauSgegeben worden, nach welcher bei den Jägerbataillonen nicht allein die Abrichtuag, sondern auch die Aufzucht von Krieg-Hunden zu erfolgen hat, so daß nunmehr außer dem Pferde und der Taube auch der Hund in den Militairdienst übernommen worden sind. * Thor», 2. August. Die Militairvenvaltung beabsichtigt, in dem südlich von Thorn gelegenen Gelände einen neuen Artillerie- Schießplatz anzulegen. Bereits in diesem Monat werden die Fußartillerie-Regimenter Nr. 1, b und 11 in diesem Gelände Schieß Übungen mit scharfer Munition au« schweren Geschützen abhalten, zu walchen die Anwesenheit de« neuen GeneralinspecteurS der Fuß artillerie erwartet wird. Die Uebuagen beginnen ain 9. d. M. und werdea am 26. beendigt. Zehnter deutscher Radfahrer-Lundestag. -gl- Leipzig, 3. August. Wie bereit« kurz gemeldet wurde, erstattete gestern Abend der Vorsitzende de- Hauptau-schusse- für die Vorbereitung deS zehnten Deutschen Rabfahrer-BundeStageS, Herr Adols Simon, den eingeladenen Vertretern der Presse Bericht über die Veranstaltungen, die geplant sind, um dein vom 11. Ki lo. August hier versammelten Deutschen Radfahrer-BundeStag «in festliche« Gepräge zu verleihen. Nach den bis jetzt erfolgten An» Meldungen werden sechs bis acht Tausend deutsch« Radfahrer in diesen Tagen hier erwartet; eS wird also der Bundestag «ine Betheiltgung erfahren, wie sie noch keiner seiner Vorgänger auszw weisen hatte. An der Spitze der Ausschüsse steht der EhrenauSschuß, der sich au« folgenden Herren zusammensetzt: Generallieutenant Freiherr von Hovenberg, Generalmajore von Plato und Müller von Berueck, Krei«hauptmann von Ehrenstein, Rector der Universität Professor vr. Brieger, Oberpostdirector Walter, Oberbürgermeister vr. Beorgi, Bürgermeister Juftizrath vr. Tröndliu, Geh RegieruugSrath BmtShauptmann vr. Platzmann, Polizei- director Bretschneider und Stadtverordnetenvorsteher Juftizrath vr. Schill. Außerordentlich thätig sind der Haupt», Fest», Wettfahr., Finanz», Preß-, Wohnung«» und EmpfangsauSschuß, um olle Vorbereitungen so zu treffen, daß da« Fest in der geplanten großartigen Weise verläuft. DaS Bureau, in dem jederzeit über alle den Bundestag betreffenden Angelegenheiten Auskünfte von berufener Seite erlheilt werden, befindet sich im goldnen Saale de- Krystall-Palastes. Freitag, den 11. August, Abends 8 Uhr beginnt der Reigen der Festlichkeiten mit einem EmpfaugScommerS im Theatrrfaale de« Krystall-PalasteS; hervorragend« künstlerische Kräfte haben ihre Mitwirkung zugesagt, so daß der Abend allen Theilnehmern vielen Genuß bereiten wird. Auch «in Ballet wird bei dieser Gelegenheit auftreten. Sonnabend, de» 12. August, früh werden im Etablissement Bonorand di« geschäftlichen Verhandlungen de« zehnten Deutschen Radfahrer-Bundestage« eröffnet. Im unmittelbaren Anschluß darau erfolgt die Uebergabe de« BundeSbanners. Nachmittags wird ta dem Etablissement „Schloß DrachcnselS" ein Volksfest großen Stils veranstaltet. Dasselbe wird die „alte Leipziger Messe" vergegenwärtigen und rin Bild von dem Leben und Treiben der» selben bieten. Am folgenden Sonntag wird der große Corso in Scene gehe» der Radfahrer erfolgt 9'/, Uhr in der Johannis- ,11 Uhr geht der Zug durch die Hospitalstraße, die Dresdner», Quer» und Bahnhofstraße nach dem Augustusplatze; von hier aus durch die Grimmaische Straße, über den Reumarkk, den PeterSkirchhos, die PeterSstrahe nach dem Markt und von dort auS wieder durch die Katharinen» und Plauensch« Straße, über die Promenade durch die Psaffendorfer Straße und ein Stück des Rosenthals nach dem Zoologischen Garten, woselbst die Auflösung de« Corso erfolgt. Nachmittag V,4 Uhr findet auf dem Sportplatz, dessen Tribünen und Sattelplay bis dahin sertiggestellt sein werden, große- Inter» nationales Radwettsahren statt, zu welchem sich die ersten Radfahrer als Teilnehmer gemeldet haben. Bei dem Wettfahren kommt übrigens auch ein Wanderpreis Kaiser Wilhelm'- II. zum AuStrag. Für den Montag ist ein Saalsahren in der Alberthalle des Krystall-PalasteS in Aussicht genommen, dem Abends «in großes Festessen in der Neuen Halle folgt. «m imgenoen Die Aufstellung der Allee, gegen V,11 Plato», Kurze, Dr> vermischter. — Verlt«, 3. August. (Telegramm.) Gestern Nach mittag explodirte bei einem Schießversuche auf dem ssanzerschiffe .Baden" im Kieler Hafen eine Car touche. Neun Mann wurden getödtet, darunter zwei Osficiere, 18 Matrosen wurden leicht verwundet. — Berlin, 2. August. Bekanntlich werden seit zwei Jahren auf den städtischen Rieselgiitern auf Veranlassung de« Stadtraths Marggraff bulgarische Rosen cultwirt. Dieselben wurden in solchen Mengen aus dem städtischen Ricselgut in O«dorf bei Großbeeren und Lichterselde gezogen, daß der Besitzer der Rothen Apotheke in der Rosenthaler- traße, Herr Marggraff zun., im vorigen Jahre Versuche an- telltc, um auS denselben da- kostbare Rosenöl zu gewinnen. Indessen sind diese Versuche damals mißlungen. In diesem Jahre hat nun Herr M. die Versuche wieder aus- »enommen. Dieselben glückten jetzt soweit» daß auS den Rosen der Rieselgüter ein kleines Quantum diese- wohl riechenden OcleS, da- dem orientalischen in keiner Weise an Qualität nachsteht, gewonnen wurde. Dieses Ergebniß lag in einer seiner letzten Sitzungen dem MagistratScollegium vor, da« Veranlassung nahm, dem Herrn Marggraff zun. einen Dank zu votiren und zu beschließen, die Versuche weiter ortsetzen zu lassen. In den jüngsten Tagen haben, wie von zuständiger Seite mitgethcilt wird, diese Versuche zu solchen zlänzcnben Resultaten geführt, daß die Gewinnung deS Rosenöls auS Osdorfer Rieselgut-Rosen sich bis zur Rentabilität gestaltet. --- Breslau. 2. August. Daß die Wendel ihren Ge liebten ermordet bat, wird jetzt dementirt. Die Ursache deS Todes deS Arbeiters Paul Nitzschke, so schreibt die „Schles. Ztg". bleibt noch in ein Dunkel gehüllt, welches elbst die Sektion der Leiche noch nicht zu lichten im Stande war. Soviel aber ist durch die Section festgestellt, daß ein Mord völlig ausgeschlossen ist. den» die an der Leiche ichtbaren Verletzungen sind keineswegs derart, daß sie den Tod zur Folge haben konnten. Welche Einwirkung den jähen Tod des Mannes herbeigeführt hat, kann sich daher erst aus den weiteren Untersuchungen ergeben. --- Die XXII. Wanderversammlung des Deutschen Photographen-Vereins findet vom 22. bis 25. August 1893 in HildeSheim statt. -- Altona, 2. August. Die Strafkammer deS Landgerichts verurtheilte den Bankier Karl Stappelfelde wegen Ünlreue, Unterschlagung und Betrugs in 6 Fällen zu zwei Jahren Gesängniß. ---- Vom Bayerischen Wald. Den zahlreichen Besuchern deS Bayerischen Waldes mögen hier Winke dienen über die schönsten in kurzer Zeit leicht auszuführenden Partien. Als AusgangSpunct ist die bayerische Grenzstadt Furth i/W. zu wählen. Von hier auS besteigen wir zuerst in 2'/, Stunden den Hohen Bogen, von besten westlicher Spitze, dem Burg st all, sich unS ein Panorama eröffnet, daS Jeder mann vollkommen befriedigen dürfte. Wandern wir nun eine halbe Stunde weiter östlich, so finden wir in idyllischer Einsamkeit eine traute Stätte (WirthSbaus), wo sür die nöthige Labung gesorgt wird. Alsdann schlagen wir unseren Weg nach Neukirchen (Gasthaus von Moreth) ein, daS wir in 2 Stunden erreichen. Da der nächste Tag eine größere Tour erfordert, so erobern wir noch nach 1>/« Stunde daS freundliche GebirgSdorf Ritt steig, das in dem trefflich bc- wirtheten Gasthof des Jacob Treml uns eine sehr angenehme Herberge bei billigsten Preisen bietet. Fünf Minuten ober halb deS Dorfes genießen wir eine herrliche Aussicht nach Böhmen. Am zweiten Tage brechen wir frühzeitig nach dem Ossa auf. In 3 Stunden erreichen wir aus gut markirtem Wege, ohne jegliche Anstrengung, diesen aus zwei Spitzen bestehenden Gebirgsstock, dem wir unbedingt einen Besuch machen müssen. Nun sührt »nS von der nördlichen Spitze auS ein schön angelegter Reitweg in 2 Stunden zu dem romantisch gelegenen Schwarz-See, dem schönsten aller Seen deS Bayerischen WaldcS (Erfrischung). Von hier auS erreichen wir über den Teufelsce in 2 Stunden Eisenstein, wo wir in dem Gastbof von Oberst ein gutes Quartier finden. Am dritten Tage besuchen wir den Arber, indem wir den Weg über den Arbersee nehmen. In 3 Stunden gelangen wir zu besten Unterkuustshüttc mit Bcwirtbnng und Herberge und von dort aus zu dem Gipfel in 10 Minuten. Die Aussicht von dort ist eine wunderbare. Nun steigen wir entweder nach Bodenmais, Zwiesel ab, oder nach Loh berg, Lam, von wo wir unsere Tour in beliebiger Richtung sortsetzen können. --- Metz. 2. August. In der König Johann» Artilleriecaserne ist nach der „B. Z." der Typhus auSgebrochen. Die am meisten betroffene achte Batterie ist in Baracken verlegt. Paris, 3. August. Einer amtlichen Meldung zufolge sind nur die Mittelmeerhäfen als choleraverdachtig anzusehen. --- Paris, 3. August. In dem Tunnel von Pb re 8 a- chaise sand ein Zusammenstoß zwischen zwei Zügen der Gürtelbahn statt, bei welchem 59 Personen unerheblich ver letzt wurden. Dieselben wurden nach ihren Wohnungen ge bracht, da eS sich nur um leichte Verwundungen handelte. ---- Fahrräder an Stelle der Fiaker. In Mailand hat sich eine Gesellschaft gebildet, welche Dreiräder auf öffentlichen Plätzen aufstellt, wovon jedes einem — wie soll man sagen Kutscher, Lenker oder Treiber — unterstellt ist, der dem Fahrgast gegen bestimmte Taxe daS Dreirad nicht vermiethet, sondern denselben auf das Fahrzeug aufsitzen läßt und nach dem gewünschten Bestimmungsort fährt. In China und Japan bat man bekanntlich die leichten zweirädrigen Handkarren mit welchen die Kulis für eine Kleinigkeit ihre Fahrgäste be fördern. Ja ähnlicher Deist wird die Mailänder Gesellschaft den Droschken Concurrenz machen. Wie da« Patent» und technische Bureau von R. Lüder» in Görlitz erfährt, hat die Stadt Mailand da« Unternehmen bereit« coocessionirt und wird dasselbe demnächst in Wirksamkeit trete». — Die k-nigt» von Spanten in San Sebastian. Am äußersten linken End« de- Strande- ist, abgesondert von den übrigen, die königliche Badecabine angebracht. Es ist »in recht einfacher Holzbau, der sich auS drei anrinanderaesügten Pavillon- zusammen» setzt. Der mittlere ist nach dem Meere zu geöffnet und läßt Stühle sehen und einen Tisch, auf welchem etwa« Silberzeug und ein Paar Nippe-^achen stehen. Der Pavillon zur Linken und zur Rechten ist hermetisch verschlossen und die Fenster sind mit weißen Gardinen verhängt. Dies« beiden Räume dienen der königlichen Familie al- AuS» und Ankleideräume. RlngSum läuft eine Veranda mit einem niederen Geländer, in welches die bourbonischen Lilien eingesetzt sind. Ein paar Tops» pflanzen sind an der vorderen Seite der Veranda gruppirt, auf daß die decorative Zulhat nicht mangle. DaS Ganze ist mit einem Anstrich versehen, in welchem die Töne des Braun, Weiß und Gelb mit bedachtsamer Nüancirnng verwendet sind, lieber dem mittleren Pavillon erhebt sich eine überlebensgroße KönigSkroue. DaS Bau» werk ruht aus Rädern, welche unter dem ersten und dritten Pavillon befestigt sind und aus zwei Schienenpaaren gehen. Ein« kleine Dampfmaschine am Ufer, die von Matrosen bedient wird, wickelt ein Seil ab, welcher die Cabine langsam zum Rand« des MeereS herabläßt, beziehungsweise wieder zum User hinaufzieht. Halb elf Uhr Vormittags. Am Ufer oberhalb der königlichen Badezellen hat sich zahlreiche-Volk angesammelt. Polizeimannschaft hält den Zugang frei. DaS Polizei-Commando setzt sich au- mehreren Geheimagenten zusammen, zwei Gendarmen, einem Con- siabler mit Stock und schwarzem Filzhelm und sechs von den unver meidlichen MigueleteS. Das sind nämlich die Provinz-Gendarmen des Kronlandes Guipozcoa. Ihre Uniform ist eine der einfachsten und zugleich auch eine der malerischsten der spanischen Arme«. BlS Wafsenrock tragen sie eine Art blaue» Havelock, der aber nur bis zum Knie geht, rothe Hosen und rotheS baskischeS Baret mit einem leinen kreisrunden Mctall-Schilde aus dem Scheitel, welches dos Wappen der Provinz darstellt. Zu der hohen Polizei gesellen sich bald die drei königlichen Bade» diener in dem aus der Playa üblichen blauen Matrosencoftüm mit nackten Füßen. Sic nehmen aus der steinernen Userbrüstung Platz, wo bereits drei MigueleteS ihre Beine herunterbaumeln lassen. Der Capitai» de- in der Bucht liegenden Kanonenboote« mit weißer Jnteriinsinütze und vergoldetem Rohrslock und dessen erster Lieutenant komme» herbei. Die bewaffnete Macht salutirt und setzt dann aus der Userbrüstung das Geschäft deS BaumelnS mit den Beinen ort. Tie beiden Seeosficiere lassen sich aus einem anderen Theil der Steinbaluslrade nieder, der Lieutenant dreht erst dem Capitain und hierauf sich selbst eine Cigarette und dann baumeln auch sie mit den Beinen, mit den Soldaten um die Wette. Kommt: der Hosmarschall, ein graubärtiger Herr, mit dem baskischen Baret. Von dem in der Bucht vor Anker liegenden Kanonenboote „Conde de Benadito' stößt ein Boot ab, das mit Matrosen bemannt ist, unter dein Beseht eines LsficierS. Es ist das Wachtcommando, das während deS Strandausenthalts der Königin vor der Cabine die Seewache auszieht. Dreiviertel elf. Peitschenknall und Wagen rollen. Der königliche Landauer biegt um die Ecke der Chaussee, die von der Billa der Dugessa Baqlen herführt. Die MigueleteS pringen von der Brüstung aus und schieben daS Volk zur Seite: „.Ille, .Ille!" Die Marineofficiere nehmen ihre Mützen ab; die Gendarmen ziehen ihre Hüte vom Haupte, desgleichen di« Herren im Publicum, die MigueleteS greisen falutirend an die Barets. Der königliche Wagen fährt vor. Der Diener springt vom Bock Livree Blau mit Gold — und öffnet den Schlag. Die Königin entsteigt mit leichtem Schwünge dem Wagen und bietet de» Osficiere» einen freundlichen guten Tag. Der Capitain küßt mit tiefer Verbeugung die dargereichte Hand. Und wer diese hohe, volle Figur gesehen hat, diese» aufrechten Gang, diese runden Bewegungen — der hat auch sofort „die Formel" sür diese Frau gefunden. So geht man nur in einem Orte der Welt einher, jo giebt man nur in einem Orte der Welt di« Hand. Die Königin von Spanien? Es ist nichts von spanischer Königin an ihr und jeder Zug in ihrem Wesen giebt mit vernehmlicher Stimme das Sig nalement: „Nationalität — eine Wienerin". Eine Wienerin! Und jetzt weiß man auch, wo dieser Mund sein herzgewinnendes Lächeln, dieses Auge seinen halb schüchternen, halb treuherzigen Blick gelernt hat. Und man begreift, warum die edlen Hidalgos zur Zeit von der liebe» Gewohnheit deS Revolutionirens lasse» und warum der spanische Thron wieder einmal seststeht, bis aus Weiteres. Die Toilette ist erstaunlich einfach: ein einfarbiges graues oder ein gestreiftes dunkel-violettes Kleid; auf dem Kopf« ein großer gelber Strohhut mit primitiver Garnitur von jener aus beiden Seiten eingebogenen Form. Der Mutter klettert Alsonso XUI. auS dem Wagen nach. Wieder grüßen die Osficiere tief. „Guten Tag ... guten Tag!" Aber die leutselige Begrüßung der Unterthancn ist lange nicht so wichtig, wie die Frage, ob auch der große Hund da ist. — Der große Hund brennt vor Begierde, unter die Augen Seiner Majestät zu treten. — Und daran schließt sich noch eine Reihe nicht minder bedeutsamer Anliegen, welche mit athemloser Geschäftigkeit vorgebracht werden und aus welche der junge Marine-Licutenant sorgfältige Auskunft giebt, wobei er schars auspassen muß, daß der König, während Beide zum Strand herabsteigen, ün Eiser seines Interesses nicht in den Sand purzelt. Der Inhaber deS spanischen Throne- ist ein schmächtiges Bürsch» lein. Der gelbe Strobhut. der aus dem Hinterhaupt aufsitzt, um» rahmt mit seiner breiten Krimpe ein schmales Kindergesicht, daß vielleicht blaß wäre, wenn es nicht den landesüblichen bräunlichen Teint hätte, und in dem die blauen Adern unter der seinen Haut hervorschimmern. Wie der Teint, so ist auch der ganze Schnitt de- Gesichtes spanisch. Alsonso XIII. ist also mehr der Sohn seines Vaters, als seiner Mutter. Das mütterlich.wienerische Element kommt nur in den guten, hellbraunen Augen zu seinem Rechte, da aber auch von Herzen. Körper und Glied maßen sind zierlich. Kleidung: ein Rosa »Knaben »Anzug mit kurzen Höschen und schwarzen Strümpfen; ein grauer Hebe» zieher, wenn eS kalt ist; vor Allem aber der große Strohhut, der bereits Erwähnung gefunden. Ist im klebrigen sechsjähriger Knabe par ercellsnee: läuft lieber, als er geht, springt noch lieber, als er läuft, und erachtet eS sicherlich sür viel geistreicher, über das Ge» länder einer Treppe zu rutsche», als über ihre Stusen hinabzuschreiten. Genirt sich nicht im Geringsten, aus einen alten Herrn mit einer blauen Brille, der im Publicum vor der königlichen Equipage steht und sich am Anblick seines kleinen LandeSvaters weidet, mit dem Finger zu zeigen und laut zu bemerken, daß er ihn sehr komisch finde. Die königliche Familie, an welche sich noch einige Damen und Herren vom Gefolge aageschlossen haben, steigt zum Strand« hinab und betritt die Cabine. Die gelb-rothe Fahne, die bisher über der- selben geweht, gleitet herab, und an ihrer Stelle steigt die blaue Fahne mit dem Wappen deS königlichen Hause- aus. Die Dampf. »aschin« baginnt zu Pust», und da« klein, Hänschen rollt allmäftg »um Rande de« Wasser« h«ab. Di« Königin läßt sich auf der vorderen Veranda nieder — e« ist zu kühl »um Baden — und plaudert mit de» tzofcavalleren und Offirieren, bte entblößte» Haupte« vor ihr stehen. E« müssen da viel lustig, Dinge gesagt werden, denn mau sieht sie häufig lachen; und dazwischen greift sie manchmal zu einem Lpernglaie und mustert eingehend den Schwarm der Badenden uud den der Prome» »irrndeo, läßt sich wohl auch erklären, wer Diese« und wer Jene« ist. Für Alsonso XUI. hat ein Lakai Hacke und Schaufel herbei- gebracht. Ein Paar Häufchen Sand sind bereit« vorbereitet. Und Seine Majestät gräbt und hackt mit Feuereifer da herum, hier und da den sachverständigen Rath deS Marine-Lieutenants eiuholeud, der wohl auch zum activen Eingreifen herbeigezogen wird, wenn der Sand den Spatenstichen einen zu zähen Widerstand entgegensetzt. Aber di« Reize einer Thätigkeit, welche darin besteht, an einer be- stimmten Stelle so viel Sand wegzunehmen, bi« ein Loch ist, und dann wieder so viel Sand hineinzuthun, bis kein Loch mehr ist, sind nicht besonder- dauerhafter Art. ES handelt sich also darum, sie durch besondere Pikanterien zu würzen. Eine solche ergiebt sich zunächst, indem man dem Ossicier Sand aus die Uniform schüttet. Aber auch dieser Scherz, wiederholt, verliert rasch von seinem an» sänalichen Reiz. Da ist dann ferner der große Hund. Den großen Hund hat man sich nicht etwa in Gestalt einer jener kost baren Doggen vorzustellen, welche van Dyck an die Seite seiner SönigSkinder malte. Der große Hund ist »in proletarischer schwarzer Wächterhuud, der einem der Badediener gehört und jetzt, unbeküm mert uin die Anwesenheit der Herrschaften, vor der Cabiae in der Sonne schläft. Der große Hund ist sonst ein getreuer Spielgefährte der kleinen Majestät. ES dunkt ihm aber durchaus nicht plausibel, woher man da« Recht nimmt. Jemandem, der in der Sonne schlasen will, eine Schaufel Sand auf den Kops zu schütten, selbst wenn man der König von Spanien ist. Und er knurrt und geht einfach auf die Seite, springt aber bellend einer in'S Wasser geschleuderten Muschel nach. Und hat Majestät k»lne Muschel mehr, so wirst man den Spaten in- Wasser, und dann die Hacke, uud wäre schließlich auch geneigt, den Strohhut vom Haupte zu nehmen und es mit diesem zu probiren. (Sprudel.) — Warschau, 2. August. In Birsche, Gouvernement Wilna, brach eine große FeuerSbrunst auS. Gegen 180 Gebäude, darunter das RathhauS und die katholische Pfarrkirche, wurden eingeäschert. 7 Personen sind umge kommen. Gegen 700 Familien sind obdachlos. — Aus dem Lrangc-Freistaat ist nach Birmingham ein auS gebranntem Gyps hergcstcllteS Modell deS großen Diamanten geschickt worden, welcher jüngst in dem JaaerS- fontein-Bergwerke gesunden worden ist. Der Stein führt den Namen „JagerSfont ein-Excelsior" und soll der größte bisher gefundene Diamant sein. Er ist ungefähr 3 Zoll groß und 2 Zoll breit. Er wurde am 30. Juni d. I. von einem Kaffern gefunden und ist 971 Karat schwer. Sein Werth wird auf eine halbe Million Pfund geschätzt. Der Finder erhielt als Belohnung 150 Pfund, rin Pferd, einen Sattel und einen Zaum. — Ein merkwürdiger Umstand ist, daß einige Diamantenhändler mit den BergwcrkSbcsitzern die Uebereinkunft getroffen hatten, alle Steine, gleichviel ob gut oder schlecht, zu einem bestimmten Preise pro Karat zu kaufen. Dieser Contracl endete am 30. Juni, und der große Diamant war, wenn nicht der letzte, so doch einer der letzten, die an jenem Tage entdeckt worden sind. (Wiederholt.) — Einen höchst originellen Spart kennt man in Galveston (Texas). Dort wird, wie New-Dorker Blätter melden, soeben ein zweites Kühe-Wet lren nen vorbereittt. Der AuSgang deS ersten Wettrennens war sür die Förderer dieses eigen artigen Schauspiels so erfreulich, das Rennen gelang so vortrefflich, daß alle Sportsleute in Texas den zweiten Kuh- Wettkampf mit großer Spannung erwarten. Die Kuh, die als erste anS Ziel kommen wird, wird ihrem Besitzer l5 000 Mark einbringen; der Besitzer der als zweite einlaufenden Kuh wird nur 3000 .ckl erhalten. (Wiederholt.) Lader, Sommerfrischen und Reisen. — Lommerfrische Naunhof, 31. Juli. Folgende Statistik der Sommergäste dürft« viel Interesse bieten. Es waren bis 3l. Juli angemeldet un Jahre 1884 30 Parteien mit 88 Köpfen, 1885 82 Parteien mit 206 Köpfen, 1886 86 Parteien mit 217 Köpfe», 1887 66 Parteien mit 151 Köpfen, 1888 73 Parteien mit 165 Köpfen, 1889 76 Parteien mit 154 Köpfen, 1890 98 Parteien mit 245 Köpfen, 1891 106 Parteien mit 274 Köpfen, 1892 144 Parteien mit 340 Köpfen, 18NZ 188 Parteien mit 438 Köpfen. (Eingesandt.) Die Begrüßung de- Fürsten BiSmarck, ob hier oder in Friedrichsruh, ist alle» guten Bürgern Leipzigs sehnlichst erwünscht. Jeder hat ein Interesse daran, daß er sich dabei betheiligen könne. Da muß eS nun aussallen, daß ein anonymer Kreis „hiesiger Bürger und Einwohner" diese Angelegenheit in die Hand ge- nommen haben soll und sogar an „derArbeit ist, ein Listenmaterial herbeizuschaffen, das selbst von hohem Wcrthe sich ausweisen dürfte, wenn der Gedanke einer BiSmarck - Fahrt hinfällig werden sollte". DaS klingt sehr orakelhaft, um s» orakelhafter, als, wie eS unS scheint, dieser kreis „hiesiger Bürger und Einwohner" bis jetzt um öffentliche Angelegenheiten sich wenig bekümmert hat, wenigstens nicht ihre Thatkrast dafür eingesetzt haben. Wir bitten also um die größte Oefsentlichkeit in dieser Angelegenheit, wenn sie nicht von anderer Seit« öffentlich in die Hand ge nommen werden soll. L. «lern ron ckvr 8«enk»rtv ru Hamburg. Vom 2. August 1893. Ilorgens 8 Ukr. Ltatious-Xnme. S br « L x L— 3-2 s or « A Ricbtunx uvck Lkärlr« des IVioäes. IVetter. L L. LelmuUst . . 760 81V leicdt «rolicix -i- 16 Okristinvaunck . 753 XXO sckvack Kegen -i- 11 dlosknu . . . — — — Xeukadev»««r. 758 81V leicht deckeckt -4- 15 Xnrisrudo . . 764 81V «cdvnck kalk beckeelct -s» 16 IViesdackvo , . 763 X leiser kalk keckeclct -4- 12 Lreslau . . . 763 IV sedvaek lialk keckeclct -4- 14 Xirra .... 761 0 leiser «eoUieuIos -4- 19 poetzsch's Röst-Aaffees zeichnen sich durch nachstehende vortheile aus: 1) wesentliche Wertherhöhung des verwendeten Roh kaffees durch vorherige gründliche Reinigung. 2) Bedeutende Erhöhung der Ergiebigkeit durch ab- solute Entfernung der wassertheile vermittelst Ab- saugung durch Exhaustoren-Betrieb. 3) Röstdauer höchstens 15 Minuten, daher die volle Erhaltung des Llromas, welches bei den Kaffees auf die gewöhnliche Art hergestM, durch zu lange Röstdauer verfluchtet. Richard Ooetzsch, Leipzig, Aaffee-ASfterei in» Großbetriebe. verkauf: Königsplatz, Ecke am Peterssteinweg. Meinen verehrten Kunden von Leipzig und Vororten diene ergebenst zur Nach- richt, daß ich in letzter Zeit wegen mehrerer Krankheitsfälle im Personal sie nicht regelmäßig habe besuchen lassen können. Ich bitte während der hoffentlich nur kurzen Zeit um gefl. direkte schriftliche Ah Bestellung, deren Ausführung in altgewohnter, prompter Weise stattfinden wird, g Hochachtungsvoll 8 leim. Milkt Är. 24. vtto vroslß, H ni>«1 < varthetltzafte Ve;««Squelle in Rauch-, kan-, Schnupftabak und Cigaretten nur für Händler. Tüchtige Monteure auf Bierdruck-Apparate sofort gesucht. Lob. I-avge, Metallwaarenfabrik, L.-Reudnitz, Feldstrab«. AdLbLrbsrvslo, ,,L„ chines. Rhabarber und bestem spanische« Wein bereitet, emps. die Hasapathcke znm «ritzen Adler, Hainstratzc 9. Mr Pädagogen. Eine mittlere Borbereittmgs- anstalt ist an einen tüchtigen Päda gogen, der sich selbstständig machen will, zn verkaufen. Offerten k. 215 Exped. d. Bl. Ptpstnwei», bew. 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Gebaren: Herrn Professor vr. Arnold Dodel-Müller in Zürich eine Tochter. Herrn Landrichter vr. Kuehn in Chemnitz ein Sohn. Herrn Landrichter vr. Hetzheim in Greiz ein Sohn. Herrn August Jacob in Dresden ein Sohn. Herrn Max Zahn in Dresden eine Tochter. Herrn Oberingenieur Paul Herrmann in Schweidnitz ein Sohn. Grftorden: Herrn Hermann Wenzel'S in Wurzen Sohn Herbert. Herrn Robert Srlzer'S in Wurzen Tochter Gretchen. r»r cki« vielkncken vobltkueucksn LsMewo cker Ddsiloakme bei ckem Xdledro Sa» kaueraUlantenant a. v. von I86tnr86tik^ unä Loxsnäorss, DxeeUsar, «lau tjetzekübltestsn vaolr, vraackon, ckeo L. Xuguzt. 1893. vier» eine veU««e
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