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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931019013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893101901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893101901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-10
- Tag1893-10-19
- Monat1893-10
- Jahr1893
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7424 Cholera-Nachrichte«. * Pefi, 18. Oktober. (Telegramm.) Der Redaet«»» de« Pcster „Lloyd" Jacob Deutsch, ist au der Cholera gestorben. Ferner starb hier noch der Geoeralsecrrtair der twgarischen Creditbaak Torac«. Sitzung -er Stadtverordnete«. vorläufiger Bericht. * LettzrtO, 18. Oktober. Vorsitzender: Herr Iustizrath vr. Schill. Am RatbStisch sind anwesend die Herren Ober bürgermeister I)r. Georgi, Bürgermeister Iustizrath vr. Tröndlin, Stadträthe Vr. Wangemaun, Büttner, Heutschel, Ramdohr, Hehler, vr. Fischer. Erster Gegenstand der Tagesordnung ist die Wahl eine« besoldeten Stadtrathe- »nd von fünf unbesoldeten Stadträthe». Bei der erstcren Wahl werden 54 Stimm zettel abgegeben, von denen 5,3 auf Herrn Stadtrath Walter entfallen, der nunmehr auf Lebenszeit wiedergewählt ist. Die Wahl der fünf unbesoldeten Starträtbe erfolgt auf Antrag de« Herrn Direktor Sauer durch Zuruf. ES werden aus 6 Jahre wiedergewäblt die Herren Nagel, Bolkmann, Grüner» Herzog und Frieling. Die Rechnungen für das Armenwesen der Stadt Leipzig und die Rechnung über taS Ttaminvermögen, ingleichen da« Vermögen verschiedener Stiftungen de« ArmenamteS von Alt-Leipzig und der einverleibien Vororte auf da- Iabr l80t werden richtig gesprochen. Genehmigt wird die Nachver- willigung von 3075 .6 und 600 -L für Heilung und Be leuchtung, ferner von 2000 für Wasserzins im Conto „ZwangSarbritSanstalt zu St. Georg". Als richtig enlärl wird die Abrechnung über Herstellung der Straße I' (IohanniSallee) und Straße ll (Gutenberg- ftraße) in Leipzig-Reudnitz. Zustimmung findet der Raths- beschluß, 53ll zur Pflasterung de« noch niacadamisirlcn Theile« der IohanniSallee von der südwestlichen Grenze deS OstplatzeS bis zur HoSpitalstraßc zu bewilligen. Nachverwilligt werden 300 .a? zu Conto „Gebäude" und 1000 Reparatur- und Unterhaltungskosten für das Museum, 200 .4 für bauliche Unterhaltung deS an- gekaustrn Grundstückes Lützener Straße 10 in L -Lmdenau. Genehmigung sintet die vorgcschlagene Abänderung deS über einen Tbeil der Flur Kleinzschocher ausgestellten Bebauungsplanes. Zugcstimmt wird ferner dein NathSbeschlusse, >2 000 sür Wassergeld wegen Besprengung der Straßen nachzuverwilligen, dem Abkommen mit den Grundstücks besitzern Herren Weigel und Wangemann wegen Regulirung der Baufluchtlinie für die von L. Altstadt »ach dem Orts- theile L.-GohliS führende Bliinienstraße, ten> Abbruch deS ehe maligen Armenhauses an der Mühlgasse Nr. 5 in L-Con»ewitz, den, Abbruch des auf dem städtischen Grund stücke in L.-K lein zschocher, Schleußiger Weg !)ir. 22, stehenden VordcrgebäudeS. Weiter werden genehmigt der PartellirungSplan und die ortSstalnIarischcn Bauvorschriften für den zwischen der äußeren Halleschen und der Langen Straße in L.-GohliS gelegenen beiden städtischen Parcellen, der Bebauungsplan und die ortSstatutarischeil Bauvorschriften für die im -Stadt bezirke L.-Linde»a» und zwar zwischen der Guntorfer »nd Leutzfcher Flurgrcnze einerftiis, der Schillerstraße unk Lcutzscher Flurgrcnzc andererseits gelegenen Baublöckc. TaS Collegium geiielimigt ferner die Einstellung der zweite» Ba »amtS-Assistenten stelle in den Normaletat und spricht die Erwartung aus, daß die Inhaber dieser Stellen das erste Bauführer Examen bestanden baden müssen. Hinsichtlich de» ableknenden Beschlusses des RatbeS Wege» der vom Collegium beantragten Anlegung von Fußwegen über den AugustnSplay beschließt das Collegium, den -Rath zunächst »»> Veranschlagung und Mittbeilung der sonstigen Kosten für Niveau Verankerung und Entwässerung zu ersuchen. Ein weiterer Beschluß deS Collegiums gebt dahin, bei dem Rath zu beantrag-», an taS Collegium mit thunlichster Beschleunigung eine Vorlage wegen Pflasterung der Kohlcnstraße zu bringen. Herr Stadtrath Vr. Fischer theilt mit, daß der Zustand der Koklenstraße sehr schwierige und langandancrnde Erörterungen hervorgerufen habe unk daß der Rath jedenfalls im nächsten Frühjahr mit einer Vorlage an den Rath koinmen werde. Vor der Hand und während des Winters werde man sich mit der Ausbesserung des MacaeaniS behelfen müssen. Nachverwilligt werken looo für Schlämmung der Parthe in dem Theile vo» Häntcl'S Bad abwärts bis zum Anfänge der Einengu»g*u»d deS Schlcußenübcrlaufe« von Händel'S Bad, ferner der eingeengten Parthe und der Strecke unterhalb der Psaffcndorser Brücke bis zur Mündung in die Pleiße. Die Vorlage, betreffend die Ausnahme der Abfall- Wässer aus dem Grundstücke der Preßhesensabrik I. Mübl- berg zu Mockau in da« Leipziger Schleugenneh, wird unter der Voraussetzung der Ausnahme einer Bestimmung, wonach Berstadt taoWiterrusSrecht »nddie cinjäbrigeKündigungsfrist eittgeräuml werte», i» das betreffende Abkommen genehmigt. Nachverwilligt werden 3300 -e sür DeSin section der städtischen Schleusten, 5>3l8 .4 für Pflasterung der Kohlgattenstraß«. Grnchuffat pchch «sch vk El» friedignng de« Baublockes vl de« ParcelltrungSplane» für da« Areal de« Kohlenbahuhofe« «it einem Lnfwand von 770 Joslogischer Garte«. Der Gatzal. Al« vor n,,«tzr fanszeh, Jahr», der Zooloqffch« Garte, «it de» allerdeschridenste» Thierbestoud« vo» der Well i»S Lebe» aer»se» wurde, lieserl« die »»«ittelbar« Umgebuua de« «hnnaltaen „Pfaffe», dorser FettviehhoseS" «ll ihre», in di» Viehställe de« Vorplatz»« t» Schaarrn eiagestellte» Rinderheerde» et» »ell gröbere» zoolojffche« Anschauungsmaterial, als der Garte» selbst. Die» Bild hat sich seitdem gewaltig geändert,- der im Süd«» der Stadt errichtete neue Schlachtdos wie« den brüllenden Schaar«« «ine» andere» Weg. Immerhin behielt der Ochs« doch noch set»e ständig« vertrttuua ll» Zoologische» Garten, einmal i» de» Grunrochsen-Lolonie», dann neuerdings auch in de» jüngst auS Indien hier «ingetrofsene» wilde» Ochsen, den Gayal», denen «in« größere Adthetlung ll« Antrloprnhouse zugewlesen ivurd«. Der Gayal (So, krvotall») bildet ein« selbstständige Art in der Gattung de« Rinde». Mit dem Ganr »nd Banteng verwandt, er- innert er In seinen Formen wie diese entfernt o» da» gemeine europäisch« Rind. An de» beide» hier ausgestellten, »och junge« Thieren wird dir» recht deutlich ersichtlich, wobei der ziemlich groß«, hinten Hohr, nach vorn sich verschmälernd«, an de» Wangen «n». gezogene Kopf, die breite Stirn und di« breit« und anfgetrllbe», Schnauze charakteristische Merkmale der Abweichung abgeben. Di« Ohren, welche vom Gayal nach seitwärts gerichtet gellag«» werdeu, sind eher schmal alt breit, von halber Kopflänge und fast von eiförmiger Gestalt: die Hörner bilden «ine schwach« halbmondförmig« Krümmung. Den Körper deckt «ine ziemlich dich», glatt anliegend« und kurze Behaarung, deren Färbung tiesdunkelbrann erscheint. Bei dem einen der Thtere ist di« Stirnplatte weiß gefleckt »nd dir Schwanzquasi« weiß. LS scheiut, »ach mannigfachen Angaben zu schließen, dietzeimath de- Gayal aus de» südliche» und mittleren Lhril von vorder» Indien und die Insel Ceylon beschränkt zu sein. Dort lebt er, ei» echter Gebirgsbewohner, in kleinen tzeerden vereint ein gesellige» Leben führend, auf waldigen Hügel» und dichten Wäldern. Sauft und zutraulich von Charakter, erweist er sich doch andererseits auch scheu und flüchtig, wobei er sich in seinen Bewegungen viel schneller und gewandter zeigt al» Zebu und LauSnnd Während der wild« Ochs« in seiner Heimath al» willkommener Fleischliefrrant zu gelten pflegt nab sein« Haut zur Schilder- tabrikation zu Markt» trägt, wird den hier zur Schau gestellte», hübschen, munteren gehörnte, Gayal« di« Metamorphose z» Lenden- stück, Beefsteak 4 l» Tartar« und Rtndlmaulsalnt billigerweis« er- spart bleiben. Der Zoologisch« Garten will nun einmal, daß man nicht immer so realistisch denkt, daß man den Ochse» ausnahms weise auch einmal „kn Schauen genießt". —-m. Fah L Werner, Fabrik und Lager photographischer Apparate. L. Leipzig, 18. Oktober. Linen neuen Zweig unserer heimischen Industrie, der immer größerem Umsaag gewinnt, bildet dt« Her- siellung und der vertrieb photographischer Apparate und der dazu gehörigen Utensilien. Z, de» leistungsfähigsten Firme» ans diesem Gebiete gehört die Firma Falz öd Werner, dt«, seit einige» Jahren am hiesigen Platze errichtet, durch di« Güte ihrer Erzeug nisse einen bedeutenden Aufschwung genommen hat. Mag auch der Kreis drr Abnehmer, namentlich durch dt« sich stetig vermehrend« Zahl der Liebhaber - Photographen, ein immer weiterer werden, so kann sich die obige Firma doch mit Recht da» eigene Verdienst ihre» Erfolge» zuschretben, welchen sie anSschlteßltch durch die vortreffliche Ausführung ihrer Apparat« erreicht hat. Nicht nur erst« hiesig« Kuustanstalllu der photographischen Be» vielfältigungSart, auch bedeutend« auswärtig«, ja selbst Berliner Autoritäten beziehen hier ihren Bedarf an Apparaten. Wir haben die verschiedenen Arbeitsstile der Tischlerei und Mechanik mit großem Interesse besichtigt und von der Art der Herstellung Kenutniß genommen. Ja einem besonderen Ausstellungsräume sind dt« fettigen Erzeugnisse zur Schau gestellt und r« finden sich dort Apparate in den verschiedensten Größen und Preislagen vor. Ja de» übrigen Lagerräumen findet man alle Bedarfsartikel, di« znr voll- ständigen Herstellung von Photographien erforderlich stad. Der zweckmäßig angelegt« und schön auSgestattrll Katalog der Finna bietet de» Interessenten «ine genaue Uebersicht de» hier Gebotenen. Auch ein Tunkelzimmer steht mit allen dazu gehörigen Grräib- jchaften jedem Liebhaber zur unentgeltlichen Verfügung, ebenso wird die erste Anleitung zur Aufführung von Photographien bereitwilligst ertheilt. Um ihrem Kundenkreis noch mehr Bequem lichkeit zu Thetl werden zu lasten, Hot sich kürzlich dt« Firma entschlossen, Detailverkauf uad Comptoir in ela offene» Geschäft nach der Kurprtnzstraße 24 patt, za verlege», «in Umstand der gewiß dazu beitragen wird, den KuadeukretS drr regsame» Firma noch weiter aulzudehnen. Wir wollen nicht verfehlen, aus bat dort befindliche, reichhaltig auSgestatllte Schaufenster ausmerksam zu machen, sowie dasselbe allen Interessenten einer besonderen Brach, tung zu empfehlen. vermischtes. - Vast G«s. Mit dem gestern erfolgte» Schloß de» Lnrsaall hat unsere Cursaisoa ihr Lade erreicht, doch sind immer noch Fremde, welche di« Cur gebrauchen, hier anwesend, wir sich denn überhaupt unser Badeort bei seiner geschützten Lage und allen zweck- entsprechenden Cinrichtuugen trefflich zum Cnransenthalte auch während der rauhen Jahreszeit eignet. Bo» der Fremdenliste er- schienen genau 100 Nummern, wovon dl« letzte einen Aesammt- bejuch von 20 542 Personen» vo» 0024 Cnrgästeu und 11518 Passanten, verzeichnet«. Uuter den Curgisten nahmen der Zahl schneeweiße glänzende Wolken herazss. Sie schwebten höher unv höher, wurden von Minute zu Minute gigantischer und massiger und formirtea sich zu einer imposanten Gebirgs landschaft mit rothlich schimmernden Ei-kuppen, Schluchten oav Thälern. Da die bat» morgnua fortdauerte, schienen die Bergketten unmittelbar au- einem Meere aufzusteigen. Ich bade selten etwa» Zaubervolleres und Täuschendere» gesehen, als diese Lustspiele! Doch allmalia verschwamm die scharfe Grenze zwischen Delibab und Wolkengebirge; die seidenfarbig fiimmernde MeereSflächr nahm graue Tone an, rS war, als ob Staubflöre darüber hinzögen. Der grelle Schein der Sonne blaßte und mit ihm die strahlende und schimmernd« See- und GebirgSwrlt. Wie von unsichtbaren Geisterhänden geschoben und gestoßen stiegen die Wolkenberge auswärts, bedeckten den weiten Horizont und flössen al» graue und schwarze Masten ineinander. Die Sonne ist zu einem alothrothen Rieseoball geworden, drr bmter oachlschwarze» Wolkencouliffeo versinkt . . . Ein spukhafte« Dämmerlicht hat sich über dir unendliche Steppe gebreitet . . . Da gebt plötzlich durch die Todtenstille ein markerschüttern der, pfeifender Ton . . . Ein Gturmgebeul de« Winde» er bebt sich ... Ich sehe fern da und dort immer mebr Riesen- saulen in Trichterform gen Himmel steigen und sich bi» hoch hinauf in die Wolkenräum« dehnen . . . fahlgelb . . . gespeasterhaft . . . Saodtrombe« find e», die der Sturm auswirbelt. Sir schweben unheimlich näher und näher . . . Mir steht vor Schrecke» daß Herz still Um Gotte« Willen, wirs Dich nieder; Du bist verloren, wen» Du in eine« dieser Rieseatrichtrr hineingerätbst!" sagt mir eine innere Stimme. Aber ich kann de» Gedanken nicht zu Ende bringen. Schon fühl« ich mich vom Sturme erfaßt; wie ein Federball werde ich um «nd um gedreht, «mporgrboben und niedergrschleudett, so daß mir alle Glieder schmerzen und da« Blut an« Mund und Nase dringt. . Der Angstschweiß bricht mir au« allen Poren . . . Ta- Gesicht znr Erde etehrt, bleib« ich am Bode» liegen ... Da« wilde Wetter raust in rasender Gewalt über mich hia . . . Während eiuer Ruhepause de« Sturme« versuche ick mick» zu erheben. Da« Stepprnbild bat sick mit einem Schlage total verändert. Statt de« Sonnenglaoze« herrscht tiefe Nach» Di« Stepp« gleicht einem Tiatenmeer, über da« die phantastischen Dolkrnaebilde drohend dahinziehen, so tief und schwer, al» wollte» sie herniederbrrchea uad alle« Lebe» der Steppe erdrücken. Erneute« Wuthgeheul de» Sturme» . . Ein greller Blitz ... ein furchtbarer Donnerschlag mit lange andauerndem Nachball . . . Beim Scheine des Blitze- scbe ich in einiger Entfernung von mir zwei bohe Silberpappeln gespcnsterbaft wie schwanke» Rohr herüber- und hinüberpeitschen. Ein Aechzen, Stöhnen, Krachen, Splittern ... Im nächsten Augen blick treibt eine Baumkrone mit weißflimmerntem Blältcr- schmuck an mir vorüber ... Blitze zucken, Donner rollen an allen Enden. DaS ganze Firmament befindet sich in einem furcht baren Aufruhr... Undurchdringliche Staub- und Sandwclkcn überall . . . Stampfen, Geschnauf, di« Erde dröhnt. Eine Viehherde jagt daher, aber ich vermag nicht zu erkennen, ob e- Büffet oder Pferde sind, so dicht hat sie die Staub lawine umhüllt. WaS beginnen? . . . DaS Hortobägy Flüßckcn kann nicht mehr fern sein, denn ich höre ängstliche- Gekräckz und Geschrei de» aufgesckeuchlrn SumpfgeflllgelS ... Deutlich vernehme ich den Ruf der Kiebitze und da» Gekreisch der Enten und Wildgänse . . . Ich lasse mich willenlos vom Sturm treiben . . . Ost versagt mir drr Athem . . . Mir brennen und schmerzen Genick, Augen und Wangen von dem prasselnden Sandrcgen, drr sich unaufhörlich über mich ergießt. Bei flammendem Blitz erscheint auf einen Moment die Steppe vor mir weithin sichtbar . . . Ein Schilsmeer wogt ... ein Wasserspiegel blinkt . . . Wirre- Durcheinander von Voaelstimmcn . . . Unzäblige dunkle und Helle Punkte schweben über Wasser und Schilf, sie heben sich und senken sich, fahren durcheinander und verschwinden in dem grünen Gewoge, um sich wieder zu erbeben ... Es ist ein Tumult, al- ob die wilde Jagd loSaelassen sei. Unbeimlich wie Hölleugeläckter klingt da» tausendstimmige Klage- und Angstgrschrei der befiederten Sumpfbewohner in da» Sturmgebraus . . . Gott Lob, ich bin am Ufer der Hortobägy . . . Der Sturm hat mich in einen kleinen Weiden- und Papprtsohl hinein- aetrieben. Bei meinem Raben erbeben sich mit lautem Ge flatter Reiber und Fisch-Adler, dir in den Kronen der Bäume ihre Nester haben. Der hohle Leib einer Kopfweide wird mir zum willkommenen Zufluchtsort. Er umschließt mich, sicher vor Sturm u»d Regen, Staub- und Sandwehen. Und während Alle» om mich her blitzt und kracht, braust und rauscht, prasselt, pseis», kreischt, schreit, ächzt und stöbnt, ziehe ich Stahl, Stein und Feurrsckwamm hervor, setze mrjn Thontzsrifchcn in Brand, lauscht ausinerksam und analysire in größter GemüthSruhe die heroische Symphonie der lobende» Elemente... nuch R, DttckkH» uckt «7»4 Puck,ne» »« «He, Mn» et», da,» folgte» dt» Rosse» uud Pole» mit 4M. dt« Holländer mit 418. dt. «utzllllck« »tt »0. dt. tzr»»off» «st SM. dt« Oesterreich«« unk Ungar» «tt LOS, dt« Bel-ier »tt 149, die »»«tue, «tt US uud «» U»«<1««k «tt 1« Pas««», vo» alle» übrige» Rattan«, Ware» «euttzer G« UV P«so«, hier au welend. Im HoSpttaldaL sür Cnr^ill» fände» 235 Per sonen Ausoah««. Dt« »ach de« Luftcurott Hohenmalber, führend« Drahtseilbahn hat am 30. Sepie»der den Betrieb für btt Dauer de« Winterhalbjahres et-irstellt. — Der Senior drr hiesigen Brunnen, mid Badeärzte, Herr Geh. SanitätSrath vr. Panthel, setrtt am 18. November sein äOjähttgrS Doctorjubiläum. — Lun»«», 18. October. (Telegramm.) Dir da« »Reut. Bur." au« vom N. d« Monat» meldet, ist der der neugearüodeteu kanadisch-australischen Dampfschiff- Linie gehörige Dampfer .Micowera" am 2. d». Monat« am Eingang de« Hafen» vo» Honolulu gestrandet. Die zur Pilse entsendeten Buasirdampfer konnten die „Micowera" nicht flott machen. Di« Paffagier«, sowie die Postsachen wurden gerettet. Vach Schluß -er vedacttou eiugegange«. 18. Oktober. Ans die Ansprache de« Bürgermeister« vr. Pauli heim Rathha««dinrr erwidert« drr Kaiser: ,Ein schöne« Fest voll erhebenden Inhalte« ist soeben gefeiert worden. Die treue Hansastadt Bremen hat in feierlicher Weise ihre Daake«schuld dem alten Kaiser Wilhelm gegenüber abgetragen. Ei» würdigerer Tag konnte kaum für diese Frier gefunden werden. Drr 18. October, drr Iahrr«tag drr Völkerschlacht von Leipzig, in welcher die zur „Heiligen Allianz" verbündeten Monarchen Preußen, Deutschland, ja man kann sagen ganz Europa von dem ehernen Joche der Unterdrückung befreiten, der 18. October ferner hin der Geburt-tag de« nachmaligen Kaiser« Friedrich vl. — welch' eine hohe Vorbedeutung sür seine Zukunft! In seiner Brust trug er in jungen Jahren die Vorahnung der kommenden Ereignisse und den brennende» Wunsch nach der Einheit unsere« geliebte» Vaterland»«, und al« nun da« Morgenroth de« neue« Deutschen Reiche« strahlend empor stieg, da durfte er al« gereifter Mann die Träume seiner Jugend verwirkliche«. Da- deutsche Schwert in drr Faust, ge- wann drr Sohn auf blutiger Wahlstatt seinem Vater dir deutsche Kaiserkrone. Seine» Hammerschläge» ist e« zu danken, daß de« Reiche« Rüstung fest geschmiedet war. Ewig bleibt unserm deutschen Volte der Siegumstrahltr katexochen vor Augen. Heute nun, au seinem G«burt«tage, fiel soeben die Hülle von seine« greisen Heldenvater« Bild, und in Erz geformt blicken uo» Kaiser Wilhelm'« Züge mit hoheit-vollem Ernste an. Wie hat die göttliche Vorsehung ihn wunderbar geführt! Wie herrlich hat drr Himmel e« gefügt, daß der hohe Herr nach mancher schweren Trübsal zum Regieren berufen ward in einem Alter, wo andere Männer sich von der Arbeit zurückzuziehen pflegen. Welch' ungeahnte Erfolge hat er mit Gotte« Hilfe er rungen! Ihm war e« von Gott bestimmt, aller Deutschen Sehnen zu erfüllen und mit der siegreich erkämpften Kaiserkrone Deutschland seine Einigkeit wiederzugebeo. Er durfte zu diesem Werke große Männer finden, denen die Ehre zu Theil ward, seine Gedanken auSzuführrn und als seine Berather mit ihm zu arbeiten. Wahrlich, mit Recht hat Bremen dem alten kaiserlichen Helden heute ein Denkmal gesetzt. Ich danke Ihnen als Enkel für die Ehrung Meine» Großvater». Ich danke Ihnen al» Kaiser sür den warmen Empfang Ihrer Stadt und die Pflege der alten Tradition. Mein ganze» Bestreben wird sein, nachzulebrn uud nachzustreben dem hohen Herrn, dessen eherne» Bildniß von drüben hrrübergrüßt. Auch Bremen kann Meiner steten Sorge» sowie Meine» Interesse» uad Meine« kaiserlichen Schutzes stet« gewärtig sein. Möge Bremen« Handel im Schatten de» Frieden» sich entwickeln,blühen und gedeihen. Eingedenk der großen Tage der alten Hansa, dere» Wahlspruch nicht nurSir, sondern wir All« stet» eingedenk sein müssen, wenn wir aus dem Welt markt vorwärt« kommen wollen, ^iuvigurs necesso ett, virero non est uvceu« !* Ich leere Mein Gla« auf da- Wohl der freien Hansastadt Bremen, ihre» Senat« und ihrer Bürgerschaft! Hoch, hoch, hoch!" * Vre«««. 18. October. Der Kaiser hatte sich um 4»/, Uhr von seinem Absteigequartier, wo Lllerhöchstdersrlbe die AdmiralitätSunisorm angelegt, nach dem RathSkellrr begeben. Bon da fuhr der Kaiser um 8 Uhr Abend» durch di« »«ich illuminirl« Stadt ,u« Vahuhvf »nd reist« mittelst Extrazuge» nach Berlin ab. Allerorten, wo er sich in Bremen zeigte, wurden Allrrhöchstdemselben von der Kopf an ltzops gedrängte»Bevölkerung stürmische Ovationen dar- -ebracht. * Wte«, >8. October. (Privattelegramm.) Die innere politische Lage wird immer kritischer; Graf Taaffe reist morgen nach Pest zum Kaiser, um demselben über die Situation zu berichten. Für die Wahlreform-Borlage, welch« Montag beginnen soll, wird eine Mojorität nicht ju Stande kommen. Graf Taaffe soll dann sofort mit der Auflösung de» ReichSrathe- Vorgehen, wenn in der ersten Zesung der Wahlrrform die Majorität de» Hause- eine ab- ehueode Haltung kuudgebeu sollte. Dann würde die Aus lösung Dienstag erfolgen. *><«, lS. October. In der Banketrede in Dronero erklärte Giolotti, Italien muffe freimülhig eine demokra tische Politik befolgen und sagte bezüglich der auswärtigen Politik: Unsere auswärtige, von dem Parlament und dem Lande gebilligte Politik beruht auf Allianzen, welche den Frieden sichern. Wir waren immer und werden immer de» Allianzen treu bleiben. Ein internationaler Zwischenfall, welcher die öffentliche Meinung lebbaft beschäftigte, bewies, daß der FriedeoSwunsch überall gemeinsam war. Der Zwischenfall habe durch die Unterhandlungen ein« gerechte und billige Lösung gefunden. Gegenwärtig mache Italien eine Periode schmerzlicher, wirtbschaftlicher Depression durch. Die Hauptursache der Krise sei die schlechte Finanzpolitik, welche große Ausgaben machte und die erforderlichen Capitalien durch enorme Anleiben im AuSlande beschaffte. Die DiScreditirnng Italien» sei mächtig gefördert durch da» llebelwolleu drr Feinte im AuSlande, wo Italien als ein Volk dargcstellt wurde, da- sich ohne Hoff nung aus Erholung auf dem Wege de» Verfalle« befinde. Drr Minister wie- statistisch nach, daß Italien seit l88t,55 von einem Deficit von 250 Millionen auf 14 Millionen und von den Au-gaben für Bahnbauten von jährlich 286 aus 29 Millionen herabgegangen sei. Er erwähnte die gegen wärtige Münzcalamität und führte au», daß Italien die nothwendige finanzielle Unabhängigkeit nur durch Sparsam keit erringen könne, indem e» eine« großen Theil der im AuSlande befindlichen Schuldtitel auf sich nehme. Der Staatsschatz muffe aufhören, den Geldmarkt durch große An käufe behufs Zinsenzablungen zu beunruhigen und da» Gleichgewicht de» Budget» müsse sofort hergestellt werden, um neue Schulden durchaus auszuschließen. Die Be schaffung einer metallischen Gegenleistung für 120 bis !50 Millionen fremder Wechsel, welche in jedem Halbjabr nötbig sei, übt aus den Geldmarkt einen gewaltigen, von der Spekulation leicht auSzubeutenden Druck. DaS einzige Mittel dagegen sei, in dem geeigneten Moment die Zahlung der Einsuhrzöllr io Gold zu fordern. Durch derartige Maß regeln werden die böswillig auSgestreuten Zweifel beseitigt, al» könnte Italien den auswärtigen Verpflichtungen ohne neue Anleihen nicht genügen. Die Herstellung de- Gleich gewicht» de» Budget- bilde eine unaufschiebbare Pflicht. Dem rücksichtslosen Kriege gegen Italien- Credit müsse die künftige Finanzpolitik entgegengesetzt werben Deshalb werde die Regierung eine Reform der Erbschaftssteuer und eine Pro gressivsteuer aus die Einnahmen über 5000 Fr. verschlagen. Durch diese und andere geringere Reformen würden 40 Millionen neuer Einnahmen erzielt, die zum Gleichgewicht genügten. Auch gegen die künftige Vermehrung der Ausgabe» müsse vor- gcsorgt und die Verbesserung verschiedener Berwaltungs- zweige ermöglicht werden. Die Totalausgaben sür baS Landheer und die Marine seien von 554 Millionen in 1888,80 auf 342 Millionen in 1802,03 zurückzegangen. Innerhalb dieser Grenze müsse da- Maximum der mili tärischen Entwickelung gesichert werden. Die inneren Re formen besprechend, sagte Giolotti, daß die Regierung den aufhetzerischen Agitationen unter den Arbeitern SicilienS energisch entgegentreteu werde, sich jedoch bestreben, die Lage der Arbeiter zu verbessern. Zur Durchführung de- Programms sei die Einigkeit und die Dacksamkeit der libe ralen Partei nöthig, deren conservativerer Theil die Tendenz zeige, sich hei den Wahlen mit den Klerikalen zu verbünden. „WaS kostet dort Wohl ein Schock Eier?" „Giebt r» dort sckönere Frauen al- hier?" fragte ein schmucker CsikoS, bcr mir wädrend der Rast um Brunnen die reizenden Zeugblumen-Guirlaudcn aus seinem Lodenmantel (Szür) gezeigt und, mit Stolz erklärend binzugefiigt batte: „Von meiner Rose . . ." Meine Antwort: „Scköne Frauen giebt'S überall in der Welt", wollte der verliebte Pußlcnsob» jedoch nickt gelten lassen. „Keine ist schöner, Herr, al« meine Rose! Ibr solltet sie nur sehen!" Hej! Rose, Täubchen, Du bist bold. Der Morgenstern, er ist von Gold, Der Morgenstern hat Silberschein, Doch schöner bist Du. Rose mein! . . ." So jauchzte brr Bursch und schwenkte den mit Reiberscdern geschmückten Hut. Schon kam vom Brunnen herüber die drastische Antwort: „Rose, Tänbchen, Morgenstern. Hast den CsikoS gar zu gern. Schlugst »dm schon — eS ist «tu Grau- — Seine beste» Zähne au»!" . . . Ter also Angesungene und Verhöhnte versuchte den ikm angelbanencn Schimpf durch ein paar lrästige Sckläge mit seiner meterlangen Treibpcitsche zn räcken- aber anstatt um die nackten Beine deS übermütbigen Vojtären, ringelte sick die ge flochtene Lcdergeißel um de» Balken teS Ziehbrunnen-, denn der flinke GuluäS war pfeilschnell in die Steppe binau-. Ter verliebte CsikoS begleitete mick ein Stück Weg- Von einem der Sandhügel, welche man Türkenmützen nennt und von denen da-Volk behauptet, sic seien zn Zeiten drr Türken- nolb künstlich errichtet worden, um die Ankunft de» ge fürchteten Feinde» von Gau zu Gau durch Feuersäulen zu signalisiren. zeigte er mir rin fern liegende» HirtenbäuSchen. C« war da» Elternbau» seine» Liebchen-. Dort sollte ich Rast halten und mich am Abend von einen Bojtären nach der Csärda geleiten taffen. Die Flugsanbstreckcn gewannen immer mebr an Aus dehnung. DaS Gebiet wurde öder und öder. Graue Kochien (linelli» »veuaria ll ). durstig beblätterte Melden, kümmerlich entwickelte Tre-pen und andere vollständig verdorrte Gräser. Wolfsmilch und Spitzklette suchten sick in dem ungleichen K.imrse mit Dinr und Sanrueben stantbast zu bebaupten, ab>-r sie scknenen alle dem ttnteraanae aeweibt Hier waren die Pslanzcnpieiiierc von dem stinlörnigen rollenden Sand« von so hohen Wellen überdeckt, daß sie nur mit ihren Spitzen gleichsam hilfesuchend hervorschauten, dort hatte der Wind im unbarmherzigen Spiel ihre Wurzeln bloßgelegt, ja sie stellen weise vollständig entwurzelt, und der nestartig zusammea- gelrocknete Bürzelborn, den die Hirten — wie ich am Brunnen erfuhr — spottweise üirälf euun/o, d. h. KLnigSmeloae nennen, tanzte und hüpfte in großen Ballen im Glutdwindr vor mir her. An jenen Stellen de» StrppeobobenS, wo Natronsalze die dünne Humusschicht durchsetzen, fehlt« die Vegetation theilweise gänzlich, und selbst da, wo auf den kreidig-weißen Salzfiecken Ansiedelungen einer maritimen Flora statigkfunden batten, fand ich Sirandastern (Atter Tripo- linm I. ), See-Wegerich (?I»utago maritim». ?. coronopu«), den MeerstrandSdrrizack (Triellloekl» marittmiun !,.), den GlaSsckmrlz oder Queller (k-alieorai» kerd»ceL l,.), da« Salz kraut lS»!»«!» ll'ali l,.) und die Stranvnelke (8l»tico Lmelini willst) vertrocknet vor, und die bloßliegenden, metcrwrit über den Boden kriechenden bleichen, zerrissenen Rdizome de» Helm- grase» (b,>)i7mn erioitn« Kcdrll.) bewiesen mir zur Genüg«, daß die Strecke noch vor kurzer Zeit mit Sand bedeckt ge wesen, oder ein Sumpfterrain gebildet hatte. Hier gab e» wenig za sammeln. Rüstig schritt ich vor wärts. Die Hitze bauerte fort. Dir Windstöße nahmen an Stärke zu. Die Luft ging hohl, doch immer noch gluthheiß. Zwei Steppen-Adler (Aquil» orientali») kreisten yoch oben am lichwrauen Himmelsgewölbe. Plötzlich schaffen sie in einiger Entfernung von mir nieder. Ein kleiner Distelwald verbarg sie vorläufig meinen Blicken. Al» ich näher kam, gewahrte ich zwischen meterhohen, vollständig trockenen, ver bolzten Stengeln der nickenden — und Stacheldistrln (O»rckmu nnt»n, b, . O. aeantlloicke, l.) den Cadaver «ine» Zackrl- sckase». Wahrscheinlich hatten die Iuhäßen da» verendete Tbier in diesen schier unkurchdrioglicheu Distelwald geworfen, und nun flogen di« SanitatSwächter der Steppe zum Fräße berbei. Ich hörte rin laute» kurze« Gekräckz und sah im nächsten Moment, wie rin Steppenweih, drr bisher allein und ungestört an der gedeckten Tafel gesessen hatte, aufstog und sich auf eine« der langen gewundenen Horner de» Opfer« niederließ. Die beiden stärkeren Ankömmlinge saßen bereit» auf dem Bauche de« Thiere» und rissen ihm dir Eingeweide au» dem Leibe. Im Nu batte ich meinen Revolver au« drr Havelocktasck« Drei Schüsse krackten . Der Weib lag tobt am Boden, aber die beiden großen Räuber, denen drr Gruß gegolten batte. Koben sich wodlbrbalten mit schweren raschen Flügel I schlagen rauschend in dir Lüfte . . . I Fern im Südwester» der Horizantlioie stiege» allmälig
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