Delete Search...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.12.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18931227011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893122701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893122701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-12
- Tag1893-12-27
- Monat1893-12
- Jahr1893
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Vezugs-PretS Hi h« hmtvterpedition ode» den im Stadt- hqrrk und dr, Borortrn «rrichtkteu Au«, aabe'ielle, «»-»hol«: vi«rt»IiLdrlich^I4Nt1 brr zwtimaligkr täglicher Zustellung in« Haus ^ üNO. Durch lie Post bezogen für Deuljchland und Oesterreich: vierteliLdrlich >l S-—. Dirette tügliche Krcuzbandienduag i»< Ausland: monatlich 7.SO. Die Morgen-Ausgabe erscheint täglich '/,7 Uhr, dir Sornd-Nusgabe Vochrntog« b Uhr. LeLarlion an- Erpe-itioa: A»h«nnk«,affe 8. Dirkrveditiou ist Wochentag« unanterbroch«, ^Sffaet von früh 8 bi« «drud« 7 Uhr. Filialen: Ott» Me»»'« Larti». (Alsred Hahn)» Uatversitätsuraß» 1. Lonis Lösche, -atharinrustr. 14. pari, und Sönlgsplatz 7. Morgen-Ausgabe. TlmMatt Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichtk, Handels- nnd Geschäftsverkehr. A«zeige»-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Rrelame» aater dem Rrdartioasstrich (4g«» spalten- üO-L, vor den Familien aach richten j6 geipalten) 40^. Größere Schriften laut unjerrm Preis» verzeichniß Tabellarischer und Ziffernfos nach höherem Tarif. Optra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Posibefördrruug ^4 SU.—, mit Posti>«sördrrnag 7V.—. Tinnalimeschlvk für Anzeigen: Abend-Ausgabe: BormittagS 10 Uhr. Morge n-Ausgabe: 4,'achmitiags 4 Uhr. Sonn- and Festtags früh ' «9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je »in« halbe Stunde früher. Anzcigr» sind siet« an die Expediti»« zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Mittivoch den 27. December 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Nkvjahrs.Lriksvttkkljr. Zur Förderung und Erleichterung des Neujahrs- Briefverkehrs ist es wir in den Borjaliren ge staltet, Briefe, Postkarten und Drucksachen, deren Bestellung in Leipzig und den früheren Bororten von Lripzig durch die Post am 1. Januar früh ge nuin cht wird, bereits vom 2tt. December ab bei den Postanstalten in Leipzig zur Einliefernng zu bringen. Ter Absender hat derartige, mit recht deutlicher nnd vollständiger Aufschrift zn versehende Brief sendungen, die alle einzeln durch Postwerth reichen frankirt fein müssen, in einen Um schlag von festem Papier zn legen. Ter Umschlag ist zu verschließen und mit der Aufschrift zu ver sehen : Hierin frankirte Neujahrsbriefe für den Ort. Au da- Kaiserliche Postamt 13 in Leipzig (AuizustnSplatz). Solche Umschläge (Packele) mit Neujahrs-Orts- briefen können bis einschließlich den 30. Tecember entweder an den Postannahmestellen abgegeben oder, soweit eS der Umfang gestattet, in die in Leipzig und den Vororten ausgestellten Post-Briefkasten ge legt werden. Am 31. Tecember ist jedoch die Ab gabe ausschließlich bei den Annahmestellen des Post amts 1 (am AngnftuSPla-) zn bewirken. Die den Sammel-Umschlägen entnommenen Briese erhalten sämmtlich den Postanfgabesteinpel vom 3l. Tecember 0—7 Nachmittabs. Ausdrücklich wird bemerkt, daß die Einrichtung sich nur auf die in Leipzig zur Post gegebenen an Empfänger in Leipzig oder in den Bororten von Leipzig selbst gerichteten Briefe (Ortsbriefe) erstreckt. Es wird ersucht, von dieser Einrichtung, welche der Einlieferung großer Masten von Briefen bei den Postanstalten am Sylvesterabend zn steuern be zweckt und zur ordnungsmäßigen Abwickelung des gesteigerten Neujahrs-PostverkehrS beiträgt, einen recht ausgedehnten Gebrauch zu machen. Leipzig, 20. Tecember 1893. Der Kaiserliche Ober-Postdireetor. Geheime Lber-Poftrath Walter. Bekanntmachung. Die in K. 821» unserer WafferwerkSorSiinng erwähnte Frist für die Aiimrlvnng leerstehender Wohnungen wird für das erste Katendervierleljahr 1894 mit Rücksicht aus die einsallenden Feiertage ausnahmsweise bi« Donnerstag, den 11. Januar 1894 verlängert. Bei später eingehenden Anzeigen kann ein« Waflerzin-- ermüßigung nicht mehr verwilligt werden. Leipzig, den 18. December >893. le. 6468. Ter Rath der Stadt Leipzig. Or. Georgi. Cichorlus riutz-Holz-^uction. Donnerstag, den 28. Tecember d. sollen von vormittags 9 Uhr an aus dem Kahlschlage in ttblh. 22 de- ttonnrwttzer Forstreviers 138 Hrichen-Rntzklötze von 22 bis 100 cm Mittenstärke 70 Writzbuchn,- S - 22 ÜO - - 3, Rastern. M 22 bO - 32 t-schen- » 22 26 »nd 20 tthorn- 0 - 20 - »4 - - 2—10 m M Linvrn- 0 - 22 68 - - Länge, 10 i^rlen- » - 20 86 c> Virkrn- » 18 LS 2 Matzvol»er. - 20 - 24 - - und Birken^Ichjrrüölzer und von 11—13 cm Mittenstärke und sowie 120 Eichen-, Elchen-, Nüstern. 140 Fichten - Lchirrsiangcn 7—10 m Länge, unter den im Termine aushängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Znsammrnkunst: ans Lern Sahlschtage in Ablh. 22 neben dem des vorigen Jahre« tm Revierort „Gautzschrr Winkel" an der Reuen Linie. Leipzig, am Ib. December 1893. De« Rath« Forstdeputation. Holzauktion. Freitag» den 5. Aannar >894 sollen von vormittag» ' ,1V Uhr an aus dem Mtitelwaldschloge in Ablh. b des Vurgauer KorftrrvierS in der Nähr d«r Flathrtan« und dem alteo Forsthauje bei Bohlitz-Lbrenberg 40 Rmtr. Sichen-Rn-schrite l. uod II. LI, 172 . -iche«- 8 » Eiche n- 11 - Vuchen- 49 . Rüstern» vrennscheite 9 » Erlen« »ad 14 . Lintzn,» 1 - Bl«»en» I - Orlen-Rollen unter den im Termine auSbäugenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Znsgmmeakunfk: auf dem obengenannten Schlage. Leipzig, am 16. December 1893 Le« »tttd« Aorstdrpatatton. Lkkanntmachung. ! die üirchciivorstluivsivahl in drr Vurnsgriurindc betr. Ta nach Ablauf ihrer gesetzmäßigen Amlsdauer au» unserem ltirchenvorsiandr dir Herren Holzbildhauer Alsrrd Birlitz, Schlosserincisier Julius Hrrrmann, Lehrer Heinrich rpielman». Lehrer Oswald Voigt auSscheiden, so sind zunächst 4 Kirchenvorsleher von der Kirch gemeinde neu zu wählen. Außerdem soll aus Beschluß de» der zeitigen KirckienvorstanbeS eiiliprechend der Vergrößerung unserer Parvchi« mit Osinetmiigung der könlgl. Kircheninipeelio» der Kirchen- Vorstand »in 2 Mitglieder vcrmehn werde». Es sind demiiach für diesmal insgefauimt 6 Kircheiivorstrher nrn z« wähle». Tie Aussche,Lenden find wieder wählbar. Zu Liefcin Zwecke gilt es, zuvörderst die Liste der Stimmberech tigte» auizuslellc». Stimmderechligt zu dieser Wahl sind alle selbstständigen, in der Lucasparochie wohnenden Männer rvaiigelisch-lutliekische» Bekennt- nisses, welche das 27>. Lebensjahr erfüllt haben, sie seien verbeirathet oder nicht, mit Ausnahme solcher, die durch Verachtung dcS Wortes Oioltes oder »nehrbarru Lebenswandel östenllichrs, durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobenes Aergerniß gegeben habe», LeS Stimmrechtes bei kiichlichen Wahlen wegen Beriänuiiiiß oder Der- Weigerung der Trauung, Tanie oder Co»siri»ai>on veriustig erklärt, oder von der Slimnibercchtigung bei Wahlen der politische» Gemeinde ausgeichlosien sind. Wer von teinein Stimmrecht Gebrauch machen will, hat sich vorher anziinieldeii. Tie Animlduiig zur Eintragung in die Listen kann sowohl schriftlich als mnndl'ch geschehen. Es ist dabei genau anzugcben: i) Vor- und Zuname. 2) Stand. tSrwcrbc »e. 3) tLeburlS- tag uud tSrburtsjahr. 4> Wohnung. Tieie Äunirldiinar» werden Mittwoch, de« 27. Dcecinbcr, Donnerstag, den 28. Dercmbrr, Frritug, den 29. Drrember. Mittags 11 — 1 Uhr im Vrichihmis vrr St. Lneaatirchc zEiugang von der Maiklstraße aus) enigcgengcnvmme». Wir bitten alle stimmberechtigten Glieder »nserer Gemei»de, sich an dieser Wahl zahlreich zu bcthcillge» und ihre Wahl ans Männer von gutem Rille, bewahrtem christliche» Sinne, kirchlicher Einsicht und Erfahrung zu richten. Zur LnraSgcmcindc gebären, außer dein früheren BolkmarS- dorf, die jogenaiinicn volkmarsborirr Ltras;c«hä»srr an der Wurzener unv Iuliusstraße und die a» den Eiken 0er Eiiendahn-, Torgaiirr und Virenzstraire gelegene» Häuser von Alt Lette» äausc». Letpzig-Bolkmarsdors, den 8. Tecember 1893. Ter kircheiiporstaiid drr Lnrasgeuieinde: Pfarrer Weickjel. Politische Tagesschau. * Letpsig, 26. December. In der WcihuachlSnummcr der „Ethischen Eultur, Wochenschrift zur Verbreitung ethischer Bestrebungen", wird in sehr eigenlhümlicher Weise siir die Idee des ewigen Friedens Propaganda gemacht. Ein Artikel über die anarchistischen Voiiihrnattcntatc verlangt nämlich, das; Alle, die in gerechter sittlicher Entrüstung derartige Mordthatcn verdammen, auch ven Mnlk der Eonsegucnz habe» und den Krieg verurthcilen. Die Beweisführung, auf Grund deren diese «zordernng erhoben wird, ist folgende: „Wir sind gewohnt, die Vernichtungen, deren sich Anarchisten schnlrsiz machen, nnter dem Sammelnamen „Propaganda der !äl>al", zu begreifen und zu verdammen. Und wir verdammen mit Recht. Aber geben wir »inscrem VcrdaminungSurlbcil einmal auf den Grund! Wir ver abscheuen die Tödlung, wir verwerfen die Zcrstörnng. Warum haben wir nicht den gleichen Fluch zur Hank für die Massenlörrnng, dieMassenzertrüinmernng,die im Krieg e gcschiebk'? Vielleicht, weil der Patriotismus die Ver- nichtnngsbandluiigkn gebietet'? Rein, das dürfen wir nicht sagen; denn dann würde lediglich der Beweggrund aus schlaggebend sein müssen für die Venirlbeiiung ooer Adelung der Tkat — gerade das, was die Propagandisten der Thal zu ikrer Rechtfertigung bebaupten " Mit anderen Worten: Der Vertbcidigcr de» Vaterlandes, der im offenen, ehrlichen Kampf dem Feinde eurgegentritt, ist nicht um ein Haar besser als der anarchistische Meuchel mörder, der hinterrücks seine ahnungölvie» Volksgenossen in der scheußlichsten Weise umö Leben bringt. Und warum siuv Beide gleichmäßig zu verdammen'? Weil beite „zerstören". Freilich, der Krieger greift zu den Waffe», um die Freiheit und die Eultur feine« Volkes, die Cicherbcit von Hans und Herd schützen zu helfen, während der anarchistische Meuchel mörder bei seinem frevelhaften Beginnen besten Falls auf seine wahnwitzige „Weltanschauung" sich berufe» kann. Aber — so belehrt uns die „Ethische Eultur" — das verschlägt nicklS, rein gar nicht«: der Patriotismus, der den Krieger die Waffen ergreifen läßt, ist wohl eine ganz schöne Sache, aber er darf hier keineswegs in Frage koinmen; „denn dann würde lediglich der Beweggrund ausschlaggebend sei» müssen für die Vcrurtbeilung oder Adelung der Tbat". Man traut seine» Augen nicht! Die Scholastiker des Mittel alters sind Waisenknaben im Vergleich mit tieici» Ucbermaß formalistischer Verschrobenheit. AIS ob eö daraus aukäme, daß mit dem Begriff „Beweggrund" opcrirt werde! Wäh rend cS doch einzig und allein um die Beschaffe»keil deö Beweggrundes sich bandelt. Es ist überslüssig, zu sagen, ob, wer sie bcrücksichligt, de» gleichen Fluch gegen die „Massen tödtnng" im Kriege schleudern muß wie gegen den anarchi stischen Meuchelmord. Hierüber dürfte» selbst Anarchisten sick, klar sein, vorausgesetzt, daß sic anstatt der „Elbischen Eultur" das eigene Gewissen befragen. Ilm die Anmaßung nnd Ucberbebung der Polen zu kennzeichnen, «heilten wir an, l8. d. MtS. eine Meldung mit, die uns von zuverlässiger Seite über einen Vorgang bei dem Diner zugcgangen war, daS kurz vorher der Erzbischof von StavlewSki in Posen zu Ebren seine« Gastes, des EardinalS Kopp, gegeben batte. Es hieß in dieser Meldung: „Bei dem Diner erbeb sich der Erzbischof von Stablcwski, um einen Toast aus seinen Gast auszubringen. In dem selben Augenblicke erbob sick der Weibbischof und die gesammtc katholisch-polnisihe Geistlichkeit folgte. Verwundert sck'autc dir tcutscke GesellsGait mit dem cominan- dirende» General dcS V. Arn eecorpS v. Sreckt an der Spitze , darein. E» war klar: die Polen hatten ein sein auSgedachle« j Manöver beabsichtigt; sie wollten, daß auch dir deutsch« Gesellschaft den Toast dcS Herrn v. Stablcwski siebend anbörte und damit gleichsam ihre Reverenz vor dem Erzbischof und dem Polenthuiu machte. Aber General v. Sccckt batte die Situation iebr richtig erkannt, er blieb sitzen und mit ib»i, wie ja nun selbst verständlich war, die ganze deutsche Gesellschaft". Gestern nun verbreitete der Telograpb an« Pose» die Meldung, da» Posener Tagcbl." vcrössenilichc ein ibin von maßgebender Seile zugegangcncS Dementi jener Miltheilnng. Diese» Telegramm sagt, wie sich beute iicrauSstcllt, die Unwahr- beit. Denn da» „Pos. Tagcbl." bestreitet diese Miltheiiuug gar nicht, bestätigt sic vielmehr im Wesentlichen und läßt fick' nur von einem angeblich deutschen Theiliicbmer an dem Tiner versichern, daß da« Anstichen der Polen „eine Sache ohne jede Bcdcntniig" gewesen sei. Hierzu bcmertl nun unser Gewährsmann: „DaS mag die Auslassung dieses „deutschen Tlieilnehmers" sein, andere Tbeilnebmer haben diese Aliisassiing nickst gctbeill, sonst wäre ja von den intimere» Voraangen bei dem Diner nicht« bekannt geworden, kenn ich. der Verfasser der Minhciluiig, habe bei dem Herrn Erzbischof nicht gespeist. Wciui der angebliche denlschc Tbcil- »cbmer weiter bemerkt, baß auch »ichlS dabei gewesen wäre, wenn die Deutsche» mil ansgestaiide» wären, so ist die« eben der schlagendste Beweis dafür, was sür ein Pole dieser „deutsche" Mann geworden ist, der nichlö dabei sinke» kann, wenn der rommandiicude General, der Lbcrpräsikenl ». s. w. die Rede eine« polnische» Bischofs stehend anl'örcu. Waö würde wohl Erzbischof von Stablewski sagen, wenn man ihm znmnthcn wollte, die Rede de« Sbcrpräsidenten siebend anstibören'?" Die preußischen Dtsieiösen baden von der ganzen Sache biSber nickst« erwähnt, obwohl ihre Hinter männer sicherlich ga»; genau wissen, wie da« Diner ver lause» ist. E« wird interessant sein, zu crsakrcn, ob sic noch länger schweige» oder gar der Ansicht dcS „Posener Tagcbl." uud seine« „deutschen" Gesinnungsgenossen bcixslichlcn. Die keanzösisäie Presse gefällt sich darin, angebliche Berliner Depesche» zu veröffentlichen, in denen behauptet wird, die deutsche Presse habe den Erklärungen des neuen italienischen Ministerp^ sidenten einen schlechten Empfang bereuet und Herrn EriSpi vorgeworfen, er bade nicht vom Dreibunde gesprochen. Der tendenziöse Ebarakter tiefer Meldungen, die ersichtlich nicht so sehr in Frankreich, wie in Italien wirken sollen, springt ohne Weiteres in die Augen. Allem Anschein nach sind kiese „Berliner Telegramme" in Paris sabricirt worden. In der gesainmtcn dcnlsche» Presse ist die staatSmännische Bedeutung der mini steriellen Erklärung EriSpi'S anerkannl worden, indem insbesondere auch daraus bingcwiesc» wn.do, daß diese Rode i» ihrem Ernste nnd mit ihrem Appell an den Patriotismus aller Parteien durchaus der Siiuation Italic»« entsprach. Wie haltlos die angeblichen Berliner Depeschen der französische» Blätter sind, da« erhellt am deutlichsten daran-, daß, als die deutsche» Blätter an die »linistcrielle Erklärung Erispi'S die ersten Betrachtungen knüpften, bereits die Meldung vorlag, daß der Eviiscilpräsidenl auch daS Festhalten Italiens an de» abgeschlossenen Verträgen betont batte. Es wäre also widersinnig gewesen, ihm den durchaus grundlosen Vorwnrs zn machen, daß er nickt von dem Dreibünde gesprochen habe Die Auslassungen der Pariser Blätter in Verbindung mit dem gegen die italienischen Wcrlbe geführten Feldzug legen jedenfalls voll- gilligcs..Fengiili; dafür ab, daß EriSpi'S Rede lediglich des halb den Wünschen der Franzosen nickst entsprochen bat, weil darin jeder Hinweis ans die Verminderung der ilalicnischen Streitkräste fehlte. Die italienische» Blätter bringen einige A»s!lä>»»g über den Schauplatz der letzte» Ereignisse in Asrila. Danach ist Agvrdat, in dessen Rälie die Schlackst statt gesunden bat, ein Fort, da- die Italiener erst in der letzte» Zeit erbaut haben, um die Straße zwischen Keren und Kassala zn sickern. Der Fluß Barrca, über den die Derwische zurück geworfen wurden, ist der Barla oder Barala, der zwischen Kusil »nd Keren nach Norde» fließt. Das Fori Agordal lieg« aus dem rechten User dieses Flusses, an der Stelle, wo mehrere Straßen vcni Rothen Meere »ach Kassala zusammennessen. Kusil liegt ungefähr in der Mille zwischen Keren »»d Kassala; wen» Oberst Ari mondi, wie gemeldet worden ist. sich dorthin begeben bat, so muß er die Derwische aus der Flucht schon eine be trächtliche Strecke verfolgt habe». Die Derwische sink schon im Juni l8!>0, als» sic auf einem ihrer gewöhnlichen Raub- züge sich in die Gegend gewagt hatten, lückstig geschlagen worden, und seither war eö dort io rubig, daß bereits ein regelmäßiger »nd gesicherter Karawancnvcrkchr von Kassala über Keren nach Massana stattsanb. Diesmal kamen die Derwische mit verstärkter Mackst, wurde» jedoch abermals geschlagen, und ko nachdrücklich, daß sic sür längere Zeit ras Wiederkommtn vergessen werken. Die Landschasl am Barla war früher unbewohnt; seitdem daS Fort Agvrdat gebaut ist, haben sich zwei de» Italienern befreundete Stämme, die Sabderat unv Algcdcn. dort angesierell und treiben mit Erfolg Ackerbau nnd Viehzucht. 3 Millionen Pfund Sterling (60 Millionen Mark) beziffert werden. Im Ministerium bat man sich nun dahin schlüssig gcmackst, sür die Dauer der nächsten fünf Iabre diesen Aufwand um 5>i» Proe„ die IabrcsauSgabe also aus 4'/, Millionen Pfund Sterling c,oo Millionen Mark) zu erböbcn. d. h. bis zum Iabre 1800 >nSgesami»r 22>/« Millionen Pfund Sterling l l.',0 Mill. Marl für Sck'iffSbauzwecke flüssig zu machen. Dadurch würde England allerdings wohl in den Stand ge setzt werden, seine Flotte, was die Halst und die Oualilät der Schisse bciiffsl, aus solcher Höbe zu erhalten, daß es auch einer russisch-französischen Gegnerschaft zur See mit Aussicht ans Erfolg die Stirn zu bieten vermöchte. Tie Flotte ist cS übrigens nickst allein, was in Entstand die Sorge vieler Politiker erweckt; auch der Hustand der Landmacht wird von viele» Seilen als ein völlig niigcnügcndcr bezeichnet. Bemäckstigen sich die Eonscrvaiivcii auch dieser Frage und drängen Herrn Gladstouc zu kostspieligen Reformen, so ent ziehen sie ibm zugleich einen Tbcil seiner Popularität, denn auch in England lieben die Sleuerzablcr die Staatsmänner nicht, die den Wählern Lasten auscrlcgcn, um sic vor Sorgen und noch schwereren Lasten zu bewahren. In Lerbien haben am Montag die Gemcindowablen stattgesnnken, deren Ergebnis; vom größten Einfluß auf die Skupschlinawaisten sind. Serbien bat nämlich eine Gemeinde- ortuiiiig, welche den Eonimunen die weitestgehende Unad- l'ängiglcit gewährt. Ter Kmct (Bürgermeister) und da« sogenannte Geuicmdegerichk, daS ans jenem und den Gemeinde- rälbe» besteht, besitzen aus Grund der gesetzlichen Bestimmungen eine sehr umiasseiidc Eoiiipelcu; ans administrativem Gebiete, welcher czcgenüber in de» Augen der Bevölkerung mitunter die Autorität kor Staatsgewalt fast verschwindet. Dcr eittscheidcnke Einfluß dcö Kniet aus daS gcsammlc coiiimunale Leben ersäbrt womöglich noch eine Steigerung dadurch, daß c« von dem Dors- Gcwattigen abhängt, ob die Steuern mit gemütlsticher Lässigkeit, cder aber mit imnachsickstlicher Strenge cingclricben werden, welch' letztere Eventualität jeder Steuerzahler selbstverständlich »ach Kräften zu vcrmcidc» sucht. Am besten kann er die» durch gefügiges Verhallen bei den Skupschlina-Walsten er reiche». Hlebt man zu all' dem noch den gewiß nicht zn unterschätzenden Umstand i» Betracht, daß mir der Würde de« KmetS in neuester Zeit ein beträchtliches Gehalt ver knüpft ist, da« z. B. in der Hauplstatl nickst weniger als 12 000 Dinar au-machl, also den Bezügen eine« serbischen Ministers gleichkomntt, so wird man den beißen Kamps, der allenthalben im Lanke um die Kmclwürke entbrannt ist, vollauf begreifen. Gegenwärtig sind fast alle Gemeindeämter in den Häute» der Ravicaloii. Aussälligcrwrise liegt heute noch Iciuc Nachricht darüber vor, ob die Radicalen abermals gesiegt baden. Man muß also aniiehmeii, daß daS Ergebniß ihren Hoffnungen nicht ganz entspricht. Tie in Vuglaud von allen Seiten erhobenen Klagen wegen der Mindcrwcrthigtcit der Flotte gegenüber den vereinigte» Flotten Rußlands nnd Frankreich- sind zwar von Gladstone in, Unterbansc durch ein mit der Wucht de« Partei führer« rrzmilngeiics VcrtrauciiSocstum mundloLt gcmacht worden. Indessen hat die conscrvative Opposition dock, ans diesem Gebiete einen nicht »nbedcutenden lbaisächlicbe» Erfolg erzielt. Da die Uebcrzcugiin^, das; zur Behauptung der britischen Vorherrschaft zur ^ec mehr als bisher geschehen müsse, auch in den liberalen Kreisen weil verbreitet ist, so würde Gladstone auf eine Resolution dcS Inhalt«, das; das HauS zur Fürsorge des leitenden Staatsmannes sür die Bedürfnisse u»o Interessen der maritimen Machtstellung rcö Reiche« volle« Vcr trauen hege, nicht haben dringen können, wen» er dem Verlange» de- Ersten LortS der Atmiraliiäl, de« Earl Spencer, nach erhöhte» Aufwendungen für Schisfebautc» nicht endlich, Wehl oder übel, Folge gegeben und aus diese Weise die unleugbar vorhandenen Besorgnisse und Bedenken eines TbeilcS der Ministeriellen beseitigt hätte. Die normalen Ausgaben Eng land« für den Neubau von Krirg-schiffrn können auf jährlich Deutsches Reich. * Berlin, 2.',. Decenider. Ter Eentral - Ausschuß zur Förderung der Jugend- und VollSspiete in Deutschland, dem ». A. die Herren I>r. I. E- Lion und Iw. mell. Goctz in Leipzig angchören, erläßt jetzt die Ein latuiig zur Thcilnahme an dem angekUndigtcn 1 Deutsche» Eongrcs; sür Jugend- nnd Volksspiele, der am 3. n»k 4. Februar in Berlin stattsindct. AnS vcm reich balligen Programm de« EongresscS beben wir hervor: l > Am 3. Februar AbcnvS 6 Ubr Vortrag über die Notk- wendigkcit und Pflege rer Juacndspielc für Mädchen, von Turnlnspeetrr A. Herr man n-Brannschwcig, mit darauf folgender öffentlicher Besprechung dieser Frage. 2) Am 4. Februar, Mittags >2 Ubr, öffentlicher Eongrcß im „Eoiicerlliaiisc"-. Eröffnungsrede und Begrüßung der Eongreßibeiliicbmer durch den Vorsitzenden, Abgeordneten von Schenckendorss-Görlitz; Ansprachen von Vertretern staatlicher nnd städtischer Behörden', Bortrag über die Bedeutung der Jugend- nnd Volksspiele vom Standpnncte der nationalen Wohlfahrt, von Oberbürgermeister Witing- Poscn »nd Professor Or. weck. A n g e r st e i n - Berlin: Schlußwort von dem Oberbürgermeister Bötticher-Magde burg. Die vier großen Berliner Turnvereine ,,»p rer akademische Tnrnvcrei» werden, soweit es die Witterung ;u- läß», am 3. nnd 4. Februar Spiele vorsübrcn. Ebenso ist mit dem Eongrcs; eine Berliner Ausstellung von Tnrnspicl gerälben verbunden. Specielle Programme sieben bei dem Geschäftsführer Professor H. Ranvt in Laueuburg a. Elbe zur Vertbeilung bereit. Eö steht zn erwarten, das; die össeiitlichc Erörterung dieser bedeutsamen Frage einen weiteren lräsligcn Antrieb für die Bewegung gebe» wird. — Ter Kaiser begab sich gestern nach dem Gottesdienste in der Potsdamer FriedciiSlirchc nach E barlot len bürg, nm in der Gruft de« Mausoleum« längere Zeit allein zu verweilen unk anläßlich de« bilukerljäbrigcu Hochzen-lageS seiner Urgroßeltern, dcö König« Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise, an deren Särgen Kränze nicdcrzulegcil. Um 3 Ubr Nachmittag- kehrte er nach dem Neuen Palais zurück. Daselbst fand um 4 Ubr das Diner statt, zu welchem die Hofstaaten, der Militair-Gouverucur und die Lebrer de» kaiserlichen Prinzen geladen Ware» 'Nach aufgehobener Tafel fand in altbergebrackstcr Weise die Dcibnachisbcschccrung der Majestäten, der Prinzen und der zur Tatet Befohlenen stall. Nach der Bcschceriing blieb das Kaiserpaar allein im Neuen Palais. — Ter Generaladjutaiit de- Kaii'er-, Generaloberst Fniherr von LoS, ist a»S Coblenz hier cingetrossen. — Eine anscheinend ossiciösc Stimme läßt sich im „Bcrl. Tagcbl." solgeiidcrmaßcn vernehmen: „Tie Veriiiulbuiigen. die sich in politischen Kreisen an di« lange Tauer und die schnelle Au'eimindersolgc der letzten Sitzungen des preußische» StaalSminisleriuuis lnuvilcn. sind, wie wir aus sicherer Quelle erfahren, unbegründet. Es tü weder über den rulsiiche» Hunde!sverirag »och „der Maßnahmen in Betreff der die Handelspolitik der Oleichsregieruiig belainpsenden preußische» Berwiiltungsbeanilen, viclnicbe lediglich über landwirlbichailliche Fragen perdandeit worden. 'Namentlich di« Frag« der Errichtung von Londwirldicha'Iskaniinrrn in »tner «ingehenden Erorlkrung unter- zog,» worden. W>« wir hören, sind die Debatten ohne jeden er regten Charakter in der ruhigsten »nd lochsichsien Weit» geführt worden. Lv'.tmtffckche und vesi'imiffsi'che Hoffnungen, di« man auf die letzten Sitzungen des Ministerium« sitzt«, sind sonach, wi» man uns »«rsicherr, in gl»tch«r Wrtsi htnsülltg."
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview