Digitalisat eines restituierten Exemplars der SLUB Dresden. - Original unvollst.: S. 545-547 fehlen
Ausgabe
2. Aufl.
Strukturtyp
Band
Parlamentsperiode
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Wahlperiode
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Titel
Einleitung und Grundlegung zu den Betrachtungen dieses Theiles, welche für das so genannte gemischte Leben eingerichtet sind, d. h. für jnes, das beschaulich und thätig zugleich ist, so wie die Schwestern Maria und Martha es sinnbilden und Christus unser Herr während Seines öffentlichen Wirkens es geübt hat
21 ganz ähnlich macht. Eine Folge davon ist, daß die Handlun gen, welche aus einem solchen Gebete hervorgehen, an seiner Erhabenheit Tbcil haben, und so, wie dieses Gebet ein Gebet Gottes, so ist auch die Gerechtigkeit gleich Gottes Ber gen*), die Erbarmung eine Erbarm ung Gottes**), die übrigen Tugenden sind Tugenden Gottes, ja die Menschen, die sie üben, sind nach Davids***) Zeugniß Götter durch Theilnahme. Dieses also ist jenes erhabenste Gebet, welches Christus der Herr übte, und dessen wundervolle Wirkungen wir in Seiner Taufe und Verklärung sehen werden. Wir müssen demselben Alle nachtrachten, denn ist es auch hoch, so ist es doch bei gött lichem Anhauch und mit Hilfe von Oben nicht schwer. Aus dieser göttlichen Sammlung ging Christus zu den Verrichtungen des thätigen Lebens hervor, verband aber mit denselben nichts desto weniger das Gebet auf eine noch andere Weise, indem Er nämlich einer jeden derselben regelmäßig ein kurzes Gebet voranschickte. So, da Er das Wunder mit den fünf Brodcn wirkte, da Er einigen Kranken die Gesundheit wiedcrgab, die Besessenen vom Teufel befreite, da Er den Laza rus wieder erweckte; so sicherlich auch bei Seinen übrigen Hand lungen, wenn auch im Geheimen. Durch dieses Beispiel aber lehrte uns Christus, daß das thätige und beschauliche Leben ganz vereint und gleichsam Zwillings schwestern sein müssen, was sie werden, wenn man nicht nur zu verschiedenen Zeiten des nämlichen Tages, sondern auch zur näm lichen Stunde mit den Verrichtungen des thätigen Lebens ein kurzes Gebet verbindet. „Wir sollen," sagt Jeremias, „unsere „Herzen sammt den Händen aufheben zum Herrn in den Himmel" — die Hände, um zu arbeiten, die Herzen aber, um zu beten. Und die Werke des thätigen Lebens Christi in dieser Zeit waren wie höchst glorreich für Gott, so höchst wohlthätig den Menschen. Denn seit Seiner Taufe begann Christus das Gesetz der Gnade zu verkünden, und die Menschen durch Seine Lehre zur evangelischen Vollkommenheit anzuleiten. Er erklärte diese Seine Lehre durch bewunderungswürdige Reden, übte sie in *) Psalm 35, 7. **) 2 Kön. 9, 3. »*») Psalm 81, 6.