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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.02.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-14
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189702141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18970214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18970214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-14
- Monat1897-02
- Jahr1897
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.02.1897
- Autor
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tag. Heiterkeit.) Wir habe» si'ir eine» gebildeicn Man», der solche Ausdrücke qebrailcht, »nr daL Gefühl, des Mitleids. Aber ich bestreue auch der Militairvcrwaltiinq da? Recht, Laß sie i» dieser Weise mit Boykotts in die bürgerliche» Verhält- »isse »tiigreist. Jene Locale sind staatlich coneessionirt und habe» das gleiche Recht wie alle anderen. Die Sucht, Social- dcniokrate» ,» der Armee zu finde», bat schon zu einem traurigen Denunciantenthui» geführt; die geringste Aeußerung, sic mag gar nicht böswillig gemeint sei», kan» cinen Mensche» ins Unglück stürze». So hat rin Mail» ne»» Monate Gesangiiiß bekommen, weil er sagte: ich bi» Anarchist. Dieser Mann hatte thatjächlich keine Ahnung weder bon der Socialdemokratie noch von der Anarchie; das geht aus seinen Briese» hervor. Und der Mann ist sogar aus dem Transport in Ketten gelegt worden'. Sehr nachlhetlig ist auch die Bestimmung, daß der zur lLontrolverjammlung Einberufene bis Millernacht desselben Tages den Militairgesetze» unterworfen ist. Ter Manu sollte doch von dein Augenblick an, wo er die >taserne verladt, anshvren Soldat zu sein. Laust könnte es vielleicht mal der Militairbehörde einsallen, zu untersuche», ob unter den An wesende» sich Socialdeiuokrate» befinden. Hier wie wo anders ver weigert man uns Gerechtigkeit. So wurde einem Soldaten die Tbeilnahme au dem Begräbniß seiner Mutter untersagt, weil bei dem selben kein Geistlicher zugegen war und die Militairverwaltung das Be gräbnis; als socialdeinokratische Demonstration bezeichnete. Der Satz ^Religion ist Privatfache" sollte doch auch von der Militairverwaltnng anerkannt werden. Diese Einmischung in die religiösen An schauungen ist jedoch unnütz, das zeigt das Verhalten der Soldaten in der Kirche; ich sage es frei heraus: sie schlafe», wenn sie nicht gar Karten spielen. (Heiterkeit ) Die Erfüllung der militairijchen Pflichten hat mit der Sociatdcmokcatie nichts zu thun; mich hat meine Gesinnung nicht daran gehindert. Der Kricgsminister hat gesagt, wir seien ohne Gott wider den König. Nu», so mancher hat keinen Gott, der das Wort Gott noch gebraucht; wenn wir hier sesistellen könnten, wie viele Nichtatheisten im Reichstag sind, es würde nur ein kleines Häuslein übrig bleiben. Und wenn wir nicht für einen König kämpfen, so tämpsen wir für uns. Ja, wir wollen überhaupt nicht den Krieg, wir sind international, und das schließt de» Begriff national nicht aus. Die Heeresverwaltung lallte in ihrem Interesse von jeder Bekämpfung der Socialdriuokratie abstcben. Noch nie ist ein Volk gegen seinen Willen regiert worden, und wir werden dafür sorgen, daß das Volk seinen Willen bekommt. Abg. Gras vo» Roon (cous.): Wir haben soeben gesehen, wozu die Tribüne des Reichstags gebraucht werden kan». (Heiter keit.) An dem Vorredner, der ja auch einmal den Fahneneid geleistet hat, ist allerdings die militairische Erziehung vollkommen mißlungen. (Heiterkeit.) In der Duellverordnung stimmen wir mit Abg. Lieber in der Hoffnung überein, daß sie segensreich wirken werde. Wir haben das vollste Vertrauen zu der Heeresverwaltung und meinen, der Kriegsminister hat sich den Dank des ganzen Landes, das in dem Heere seinen Stolz und seinen Frieden sieht, damit erworben, daß er allen Verdäch tigungen von jener Seite entgegengetreten ist. (Beifall rechts.) Die Angriffe der Socialdemokraten entbehren so aller Logik, daß sie überhaupt kein Recht hätten, hier zu erscheinen, und wenn ihnen ein Fehler in der Gesetzgebung das ermöglicht, so sollte die Gesetzgebung diese Fehler beseitigen. Das ist meine persönliche Ansicht. (Unruhe links.) Die Socialdcmokraten setzen sich mit uns an denselben Tisch, den sie bei nächster Gelegenheit nmzustürzen suchen; wenn Sie die heutige Gesellschaftsordnung negieren, so ge hören Sie nicht hierher, und ich hoffe »och de» Tag zu erlebe», wo das geschehen ist. — Redner befürwortet im weiteren Verlauf seiner Rede noch die möglichst hohe Vergütung der Borspanndienste im Manöver. Kriegsminister von Aoßler: In dem Fall Brüsewitz weichen unsere Anschauungen von denen des Abg. Lieber gar nicht so sehr ab; aber er wird doch zugeben, daß es recht war, mildernde Um stände zu bewilligen, weil der Berurtheilte von dem Siepmann außerordentlich gereizt war. lieber die Standesehre will ich nicht streiten; jeder Stand hat seine Ehre, und der hnt die höchste Ehre, der sie am reinsten hält. — Die Socialdemokratie hat verrohend ans die Jugend gewirkt; die Bestrafungen im Heere sind von lO auf 17,3 Procent gestiegen. Von einer Veredelung also können sie nicht reden. (Lachen.) Den Gastwirthen in Dessau kann ich nur rathen, daß sie klagen; ich kann doch dazu nichts thun. (Zustimmung rechts.) Der Fall mit dem Anarchisten liegt wesentlich anders; die Leute haben sich ans dem Transport nachThiemBestimmungsort durch fortwährendes Schreien bemerkbar gemacht und sind dafür bestraft worden. Wir sollen auch der social- demokratischen Presse nicht entgegentreten. Das ist schwer bei der fortwährenden Herabsetzung, die die Redactio» fortwährend von ihrer eigenen Partei erfährt; ich habe den „Vorwärts" noch für besser gehalten, als die eigenen Genossen. (Heiterkeit.) Ist doch der Inhalt einiger Artikel von ihnen selbst als stinkende Schweinerei bezeichnet worden. (Heiterkeit.) Und da behaupten Sie, Sie wandeln auf den Höhen der Mensch heit. Ich nenne das die Liefen. Sie richten sich in allen Ihren Bestrebungen gegen die Grundlagen und die Existenz des Staates, den Sie über den Haufen werfen wollen; solche Bestrebungen, die die Monarchie angreifen, können wir im Heere nicht dulden. (Bei fall rechts.) Abg. vr. Hasse (nat.-lib.): Was die deutsche Socialdemokratie von der französischen und englischen unterscheidet, ist, daß Liese immer noch national bleibt, was die deutschen Socialdemokraten vergessen. (Sehr richtig!) Am meisten hat mir gefallen, daß Abg. Bebet aus die Casernenagitätion verzichten will; bisher war das nicht der Fall. Wohin die Agitation der Sociatdemokraten führt, das beweist ein Beispiel im Auslände, das ich nur ansühren wollte. Ter englische Staatssccretair hat gesagt: England würde überhaupt keine Recruten mehr bekommen, wenn es dieselben der Sctaverei des deutschen Heeres unterwerfe» wollte. (Zuruf: „Das ist aber kein Cociatdemokratl") Nun aber, wenn der englische Staatssccretair des Krieges dergleichen sagt, so ist das eine Un verschämtheit und Lächerlichkeit, die der Mann nicht aussprechen würde, wenn er einmal seine Nase ein wenig in das deutsche Heer stecken würde. (Beifall.) Abg. v. StitM«» (Rp.): Den Terrorismus, den die Social- demvkraten ansüben, hat der Hamburger Ausstand gezeigt. Dort hat die Socialdemotratie trotz der Behauptung des Abg. PLus die Gesinnungen der Streikbrecher boycottirt. (Als Redner sich weiter darüber verbreitet, wird er vom Präsidenten gebeten, bei dem Militairetat zu bleiben.) Dann werde ich am Mittwoch darauf zurückkommen. Aufhetzung und Widerstand gegen die Monarchie ist mit der Verfassung des Heeres unvereinbar, und wir lönnen der Militairverwaltnng nur dankbar sein, wenn sie solche Bestrebungen unterdrückt. Die Socialdemokratie erfährt in ihren Anschuldigungen nach dem Grundsätze „aalnmniurs auckacter". Dazu rechne ich auch den Versuch des Abg. Pens, uns zu Atheisten stempeln zu wollen. Wenn ein ehemaliger Candidat der Theologie leinen Glauben aölegt, giebt ihm das noch kein Recht, uns das Gleiche vorzuwerfen. Sie bestreiten immer noch, daß Sie revolu tionair sind. Run, ich erinnere Sie an Ihre Anschauungen über die Sittlichkeit, über die freie Liebe, wie sie in dem Buche von Bebel dargelegt ist. Wir werden gut thun, wenn wir das Ein dringen so laxer Anschauungen in die Armee mit aller Kraft ver- hüten." (Bestall rechts.) Abg. v. Bollmar (Sociald.): Wir können so sachlich sein, wie wir wollen, Sie bringen doch stets eine richtige Socialisten-Tebatte zu Stande. Wir haben keine Lust, uns darauf einzulaffen, aber Sie irre», wenn Sie meinen, uns nach außen hin damit schaden zu können; je mehr Sie darüber reden, desto nütz lichcr wird es uns sein. In den Ausführungen des Kriegs Ministers habe ich nur das Eine vermißt, wir haben nichts zu seinem Ressort gehört» und wir werden zweckmäßiger thun, mit anderen Ressorts darüber zu verhandeln, unsere Beschwerden hat der Kriegsminister nicht widerlegt. Wenn der Soldat ohne Unterschied in und außer Dienst unter dem militairischen Commando steht, so sollte auch für Alle gleiches Recht der politischen Gesinnung gelten. Wer trägt denn die Politik in die Armee? Sie tragen sie in die Jnstructionsstnnden und in die Taserne», indem Sie die Social dcmokratie mit Ihrer Politik bekämpfen. Das Borget,»» des Kriegs Ministers bestärkt mich in der Ansicht, baß er es sich doch zu leicht vorstellt, volitisch zu debattiren. Er hat seine Ansichten sich aus der Lectüre ge bildet. Was würde er wohl sage», wenn wir nach der Lectüre einiger krieg-wissenschaftlichen Werke über Strategie sprechen wollten? Er würde sagen: „Dabon verficht Ihr nichts!"- Ich sage dergleichen! als christlicher Mann nicht 'Heiterkeit!, nber ich jage nur: die j SocüUdcmvkratie ist ei» Studium für sich, »nd die Herren im Kriegsmlnisterlum sind mit ander» Dingen beschäftigt Ich habe gestern die Ansichten meiner Partei über das I Vaterland dargelegt; der Kriegsminister hat gesagt, da hätte die Soctaldcmokratie ein freundliches Gesicht gezeigt. I Heute hat nnS der Kriegsminister vaterlandslos genannt. Ich weiß nicht, ob er sich dabei bewußt war. daß er mich der Un wahrheit beschuldigte. Sachlich bin ich doch ein besserer Interpret I für die Ansichten und Anschauungen meiner Partei als er, und ich I habe ein gutes Recht, zu verlangen, daß man meine Behauptungen nicht ohne BewetS in Zweifel zieht. BestallJ Generalauditeur v. Jtenbach legt an der Hand von Akten dar, s daß mehrere von den Abgeordneten Bebel »nd v. Vollmar an geführte Fälle von Sotdatenmißhandlnngen wesentlich anders lägen. Namentlich verwahrt er die Heeresverwaltung gegen den Vorwun der Vertuschung: dir Schuldigen seien stets znr Verantwortung gezogen worden. (Beifall.) Abg. vr. Förster (D. Rp.) bringt nochmals das Submissions- Wesen im Heere zur Sprache. Die Weiterberathnng wird auf Montag 1 lkhr vertagt. Schluß 5V. Uhr. Oie Schnee-^rage iu den -rosten Stadien. Tie Beseitigung des Schnees ist mit Zunahme des Verkehrs zu einein gewaltigen AnSgabeposten für die großen Städte geworden. In Berti» betrug dieser Posten im vorvorigen Jahre ca. 1'/« Million Mark, welche Summe für den diesjährigen Winter kaum reichen wird. In anderen Großstädten, wo man ganz oder theilweise die Kosten auf die Hausbesitzer abwäkzt, lassen sich die durch die Schnee beseitigung erwachsende» Auslagen nicht so leicht ermitteln; sie werde» aber ebenfalls pro Kopf und Jahr sich auf etwa l ./il stellen. Würde für irgend welchen gemeinnützigen oder gar gesund heitlichen Zweck eine jährlich wicdcrkehrende Summe von gleicher Höhe gefordert, wie mau sie bei Schnersall ohne Bedenken in wenigen Tagen verausgabt, fo würde» sich erbitterte Parteikämpse erhebe» und dir Förderer solcher Snmmen würden als Volksverderber ge- brandmarkt werden. Außer der Höhe der Kosten ist aber, wie vr. A. Krücke in der „Aerztiichen Rundschau" aussührt, auch ein hygieinischer Gesichts, punct bei der Frage der Schneebeseitigung zu berücksichtige». Es kann keinem Zweifel unterliegen. Laß ein ausgiebiger Schnee fall und ein möglichst langes Liegenbleiben des Schnees eine Hygiei irische Wohl that ist, von deren alle Arzneien der Welt übertreffenden Größe man sich nur dann eine Vorstellung machen kann, wenn man öfters um die Zeit des Straßenkehrens bei trockenem und windigem Wetter die Straßen besucht. Während dieser Zeit werden erbarmungslos die gewaltigsten und schädlichsten Staubmassen in die Höhe gewirbelt und den menschlichen Athmungs- organen übermittelt. Anders, wenn ein reichlicher und fester Schnee liegt, der mitleidig allen Ruß und Staub und mit diesem alle Krankheitserreger ausnimmt, eine derbe und unschädlich am Boden liegende Decke bildet und der Lust eine köstliche und frische Reinheit verleiht. Leider nur für eine erstaunlich kurze Zeit! Den» init unheimlicher Geschwindigkeit — freilich noch viel zu langsam für den raisonuircndcn und hastenden Durchschnitts - Großstädter — ist eine Schaar von Menschen bereit, die herrlichste Wohlthat des Winters zu beseitigen und vor das Weichbild der Stadt zu führen, ähnlich, wie ma» vor einem halben Jahrtausend die Geistesheldcu vor dem Stadtthor verbrannte. Bald ist der alte Staub und Schmutz wieder La, aber die „Verkehrsstörung" ist beseitigt und der Großstädter kann unter Zahlung gewaltiger Summen wieder den gewohnten Staub ein- athmcn und mit gewohnter Hast seinem Grab entgegenrenncn. Seine Nerven und sein Geruchssinn sind leider oft so abgestumpft, daß er nicht einmal merkt, welchen Wohlthäter er beseitigt hat. Ich verkenne nun nicht, daß trotz aller gesundheitlichen Vortheile des Schnees die Verkehrsinteresscn ein gewichtiges Wort mit- zuspechen haben, und daß durch den Verkehr selbst die derbe, gesunde Schneedecke in eine schlüpfrige und schädliche Masse verwandelt werden kann. Aber das geschieht nur in den großen Hauptverkehrs adern der Stadt, und zwar nur in den von Schienen gleisen durchzogenen. In Rußland besteht kein solcher Unterschied, denn dort inuß die Trambahn bei starkem Schneefall auf ihre Schienen verzichten und wie jedes andere Fuhrwerk sich der Kufen bedienen. Eine solche Schlittenfahrt ist ganz lujtig. In Deutschland und Oesterreich aber haben die Trainbahnen das seltsame Privilegium, durch Aus streuen von Salz den Schnee über den Gleisen zu schmelzen und mittels des salzigen Schlammes nicht nur das Leder unserer Schuhe, sondern auch die Füße unserer Hausthiere z» ruiniren. In kurzer Zeit sind durch Verschleppung des salzigen Schlammes auch der Fahrdamm und der Bürgersteig dieser von Schienengleisen durchzogenen Straßen verschlammt, so daß wohl oder übet eine schleunige Räumung derselben erfolgen muß. Aber was sich für diese Trambahn-Straßen schickt, ist deswegen für andere Straßen nicht cmpsehlenswerth, vielmehr sollten diese nach ganz anderen Gesichtspunkten behandelt werden. Es steht thatsächlich fest, daß durch Druck der lockere Schnee auf V? bis V« (je »ach der Stärke des Druckes) seines ursprünglichen Volumens zusammengepreßt werden kann. Es kann nun doch nichts Einfacheres und Billigeres geben, als mittels Straßenwalzen den Schnee gleichmäßig zusammenzudrücken, so daß er eine solide Decke und ein „geräuschloses Pflaster" bildet, aus welchem sich Wagen und Schlitten gleichmäßig gut sortbewegen können. Zum Ausfahren dieser Straßenwalzen gebraucht man noch nicht den zwanzigsten Theil der Pferde und Arbeitskräfte, welche jetzt das überhastete Absahren des Schnees in Anspruch nimmt. Tritt wirklich Thauwetter ein, so schmilzt die festgewalzte Schneedecke nur langsam ab, das Schnee wasser stießt langsam in einer zwischen Fahrdamm und Bürgersteig freizuhaltenden Rinne in die Canäle ab und Alles bleibt ver- hältnißmäßig sauber und trocken, während jetzt in dem gedanken losen Bestreben, nur ja recht geschwind den Schnee loszuwerden, sämintliche Straßen in eine unergründliche Schlammfluth getaucht werden, da ja die Beseitigung des Schnees schon infolge der lleber- hastung jo wenig exact geschieht, daß ein plötzlich eintretendes Thanwetter die Reste in eine schmutzige Flüssigkeit verwandelt, die überall stagnirt. Es wird sich nun gegen diesen Vorschlag das Bedenken erheben, daß die schleunige Schneeabsuhr vielen Arbeitslosen Be schäftigung gewähre. Indessen ist eine unberechenbare und ganz ungleichmäßige Arbeitsgelegenheit wohl kaum als eine günstige vom volkswirthschaftlichen Etandpuncte zu betrachten; vielmehr wird es Sache der wirthschastlichen Philanthropen sein, gleichmäßige und dem Gemeinwohl nützliche winterliche Arbeits gelegenheiten zu schaffen. Erwägt man aber, daß die Arbeit der Schneeabsuhr den Ruin einer hygieinisch wichtigen und in unserem Klima für die Menschheit nothwcndigen Naturcinrichtung hervorruft, so würde selbst rin volkswirthschastliches Bedenken hinter dem hygieinischen zurückstehen müssen. Ohne Straßen mit Trambahn- gleise würde sich freilich der Verkehr in der ganzen Stadt glatt »nd leicht ans Schlitten abspielen, während die Gleise vielfach ein Hinderniß für einen gesunden und naturgemäßen winterlichen Verkehr bilden. Möge es gelingen, diesen Verkehr und die hygyeinischen Vorthetlc des Schnees wenigstens für große Theile unserer Städte zu erhalten! tvurde, muthmaßiich in dem Glaubet« gewesen, daß die Räder über ib» hinweggeben würden. Die Angst daran bat aus sei» Nervensystem derart enigewirtt, daß ein Gehirnicklag den sofortigen Tod her beiführte. ----- Nencr Schwindel. Nachdem inan den Spanier», die so manchen Gimpel auf der Leimrutbc des „vergrabenen Schatzes" gefangen haben, ernstlich auf den Leib gerückt ist, scheint ein neuer Gaunerschlich aufkommen zu sollen. Schweizerische Handelsleute erkalte» laut „Straßb. Post" aus Jerusalem von einer Persönlichkeit, die sich „Ritter des Christusordens und vom Stern des Orients" nennt, hcmd- schrifttlche Mittbeilangen, wonach sie für den bevorstehenden internationalen „Suezcanal-Wettbewerb", über den keine näheren Angaben gemacht werden, zum Mitglied des Preisgerichtes vorgeschlagen worden seien. Wenn der be treffende Handelsmann oder Industrielle diesen „neuen Triumph",! der seine früher erhaltenen Auszeichnungen be stätigte, annehmen wolle, so brauche er nur das beigelegte Formular auszufüllcn und mit vier Pfund Sterling an den CbristuSritter zurückzusenden, der nebenbei bemerkt, das; er sich in Jerusalem anfhalte, um dort für das Jahr 1897 eine große wissenschaftliche, industrielle und philantropische Aus stellung einrichten zu helfen, an der hoffentlich der Herr Soundso sich auch betheiligeu werde. Es ist zu vcrmuthen, daß die Briefe des Ordensritters ihren Weg nicht nur nach der Schweiz nehmen, daher ist wohl jetzt schon eine Warnung am Platze. Vermischtes. — Berlin, 13. Februar. Vor Schrecken gestorben ist gestern Abend um 7^ Uhr der 49 Jahre alle Rauair- mcister August Klagcs aus der Kyffhäuserstraße 11 zu Schone- berg, der auf dem hiesigen Potsdamer Bahnhöfe angestellt war. Auf dem Außeii-(Rangir-)Bahnhof war er mit dem Ordnen von Eisenbahnwagen beschäftigt, als er plötzlich von einem Wagen berührt und umgestoßen wurde. Sofort sprang man hinzu, um ihn aufzuheben, bemerkte aber, daß er todt war. Klages, der keinerlei Verletzungen durch Ueberfahren davongetragen hat, ist in dem Augenblick, als er nmgestoßen Literatur Tie Scutjchc» beili,gi»»„skricge. Jüustrirte Kricgschronik der Jahre 18V4, 186«, unü 1870,71. Von Victor von Strauß. Zweite, vermehrte Auslage. Eine Festgabe zur Feier des hundertsten Geburtstages Kaiser Wiihelm'S 1. Mit authentischen Illustrationen, PortraitS, Karten, Plänen und einem Anhang: Timten und Phrasen im deutsch-französischen Kriege 1870 71. In Halbleinenband 7,50 ./L; in Prachtband mit Goldschnitt 9 Vertag von I. I. Weber in Leipzig. Am kommenden 22. März kehrt zum hundertste» Male der Tag wieder, an dem der nachmalige ruhmgekrönte erste Kaiser des wicbererstandenen deutschen Reiches im Schlosse zu Berlin geboren ward. Wie könnte wohl das Andenken an diesen Fürsten, der von frühester Jugend auf Soldat mit Leib nnd Seele war, besser gefeiert werden als in der Rückerinnerung an die drei glorreichen Wafiengänge des von ihm reorganisieren Heeres gegen Dänemark, Oesterreich und Frankreich. Die Feuer probe bestand die Nenschöpsung des weit in die Zukunft voraus blickenden Herrschers im dänischen Kriege, der über Düppel und Alfen zur Befreiung der Herzogthümer Schleswig-Holstein von der dänischen Herrschaft führte »nd damit der erste bedeutsame Schritt zur Wiedcraufrichtnng des sechs Jahrzehnte vorher in Trümmer gegangenen deutschen Reiches wurde. Schon zwei Jahre später ersotgte die blutige Auseinandersetzung mit dem Kaiserstaate an der Donau; nach einem Feldzuge von acht Tagen hatte unter dem persönlichen Oberbefehl König Wilhelm's I. das gewaltige Ringen bei Königgrätz das Schicksal der Armee Bencdet's besiegelt Der Ausschluß Oesterreichs von der nun erfolgenden Neugestaltung des staatlichen Lebens in Deutschland ließ den norddeutschen Bund unter der Leitung des Hauses.Hohciizvllcrn erstehen, während mehrfache Schutz- und Trutzbündnisse die Stämme Süddeutjchlands für die Stunde der Gefahr an die Seite der norddeutschen Brüder riesen, lind nur zu bald kam diese Stunde; in den heißen August tagen bei Weißenbnrg, Wörth und Spicheren, sowie den blutigen Kämpfen um Metz wurden die Heere des kaiserlichen Frankreich zum Rückzug gezwungen. Stach der Schlacht bei Sedan über reichte Kaiser Navoieon 111. ini Schlößchen Bellevue bei Frünois dem siegreichen König Wilhelm seinen Degen und kam nebst der ganzen Armee Mac Mahon's in deutsche Kriegsgefangenschaft. Unter dem Donner der Geschütze vor Paris, das die deutschen Armeen seit Monaten eingeschlossen hielten, erfolgte die Proklamation König Wilhelm's zum deutschen Kaiser; der endlich erkämpfte Friede brachte Elsatz und Lothringen an das zn neuem Glanze erstandene deutsche Reich zurück. Diele drei deutschen Etnigungskriege mit der ganzen überwältigenden Wucht ihrer welthlsloriicheu Ereignisse schildert in ebenso knapper, als klarer und lichtvoller Darstellung das vorliegende Gedenkbuch, belebt von zahlreichen Darstellungen, die des Künstlers geübte Hand in jenen schicksalsschweren Jahren unter dem unmittelbaren Eindruck der erschütternden Geschehnisse schuf. Tic Jllnstrirte Zeitung Nr. 2798 vom 13. Februar läßt es sich an erster Stelle angelegen sei», Philipp Melanchthon, den ..vrnkeeptor 6ermnm»s", den allzeit versöhnlichen Mitarbeiter Luthers, zu feiern, der vorß-100 Jahren das Licht der Welt erblickte Die Stätte seiner Geburt wie seines langjährigen verdienstreichen Wirkens wird uns im Bilde vorgeführt, zahlreiche PortraitS von der Künstlerband eines Dürer, eines Hvlbein, eines Lukas Cranach zeigen uns das Aeußcre des ebenso glaubensstarken als tenntniß- reichen Mannes, die Monumente zu Leipzig, Breiten, Wittenberg und Worms beweisen, daß der Mitarbeiter des Reformators auch dem heutigen Geschlecht noch unvergessen ist. — Ein doppel seitiges Blatt gedenkt noch einmal der Wiener Schubert- Feier, nnd zwar der Huldigung von Seiten des Nicdcröster- reichischen Sängerbundes am Denkmal des großen Liedcrcompo- nisten im Stadtpark. Ein anderes Blatt stellt die seierltche Uebergabe der vom Zaren an das Kaiser - Alexander - Garde- Grenadier-Regiment Nr. 1 verliehenen Fahnenbänder dar, einen Vorgang, der durch die Gegenwart des deutschen Kaisers und dessen Worte bei dieser Gelegenheit der politischen Bedeutung keineswegs ermangelt. Die Portraitgolerie der Zeitung erführt Bereicherung durch das Bildnis; der Fürstin Marie zu Hohentohe- Schillingssürst, der Gemahlin des deutschen Reichskanzlers, die an ihrem 68. Geburtstage mit ihrem Gemahl gleichzeitig das Fest der goldenen Hochzeit feiert, sowie durch die PortraitS Sir Jsaac Pitinans, des am 22. Januar verstorbenen Erfinders der Phono« graphie, des im englischen Sprachgebiet am weitesten verbreiteten stenographischen Systems, und Eduard Jacobsohns, des vor Kurzem dahingeschiedencn Vertreters der Berliner Posse. Nicht nur an Sportsmen nnd Jäger wenden sich Illustrationen, die die viel genannte Traberstute „Bethel" und die hochinteressante deutsche GeweihauSstcllnng zu Berlin zum Gegenstand haben. Einzel preis dieser Nummer 1 ** * Ter MarquiS voll Pomtml. Roman von Oscar Kresse. Mit einem Titelbild von Jojö MathOa. Berlins, John Schwerin. Der Roman hat zum Heiden den Marquis Earvalho, den bedeutendsten Staatsmann Portugats, der sich besonders durch seine» erfolgreichen Vernichtungskamps gegen die Jesuiten ein un sterbliches Verdienst um sein Vaterland erworben bat, und auch sonst, unterstützt durch seinen großen König Joseph 1., zum Wohl- thäter für sein Volk wurde. Tie romanhafte Gestaltung seines Lebensganges Lurch Kresse wird der geschichtlichen Bedeutung dieses gewaltigen Mannes nur unvollkommen gerecht, Las Ganze ist mehr Skizze als Vollbild; immerhin weiß der Autor seine Leser zu fesseln und ihnen dauernde Sympathie für den Helden abzugewinnen. Der sorgfältig ausgeführte Eingang des Romans ist von sittengeschicht- lichem Interesse; auch die Schilderung von dem Erdbeben in Lissabon 1755, und von der hierbei sich kund tbueüdeu unverwüst lichcn Thatkrast Carvatho's gehört zn den Glanzpuncten des Werkes. v. Vach Schluß der Redaktion ein-egan-en. Die in dieser Rubrik mitgetheilten, wahrend des Drucke« eiuzelauseiicu Telegramme haben, wie schon au- der Neberschrift ersichtlich, der Redactio« nicht Vorgelege» Diese ist mithin sUr Verstümmelungen und unverständliche Wendung'» nicht ver antwortlich >u machen. * Berlin, 13. Februar. Der LandwirtbsckastSrath behandelte noch die Reform der ArbciterversicherungS.Gesetze. die Margarinefrage, über welch' letztere er eine Verständigung US' erhofft. Vom Kaiser ging ein Telegramm ein, indem er einen wärmsten Dank für die Versicherung unverbrlichiicher An jänglichteit ausspricht »nd wünscht, daß die in den vergangene!, 25 Jahren treu bewährten Arbeiten deö LandwirtbschastSratlc» auch ferner reichen Erfolg gewähren möchten zum Heike ver deutschen Landwirthschast und zum Segen des gesammteu Vaterlandes. Das Telegramm wurde mit stürmischem Bei- 'alle ausgenommen. Daraus wurde die Versammlung mit einem dreifachen Hoch aut den Kaiser, die deutschen Bundes ürsten und Freien Städte geschloffen. CI Berlin, 13. Februar. iPrivattelegramm.) Eine Anzahl bekannter Gastwirthe, an deren Spitze der Präsident drtz deutschen Gastwirth-verbände-, Theodor Müller, lebt, hat beschlossen, ein eigenes Kohlensäurewerk zu errichten, um der seitens des „Kvhlcnsäureverkauf-vereinS" eschlosscnen Preissteigerung zu begegnen, doch soll sich jeder Gastwirth zu mehrjährigem Bezüge de- Fabrikat- verpflichten. Hamburg. 13. Februar. Der „Hamburgische Corrc- spondent" meldet; In einer heute abgehaltenen Versammlung des Vereins Hamburger Rheder ist beschlossen worden, die Heuer der Matrosen auf 55, der Heizer auf 65, der be fahrenen Trimmer aus 55 und der unbefahrenen Trimmer auf 45 ^ für den Monat zu erhöhen und eine weitere Er höhung um 5 ^ auf den Monat für Diejenigen, die nach dem ersten Diensljahre Lei derselben Rhederei bleiben, ein treten zu kaffen. Außerdem hat die Hamburg-Amerika- Linie beschlossen: 1) die Heuergebühren nur für die erste Reise von den Seeleuten zahlen zu taffen, für fernere Reisen überhaupt keine Heuergebühren zu erheben und bei der An Musterung für eine zweite Reise aus einem ihrer Schiffe die für die erste Reise eingezogenen Gebühren baar zurück zuerstatten und 2) versuchsweise die Ausgabe der bisher bei ihr üblich gewesenen halbamtlichen Borschußnoten ein zustellen und die üblichen Vorschüsse in Baar zu zahlen. Die übrigen transatlantischen Rhedereien haben sich dem augeschloffen. Tanzig. 13. Februar. (Privattelegramm.) Der seit einer Reihe von Jahren hier fungirende russische Generalconsul Freiherr v. Wrangel ist von seinem Posten abberufen worden, um in Petersburg eine höhere Stellung im Reichsdienste anzutreten. Heber seinen Nachfolger verlautet noch nichts. tb. Naumburg, 13. Februar. (P r i v a t t e l e g r a m m.) RcichsgerichtSrath a. D. Loebell starb heute, 61 Jahre alt. * Karlsruhe, 13. Februar. Laut Hosbericht der „Karls ruher Zeitung" ist die Genesung der Großherzogin so weit vorgeschritten, daß sie in den nächsten Tagen da- Bett verlassen wird. * Wien, 13. Februar. (Meldung des Wiener Telegr.- Corr.-Bureaus.) Gestern fand eine Versammlung der Botschafter zur Berathung der kretensischcn Frage statt. 14. k. Wien, 13. Februar. Der „Allgemeinen Zeitung" zufolge fand heute Mittag unter dem Vorsitz des Kaisers eine militairische Conferenz statt, woran auch ver ' ReichSkriegSminister Kriegbanrmer tbeilgenommen bat; un mittelbar darauf wurde der Marinecommandant Admiral Sterne! vom Kaiser in dreivievtelstündiger Audienz empfangen. * Pest, 13. Februar. (Abgeordnetenhaus.) Frau; Kossuth interpellirt die Regierung wegen des Vorgehens Griechenlands betreffs Kreta« nnd wegen des Verhaltens der Großmächte. Der Ministerpräsident Baron Banffy erwidert: Die Blättermeldungen über die militairische Conferenz, die sic!) mit der bevorstehenden Mobilmachung besaßt hätte,seien durchaus unrichtig. Uebcr die Vorgänge auf Kreta könne er im Augen blick nicht eingehend antworten. Die Verantwortlichkeit für die traurigen Verhältnisse amf Kreta treffe die unaufhörlichen Agitationen des geheimen griechischen Comites, aber auch die türkischen Behörden, welch-: die Einführung der Reformen verhinderten. Das Verfallen der griechischen Regierung sei entgegen den Rathschläge» sämmtlicher Großmächte, alle Großmächte hätten den cimnütlngen Wunsch, daß im Orient Friede, Ruhe und der stastas guo ungestört bleibe. Das Be streben der österreichisch »ngarischen Politik sei darauf ge richtet, den Gefahren im Orient, besonders weiteren Compli- cationen, vorzubeugen. * Paris, 13. Februar. Der „TcmpS" schreibt über die Stellungnahme der Mächte in der kretensischen Frage: ES handle sich darum, auf friedlichem Wege die weseni- licheu Forderungen Kretas, entsprechend den Wünschen Griechenlands, zn vcrb-irklichen, ohne im Mindesten das künftige Schicksal der veon Natur hellenischen Insel zu prä judiciren, aber auch ohne sofort die Ergebnisse der Actic-n der Mächte in Konstantinopel zu Nichte zn machen. * London, 13. Febpuar. Beim Probiren von Zündern für Torpedos fand aßn vergangenen Donnerstag aus der Logstation an Bord dcK deutschen Kreuzer» „Gibraltar" eine Explosion statt, wobei 4 Mann getödtet wurden. * Rom, 13. Februar. Die „Agenzia Stefan," melket aus Kanea unter dem: heutigen Tage: Gerüchtweise ver lautet, daß während d«r Nackt seitens der griechischen Schiffe größere Mengen Waffen und Scbicßbcdarf auögeschifft wurden. Man erwarte auch die Landung eines griechischen Obersten mit 24 Mann Artillerie und Geschützen. In Sitia sollen 300 Mubamcdancr .-xtödtct worden sein. Auch in Kifsamo seien Muhamcdancr r.ici-crgcmctzelt worden. >V. Walffaia«. t:^. Februar. (Privattelrgramm.) AuS Slonim Gouvcrricr.ient Grodow) wird gemeldet, daß in der Dampfmüblc oer Gebrüder Kunik eine Kesselrxplo- sion 'lattgcfunkcn hat. Die Wände des Gebäudes sink völlig zcrt-rümmert worden. Bier gräßlich verstümmelte Leibchen wurden aus den Trümmern hervor gezogen. j i iMilin-HÄimtiiiir-lleillSiiI äauvrt mir noek kurrv 2vit. 36 ptztersst casss 36.
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