02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.02.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970225026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897022502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897022502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-25
- Monat1897-02
- Jahr1897
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Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Posibesörderuug KO.—, mit Postbrförderung 70.—. AnMmeschluk für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morgen»Au«gabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 9l. Jahrgang. Unsere alten Panzerschiffe. Dem Berichte der NechnungScommission des Reichstag« über da- EtatSjahr 1895/98 (Berichterstatter Abg. vr. H as s e) entnehmen wir folgende wichtige Mittheilung der ReickS- Marine-Lerwaltung über den Zustand unserer alten Panzer schiffe, die hoffentlich manchem harmlosen Gemüthe und manchem Eiferer gegen die angeblichen uferlosen Flvttenpläne unserer Regierung die Augen öffnen wird. Die Veranlassung zu den Erörterungen bot der Umstand, daß die Rechnung für 1895/96 bei Capitel 60, Titel 8 eine Ueberschreitung von 767 706 ^ aufwies, bedingt durch Umbauten im Betrage von 1 875 000 an S. M. S. „König Wilhelm". Bekanntlich enthält der Etat für 1897/98 als einzige For derung für ein Panzerschiff 1. Classe die eines solchen zum Ersatz de« genannten „König Wilhelm". Die Forderung wird im Etat wie folgt begründet: „Da- Panzerschiff „König Wilhelm" ist 29 Jahre alt. Wenn dasselbe auch erst im Jahre 1895/96 eine durchgreifende Instand» fetzung erfahren hat, jo ist dadurch die Brauchbarkeit des SchifseS als Schlachtschiff nur nothdürftig für einige Jahre verlängert. Es muß daher auf einen Ersatzbnu Bedacht genommen werden, bis zu dessen Fertigstellung im Frühjahr 1901 das Panzerschiff „König Wilhelm" völlig veraltet fein wird. Der Erfatzbau soll nach den. Vorbilde von „Kaiser Friedrich 111." (Ersatz Preußen) und „Ersatz Friedrich der Große" mit einem Kostenauswande von 14 120000 ./L gebaut werden, wovon die 1. Rate mit l OOOOOO^s beantragt wird. Die Bauzeit des SchifseS wird aus 4 Jahre angenommen." Bei dieser Sachlage mußte eS der Recknungscommission ausfällig erscheinen, daß in das alte Schiff noch so beträcht liche Mittel hineingebaut worden sind, wodurch sogar eine ungewöhnliche Ueberschreitung des Etats herbeigeführl wurde. Der Vertreter der Marine-Verwaltung, Direktor des Marine-Departements Capitain zur See Büchsel, konnte hierauf eine Erklärung abgeben, der wir die nachstehenden Sätze entnehmen: „Durch die in den Etat 1895/96 eingestellten Mittel sollte „Deutschland" in gewissem Grade modernisirt, „König Wilhelm" und „Friedrich der Große" aber mit Ausnahme geringer Verbesserungen nur in der bisherigen Weise wieder- hergestellt werden. Nachdem die geforderte Verstärkung bewilligt war, wurde der Umbau „Deutschland" in Wilhelmshaven in Angriff genommen, ebenda die Reparatur „Friedrich der Große". Wegen Reparatur des „König Wilhelm" wurde wegen Ueberlastung der kaiserlichen Wersten mit der Firma Blohm L Voß io Hamburg verhandelt. Diese Verhandlungen führten Ende Juni 1895 zur Urbersührung des Schiffes nach Hamburg und zum Beginn der geplanten Reparatur bei Blohm L Voß. Zu derselben Zeit gelangten in der Marine die Erwägungen, welche Folgerungen für den Schiffbau wir au« dem chinesisch, japanischen Seekriege zu ziehen hätten, zum Abschluß. Bei der Wichtigkeit der Frage — «S handelte sich um Las erste Auftreten zeitgemäßer Kriegsschiff« in der Seeschlacht seit dem Jahre 1866 — waren alle Ereignisse genau verfolgt und durch ausgedehnte Be. richterstattung dafür Sorge getragen, daß uns ein klares Bild über die Wirkung moderner Angriffsmittel aus die verschiedene» Schiffs« claffen gegeben wurde. Das Resultat unserer Erwägungen führte zu der für uns be deutungsvollen Einsicht, daß Panzerschiffe ohne genügende Ein» theilung in wasserdicht« Räume, ohne Panzrrschutz für die Commandoelemente, und Kriegsjchiffe, zu deren Her- stellung wie bisher das Holz in reicher Menge Verwendung ge» sunden hatte, modernen Angriffsuntteln io wenig widerstehen können, daß Leistungen von ihnen nicht erwartet werden dürfen. Die Marine-Verwaltung war hierdurch nicht überrascht. Schon seit Beginn des Baues der Panzerschiffe 1. Classe, der Schiffe der Siegfried-Classe nnd der neuen Kreuzer war der Eintheilung der Schiffe in wasserdichte Abtheilungen, dem Panzerschutz aller wichtigen Theile die größte Aufmerksamkeit zugewendet, und neuerdings war auch schon bei allen Neubauten oaS Holz nur noch in möglichst geringer Ausdehnung zur Anwendung gekommen. Aber Laß die Wirkung der modernen Artillerie auf veraltete Schiffe eine so mörderische, die erzeugte Brandwirkung bei den vielen Holz- theilen eine so jeder Lüschwirkung spottende, war doch nicht erwartet. Was war nun zu thun? Bei dem Bestand unserer Flotte, die sich zum großen Theil aus veralteten Schisse» zu- sammensetzt, mußten unverzüglich Maßregeln ergriffen werden, welche diese Schiffe, so lange bis moderne Ersatzbauten erlangt und eingestellt werden konnten, den neuen Anforderungen entsprechend verbesserten, soweit es ihre veraltete Bauart überhaupt gestattet. Für uns kamen hierbei in Betracht „König Wilhelm", „Kaiser", „Deutschland", „Preußen", „Friedrich der Große", „Oldenburg", „Baden", „Bayern", „Sachsen" und „Württemberg". Die Marine-Verwaltung entschloß sich im Sommer 1895 zu folgenden Maßregeln: 1) Der Umbau „Deutschland" wird ausgedehnt, die neuen militairischru Anforderungen werden dabei berücksichtigt, soweit es möglich und bis zum Sommer 1896 herstellbar. 2) Vom Umbau „Preußen" und „Friedrich der Große" wird abgesehen, weil der gänzlich veraltete Schiffstyp eine Modrrnisirung nicht zuläßt. 3) „König Wilhelm" wird nicht nur reparirt, sondern um geb aut und den modernen Anforderungen angepaßt, soweit die veraltete Construction des Schiffes dies zuläßt. Es geschieht dies mit Rücksicht darauf, daß da« Ersatzschiff frühestens im Jahre 1900 eingestellt werden kann und daß die spätere Verwendung dieses Schiffes zur Verstärkung unserer außerheimischen Strcitkräfte noch mit Nutzen erfolgen kann. (Bekanntlich sind inzwischen durch kaiserl. Ordre vom 25. Januar 1897 die Panzerschiffe 2. Classe „König Wilhelm", „Kaiser" und „Deutschland" aus der Liste der Panzerschiffe gestrichen und in die Liste der Kreuzer als Kreuzer 1. Classe übernommen worden.) 4) „Kaiser" ist im Auslände, er bleibt, wie er ist, so zunächst auch „Oldenburg". 5) Dir bisher geplante Reparatur der Schiffe der Sachsen» Class.e, bei welcher Kessel und Maschinen durch leichtere ersetzt werden sollen, wird ausgedehnt auf einen Umbau, bei dem die Schiffe, mit Rücksicht darauf, daß ihr Ersatz zunächst noch nicht in Frage kommen kann, den neuen Anforderungen möglichst angepaßt werden sollen. Die entstehenden Mehrkosten werden durch Nach- forderung erbeten. Di« Marine-Verwaltung war sich bewußt, daß für den der- gößerten Umbau „König Wilhelm" die vorhandenen Mittel nicht auSreichea würden. Sie hielt sich aber nicht nur für berechtigt zu einer Ueberschreitung, sondern dazu für verpflichtet, weil nur durch schleunigste« Handeln die Schiffe in einen Zustand »„ich, Mid» >>'«»»' d>- """" E und di- Mitt-l d-wMi,,« mr«. ' Folgerungen aus dieser Sachlage ergeben sich für jeden Vaterlantsfreunb von selbst. politische Tagesschau. » Leipzig, 25. Februar. Tie Frage der Bewilligung von Tagegelver» für di» RcichstagsahgeorSneten ,st diesmal nicht mir der Erörterung de« Ab,ennöiiiuS im Reichsparlanieut, sondern im Gefolge der Meldung aufgelauchl v,e ^ü'"U,rgen gedächten ibren Wiverstanv gegen bie Aufhebung des Art. 32 der Verfassung auszugeben. Diese s zwar als falsch bezeichnet, aber gleich darauf anderer Stelle wiederbolt worden, so daß eS nicht ganz ausgeschlcsfln erscheint, daß für die Behandlung des Themas in mehreren ernsten Blättern jetzt ein dringlicher Anlaß vorliegt. Wir für unfern Theil vermögen allerdings nichi zu erkennen, was eine Sinnesänderung bei den Regierungen erklären tonn e. Diejenigen, die immer und immer wieder daraus Hinweisen, daß Diatenlosigkeit ras Anwachsen dersociatdemokra tisch e» Fraktion nicht verhindere, vergessen oder haben vielleicht nie gewußt, daß die Gesetzgebung von 1867 die socialdemokratischc Gesabr gar nicht im Auge hatte, als sie da« Verbot der Diaien- gewährung in die Verfassung des norddeutschen Bundes ausnahnk. Im constituirenben norddeutschen Reichstage war ein einzig:» Socialtemokrat unter 297 Mitgliedern. Das war nicht er- schreckend. Auch heute, darin stimmen wir der „Schles. Ztg. vollkommen bei, bildet die Stärke der socialdeniokrattschen Fraktion keinen Grund, sich der Einführung von Tagegeldern zu widersetzen. Der Artikel 32 richtet sich überhaupt nicht gegen Vertreter politischer Programme, wie immer diese auch beschaffen sein mögen. Er will Personen fernhalten, für die der Besitz eines Mandats einen schätzenSwerthen matr- riellen Vorlbeit bietet, die Geschäft «Politiker, die rin Berliner Blatt fälschlich mit den Berufsparlamentariern zusammen wirft. Der Berufsparlamentarier ist deSbalb eine unerfreuliche Erscheinung, weil er dem Schicksal nicht entgehen kann, daS parlamentarische Treiben als den Mittel- und Drehpunkt des ganzen politischen Lebens anzusehen, und dabei kurzsichtig, engberzig und hochmüthig wird. Jedoch der Makel, ein mit Diäten verbundenes Mandat eben um dieses Umstandes willen erstrebt zu haben, Haftel dem Abgeordneten, dem die Bezeichnung eine« BeruföparlamentarierS gebührt, nicht nolhwenbig an, und die Parlamentarier,, die man bei uns als Berussparlamentarier anzusehen pflegt, sind denn auch ziemlich ausnahmslos von einer außerparlamentarischen Tüchtigkeit, die ihnen eine auskömmliche Existenz in einem bürgerlichen Berufe sichert. Wer durch die Diatenlosigkeit dem Reichstage vom Halse gehalten werden soll, das ist der Mann, rer durch das Mandat an der Ausübung seiner bürgerlichen Erwerbslhätig keil nicht verhindert wird. Weil er eine solche gar nicht besitz!. Für diesen haben 15 -el täglich an sich viel Verlockendes. Es kommt dazu, daß die Abgeordneteneigenschast i» per geschäftspolitischen Welt häufiger materielle Vor teile mit sich dringt. Der Abgeordnete ist bei einigen Parteien der geschätztere EintrittSgelbredner, der bevorzugte Parlamenlskorresponoent u. s. w. Schlägt nun die Spekulation auf die ErwerbSgelegenbeiten der letztbezeichneten Art — sie sind ja nicht unbegrenzt — fehl, so bleibt dem Anwärter immer noch eine Sicherheit in den Diäten geboten. Die Abgeordneten, die die große Mehrheit des deutschen Volkes, ganz unberührt durch bie Parteirücksichten, nicht im Reichstage sehen möchte, würden eine sehr be trächtliche Verstärkung erfahren, wenn Garantien für eine durchschnittliche JahreSeinnahme von etwa 3000 ^ gegeben würbe. Nun sagt ein Berliner Blatt, die Erfahrung des preußischen Abgeordnetenhauses lehre, baß 15 ein zu schwacher Magnet für Geschäflsbemagogen sei. Das ist jedoch unzutreffend geurtheilt. Die 15 ^ würden die nicht wünschenswerlhen Elemente in bellen Hausen anziehen, aber das Treiclasseiiwablsystrm stößt sie ad. Mit dem preußischen Tiateuwesen, unv von rem ist fast immer die Rede, würde man auch die von den objektiven Befürwortern der Diälengewäbrung vrrsolglen Zwecke, eie b^skie Frequenz und die raschere Geichaiisabwictetuug, nicht erreiche». Preußen zablt vom Beginn der Session bis zu ihrem Schluffe jedem Abgeordneten, der nicht Urlaub genommen hat — und zum Fernbleiben bedarf er keiner Beurlaubung — Tag für Tag, auch während der oft die Dauer von drei Wochen übersteigenden Ferien zu Ostern und Pfingsten, seine Diäten. Darin liegt gar teine Anregung für den Aufenthalt in Berlin, für die Ge- schäftSpolitlker hingegen ein starker Antrieb, die Sessionen zu verlängern. In manchen Ländern hat man sich denn auch behufs Verhütung eines die politischen Geschäfte störenden DlätenschindenS zur Bezablung eine« jährlichen Pauschales an die Abgeordneten entschließen müssen. Wer sich von der Ein führung von Diäten eine Erhöhung der ReichSlagSfrequenz ver spricht,der muß sich klar machen, daß er nicht auf die besten Elemente speculirt, und dann wenigsten« der Forderung britreten, daß der Abgeordnete nur wahrend seiner festgestelllen Anwesen heit in Berlin Anspruch auf Tagegelder hat, und daß Ab geordnete, welche >n Berlin ocer dessen Umgebung ihren dauernden Wohnsitz haben, von dem Diätcnbezug aus geschlossen werte», eine Einschränkung, bie für die preußischen Lanvlagsabaeordneleu nicht besteht. Selbstverständlich müßte auch bestimmt werden, daß die Cumulirung eines Reichstags- unb eines preußischen LanbtagsmaudalS nicht die Cumulirung der Diären nach sich ziehen dürste. Die Verhandlungen der Mächte über die kretische Krage dauern noch fort und zwar ist es Rußland, welches die Führung übernommen hat, dessen formelle Vorschläge die Grundlage der Verhandlungen bilden und Aussicht haben, allgemein angenommen zu werden. Nach einer uns heute übermittelten Meldung wäre rin Einvernehmen bereits erzielt. Dieselbe lautet: * London, 25. Februar. Wie das „Reutersche Bureau" meldet, herrschte gestern im Auswärtigen Amte rege Thätigkeit. Nunmehr steht fest, daß ein vollständiges Einvernehmen zwischen den Mächten zur sofortigen Lösung der kretischen Angelegenheit FoulH-toi, Ein Frauenherz. 51 Roman frei nach dem Englische» bearbeitet von Emil Bern seid. Nachdruck verbot«». »Denn Margaret ist jetzt blind!" wollte e« sich empört, verachtungsvoll auf die Lippen de« Major« drängen — dock um seiner Tochter willen, deren Schicksal, deren LebenSglück vielleicht von diesem Manne abhing, unterdrückte er gewaltsam jede Aeußerung seiner Aufwallung und schwieg, seinem Neffen gestattend, fortzufabren. „Ich möchte Dich bitten, Onkel — laß' eS lieber so wie »s ist!" setzte dieser seinen kläglichen Rückzug fort. „Ick babe Zeit gehabt, mir die Sache neuerving« reiflich zu überlegen, und — und ich glaube, ich habe mich neulich übereilt, Margaret hat noch so wenig von der Welt gesehen, daß e« unrecht wäre, sie jetzt schon zu binden — und — ich — hm — ich bin auch noch jung — ich glaube, ich binmeiner Gefühlt dock nicht ganz sicher!" Major Willmor mußte auf seine Lippen beißen, daß sie bluteten, um die Erwiderung zurückzuhalten, die seinem em pörten Herzen entfliehen wollte. Aber der rhrenbafte Stolz in ihm bäumte sich gegen jedes Wort auf, da« seinen Grimm, seinen Schmerz hätte vrrratben können — schweigend hörte er dem Sprechenden zu und raucht« gelassen weiter, während er in dem Gedanken an seine Tochter fast zusammeobrach vor Weh. „Du wirst mich nicht mißverstehen, Onkel, und bist mir uicht böse, nicht wahr?" fragte Blessington unrubig. „Nein, durchaus nickt, Tom, wie sollte ich? Eine Kinderei — Jugendphantasterie eine« nahen jungen Verwandten, über die Du Dir klar geworden bist, weiter nicht» — hm — laß doch die Sache ruhen, Tom!" „Ja, in der That, so war'«, Onkel! Und es wird Nicht« an unserer Freundschaft zu einander andern, nicht wahr? Du weißt, wie viel ich auf Euch halte, und wirst mir doch den Verkehr bei Euch nicht verwehren! Ich kann kommen, wie bi«brr und mein« Stellung zu Euch wird nicht erichüttert — kann ich darauf rechnen, Onkel?" „Wenn Margaret im Stande ist. Dich zu empfangen, wird «ir mein Neffe in meiner Familie stet« angenehm sein." Im Nu erwachte schon wieder die Eitelkeit in dem jungen Egoisten und führte ihn irre. „Wie —" rief er überrascht, geschmeichelt au«: „Du meinst, daß die Sache Margaret wirklich so nahe gebt — Du meinst, daß ihre Gefühle . . ." „Narr!" fubr jetzt der Major empört auf. „Schweig! Schäme Dich! Ick sprach von ihrem Befinden!" „Ab! Ich — ich bitte um Verzeihung!" stotterte der Neffe verwirrt. In dem Gefühle seine« beschämenden Mißgriffes wurde es dem guten Tom zu beiß in dem Zimmer, und er hätte sich gewiß sofort freiwillig zurückgezogen, wenn nicht zu seiner Freude der Major sich in diesem Augenblick er hoben und ihm damit angedeutet hätte, daß die Audienz beendet sei. „Nun gut also", sagte Blessington verlegen, gleichfalls aufstehend und sich im Innern wie rin gestrafter Schul junge fühlend. „So werden wir denn in nächster Woche mit Euck zusammen reisen. Du wirst uns den Tag wissen lassen, nicht wahr?" „Gewiß. Und sag' Deinem Freunde Grey, daß er in zwischen noch zuweilen vorspricht. Ich sebe ihn gern. Er ist ein wackerer Mann — und gediegen, Tom — gediegen und charaktervoll!" „Ja. Ich wußte, daß er Dir gefallen würde. Na, adieu Onkel!" Der Major, der seine Selbstbeherrschung ganz wieder gewonnen, begleitete seinen Neffen binau« und bot ihm mit gelassener Höflichkeit Lebewohl. Kein Zug in seinem ruhigen Gesicht veränderte sich, bis die Thür geschlossen und er wiever in seinem Zimmer allein war. „Mein arme«, armes, theure« Kind, meine einzige süße Margot!" brach es da stürmisch au« ihm hervor. „Ich flehe zum Himmel, daß er Dich nie habe mögen ein wärmere- Gesübl für diesen Unwürdigen empfinden lassen — oder welch' ein neuer vernichtender Schlag müßte das für Dich sein, waS beute hier geschehen!" Der Ingrimm des Major« ließ seine geballie Faust wuchtig auf den schweren Eichentisch vor ihm niederfahren, daß die Gläser und Caraffen zu sammenklirrten und die Zeichenutensilien, mit denen der Hausherr die Pläne einiger Ländereicomplexe skizzirt batte, in die Höbe sprangen. „Schande über ihn, der so niedrig handeln konnte, unv hundertfachen Fluch Über ihn, wenn er den Seelenfrieden meiner armen Margot gestört!" V. »Betsy, Schwägerin, glauben Sie, daß Margaret sich im Gemütb durch irgend Etwas bedrückt fühlt?" Miß Blessington, an welche diese Frage von Major Willmor gerichtet war, schwieg einige Augenblicke zögernd, bevor sie antwortete. „Ich glaube", sagte sie dann langsam, „Margaret ist bekümmert über ihr Unglück und denkt viel nach über die Veränderung, die eS in ihrem Leben Hervor bringen muß." „Wollen Sie mir nicht näher erklären, WaS Sie meinen?" „Nun", fuhr Miß Blessington nachdenklich fort, „die Sache ist die . . ., es liegt nun einmal in jedes Mädchens Brust der Wunsch, zu heirathen, eine glückliche Gattin zu werden, als sein ergänzendes Selbst einem Manne anzu- gebören, in besten Sein sie mit vem ihrigen aufgeht. Ich habe eS gefühlt, wie sie Alle eS fühlen, und sie Alle fühlen e«, wie ick es gefühlt; dem zu entsagen, ist nickt immer leicht, — ich darf wohl sagen, daß eS niemals leicht ist!" „So sind Sie der Meinung, daß Margaret ihm ent sagen müsse?" „ . . . Wenn Sie meine Ansicht wissen wollen, Schwager Lester — za, ich meine eS! Hätte Jemand sie schon vor ihren, UnglUcksfall geliebt, wirklich geliebt, so wäre da« freilich etwas Anderes und ihr Unglück würde nichts in seinen Gefühlen ändern, ja, e« würde diese durch das Mit- leid, die Tbeilnahme, die er ihr zollen würde, nur noch steigern. Allein ein solcher Fall liegt ja hier nicht vor, und ich glaube nicht, abgesehen von den Fällen einer Heiralb au- Eigennutz oder Berechnung, die wir doch wohl nicht in Betracht ziehen wollen, daß Jemanv sich dafür entscheiden wurde, eine Blinde zur Gattin zu nehmen." „Und — und Tom?" ^l>ah, er! Tom bat ihr ein wenig den Hof gemacht, sie um chm-'chelt, nun ,al Aber so ein B.scken Galanterie ist natürlich und zwischen so nahen jungen Verwandten auch er- laubt und dann — pah! Tom ist Egoist und Streber — er will und braucht eine Frau, die ihm vorwärts Hilst. Ick habe n,e etwas auf sein Tändeln mit Margot gegeben gemacht ha"^"^' " ^ck "nstlich etwa« au« ihr „Noch sie sich au» ihm?" »Hm! Märchen pflegen immer ernster al« dir Männer d e'Sack ^ ^ d.sbalb meine ich dochE b dw Sacke für Margot nickt von großer Gefahr Zweien (ein Wird. Ganz offen gestanden, Schwager Lester ick K-tt»- wel von Margaret, als daß'ich g.auL sollt' ' Tom d "r Mann dazu gewesen, wirklich ih, Herz zu gewinnet" * Der Mazor athmet« erleichtert auf und blickte bewundernd auf seine klügere Schwägerin, hoffend, deren Franen- klugheit'r habe schärfer gesehen, als seine Baterfürsorge und sein Männerauge. „Sie sind unverheirathet geblieben, Schwägerin Betsy", sagte er. „Haben Sie sich dennoch glücklich aefüblt?" „Ick? Ja! Der Kummer meiner einstigen jungen Tage liegt seit Langem hinter mir. Ihr HauS, wenn ich mich ver einsamt fühlte, war mir stets ein Heim und Ihre Familie die meine, Schwager Lester!" Miß Blessington besaß ein hübsches eigenes Vermögen, war unabhängig unv lebte für sich allein, krackte jerock einen großen Theil ihrer Zeit auf Besuchen bei Willmor unv seiner Tochter zu. „Mein HauS und meine Familie wird Ihnen stets dasselbe bleiben, Schwägerin Betsy!" versicherte der Major herzlich. „Sie müssen recht oft bei uns weilen — jetzt mebr als je — um der armen Margot willen!" Der kommende Freitag war zur Abreise bestimmt, und nach der Consultation des Augenarztes in London hatte man beschlossen, inS Seebad nach Brighton zu gehen, wo Pans» Russell mit ihrem Vater sich bereits befand und sehnsüchtig harrte, daß Margaret ihr folgen solle. Bis zu dem Tage der Abreise selbst war Margaret nicht zu bewegen, ihr Zimmer zu verlassen. Obwohl sie keine Schmerzen mehr empfand und von den leichten Wunden, die ibr Gesicht in keiner Weise entstellt batten, nichts zurück geblieben war, als einige kaum bemerkbare kleine Narben an den Augenlidern und den Schläfen, schrak sie dock nervös davor zurück, irgend Jemanden zu empfangen oder von ibm gesehen zu werden, mit alleiniger Ausnahme von ihrem Vater und ihrer Tante, die vom ersten Moment an um sie gewesen waren. »Es ist ein schrecklicher Gedanke, daß irgend Jemand seine Augen beobachtend aus mich gerichtet kielte, ohne daß ich eS weiß", klagte sie am Morgen der Abreise, „schrecklicher Gedanke, daß in Len Blicke» derer, die mich ansehen — ob auS bloßer leerer Neugier, ob au- solch einem unerträglichen Mitleid — mit meinen Augen nickt begegnen, noch ihnen auSweichen kann! Ich bin so hilflos, so vertheidigungS- los! O Tante, wie werde ich je dahin gelangen, es zu ertragen?" »Zeit und Gewöhnung, meine liebe Margot, werden Dich rarin stärken", tröstete Miß Blessington sanft. „Und Du wirst nie allein sein. Dein Vater unv ich werden immer um Dich sein."
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