32 III. Schulordnung und Schulzucht. machte, war der feine Ton unter seinen Schülern, wie ich ihn ähnlich nur in Celle und Lüneburg gefunden hatte,... es ist doch für einen Lehrer sehr angenehm, mit äußerlich feinen und gesitteten Schülern zu verkehren. Die Disziplin innerhalb wie außerhalb der Unterrichtsstunden wurde dadurch wesentlich erleichtert.“ Die ehemaligen Schüler dieses Mannes dürfen stolz darauf sein, daß ihnen ihr früherer Rektor und Lehrer dieses Zeugnis ausstellte, als er am Abend seines Lebens Rückblick über alles Erlebte hielt. Und seine Nachfolger werden bis auf den heutigen Tag bestätigen, daß der Ton, den unsere Schüler ihren Lehrern gegenüber anschlagen, ein besonders freundliches Verhältnis zwischen beiden ermöglicht. Wenn man das Gesamt verhalten unserer Schüler nach den erteilten Betragenszen suren beurteilen will, muß man billigerweise berücksichtigen, daß die Zöglinge des Internats, dauernd beaufsichtigt, eine Anzahl streng durch geführter Vorschriften, wie sie für ein geordnetes Zusammenleben vieler unerläßlich sind, zu beachten hatten, während ihre außenwohnenden Kame raden im Elternhaus oft der größten Freiheit und Nachsicht sich erfreuten, und vor allem davor sicher waren, daß etwaige Verstöße gegen die gute Sitte, soweit sie nicht in die Zeit des Schulbesuchs fielen, leicht zur Kennt nis der Schule kamen. Und wie bald führte ein Übertreten jener Vor schriften zu Tadel oder Strafe und damit oft zur Herabsetzung der Zensur! Durch Milderung der Verbote suchten die Lehrer unserer Anstalt wieder holt den Verhältnissen Rechnung zu tragen, z. B. wurde das Verbot im Internat eine Zeitung zu lesen — selbst während des Krieges 1866! — oder eine solche sich durch Externe einmal in die Schule mitbringen zu lassen, in späterer Zeit aufgehoben. Obwohl durch die Schulgesetze den Schülern der Oberklassen das Rauchen erlaubt war, blieb es für die In ternen verboten, auch wurde ein Gesuch des Lehrerkollegiums (1893), wenigstens den Ältesten das Rauchen im Garten zu erlauben, von der Ad ministration abgelehnt. Anlaß zu diesem Gesuch gab übrigens — um der Wahrheit willen soll das nicht verschwiegen werden — nicht nur menschen freundliche Gesinnung, sondern auch der Gedanke daran, daß das heimliche Rauchen der Internen in den verstecktesten Winkeln des Bodens eine Ge fahr für das alte Schulgebäude in sich schloß. Das Zusammenleben in einem Internat führt leicht zu Pennalismus. Schlimmere Fälle kamen bei uns glücklicherweise nur ganz selten vor; öfter wurden Klagen über geringfügige Übergriffe laut; besonders waren die älteren Schüler geneigt, beim Kegelspiel der Gefälligkeit der Kleineren etwas zu energisch nachzuhelfen, bis schließlich gemietete Kegeljungen für Geld leisteten, was gute Worte bei den jüngeren Hausgenossen nicht immer erreichten. Auch die unerwarteten „Generalvisitationen“ bereiteten bisweilen Verlegenheiten: sie förderten manchmal aus den Schränken und Pulten Gegenstände zutage, deren Besitz üble Folgen hatte,