01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-09-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970915013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897091501
- OAI-Identifier
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Seiten doppelt vorhanden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-09
- Tag1897-09-15
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Größere Schriften laut unserem Prris- vcrzcichniß. Tabellarischer und Zifzirnsatz uach höherem Taris. Vptra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesiirderung 60.—, mit Postbesürdcrung 70.—> Ännalimeschluk für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leivfi-. 470. Mittwoch den 15. September 1897. 91. Jahrgang. Rückfällige Verbrecher. ack. Da- statistische Jahrbuch für das deutsche Reich weist auö, daß von allen im Lause eines Jahres wegen Ver brechen und Vergehen gegen Ncichsgesetze Bestraften nahezu t Zehntel vorbestraft sind. Einzelne Verbrechen werden beson ders häufig von vorbestraften Personen verübt, so Nöthigung und Bedrohung (50 vom Hundert der Fälle), Mord und Todt- schlag (52 vom Hundert), Betrug (53 vom Hundert),Gewalt und Drohung gegen Beamte (59,9 vom Hundert), Raub und Er pressung (64,4 vom Hundert), auch Diebstahl und Unterschlagung, Hausfriedensbruch, Meineid und Urkundenfälschung stehen in dieser Hinsicht über dem Durchschnitt. Diese Statistik giebt über die rückfälligen Verbrecher als solche natürlich nur eine oberflächliche Auskunft, während sie über die eigentlichen ge werbsmäßigen Verbrecher gar nichts sagt. Wenn sie überhaupt für irgend eine Thatsache vollauf beweiskräftig ist, so kann es Wohl nur die fein, daß unsere gegenwärtige Strafrechtspflege zu einer Verminderung der Verbrechen unfähig ist, daß daS heutige Gesängnißwesen in keiner Weise abschreckend oder bessernd wirkt, daß wir zur Zeit kein Mittel haben, den Rückfall zu verhüten. Die Gewohnheitsverbrecher, gewerbsmäßigen Verbrecher oder Berufsverbrecher spielen unter dem herrschen den System in der Criminalität eine sehr bedeutende Rolle; cs sind dies die Individuen, die, gewöhnlich von Jugend auf, ungeachtet der Strafen, die sie immer wieder erleiden, immer unv immer wieder und zwar in der Regel gleichartige Ver brechen begehen und während eines großen Theiles ihres Lebens den Strafanstalten als Stammgäste angehören. Aber auch Gelegenheitsverbrecher, die nur einer plötzlichen Versuchung oder drückender Noth erlegen sind, verfallen nur zu leicht aufs Neue dem Verbrechen, sei es infolge der An leitung, die sic im Gefängniß erhalten haben, sei es infolge der Unmöglichkeit, nach der Entlassung wieder eine Stellung zu finden. — In Frankreich hat sich die Zahl der Rückfälligen auf lOO Verbrecher im Laufe eines halben Jahrhunderts ver doppelt. Wie G- Tarde uns mittbeilt, war um die Mitte des Jahrhunderts die durchschnittliche Zahl der Rückfälligen unter WO Verbrechern in Frankreich 32; dieser mittlere Durch schnitt wurde von den Landstrichen mit Gebirgen und ohne große Städte nicht annähernd erreicht; dort waren nur 20 vom Hundert der Verbrecher rückfällig; weit überschritten aber wurde er in den dicht bevölkerten Theilen, in denen er auf 40 und 42 vom Hundert stieg. In den 40 Städten mit mehr als 30 000 Einwohnern zählte man einen rückfälligen Ver brecher auf 307 Einwohner, während ein solcher in den kleinen Städten erst auf 712 Einwohner kam. Das ist sehr bezeichnend, fügt Tarde dem Bericht hinzu, besonders wenn man be achtet, wie hier oft Ursache und Wirkung verwechselt werden. Das Verhäitniß schreibt sich nicht daher, daß die rückfälligen Verbrecher in die Großstädte strömen — das eigentliche Feld des gewerbsmäßigen Verbrechers ist allerdings gerade die Großstadt —, sondern daß die Großstädte die einmal Ver urteilten zusammenführen, in gewissen Vierteln und Gebäuden gruppiren und sie durch die Gemeinschaft in neuen Verbrechen üben und sie dazu anreizen. Es kommt nun viel darauf an, die Neclassirnng eines e'nmal Gefallenen oder Besserungsfähigen, seine Wiederein- sübrung in seinen alten Stand und Beruf zu ermöglichen. Es herrscht allgemeine Uebereinstimmung darüber, daß die große Schwierigkeit der Neclassirung der Hauptgrund der fortgesetzt steigenden Nückfälligkeit ist. Um hier Abhilfe zu schaffen, ist es nothwendig, vem einmalig bestraften Ver brecher — soweit er sich nicht als gewerbsmäßiger Ver brecher gezeigt hat, also im Interesse der öffentlichen Sicher heit überhaupt nicht der vollen Freiheit wiedergegeben werden dürfte — nach seiner Entlassung über die schwere erste Zeit hinweg zu helfen, ihm sofort Arbeit und Anstellung zu ver schaffen und den Wiedereintritt in die Gesellschaft zu ermög lichen. Wie groß die Schwierigkeiten sind, die sich dabei in den Weg stellen, weiß nur Derjenige, der selbst bei diesem Werke mitgearbeitet hat. Die besten Erfolge hat man in Amerika erzielt. In der bekannten Muster-Strafanstalt von Elmira bat man durch regste Fürsorge für die Gefangenen erreicht, daß z. B. im Jahre 1889 von 2300 Sträflingen, die zu unbestim m t e r Haftdauer verurtheilt waren und auf Probe entlassen wurden, nur noch 15 Proc. ihre Verbrecherlaufbahn wieder aufnabmen. Das Beispiel von Elmira, wo die Sträflinge, als in einem „moralischen Hospital", erzogen und auf eine künftige ehrliche Laufbahn, besonders durch Unterweisung in einem bestimmten Gewerbe, nach allen Richtungen vorbereitet werden, hat nicht nur in Amerika, sondern selbst in Japan erfolgreiche Nachahmung gefunden. In der Behandlung des Verbrechers muß Wohl unter schieden werden zwischen dem gewerbsmäßigen Verbrecher, der keine andere Laufbahn ergreifen will, und vor dem die Ge sellschaft dauernd gesichert werden müßte, und dem rück fälligen Verbrecher, den nur die Unmöglichkeit des Wieder eintritts in seinen Stand, in ein ehrliches Gewerbe, zum zweiten Mal zum Verbrechen getrieben hat. Man könnte hier etwa nach unheilbarer „moralischer Krankheit" und sehr wohl heilbarer moralischer Schwäche unterscheiden. Wenn jene, die Berufsverbrecher, dauernd unschädlich gemacht werden, und diese, sagen wir die Geleaenbeitsverbrecher, durch geeignete Erriebuug und erleichterte Wiedereinführung in ihren cbrlicheu Stand vor dem Rückfälle bewahrt werden, dann wäre viel, sehr viel erreicht; die Criminalstatistik würde weit weniger bedroh liche Zahlenreihen aufweisen, aus der Gesellschaft wären die absolut unbrauchbaren Glieder ausgeschiedcn und neue, brauchbare, nützliche Glieder wären ihr zugeführk. Durch die Unschädlichmachung der Gewohnheitsverbrecher würden den erstmaligen Verbrechern die Lehrmeister genommen, das Verbrechen selbst würde eine ganz bedeutende Abnahme auf weisen, das fortwährende beängstigende Anwachsen der Criminalität ins Gegentheil Umschlagen. ZUM Reformatiollsfeste hat das großherzoglich hessische Lberconsistorinm, gez. vr. Goldmann, Sonne, an die evangelischen Pfarrämter folgendes Ausschreiben erlassen: „Wenn es auch im Allgemeinen nicht nöthig erscheint, aus die bei dem evangelischen Volke längst eingebürgerte Feier des Re formationsfestes durch ein behördliches Ausschreiben noch be sonders hinzuweisen, so sehen wir uns Loch diesmal zu einer ernsten Mahnung besonders veranlaßt. Papst Leo XIII. hat aus Anlaß des Canisius-Jubiläums ein Rundschreiben an die Erzbischöfe und Bischöfe Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz erlassen, in welchem er die Reformation und die Reformatoren in einer Weise verunglimpft, wie es in solchen amtlich an die Katholiken Deutschlands gerichteten Veröffent lichungen wohl noch nicht geschehen ist. Er läßt in demselben (nach der Uebersetzuug im „Mainzer Journal") Luther „zuerst die Fahne dcS Aufruhrs erheben", spricht von einer Lurch „den Jrrthum", L. h. dem Zusammenhang nach: die reformatorische Lehre, ein getretenen Steigerung der Sittenverderbniß „bis zum äußersten" und von einem „unheilvollen Gifte", Las sich fast durch alle deutschen Länder verbreitet habe u. s. w. — Diese Auslassungen des Hauptes der römischen Kirche aber werden durch die Veröffentlichung im „Mainzer Journal", dem halbamtlichen Organe des Bischofs zu Mainz, unter dem katholischen Volke in Hessen verbreitet und sogar zum Theil noch durch Sperrdruck recht augenfällig gemacht, was alles nur dazu beitragen kann, das friedliche Nebeneinander leben der Confessionen zu stören. Gegen ein solches Vorgehen, welches wir Evangelische als eine Beschimpfung empfinden und aus welchem sicherlich nur un heilvolle Früchte entsprießen werden, fühlen wir uns als berufene Hüter des Rechtes der evangelischen Kirche in unserem Lande ge- Lrungen, hierdurch ein öffentliches Zeugniß abzulegen, und dies um so mehr, als wir wissen, daß die gegen die Reformation und damit auch gegen die Kirche der Reformation gerichteten Be schuldigungen ungerecht und vollständig unbegründet sind. Tenn wenn Luther's in Gottes Wort gebundenes Gewissen Lein lauteren Evan;,c'wm Jesu Christi Len Vorzug vor den bloßen Menschen» und auch Kirchensatzungen giebt, so sollte dies selbst bei Anders- gläubigen noch nicht soviel heißen als: „die Fahne des Aufruhrs erheben". An eine durch die Reformation verursachte Steigerung der ja auch nach dem päpstlichen Rundschreiben in der Kirche vor der Reformation bereits vorhandenen „Sittenverderbniß bis zum äußersten" aber wird schwerlich ein Unbefangener eher glauben, als bis nachgewiefen wird, daß der Stand der Sittlichkeit in den rein katholischen Ländern höher und besser war und noch ist als die Gesittung, die sich bei den protestantischen Völkern unter dem Ein fluß der evangelischen Lehre im Laufe der Zeit hcransgebildet hat. Wir bekennen es gerne, daß auch bei unS noch viel an der christ lichen Vollkommenkeit fehlt, nach welcher wir streben sollen. Aber daS rechnen wir dem Protestantismus zur Ehrs an, daß seine be deutendsten Vertreter von Anfang an ehrlich genug gewesen sind, die vorhandenen Mängel und Gebrechen zu bemerken, sie offen ein zugestehen und im Sinne der apostolischen Worte Phil. 3, 12: „Nicht Laß ich es schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei" u. s. w. und 1. Cor. 15, 58: „Nehmet immer zu in dem Werke des Herrn" zu ihrer Ucberwindung in der Kraft Gottes zu ermahnen, anstatt daß sie sich selbst sür unfehlbar oder die derzeitige Gestalt der Kirche für vollkommen erklärt hätten. So hoffen und wünschen wir denn, daß auch Sie in Ihrer Ver kündigung des Wortes Gottes stets Temuth vor Gott mit Wahr heitsliebe und sittlichem Ernste verbinden und Ihre Gemeinden er- mahnen werden, zu „wachsen an Dem, der Las Haupt ist, Jesus Christus". Wenn Sie aber bei dem bevorstehenden Resormatiousfeste den oben bezeichneten Angriffen gegenüber ganz besonderen Anlaß nehmen werden, die Gnade Gottes, die uns das Helle Licht des Evangeliums wiedergeschenkt hat, zu preisen und die Herrlichkeit eines rechten evangelischen Christenlebens hervorzuhebcn, so werden Sie doch, eingedenk des Wortes: „Vergeltet nicht Böses mit Bösem, oder Scheltwort mit Scheltwort" (1. Petri 3, 9), dabei wohl be achten, daß wir, soviel an uns ist, mit unseren katholischen Mit christen in Frieden leben wollen. Dem friedlichen Zusammen wohnen der Confessionen aber hoffen wir gerade da durch zu dienen, daß wir die ebenso unwürdige wie ungerechtfertigte Friedensstörung, als welche sich die erwähnten Worte Les päpstlichen Rundschreibens dar- stellen, allen Ernstes zurückweisen." Deutsches Reich. Berlin, 14. September. Ter „Neichöbote" bat vorgestern gesagt, die konservative Partei (in Preußen) liege, zum Tbeil durch eigene Schuld, am Boden und stehe vor der Aufgabe, sich zu erneuern. Was bemerkt nun die „Kreuzzeitung" dazu'? Antwort: nichts. Statt die sehr ernsten Worte des zu ihrer Partei gehörigen Blattes zu erörtern, ja auch nur zu erwähnen, erfreut das leitende Organ seine Leser, die nach jüngst abgelegtem konservativen Zeugniß andere politische Lektüre verschmähen, mit der Wiedergabe eines Ausspruchs des demokratischen und reichSfeintlichen Stuttgarter „Beobachters", wonach der Nationalliberalismus „zerklüftet bis inö Herz und darum keine einheitliche Parteigröße" sei. Es sällt uns nicht ein, diese Behauptungen zu widerlegen, obwohl das nicht schwer wäre in einem Augenblicke, wo die badischen Partei genossen des „Beobachters" bei Centrum und Socialdemo kratie antichambrirt haben, um mit deren Hilfe ein oder zwei Mandate von eben diesen die Mehrheit in der badischen Kammer bildenden Nationalliberalcn zu ergattern. Auch daß Vie Eingeborenen von Reu-Guinea?) Aus eigener Anschauung geschildert von Conrad Geppert. Nachdruck verboten. Neu-Guinea ist nicht stark bevölkert, speciell in dem deutschen Tbeile. Die Dichtigkeit der Einwohner nimmt, wenn ich den Friedrich-Wilhelmshafen und die Astrolabe-Bai als Ausgangspunkt annehme, zu nach der holländischen Grenze bin, und ebenso steigt sie nach und nach in nordöstlicher Richtung dem Hüon-Golfe zu. Wiederum befinden sich an der Küste mehr und stärkere Dörfer als etwas weiter in daS Innere hinein. Auch sind die Küstenbewohner intelligenter und kräftiger al- die von der See mehr oder weniger ab geschlossenen Stämme. Selbst im Gesichtsschnitt weichen erstere von letzteren vielfach ab, so daß iw beinahe annchmen möchte, die Küstenbevölkerung sei entstanden durch Einwanderung und habe die ursprünglichen Bewohner zurückgedrängt und in eine Art Abhängigkeitsverhältniß gebracht. In dieser Ansicht bestärkt mich noch die vorhandene Sprachverwirrung, welche jedes Dors seine eigene Sprache sprechen läßt, andererseits die Möglichkeit, sich durch Kenntniß der Sprache des be deutendsten Küstendorfes in einem dis weit in das Land hin ein reichenden Bezirk verständigen zu können. Ebenso die Sicherheit, welche z. B. durch Begleitung eines der Insel Liar angehörigen Papua dem wandernden Europäer ge währt wird. Der Papua an der Küste ist meist gut gewachsen, von mittlerer Größe, mit breiten Schultern, kräftigen Hüften und schöner MuSculatur. Dies gilt für Männer wie Frauen im besten Lebensalter, welche- beim Manne vom 16. bis 30. Jahre anzunrhnieii ist, bei dem Weibe aber Wohl bereits beim 13. beginnt und bis etwa zum 25. reicht. Die Gesichtszüge sind einnehmend und offen. Chinesische oder malayische Verschlagenheit ist fast nie zu bemerken. Ein Kind de- Augenblickes im wahrsten Sinne de- Worte- ist der Papua. Junge Mädchen sind häufig in ihrer Art geradezu schön und entsprechen nicht den frasenhaften Abbildungen, welche man aus Photographien so oft sieht; man scheint sich besondere *) Die Ermordung de- stellvertretenden Landeshauptmänner von Deulsch-Neu-Guinea, vonHagen, durch Eingeborene Hot allgemeinen Anideil erweckt nnd dt» Ausmerkiomkeit auf die dortige Bevölkerung gelenkt. Leider sind di» Nachrichten über sie dt-kier wenig authentisch. Um so mehr werden di« obigen Schilderungen eine- Jahre lang tm Reu- Guinea-Schutzgebiete wohnhaften Mannes interejsiren. Anin. d. Red. Mühe zu geben, gerade das Häßlichste abzubilden, welches, dann durch die schlechten, ungeschickt gehandhabten Instrumente I noch gesteigert wird. Ein altes Papua-Weib allerdings gleicht einer getrockneten Birne in Farbe und Form zum Sprechen und die alten Männer stehen ihrer besseren Hälfte nicht nach. Die Entdeckung welche Grundfarbe der Papua eigentlich sat, zu macken, ist ziemlich schwer, nur zu leicki läßt man ich dadurch täuschen, daß si.ck Männer wie Frauen den ganzen Körper mit einer Mischung aus rotbcm Tbon und Cocosöl färben und so den Eindruck eines Indianers Hervor rufen. Meinen ersten Bekannten und langjährigen guten Freund Sakui aus Siar erinnere ich mich nie in seiner ckocoladen- braunen Naturfarbe, sondern stets rothbraun übertünckt ge sehen zu haben. Andere wiederum trugen ihre Farbe offen zur Schau und bemalten lediglich das Gesicht mit allen nur möglichen Farben. Die Eingeborenen Neu-Guineas machen keine großen Ansprüche an Toilette, sie haben etwas wenig an, speciell die Männer. Ein unbeschreiblich schmaler Lendenschurz aus Bast, fast nur einem Gürtel gleichend, bildet das einzige Kleidungsstück. Das krause, wollige, glänzend schwarze Haar gewöhnen einige Stämme turbanartig in die Höhe, so gleicht es fast einer Bärenmütze; andere schnüren es über dem Scheitel zusammen, so daß ein dichter Busch daraus gebildet wird. Häufig wird das Haar durch Anwendung von Muschel kalk gebleicht oder durch Thonerde rotbbraun gefärbt. Als Kopsputz sah ich auS Bast und Robrzeflecht gearbeitete Stirn ringe mit Muscheln und anderen Zierrathen besetzt, auch aus Bambusrohr sehr geschickt gefertigte Kämme und Nadeln, deren Ende durch bunte Federn, wohl auch durch Blumen geschmückt waren. Bei Festen tragen sie durchgängig den wehenden Schmuck des Paradiesvogels. Um den Hals werden Ketten auS Hundezähnen getragen, von ihnen hängen auf die Brust herab die Gewehre von Wildschweinen, oder ähnlich geschliffene Muscheln. ES sind dies Erbstücke, welche vom Vater auf den Sohn oder die Tochter übergehen und die schwer zu erhalten sind. Was man von diesen Schmuckstücken käuflich erwirbt, ist meist au-rangirteS Zeug, durch den Tod der rechtlichen Besitzer frei geworden. Hand- und Fußgelenke sind gleichfalls durch Reifen auS Muscheln, Schildpatt oder Drahtgeflecht verschönt. Denselben Schmuck tragen die Frauen, nur gleicht ihr Schurz mehr einem aus GraS- oder Bastfasern gefertigten Röckchen, vorn fast bis zum Knie, hinten dagegen etwas weiter berabreichcnd, auch wird da« Haar von ihnen kürzer getragen al- von den Männern. Verheiraibete Frauen ver meiden die auffallenden Farben und bestreichen Haar und Stirn mit einer schwärzlichen öligen Substanz auS Kohlen- ! staub und Kokosöl, wa» ihnen ein düstere-, dem Frohsinn > entsagendes Aeußere giebt. Kinder, Knaben nnd Mädchen, werden bis zu einem nicht genau feststellbaren Alter nicht bekleidet und machen einen allerliebsten Eindruck sowohl durch ihr niedliches Aeußere als auch durch ihr musterhaft bescheidenes, artiges Betragen. Als Waffen werden Speere aus dem Hol; der Nibon- Palme mit Spitzen aus Bambusrohr, Bogen aus zäbcm Holz mit rolben (Rohr) Sehnen und Pfeile, welche zum Tbeil schön geschnitzt sind, getragen. Auch Schilde aus Holz oder Robrgeslecht kommen vor; auch besitzt jeder Krieger eine Art Holzschwert, welches aber gleichzeitig als Spaten verwendet wird. Ein Steinbeil primitivster Art vollendet die Aus rüstung des Kriegers. Für die Arbeit, wenigstens die Feldarbeit, schwärmt der Papuakrieger nicht, er überläßt sie den Frauen, er baut die Häuser und Kanoes, schnitzt Pfeile, Speere und Bogen, geht auf die Jagd oder fischt. Der Frau bleibt die Bestellung der Plantagen überlassen, die Wartung der Kinder und die Besorgung dcS Hauswesens, überhaupt greift sic überall da ein, wo es nothwendig ist, ebensowenig bindet sich der Mann starr an bestimmte Functionen, sondern leistet gelegent liche Hilfe. Die Dörfer unserer unfreiwilligen und unbewußten Lands leute bestehen aus Hütten einfachster Form. Regellos sieben sie durcheinander und sehen einem auf dem Erdboden stehenden Strohdach ähnlich. Dies wird gebildet aus den Blättern der Sago- oder Nigapalme und ist sebr dicht und widerstandS- säbig. Ein im Innern aufgeführtes, auf zwei Fuß hoben Pfählen rubendcS Podium dient als Lagerstatt. Während der eine Giebel völlig geschlossen ist, Hal man den andern etwas in daS Innere der Hütte zurückgezogen, so daß ein verandaartiger Theil übrig bleibt, und mit einer verschließ baren rohen Tbiir versehen. Der ganze Bau ist etwa 30 Fuß lang, 15 Fuß breit und, wenn es hoch kommt, 20 Fuß hoch, wenigstens sah ich nie ein größeres Gebäude. Der Besitzer solches Schlosses birgt darin alle seine Habseligkeiten und schläft darin, kocht und lebt sonst aber im Freien. In jedem Dorfe findet man eins oder mehrere Häuser, welche lediglich von den noch nicht in dem glücklichen Besitze einer Frau befindlichen Männern bewohnt werden. Daß man Mädchen ebenso abschlösse, siel mir nirgends auf. Diese Junggesellenbäuser dienen gelegentlich auch al« Fremdenlogis, und gedenke ich ihrer in dankbarer Erinnerung, da sie ost Nächte lang mein Quartier bildeten. Es waren nicht gerade Scctquartiere, doch lernte man durch sie die Wahrheit deS mililairischen Grundsatzes kennen: „Da- schlechteste Quartier ist immer noch bester als das beste Bivak". Früh Morgen», wenn die Sonne anfgeht, verläßt, waS irgend gesund und kräftig ist, daS Dorf und geht der täg lichen Beschäftigung nach. In langen Reihen siebt man die Weiber von dannen zieben, auf dem Rücken ein sehr geschickt geknüpftes Netz, testen Band über die Stirn gezogen ist und welches häufig ein Baby enthält, wenn die- nickt bereits so groß ist, daß es auf dem Rücken der Mutter reitet. Hinter jeder Frau folgt der Kinder frohe Schaar, in Abstufungen wie die Qrgelpseifen. Es gebt in die Plantagen, in denen der ganze Tag zngebrackt wird. Gleichzeitig verlassen auch die Männer das Dorf, um der Jagd und dem Fischfang nachzugehe», oder auch die Kanoes zu besteigen und Besuche bei Nachbardörfern abzustatten. Aus sehr einfache Art wird die Fischerei betrieben, man angelt mit hakenförmig geschliffenen Muschelstücken, legt Neusen in die See und verwendet auch Netze; sebr beliebt ist die Jagd mit dem Fischspeer, ob aber auch lehr ergiebig, möchte ich bezweifeln, nur selten sah ich stundenlanges Ans- Karren von Erfolg begleitet, nachdem die verschiedensten Fehl würfe stattgefunden hatten. In der Gegend von Hatzfeldhafen wurde eine sehr praktische Methode des Fischfanges betrieben. DaS User ist dort flach, so daß zur Zeit der Ebbe größere Strecken See grund vom Wasser frei werden. Diese haben die Einge borenen durch große Korallcnstücke abgcdäinmt. Tritt nack Ablauf der Fluth die See zurück, so bleibt in den gewonnenen Bassins Wasser mit Fischen zurück, welche in dein stacken Wasser den Wilden eine leichte Beute werden. Fische sind die LieblingSnabrunz der Eingeborenen und durch Tausch handel nur schwer zu erlangen. Ein merknürdiges Gericht sah ich bei einem Besuche des Torfes Gersupp. Unseren sckwarzen Begleitern wurde von den Gastsreundcn eine grau grüne, feste Scheibe gegeben, welche mit Hochgenuß verzehrt wurde, Herr von Puttkamcr belehrte niick, daß die- ge trockneter und gepreßter Fischlaich, also Caviar wäre und zwar ungesalzen, — die richtigen Feinschmecker, diese alten PapuaS! Anck Austern werden gefangen und wie bei uns in rohem Zustande gegessen. Weniger ergiebig scheint die Jagd zu sein. Giebt es auch mannigfaltiges Wild, speciell Federwild, so sind dock die Urwaltbäume sebr bock, so daß nur selten ein Schuß glücken mag. Wildschweine, Kasuar, Känguruh, Krokodil und jede Eidecksenart, Beutelratten rc., werden nur schwer erlegt, und nur durch die unvergleichliche Gewandtheit im Pürscken, welche die PapuaS entwickeln, gelingt e« ihnen, fick dem Wilde im dichten Urwald geräuschlos bis auf Schußweite zu näbern. Ost habe ich die schlangenartige Geräuschlosigkeit bewundert und beneidet, mit welcher die Leute, fast obne daß sich ein Blatt in dem dichten Lanbgestecht bewegt, durch den Busch gleiten, wie sie jede MuSkel, jede Sehne in der Gewalt haben und unbeweglich gleich einer Statue verharren, sobald das Wild durch daS feinste Zeichen andeutet, daß es Unratb wittere. Unsere berühmtesten Jäger würden staunend sich als Stümper bekennen. Ist die Sonne im Sinken, so kehrt Alles ins Torf zurück, die Männer mit Früchten, Wurzeln nnd Wild, die Frauen mit den Erzeugnissen der Plantagen beladen. Nun wird das
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