Delete Search...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.10.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-10-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18971027019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897102701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897102701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-10
- Tag1897-10-27
- Monat1897-10
- Jahr1897
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
I. RillM M LkipWkr LNkblatt Nil AWiM üir. UH, Rttioch, ^.Lckder M?. (RorW-AsMdch Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Wegen Neubeschüttung mit Knack wird der Schleutziger Weg tm Stadtbezirke Leipzig-Kleinzschocher auf der Strecke von der neuen Elsterbrücke bis zur Kreuzung mit der Elisabeth-Allee vom 27. dieses Monats ab ans die Dauer der Arbeiten für allen Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 26. Oktober 1897. Ter Rath der Stadt Leipzig. IX. 3989. l)r. Georgi. Stahl. Gesucht wird der am 21. Februar 1865 in Zörbig, Kreis Bitterfeld, geborene Klempner Ferdinand Paul Baatz, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, den 23. October 1897. Ter Rath der Stadt Leipzig. Rrmenamt. A.-R. I 1b. Nr. 1584. Hentschel. Röber. Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 6. October d. I., den Ver. mittelungs-Agent Ernst Heinrich Earl Pohlman» betreffend. Leipzig, den 22. October 1897. Der Rath der Stadt Leipzig. Armenamt. A.-R. I le. Nr. 1391 ä. Hentschel. Hädrich. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) I goldene Tamen-Schlnsseluhr mit blumenartiger Gra- virung und kleingliedriger goldener Kette mit Federring und 3 Ouasten, Anfang September; 2) I silberne Tamen-Schlnsseluhr mit kurzer Nickelkette, am 14. October; 3) 1 goldene Brille (GlaSnummer 14), am 18. October; 4) 1 Musikinstrument (Orpheus) in schwarzlackiriem Gehäuse mit 15 Stück Notenblättern von Pappe, am 23. October; 5) ca. 400 Messer, Gabeln und Löffel, versilbert, init der Bezeichnung „Weintraube", vom 1. Mai bis Mitte October; 6) 1 Packet mit einem Preussischen Termin-Kalender für 1898, am 9. October; 7) 1 graner Herren-Mantel mit grauen Hornknöpfen, Kettchenhenkel und hellgrau und blaucarrirtem Futter, am 14. October; 8) I Winterüberzieher, hellbraun, flockig mit braunem Sammet- kragen, hellgrauem, gcoßcarrirten Futter, einer verdeckten Reihe schwarzer Hornknöpfe und Sloffhcnkel, am 24. October; 9) I Herren-Mantel, neu, von graumelirtem Lodenstoff, mit Pelerine, Hellem, carrirtem Futter, grauen Steinnußknöpfen und Kettchenhenkel, am 21. October; 10) I Kiste Cigarren» 40 lcx schwer, signirt: „k. L. 5411", enthaltend 20 Zehntelkisten I»u b'ma Lmbajackores und 10 Zehntel kisten Lli Oursme Ku. Üortensia, am 14. October; 11) 1 Kiste Cigarre», 25 ÜK schwer, signirt: „v. 8787", ent- haltend 20 Zehntelkisten Urodllack Le^alia. Victoria und div. Proben zu je 3 Stück, am 7. October; 12) I Sopha, fast neu, mit braunem Bezug, am 16. Octobcr; 13) I Ballen» enthaltend 20 rohe KolinSkt-Felle, am 19. October; 14) I Schootzleder, schwarz, mit schwarzer Leinwand gefüttert, mit 2 Ringen und 2 Strippen versehen, am 22. October; 15) 1 Handwagen, 2rädrig, blaugestrichen, mit Kastenaussatz und einem reparirten Langbaum, am 1. October; 16) I Continental - Pneumatik - Rover» mit Fabrikmarke: „Dresdner Pfeil" und der Nummer 3168, Modell 1897, mit schwarzlackiriem Gestell, vernickelter Lenkstange, Korkgrissen mit Perl mutterverzierungen, brauner Satteltasche und Metallschild mit Auf- schrist: ,,A. Goldschmidt, Auenstr. 5", am 18. October; 17) 1 Pneumatie-Rover mit schwarzem Gestell, vernickelter Lenkstange mit schwarzen Holzgriffen, mit der Bezeichnung „Krause 11" und Metallschild: „Julius Höritzsch", am 22. October. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Criminalabtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 25. Oktober 1897. Tas Polizei-Amt der Stadt Leipzig. — Bretschneider. Ml. Auf dem die Kommanditgesellschaft auf Aktien in Firma Kamm garnspinnerei Stöhr äk Co. in Leipzig betreffenden Fol. 4570 Les Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgerichts ist heute Folgendes eingetragen worden: Die Generalversammlung der Kommanditisten vom 19. October 1897 hat beschlossen, das Gesammtkapital der Kommanditisten durch Ausgabe von 1000 auf Namen lautende Aktien zu 1000 um 1000000 ./L zu erhöhen und diese, vom 1. Januar 1898 ab dividendenberechtigten Aktien einem Konsortium zum Kurse von nicht unter 145 des Nennwerthes mit der Verpflichtung zu überlassen, dieselben den Inhabern der alten Aktien und dem persönlich hastenden Gesellschafter in der Weise anzubieten, daß je 5000 ./ii alter Aktien oder 5000 .äl Einlage des persönlich haftenden Gesellschafters zum Bezüge einer neuen Aktie zum Kurse von 150 "/<> Les NennwertheS berechtigen. Leipzig, den 26. Oktober 1897. Königliches Amtsgericht, Abth. Id. Flohr. Den 28. Oktober d. I.» BormtttagS 11 Uhr sollen in L.-Connewitz» Restanration zur Veteranenhalle, 132 Bände versch. Romane, 10 Bünde Meher's Lexikon, 3 Fenster Gardinen, 1 Verticow, 1 Sopha und 2 Sessel, 1 Pianino, 1 Schreib« und 1 Coulissentisch, 2 Oelgemälde, 3 Pfeilerjpiegel mit Console u. v. a. G. meistbietend gegen Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, den 26. October 1897. Der Gerichtsvollzieher beim Sönigl. Amtsgericht. Handtrag, Sekr. Versteigerung. Arettaa. am 29. Oktober 1897. von BormtttagS 10 Uhr an sollen im Bersteigerungsraume des Königlichen Amtsgerichts hier eine Anzahl Möbel, eine Partie versch. Kleiderstoffe, Sammet und Bettzeug, eine Drehbank, eine Balancierpresse n. A. m. meistbietend gegen Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, am 26. October 1897. Ter Gerichtsvollzieher beim Königlichen Amtsgerichte. Rändel, Akt. Oeffentliche Zustellung. Der Zimmermeister Richard Jurisch in Leipzig-Gohlis — ver- treten durch die Rechtsanwälte Otto Emil und Bernhard Freytag in Leipzig — klagt gegen den Ingenieur HanS Bader, früher in Leipzig, letzt unbekannten Aufenthalts, aus Kauf- und Verdingungs vertrag nut dem Anträge, den Beklagten zur Zahlung von 230 .6 78 nebst Zinsen zu 5 Proc. vom Tage der Klagzustellung ab und zur Tragung der Kosten des Rechtsstreits einschließlich derer des vorausgegangenen Arrestverfahrens zu verurtheilen und das Urtheil für vorläufig vollstreckbar zu erklären, und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechts- streits vor das Königliche Amtsgericht zu Leipzig Zimmer 63 auf den 9. Dezember 1897, BormtttagS V,10 Uhr. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht. Leipzig, am 18. Oktober 1897. Sekretär Hübsch mann, GerichtSschretber des Köisiglichcn Amtsgerichts. Oeffentliche Zustellung. In der anhängigen Ehesache der Klara Franziska Rcgine verehel. Waglcr geb. Sommer in Groitzsch, vertreten durch den Rechtsanwalt Justizralh I)r. Schill in Leipzig, Klägerin, gegen den Schuhmacher Gustav Adolf Wagler aus Groitzsch, zuletzt in Leipzig, jetzt unbekannten Aufenthalts, Beklagten, will die Klägerin den in der Klage enthaltenen Antrag auf Trennung der Ehe von Tisch und Bett wegen Trunksucht nur noch eventuell aufrecht erhalten und jetzt in erster Linie Ehescheidung wegen bös licher Berlaffung beantragen. Die Klägerin ladet den Beklagten anderweit zur mündlichen Ver handlung des Ehestreits vor die erste Civilkammer des Königlichen Landgerichts zu Leipzig auf den 14. Januar 1898, Vormittags 9 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem genannten Gerichte zugelassenen Anwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dies bekannt gemacht. Ter GcrichtSschrciber beim Königlichen Landgerichte Leipzig» am 25. Oktober 1897. Dölling, Sekr. Sonnabend, den 30. Oct. er., von Bormittags 10 Uhr an soll im nene» Proviantamt zn Leipzig - Möckern eine Partie Roggcnklcte und Fnsziuchl öffentlich an die Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, den 27. October 1897. Königliches Proviantamt. Freitag, Sen 29. Oktober ds. IS.» 12 Uhr Mittags wird vor der Wache der hiesigen Ulanen-Caierne 1 unbrauchbares Ttcnstpferd öffentlich meistbietend unter den vorher bekannt zu gebenden Be dingungen versteigert. Leipzig, Len 26. Octobec 1897. Königliches 2. Manen-Regiment Nr. 18. (Fortsetzung des Textes aus dem Hauptblatt.) Coloililllnllchrichten. * Nach der jetzt herausgegebenen Karte, welche die Grenze nach dem französisch-deutschen Togoabkommen bezeichnet, läßt sich übersehen, welche Städte und Ortschaften nach diesem Vertrag endgiltig zum deutschen Gebiete ge rechnet werden sollen. Außer Togo, Porto Svgouro, Porto Popo auch die Insel Bayöl, die sich in der Lagune des Flusses Mono befindet. Oestlich von dieser Insel geht die Grenze nach Osten in der Mitte der Lagune und macht nordwestlich von Grand Popo, <bas französisch bleibt, die Schwenkung nach Norden, wo sie in der Mitte deö Mono bis zum 7. Grad läuft; von hier aus geht sie schnurstracks nach Norden bis zum 9. Grad und von hier nach Nordwesten im Zickzack bis zum 11. Grad, den sie zwischen 1» und 2« westlicher Pariser Länge trifft, dann geht sie westlich auf dem I l.Grad bis zum Schnittpuncte des Volta und folgt dessen Laufe bis zum 10. Grad. Diesem Breitengrade folgt sie bis nabe 4» w. L. von Paris, und nun hört das französisch-deutsche Abkommen auf, es beginnen die noch mit England, unserem westlichen Togo nachbar, zu schlichtenden Grenzstreitigkeiten. Das streitige Gebiet ist ein Quadrat, dessen westliche Linie etwa von dem obigen Puncte, wo die französische Grenze aufhört, sich gerade nach Süden bis etwa zum 8. Breitengrade wendet; diesen nach Osten entlang läuft die südliche Linie bis etwa 2» w. L. v. P., und die östliche erstreckt sich bis zu 10 <> n. Br. Auf diesem 10. Grade befindet sich keine Grenzlinie verzeichnet, es ist also wohl wahrscheinlich, daß hier die Diplomaten wieder einsetzen werden. Gerade in der Mitte der noch nicht festgestellten Grenzstrecke liegt Karaga, das also auch streitig sein dürfte. Nendi, Salaga und Daboya bleiben Wohl englisch. Die Gehrung, die sich zum größten Theil vor die Mündung deS Mono schiebt, bleibt französisch, dagegen kommt an Deutsch land, wie oben ausgesührt, der rechte Delta-Arm des Mono mit dem Hafen Porto Popo. Von den in Betracht kommenden Orten blieben französisch: Topli, Manigri, Bassila, Pvnesoulou, Aledjo, Sömerö, Dje, Kouande, Pama, Djebiga, L)anga, Gurina, Koupela, Liaba; unbestritten deutsch waren: Togo, Lomö, Porto Segouro, Adangmö, Waya, Misahöhe, Boradou, Atakpams, Bismarckburg, ferner die Orte am Bolta, so weit er im Westen unbestritten die Grenze gegen England bildet: Kratys, Kpando und Waya; definitiv durch das Abkommen werden uns zugebilligt: Pa- rataou, Kirikri, Dabvni, Soudou, Bafilo, Gandou, Koun- Djari, Sansannö-Mango, Gambakha und Oual-Oualö. * Am Victoriasee ist der frühere Bezirkshauptmann von Pangani, C. v. Rode, an Dysenterie gestorben. Der Verstorbene war seines Wesens wegen allgemein beliebt, was in dem tropischen Afrika, wo man leicht nervös wird, schon etwas sagen will. Er gehörte zu unsern „alten Afrikanern", da er schon 1887 für die Leutich-ostasrikanische Gesellschaft in Madimola thätig war und später in den Reichsdienst übernommen wurde. Nach seinem Scheiden von Pangani unternahm er eine Expedition nach dem Innern, um für die Plantagen an der Küste Wasukuma Arbeiter anzuwerben. Der Versuch glückte zwar, aber die Wasukuma hielten auf den Plan tagen nicht lange aus, so daß ein neuer Versuch der Arbeiter anwerbung gemacht worden ist. Dabei ist C. v. Rode, welcher schon früher einmal einen schweren Anfall von Dysenterie gehabt hatte, gestorben. Neues Theater. Leipzig, 26. October. Shakespeare's „König Lear" ging gestern nach längerer Pause wieder über unsere Bühne. Dies ist eine willkommene Bereicherung des Repertoires. Der Kothurnschritt einer imposanten Tragödie mahnt wieder an die höheren Aufgaben der Bühne, die bei der Pygmäenarbeit der modernen Schauspiellieferanten leicht in Vergessenheit gerathen — und auch die Darsteller wachsen mit ihren höheren Zwecken. Das Publicum wird anfangs mit gemischten Gefühlen diese Kost der altenglischen Riesendramatik aufnehmen, die gar nicht nach dem Recept der Modernen bereitet ist; viel Wunderliches und Absonderliches, viel Grelles und Himmelschreiendes wird abstoßend wirken, und doch wird sich Niemand dem Eindruck entziehen, daß hier von der Bühne herab ein großer Genius spricht — und gerade ein solcher Eindruck ist nicht gering zu schätzen in einer Zeit, in welcher Krethi und Plethi auf der Bühne Erfolge erringen und immer neue in den Feuilletons verherrlichte Diminutivtalente aus dem Boden wachsen. Bei näherem Einblick in die großartige Dichtung wird man sich außerdem überzeugen, Laß es sich keineswegs um beliebig zusammen geflickte Fetzen des wirklichen Lebens handelt, sondern um ein künstlerisch angelegtes Werk von meisterlicher Gruppirung und wenigstens im ersten Theil spannender Steigerung der Handlung. Die Rolle des greisen Königs verlangt einen Darsteller von imponirender Kraft» wohl ist sie auch von einem Döring, Booth, Kahle mit Erfolg gespielt worden; aber es blieb doch überall ein Riß übrig — und wenn das großartige Trauer spiel jetzt im Ganzen wenig gegeben wird, so trägt wohl der Mangel an genügenden Darstellern die Schuld. Herr Borcherdt besitzt das Zeug, um die gewaltige Rolle zu bewältigen, dieMittel, die leidenschaftlichen großen Auftritte zu durchschlagender Geltung zu bringen, die Wahnsinnsscenen mit pathologischer Wahrheit auszuarbeiten. Das hat er gestern wiederum bewiesen. Der Charakter war innerlich vertieft, feinsinnig durchgearbeitet, nur bisweilen, und nicht blos in den Wahnsinns scenen , erscheinen uns das Fortissimo und Pianissimo zu unvermittelt. Zu den Glanzpuncten seiner Dar stellung gehörte die Rede im zweiten Act, in deren stürmischen Erguß die Vorboten des Wahnsinns hineinspielen, die Scene des Wiedersehens mit Cordelia, in welcher die allmähliche Erhellung des getrübten Bewußtseins bis zur rührenden Wiedererkennung meisterlich dargestellt war, die grelle Schlußscene,die in elegischenAccorden austönl. Gleich vonAnfang an gab Herr Borcherdt den Lear nicht als einen gebrochenen Greis, sondern noch kräftig und lebensfrisch — und daS erscheint uns als das Nichtige. Die Theilung des Reichs ist mehr eine Laune, er bleibt ja von starkem Herrschergefühl beseelt; er wollte durch seine Töchter regieren. Herr Borcherdt wurde mit Recht mehrfach aufs Lebhafteste hervorgerufen. Von seinen drei Töchtern offenbaren sich Goneril und Regan dem Vater gegenüber als herzlose, undankbare Creaturen, später in ihren Beziehungen zu Edgard als gemeine Buhle rinnen. Frl. Ruoolfi (Regan) war in der Glocesterscene die blutdürstige Furie. Frl. Mancke (Goneril) hatte im letzten Act etwas Dämonisches und Heldenhaftes. Frl. Laue als Cordelia spielte die große Scene des Wiedersehens in rührender Weise. Im Ganzen aber darf Cordelia nicht zu sehr, wir möchten sagen, „sentimentalisirt" werden. Frl. Laue könnte von Hause aus einen kräftigeren Ton an schlagen, ohne die edeln Züge des Charakters zu verwischen. Herr Thiele als Cornwall war ein grimmer Barbar, Herr Stephany als Albany steigerte den anfangs halt losen Charakter bis zu seinem festen Auftreten am Schluß. Der Glocester des Herrn Krause war sympathisch trotz seines schwankenden Verhaltens gegenüber seinen Söhnen. Für den Schreck und Schmerz, als er sich in den Krallen des Tigers und der Tigerin befindet, hatte er ergreifende Accente. Der männliche Edgard wurde von Herrn Taeger, der den Wahnsinnigen auf der Haide den Andern gut vor zutäuschen wußte, und das Vorbild deS Schiller'schen „Franz Moor", Edmund, der durch seine Intriguen den Bruder aus dem Herzen seines Vaters drängt, von Herrn Otto mit Gewandtheit dargestellt; sie bilden zusammen mit dem Vater ein Familienbild, das der Gruppe, in deren Mittelpunkt König Lear steht» entspricht. Glocester mit seinen Söhnen, Lear mit seinen Töchtern — und in beiden Familien die gleiche Zerrüttung — das ist ein durchaus künstlerischer Parallelismus. Für eine hervorragende Leistung müssen wir den Narren des Herrn Hänseler erklären; daS war kein Spaßmacher und Witzhascher, das war ein Mensch von tiefem Gefühl und philosophischer Weltanschauung. — Herr Hänseler wußte die Rolle in ein humoristisches Glanzlicht zu rücken. Der Kent des Herrn Körner war durchweg ein uner schrockener Biedermann von treuester Hingebung. Von den kleineren Rollen erwähnen wir den König von Frankreich des Herrn Feistel, der allerdings etwas an seinen König in der „Jungfrau von Orleans" erinnerte» een sehr auf die Mitgift der Braut bedachten Burgund des Herrn Greiner, den Diener des Herzog« von Cornwall, der diesen in edler Entrüstung tödtet, Herrn Löhmann, und den Oswald des Herrn Huth, der den unangenehmen, arroganten und feigen Burschen spielte, ohne ins unfreiwillig Komische zu verfallen. Mit der Inscenirung des „König Lear" hatte sich Herr Oberregisseur Adler viel Mühe gegeben. Die Einrichtung des Trauerspiels war Wohl seine selbstständige Arbeit. Mil sehr vielen Kürzungen konnte man einverstanden sein, be sonders damit, daß er den Sprung Glocester'S beseitigte, der, wo er beibehalten wird, einen etwas albernen Eindruck macht. In der zweiten Hälfte, wo Shakespeare selbst Vieles sehr flüchtig motivirt hat, schienen uns manche Striche das Verständnis; zu gefährden. Sehr günstig dagegen war die Beseitigung des Zwischenvorhangs bei einigen Verwandlungen. Die Bewegung auf der Bühne war stets eine lebendige, die Thronscene im ersten Act und die Kampsscene im letzten gut arrangirt und das Ungewitter auf der Haide war mit seinem grollenden Donner und zuckenden Blitzen naturwahr und stimmungsvoll. Rudolf von Gottschall. Königreich Sachsen. Die vorliegende Nummer enthält an anderer Stelle noch folgende, unter diese Rubrik fallende Sonderartikel: Ein Nachwor: zur Landtagswahl. — Innung Leipziger Buchdruckerei-Besitze, «ordentliche Hauptversammlung). — Deutscher Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke (Versammlung). — Bibliothek dec Handelskammer (vom 1. Juli bis 15. October 1897 neu erworbene Werke betr.). — Gerichtsverhandlungen (königl. Landgericht Leipzig). — Neues Theater („König Lear"). H Leipzig, 26. Octobcr. Aus Anlaß des Ablebens der Frau Herzogin Agneö von Altenburg sandte der hiesige Verein „Altenburger Landsmannschaft" ein Beileids telegramm an den Herzog Ernst ab. Hierauf ging aus Hummelshain folgende Antwort ein: „Uebermittle ver bindlichsten Dank Sr. Hoheit des Herzogs für die wohl- thuende Theilnahme. Oberhofmarschall von der Schulen burg." — Bei dem morgigen Begräbniß der Herzogin wird eine Abordnung des Vereins zugegen sein und der Vereins vorsitzende wird einen Kranz am Sarge der hohen Frau niederlcgen. * Leipzig, 2l. October. Die diesjährigen Herbst- Controlversammlungen in Leipzig-Stadt und Amts hauptmannschaft Leipzig, au welchen Reservisten» dauernd und zeitig Halbinvalide und die zur Disposition der Ersatz behörden entlassenen Mannschaften theilzunebmen haben, finden, wie bereits erwähnt, in Leipzig-Stadt vom 3. bis mit 6. November, in Leipzig-Land vom 2. bis mit 6. November d. I. statt. Die Verordnung hier zu erfolgt nur durch öffentliche Bekanntmachung. Große grüne Placate, die in Leipzig an den Dienstgebäuden der Behörden, auf den Bahnhöfen :c. von Mitte October und an sämmtlicken Placatsäulen vom 31. October an aus hängen werden, geben alle näheren Bestimmungen bekannl. In der Amtshauptmannschafl Leipzig werden diese Placate von den Orts- und Gemeindcvorständen an geeigneten Stellen von Mitte October an ausgehangen. * Leipzig, 26. October. Für Viele, welche jetzt ihr steuerpflichtiges Einkommen zu declariren haben, wird die Zweifelsfrage auftauchen, in welcher Höhe das Ein kommen von den in diesem Jahre auf 31/2 Proc ent herabgesetzten 4procentigen preußischen Consolü und Reichsanleihen zu berechnen sei. Eine strenge Auslegung des Gesetzes dürfte dahin führen, daß, wer die jetzt convertirten Werthpapiere bereits das ganze Jahr 1896 hindurch besessen hat und jetzt noch besitzt, volle 4 Procent declariren muß. Diese Auslegung wird Demjenigen, welcher die Herabsetzung des Zinsfußes schmerz lichst empfunden hat, noch ganz besonders hart erscheinen und die vorgedachte Zweifelsfrage noch besonders nahe bringen. Um einer Verschiedenheit sowohl in der Declaration als auch in der darnach vorzunehmenden Einschätzung vorzubeugen, dürfte es sich sehr empfehlen, wenn von einer zuständigen Stelle, sei es von der königl. Bezirks-Steuer-Jnspection oder auch von dem königl. Kreis-Steuerralh, eine officielle Aeußerung über die Frage jetzt erfolgte. — Für die im Jahre 1898 zur Verwendung kommenden Paßkarten ist der hellrothe Unterdrück gewählt worden. * Leipzig, 26. October. Der Universitäts-Bibliothek ist kürzlicb durch Herrn Professor vr. RichardHagen eine werthvolle Sammlung medicinische r Bücher als Geschenk übergeben worden. Sie besteht aus gegen 700 Bänden und mehreren Hundert Dissertationen und dient den vorhandenen Beständen zu willkommener Ergänzung. Vie 6rö88te, unä ?r6i8würäißs8t6 ^U8>vakl in: LM8, ksä-MMii, kstlr-LoiisMivW u Lillllermälltklll dlvtvn I-eiprtß, kstsrsstr. 3S. 1^8 Hill Xaukdaus kur Xleiäsrstolkv u. kertis« 0smsnxnräorods.
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview