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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960326019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896032601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896032601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-03
- Tag1896-03-26
- Monat1896-03
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MV — ... . Sir haben sich gegenseitig aufgefrefsen", ries Eduard mit düster gerunzelter Stirn? „DaS hab' ich mir gedacht", meinte Herr Kuntze wohl wollend. „Sie hatten sich auch gerade solche Arten aus gesucht, die sich auch im Freien gegenseitig aufzufressen pflegen." „Warum haben Sie mir denn das nicht gleich gesagt?" fragte Eduard ärgerlich. „ES ist mein Princip, meine Kunden bei ihren Einlaufen niemals nach irgend einer Richtung hin zu beeiuflufsen. Ich würde Ihnen jedoch rathen, nur Goldfische in Ihr Aquarium zu setzen. Die vertragen sich sehr gut unter einander." Eduard kaufte ein Dutzend Goldfische und ging wüthend davon. Drei Tage darauf erschien er wieder bei Herrn Kuntze. Er sah sehr niedergeschlagen aus. „Die Fische find bereits wieder alle todt!" rief er ver zweifelt. „Ei, ei", schmunzelte Herr Kuntze, „die Goldsischchen auch? Ja, sagen Sie einmal, erneuern Sie denn auch täglich daS Wasser in dem Bassin?" „WaS? Täglich frisches Wasser müssen die Fische haben?" „Natürlich, sonst müssen sie sterben!" Eduard kaufte ein neues Dutzend Goldfische. Al- er zu Hause seiner Frack die angenehme Eröffnung machte, daß die Fische täglich frifche» Wasser haben müßten, machte ihm Lisbeth eine sehr unangenehme Scene und meinte, diese fort währende Wasserplantscherei im Salon werde sie sich nicht lange gefallen lassen. Bon nun an war Eduard täglich sechs Stunden lang im Salon beschäftigt, dessen Parquet sehr bald nickt wenig litt unter den stämmigen Füßen de» Dienstmädchen», da» ununter brochen Wasser herbeischlrppen mußte. Bekam Frau Lisbeth f» »Lrde man dem Nbaevrdnetenhause zweifellos eine sehr gute Note geben müssen. Es bat in der Zeit vom 15. Januar bi» zum 23. März nicht weniger als 49 Plenarsitzungen abgehalten, also die ibm zur Verfügung stehenden Arbeitstage mit geringen Ausnahmen, welche zumeist durch wichtige Commission« - Sitzungen bedingt waren, auSgenutzt. Für die Beurtheilung des Wertbes der Verhandlungen ist dieses Rechenexempel freilich nickt maß gebend. Schon die eine Thatsache, daß 38 von den 49 Plenar sitzungen (ungerechnet einer Abendsitzung) ganz oder doch zum größten Theil der EtatSberatbung gewidmet wurden, läßt die seit Iabren geführte Klage berechtigt erscheinen, daß diese Verhandlungen zu einer Breite gediehen sind, Welche die Tiefe mehr und mehr beeinträchtigt. Gegen den Brauch, die EtatSberathung als Gelegenheit zu Besprechungen allgemeiner N^«r zu benutzen, ist nichts einzuwenden, aber jedes Jahr unter den gleichen Gesichtspunkten 4 oder 5 Tage lang Polendebatten, 10 bi« 12 Tage lang Cultusdebatten zu veranstalten, ganz abgesehen von den agrarischen und bi- metallistischen Kontroversen, kann unmöglich Aufgabe der Volksvertretung sein. Das Einzige, was vielleicht als Ge winn aus den schier unendlichen EtatSverbandlungen an gesehen werden darf, ist die entschiedenere Stellungnahme deS CultuS- und Unterrichtsministers gegenüber den polnischen Bestrebungen., WaS außer dem Etat an Gesetzentwürfen zur Verabschiedung gelangt ist, beschränkt sich aus Weniges. In allen drei Lesungen erledigt wurde der Gesetzentwurf, be treffend die Errichtung einer Generalcommission in Königsberg, der Gesetzentwurf, betreffend Abänderung VeS Pensionsgesetzes, und die Verordnung, betreffend die Förderung des Bebauungsplanes des Fleckens Brotte rode. DaS Lehrerbesoldungsgesetz gelangte nur jur ersten Berathung, dock sind die CommissionSver- bandlungen darüber zum Abschluß gebracht. Die Gesetzent würfe über die Regelung der Richtergehälter'und das Anerbenrecht bei Renten- und AnsiedlungSgütern wurden erst in den letzten Sitzungen in erster Lesung. erledigt und barren nunmehr der Commissionsberalbung. Noch nickt zur Vorlage gelangt sind die angekündigten Gesetzentwürfe über, die Organisation der Handelskammern und über die genossenschaftliche Errichtung von Kornhäusern, sowie die Secundärb ahn vor läge. Von Initiativanträgen wurden in erster Lesung erledigt der Antrag Hobrecht, be treffend die Herabminderung der aus gutsherrlick-bäuerlichen Regulirungen herrührenden Amortisationsrenten, der Antrag Wallbrecht, betreffend die Einführung von OrtSslatuten zum Zweck der Sicherstellung der Forderungen für Lieferungen und Arbeiten bei Bauten. Für beide Anträge wurde Com- missionSberathung beschlossen. Abgelehnt wurde der Antrag Knebel, betreffend Ausnahmetarife für Obst. Eine Inter pellation deS Abg. Ring, betreffend die Abwehr von Vieb- sendungen, erforderte eine zweitägige Verhandlung Der Schwerpunkt der diesjährigen Session fällt in den nach Ostern beginnenden Theil derselben. Berlin, 25. März. (Telegramm.) Nach den bis herigen Bestimmungen wird die „Hohcnzollern" bis zum 31. März Abend» vor Neapel ankern und dann nach Palermo in See gehen. L. 8. Berlin, 25. März. (Telegramm.) Wie Hirsch's Bureau meldet, wird das russische Kaiserpaar nach der Krönung in Moskau auch den Berliner Hof besuchen. Da» Kaiserpaar wird in dem russischen Botschaftsbotel wohnen. Das Petersburger Hofmarschallamt wies deshalb bereit» die hiesige russische Botschaft an, die Räume für das Kaiferpaar herzurichten. (Wiederholt.) Berlin, 25. März. TUe Arii-jahrSparade der Gardetrnppen wird, wie verlautet, am 29. Mai in Berlin and. am 30. Mai in Potsdam stattfinden. (Wiederholt.) L. Berlin, 25. März. Die „Nat.-Ztg." meldet: Während der Anwesenheit deS Kaisers in Wien wird auch der Reichskanzler sich in Wien einfinden. Er reist dorthin, um der Hochzeit seiner Nichte beizuwohnen. L. Berlin, 25. März. (Privattelegramm) Die ltttauische Deputation, welche in Berlin um eine Audienz beim Kaiser bitten wollte, ist hier erst eingctroffen, nachdem über die Zeit de» Kaisers bereit» anderweitig diponirt worden war. Die Deputation wurde dagegen gestern vom EultuSminister vr. Bosse sehr wohlwollend empfangen. S. Berlin, 25. März. (Privattelegramm.) Wegen polizeilicher Genehmigung für öffentliche Schüleranfzüge haben laut der „Nat.-Ztg." die Minister deS Cultus, der Justiz und deS Innern folgende Verfügung an die Ober- präfidentea erlassen: ' Dir unter Aufsicht der Lehrer mit oder ohne Musikbegleitung iu Ortschaften oder auf öffentlichen Straßen stattfiudenden Schüler« anküg« sind dann als öffentliche Aufzüge im Sinne des 8 10 der Verordnung über die Verhütung eine» die gesetzliche Freiheit und Ordnuug gefährdenden Mißbrauchst des Versammlung»- und Brretuigungsrechtes vom U.. März 1850 auzusehen, wenn sie aus außerordentlicher, nicht lediglich 1» Erfüllung der Schulpflicht und innerhalb der geordneten Eumchtungtu der Schulanstalt liegender Veranlassung und nicht aus Anordnung der Schulaufsichtsbehörden erfolgen. Bon öffentlichen Schüleraufzügrn, welche hiernach der vorgängigen polizeilichen Genehmigung nicht bedürfen, ist iu solchen Fällen, wo eS sich um größere Veranstaltungen handelt, der Orts« Polizei vorher Krnntniß zu geben, dgmit zur Vermeidung etwaiger Verkehrsstörungen rechtzeitig die erfoHerlichen polizeilichen Maßregeln getroffen werden können. v. Berlin, 25. März. (Dr<ivattelegramm.) Beim ReichSknnzler findet heute Abend eia Diner zu zwanzig Gedecken statt, zu welchem iuShrsondere diejenigen Aerzte Einladungen erhalten haben, welche die vom Reichskanzler vor einigen Monaten angeregte Gründung von Heimstätten für Lungenkranke fördern wollen. ---Berlin, 25. März. (Telegramm.) Die drei Diebe, welche wegen der Entweaduna der den kaiserlichen Gnaden- B«i genauer Prüfung bestätigte sich LiSbetb's Befürchtung leider vollinhaltlich. DaS funkelnagelneue Aquarium leckte wirklich. Eduard stürzte sofort hinan» und eilte zu Herrn Kuntze, der ihn wieder mit behaglichem Schmunzeln begrüßte. „Nun, bat da» hübsche Aquarium den Beifall der werthen Frau Gemahlin gefunden?" » „Jawohl, jawohl, aber e» leckt!" „So, so, e» leckt? Da» wundert mich nicht!" „Herr, warum wundert Sie da» uicht?" rief Eduard erregt. - „Jede» Aquarium keckt! Aber ich habe hier einen vor züglich« Patentkitt, damit können Sie die Fugen ver streich«. Zur Sicherheit würde ich ljedoch immer «in Näpfchen unterstellen. rBei einem Aquarium kann man nie wiffea ji „Geb« Sie Ihren Kitt!" schrie Eduard wüthend. „Hier, bitte, da» Pfund kostet drei Mark", schmunzelte Herr Kuntze. ' Eduard eilte nach Lause zurück und tröstete seine Frau, der die beginnende Urverschwemmung im Salon nicht ge ringe Sorge macht«. Sofort verschmierte er sämmtliche Ritz« de» GlaSbassiuS und bald war« seine Hände so schwarz, wie die Seele des Herrn Kuntze. „DaS Näpfchen werden wir aber doch nicht entbehren können" meinte Eduard schließlich kleinlaut, worauf Lisbeth schnippisch erklärte, daß der Werth de» neuen Zimmerschmuck» durch hieS const-pte Näpfchen allerdings einigermaßen beein trächtigt werde. Zwei Tage später sah Herr Kuntze, der schmunzelnd in der Lhür seines Ladens stand, sein« treuesten Kunden komm«. „Nun, wa« nipchrn die Fischchen ? Leckt das Aquarium noch ?" „Natürlich leckt «S noch! Und die Fischchen sind alle todt. erlaß enthaltende« Nummer de» „«rmee-verurtzmm»»« blatte»" jüngst verurtheilt wurden, haben Berufung ein gelegt. (Wiederholt.) — Der Zpllbeiratb trat beute zur Berathung der Forderungen zusammen, die bei Abschluß eine» Handels vertrages mit Japan deutscherseits erhoben werden sollen. Der baldige Abschluß des Vertrages erscheint auch der „Magd. Ztg." gesichert. — Liebknecht « siebzigster Geburtstag, welcher auf den 29. März fällt, wurde am TienStag Abend von der socialdemokratischen ReichstagSfraction und den socialdemo kratischen Stadtverordneten festlich begangen. * Pose», 24. März. Der „Przeglond Poznanski" bezichtigt ven klerikalen „Kuryer" der „religiösen Aus beutung", welche die ganze polnische Gesellschaft inficire und in ihr den Rest moralischer Gesundheit verzehre. Ein Jeder, der von dem Programm des „Kuryer", welcher sich, mit Recht oder Unrecht, das Organ der Geistlichkeit nenne, auch nur im Geringsten abweiche, werde als Abtrünniger ver- urthcilt und mit dem Bann und den Strafen des Himmels bedroht. In letzterer Zeit sei man in der Vermessenheit sogar so weit gegangen, daß man nicht allein die Redaction, sondern selbst die Druckerei deö „Kuryer" einem katho lischen Dogma gleich erachte. Bekannt sei, daß der „Kuryer" seine Feuilletons, vornehmlich Uebersetzungen französischer Romane, die vom Fremdländischen durchzogen seien und den Geruch der Halbwelt in sich trügen, durch Sonderabdrücke versilbere und hier nament lich ein einträgliches Absatzgebiet bei den Volksbibliotbeken finde. Dieser Schacher mit Religion und KatbolociSmuS verbreite großes Aergerniß in weilen Kreisen der polnischen Bevölkerung. Der „Przeglond" appellirt bebuss Abstellung der besprochenen Mißstände an den Erzbischof. Dieser habe zwar unlängst erklärt, daß er für die Artikel deS „Kuryer" keinerlei Verantwortung übernehme; trotzdem könne er nach der Meinung des „Przeglond" dennoch seinen Einfluß geltend machen, um Wandel zum Besseren zu schaffen. Weiter appellirt der „Przeglond" an die geistlichen Euratoren des „Kuryer", sie möchten der beispiellosen Demoralisation endlich ein Ende machen. Braunschweig, 25. März. Dem „Br. Tageblatt" zu folge trifft der Regent Prinz Albrecht am 29. März hier ein, verlebt hier das Osterfest und reist dann zur (5ur nach Wiesbaden. * Dortmund, 24. März. Die hiesige Bürgerschaft be schäftigte in den letzten Tagen in hervorragender Weise die Frage der Einführung einer Bier st euer. Nachdem am 28. Januar 1895 die Stadtverordneten die Einführung dieser Steuer mit 25 gegen 10 Stimmen abgelehnt hatten, brachte der Magistrat die Vorlage von Neuem ein. Es bewogen ibn hierzu folgende Umstände, die große Anforderungen an den Skadtsäckel stellen. Die Stadt muß, um ihre Abwässer ableiten zu können, in einer Entfernung von 18 km Riesel felder anlegen, was ungefähr 2 Millionen Mark kosten wird. Der Bau des Hafens erfordert gegen 5 Millionen; für die städtische Verwaltung werden Räume hergestellt, die mehr als eine halbe Million Mark kosten. Für die könig liche Maschinenbauschule ist ein Gebäude zu errichten, das über 5,00 000 tostet, und einen ähnlich bohen Betrag er fordert der Bau der zweiten Realschule. Ein Friedhof von 10 Ku ist eben angelegt, ein weiterer in Aussicht genommen, eine Markthalle, Depots für die Feuerwehr und das Straßen reinigungswesen sollen erricktet werden, die Anlage eines ElektricitätswerkeS für 1^/» Millionen Mark ist beschlossen. Diese und andere Anlagen verursachen einen Kostenaufwand von rund 9 Millionen Mark. Einen Theil dieser Mehr ausgaben suchte der Magistrat durch die Einführung einer Biersteuer zu decken, deren Ertrag mit 100 000 berechnet war. Die Brauerei-Industrie wehrte sich nach Kräften gegen die Einführung der Steuer, und eS ist ihr auch gelungen, die Vorlage mit 23 gegen 8 Stimmen zu Fall zu bringen. Der Magistrat wird den Beschluß beanstanden. (Köln. Ztg.) * Darmstadt,24. März. Gegen dieaus derVermiethung von Sitzplätzen in den Kirchen entstandenen Mißbräuche richtet sich ein Erlaß des Oberconsistoriums. Hiernach ist, wie wir der „Voss. Ztg." entnehmen, bestimmt: 1) Vermiethung von Kirchensitzplätzen an Einzelne durch die Kirche wird -untersagt. Bestehende Melden sind, sosern nicht auf bestimmte Zeit abgeschlossen, zu kündigen. 2) Fortan dürfen Sitzplätze von der Kirche nicht verkauft, versteigert oder sonst gegen Entgelt an Einzelne überlassen werden. Es gilt dies auch für die Plätze, an denen seither Jemand Stuhlrecht hatte, die eben gemäß der Stuhlordnung zurückgesallen sind. 3) Niemand darf, soweit nickt etwa die Stuhlordnung dies ausdrücklich gestattet, seinen Kirchenplatz verkaufen, verschenken, ver tauschen, vermiethen oder über sein Stuhlrecht selbst verfügen. Dagegen darf er die Ausübung seines Rechts, so lange er dies hat, unentgeltlich Anderen überlasten. 4) Den Kirchenvorständen wird empfohlen, auf Abschaffung der bestehenden Stuhlrechte hinzu« arbeiten. 5) Durch Neubau oder wesentlichen Umbau einer Kirche erlöschen die bestehenden Stuhlrechte. 6) Unberührt bleiben die auf privatrechtlichen Titeln ruhenden derartigen Rechte (Hrrrschafts«, Patronats« rc. Stuhlrechtr), die! für standes- oder großherrliche, Stadt-, Gemeinde, und bergt, r Beamte herkömmlich bestimmten Stühle, sowie die Stühle für Geistliche, Lehrer und Kirchenvorstehcr. * Metz, 24. März. Die Maßregeln zur Fern Haltung Unbefugter von dem Festungsgelände, den Forts und den Casernen sind, wie der „V. Ztg." geschrieben wird, in letzter Zeit sehr verschärft wordeu. Die Forts sind für Civilisten gänzlich geschlossen, und zum Betreten von Casernen ist eine Karte erforderlich, die nur nach genauer Prüfung der Verhältnisse ausgegeben wird. Ausländer werden zu Arbeiten an Festungswerken überhaupt nicht mehr zugelassen und alle Arbeiten werden streng üherwacht. Den Soldaten ist jede Unterhaltung über militairische Angelegenheiten mit Civil- personen und unter sich an öffentlichen Orten wiederholt ver boten worden. Oesterreich'Uttgarm * Die in Marburg a./D. erscheinende „Marbg. Ztg." veröffentlicht folgende Eingabe an die BrzirkShauptmanuschaft Windisch-Graz: „Die Gefertigten bitten hiermit in ihrem, wie im Namen ihres gleichfalls mit Taufschein ausgewiesenen Sohne« Hartwig, zur Krnntniß zu nehmen, daß dieselben aus dem Verbände der römisch-katholischeu Kirche ausscheiden und sich einer anderen, gleichfalls christlichen, nämlich der evangelischen Glaubensgemeinde anschlirßen werden. Die Gründe zu diesem von unS lange erwvgeuen und reiflich überdachten Schritt sind uachstehendef: In der letzten Zeit hat der Kampf einzelner katholischer Priester im hiesigen Bezirk gelegentlich von Wahlen Formen angenommen, die un« mit weni^ Vertrauen gegenüber diesem einst hochachtbaren Stand erfüllen. Aus Priestermünde sind gegenüber im Wahlkampfe unterlegenen deutschen StapimeS- genossen Worte der Leidenschaft gefallen, die von solcher Seite lieber ungesprochen geblieben wären. „Alle die werde ich noch begraben." Das sind Worte, die einem existenz berechtigten Menschen, und wenn man auch nur ein Deutscher ist, selbst den letzten Rest von Gottvertrauen zu nehme» »m Stande sind, abgesehen davon, daß andererseits einem unserier Stammesgenossen (Herrn v. Pistor, akademischer Maler im Desreqger-Atclier in München) erst vor Kurzem in einer Pfarre deS hiesigen Bezirks die kränkende trockene Abweisung seiner höflich gestellten Bitte um daß Beten eines deutschen Vaterunsers am Grabe seines verstorbenen Kindes mit der erwiesenen lügnerischen Begründung zu Theil wurde: Man habe schon über 20 Jahr kein deutsches Vaterunser gebetet und könne dieser Wegen ein solches nicht mehr beten. Alle diese Vorkommnisse, die wir vom streng christlichen Standpunkt nicht begreifen können, und weil wir als Christen zu dem Glauben hinneigen, daß der Haß, die Feindschaft, Leidenschaft und Parteilichkeit bei dem Menschen im Pricsterrocke, wie im Leben so im Tode, ver stummen sollen, haben unseren langgefaßten Entschluß zur Tbat gemacht. Wir verzichten schließlich darauf, diesen unseren ernsteu Schritt durch andere unS zur Verfügung stehende persönliche Gründe auszuschmücken, und beschränken uns darauf, zu erklären: Daß wir eS bedauern, daß uns das Gesetz nicht gleichzeitig den Uebertritt unserer Kinder Ulrike, Frida und Emilie vor dem 14. Lebensjahre ermöglicht. Mahrenberg, am 14. März 1896. Joses Schober im eigenen, wie im Namen seines Sohnes Hartwig. Sofie Schober." Diese Zeilen sprechen eine beredtere Sprache als lange Leitartikel über die Zustände an der deutsch slowenischen Sprachgrenze in Untersteiermark. Italien. Neapel, 25. März. (Telegramm.) Der Schnell dampfer „Fürst Bismarck" der Hamburg Amerikanischen Packetsabrt-Actiengesellfckaft verließ gestern den Hafen mit 250 Cajüten- und 907 Zwischendecks-Passagieren zur Reise über Genua nach New-Jork. Vor der Abfahrt stattete Prinz Heinrich von Preußen dem Schiffe einen fast dreistündigen Besuch ab und brachte vor dem Verlassen desselben ein begeistert aufgenommenes Hock auf den deutschen Kaffer aus. Großbritannien. * London, 25. März. (Telegramm.) Heute fand ein Ministerrath statt, an welckem der Oberbefehlshaber der Armee, Wolseley, und der General-Adjutant der Armee, Sir Greenfeld, Theil nahmen. Man nimmt an, daß über die Erpedition nach Dongola berathen wurde. * London, 25. März. (Telegramm) Die Verhandlung in dem Processe gegen Äameson wurde heute fortgesetzt und alSdann bis zum 28. April (!) vertagt Orient. * London» 25. März. (Telegramm.) Die Dreibund mächte kamen überein, dem Fürsten Ferdinand von Bulgarien den officiellen Titel „Köuigliche Hoheit" zu gewähren. (Magdeb. Ztg) Afrika. Der Sudanzug. * London, 25. März. (Telegramm.) Nach einer „TimeS"-Meldung aus Wien sind mehrere Cabinete der An sicht, die Frage, ob die Entscheidung der Verwaltung der egyptischen Schuld einstimmig oder nur durch die Majorität zu treffen ist, sei den Commiffaren selbst zu über lassen. ; * London, 25. März. (Telegramm.) Fürst Lobanow instruirte den russisch« Commissar iu Kairo gegen die Bestreitung der Kost« des DongolazugeS aus dem egyptischen Reservefonds zu stimmen. Der Vertreter Frank reichs empfing gleiche Anweisungen. Beide Mächte werden sich aber wahrscheinlich auf eineu bloßen Protest be schränken. (Magdeb. Ztg.) .' * Paris, 25. März. (Telegramm.) Der Ausschuß zur Vertheidigung der Stellung Frankreichs in Egypten richtet eine Zuschrift an Berthelot, um ihm für seinen Einspruch gegen das Vorgehen England» zu danken und ibn zu bitten, auf dem eingeschlagenen Wege a«S- ruharren, da die egyptischen Schuldpapiere größteuthrilS in französischen Händen seien. (Boss. Ztg.) Lum Transvaal-Sonflirt. * In Transvaal diScutirt man noch immer die Frage, ob Präsident Krüger nach London reisen wird. An fragen, welche die Redaction der „ Volks stem" aus allen Theileu deS Lande» erhalt« hat, hab« sie veranlaßt, sich über den Stand der Angelegenheit au» guter Quelle zu informiren, Besuch, so konnte sie ihre Freundinnen nuri noch im Wohn- rimmer empfangen. Der Salon war stet» von Eduard besetzt, der da« Aquarium reinigte. Eines Tages war ihm dabei ein sehr hübscher Frosch aus der Hand geschlüpft und sofort durch die halb offen stehende Tbür in» Wohnzimmer gehüpft. Eduard lief mit dem ängstlichen Rufe: „Mein Frosch, mein Frosch!" hinter dem Thierchen her. Im Wohn zimmer saß Lisbeth mit drei Freundinnen beim Kaffee. Kaum kört« diese den WarnungSruf, al» sie sofort gleichfalls laut aufkreischten: „Ein Frosch, eia Frosch!"' Boller Augst rafften sie ihre Kleider zusammen und eilten davopi Frau Lisbeth bekam einen Weinkrampf, und der Frosch wurde erst nach vier Wochen gänzlich auSgedörrt al» Leiche unter Eduard'» Schreibtisch gefunden. Inzwischen war e» Winter geworden, und Eduard machte die betrübende Bemerkung, daß seine Goldfische gar nicht mehr so munter wie sonst zu sein schienen. Sie hielten sich stet» an der Oberfläche des Wassers und schnappten mit ihr« runden Mäulern beständig ängstlich nach Luft. Voller Sorge ritte Eduard zu seinem Geschäftsfreund Kuntze und schilderte ihm jene Symptome mit allen Detail». Herr Kuntze lächelte wohlwollend und meinte, wie immer: „Da» hab' ick mir gleich gedacht. Sie werden schlechte Luft im Zimmer haben." ^Na, erlauben Sie mal", fuhr ihm Eduard dazwischen. „Gewiß bei»» Sie zu stark. Die Fische brauch« frische Luft mit viel Sauerstoff. Sie müssen mehr lüften." Mit diesem Ratb wurde Eduard entlassen. Am nächsten Abend batte er eine größere Gesellschaft bei sich versammelt. Während in dem bebaglich durchwärmt« Salon Alle» gewüthlich beim Tbee saß, ließ Eduard sein Aquarium nicht au» den Augen. Richtig, die armen Thiercken fckwawmrn schon wieder an der Oberfläche und schnappten ängstlich nach Luft. . . und da» Blatt theitt nun Folgende» mit: „Prasideut Stüzer erhielt kürzlich Namen» der englischen Regierung die officielle Einladung, behuf» gewisser Unterhandlungen persönlich nach London zu komm«. Im englischen Parlamente, wurde von Seit« der Regierung erklärt, man habe vor Erlaß der officiellen Einladung beim Präsident« betreff« eine« Besuche» in England sondirt. ES ist nicht unmöglich, daß die englische Regierung auf Grund privater Gespräche, die Präsident Krüger geführt hab« mag, zu der Meinung gekommen ist, daß eine Ein ladung wie die oben erwähnte dem Präsidenten Krüger nicht unwillkommen sein würde. Doch ist eS nie sein Plan gewesen, nach England zu reisen, «he vorher festgestellt worden ist, auf welcher Grundlage und über welche Angelegenheiten verbandelt werden soll. E« ist nun eine hierauf bezügliche Correspondenz eingeleitet worden, die die Bedingungen eines Besuches in England feststellen soll. Vom Resultate dieser Correspondenz wird die Reise nach Europa abbäng«; ist dasselbe befriedigend, so wird rin Besuch unseres Präsidenten in London für alle betheiligten Seiten nutzbringend erscheinen." XII. König!, sachs. Ärmeecorps. Dresden, 25. März. Der König hat nachstehende Per sonal-Veränderungen in der Armee genehmigt: vsfieiere, Portepeefähnrtche u. s. w. v. Zezflchwitz, König!. Bayerischer Port.-Fähnr. der Res., in der Armer, und zwar al» Port -Fahne. bei dem 8. Jaf.-Regt. „Prinz Jodann Georg" Nr. 107 angestellt. v. Wuthenau, Rittm. a. D, zuletzt im vormaligen 3. Reiter-Regt., der Charakter als Major verliehen. Graf v. Seebach, charakt. Rittm. der Landw.-Cav. a. D., die Erlaubntß zum Tragen der Uniform des Garde-Reiter« Regts. mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen er« theilt. v. Gottschalck, Geueralauditeur und Vorstand des Ober-KriegsgerichtS, die erbetene Versetzung in den Ruhestand, unter Gewährung der gesetzlichen Pension und mit der Er« laubniß zum Forttrag« seiner bisherigen Uniform, bewilligt. Scheidhauer, Kriegsrath und Referent im KriegS-Ministerium. zum Generalauditrur und Vorstand des Ober«Kriegsgerichts ernannt. Sturm, Divisionsauditeur der 3. Division Nr. 32, unter Erneu« nung zum Kriegsrath, als Referent in das Kriegs-Ministerium, vr. Bucker, Justizrath, Divisionsauditeur der 2. Division Nr. 24, in gleicher Eigenschaft zur 3. Division Nr. 32, Duck art. Divisions auditeur der 1. Division Nr. 23, unter Verleihung de» Titels und Ranges als Justizrath, zur 2. Division Nr. 24, Schramm, Divi« sionsauditeur der 3. Division Nr. 32, zur 1. Division Nr. 23, — versetzt. Mann, Garnisonauditeur der Festung Königstein, zum Divisionsauditeur der 3. Division Nr. 32, Walde, Assessor bei der Polizeidirection zu Dresden, zum Garnisonauditeor der Festung Königstein mit dem Wohnsitze in Dresden — ernannt. Der König hat den nachbenannten Osficier«, Sauitätsofficieren und Untrrofficieren die Erlaubniß zur Anlegung der ihnen vrr« liehenrn nichlsächsischen Insignien erthrilt, und zwar: des Königlich Preußischen Kronen-Ordens 2. Classe: dem Obersten von der Armee Osterloh, bisher Commandeur des Fuß-Art.-Rgts. Nr. 12; des Ritterkreuzes 1. Classe des Königlich Württembergischen Friedrick- Ordens: dem Hauptmann Zschillr, Comp.-Chef vom 6. Jnf.-Rgt. Nr. 105 „König Wilhelm It. von Württemberg"; der Königlich Württembergischen silbernen Verdienstmedaille: dem Sergeanten Simon vom 2. Jäg.«Bat. Nr. 13; des Ritterkreuzes 2. Classe des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Haus-Ordens: dem Assistenzart 1. Cl. der Res. Vr. Guenther des Laadw.-Bez. Leipzig; des Commandeurkreuzes 1. Classe des Herzoglich Anhaitisch« Ordens Albrecht des Bären: dem Rittmeister a. D. v. Zezschwitz. —i»- Der König hat dem Hanptmann ü la suite des 5. Jnf.-Regts. „Prinz Friedrich August" Nr. 104 von Woikowsky-Biedau, Comp.-Ches beim Cadetten-Corps, die Erlaubniß zur Anlegung der ihm mit der Ernennung zum Ritter des Malteser-Ordens verliehenen Abzeichen und dem Hauptmann und Comp.-Ches Frhr. v. Hammer stein vom 5. Jns.-Regt. „Prinz Friedrich August" Nr. 104 die Erlaubniß zur Anlegung der ihm von dem Kaiser mit der Er nennung zum Ehrenritter des Johanniter-Ordens verliehenen Ab- zeichen ertheilt. Beamte »er Militairverwattmig. Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. Den 3. März 1896. vr. Wunderlich, Diener, Unterapotheker der Res. vom Landw.« Bez. Leipzig, zu Oberapothekerit befördett. Aus dem Geschäftsverkehr. k DaS Geschäftshaus Aug. Pölich hat soeben sein neues Preis«Buch für 1896 versandt. Es gestaltet sich zu einem werth« vollen Führer durch die reich ausgestatteten Berkaufsstätt« des heimischen Confectionshauses und zu einem werthvollen Rathgeber auf dem Gebiete der Frühjahrs« und Sommermoden, dessen Besitz der Damenwelt von schätzbarem Nutzen bei ihren Einkäufen werden wird. k Die Fahrradindnstrie hat in den letzten Jahren einen gewaltigen Aufschwung genommen, und alle Industrieländer wett- eifern in dem Bestreben, das Beste zu liefe«. Die Fortschritte, welche ans diesem Gebiete gemacht wurden, sind infolgedessen auch ganz großartige. Die technischen Verbesserungen und Erfindungen haben jetzt Fahrräder entstehen lassen, die an Leichtigkeit und Sicherheit des Fahrens wohl kaum noch etwas zu wünschen übrig lassen. Man kann sich von dem Gesagten überzeugen durch einen Besuch bei ded Firma Th. 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Unbemerkt schlich er sich zum Fenster und öffnete leise einen Flügel desselben. Sofort drang eine eisige Luft ins Zimmer, und die Gäste schauerten entrüstet zusammen. „Nur einen AuAnblick, meine Herrschaften, e» ist eine so drückende Luft hier im Zimmer." - Alle protestirt« heftig, und e» blieb Frau LiSbetb nichts Andere» übrig, al» ihre Gäste in» Nebenzimmer zu nöthigen, bi» der Salon wieder durchwärmt sei. Eduard blieb trium- phirend zurück, aber er dachte vorläufig gar uicht daran, daß Fenster zu schließ« Da plötzlich gab e» einen lauten Knall. Die stark er wärmten Glaswände de» Aquarium» hatten der plötzlichen Temperaturabkllhluna nicht Stand zu halten vermocht, zwei davon waren geborsten, und in rauschenden Wogen ergoß sich nun die Wafferfluth sammt den Goldfischen über daS Parket und den kostbar« Teppich. Acht Tage sväter ging Eduard an Herrn Kuntze'» Laden vorbei. Herr Kuntz« stand wieder schmunzelnd in der Thür. „Nun, wa» macht da» Aquarium?" „Geplatzt ist e» und hat Alle» überschwemmt." „Daan werde ich Ibn« noch heute ein neue» schicken." „Danke", erwiderte Eduard ingrimmig. „Sie haben doch noch dieselbe Adresse?" „Danke, nein, Herr Kuntze. Ich will kein neue» Aquarium. Die Spielerei ist mir gründlich verleidet worden!" „Da» wundert mich nicht!" schmunzelte Herr Kuntze. „Herr, Sie scheinen sich überhaupt über Nicht» mehr zu wundern!" rief Eduard wüthend. „Darüber wenigsten» nicht. Bisher ifl e» nämlich allen meinen Kunden so geaaagea. Die Aquaneu habe» fie stet« am schnellsten satt bekomm«!"
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