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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.07.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-07-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980718016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898071801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898071801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-07
- Tag1898-07-18
- Monat1898-07
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6168* * Berlin, 17. August. Der „Pos. Zig." gehen Uber die Ergebnisse der Ministerreise nach Posen folgende An gaben zu, die das Richtige treffen dürften. Es babe sich keineswegs allein nm die Verhältnisse der Stadt Posen ge- handelt, vielmehr seien auch Vorschläge des Oberpräsidiums beratheu worden, welche die Hebung gewisser Provinzial städte — in erster Linie Brombergs — bezwecken. Eö koniint dabei in Betrackt die Schaffung technischer Lehr anstalten und Ober-Nealsckulcn, die Förderung vorhandener Industrien, u. A. mit Hilfe der Ostbank für Handel und Gewerbe, sodann die Erweiterung und Einrichtung von wirklich dem Volke zugänglichen Volksbibliotheken. In diesem Zusammenhänge ist auch das Verhalten der Beamten gewissen Bestrebungen gegenüber zur Sprache ge kommen. So viel scheint festzustehen, daß die Grundgedanken des bekannten Ministerialerlasses vom 12. April gegebenen Falles ausö Neue ringeschärft werden sollen, und vaß man von der CentralsteÜe auS daS Verhalten der Beamten sorgsam überwachen wird. „Die wichtigste Frage für Posen ist die Entfestigung." Es handelt sich, abgesehen von den milltairisch.technischen Schwierig keiten, dabei um sehr wichtige, auch wirthschastlich für weite Kreise bedeutsame Entscheidungen. Das Hygieinifche Institut wird sich, wenn es in der angedenteten Form verwirklicht wird, zweifellos für den ganzen Osten überaus segensreich erweisen. Tenn that- sächlich liegen in manchen Städten die hygieinischen Verhältnisse noch keineswegs so günstig, als es wünscheuswerth erscheinen mutz, so rückhaltslos wir anerkennen, daß alle Stadtverwaltungen ihr Möglichstes thnn, die Versäumnisse früherer Jahre wieder gut zu machen. Das Institut wird nach rein wissenschaftlichem Gesichtspuncte geleitet werden und soll gewissermaßen das Rückgrat bilden für eine später zu errichtende freie Akademie. Das sogen. VereinshauS dürfte keineswegs in der Weise errichtet werden, wie der einfache Name vermuthen läßt. Man will dort deutschen Vereinen und Vereinigungen Räume zur Verfügung stellen. Naturgemäß kommen hierbei fast ausschließlich Posener Vereine in Betracht. Doch man will noch mehr. Wenn wir recht unterrichtet sind, wird auch ein Casino geschahen werden, das den Deutschen oller Classen als geselliger Mittelpunkt Lienen soll; und man will dort gerade die Angehörigen Les Mittelstandes mit de» höheren Ständen in geistigen Connex setze» — wenn eS sich verwirklichen läßt, sicherlich ein erstrebens- werthcs Ziel. Tas alte Nathhaus hat das Interesse der Minister erregt. Tab der Staat zu seiner Wiederherstellung nach den Plänen des Regierungs-Baumeisters Kohle eine größere Summe beisteuern wird, ist zweifellos. Damit wird die Ausführung dieses Planes in greif bare Nähe gerückt. Es ist der Wunsch der Regierung, die östlichen Provinzen in industrieller Hinsicht zu stärken. Eine der nothwendigen Vorbedingungen dafür ist die Verbesserung unserer Ver kehrswege. Es kommen dabei weniger neue Eisenbahnlinien in Betracht, als vielmehr der Ausbau ihrer Benutzung, die Schaffung eines Fernverkehrs durch Einlegung von Schnellzügen und dergl. Wichtiger ist der Ausbau der Wasserstraßen. Wir denken dabei nicht nur an eine Regulirung der Warthe, sondern auch an den Bau eines Oder-Warthe- und Oder-Obra-Canals, Dinge, welche seit langer Zeit zur Discussion stehen. Unsere Industrie kann sich nur entwickeln, wenn die Zufuhr der montanen Produkte erleichtert wird und wenn sich für die Verfrachtung ihrer Produkte mehr als bisher der Wasserweg nutzbar machen läßt. Sticht eigentlich im Zusammenhänge mit der Ministerreise steht die Beschaffung eines Truppenübungsplatzes nordostwärts vou Posen. * Berlin, 17. August. (Telegramm.) S. M. SS. „Baden" und „Oldenburg" sind zur Besichtigung durch den commandirenden Admiral und S. M. S. „Bayern" zu Fahrübungen am 15. August Morgens von Kiel in See gegangen. S. M. SS. „Rhein" und „Hay" sind am 15. August nach Kiel zurückgekehrt. S. M. S. „Otter" und „V i)" sind am 15. August von Cuxhaven nach Bruns büttel in See gegangen und dort eingetroffen. Poslstation Brunsbüttel. S. M. S. „Nixe" ist am 15. August Nach mittags Cuxhaven elbabwärls passirt. D Berlin, 17. August. (Telegramm.) Auf Befehl deS Kaisers begicbt sich der Vice-Admiral v. Diederichs an Bord S. M. S. „Kaiser" nach Batavia, um zu den auS Anlaß der Krönung der Königin von Holland stattfindeuvcn Feierlichkeiten die Glückwünsche des Kaisers auszudrücken. (-) Berlin, 17. August. (Telegramm.) In Ergänzung der gestrigen Depesche ans Hongkong, wonach Genera! Augustin am 5. d. M. abgesetzt worden ist, bemerkt die ,,'Nordd. Allg. Ztg.", daß die „Kaiserin Augusta" den General mit Familie nach Hongkong brachte. AuS dem Telegramm gehe hervor, daß das Schiff Manila verlassen babe, nachdem die Stadt übergeben, und daß nach der Ueber- gabe die spanischen Ofsiciere in Freiheit gelassen worden seien. Demzufolge habe Augustin sich begeben können, wohin er wollte. Wenn Bice-Admiral TtederichS dem General erlaubte, auf der „Kaiserin Augusta" nach Hongkong zu fahren, so that er dies im Einverständniß mit dem amerika nischen Oberbefehlshaber, falls er das Einverstänvniß über haupt für nöthia hielt. Weiter ist noch zu erwähnen, daß die spanischen Truppen nach gegenseitigem Uebereinkommen sich nach Spanien oder Hongkong begeben können. — Der Minister des Innern hat folgenden Erlaß veröffent licht: „In dem Ausschreiben des Staatsministeriums des Innern vom 1. Mai d. I., Centralisirung des Arbeitsnachweises betreffend, ist die Heranziehung der landwirthschaftlichen Vereinsorgane behufs Vermittelung land- wirthschaftlicher Arbeitskräfte vorgesehen. Nach den bis jetzt vorliegenden Wahrnehmungen bei den Centralen für die Arbeits vermittelung sind jedoch seitens der Lanvwirthe äußerst wenige Anmeldungen von offenen Stellen erfolgt. Die Ortspolizei behörden werden deshalb wiederholt angewiesen, die landwirth schaftlichen Kreise auf die Regelung der Arbeitsvermittelung auf merksam zu machen und deren Nachfragen nach landwirthschaft lichen Arbeitern und Dienstboten beschleunigt den Centralen behufs weiterer Einleitung und Verständigung der militairischen Commandos mitzutheilen, welch letztere den nach den Herbst- manövern zur Entlassung kommenden Mannschaften hiervon Mittheilung zu machen haben." — Der Generalinspecteur der IV. Armee-Inspektion (zu welcher die beiden bayerischen, sowie das 3. und 4. Armeekorps gehören), der Generaloberst der Kavallerie, Prinz Leopold von Bayern, wird sich am 30. August über Berlin nach Jüterbogk begeben, wo am folgenden Tage die 9. Infanterie brigade inspicirt wird. Noch an demselben Abend kommt Prinz Leopold nach Berlin zurück und fährt am anderen Morgen nach Fürstenwalde, in besten Nähe die 10. Jnfanteriebrigade besichtigt wird. Vom Exercirplatz weg fährt der Prinz im Wagen nach Frankfurt a. O., übernachtet dort und inspicirt am nächsten Tage die in nächster Nähe der Stadt zusammengezogene 75. Jn- fanteriebrigade, Km nach der Inspektion nach Berlin zurückzu-- fahren. Vom Sonnabend, 3. September, auf Sonntag, 4. Sep tember, weilt der Prinz in Berlin und begiebt sich am Abend nach Minden, um, einer Einladung des Kaisers folgend, den Kaisermanövern des 7. und 10. Armeekorps beizu wohnen. Von Minden reist der Prinz am 10. September Abends nach München zurück und besichtigt dann noch mehrere derselben Inspektion unterstellte bayerische Truppentheile. — Der Deutsche Landwirthschaftsrath hat es auf Ersuchen des Staatssecretairs des Innern übernommen, die im Reichsamt des Innern fertiggestellten Fragebogen über die Ren tabilität la n d w i r t h s ch a f t l i che r Betrie.be den landwirthschaftlichen Organen (Landwirthschaftskammern rc.) zuzustellen, damit diese sie an die einzelnen zu befragenden Landwirthe gelangen lasten. Demgemäß werden in diesen Tagen die Fragebogen nebst Anleitung zur Beantwortung und nebst Mufterausfüllung — die bis auf einige Anlagen im Druck fertiggestellt sind — in der erforderlichen Anzahl von Exem plaren von Seiten des Reichsamts des Innern dem Deutschen Landwirthschaftsrath übermittelt werden. — Der an Stelle des Majors Kopka v. Lossow zum Com- mandeur des in Kiautschau liegenden 3. Seebataillons ernannte Major Dürr ist bis zum Antritt der Ausreise zum Reichs- Marineamt commandirt, um sich für seine neue Thätigkeit im ostasiatischen Schutzgebiet zu informiren. — Die Jnvaliditäts- und Altersver sicherungsan st alt Schleswig-Hol st ein macht die Grundsätze bekannt, nach denen sie Darlehen an Ge meinden, Corporation en, gemeinnützige Bau gesellschaften und öffentliche Sparkassen ge währt. In erster Linie finden dabei Bauunternehmungen, die dem Wohle des versicherungsberechtigten Arbeiterstandes dienen sollen, Berücksichtigung, und es ist erfreulich, daß die Anstalt die Bewilligung von Darlehen auch an die Erfüllung von For derungen der Hygieine und der Sittlichkeit knüpft. So will sie nur dann Gelder zu einem Bauunternehmen flüssig machen, wenn jede Wohnung „außer zwei Stuben von ausreichender Größe mindestens noch eine mit einem Fenster versehene Kammer mit gut verschalter und verputzter Dachseite enthält." Baulichkeiten und Grundstücke sind in ordnungs mäßigem Zustande zu erhalten, da anderenfalls die Caste ihre Befriedigung vor der Verfallzeit fordern kann. Ihren Bevoll mächtigten muß es daher zur Controle jeder Zeit gestattet sein, die Gebäude zu besichtigen. Im Allgemeinen werden Darlehen nur als erste Hypothek gegeben und im Betrage von 66 Proc. vom Werthe des in Betracht kommenden Objectes. Nur bei Gemeinden kann unter Umständen bis zu 75 Proc. gegangen werden. In der Regel sind die Darlehen mit 3 Proc. zu verzinsen und zunächst „bis zur Tilgung des über die pupillarische Sicher heitsgrenze hinausgehenden Betrages derselben dergestalt zu amortisiren, daß nach von der Versicherungsanstalt aufzustellenden Tilgungsplänen alljährlich mindestens 4^ Proc. des ursprüng lichen Darlchnsbetrages in Halbjahrsbeträgen von mindestens 2Z Proc. an die Vnsichcrungsanstalt elngezahlt werden, voll welchen 3 Proc. als Zinsen für. die laufende Schuld, der Rest als Amortisation verrechnet wird." Nach vorgängiger ein monatiger Kündigung kann der Schuldner jeder Zeit zum '1. und 15. eines Monats größere durch 1000 cK theilbare Ab zahlungen leisten oder das ganze Capital zurückzahlen. * Kiel, 16. August. Die Einweihung des Denkmals für den verunglückten Lieutenant z. S. Friedrich Wil helm, Herzog zu Mecklenburg, findet am Donners tag, 22. September, im Gartenpark der Marineakademie statt. * Lick, 17. August. (Telegramm.) Die auS 20 Schiffen und 30 Torpedobooten bestehende, von dem Commandirenden Admiral v. Knorr befehligte Flotte ist am 14. August formirt worden. Am 15. August erfolgte die Besichtigung deS ersten Geschwaders und der ersten Flottille und am 16. wurde eine größere Seeübung mit allen Geschützen auf nahe Entfernungen vorgenommen. Heute wurden verschiedene Fabrtübungen auSgeführt. Heute Abend wird die Flotte vor der Kieler Bucht ankern. Das Wetter ist sehr schön. * Stettin, 17. August. Die am Montag Abend mit dem Dampfer „Libau Packet" hier angebrachten russischen Juden werden, wie die „Ostsee-Ztg." hört, am Donnerstag mit demselben Dampfer nach Memel znrückbefördert werden, da ihre Papiere vom russischen Consul nicht in Ordnung befunden sind. Die Leute stehen bis zur Abfahrt des Schiffes unter polizeilicher Bewachung. * Peine, 16. August. Nach dem „Hann. Kur." ist in dcr gestrigen außerordentlichen Generaloersammlunz desKrieger- vereins Hier, an der über 400 Mitglieder theilgenommen haben sollen, fast einstimmig beschlossen worden, den Kaufmann Georg Weber hier aus dem Vereine a u s z u s ch l i e ß e n. Wir bekannt, hatte Weber seinerzeit vor der Reichstagsstichwahl in einer Versammlung erklärt, daß er die Welfen nicht als Reichsfeinde betrachten könne. Darauf wurde Weber vom Vor stande des Kriegervereins ausgeschlossen, während die General versammlung, bei der er Berufung erhoben, den Beschluß des Vorstandes aufhob. Der jetzige Beschluß sei nach einer ent sprechenden Auflage der städtischen Polizeiöevwaltung erfolgt, und zwar sei die Ausschließung ausgesprochen, weil angenommen wurde, daß Weber durch sein Verhalten gegen die Satzungen ver stoßen habe. Posen, 17. August. (Privattelegramm.) Die von auswärtigen Blättern verbreitete Nachricht, daß die preußische Regierung polnischen Schauspielern auS Warschau verboten hätte, in der Provinz Posen aufzutreten, beruht, wie unS von zuständiger Seite mitgetheilt wird, auf Erfindung. * Kastel, 17. August. Am 17. und 18. September wird hier der II. Verbandstag des Verbandes der auf der Grundlage des gemeinschaftlichen Eigenthums stehenden deutschenBau- genossenschaften stattfinden. Als Hauptverhandlungs gegenstand steht auf der Tagesordnung das Thema: Er leichterung der Beschaffung von Darlehen und Baugeldern für Baugenossenschaften. Das Referat über den Gegenstand liegt in der Hand des Verbandsvorsitzenden Prof. I)r. H. Albrecht, Groß-Lichterfelde. * Kastel, 17. August. (Telegramm.) Das in Kassel in Garnison liegende Husaren-Regiment Landgraf Fr ied rich von Hessen-Homburg (3. hessisches) Nr. 14, welches in der Gefechtsübung und Parade vordem Kaiser amll.d. M. mitwirkte, ist durch folgende kaiserliche Depesche ausgezeichnet worden: „Das Regiment hat gestern Meine volle Zufriedenheit erworben durch Haltung und Reiten im Terrain wie im Parademarsch. Ich bestimme daher, daß dasselbe zur Belohnung dafür an den großen Manövern vor Mir theilzunehmen hat, und hoffe, daß es sich in jeder Hinsicht Meinen Erwartungen entsprechend zeigen wird. WilhelmShöhe, 12. August 1898. Wilhelm I. R." --- Altenburg, 17. August. In einer zahlreich besuchten Hauptversammlung hat die hiesige Bäckerinnung in einem einstimmigen Beschluß erklärt, daß die Mitglieder nur in freien, nicht aber in Zwangsinnungen einen Segen für das Handwerk erblicken können. * Crouberg t. Taunus, 17. August. (Telegramm.) Die Kaiserin Friedrich ist mit dem Kronprinzen von Griechenland und der Prinzessin Friedrich Karl von Hessen nach Soden abgereist, um das Füsilier-Regiment von GerSdorff (Hessisches) Nr. 80, dessen Chef die Kaiserin ist, zu besichtigen. 0. Mühlhansen, 17. August. Polizeilich aufgelöst wurde hier eine öffentliche Bäckerversammlung, in der der Bäcker W. He yd er-Leipzig über daS Thema „Die Lage der Bäcker und die Mißstände in den Bäckereien" reden sollte. Außer den Bäckermeistern, die in großer Zahl erschienen waren, hatten sich wenig Personen eingefunden. Nach Eröff nung der Versammlung monirte eS ein socialdemokratischer Redner, daß ein Bäckermeister die Zahlung von 10 -s Ein trittsgeld verweigert habe, daS zur Deckung der Unkosten er hoben werden sollte. Der Obermeister Gemeinhardt-Berlin begegnete diesem Vorwürfe, worauf der Vorsitzende der Ver sammlung rief: „Die nicht bezahlen wollen, bleiben draußen!" Die sämmtlichen Bäckermeister verließen nun den Saal, waS die „Genossen" Wohl nicht erwartet hatten. Es entstand ein Tumult, der so groß wurde, daß der überwachende Beamte die Versammlung für aufgelöst erklärte. — Der hiesige Maurerstreik hat 12530,64 gekostet. ES wurden u. a. auSgrgeben 9684,40 Streikunterstützung, 1774,96 für Fortschaffung zugezogener Maurer, 503,53 für Fern haltung des Zuzuges, 396 Reiseunterstützung rc. 6. Weimar, 17. August. Die Nachricht, daß die dem hiesigen Kriegerv«reine angehörenden Ofsiciere erklärt haben, ihren Austritt au« dem Verein anzeigen zu müssen, wenn der Ausschluß des StadtrathS Meyer nicht erfolge, bestätigt sich. Der wirkliche Grund ist der, daß Stadtrath Meyer bei der letzten ReichstagSstickwahl nicht nur eS ent schieden abzelehnt hat, irgend etwas zur Verhinderung des (bekanntlich eingetretenen) Sieges des socialdemokratrschen Candidaten zu thun, sondern daß er auch auf das Eifrigste für den Umstürzler eingetreten ist, obgleich erst zehn Tage vorher in einem freisinnigen Wahlflugblatte die Wählerschaft dahin belehrt worden war, „daß man nie und nimmer für einen Socialdemokraten stimmen dürfe". Unseren extremen Richterianern allein ist eS zu danken, daß der Wahlkreis Weimar I in socialdemokratischen Besitz gelangt ist. * Oppeln, 16. August. Gegen den hiesigen Regie rungs-Präsidenten hat nach her „Volksztg." das Ber liner Comitö zur Errichtung eines Denkmals für die Märzgefallenen ein Verfahren auf Herausgabe der in einem oberschlesischen Gewerkverein confiscirten Sammelliste und auf Erstattung der Kosten, die durch die Confiscation und die Abwehr der im Zusammenhang damit vorgenommenen Maß nahmen entstanden sind, durch seinen Anwalt einleiten lassen. Zuvörderst soll ermittelt werden, wer die Liste im Gewerkverein der Maschinenbauer und Metallarbeiter in Ober-Langiewnick in Oberschlesien confiscirt hat, wie die Liste in die Hände des Oppelner Regierungspräsidenten gelangt ist und wie weit dieser an den weiteren sich daran anschließenden Maßnahmen be- theiligt ist. k. Heidelberg, 17. August. Man schreibt uns: „Am 15. d. M. verschied in Heidelberg der Privatier Jakob Lindau son. im Alter von 65 Jahren. Der in der Neckarstadt erscheinende klerikale „Pfälzer Bote" fühlte sich veranlaßt, das Hinscheiden des Herrn L. den Katholiken Heidelbergs durch ein Extra blatt bekannt zu geben. Wenngleich der Tod des Herrn L. für seine Angehörigen ein schmerzliches Ereigniß ist, ist es aber auch ein — welterschlltterndes Ereigniß, welches die Herausgabe eines Extrablattes erheischte. Hierfür nachstehende Aufklärung. Die Heidelberger Heiligegeistkirche ist durch eine Scheidewand in zwei Theile getheilt; in dem einen Theile feierten die Evangelischen, in dem anderen die Katholiken bis in die siebziger Jahre ihren Gottesdienst. Später mußten die Römischen ihren Kirchentheil an die Altkatholiken abtreten. Um nun den „Ketzern" einen Schlag zu versetzen, beschloß der Ver storbene, die Orgel aus der Kirche zu entfernen. Diese Absicht führte er thatsächlich aus, indem er in einer Nacht mit mehreren handfesten Leuten in der Kirche erschien, die Orgel abheben und auf den Schloßberg tragen ließ. Diese That wurde bald entdeckt, und Herr L. zum Nachdenken über sein „ungesetzliches" Vorgehen für einige Zeit „kalt" gestellt; allein im katholischen Sinne war und blieb er ein Märtyrer, und diesem Märtyrer widmete man Nachruf und Extrablatt." „ Frankreich. Flottenbestchtiguug; General DncheSne * Paris, 17. August. (Telegramm.) Das „Journal Ofsiciel" veröffentlicht ein Schreibe» deS Präsidenten F au re nach der Flottenbesichtigung in Havre an den Marine minister Lockroy. Darin beglückwünscht der Präsident die MarinecommanLanten und fügt hinzu, die Republik fühle sich belohnt für die Sorge, die sie stets ihrer Marine gezeigt habe, und das Parlament werde, dessen sei er sicher, nickt zögern, die Opfer zu bringen, die erforderlich seien, um die Marine auf der Höhe der Bedürfnisse und der neuesten Fortschritte zu halten. — General Duchesne wurde zum Commandanten deS ersten Armeecorps ernannt. ' (Fortsetzung in der 1. Beilage.) zösische Nervosität, welche die unverhofften Niederlagen erzeugt hatte. Unaufhaltsam ging die Flucht dcr Franzosen nun nach Metz hinein, wofür wir drastische Beispiele haben, die an die plötzlich bei einem Theaterbrande ausbrechende Panik erinnern. Hart hinter St. Privat liegt das bekannte Sachsendenkmal, ein Sockel mit einem Ritterhelm gekrönt. Hier fiel der General v. Craushaar bei dem Sturm. Ich blickte rings umher und muß gestehen, daß ich selten einen so erschütternden Eindruck em pfangen habe, als da ich auf dieser hart umstrittenen Kuppe des Dorfes St. Privat und der Ferme Jerusalem stand und eben jene Straße hinabsah, auf der die Tapferen an jenem heißen Angusttage heranstllrmten. Vor Allem ist da die Pappelstraßc von Sie. Marie aux Chsnes zu nennen, deren Bäume, wenn sie einstmals, wie die der Lindenauer Chaussee bei Leipzig, um gehauen sein werden, noch manchen Inhalt an Kugeln und Sprcngstücken aufweisen werden. Findet man doch jetzt noch, 28 Jahre nach der Schlacht, häufig Geschosse in der Erde, und die Arbeiter und Knaben machen sich einen Erwerb und ein Vergnügen daraus, sie zu sammeln und zum Kauf anzubieten. Wie besät erscheint das Feld mit kleinen schlichten Holzkreuzen, deren jedes, ob Freund oder Feind anzeigend, eine Nummer rrägt, ein Beweis dafür, daß auch der Geringste hier im Tode noch geachtet und am Erinnerungstage mit Laubschmuck geehrt wird. Besonders die genannte Pappelstraße von Sie. Marie herauf ist wie eingefaßt mit Gräbern, auch mit solchen, die mit Namen bezeichnet sind, die Ruhmesstraße einer Truppe, wie sie ergceisender und packender und auch anschaulicher wohl nicht geoacht werden kann. Hier bahnte die preußische Garde dem Siege eine Gasse und büßte dabei ein Drittel ihrer Mannschaft und die Hälfte der Ofsiciere ein. Ruhmreiche Verluste! Man hat es wohl getadelt, daß es noch kein großes, würdiges Schlachtendenkmal vor Metz gäbe, das all die Erinnerungen an icnc glorreichen und unerreichten Tage in einem Block- oder Kunstwerk oder sonstwas gleichsam in Eins faßt. Man hat die Gräberzeichen zu schlicht, ja ärmlich genannt. Ich kann dem nicht beipflichten. Abgesehen davon, daß einige Regimenter und Corps ihren Angehörigen weihevolle Monumente errichtet haben, muß ich gestehen, daß diese einfachen Holzkreuze, diese Denksteine mit Bibelsprüchen wie: „Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben", oder: „Niemand hat größere Liebe als der sein Leben läßt für seine Brüder", auf mich einen ungleich tieferen und gewaltigeren Eindruck ge macht haben, als das größte Kunstwerk es vermöchte. Ganz abgesehen auch davon, daß es erst einer späteren Zeit Vorbehalten sein muß, diese Heldenthaten ins Künstlerische zu übersetzen, bei denen man Platen's Verse unwillkürlich so ummodeln möchte: Wir stehn aus der Höh von St. Privat. Hier tobten die Stürme der Schlachten. lind feierlich klingt's, wenn der Wind ausrausch«, Wie homerische Heldengcsänge. Ein solches Kunstwerk wäre jetzt noch nicht zu schaffen, wo die Thränen kaum getrocknet sind, die flössen. Das können w'.r jetzt ja auch erst bei Leipzig, indem wir ein Schlachtendrnkmal errichten, während wir uns bisher mit den Apel'schen Steinen und anderen kleinen Erinnerungszeichen haben begnügen müssen. Auch bezeichnen diese Einzel- und Massengräber so recht den Weg, den ihre Insassen geschritten sind, und sind somit sehr unterrichtend. Uebrigens giebt es ja auch künstlerisch werthvolle Denkmäler, z. B. in Mars ka Tour, das französisch ist, wo der bekannte sterbende Zuave steht, dessen Armen die Waffen ent fallen, die von den Knaben unten aufgefangen werden, ein Sinnbild der Revanche-Idee. Aber für meinen Geschmack sind diese Symbole zu geistreich und verrathen die Absicht und thun dem schlichten Gefühl nicht wohl. Auch ist ja jetzt die Rede davon gewesen und es ist auch der Anfang dazu gemacht worden, alle Einzelgräber und Mastenfriedhöfe aufzuheben und aufzulösen und die Gebeine der Tapferen an einem einzigen Orte zu be statten. Aber schon der für das unverfälschte Empfinden so seine Sinn unseres Kaisers hat dagegen Einspruch erhoben und es verboten, baß es so fortgehe, und angeordnet, daß die Gräber bestehen, wo sie sind, und nach unserem Gefühl hat er damit das Richtige getroffen. Die Todten haben schließlich ein Recht darauf, an dem Orte zu ruhen, auf dem und für den sie gefallen sind. Möge es daher so bleiben, wie es^ist! — Ein Bild von den Kampfscenen um St. Privat kann man sich ungefähr machen, wenn man an das Panorama denkt, das vor Jahren hier am Roßplatz aufgestellt war. Nur bedarf dasselbe, das im Uebrigen die heißen Abendstunden des scheidenden 18. August so natur getreu wie möglich, auch in den drastischen Einzelheiten, darstellt, einer Berichtigung, die von Augenzeugen, die dabei waren, ge macht wird. So schnurgerade, wie auf dem Exercirplatz, gehe» die Compagnien bei dem Sturme nicht vor. Es liegt auf der Hand, daß die Truppenkörper bei solcher drängender Gelegenheit sick in Haufen auflösen, in Heerden zusammenballen, und aus dcr feinen Linie, die das Auge des Vorgesetzten entzückt, wird ein Etwas, das ein anderes Bild ergiebt. Gustav Freytag vergleicht in seinen Kriegserinnerugen solche vorgehende Truppe einmal mit einer Wespe oder Biene. Die Fühler derselben sind die Tapferen, die Ofsiciere, Freiwilligen, und überhaupt die Muthigen und Braven, die uns Gott sei Dank nicht fehlen; dann folgt der eigentliche Körper, die Masse, die tüchtig vorgeht, dann als Schwanz oder Hinterleib der hoffentlich nicht zu große Schwarm der Drückeberger, denn die fehlen leider auch bei der besten Truppe nicht ganz. So also ist es gewesen! — Schreitet man über diese durch di« Erinnerung geweihten erhabenen Ge filde, so wird Einem der Eindruck allerdings lebhaft beeinträchtigt durch die völlige Theilnahmlosigkeit, ja Stumpfheit der Be völkerung. Ist diese durch die erschütternden Ereignisse des 18. August und die nothwendigen Folgen für Haus und Ver mögen nicht ärmer geworden, sondern wohlhabender, da das deutsche Reich seine neuen Staatsangehörigen in ebenso frei gebiger wie wohldurchdachter Weise entschädigte, so ist ihm das durch die Beschenkten doch nicht gedankt worden. Undank ist eben der Welt Lohn! Man kann sich keinen Begriff machen von der Gleichgiltigkeit, ja Indolenz der Bevölkerung gegenüber den Ereignissen, die sich zum Theil noch um sie selbst herum ab gespielt haben. Mit einem ewigen, wenig ermunternden, ja trotzig schmollenden: „,7e n« eonnai» pss" oder nc c-omproncln pni," thun sie den Fragenden ab und schneiden jede Unterhaltung weg. Das trifft man anderwärts doch nicht an, z. B. in Weißenburg, wo di« echt deutsch« Bevölkerung regen Antheil an dem Schicksale der Stadt nimmt. Daß sie das Deutsche nicht beherrschen, ist ihnen zu verzeihen, denn die Sprachgrenze läuft dort westlich der Stadt hart vorbei und Metz lag stets in einer Art von Mischland, paz^g mogsin, und man kann es von den Alten nicht mehr verlangen, daß sie dem gelernten Idiom entsagen. Die Jugend lernt zwar das Deutsche, aber auf wie lange hält es vor? In den Schulen er werben die Kinder so viel Kenntniß, daß sie als Dolmetsch ver wandt werden können, wenn Fremde da sind, die kein Französisch verstehen. Die Recruten nachher üben (es auch weiter, und da die Lothringer meist große Männer sind, so kommen sie wohl zur preußischen Garde nach Berlin und so in den Mittelpunkt des neuen Lebens. Aber man glaube nicht, daß sie damit die heimische Mundart verlernen oder gar mißachten, und wenn sie entlassen sind und mit den Reservistenabzeichen in Schaaren den häuslichen Fluren zueilen, so ertönen die ganzen Eisenbahn wagen von lebhafter französischer Unterhaltung. Solch Ent lassener hängt wohl, wie ich es sah, in seinem Zimmer das Bild des Kaisers und der Kaiserin auf, aber das Deutsche streift er wieder ab wie ein Gewand, das ihm nicht behagt. Die Elsässer kommen als Soldaten meist nach Baden, an den Rhein, nach Mainz, Koblenz, Köln, wo sie aber immerhin doch nicht sehr beliebt sind, weil man ihnen nicht traut. Wie ist das zu er klären? Zwei Jahrhunderte lang sind sie französisch gewesen, die Elsässer, die Deutsch-Lothringer noch viel länger, zuerst ge zwungen, dann, seit der französischen Revolution, mit ganzem Herzen. Und doch wurden sie bis 1870 nicht so behandelt, wie sie es verdienten. Man betrachtete sic als Franzosen zweiter Classe, bespöttelte ihr schlechtes Französisch und ließ es sich höchstens ge fallen, daß sie gute Soldaten, vor Allem gute Reiter waren. Na poleon I. entnahm dem Elsaß einige seiner besten Marschälle. So waren sic Franzosen und doch wieder nicht, sind Deutsche geworden und doch wieder nicht ganz. Das erzeugt eine gewisse Halbheit des Wesens, eine Art von Gedrücktheit, Hinter hältigkeit, Lustlosigkeit. Mir ist auf mehrfachen Wanderungen durch das Elsaß immer die Wahrnehmung geworden, die Leute wissen nicht recht, wohin sie gehören. Man merkt, wenn man tiefer blickt, manchmal etwas von Traurigkeit bei ihnen, d. h. im eigentlichen Volk, denn die oberen Zehntausend, namentlich im Obcrelsaß, muß man als' gänzlich verdorben und unbrauchbar, als Franzosen-Affen mit den schlechten ohne die guten Eigen schaften des Vorbildes von vornherein ausscheiden. Zu Frank reich gehören sie nicht mehr, die Elsässer im Allgemeinen, wollen sie seit den neuesten Ereignissen wohl auch nicht mehr gehören; zu dem Neuen aber können sie kein rechtes Vertrauen fassen. Daß dies vollständig unbegründet ist, liegt auf der Hand. Aber man mache ihnen dasselbe einmal klar! Es sind Fehler gemacht wordcn in der Verwaltung der Reichslande, besonders in der ersten Zeit. Man versuchte es zuerst mit gänzlich unverständlicher Milde, die Leute zu gewinnen, dann wieder ward man unerwartet streng. Wir unterschätzen die jetzt in Gebrauch gekommenen Verwaltungs maßregeln gewiß nicht und wünschen ihnen ollen Erfolg; alles Heil können wir von ihnen aber auch nicht erwarten. Wenn man einen verloren gegangenen Volksstamm wieder gewinnen will, muß man ihn erst verstehen. Das hat man nicht immer beherzigt, und man betrachtete die Elsässer zu wenig als Süddeutsche, die sie doch einmal sind. Das Elsaß ist im Grunde genommen ein An hängsel von Baden, wozu es der Lage des Landes und der Be völkerung nach gehört. Es ist daher die Frage sehr wohl er wägenswert-, ob eS überhaupt gut gethan war, ein eigenes Reichs land zu schaffen, das doch nur ein neuer Kleinstaat geworden ist, und ob es nicht besser war, wenigstens das Elsaß allein an Baden anzugliedern. Ich weiß wohl, daß politische Rücksichten verhin derten, das zu thun, da Baden nicht vergrößert werden konnte, ohne daß Württemberg und Bayern etwas geboten wurde, und diese Bemerkungen sollen auch als ganz unmaßgeblich aufgefaßt werden. Aber Personen verbinden mehr als eine Idee, und die liebenswürdige, deutsche, echt menschlich fühlende Persönlich keit des greisen Grobherzogs Friedrich wäre wohl angethan ge wesen, zumal sie nicht so hoch und unerreichbar dasteht, wie der Kaiser, das elsässische Volk Altdeutschland wieder näher zu brin gen und seine Herzen zu gewinnen. Aber was ist ihm der Statt halter, so tüchtig er sein mag? Ein Repräsentant, eine Idee, und der Kaiser ist allzu fern. Unendlich wichtiger und werthvoller als Polizeimaßregeln sind aber, das möchte ich zum Schluß dieser Abschweifung, die man mir verzeihen möge, da sie begründet ist, noch anfügen, die geistige Wiedereroberung des Elsaß, auf die es vor Allem ankommt. Sehr viel ist in dieser Hinsicht in den 28 Jahren deutscher Herrschaft geschehen, in stiller Arbeit, aber doch nicht ohne Lohn. Vor Allem verdient da der Vogesenclub genannt zu werden, den zu unterstützen jedes Deutschen Pflicht sein sollte. Dadurch, daß man die Altdeutschen wieder in das Elsaß und auch nach Lothringen zog, sie in Verbindung brachte mit den Neudcutschen, rief man in Beiden wieder das Zusammen gehörigkeitsgefühl wach und führte Elsaß-Lothringen, das etwas erstarrt ist, von Neuem frisches Blut in die Adern. Den Deut schen ward wieder klar, daß die Vogesen, dieser etwas düstere, aber in seiner Einsamkeit und Herbheit doch wunderschöne Ge birgszug, doch im Grunde genommen nichts weiter sei, als der Bruder des ungleich lieblicheren Schwarzwaldes, und das Becken zwischen beiden Kammhöhen, die Rheineben«, ein einziges Land und VolkSgebiet, und der Elsässer, hart an der Grenze viel leicht, der Senne im Münsterthal, der bei seinem Vieh und in seinen herrlichen quellenreichen Schluchten seinen jetzt auch bei uns eingeführten schmackhaften Münsterkäse anfertigt, ward es gewahr, wenn er einen Wanderer beherbergte, daß auch dieser, der vielleicht vom fernen Osten kam, zu ihm gehörte. Dann hat die Sprach- und Volkskunde ungemein viel geleistet, das Elsaß wieder zu erobern, zum zweiten Male seit 1870. Durch Erforschung der Mundart, der Sprachgrenzen, Volksangehörigkeit, Eigenart, Trachten wurde plötzlich ein Reichthum entdeckt, den man nicht ge ahnt hatte. Es ist in dieser Hinsicht schon eine größere Literatur vorhanden. Der Literarhistoriker endlich konnte wieder darauf Hinweisen, daß eine deutsche Vergangenheit im Elsaß vorhanden sei und die Namen Gottfried von Straßburg, Fischart, Geiler von Kaisersberg, Goethe, Herder, Pfeffel, um nur ein buntes Durcheinander zu nennen, mit den letzten herrlichen Deutschen noch unter französischer Herrschaft, den Gebrüdern Stöber, zu sammengehören, Eins bilden. In dieser tieferen Hinsicht ist viel geschehen, aber es ist noch sehr viel zu thun. Und wenn diese Zeilen, die dem 18. August gelten und die mit dem Hinweis schließen sollen, daß dieser ewig denkwürdige Tag doch nicht allein Alles gethan hat, sondern daß noch ein geistiges St. Privat- Gravclotte erfochten und erobert werden muß, wenn diese Zeilen dazu beitragen sollten, das neuerdings größer werdende Interesse dcr Altdeutschen für Elsaß-Lothringen zu stärken und zu heben, so Ware der Zweck derselben erreicht.
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