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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189810167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18981016
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18981016
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-10
- Tag1898-10-16
- Monat1898-10
- Jahr1898
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.10.1898
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4. Mage zm LeWger Tageblatt nb Anzeiger Nr. M, Zamtag, 18. Lctaber IM». wer Hilst? Wenn Strafentlassene au« der Haft gekommen, ohne Woh nung und Unterhalt zu haben, auf der Straße stehen, werden, wie dre Erfahrung lehrt, die guten Borsätze, die sie iu der Gefangenzelle gefaßt haben, oft rasch wieder unter dem Druck der Noth hinfällig. Die Ursache hiervon ist, daß man meist in Rücksicht auf die Mitarbeiter, die sich vielfach scheuen, mit Strafentlassenen zusammen zu arbeiten, solche Leute nicht in Arbeit nehmen will, statt ihnen die Hand zu bieten, damit sie ein neue« Leben anfangen können. Der Verein für Innere Mission bat einige Straf entlassene längere Zeit mit schriftlichen Arbeiten beschäftigt und bittet nun herzlich, daß man diesen «ine Stelle biete. E« sind darunter Kaufleute und Bureauarbeiter, welche sich sehr gut geführt und fleißig gearbeitet haben. — ES ist kaum glaublich, wie wenige htlksbereite Männer zu finden sind, die solche Gefallene, welche ihr Unrecht oft tief bereuen, aufrunehmen bereit sind. Ferner beschäftigt die Schreibstube für Stellenlose zur Zeit eine Reibe unbescholtener Kaufleute, Expedienten und BuchhandlungSgehilfeu, welche bei der Größe deS An gebots von Arbeitskräften bisher unberücksichtigt geblieben und zum Theil nun, weil verheira'bet, mit ihren Angehörigen in sehr bedrückter Lage sind. Wer erbietet sich, wenigsten« einen von diesen aufzunehmen?! WaS sollen ältere Handarbeiter, die stets treu und redlich gearbeitet und im Schweiße ibre« Angesichts ihr Brod ver dient haben, nun thun, um ihr Leben zu fristen, wenn sie jungen Kräften Weichen mußten und nun brodlos voll Angst in die Zukunst blicken, wenn sie bei ihren täglichen Gängen um Arbeit immer nur abgewiesen werden? Wie oft baden Arbeiter, denen wegen Erkrankung vom Arzte schwere Arbeit verboten worden ist, denen aber leichte Verrichtungen srbr wohl übertragen werden können, mit ihren Bitten nur taube Ohren gefunden? NichtGeld, nichtBrod, nichtKleidung wollen sie haben, sondern Arbeit, nur Arbeit!! Dem gesunden, jungen, makellosen Arbeiter istS nicht schwer, einen Platz zu finden, wenn er sich sonst nur willig dazu zeigt, aber Denen, welche ibre bürgerliche Ebre verloren baden, oder die alt und kränklich sind, ja sogar Denen, die bei aller sonstigen Tüchtigkeit ein unscheinbare» Aeußere haben oder Denen eine gewisse äußere Gewandtheit abgebt — diese Leute sind die Hilfsbedürftigen, für die ein warmer Appell au alle Diejenigen ergeht, die hier zu helfen in der Lage sind! Freundliche Arbeitsangebote werden erbeten an den Verein für Innere Mission, Abtheilung Stadtmissioo, Roßstraße 14. Das Seelenleben der Manzen. Leipzig, 15. October. Ein überaus fesselnder Vortrag bot sich gestern im Kaufmännischen Verein, als daselbst Herr Professor Dr. Detmer-Jena über daS „Seelenleben der Pflanzen" in geist vollen, mit großem Beifall ausgezeichneten Darlegungen sprach. Die Anschauungen vom Seelenleben der Pflanze reichen bis in das Alterthum zurück. Wir finden sie bei Aristoteles, dann im Mittelalter, ebenso in neuerer Zeit, wo sie durch Fechner vertreten werden. Für diese» Seelenleben hat man zwei Tdatsachenreihen geltend gemacht: die Zweckmäßigkeit und da» Bewegungs vermögen der Pflanze. Man nimmt an, daß sowohl die Zweckmäßigkeit»einrichtu ngen. al» auch di« Be- wegungserschetnungiu der Pflanz« durch «iu psy chisches Element vermittelt werden. In ungeheurer und mannigfaltigster Ausdehnung stellt sich zunächst die Zweck mäßigkeit der Pflanze dar. Wir begegnen ihr beispielsweise bei den Pflanzen mit Brennbaaren, bei den zur Wosserausnahm» wunder- bar organisieren Wurzeln, kurz bei den allergewöhn lichsten Er- scheinungen der Pflanzenwelt, die trotz ihrer scheinbaren Einfachheit unsere höchste Bewunderung Hervorrufen. Redner hat in Brasilien auf seiner Studienreise in dieser Beziehung interessante Beobachtungen bei den sogenannteu „Ameisenpflanzen" gemacht. Ein Heer von Ameisen durchzieht iu manchen Gegenden Brasiliens auf eigenen, kilometerlaogen Straßen das Terrain; e» wimmelt von ungezählten blattschneidenden Individuen, die den Pflanzen höchst gefährlich iverden. Da hat die Pflanze, will sie nicht zu Grunde geben, natürlich Widerstand zu leisten, sie hat sich zu schützen. Der brasilianisch« Jmpaubabaum thut es, indem er dagegen wieder einem Schutzameisenstaat iu einer papierdünuen Stammschicht Unterkunft bietet und ihm in den an den Blattstielendrn wachsenden sogenannteu „Müller'schen Körverchen" Nahrung gewährt. Und — Dienst gegen Dienst —, die Schutzameijen spielen, dankbar für den Schutz der Pflanze, die Rolle der Polizei und säubern den Baum wieder von den blattschneidenden Ameisen. Man sollte meinen, der ganze Baum werde von einer Piyche beherrscht. In reichstem Maß« sind dann bei den Pflanzen die Be- wegungSerscheinungen zu beobachten. So finden wir in der Gerberlohe eine gelbgefärbte, schleimige Masse, klumpig oder ver ästelt, die „Lohblüthe", wir sie allgemein heißt. Es ist rin Schleim- vilz, der thalsächlich zwischen der Lohe „umherkriecht". Dieser Schleimpilz kauu sogar verschiedene Substanzen unter scheiden; vor Kochsalz zieht er sich zurück. Lohausguß dagegen „schmeckt" ihm. Es giebt dann pflanzenartig« Organismen, die „sehen" können. Wenn man aus stehendem Wasser die dasselbe grün färbenden mikroskopischen Organismen, Luciens, vir^is, schöpft und sie InS Dunkle stellt, wird man eine gleichmäßige Ver- theilung der Euclena-Schwärme beobachten können; an da» diffuse Nordlicht gebracht, sammeln sie sich nächst dem Fenster am Rand Les Gesäße» und bilden dort einen Kranz. Die „Euclena" kann „sehen"; sie reagirt nicht bloß auf den Lichtreiz, sie unterscheidet sogar die Lichtstärke und flieht da» direkte Sonnenlicht, wenn «S von Süden kommt. Hier können wir wohl von einem Empfinden der Lichtstrahlen rede», von einer zweckmäßigen Ausnutzung de» Organi-muS. Auch „fühlen" können die Pflanze». Wir haben eiue ganze Reihe merkwürdiger Beispiel« dafür. Eins bietet sich gleich in der KirvosL puäian in der Empfindsamkeit ihrer Blätter. Offenbar spielt bei der Bewegung ihrer Blätter ein psychische» Element mit, welche» die Berührung empfindet und diese Bewegung einleitet. Wenn man diese Lliwosn unter riorr Glasglocke „chloroformirt", bleibt sie starr und unempfindlich gegen jede Berührung. Sie befindet sich in einem Zustand der Narkose. Man sollte auch hier «»nehmen, daß gewisse psychische Functionen die Chloroformreactioneu vermitteln. Auch bei den Rankrngewächsrn mit ihren korkzieherartigrn Ein- rollungrn ist »ine Empfindlichkeit Vorhand«»; sie kommt der Be wegungsfreiheit der Pflanze zu Gut«. Endlich kommt noch eine Gruppe, di» der tusecteufressenden Gewächs«, in Betracht. Sie sind sowohl bei «u», al» auch in den Tropen heimisch; vier besondere Eigenthllmlichkeitea kennzeichnen sie: sie locken die kleinen Jnjrcten au, fangen und fressen sie, ver- bauen sie und rrsordireu die verdaute» Etweißstoffe. Der beimische Sonnentbau, Drossel» rotuuäitollL, weiß die Jnjrcten zunächst mit einem auf den HaarkSpfcheu seiner „Blaustreite" sitzenden klebrigen Saft anzuziehen, sie daun mit einem Wulst von Tentakeln zu umgeben, deren Reizsorlpflanzuag au «rrvüs« Vorgänge bei Menschen und Thieren erinnert, um endlich uebrn der klebrige» Flüssigkeit noch «tu« organische Säur« und zugleich Pepsin abzuscheide», welche auf di« Jnseeten «inwirkend di« Eiweißstoff« i» Peptone verwandelt. Letztere werd«» von der Pflanze «nfgesogrn und zu ihrer Ernährung »erweudrt. So sehen wir, daß VeweguugSerscheinungeu und Zweckmäßig- keitleinrichtungra in den Pflanzen in ungeheurer Mannigfaltigkeit vorhanden sind. Die Erklärung der Frage, wie sie zu Stande kommen, sind wir allein unter Berücksichtigung de» Stoffes und der ihm innewohneuden Kräfte zu gebeu bestrebt. Nicht da» Zellen- membran ist hierbei da» Wesentliche, sondern der vielsach geglledert» und differencirte Inhalt. Da» Protoplasma ist der Träger de» Lebens. E« beeinflußt und requlirt Reizbarkeit, Bewegung, Athmung, Fortpflanzung und WachSthum der Pflanze, deren Zelle außer diesem Protoplasma und den äußeren Zellraum noch rroen große» vaftraum tu der Mitt« besitzt. Ganz nach der wisienschast- lichen Begründung Darwill's Hot sich die Entwickelung der Pflanz» in langer AuSIes«, im Kampf ums Dasein vollzogen; ganz allmählich bildeten sich aus Pflanzen unvollkommener Natur zweckmäßiger organisirte: durch Variation uud Vererbung empfinge» sie ihre Eigenschaften. Hierfür muh das Protoplasma verantwortlich ge macht werden. Seine Wirkung können wir wohl mechanisch erklären, aber daS hat auch seine Grenzen; so bleibt denn nur die subjektive Ansicht, dir Hypothese, übrig: n icht in deu Leben Sers chei nun gen liegen die grüßten Probleme der Naturwissenschaft, sondern ihre letzten Räthjel liegen in der tobten, unbelebten Natur. ES ist die Vorstellung, daß «S in der unbelebten Natur schon ein seelische» Element giebt, sich rin psychi sches Princip geltend macht. Ja der Pflanze liegt die Psyche in complicirtesler Art, welche die reflectorijchen Vorgänge, die Reiz- Vorgänge empfindet. Verwickelter und mannigfaltiger steigt dann in der Natur das seelische Element bis zuM Menschen mit seiner individuellen selbstbewußten Seele empor. Der Pflanze fehlt die Menjchenseele, aber ein psychisches Element, eine Naturseele, ist bei ihr vorhanden. Auch die Pflanzenseele ist ein Theil des göttlichen Wesens, welches sich in der Natur in feiner Macht, Größe und Herrlichkeit offenbart. —m. Las fünfzigjährige Jubiläum des Gasthofes „Znm Reichsverwefer" in L.-Hleinzschocher. In diesem Jahre erfüllte sich ein halbes Jahrhundert, daß der uralte Gasthof „Zum Grauen Wolf" in Kleinzschocher seinen neuen Namen „Zum Rrichsverweser" erhielt und dadurch mit ihm eine Erinnerung an jene denkwürdige Zeit verbunden wurde, aus welcher die Neugestaltung Deutschlands Vervorging. Zu Frankfurt am Main war im Jahre 1848 eine Nationalversammlung zniammen- getreten, welche im Juni eine vollziehende provisorische Central- gemalt ernannt und diese mit Zustimmung der souverainen Fürsten Deutschlands dem Erzherzoge Johann von Oesterreich als Reichs« verwejer übertragen hatte. Dieser zog am 10. Juli genannten Jahres aus seiner Reise nach Frankfurt in Leipzig ein, bi« wohin ihm unser König, Friedrich August, von Dresden das Geleit gegeben hatte. Auf dem Bahnhöfe fand der Empfang der Leipziger Deputationen, darunter das LfficiercorpS der Loinmunal- garde, statt, zu welchem auch Schreiber dmeS gehörte. Beim Empfang» wurde Wein servirt und der greise Erzherzog beehrte viele von uns in leutseligster Weise durch Ansprache. Am nächsten Tage zog der ReichSverwejer unter Glockengeläut», Kanonendonner und BolkSjubel tu Frankfurt ein. Damals hotte den Gasthof „Zum Grauen Wolf" in Kleinzschocher ein Leipziger, Namens Th euer- körn, erworben, und zur Erinnerung an den Besuch des Reichs« verwessrS in Leipzig beschloß er, den Namen seines Gasthofs in „ReichSverwejer" umzuwandeln. Im August erfolgte die fest liche Einweihung und die Abnahme des über der Hausthür äuge- brachten Wirthshausschildet, iu verwitterten Farben einen Wols mit offenem Rachen darstellend, das schon im Jahre 1740 der da- malige Gasiwirth Gottfried Schumann hatte rrnoviren uud mit der Inschrift „Hier ist der Graue Wolf, Jbr Gast', kehret ei», der Wirth wird gar kein Wolf, vielmehr recht billig sein", versehen lassen. Er hatte viel gesehen, der alte Wols auf dirier Stelle, denn abgesehen von drn vielen Jahrhunderten, daß dieser Gauhof «inS der Haupt- wirthShäujer an der früheren stark frequentieren Landstraße nach Zeitz und weiter ins Reich war, haben auch Kriege uud sonstige uamhafie Ereignisse ihn nicht unberührt gelassen. Bor Allem aber war es die Gemüthlichkeit und fröhliche Geselligkeit, welche sich hier geltend machte uud uiemals gewichen ist. Der „Graue Wols" blieb seit Menschengedenken einer der beliebtesten Vergnügung«, orte der Leipziger, und mancher Alt: wird sich noch der „Mutter Bogen", der ebenso dicken wie lustigen Wirthin, erinnern, und der Schlachtfeste und Karpfenschiuäuse, auf die sie sich so viel einbildet» und ost nicht genug Raum kür die Stadtgäste beschaffen konnte. Und so möge auch das Gasthaus zum „ReichSverwejer" im alten Flor bleiben, zugleich als einzige» Erinnerungszeichen, welches unsere Stadt an die Anwesenheit de» Erzherzog-Reichsverwesers in Leipzig bewahrt hat. Otto Moser. Obst- u. Gartenbau-Ausstellung zu Lorsdorf. VorSdorf, 13. October. In deu Tagen vom s.—11. October veranstaltete der hiesige „Gemeinnützige Verein" eine Obst und Gartenbau-Ausstellung, welche, wie die vor zwei Jahren von demselben Vereine unternommene, eine nach jeder Richtung hin mustergiltige genannt werden kann. Nicht allein imponirte be- sonder» die diesjährige Ausstellung jedem Besucher durch die Fülle, sondern auch durch die fast durchweg hervorragende Schönheit der Früchte, wie vor Allem noch durch Las äußerst gefällige, schmucke Arrangement aller Ausstellungsgegenstände, «ine Meister- leistung de» als ausgezeichneten Obstkenner wie -Züchter wohl bekannten, um obengenannten Ort wie Verein hochverdienten Herrn Kunst- und Handelsgärtner Börner. Hatte man r» gar nicht ander» erwartet, als daß auch auf der BorSdorfer Ausstellung dir Freiherrlichv.Fritftn'scheGartelldirectionzuNötda durch ei» sehr reichhaltiges, richtig bezeichnetes Sortiment prächtiger Obstsrüchte (50 Sorten in netten Körbchen) brilliren würde, jo war man mit Recht erstaunt über die grradezu mustergiltigen, in ihrer Schönheit und Reichhaltigkeit einzigen Fruchtsortimrute zweier Privarzüchrer. Dieselben, nicht Gärtner vom Fach, lieferten den vollgiltigen Beweis, daß Liebe und Verständniß für den Obst- und Gartenbau auch de» Laien in den Stand sitzen. Ungewöhnliches und StaunenSwerthes aus gedachtem Gebiete zu leiste». Diesen beiden Privatzüchtern, den Herren Rentier L. Golzjch-Naunhof und Weise seo.-BorSdorf ward deshalb auck allseitige verdiente Anerkennung zu Theil, welcher daS Preisrichtercollegium noch besonderen Ausdruck gab durch Verleihung eine» Ehrenpreises an ersteren und einer silbernen Medaille an letzteren. Die Freiherrlich v. Ariesen'jche Gartendirectiou in Rötha »rhirlt den ersten Ehrenpreis. Schöne Erfolge sowohl aus den Gebieten der Obst- wie Gemüjeculturen weist Herr Direktor Stägemann auf, dessen ausgedehnte, prächtige, musterhaft geleiteten Park- und Gortrnanlagen das beste Zeugniß geben von dem Interesse, da» genannter Herr dem Gartenbau entgrgeubringt. Sein Arrangement wurde mit der silbernen Medaille ausgezeichnet. Bolle» Lob verdienten ferner die Odstsortlmente, welch« Herr Gutsbesitzer Schorf - Hirichsrld, Arnold-Zwern- furth, Lanitz - Grimma, Hoffmann » Zweenfurth, Petermonn- Sommerfeld, Kühne - Naunhof, Amtsstraßenmeister Wildenhain- Grimma, Rittergutsbesitzer Bretschneider-Selingstädt, Kirchjchul. lrhrer Zichockelt-GerichShain, Frau verw. Boigt-Leipzig-BorSdorf, und die Obstsrüchte und Gemüse, di« die Herren Eulitz-Bortdorf, Dittrich-Zweenfurth, Jähnichen-vorSdorf ausgestellt halt»». Bon iho«n wurden zuerkannt Herrn Scharf-Hirschfrld eine silberne, den andern obengenannten Ausstellern bronzene Medaillen bezüglich Ehrendiplome. Lobend« Anerkennungen erhielte» auf ihre Obstsortimrnt« die Herren Oito-Zuckelhaosrn, Ahner, Littet und Müllrr-BorSdorf, Karl Otto-Raonhof. Schöne, tadellos gezogene Obstdäume hatte Hauber-Tolkewitz (Ehrrndiplom), ebensolche Topfgewächse hatten dl» Herren Kunst- und HaadelSgärtner Büruer-Borsdorf, Bohl uud »entsch«! - Baalsdors nad fruchtbehangene Topsodstbäome Herr Tischlermeister Adner - BorSdors zur Echan gestellt. Von ihnen errangen Bohl und -eutschel dir bronzene Medaille, Hauber «in Ehrendiplom. Ehrendiplome erhielten noch Og-BorSdorf für Tonserveii, «irchlchullehrer Fraunbeim-Seifertsvain sür «in Muster« ohstiortiment und Rentier Reuiler-Borsdors für rin Arrangement trefflicher EactuSgrwächse. Schließlich verdient noch hervorgehoben z» werden, daß Börner-BorSdorf excellentr Obstsorte» (außer Preis« »rwerbnng stehend) und Topscnlturen und die Firma M'jerL Michael- Leipzig Topfpflanzenzuchtgeräthschaften ausstrlltea. Bei prächtigstem Wetter gestattet« sich der BejuchderAuSstellung, deren Zustandekommcu und übersichtliche Leitung eia Hauptverdienst de» unermüdlich thä- tigen Vorsitzenden deS Gemeinnützigen Vereins, de» Herrn Lehrer Lindner in Borsdors, bildete, zu einem äußerst regen. Auch wurde dieselbe beehrt durch die eingehende Besichtigung der Herren Kreishauptmann Dr. v. Ehrenstein - Leipzig und AmtShaupt- mann Hünichen - Grimma, nachdem sie durch eine fesselnde, die Ziele der Thätigkeit deS BorSdorfer „Gemeinnützigen Ver eines" uud die Zwecke der von diesem veranstalteten Ausstellung schildernden Reden des Herrn Lehrers Lindner, sowie mit einem begeistert aufgenommenen Hoch aus Seine Majestät König Albert am Sonntag Mittag eröffnet worden war. — Sonntag, den 9. Oktober, sand im Saale des „Kaffeebaumes" eine Versammlung des BezirkSobstbauvereius unter Leitung des Herrn Gymnasial» oberlehrerS Dr. Schmidt-Wurzen statt. vermischtes. vr. II. Ak. Zur Geschichte bcs Leipzig:» Postlvescus. Am 14. Oktober dieses Jahres werden es gerade 60 Jahre, daß das H a up t p o st ge b ä u'd e am Augustusplatze emgsweiht wurde. An diesem Tage fand Vic Ueberführung des Postdienstes in dasselbe statt, und Das alte Amtshaus an der Ecke dcr Kloster gasse und >des Thomaskirchhofes, in welchem seit 1712 die Post sich befand, wurde verlassen. Eine Bekanntmachung des Ober postdirectors v on Hüttner wies darauf hin, daß am 14. Oct. die letzten Posten im alten Locale expcdirt und von 5 Uhr Nach mittags an dir Posten In das neue Gebäude am Augustusplatze einfahren würden. Zugleich wurden die vom 18. October an in Wirksamkeit tretenden neuen Einrichtungen hinsichtlich dcr Land botenpost, sowie der Stadtpost und der damit in Verbindung stehenden Briefsammlungen dem Publicum bekannt gemacht. Ferner wurde in jener Verordnung gesagt, daß sür die mit den Posten ankommenden und abgehenden Reifenden im neuen Post hause zwei Pasfagierstuben eingerichtet seien, und zwar eine davon für Damen. Außerdem heißt cs darin, daß der Wirth an der im neuen Posthause befindlichen Restauration die Ver pflichtung 'habe, die Postreisenden bei ihrer Ankunft und vor ihrer Abfahrt auf Wunsch derselben mit warmen und kalten Speisen und Getränken zu billigen, vom Oberpostamtc geneh migten Preisen möglichst prompt und gut zu bedienen. Zugleich sei er verpflichtet, auch solche Reisende aufzunehmen, Sie nur wenige Stunden hier verweilen. Was den Festtag nun selbst anbelangt, so durchströmte schon am frühen Morgen das Publicum die herrlich geschmückten Räume des prächtigen Neu baues und legte auf mannigfache Weise sein lebhaftes Interesse an den Tag. Nach 6 Uhr traf die von Dresden kommende Eil post vor dem Hauptportalr des neuen PosthauseS ein, festlich ge schmückt mit Guirlanden und Kränzen, die königliche Krone tragend, voran acht blasende Postillone auf slotten Schimmeln, der hiesige Postmeister, sowie «'m anderer Postbeamter in Uni form. Die überaus zahlreich versammelte Menge begrüßte mit immer neu ertönendem Jubelruf die Einfahrt der ersten säch sischen Post in die weiten Räume des neuen Hauses. Erfreuliche Zeugen der Ankunft waren dcr von Merseburg herbeigreilte kgl. preußische PostÄirector Pirner und mehrere Herren vom dortigen Postamte, die rine ebenfalls festlich geschmückte preußische Post begleitet hatten. Vom Balcon des herrlichen Postgebäudcs herab ertönte «in feierliches ,.Run danket alle Gott", dem das Lied „Den König segne Gott" folgte. Abends war der Balcon des Hauses und das Haus selbst mit Gas glänzend beleuchtet. Mit großer Freude wurde von drn Bewohnern Leipzigs dieses Ereigniß begrüßt, welches einem lanaaefühltcn Bedürfnisse ab half, und das rin lange dauerndes Denkmal der Sorgsamkeit unserer damaligen Regierung, der Umsicht der betreffenden Be hörden und der Liberalität der sächsischen Stände bilden wird. ?. 2. Veraltete Bedeutung des Wortes .Kleinod". Der jetzige Sprachgebrauch verbindet mit dem Worte Kleinod die Bedeutung eines nicht gerade durch seine Größe hervor- trctenden aber sehr werthvollcn Gegenstandes. Eine Bedeutung ganz anderer Art hatte das Wort, — wie es scheint, besonders in unserem Sachsen — in früherer Zeit (wie wir aus der Ab rechnung über das erwähnte prauäiuw ^ristotelicum ersehen). Man bezeichnete damit die kleineren Theile eines jeden Schlacht stückes. So heißt es in „der stad Leipzig allerlei ordnungc von 1844": „Es sol kein fleischer die kleinst, als inster (—Gekröse), kaldaunen, kalbsköpfe, kuhfllsze, schweinsklawen, Würste, schöps- magen u. s. w. auf den denken benebcn drin fleische feil haben... auf das niemand gedrungen werde, der von ihnen fleisch kaufen will, dcr felbigen kleinst etwas zuzunemen." Die „kleinst" mußte auf einem besonderen Platze, entfernt von der „bank" ausgespricberk und durfte nicht wie heute als sogenannte Zulage auf das Fleisch gelegt werden (Leipziger Ordnung für Land fleischer von 1634). Der Ausdruck bat sich noch bis in die Mitte unseres Jabrüunderts herein in dieser Bedeutung ge halten, wie eine sächsische Ordnung von 1882 lehrt. Wir kennen in ähnlicher Bedeutung nur noch mehrere Zusammensetzungen mit „klein", wie Gänseklein und Hasenklein. --- Ter entführte Jüngling. Einen komischen Beigeschmack bat eine EntfübrungSarsckichte, die sich in deu letzten Wochen auf einem Gute bei Willen ereignete. Der GutSberr und seine Frau machten, wie die „Tils. Ztg." schreibt, die unlieb same Entdeckung, daß ibr 17jäbrigrr Sobn mit der um lv Jahre älteren Wir» bin eine Liebschaft unterhielt. Die Wirtbi» wurde sofort entlassen und reiste nack ihrer Heimath, einem Dorfe bei Warschau, ab. Der Sobn ging rnbig seinen Geschäften al« WirtbschaftSlebrling auf dem väterlichen Gute nach, und so schien Alle» wieder im reckten Gleise zu sein, bi- eine» Morgens der junge Herr fehlte und trotz aller Nackforsckungen nickt zu ermitteln war. Von einem TagS darauf eingetroffenen Getreidebändler wurde jedoch die über- rasckende Kunde überbracht, daß er den Verschwundenen.auf der Babu getroffen habe. So konnte bald festgrstellt werden, daß er in Begleitung der entlassenen Wirtbin nack Odessa gesabren war. Die davon verständigte Polizei ermittelte das Pärchen und beförderte Jeden in seine Heimatb. Tie Wirtbin batte sich nach ihrer Entlassung noch iu der Umgegend auf gehalten und den Jüngling entführt, um mit ihm zusammen von ihren Ersparnissen ein Geschäft zu begrüuveo und dann da« Weitere abzuwarten. — Der Typhus in Brie«, lieber den augenblicklichen Staad der Typhuöepidemie beim 156. Regiment wird unterm 13. October berichtet: Im Ganzen sind bisher 51 typbös-erkrankte uud 3 tppbvS-verdächtige, zusammen also 57 Soldaten i» Las Garnisonlazareth eiugelicfert worden. Ein Stillstand der Krankheit scheint noch nicht eingetreten ru sein, da sowohl die Einlieferung neu erkrankter Mann schaften noch fortdauert, als auch die Krankheilsform selbst ihren bedenklichen Charakter noch nicht verloren hat. Gestern ist kein neuer Fall gemeldet. Von den erkrankten Mann schaften sind vier der Epidemie erlegen. Den erkrankten Mannschaften wird in ausgedehntester und sorgfältigster Weise ärztliche Behandlung und Pflege zu Theil. Au« auswärtigen Garnisonen sind mehrere Aerzte nach hier beordert worden, so daß die Behandlung der Kranken von acht Militairärzten auSgellbt wird. Das Pflegepersonal ist ebenfalls ganz be deutend verstärkt worden. Es sind insgesammt 40 Lazaretb- gehilfen bezw. Oberlazarcthgehilfen im Garnisonlazareth tdätig. lieber die Ursache der Krankheit ist Bestimmtes nicht mitzutbeilen. Die Erkrankungen begannen kurz nach erfolgter Rückkehr auS dem Manöver; zwei Soldaten wurden schon als typhuSkrank noch während des Manöver« nach hier ge schickt. Da« Regiment lag in der Gegend von Heinrichau und Münsterberg, und eS ist sehr wahrscheinlich, daß der Genuß geringwerthigen Obstes und schlechten Wassers die Ursache zu der bedauerlichen Epidemie waren. lH Die Leser der berühmten Romane von JuleS Verne werden sich gewiß jener interessanten Stelle erinnern, in welcher ein in den Tiefen des McereS eingedrungener Beobachter eine Riesenperle entveckt, welche durch ihre wunderbare Schönheit und Größe die Bewunderung des be treffenden Mannes erregte. Man wird hieran erinnert, wenn man auf eine neue Erfindung aufmerksam gc macht wird, welche kürzlich zum Patent angemeldet worden ist. Wie nämlich das Patentbureau von vr. I. Sckanz L Co., Leipzig, berichtet, ist ganz ähnlich dem Verfahren, welches die Natur einschlägt, um Perlen zu erzeugen, ein solches künst- lichcs Verfahren praktisch erprobt worden. Bekanntlich be steht die Perle aus kohlensaurem Kalk, welcher sich um irgend ein Körnchen oder dergleichen herumsetzt und zur Perle beranwächst. Der Erfinder des neuen Verfahrens läßt ebenfalls auS einer Lösung den kohlensauren Kalk aus einen bestimmten kleinen Gegenstand sich ansetzen und versiebt es, die Lösung hierbei durch eine eigenartige Bewegung so zn beeinflussen, daß keine Bildung von Krystallen erfolgt, sondern eine thatsächliche Erzeugung von Gebilden, weiche den natür lichen Perlen durchaus ähnlich sind. Sollte dieses Verfahren so vervollkommnet werden, daß diese künstlichen Perlen den natürlichen im Aussehen vollkommen gleichen, so Kälten damit die natürlichen Perlen ihren hohen Werth verloren, und mancher heute wcrthvolle Schmuck würde dem Besitzer großen materiellen Verlust bereiten. Lucherbesprechungeu. Jttbrlkalender zur Erinnerung an Sie Völkerschlacht bei i-'ripzig. Neunte Auslage. Preis 1 Verlag von J.J. Weber in Leipzig. Fünsundachtzig Jahre sind feit jenen Tagen vergangen, als auf Leipzigs Ebenen der Stern des gewaltigen Korsen erblich: am kommenden 18. Oclober wird dcr erste Spatenstich erfolgen zur Ausrichtung des weithin ragenden Denkmals zur Erinnerung an die unsterblichen Thaten unserer Väter. Ta erscheint in rechtem Augenblick in 9. Auflage Webers Jubelkalender, der znm ersten Male zur Halbjahrhundert- leier der Völkerschlacht bei Leipzig ausgegeben worden ist. Unmittelbar in La« denkwürdige Jahr 1813 versetzt die Monats chronik dieses Kalenders mit ihren Kriegsnachnchiea und cultur- lnstorijchen Daten. Tie frische Darstellung der bedeutungsvollen OctobcrlSmpse wird belebt von zahlreichen trefflichen Abbildungen nach Zeichnungen von A. Beck, O. Fikentscher, E. Kirchhoff und C. Scheuren. Die der patriotischen Schrift brigegebenc Karte dient zur Lrientiruug hinsichtlich dcr einzelnen Gcsechie und der Schlactn- denkmale, die einschließlich des nun zur Ausführung kommenden Völkerschiachtdenkinalö jämmtlich in Abbildung beigegeben sind. e- Katechismus dcr Ttcrcouictric, begonnen von Richard Schurig, vollendet und einheitlich bearbeitet von Ernst R i c del. Mit 159 Textfigurcii. In Originalleinenband 3,5V Verlag von I. I. W eber in Leipzig. Von diesem mit Tcri 6guren reich auSgcstatteten Katechismus der Stereometrie lagen die ersten vier Abschnitte über die gegenseitige Lage von Ebenen und von Geraden, von den körperlichen Ecken, Len eckigen und runden Körpern von Richard Schurig vor, als nach dem Tode dieses Privatgclehrten Ernst Riedel, Oberlehrer am Nicolai gynuraslum zu Leipzig, die Vollendung Les Buches in die Hand nahm. Dabei kam vor Allem in Frage die völlig neue Ausardei tung der beiden in der Praxis überaus wichtigen Abschnitte über die Berechnung des Rauminhaltes der Körper und ihrer Ober flächen, sowie über die Berechnung der Oberflächen und Raum inhalte von Körpern mit Hilfe des Schwerpunktes. Dazu kamen die Anhänge über Maxima und Minima und über die Lehre von Len Kegelschnitten. Ta der zuletzt genannte Verfasser auch die nicht von ihm hrrrührenden Capitcl sorgfältig nochmals Überarbeitet hat, so erscheint das ganze Buch wie aus einem Guß. * * „Der praktische Mikroskopiker" betitelt sich ein Büchlein, das im Verlage der Leipziger Lehrmittel-Nnstalt erschienen ist und G. Blieher zum Verfasser hat. Es ist eine allgemein verständliche Anleitung zum Gebrauche des Mikroskops und zur Anfertigung mikroskopischer Präparate nack bewährten Methoden und zugleich ein praktisches Hilfsbuch für Pharmacenten, Droguifien, Gärtner, Landwirthe, Fleischbeschauer und Naturfreunde. Das Merkchen führt nach einer Beschreibung des Mikroskops recht anschaulich in das Wesen der Mikroskopie ein, und zwar an dcr Hand von 120 Beobachtungen, die durch 35 Abbildungen erläutert werden. Ls ist ein gewissenhafter Führer durch die mikroskopische Technik, namentlich für Anfänger, und berücksichtigt bei der Angabe der Methode und der Technik genügend die Forschungen der Neuzeit. Ein Vorzug ist eS dabei, daß die angegebenen Beobachtungen mit einem Mikroskop von mittlerer Preislage ausgesübrt werden können. Das instruktive Büchlein kann ollen Gebildeten, die an der Beobachtung de» Mikrokosmus Freude haben, empfohlen werden. Dr. L-n. * !» « Eingegangen: Bürgerliche« Gesetzbuch für das Teutscke Rcich nebst Einsnhrungsgejetz, erläutert von Or. Felix Szolrin und Hugo Caro, Rechtsanwälten in Berlin. Berlin 1898. Verlag von Etruppe L Wiuckler, XVV, Dorotheenstraße 82. Aus -em Geschäftsverkehr. k DaS altrenommirke und allenthalben schr beliebte Restaurant Giese in der Theatergasse erfreut sich auch unter dem neuen Besitzer, dem H«rrn I. H. Spehr, der günstigsten Aus nahme. Bekanntlich bieten diese freundlichen, nach der Promenade zu gelegenen, geräumigen Lokalitäten einen srbr angenehmen Aufenthalt und die Bewirthschaftung ist unter Leitung deS Herrn Spehr, welcher allen Ansprüchen der Gäste zu genügen bemüht ist, die vorzüglichste. vLWll-llckerMM bietet sine unübertroffene Lusvvnkl unä Vleksiüxksit ru billigsten kreisen Üllrvnsvkv WollvnKKsksi^vi Rubrik irr Osrs,. vetuU-VertzLul IisIpLlz, Nrrtzt IS, I. (tte» ssiüler-liiMS.)
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