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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18981018028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898101802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898101802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-10
- Tag1898-10-18
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781« Eyquettz anordnet. Der nur m Frankreich mögliche Plan übrigen«, einem Fälscher wie Henry ein Denkmal zu fetzen, ist nicht, wie man zu glauben versucht war, ein schlechter Scherz, sondern wird in allem Ernst betrieben. E» bat sich zu dem Zweck ein Aus schuß gebildet, dem unter Anderen der Bürgermeister von Pogny, der Geburtsstadt Henry'S, angehört; dieser Ausschuß fordert in einem Rundschreiben zu „herzlichen und patrio tischen Spenden" auf und eröffnet einen Wettbewerb für französische Künstler um den Entwurf des Denkmals. Dieses Rundschreiben trägt die beiden Ueberschriften: „Vaterlands liebe des Obersten Henry" und „Oesfentliche Sammlung für ein ihm zu errichtendes Denkmal", darunter fofgendeS Motto: „Wenn ein Officier dazu gelangt, eine angebliche Fälschung zu begehen, um zu versuchen, seinem Laude den Frieden wirderzugeben und eS von einem Berräther zu befreien, so ist dieser Soldat zu beklagen. Wenn er diesen Versuch mit dem Leben bezahlt, ist er ein Märtyrer? Wenn er sich freiwillig da« Leben nimmt, ist er ein Held!" Man sieht das neue holländische Capminiftcrinm schon in erfreulicher Weise an der Arbeit, den RhodcS'schen Plänen in Südafrika einen Damm entgegenzusetzen, so wird uns berichtet: * Kapstadt, 18. Oktober. (Telegramm,) In der gesetz gebenden Versammlung gab Premierminister Schreiner gestern eine Erklärung über die Politik der Regierung ab. Redner führte an-, er werde sich bemühen, mit Rhodesien und den Boerenstaaten freundliche Beziehungen aufrecht zu erhalten. Dir Regierung sei glücklich, die Autonomie und die Unabhängkeit der beiden Republiken anzuerkennen. Eine solche Sprache muß in Pretoria und Bloemfontein ermuthigend wirken und auch in Natal, das der böse Geist Cecil RhodeS sich augenblicklich als Actionsterrain ausgesucht hat, daS Boercnelement stärken. Die bevorstehende Erwerbung der Delagoabai durch England verliert dadurch wenigstens in Etwas von ihrem bedrohlichen Charakter. Sicher ist die Einsetzung deS zumeist aus Afrikandern bestehenden Cap- ministeriumS das wichtigste Ereigniß in Südafrika seit Anfang 1896; aus diesem Vorgänge ist die Wandlung der Dinge in Südafrika klar erkenntlich. Im Jahre 1884 zeigte sich die Stärke deS holländischen Elements in der Capcolonie dadurch, daß im Capparlament beschlossen wurde, die holländische Sprache der englischen als Parlamentssprache gleichzustellen. Zehn Jahre später hatte sich eine bedeutsame Aenderung vollzogen. C. RhodeS hatte den Afrikanderbond für sich zu gewinnen gewußt. Bis zum Einfalle des vr. Jameson in Transvaal gingen die Führer des Bonds Hand in Hand mit RhodeS, weil sie glaubten, er unterstütze ihr Ideal, ganz Südafrika zu einem Afrikanderstaate umzubilden. Man befand sich in dem Wahne, daß auch die in Südafrika geborenen und fest angesessenen Briten sich zu Afrikandern umwandeln würden. Die Ereignisse von 1896 öffneten ihnen aber die Augen darüber, daß die Briten nicht daran dachten und nur britische Interessen verfolgten. Hinzu kam noch, daß die englische Regierung nicht nur RhodeS nicht für seine Räuberpolitik bestrafte, sondern ihn auch nach Südafrika zurückkehren ließ. Die Rückkehr von RhodeS nach Capstadt und fein Auftreten bei den Wahlen machten das Maß voll. Die Mitglieder deS neuen Cabinets in Capstadt sind klassische Zeugen dieser Wandlungen. Am bekanntesten sind schon durch ihre frühere parlamentarische und sonstige öffentliche Tätig keit die Herren Schreiner (Premier), Merriman und Sauer. Der Schatzminister Merriman hat sich früher stets als ein Feind der Deutschen erwiesen; er Hal alle Deutschen auS seinem Ministerium entfernt, als er schon einmal Mitglied deS Capcabinets war. Im Juni 1895 sprach er im Capparlamente bei einer Eisenbahndebatte sein Mißvergnügen über den deutschen Colonialbesitz in Südwest- Asrika ganz unverblümt aus und erklärte sich für den Satz, daß ganz Südafrika der englischen Gemeinschaft gehören müsse. Ein lehrreicher Vorgang ist eS, daß dieser Mann jetzt Mit glied eines Afrikander-MinisteriumS ist, daS in offenem Gegen satz zu den britischen Bestrebungen und zu C. RhodeS steht. Der Minister 0r. de Water hat schon dem Cabinet Sprigg als Colonie-Secretair angehört; er trat aber im Juni frei willig zurück, als die Reibungen im Hinblick auf die Wahlen begannen. Deutsches Reich. r-- Berlin, 17. October. (Der preußische Gesandt schaftsposten beim Vatikan.) Gelegentlich des diplo matischen Empfanges hat, dem Vernehmen nach, der Cardinal- StaatS-secretair Rampolla dem den preußischen Gesandten vertretenden Geschäftsträger gegenüber sich in der That in Sachen des „Protektorats" in „entgegenkommender Weise" geäußert. Da Aeußerungen gleicher Art des päpst lichen StaatüsecretairS vorlagen, bevor der Papst zum zweiten Mal und zwar den französischen Pilgern gegenüber über das französische Protektorat im Orient sich in der Weise äußerte, die die preußische Regierung ver stimmen mußte und zu den bekannten Gegenmaßnahmen ver anlaßte, so liegt kem Grund für die Regierung vor, sich befriedigt zu südlen, bevor durch Tbaten erkennbar geworden ist, daß der Cardinal seine neuen Aeußerungen ernster gemeint bat, als seine srüheren. Die Regierung hat aber zu berücksicbtigen, daß bei dem Alter des Papstes jeder Tag Zwischenfälle bringe» kann, welche die Anwesenheit eines mit den römischen Verhältnissen vertrauten Gesandten in Nom höchst wünschenSwerth erscheinen lasten. Die Anwesen heit seines Stellvertreters genügt in soliden Fällen nicht und der deutsche Botschafter beim Quirinal ist selbst verständlich nicht in der Lage, einen Einfluß an Stellen auS- zuübe», auf die der preußische Gesandte beim päpstlichen Stuhle eiuzuwirken hat. Die Neubesetzung deS erledigten Postens wird daher schwerlich lange auf sich warten lasten, auch wenn Thaten des Cardinals Rampolla anSbleiben. Gereicht dann die Neubesetzung den deutschfeindlichen und franzosenfreundlichcn vatikanischen Diplomaten zum Triumphe, so wird man das in Berlin ertragen und sich eingestehen müssen, daß die Ersetzung des Herrn v. Bülow durch einen energi scheren Diplomaten rin weniger zweischneidiges PrcssionS- mittel gewesen wäre, als die Abberufung des Gesandten. * Berlin, 17. Oktober. Die EintheilungderBer- liner Urwahlbezirke stellt wieder einmal die Unhalt barleit des preußischen Landtagswahlsystems ins hellste Licht. Bekanntlich hat dieses System von Anfang an zu dem Widersinn geführt, daß man mit der nämlichen Steuer zahlung an dem einen Orte zur ersten, an einem anderen zur zweiten und wieder an einem anderen Orte zur dritten Wähler- abtheilung gehört, und zwar häufig in Folge bloßer Zufällig keiten, z. B. des Zuzuges oder des Fortganges eines einzigen, reichen Wählers. Seit der. letzten Aenderung des Wahlgesetzes tritt dieser Widersinn auch innerhalb eines und desselben Ortes zwischen den einzelnen Urwahlbezirten, ja zwischen unmittelbar benachbarten Häusern rin, weil in Folge eines Antrages des Centrums die Dreitheilung der Abtheilungen jetzt innerhalb des einzelnen Urwahlbezirkes, nicht mehr durch den ganzen Ort hindurch stattfindet. In Berlin ergeben sich für die bevor stehenden Wahlen beispielsweise folgende Ungeheuerlichkeiten. Im 38. Urwahlbezirk, umfassend einen Theil der Behrenstraßc, Charlottenstraße, Französischen Straße, Markgrafenstraße rc., ist man Wähler erster Abtheilung nur, wenn man mindestens 216 663,20 jährlicher direkter Steuern zahlt, Wähler zweiter Classe nur mit mindestens 88 018 c-( Steuer. Im 51. Urwahl- Lezirk (Theile der Königgrätzer, Wilhelm-, Boß-, Leipziger Straße rc.) ist die Zugehörigkeit zur ersten Abtheilung „nur" durch eine jährliche Steuerzahlung von 116126 cA bedingt, die zur zweiten Abtheilung durch eine solche von 6240 Da gegen ist man im 1157. Urwahlbezirk (Adolfstraße) Wähler erster Abtheilung noch mit einer jährlichen Steuerzahlung von 24 Wähler zweiter Abtheilung mit einer solchen von 12 Zwischen diesen Extremen sind alle denkbaren Verschiedenheiten vorhanden. In allen Stadtgegcnden walten solch« auch zwischen unmittelbar benachbarten Häusern ob, weil dieselben verschiedenen Urwahlbezirken zugetheilt sind. In dem oben erwähnten 38. Ur wahlbezirk muß man die angegebenen Steuerbeträge von 216 663,20 und 88 018 u. Ä. im Hause Charlottenstraße 55 bezahlen, um Wähler erster oder zweiter Abtheilung zu sein; zieht man aber nach dem Hause Charlottenstraße 56, so genügen 7211,20 und 2268,80 Ganz ebenso in minder „kapitalistischen" Stadtthei-len. Nostitzstraße 19 (Urwahlbezirk 209) ist man mit 924,75 Steuerzahlung Wähler erster Abtheilung, mit 59 Wähler zweiter Abtheilung. Aber nebenan, Nostitzstraße 18 (Urwahlbezirk 210) genügen 95 ck( Steuer, um zur ersten und 18 cF, um zur zweiten Wähler- äbtheilung zu gehören. Ungefähr so widersinnig ist das Er- gebniß der Eintheilung durchweg. Aus solchen Wählen soll eine „Volksvertretung" hervorgehen! — Die vereinigten Ausschüsse des BundeSraths für Handel und Verkehr und für Justizwesen, sowie der Ausschuß für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen. — Dem „Ham. Corr." wird au» Berlin berichtet, dort sei nichts bekannt, was zu der Meldung deS „Daily Chro- nicle", dem Vatikan solle eine Collectivnote der Dreibund Mächte wegen deS Schutzrechte« über die Christen im Morgenlande überreicht werden, Veranlassung gegeben haben könnte. — Die Conferenz der preußischen Universitäts rectoren beschloß, nach der „Nat--Ztg.", auch eine Ab änderung der medicinischen Promotionsordnung, die am 1. April 1899 in Kraft tritt. — Der LandwirthschaftSminister hat, der „Magd. Ztz." zufolge, die Regierungspräsidenten aufgefordert, An gesichts der Klagen über die Fleischnoth Erhebungen über die Steigerung der Fleischpreise anzustellen. — Nicht weniger als vier preußische Eisenbahn- directionen haben neue Präsidenten erhalten. Der Präsident der Direktion in St. Johann-Saarbrücken Naumann ist in gleicher Amtseigenschast an die Direktion in Bromberg und der Präsident der Direktion in Kattowitz Roeprll in gleicher Amts eigenschast an die Direktion in Posen versetzt worden, der Geheime Ober-Baurath Schwerins, Vortragender Rath im Ministerium der össentlichen Arbeiten, ist zum Präsidenten der Direktion in St. Johann-Saarbrücken und der Ober-ReaierungSrath Graaf in Altona zum Präsidenten der Direktion in Kattowitz ernannt; ferner ist der Geheime RegierungSrath Körte bei dritDirection in Stettin zum Ober-RegierungSrath ernannt. — Erzherzog Victor von Oesterreich ist au« Kopen hagen von den Beisetzungsfeierlichkeiten hier angelanat. Der Erzherzog ist nach kurzem Aufenthalte nach Salzburg weilergereist. — Personalien. Der deutsche Gesandte in Athen, Gras von Plessen-Cronstern, ist von dem ihm bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandt schaft wieder übernommen. — Der preußische Gesandte in Stutt gart, Wirkl. Geh. Rath von Derenthall, hat sich nach mehr wöchigem Aufenthalt hier, während welcher Zeit er den Staats- secretair von Bülow vertrat, gestern nach Stuttgart begeben. * Altona, 17. October. Im Proceß Oberförster Lange contra Fürst Bismarck >(wegen höherer Pensionsansprüche) hat daS OberlandeSgcricht in Kiel entschieden, daß in Folge deS Ablebens des Fürsten Bismarck neu verbandelt werden soll, und zwar ist Termin auf den 2. November d. I. beim Oberlandesgericht in Kiel anberaumt worden. * Stettin, 17. Oktober. Wie der „Pomm. Reichspost" aus Greifenhagen berichtet wird, ist die zeitweilige Amtsenthebung des Superintendenten Gehrke durch Verfügung des Evangelischen OberkirchenrathS nunmehr aufgehoben und der Geistliche zur Ausübung seiner vollen amtlichen Thätigkeit wieder berufen. * Schueidcmühl, 17. Oktober. In Schneidemüyl verbot der erste Bürgermeister Wolff die A b s ch r i f t n a h m e von den AbtheilungSlisten zur Landtagswahl. Der Reichs tags-Abgeordnete Ernst richtete, wie die „Danz. Ztg." meldet, eine telegraphische Beschwerde an den Minister des Innern. * Span-a», 17. Oktober. Das Proviantamt in Spandau theilt in einer Bekanntmachung, worin es Produ centen ausfordert, Angebote von Hafer, Roggen, Heu und Stroh zu machen, mit, daß cS jetzt in der Lage sei, bessere Preise zu zahlen. Hannover, 17. Oktober. Die städtischen Collegien be willigten den auf Hannover fallenden Antheil zur Garantie summe für den Mittellandkanal. * Aus dem Lbcrbcrganitsbezirk Dortmund, 17. Oktober. Entgegen der Meldung, daß keine Grubencontroleure auS dem Stande der Arbeiter angestellt werden würden, wird der „Franks. Ztg." aus dem OberbergamtSbezirk Dort mund „aus bester Quelle" versichert, daß das Gegentheil wahr sei. In nicht ferner Zeit werde die Anstellung von solchen Controleuren erfolgen. Es liege in der Natur der Sache, daß die Behörven des Längeren erwägen, in welcher Weise diese für den deutschen Bergbau völlig neue Maßregel sich am besten ein- und durchführen lasse. Auch könne die Anstellung der Controleure erst erfolgen, wenn der Landtag die Mittel hierzu bewilligt. Wie der Gewährsmann des genannten Blattes erfährt, wird dem Landtag in der nächsten Session ein diesbezüglicher Entwurf zugehen. * BrcSla», 17. Oktober. Der Vicepräsident deS Staats ministeriums, Finanzminister vr. von Miquel, sieht sich der „Schles. Ztg." zufolge anderer Dienstgeschäfte wegen ver hindert, an der morgen stattfindenden Einweihung des neuen anatomischen Instituts der Universität Breslau tbeilzunebmen. — Die Reise des HanbelSministers B re seid nach Ober schlesien ist bis auf Weiteres verschoben worden. * Aachen, 17. Oktober. Die Mittbeilung der „Nieder rheinischen Volkszeitung", daß die Verhandlungen wegen Wiedererrichtung deö BiSthumS Aachen soweit ge fördert seien, daß die Errichtung als bestimmt erfolgend be zeichnet werden könne, entbehrt nach der „Köln. Ztg." der Begründung. Bis jetzt bestehe nichts als die Ab- sicht der Wiedererrichtung des BiSthumS Aachen; irgend welche Verhandlungen zwischen den hier in Frage kommenden Faktoren hätten überhaupt noch nicht stattgefunden. * Straßburg, 17. Oktober. (LandeSauSschuß.) Die mit der Vorberathung des Gesetzentwurfes, betreffend die Disciplin der Richter, befaßte zweite Commissio» des LandeSauösckusses hat durch den Abgeordneten vr. Höffel Bericht erstattet und beantragt die Annahme des Gesetz entwurfes mit verschiedenen Aenderungen gegenüber der Regierungsvorlage. Nach dem Commissionsvorschlag (8 43a) soll ein Richter kraft Gesetzes in den Ruhestand treten beim Ablauf des Monats, in dem er das 70. Lebensjahr vollendet hat. Richter, die beim Inkrafttreten des Gesetzes (1. April 1899) daS 70. Lebensjahr vollendet haben, sollen beim Ab lauf deS 30. Juni 1899 in den Ruhestand treten (tz 50a). Oesterreich-Ungarn. Der Ausgleich * Wie«, 17. Oktober. (AuSgleichsausschuß.) In der General debatte über die Ausgleichsvorlagen führt Finanzminister I)r. Kaizl aus, er könne der Quote nicht jene Bedeutung beilegen, die ihr vielfach beigemessen werde, aber er verkenne nicht, daß das Resultat der Quotenverhandlung vielleicht von einer höheren moralischen Bedeutung für die Beurtheilung deS ganzen Ausgleichs sein werde. Die höhere ungarische Quote werde damit gerechtsertigt, daß Ungarn seit dem Jahre 1867 viel stärker wirthschaftlich und finanziell vor geschritten sei. Der Minister streift sodann die Bankfrage und betont, daß die Parität größtentheils schon 1878 durchgesührt worden sei und «S sich jetzt nur «och um die Fiaaltfirung eine« kleinen Restes handele. Sodaun geht der Minister näher auf die einzelnen Bestimmungen der Vorlage eia, namentlich die SehaltSregelung der Diener, der Finanzwoche und der Diurnisten. Die Deckung dieser Erfordernisse sei ohne Erhöhung der Einnahmen ausgeschlossen. Hierdurch sei der neue finanzielle Plan zu erklären. Der Minister hebt hervor, im neuen Ausgleich« sei vor Allem das Zoll« und Handelsbündniß besser. Die Bortheile kämen der Industrie und der Landwirthschast zu Gute. Die Regierung scheue sich daher nicht, diesen Ausgleich zu vertreten. An - der Verzögerung des Ausgleiche» trügen jene Parteien die Schuld, welche die Berathung im Parlamente unmöglich machten. Das Resultat der Obstruktion sei, daß das Junktim ausgegrbrn werden müßte und ein bedenklicher Zustand durch die Provisorial- gesetze geschaffen würde. Der Minister schließt mit den Worten: „Wenn hier noch Monate lang über den Ausgleich brrathen werden soll, so könnten «och mehr Dinge aufs Spiel gesetzt werden, als die concrrten Bestimmungen der Vorlagen". Anarchist verhaftet; die Nationalpartei. * Pest, 18. Oktober. (Telegramm.) In Fiume wurde gestern wieder ein von der italienischen Behörde als gefährlich bezeichneter Anarchist, Namen« Velti, ver haftet. Er wird nach der Grenze befördert und an Italien ausgeliefert werden. * Pest, 18. Oktober. (Telegramm.) Die National partei beschloß in ihrer gestrigen Abendsitzung, die Jn- demnitätS-V-'rlage abzulehnen und nicht zu gestatten, daß sie auf die Tagesordnung gesetzt werde. Frankreich, htraf Murawjei». * Pari», 17. Oktober. Der Minister des Aeußern Delcass6 gab heute dem Grafen Murawjew zu Ehren ein Diner, an welchem sämmtliche Minister, sowie unter Anderen der deutsche Botschafter Graf zu Münster Theil nahmen. (Wiederholt.) Italien. Zum Gedächtnis; Kaiser Friedrich s. * Sa» Nemo, 17. Oktober. Zur morgigen Feier der Ent hüllung der Gedenktafel Kaiser Friedrich'-III. trafen heute 150 deutsche Veteranen Hiersein, auf dem Bahn hofe empfangen von den Spitzen der Civil- und Militair- behörden, zahlreichen Vereinen mit Fahnen und Musik und einer großen Menschenmenge. Der Bürgermeister hieß die Veteranen willkommen. Der Präsident der Veteranen von San Remo, General Adorni, hielt eine patriotische Ansprache, in der er daS deutsch-italieuische Bündniß feierte; dann fand im Hotel Victoria die eigentliche Empfangsfeier statt. Heute Abend veranstalteten die Vereine von San Remo zu Ebren der deutschen Veteranen eine gesellige Festlichkeit. Zur Kaiserreise. * Genua, 17. Oktober. Die „Midnightsun" ist mit den Theilnehmern an der officiellen Festfahrt nach Palästina heute Mittag 12 Uhr bei stürmischer und regnerischer Witterung in See gegangen. (Wiederholt.) Spanien. Nach -em Kriege * Bayonne, 17. Oktober. Mit der letzten Post hier ein gegangene Madrider Blätter sprechen in verblümter Weise von gewissen Unterhaltungen in dem dortigen militairiscken Club. Mehrfach sei der Regierung vorgeworfen worden, einen demütbigenden Frieden abgeschlossen zu haben, anderer seits sei zu Gunsten einer Militairdictatur unter der gegen wärtigen Dynastie gesprochen worden. In amtlichen Kreisen werde die Nachricht, daß General Blanco seine Entlassung gegeben habe, für unbegründet erklärt. Die Censur werde noch immer streng gehandhabt. General Polaviega habe wichtige Erklärungen bezüglich der Autonomie abgegeben, die gewissen Gebieten, namentlich Catalonien, in Verwal tungsangelegenbeiten zuzugestehen sei, doch sei die Veröffent lichung dieser Erklärungen verhindert worden. * Madrid, 17. October. Die Finanzfrage ist der Hauptgegenstand der Besorgnisse der Regierung. Der Ressort minister erklärt, von der Emission einer Milliarde der4proc. inneren Schuld sei blos noch so viel übrig, um 50 Millionen Pesetas aufzubringen. Amtlichen Daten zufolge schuldet man dem cubanischen Heere 200 Millionen, der Dampfergesellschaft „TranSatlantica" 400 Millionen. Die Heimbeförderung der Truppen erfordert, die Transportspesen ungerechnet, sofort 25 Millionen als Theilzahlung des gestundeten Soldes. Der Notenumlauf beträgt gegenwärtig rund 1446 Millionen. (Frkf. Ztg.) * Paris, 18. October. (Telegramm.) Die spanisch amerikanische FriedenScoinmission setzte die Berathung über die Frage der cubanischen Schuld fort. Orient. Kaiserbcsuch; Kreta. * Konstantinopel, 18. October. (Telegramm.) Die „Hohenzollern" wurde, als sie Mytilene und Tenedos zu sehen und zu erkennen, welchen Eindruck seine Geschichte auf mich gemacht habe. Als er dies that, glühten seine Augen vor Aufregung derart, daß mir ganz unheimlich wurde. „Das ist allerdings eine merkwürdige Geschichte", sagte ich, und sie erschien mir auch nicht unwahrscheinlich. „So ist also die Skizze, welche Du immer zeichnest, die Insel?" „Das nördliche Ende derselben, denn wir ließen das Schiff auf der westlichen Seite auf den Strand laufen und ruderten das Langboot, um den Ankerplatz zu erreichen, nach Osten." „Wenn Du das so genau weißt, weshalb zeichnest Du da Deine Skizze beständig von Neuem auf?" „Nun, das ist so eine Art Vorsicht von mir, ein Mittel, die Insel in meinem Gehirn so fest zu verankern, daß ich sie auch selbst, falls ich einmal in eine schwere Krankheit verfallen und dabei mein Gedächtniß verlieren sollte, nicht vergeßen könnte. Durch mein Verfahren erhoffe ich, meinen Geist mit der Sache allmählich so zu verweben, daß meine Hand schließlich mechanisch, selbst bei eingetretener Gedächtnißschwäche, di- Skizze zeichnet; ich sollt« meinen, auf diese Weise könnnt« mir doch die Er innerung an die ganze Begebenheit niemals verloren gehen." „Glaubst Du, daß das Geld noch da ist?" „St!" flüsterte er. sich ängstlich umsehend. „Natürlich ist cs noch da. Bedenke doch, daß außer mir nur Tommy darum wußte, und der ist todt!" „Was hast Du den Walfischfängern über Dich erzählt?" „Als ich die Besinnung zurückerlangte und wieder zu denken attfing, fürchtete ich, sie möchten durch das Boot, oder auf irgend eine andere Weise, die ich übersehen hätte, vielleicht den Namen »es Schiffes erfahren haben, und das wünschte ich, sollte kein lebender Mensch wissen. Um mich deshalb zu vergewissern, wie viel sie entdeckt hätten, stellte ich mich, als ob ich das Gedächtniß verloren hätte, und klagte, ich könnte mich gar nicht auf den Namen meines Schiffes besinnnen. Sie tonnten ihn mir auch nicht sagen, und nun wußte ich natürlich, daß weder ich noch das Boot ihnen etwas verrathen hatte. Sie erzählten mir, daß sie mich unter 35 Grad Breite und 92 Grad Länge besinnungslos in dem halb mit Wasser gefüllten Boot an getroffen hätten. Am Lande berichteten sie dann, ich wäre ein Mann, der sein Gedächtniß verloren hätte. Als ich von ihnen ko» war, fand ich bald ein Schiff und verließ Boston." „Wo herum liegt die Insel?" Er antwortete in leisem Tone, sehr gehermnißvoll: „Ich habe ihre Lage, so gut ich konnte, im Vergleich des Tomvaß mit dem Horizont, berechnet, also ohne regelrechte Mefplngrn, und deshalb behaupte ich auch nicht, daß mein« Rechnung ganz genau ist, aber ich würde die Hälfte alles ver grabenen Goldes verwetten, daß, wenn ich in die Nähe der Stelle käme, wo ich glaube, daß die Insel sein muß, ich sie von der Voroberbram-Raa aus irgendwo auf der Back- oder Steuerbordseite in Sicht bekommen würde. Verstehst Du mich?" „Ich vermuthe. Du meinst, daß, wenn Du Dich auch in Deiner Berechnung irrtest, dies doch nur um einige Meilen der Fall sein könne. Wo denkst Du also, daß das Eiland liegt?" „Drei Grad westlich von der Insel Teapy, gerade auf dreißig Grad südlicher Breite." „Ja. wo zum Henker ist die Insel Teapy? Der Name klingt gewissermaßen nach dem chinesischen Meere." „Nein, nein. Ich bin meiner Sach« ganz sicher. Teapy liegt in der Siidsre. Jeder Südseemann wür'd« Dir sagen, wo sie ist." „Ist sie auf der Karte zu finden?" „Nein." Ich schwieg, und vermuthkich glaubte er, daß diese seine Antwort mich an der ganzen Geschichte zweifeln lasse. „Es muß überall einen ersten Entdecker geben", rief er eifrig. „Was für eine ungeheure Fläche ist der Stille Ocean? Will da Jemand behaupten, >baß schon jedes Stückchen Land bekannt und vrrzeichnet ist?" „Daran dachte ich nicht. Warum hast Du den Rhedern nicht Bericht erstattet, als Du nach Hause kamst? Du konntest Dein Geheimniß für «inen guten Preis verkaufen, Außerdem hast Du Anspruch auf einen bedeutenden 'Bergelohn." „Was", rief er hitzig, „follte ich das Ganze für einen Theil hingeben? Das sollte mir einfallen." „Aber was nützt Dir denn das ganze Geld, wenn es in einem Loche auf irgend einer unbekannten Insel des Stillen Oceans steckt? Vielleicht haben die Kannibalen es schon ausgegraben und Ringe für ihre Nasen daraus gemacht." „Ach Papperlapapp, es ist da und wird noch in tausend Jahren da sein, wenn ich es nicht hole." „Wie willst Du das anstellen?" „Wenn ich nicht so arm wäre, würde ich das schon wissen; ich würde ein kleines Fahrzeug miethen. Aber ich konnte niemals das Geld erlangen, b. h. ersparen meine ich, um di« Mieth« zu bezahlen." „Na, Du erzähltest unS doch vor Kurzem, daß Du fünf hundert Pfund durch Deinen Proceß, wegen des Rades, ge wonnen hättest." „Das ist allerdings richtig, aber der größte Theil dieses GelZcs wurde mir von einem, Weibe in einem Logirhaus in Liverpool abgenommen. Denkst Du, ich würde hier in dieser lumpigen Brigg als Vollmatrose mit Dir sprechen, wenn ich es behalten hätte? Sicherlich nicht. Ich erlangte dieses Geld zwei Reisen vorher, ehe ich mit der „Königs-Eiche" segelte. Da mals ahnte ich natürlich nicht, daß ich es einst so nöthig brauchen würde. Was ist Geld in der Tasche eines Seemanns am Lande?" „Aber was veranlaßt Dich, mir Dein Herz zu öffnen? Wie kann ich Dir helfen? Von uns Beiden, vermuthe ich, bin ich der ärmere Mann. Ich werde verteufelt l'aviren müssen auf meinem Curse, ehe ich auch nur zu geringen Mitteln komme. Zu dem Unternehmen gehört ja aber ein ganzes Vermögen." Er lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf. Dabei blickte er zuerst auf Vie Segel und dann ringsum. „Dies ist das Schiff", flüsterte er, „welches Vas Geld Heim tragen soll." „Beabsichtigst Du, den Capitain ins Vertrauen zu ziehen?" „Ihn? Wahrhaftig, Du sprichst wie ein Kind. Ich be absichtige, Dich zum Befehlshaber der Brigg zu machen, Du sollst mich zu meiner Insel führen." Ich brach in «in Gelächter aus, wurde aber bald wieder ernst, denn der Kerl war in der That so feierlich wie ein Richter, der ein Todesurtheil verkündet. „Willst Du damit andeuten", sagte ich mit leiser Stimme, meinen Muno fast Vicht an seinem Ohr, „willst Du damit an deuten, daß Du und ich uns der Brigg bemächtigen wollen?" „Ja." „Beim heiligen Popanz, wie Pat sagt, das nenne ich eine Sache kaltblütig nehmen. Was willst Du denn mit den Offi- cieren und der Mannschaft anfangen?" „Die Mannschaft würde aus ein Wort von mir zu uns über treten. Ich biete jedem Mann fünfhundert Pfund." „Und der Schiffer und der Maat, wo bleiben die?" „Da, wo wir sie aussehen." „Ah so." Ich starrte ihm eine Weile wie geistesabwesend ins Gesicht, und dann sagte ich: „Sag' mal, wer von uns Beiden ist eigentlich verrückt, Du oder ich?" Er lachte und antwortet«: „Das zu überlegen, ist noch viel Zeit; vorläufig haben wir noch den ganzen Südatlantischen Ocean vor uns." „Halloh! Auf, Ihr faulen Burschen! Hierher an die Backbordbrassen!" brüllte plötzlich der alte Windwärts durch die Nacht. Wir sprangen auf, eilten an unsere Plätze, und nach einigen Augenblicken hallte das Deck wider von unseren Stimmen und dem Gequiek der Blockscheibe? Neuntes Capitel. Der nächste Tag brachte mir einen Glückswechsel, der mir für eine ganze Zeit Deacon und seine Insel aus dem Sinn vertrieb. Wir waren auf Deck mit Scheuern beschäftigt. Ein Schiffs junge pumpte und Welchy wirbelte Kübel voll Wasser um unsere Füße. Wir hatten eine warme, frische Brise gerade von hinten und die Brigg segelte ruhig auf ver stillen See mit aller Lein wand, die sie zu tragen vermochte. Der alte Windwärts überwachte unsere Thätigkeit vom Oberlicht aus. Eben beugte er sich zu der Oeffnung nieder, um irgend etwas in der Cajüte Gesagtes zu beantworten. Darauf rief er mich zu sich. „Der Capitain will Dich in seiner Cajüte sprechen", sagte er. „Schlage Deine Hosen herunter und ziehe Dir Stiefel an. — Sei flink." Im Geheimen etwas beunruhigt durch diesen unerwarteten Ruf und im Geiste mein Verhalten in letzter Zeit einer eiligen Prüfung unterziehend, um zu entdecken, was ich begangen haben könnle, um einen Rüffel zu verdienen, eilte ich ins Vordercastell, machte mich sauber und ging nach hinten. Der alte Windwärts sah mich, wie mir schien, mit besonders bösem Blick an, seine Augen hatten ja ohnedies nicht die Eigen schaft, Dem, den sie anschielten, Selbstvertrauen einzuflößen; mein Herz sank daher bedeutend, als ich die Cajütentreppe hinab stieg, jedenfalls klopfte es stärker in mir, als mein Finger an die Thür des Schiffers klopfte. Auf sein „Herein" trat ich ein. Ich fand ihn am Tisch sitzend und schreibend; er legte die Feder nieder, wandte sich rasch nach mir um und fragte barsch: „Können Sie als zweiter Maat dienen?" „Ich denke, das kann ich, Sir." „Ihr Denken nutzt mir nichts, ich will genau wissen, ob Sie es können." „Ja, gewiß; ich besitze zwar kein Zeugniß darüber, aber den Dienst kann ich verrichten." „Warum sagen Sie das nicht gleich", schrie er mich ver drießlich an; „so ein um den Brei gehen ist mir verhaßt, wenn «ine Frage nur mit einem einfachen „Ja" oder „Nein" zu be antworten ist. Banyard ist ein Dummkopf; Sie wissen dar ver- muthlich." „Ich birv nicht in seiner Wache, habe also kein Urtheil darüber", erwiderte ich. (Fortsetzung folgt.)
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