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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.11.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18981104022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898110402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898110402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-11
- Tag1898-11-04
- Monat1898-11
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82«a Ausdruck der Schwenkung drS Präsidenten Mac Kinley ins Jingolager nach seiner Reise zur Ausstellung i» Omaha gilt, nicht ruhig mit anhören. Besonder- die Interessen Deutschlands auf den Philippinen würden durch eine Annexion der Inseln, durch die Amerikaner empfindlich geschädigt werden, und auch England dürste nicht unbeträchtlichen Schaden nehmen, da eS mit der Politik der offenen Thür, die bisher unter spanischer Flagge in dem Archipel geherrscht hat, und unter der die Interessen der handeltreibenden Völker so vortrefflich gediehen sind,dann schnell zu Ende sein würde. Ganz abgesehen davon aber ist die Forderung der Amerikaner vom rein menschliche» Stand» puncte unerhört. Sie bedeutet nichts Anderes als die Aus saugung des zu Boden geworfenen Gegners bis aufs Blut und ist wohl dazu angethan, den Schild deS Siegers schimpf lich zu beflecken und die Sympathien der ganzen Welt Spanien zuzuwenden, da- sich der Brutalität des Gegners rettungslos auSgeliefert sieht. Deutsches Reich. * Berlin, 3. November. (Capital und Arbeit.) Die socialvemokratische Presse spottet anläßlich der Kaiser reise nach Konstantinopel und Palästina darüber, daß daS deutsche Capital Anlage in Kleinasien suche; sie möchte die Arbeiter zu der Ansicht bringen, daß die Capitalisteu die Kaiscrreise zu ihren Zwecken ausnutzen wollten, und erhofft von dieser Taktik eine neue Verhetzung der Arbeitermassen. Diesen Hetzversuchen tritt der „Evan gelische Arbeiterbote" in ebenso verständiger, wie energischer Weise entgegen, indem er ausführt: „Zunächst hat daS deutsche Capital schon lange Jahre hin- durch in Kleinasien gearbeitet, die anatolischen Eisenbahnen, die mit deutschem Geld und deutschem Material gebaut sind, legen davon Zeugniß ab. ES kann sich also für die deutschen Capitalisteu gar nicht um rin erstes Ausjuchen von An lagen in Kleinasien handeln. Sodann aber wird doch noch jeder mit Vernunft begabte Arbeiter rinsehen, daß, wenn die Hand lungen des Kaisers und der deutschen Regierungen für die Anlage des deutschen Capitals günstig ausfalleu, dieS in erster Reihe mit im Interesse der deutschen Arbeiterschaft liegt. Deutschlands Industrie, von welcher immer größere Bruchiheile der Arbeiter schaft leben, ist so angewachsen und mußte, um der zunehmenden Bevölkerung Nahrung zu geben, so anwachsen, daß sie sich auf den Absatz auf dem Jnlandsmarkt nicht beschränken kann. Wurde sie dazu gezwungen sein, dann würden Hunderttausende von Arbeitern keine Arbeitsgelegenheit haben, und der Hunger würde in ebeujoviele Arbeiterfamilien seinen Einzug halten. Je größer und ausgedehnter der Export der deutschen Industrie wird, um so besser gestaltet sich die Arbeitsgelegenheit für den deutschen Arbeiter. Wen» also eine Folge der Kaiserreise die sein sollte, daß Deutsch lands Capital in Kleinasien Anlagen fände, bei denen, wie bisher bei de» anatolischen Eisenbahnen, weiteres deutsches Fabrikat ver wendet wird, so würde dies im Interesse der deutschen Arbeiterschaft liegen, und diese hätte alle Veranlassung, dem deutschen Kaiser und dem deutschen Capital für die Erschließung eines solchen neuen Gebiets zur Bethätigung deutscher Arbeitskraft dankbar zu sein. Statt dessen spottet die socialdemokratisch» Presse über daS deutsche Capital. Freilich die Herren Bebel und Genossen, die Herrensitze an schweizerischen und bayerischen Seen besitzen, sind der Ansicht, daß dir deutsche Arbeiterschaft von ihren Phrasen satt werden kann. Tas weiß der deutsche Arbeiter aber besser. -Wenn er keinen Verdienst hat, so muß er hungern, und den Verdienst schasst ihm das viel verspottete Capital, die Energie, Schassenssreudigkeit und Thalkraft der Unternehmer, sowie die auf die Ausbreitung unserer Absatz- gebiete gerichtete Thätigkeit der Regierungen und des Kaisers. Hier zeigt sich in vollster Deutlichkeit die Harmonie der Interessen zwischen Capital und Arbeit, welche so ost von der socialdeinokra- tijcheu Presse bespöttelt ist, daruin aber doch eine Wahrheit bleibt. Wer noch von den deutschen Arbeitern deukcn kau», wird nun selber wissen, was er von solchen Ausfällen der socialdemokratischen Presse zu halten hat. > Sie sind, wie alle ihre Ergüsse, lediglich darauf berechnet, die Bortheile der socialdemokratischen Führer, aber nicht die der deutschen Arbeiterschaft zu wahren." * Berlin, 3. November. Ueber den Bau von protestantischen Kirchen in den Schutzgebieten liest man im „Hamb. Corr.": Seit Jahren schon ist der Bau einer evangelischen Kirche in Dar-eS-Salaam ins Auge gefaßt, die Ausführung ist um so dringlicher geworden, da schon der Bau einer katholischen Kirch: daselbst in Angriff genommen ist. DaS Reich betrachtet die kirchliche Versorgung der Einwohner des Schutzgebietes nicht als seine Obliegen heit, darum hat sich, da ein Zusammenwirken aller evange lischen Landeskirchen im Reiche nur schwer herbeizuführen jein würde, der preußische evangelische Oberkirchenrath der Sache angenommen und der Generalsynode Ende 1897 eine Denk schrift über die kirchliche Versorgang der deutschredenden Evangelischen in Deulsch-Ostafrika wie über den Bau einer Kirche und eines Pfarrhauses in Dar-eS-Salaam vorgelegt. Die Generalsynode konnte dafür keine Mittel bewilligen, und auch da- Auswärtige Amt bat e- auf Ersuchen abgelebnt, eine Unterstützung zu gewähren mit der Begründung, daß dann nicht nur die Katholiken eine ähnliche Beihilfe fordern konnten, sondern auch die Muhamedaner zu einem ^gleichen Ersuchen berechtigt wären. Mit Rücksicht darauf sprach der Oberkirchrnrath schon in seiner Denkschrift die Absicht aus, eine allgemeine Kirchencollecte in den älteren Provinzen Preußen» auSzuschrriben. Seitdem hat sich diese Absicht erweitert, eS soll eine allgemeine Collrcte bei den Evangelischen im Reiche angestellt werden, so daß sich Angehörige aller deutsch-evangelischen Landeskirchen bethei ligen könnten. Dem Vernehmen nach ist >dazu schon die Genehmigung des Kaisers und der anderen BundeSsürsten ertheilt worden. Nach Rückkehr der maßgebenden Personen aus Palästina dürfte die Ausschreibung bald erfolgen. Für den Bau der Kirche und eines Pfarrhauses in Dar-eS-Salaam sind die Kosten auf 150 000 „E berechnet, man bedarf aber eines weit größeren Capitals, da die deutsche evangelische Gemeinde zu Windhoek in Deutsch-Südwest »Afrika auch den Anschluß an die preußische Landeskirche nachgesucht hat; der Bau einer Kirche daselbst ist ebenfalls ins Auge gefaßt. Wenn diese auch in bescheideneren Verhältnissen auSzcführt würde, so kann doch daS nöthige Gesammlcapital auf mindestens 250 000 veranschlagt werben. Nach allen Erfahrungen ist auS dem Ertrag einer Collecte eine solche Summe nicht zu erwarten; die Sammlung müßte also wiederholt werden. — Die Kaiserin Friedrich wird heute Nachmittag in Drumlauria eintrcsfen als Gast deS Herzogs und der Herzogin von Buccleugh. — Der BundeSrath hat in seiner heutigen Plenar sitzung der Vorlage, betr. das Zusatzübereinkommen zu dem internationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnf racht- verkehr vom 14. Oclober 1890, die Zustimmung ertheilt; ebenso dem Ausschußantrag, betr. den Entwurf von Be stimmungen über das VercinSrcgister und das GüterrechlS- rezistcr; endlich dem Ausschußantrag, betr. Aenderung der Ausführungsbestimmungen zu dem Gesetz über die Vergütung des CacaozollS bei der AuSsuhr von Cacaowaaren. Von der Vorlage, betr. den Stand der Bauausführungen und der Be schaffung von Betriebsmitteln für die Eisenbahnen in Elsaß- Lothringen rc., wurde Kenntniß genommen und über ein Gesuch um die Erlaubniß zur Beförderung von Auswanderern, sowie über eine Reihe von anderen Eingaben Beschluß gefaßt. — Der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, der be kanntlich für einige Tage in Schillingsfürst eingetroffeo ist und sich, wie auch schon gemeldet, von dort auf kurze Zeit nach Baden-Baden begeben wollte, wird dort mit dem Groß Herzog von Baden auf dessen Wunsch eine Be sprechung haben. Am Sonntag kehrt der Reichskanzler sodann nach Schillingssürst zurück, von wo er am Montag wieder nach Berlin abreist. — In juristischen Kreisen ist mehrfach der Wunsch aus gesprochen worden, die im preußischen Justizministerium auS- gearbeiteten Vorschläge für die Ausfuhr»ngs besinn muugen zum Bürgerlichen Gesetzbuche möchlen ter öffentlichen Kritik übergeben werden, noch bevor der Landtag zusammen tritt. Wie die „Berl. Börs.-Ztg." erfährt, kann von der Erfüllung eines derartigen Wunsches keine Rebe sein, und zwar aus dem Grunde nicht, weil die Ausarbeitung der be treffenden Bestimmungen noch gar nicht beendet ist und schwerlich beendet werden wird» ehe der Landtag zusammentrilt. — Zn der Meldung, ein Gesetzentwurf zum Schutze der Angestellten im Handelsgewerbe sei in Vor bereitung, bemerkt die „Soc. Praxis": Aus Anordnung des Reichskanzlers sind im September uud Octobcr 1892 statistische Erhebungen „über Arbeitszeit, Kündigungsfristen und Lehrli» gsvrrhültnijse im Handels gewerbe" vorgenommen worden. Ihre Ergebnisse gingen der Reichs- commission für Arbeiterstatistik Ende Juni 1893 zu. Es wurden dann weiter schriftliche Gutachten von Vereinen und Verbänden ein geholt und vom 9. bis 20. November 1894 zahlreiche Auskunft-» Personen mündlich vernommen, nachdem am 13. October 1894 rin Gutachten des Reich- - Gesundheitsamtes ringelaufen war. Am 10. Decembcr 1895 verhandelte die Commission dann über die Ergebnisse der Enquete und stellte den Entwurf von Vorschlägen für die Regelung der Verhältnisse der Angestellten in offenen Ladengeschäften fest (Obligatorischer 8-Uhr-Laden- schluß). Seitdem ruht die Angelegenheit. Entgegen diesen Meldungen wird Provinzialblättern übereinstimmend auS Berlin gedrahtet, der Entwurf, betr. den Schutz der Angestellten des Handelsgewerbes, regele die Arbeitszeit ohne Maximalgreuze und ohne einheitlichen Ladenschluß. — Es bat bereits öfter verlautet, daß sich gegen wesent liche Grundzüge der jetzt in die Wege geleiteten Reform der Alters- und JnvaliditätSversicherung ein ent schiedener Widerspruch im BundeSrath erheben werde. Nun glaubt die „Mil. u. pol. Corr." melden zu dürfen, daß ganz besonders Bayern nur mit Widerstreben den Boden der PosadowSky'schen Reform betreten werde. Merkwürdiger Weise fügt sie dieser Nachricht hinzu: „Vielleicht giebt diese bayerische Abneigung den vielseitig nicht al- unerwünscht angesehenen Anlaß, einmal festzustrllen, wie sich denn di« bayerische Regierung mit der socialpolitischrn Gesetzgebung deS Reiche» bisher abgesunden hat. ES dürsten dabei, wie wir versichern zu können glauben, manche wunderlich« Thatsachrn zu Tage treten." Man sagt von der „Mil. u. pol. Corr.", daß sie hin und wieder osficiöS bedient werde. — Die Nordwestliche Gruppe deutscher Eisen- und Stabl industrieller hat beschlossen, den Entwurf der Novelle zum JnvaliditätS- und Altersversicherungsgesetz, sobald er auS dem BundeSrath gekommen sein wird, in Gemeinschaft mit den anderen wirthschaftlichen Vereinen durchzuberathen. — Die „Berl. Polit. Nachr." schreiben: „Von einer Wiederaufnahme deS im vorigen Jahre abgelehnte» LerriuSgesetzeS ist nach unseren Erkundigungen in maß gebenden Kreisen nichts bekannt. Auck waS einzelne Blätter bereits über die Absicht der Vorlegung eines AnarchistengesetzeS zu melden wissen, dürfte mehr ans Combination beruhen. Wir vermulhen, daß die NeichS- regierung wohl zunächst die Ergebnisse der projectirten inter nationalen Anarchistenconscrenz wird abwarten wollen, ehe sie nach dieser Richtung hin entscheidende Beschlüsse faßt. — Der preußische Finanzmiuister soll dem „Berl. Tagebl." zufolge für die nächste Tagung des neuen Landtages eine Vorlage vorbereiten, die nach dem Muster der französischen Gesetzgebung die Waarenhäuser und Bazare von einer bestimmten Höhe de» Umsatzes oder des Einkommens ab mit einer besonderen Steuer belegt, deren Ertrag den Ge meinden überwiesen wird. — Die Meldung der römischen „Tribuna" (welcher offenbar die von uns im Morgenblatte mitgetheilte römische Cvrrespondenz der „Voss. Ztg." entnommen war), die Unter suchung gegen die wegen des Mordanschlages gegen Kaiser Wilhelm Verhafteten sei ergebnißloS verlaufen, trifft nach dein „Hamb. Corr." nicht zu. Dem Blatte wird in Bezug hierauf gemeldet: „Einmal stehen die Ver handlungen vor dem italienischen Consulargericht noch bevor; überdies hat auch der deutsche Consul in Alexandrien gewisse Feststellungen gemacht, deren Ergcdinß freilich noch nicht mit- getherlt werden kann." — Erfurter Privatnachrichten auS Kiautschau zufolge sind dort zwei aus Erfurt stammende Recruten am Malariafieber gestorben. — Im ProceßHarden wurde beschlossen, die Oeffent- lichkeit vor der Urlheilsverkünduug nicht wieder herzustellen, da eine Gefährdung der öffentlichen Ruhe und Ordnung zu besorgen sei. Freitag wird, der „Magdeb. Ztg." zufolge, die Verhandlung bestimmt beendet, da- Unheil aber vertagt werden. — Nach den Vorschriften über die Ausbildung und Prüfung für den preußischen Staatsdienst im Baufach haben junge Leute, welche sich dem Maschinen baufach widmen und später in den Staatsdienst eintreten wollen, vor Beginn deS Studiums auf der Technischen Hoch schule ein Jahr und, wenn sie zu Ostern von der Schule abgehen, zunächst ein halbes Jahr als Eleven unter der Aussicht und Leitung deS Präsidenten einer königlichen Eisenbahndirectivn durchzumachen. Diese Bestiinniung ist in vielen Fällen von den Maschinenbaubeflissenen nicht beachtet worden. Sie haben entweder die praktische Be schäftigung in einer Privatfabrik ohne staatliche Controle ausgenommen ober sind unmittelbar nach dem Verlassen der Schule in daS Studium bei einer technischen Hoch schule eingetreten. Die Directoren der Gymnasien, Real gymnasien und Oberrealschulen sind auf die geltenden Vor schriften hingewiesen, damit sie zur Vermeidung von Unregel mäßigkeiten diejenigen Abiturienten, welche sich dein Studium deS Maschinenbaufachcs zum Zweck deS Eintrittes in den Staatsdienst widmen wollen, auf die Bestimiuungen aufmerk sam machen. — Dem „Hamb. Corr." zufolge hat Italien nunmehr die Einladungen zur Anarchisten-Conferenz erlassen, die am 24. November in Rom stattfindcn soll. Ueber daS Pro gramm finden noch Verhandlungen statt. — In der auf gestern an Stelle der verbotenen anarchistischen einberufenen socialdemokratischen Volks versammlung versuchte Bebel die Anschauung zu wider legen, daß die Sociaidemokratie etwa- mit dem Anarchismus gemein habe. Er verwahrte sich dagegen, daß man die Tbat eine- Einzelnen zum Anlaß für auSnahmSgesetzliche Maß nahmen gegen die oppositionellen Parteien in Deutschland mache. Dieser Gedanke kam auch in einer Resolution zum Ausdruck. Die anwesenden Anarchisten Landauer und Wiesen thal versuchten, den Anarchismus und daS Attentat psycho logisch zu erklären. — Der ständige Ausschuß deS Deutschen Landwirth- schaftSratheS wird am 9. und 10. December nach Berlin berufen, um über die Reich-bankfragr und die Fleisch not h zu berathen. — Die „Allg. Fleischerztg." hält ihre Meldung, daß die Einfuhr ungarischer Schweine in die öffentlichen Schlachthäuser der größeren Städte demnächst gestattet werden werde, auch der „Nvrdd. Allg. Ztg." gegenüber aufrecht. — In Sachen deS Thoma-mehlstreit- hat da» Ber liner Amtsgericht I Abtheilung 150 auf eine Klage deS Bundes der Landwirthe gegen die „Kölnische Zeitung" die Eröffnung des HauptverfabrenS ab gelehnt, „da in dem fraglichen Artikel uur ein Angriff gegen di« Leitung des Bundes zum Schutz der Mitglieder desselben enthalten ist, mithin nur die BundcSleitung, nicht aber der Bund selbst zur Klage-Erhebung legitimirt erscheint", — Dem Vernehmen nach beabsichtigt der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen, in den nächsten Tagen die durch seine neuliche Erkrankung unterbrochene Reise nach Mainz und Straßburg wieder aufzunehmen. * Kiel, 3. November. Die Verhandlung im Proceß Lange-BiSmarck wurde vom hiesigen OberlandeSgericht von heute auf den 14. November verschoben. * Tetmold, 3. November. In Sachen der AmtS- suSpendirun g des Archivraths Berkemeyer ergreift nun auch die Schaumburger Partei das Wort; die „Lippische Tageszeitung" schreibt: „Die AmtSsuSpendirung deS Archiv raths Berkemeyer wird in den Blättern lebhaft besprochen. Soweit wir in der Angelegenheit unterrichtet sind, stimmen wir der Ansicht des Archivraths B. bei, wonach die in Frage kommenden Schriftstücke als Privatcorrespondenzen und nicht als Bestandtheile des Archiv- anzusehen sind. Wer Herrn B. kennt, wird ihm nicht zutrauen, daß er eine Ungehörigkeit im Amte begebt. Archivrath B. ist als ein durchaus treuer und verdienstvoller Beamter bekannt, der in den Augen der getreuen Biesterfelder nur den einen „Fehler" hat, daß er an der einmal für richtig erkannten Anschauung festhalt. ES wird behauptet, Herr B. sei von Sr. Durchlaucht dem Prinzen Adolf zum Archivrath ernannt worden. Dies ist falsch. Herr Archivrath B. wurde im Jahre 1890 Nach folger deS Archivars Falkmann und wurde noch zu Lebzeiten weiland Sr. Durchlaucht deS Fürsten Woldemar zum Archiv rath ernannt. Ferner ist es unrichtig, daß Herr B. der „intelleclnclle Urheber" gewisser Artikel in der „Kölnischen Zeitung" sei. UnS ist bekannt, daß die betreffenden Artikel nicht aus Lippe stammen." — Von Interesse ist noch, daß die „Kölnische Zeitung" diese Auslastung einschließlich des auf sie bezüglichen Passus übernommen bat, ohne ein Wort hinzuzusetzen. — Ueber die Zustände in Lippe erhalt die „Köln. VolkSztg." von hier die folgende demerkenSwerthe Zuschrift: Daß für die schaumburgischen Ansprüche bestimmte „Kreise" eintreten oder ihnen größeres Interesse entgegeubringen, läßt sich kaum behaupten; eS sind vielmehr einzelne Persönlichkeiten auS verjchiedenen Kreisen, namentlich auch der Beamten schaft, welche sich zu Anwälten dieser Aspirationen machen, und zwar lauter, als es der Zahl entspricht. Unter der früheren Regentschaft fand trotz der Kürze der Zeit ein sehr starker Wechsel in den Beamten statt, die, mit Ausnahme einiger Spitzen, von der neuen Regentschaft übernommen wurden. Daß es für die Beamten, welche der lippijchen StaatSregierung nicht direkt oder überhaupt nicht unterstehen, auS gewissen, leicht errathbaren Gründen zum „guten Ton" gehört, nicht „Biesterseldisch" zu sein, bedarf keiner Eiwähnung. Wenn vorige» Jahr Prinz Adolf nicht, wie er es selbst wünschte, die Regentschaft persönlich seinem Nachfolger übergeben konnte, so hatte das andere Gründe, die hier Jedermann kennt. Im Lipper Lande wünscht man vor Allem daS Ende deS häßlichen Thronstreites, und zwar nicht durch ein sie volo, sie z'ubeo von auswärts, sondern durch die berufenen Facloren des selbstständigen BnnveSstaateS, der seine inneren An gelegenheiten selbstständig ordnen will. * Düsseldorf, 3. November. An der am 12. d. M. statt findenden Eröffnung der festen Rbeiubrücke bei Düsseldorf für die Kleinbahn von dort nach Krefeld werden die Minister Thielen, v. d. Necke und Brcfeld theilnehmen. Der ebenfalls eingeladene Vicepräsident deS preußischen Staat-ministeriums I)r. v. Miquel ist sowohl durch die noch im Gange befindlichen Verhandlungen über den nächstjährigen Etat als durch seinen Gesundheitszustand, welcher ihm verbietet, sich der Ge fahr einer Erkaltung auSzusetzen, verhindert, der Einladung Folge zu leisten. -i- Altenburg, 3. November. Herzog Ernst reiste heute zu mehrtägigem Aufenthalt nach Gmunden. * BreSla», 3. Novenrber. In der Proceßsache der hiesige» Privatpvstaustalt „Hansa" gegen den PostfiScuS ent schied, wie der „Brcsl. Gcneralanz." mittheilt, daS hiesige OberlandeSgericht, daß die Benutzung des Telephons an die „Hansa" freigegeben werden müsse. DaS Gericht nahm als nicht erwiesen an, daß die „Hansa", wie die Post behörde behauptet hatte, die Benutzung deS Telephons gegen Entgelt gestattet habe. es natürlich nicht wissen, wenn ich auf die Stelle komme, wo er feine Insel vermuthete. Nun, da seine Geschichte, wenn sie wahr ist, beweist, daß eine Insel in der Süds« ist, welche auf der Karte nicht verzeichnet ist, so könnten ebenso gut auch noch andere da sein, die auch nicht eingetragen find. Versteht Ihr mich?" „Je ja, ümmer wider." „Es könnte geschehen, daß wir in Sicht einer Insel kommen, welche vielleicht nicht Deacon's Insel ist." Der alte Sam nickt«. „Ich bin nicht im Stande, zu sehen, ob die Küste mit Deacon's Skizze übereinstimmt, ohne die Brigg dicht ans Land zu segeln und vor Anker zu gehen. Dies würde aber außerordent lich gefährlich sein, weil wir vielleicht zu spät entdecken könnten, daß die Insel bewohnt ist oder daß ein Kriegsschiff in einer Bucht liegt. Es würde uns dann gehen wie jenem Manne, der sein Bündel in einer Höhle gelassen hatte, und als er zuriickkam, um es zu holen, einen Löwen darauf liegend fand, der während seiner Abwesenheit die Höhle zu seinem Ruheplatz erwählt hatte." „Wider", rief Billy, „wi hüren kau." „Meine Meinung ist nun die: Wenn wir unsere Hälse nicht in Gefahr bringen wollen, so müssen wir sicher wissen, ehe wir anlegen, daß da» Land, welches wir vor uns haben, Deacon's Insel ist, daß es unbewohnt ist und kein Schiff in der Nähe ankert. Ist das richtig?" „Je, mi dücht, dat dorgegen nix tau seggen wier", entgegnete Blunt. „Wir müssen jede Vorsicht anwenden, um zu vrrhindern, daß Jemand an Bord der Brigg kommt. Wenn das geschähe, so muß ich Euch offen sagen, daß ich dann wohl kaum im Stande sein würde, Euch aus der Noth zu helfen. Neue Schiffspapiere kann ich nicht schaffen, und jede erfundene Geschichte, die ich vor brächte, würde Argwohn erregen. Man wird uns verhaften und ans Land bringen und vor Gericht stellen. Die Wahrheit wird sich aus dem Einen oder Anderen schon herauSpumpen lassen, und dann, Hurrah für Jack Keich, den Henker, und den Woolloo- mooloo-Kerker." „Je ja, wenn 't dortau käme, würd'n de Utsichten frielich slimm för uns stahn", knurrte Blunt und blickte finster umher. „Seggen Sei uns, Mister, wat Sei för Plan' hebbrn. Sei hebben en llauken Kopp dortau, un wi wulln Sei schön bidden", sagte Savings. , „Ich habe mir die Sache überlegt und nun hört, was ich Euch Vorschläge", antwortete ich und sah dabei mit einer Miene tiefsten NachsinnenS aus des Schönen breitmäuliges Gesicht: „Dem ersten Stück Land, welche» uns in der Nachbarschaft von Deacon'» Schätzung in Sicht kommt, wollen wir unS bis auf drei Meilen nähern, aber keinesfalls mehr. Wir werden die Brigg dort bei drehen und das Quarterboot mit ein paar leeren Wafferfäfsern niederlassen. Fünf von Euch müssen dann hineinsteigen und ans Land rudern. Sollte die Insel bewohnt sein, so wird cs den Anschein haben, als wenn Ihr gekommen wäret, die Fässer mit frischem Wasser zu füllen. Ist sie nicht bewohnt und Ihr glaubt, daß es Deacon's Insel ist, so werdet Ihr lothen, und wenn Ahr «inen guten Ankerplatz für die Brigg gefunden habt, zurück- kvmm<n und es unS mittheilen." Die Leute sahen einander an und es entstand ein ziemlich langes Stillschweigen. „Up de Ort wier Allens seker, dat iS wohr", rief endlich der Schöne; „wer äwer fall in dat Boot, wer fall de Partie mit- maken?" „Wählt untereinander; wenn Ihr es wünscht, will ich mit Euch gehen", erwiderte ich; „jedenfalls aber muh der, welcher den Befehl über das Boot übernimmt, ein Mann sein, dem wir vertrauen können; er muß eine rasche Erfindungsgabe besitzen und ein« freche Stirn haben, um, ohne Argwohn zu erregen, Fragen beantworten zu können, im Falle sich unvorhergesehene Schwierigkeiten ergeben sollten. Es ist nun an Euch, zu ent scheiden, ob Ihr mir vertrauen wollt." ES entstand auf» Neue eine Pause. Ich brachte sie von der Spur ab. Sie waren schlechte Taktiker, und wenn sie auch nicht gerade mit Worten gestehen wollten, daß sie mir nicht trauten, so gaben sie e» doch durch ihr Stillschweigen zu >r- kennen.. Ich that, als ob ich nicht wüßte, was dieses Schweigen be deutet«, und fuhr fort: „Auf einen Punct muß ich jedoch Eure Aufmerksamkeit noch lenken: Wenn Ihr mich zum Führer deS Boote» wählt, so wird da» jedem Sachverständigen al» unge wöhnlich auffallen. ES ist nicht Sitte, daß der Capitain eine» Schiffe», wie diese», mit einer Waffer-Abtheilung an» Land geht. ES würde diese» der Dienst eine» Maat» oder Hochboot»« manns sein. Ein klriner Funke in der Pulverkammer kann in einem Nu ein Schiff in die Luft sprengen, und da» geringste Ver sehen in unserer Lage kann endlose» Unglück herbeiführen." „So seih ik dat ok an", sagte der alte Sam mit beifälligem Nicken." „Der alte Vanhard ist ei« ehrlicher Mann, aber er denkt zu langsam und ist nicht schlau genug", fuhr ich fort. „Man würde bei ihm rascher dahinter kommen, daß nicht Alle» richtig ist, den al» BootSführer zu wählen, wurde ich Euch also nicht rathen." „Sei fetten ümmer vörut, dat de Insel, de wi in Sicht kriegen, bewohnt iS?" sagte der Schöne. „Ja." „Un wenn sei dat nu »ich is?" „Dann laufen wir keine Gefahr." „Aewer wenn wi en Hus seihn oder Lüd, de ümhergahn, da dreihn wi üm un laten dat Landen bliewen." „Und Ihr erregt Argwohn und werdet verfolgt! Nein, das geht nicht, Maat. Ihr müßt auch in diesem Falle, ohne zu zögern, ans Ufer fahren, Eure Fässer füllen, harmlos Euer Garn spinnen und wie 'ne ehrliche Schiffsmannschaft wieder Weggehen." „Du mußt woll blind fien as en Svien unner Water, Schöner, wenn Du dat nich inseihn kannst", schrie Suds. Blunt schwieg. „Wer fall also de Führung hebben? Einer, de gaud reden un düchtig lägen kann. Dat is gewiß!" rief Savings. Blunt ist Euer Mann", sagte ich. Er blickte mich an. „Laßt ihn vorgeben, Hochbootsmann und zweiter Maat zu sein. Bi» e» so weit fft, werde ich wissen, WaS er sagen soll." „Ik ward dat schon sülwst malen", entgegnete er trotzig. „Ik bün nich schreckhaft. Davör hew ik kein Bang nich. Ik ward schon antwurten, wenn sei fragen." „Ihr habt noch viel Zeit, meinen Plan zu überlegen", sagte ich aufstehend. „Es ist noch keine Eile nöthig. Ueberdenkt Euch inzwischen die Sach«, und wenn Ihr einen besseren Ausweg findet, die Meuterei vor Entdeckung zu sichern, falls wir irr- thiimlich zu nahe an die unrechte Insel segeln sollten, nun, so kommt za mir, und wir wollen die Sache dann weiter besprechen. Gold ist etwas Herrliches, und ich wünsche, daß Ihr «S findet; aber die Hoffnung, Eure Taschen damit zu füllen, darf Euch nicht dem Gefängniß oder dem Henker überliefern." Ich ziterte am ganzen Leibe, als sie mich verlassen hatten; so schwer war der Kampf gewesen, den ich zu bestehen gehabt hatte, die furchtbare Aufregung nicht zu vrrrathen, in der ich mich be fand; aber noch nie hatte ich auch so sehr gefrohlockt wie jetzt; denn wenn sie meinen Plan annahmen, so konnte ich die Ge liebte sammt dem Schiff retten und der Lotse werden, de. sie au» allen Gefahren glücklich wieder in den Hafen der Heimath brachte. DaSHom vonOsten her zu umsegeln, ist eine der unangenehm sten Aufgaben, die sich ein Seemann stellen kann. Die Stürme, welche zu gewissen Jahreszeiten von vsfte» hör brausen, dir hohen Wogen, die Menge der aus den antarktischen Regionen kommen den Eisberge, sowie die schneidende Kälte, das Alles trägt dazu bei, die Reise ebenso beschwerlich wie gefahrvoll zu machen. In unserem Falle waren wir so glücklich, die heftigen Winde hauptsächlich aus Süden zu haben, und wenn es irgend möglich war, glich ich den Unterschied zwischen einer flauen Brise und einem starken Winde aus, indem ich das große Ober-Bramsegel setzte, und zwar sehr oft über ein dreifach gereffte» Topscgel. Zwei Mal jedoch ging der Wind herum nach West und blies uns mit so furchtbarer Gewalt gerade in die Zähne, daß ich jedes Mal die Brigg vor Top und Takel beidrehen mußte. Im letzten Falle war die See so wild und schrecklich, wie ich sie bis dahin nie gesehen hatte und nie wiederzusehen wünsche, außer vom sicheren Lande aus. Am Nachmittag vierte der Wind und wehte so stark, daß wir genöthigt waren, jedes Stückchen Leinwand aufzugeien und zu reffen. Trotzdem trieb die Brigg mit furchtbar« Gewalt über Berg und Thal. Als die Nacht herabsank, tanzte der Mond wie ein bleiches Gespenst hinter den vorbeijagenden Wolken und gab nur gerade so viel Licht, um den weißen Wogenkämmen Glanz zu verleihen. Einen geringen Schutz gewährte die hohe Verschanzung; aber die Kälte war so groß, das jedes Mal, wenn Einem der Wind ins Gesicht blies, man das Gefühl hatte, als würde eS von einem Messer durchschnitten. In dieser Nacht legte ich mich nicht schlafen. Nachdem ich auf fünf Minuten hinuntergegangen war, um einige Züge Tabak zu rauchen und den Kreislauf meines BluteS in der wär meren Luft der Cajüte wieder herzustellen, kehrte ich auf Deck zurück; ich war zu besorgt, um länger abwesend zu bleiben. Die Höhe und die Gewalt der Wogen machte unsere Lage zu einer äußerst gefährlichen. In einem Augenblick hilflo» in die Höhe gerissen, stürzten wir in dem nächsten wieder in den pechschwarzen Abgrund, wo die drohend überhängenden Wasserwände unS wenigsten» einen kurzen Schutz vor dem schneidenden Wind« ge währten. Mit äußerster Anstrengung un» an den Seiten haltend, harrtenwir athemlp» bei jedem neuen Hinabschiehen, ob di« Brigg Kraft genug haben würde, sich schnell wieder zu hebcn, um di« nächsten heranrollenden schwarzen Wasserberge zu übersteigen, welche aursahen, al» wollten sie jeden Augenblick über un» zu sammenbrechen. (Sortsetzun, s»lgt.j
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