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Elbeblatt und Anzeiger : 22.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-22
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666406244-188206224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666406244-18820622
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666406244-18820622
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungElbeblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-06
- Tag1882-06-22
- Monat1882-06
- Jahr1882
- Titel
- Elbeblatt und Anzeiger : 22.06.1882
- Autor
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nicht gedeihlich wirken könnte. Ausdrücklich ist den bctr. Herren Lehrern nach Ausweis der darüber aufgenom- menen Protokolle eröffnet worden, daß es jedem Lehrer unbenommen sei, nach freier Urberzeugung abzustimmen und sonst nach bestem Misten und Gewissen seine po litischen Pflichten zu erfüllen. Kötzschen broda. Am vergangenen Sonntag war in der hiesigen Gegend ein recht bedeutender Touristen verkehr zu beobachten. Für die Landleute aber war dieser einzige schöne Tag ein Ernteheutag. Weil dieses Heu bereits zehn Tage gelegen hatte, so wurde dasselbe, wenn es nur irgendwie trocken war, an dein Nach mittage in Sicherheit gebracht, cS wurden sogar, weil am späten Nachmittag der Himmel sich neu bewölkte, noch in den dunkeln Abendstunden verschiedene Fuhren .eingefahren. Dabei hat sich hier leider ein erschütternder Unglücksfall zugetragen. Gegen r/,11 Uhr Abends ist beim Einfahren eines Heuwagens in ein hiesiges Ge höft eine Thorsäule und ein Stück Mauer weggerissen worden; dabei ist aber, wie sich erst zwei Stunden später herausgcstellt hat, ein zehnjähriger Schulknabe vollständig verschüttet und jedenfalls sofort getödtet worden. Der Knabe ist beim Einfahren dadurch behlllflich ge wesen, daß er das Thor geöffnet hat. Infolge der Finsterniß sollen die Pferde etwas scheu geworden sein und scharf angezozen haben, wodurch das Unglück hcr- beizeführt worden ist. Den Schreck der beklagenswer- then Eltern, die ihren Sohn erst bedeutend später ver mißten, weil der Bater geglaubt hatte, derselbe sei vorher zn Hause gegangen und liege längst im Bett, und die ihn mit Laternen suchten und als Leiche mit gänzlich zerschlagenem Kopfe unter den Steinen fanden, kann man sich denken. Dresden. Durch seine Geistesgegenwart ist am Freitag Prinz Friedrich August einer ihm drohenden Lebensgefahr glücklich entronnen. Es war am Freitag gegen Abend, als der Prinz, den kräftigen Segelwind benutzend, mit seinem Erzieher, Hauptmann v. Oer, und einem Pionierfeldwebel zwischen Pillnitz und Hofler- witz eine Kahnpartie unternahm. In der Nähe des Schlosses Pillnitz wurde das Boot gewendet, bekam aber plötzlich, weil das Segel nicht nachgelassen wurde, wie es in der Schiffersprache heißt, Umschlagsegel, und kenterte, wobei alle drei Insassen in die Elbe stürzten. Prinz Friedrich August, der Pionicrfcldwebel und später auch der Hauptmann v. Oer, welcher erst durch Schwim men das Lanv zu erreichen suchte, retteten sich muthig zunächst auf das umzcworfcne Boot, das sie rittlings bestiegen und von welchem sie durch die in 2 Kähnen zu Hilfe eilenden, an der Fähre stehenden Pioniere glücklich gerettet wurden. Für Prinz Friedrich August, der, gleich den Anderen vollständig durchnäßt, die Vor sicht gebrauchte, zu Hause angekommen sich sogleich zu Bett zu begeben, hat der Vorfall keine weiteren Folgen gehabt. Pirna. Von hier kommt die wenig erfreuliche Kunde, daß das in hiesiger Gegend in einem ziemlichen Umfang bisher so flott gegangene Cteinbruchsgcwerbe seit einigen Monaten leider einen ganz bedeutenden Rückschlag verspüren läßt. Am meisten scheinen hiervon die Elbbrücke getroffen zu werden, da gerade aus diesen schon vor vielen Wochen wiederholt "Nachrichten von Arbeiter-Entlassungen kamen, während früher zu dieser Zeit ein Arbeitermangel bekundet werden mußte. Im Vergleiche zum Vorjahre findet in diesen Brüchen höch stens noch die Hälfte der früher beschäftigten Arbeiter zahl iht Brod, mehrere Brüche haben ihren Betrieb fast ganz eingestellt. Wann eine Besserung des jetzt so darniederliegenden Steinbrechergcwerbes eintreten wird, ist vorläufig noch gar nicht abzusehen. Z s ch o ch a u. In Krummhermersdorf versuchte ein Strumpfwirkerlehrling das Haus, wo sein Meister wohnt, wegzubrennen, um aus der Lehre und in andere Arbeit zu kommen. Derselbe hatte auf dem Obcrbodcn eine Menge brennbare Sachen zusammengelegt und dieselben angebrannt, als man, durch den Rauch aufmerksam ge macht, den Brand entdeckte und noch rechtzeitig das weitere Umsichgreifen des Feuers verhütete. Annaber g. Dem vielen Regen in der vorigen Woche folgte eine kühle Nacht von Sonnabend zum Sonntag, in welcher sich auf die Fluren dichter Reif legte, in Oberwiesenthal Schnee fiel und in Reijchdorf in Böhmen die Kartoffeln erfroren. Der Sonntag war jedoch heiter, sonnig und warm. Oelsnitz i. V., IS. Juni. Unsere Stadt hat sich in dem letzten Jahrzent in industrieller Beziehung außerordentliche günstig entwickelt, und da jetzt alle hier vertretenen Industriezweige gut gehen, so fehlt es viel fach an Arbeitskräften. Die Handrveberei könnte jetzt mehr Webstühle beschästigen, als überhaupt im oberen Voztlande noch zu finden sind; die Gardmenbranche hat auch neue Arbeiter eingerciht; die Teppichweberei arbeitet mit Zuhülfenahme der Nachtstunden, und die Corsetfabnken suchen fortwährend Arbeiterinnen zu engagiren. Daß der Gewinn im Geschäft jetzt noch nicht wieder so groß ist, wie vor etwa 10 Jahren, ist allgemein bekannt; doch ist jeder Industrielle froh, wenn die Aufträge recht zahlreich eingehen und die Arbeiter gutlohuende und ausdauernde Beschäftigung haben. In der hier errichteten Fabrik für englische Gardinen dauert die Aufstellung der Stühle noch fort, so daß dieselben nur einzeln in Gang gebracht werden können. Alle Maschinen sind aus England bezogen und englische Monteure besorgen auch die Aufstellung derselben, lieber alle bei der Einrichtung der Fabrik sich nöthig machenden Anlagen beobachten die JnhaberStillschweigen ; selbst die Arbeiter dürfen bei der Aufstellung der Stühle nicht zuschauen. Direktricen zur Anlernung der Ar beiterinnen sind gleichfalls von England herüber ge kommen. Vom VogtlandeundErzgebirge. Es weht seit 14 Tagen nicht blos ein kühler, sondern ein kalter Wind; gab es doch Tage, an denen das Thermometer-f-7° R.. nicht überstieg und auf den Höhen an der bairischen Grenze es richtig geschneit hat. Es gcrathcn daher auch die Landwirthe nicht verhagelter Fluren in nicht geringe Besorgnis;. Das Korn, welches eine Höhe bis über zwei Meter erreicht hat, hat während seiner Blüthe- zeit wenig Sonne gehabt und es dürfte daher wohl viel leere Aehren geben. Die Sommerfrucht will ebenfalls nicht vorwärts kommen und unsere Hauptfrucht, die Kartoffel, färbt sich gelblich. Die Heuernte wird eben falls schlecht werden, weil das Gras bei der anhalten den Kälte nur zurückgegangen ist. — Der anhaltende Wind hat in den Wäldern manches Bäumchen ent wurzelt und die Heidelbeeren haben viel gelitten, wäh rend die Preißelbeeren trotz der Kälte prachtvoll blühten. Für die Feldfrüchte ist die kalte Nacht vom Sonnabend zum Sonntag sehr verhängnißvoll geworden, weil das Thermometer unter Null gesunken war. In den Thälern sind die Kartoffeln fast völlig erfroren, so daß das Kraut kohlschwarz aussieht; die Rosenknospen in den Gärten sind theilweise zu schwarzen Knollen zusammen geschrumpft ; das Gemüse zeigt schwarzgeränderte Blätter und selbst die jungen Triebe der Nadel- und Laubbäume hängen verwelkt an den Zweigen. Manche Garten- und Fcldbesitzer sind durch diesen Spätfrost arg ge schädigt worden und sehen ihre Hoffnungen auf eine gute Ernte dadurch abermals geschwächt. Auf den Dächern lag ein so dichter Reif, daß man glauben konnte, cs habe in der Nacht geschneit. Vermischtes. * Zur Beachtung. Ein Taubstummer, Namens Karl Döring, colportirt hier und in der Umgegend ein Schriftchen, betitelt: „Des Menschen irdisches Dasein, eine Weissagung auf das über irdische Leben." Der Erlös aus dem Verkauf ist ' zum Besten eines Untcrstützungsfonds für alte, erwerbs unfähige Taubstumme bestimmt, in erster Linie für ein Asyl, welches ältere, von leiblicher Schwäche und Noth heimgesuchte weibliche Taubstumme aufnehmen soll. Der wohlthatige Zweck und der billige Preis des Schriftchcns (30 Pfg.) lassen ein freundliches Entgegenkommen der , mildthätigen Bevölkerung unserer Stadt und der Um gegend erwarten. * Fürst Bismarck als Dichter. Die „Köln. Ztg." schreibt: In das Album einer fürstlichen Frau, das mit Einzeichnungen von den Größten und Be deutendsten unseres Landes geschmückt ist, hat Graf Moltke vor einigen Tagen eingeschrieben: „Schein vergeht, Wahrheit bestehl. Graf Moltke, Generalfeldmarschall." Diese Worte stehen ganz oben auf der Seite. Darunter hat nun der Reichskanzler geschrieben: Ich glaube, daß in jener Welt Die Wahrheit stets den Sieg behält: Doch mit der Lüge dieses Lebens Kämpft unser Marschall selbst vergebens. Bismarck. * Ein erschütterndes Familiendrama spielte sich Sonnabend Nachmittag in einem Hause der Weißen burger Straße zu Berlin ab. Den Bewohnern des Hauses war es aufgefallen, daß ein seit vier Jahren dort auf dem Hofe wohnender Schuhmacher Bartsch, sowohl wie seine aus Frau und drei Kindern bestehende Familie seit Donnerstag nicht mebr gesehen worden waren. In Gegenwart des sofort benachrichtigten Re- viervo.standes des 17. Polizeireviers schritt man Sonn abend Nachmittag zu einer gewaltsamen Oesfnuvg der von innen verschlossenen Wohnung, wo man zum Ent setzen die ganze Familie, den circa 30jährigen Schuh macher Bartsch, seine ungefähr gleichaltrige Frau und die drei Kinder iin Alter von 6 Jahr, 3 Jahr und 7 Monat todt im Zimmer liegend fand. Allem An ¬ scheine nach hatte B. zuerst seine Kinder und Frau und sodann sich selbst vergiftet. Der sofort hinzuge- gerufene Arzt vermochte nur den bereits bei allen Personen eingetretenen Tod zu konstatiren, während die Art deS Giftes nicht festzustellen war. Auf An ordnung der Polizei wurden die Leichen nach dem Ob duktionshause geschafft. Die Kriminalpolizei wurde sofort benachrichtigt und ist die Untersuchung bereits im Gange. Wie verlautet, sollen Nahrungssorgen das Motiv zu der That sein. Vorgefundene Papiere, na mentlich ein Buch, in welchem B. angiebt, 150 M. Schulden zu haben, bestätigen diese Annahme. * Geistesgegenwart. Auf einem kleinen Provinztheater wird ein furchtbares Schauerdrama ge geben. In einer der letzten Scene» tritt der Bösewicht auf, um seinen Nebenbuhler mit einem Dolch zn er morden, bemerkt aber im entscheidenden Augenblick, daß er seine» Dolch in der Garderobe vergesse» hat. Schnell entschlossen schreit er mit entsetzlicher Stimme: „Stirb, Feigling! Ich habe zwar meinen Dolch nicht bei mir, hier aber sind meine zwei starken Fäuste, mit denen ich Dich auf der Stelle vor diesem sehr chren- werthen Publikum erwürgen werde!" Das sehr ehren- werthe Publikum klatschte natürlich wie rasend Beifall. Standesamts-Nachrichten von Niesn vom 10. bis 17. Juni 1882. Geboren: Pauline Rosa, T. deS Wachtmeisters Carl Hermann Pretzschel h. — Elsa Irma, T. des Bahnhofs-Portier Ernst Louis Theodor Ulbricht h. — Friedrich Ernst, S. des Gasthofsbes. Friedrich Ernst Wilhelm in Poppitz. — Margarethe Antonie, T. des Bäckermeisters Ernst Oscar Nöber h. — Frida Olga Ida, T. des Maschinenmeisters Julius Wilhelm Georg Heindorf h. Aufgeboten: Der Unteroffizier Edmund Rudolf Barnstorfs mit Martha Elisabeth Winkler allhier. Gestorben: Franz Paul Schuster, S. des Schiefer deckers Traugott Wilhelm Schuster h., 6 M. alt. — Martha Milda Wunderwald, T. des Mühlenbesitzsrs Carl Trangott Wunderwald in Poppitz, 12 I. 10 M. alt. — Die Handarbeiterin Christiane Amalie verw. Ziegeubalg geb. Heinitz h., 48 I. 1 M. alt.— Erne stine Wilhelmine Kühne geb. Anders, Ehefrau des Bahnarbeiters Friedrich Ernst Kühne h., 28 I. 2 M. alt. — Anna Martha Seemann, T. des Fabrikarbeiters Carl August Seemann in Poppitz, 9 M. alt. — Der Fabrikrischler Carl Hermann Kluge h., 42 I. 7 M. alt. Kirchemmchrichten für Niesa. Dom. 3 p. Trin. Vormittagsgottesdienst früh 8 Uhr; Nach»«. 5 Uhr Abendtnahlsgottesdienst. Getaufte: Karl Otto, Heinr. Fürchtgtt. Ney- mamrs, Handarb. in R., S. — Johannes Alfred, Frdch. Karl Jobst's, Sergeauts in R., S. —> Bruno Max, Frdch. Ernst Schades, Hausdieners in R., S. — Martha Frida, Ernst Rich. Hammitzschs, Produkten händlers in N., T. — Anna Martha, August Jägers, Handarb. in R., T. — Oswald Martin, Ernst Jul. Friedes, Guts des. in R., S. Beerdigte: Frau Christiane Amalie Ziegenbalg geb. Heinitz, August Ziegenbalgs, gewes. Hammerarb. in R., nachgel. Wwe., 48 I. 1 M. 4 T. — Frau Ernestine Wilhelmine Kühne geb. Anders, Fr. Ernst Kühnes, Bahnarb. in N., Ehefr., 28 I. 2 M. 23 T. — Anna Martha, K. Aug. Seemanns, Fabrikarb. u. Hausbes. in Poppitz, ehel. T., 9 M. 9 T. — Karl Hermann Kluge, Tischler, Ehem., 42 I. 7 M. 4 T. Literarisches. vr. Johann Paul Freiherr von Falkenstein. Sein Leben und Wirken nach seinen eigenen Auszeichnungen heraus- gegeben von I. Vctzoldt, (Dresden >882. R. v. Zahn'« Verlag ) Die Auszeichnungen, welche diesem Werke ini Wesent lichen zu Grunde liegen, hat der Verewigte. seiner LebenSgc- iährtin am Tage des goldenen Ehejubiläums Äerreicht. Zu nächst nur sür den kleinen Kreis seiner Fam lic bestimmt, sind sie doch von so allgemeinem Interesse, dass dem'Henn Heraus geber Dank gebühn, dieselben für den Druckworbereltet zu haben. Das lange, glsiclliche, thaten- und ^uslußreicheLebe» p. üalken- stein's ist mit der Geschichte poii SaL<en am WIlmiM ver knüpft ; bekleidete er doch durch Jahrzehnte dic hWfien BteUcn und Würden seines Landes, ivar er doch breiM,jeün>r Könige der treueste Diener und Aa!l>gcher,..vo»uül>mu rnu.bch» Aamcn des freundes geehrt Die Geschichte dar sächsischen Kirchen- und Schulwesens in dew letzten JahrzchMzu) ist 0m Wesentlichen die Geschichte von stalkenstemS Leven; die bolieEmtheM'leipziger llniveisilät tür alle Zeit das schönste Äenkmal semep Arbeiten« und Strebens, lkin so re'ches Leben von. eigener Hand ge schildert zu sehen, gewährt. tiohen Miz; .rWH so bedeutenden Mann wie v. Faikenstein eiusgch und treu die Geschichte seine« Lebens erzählen zw'hkW ist Rin gelst D Geimg. den keine noch so fleißige Biographie von sseusdch Hand. auch nur annähernd bieten kann. v. gaikenftein'S Viögraphie vildet eine der werth vollsten Gaben zur Geschichte unseres engeren Vaterlandes, in«-.
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