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Elbeblatt und Anzeiger : 29.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-29
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666406244-188207295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666406244-18820729
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666406244-18820729
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungElbeblatt und Anzeiger
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-29
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Titel
- Elbeblatt und Anzeiger : 29.07.1882
- Autor
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zwar nicht warm; aber sie fühlten sich doch nicht so kall an, wie es »ach wirtlich erfolgtem Tode der Fall ist. Wieder war ein Tay und eine Nacht vrrstvssen, als ain Mittwoch, dem tzterstn Tage nach dem Anfall, vierer zum Priester gesAckt wurde. Der Pfarrer und der Arzt prüften und Miethen miteinander, und ihr Urtheil war: „Es ist Erstarrung. Sie mag ihr Be wußtsein wiedergewinnen; aber es wird nur für einen Augenblick sein. Beim Rückfall wird Alles vorbei sein. Es ist nicht möglich, daß sie länger lebt." Daraufhin wurde di§ Bestattung für den nächsten Tag «»gesetzt. Mit welchen Gefühlen, schaudernd, mit Entsetzen, muß das arme Mädchen diese vier Tage furchtbarster Folter zugebracht haben, denn die Unglückliche sah Alles, was um sie vorging, sah und hörte Alles. Ihre schreck liche Lage hat sie selber im „Oineinns.ti Lvyuirer" wie folgt geschildert: „Es war schrecklich. Wie ich da auf dem Rücken lag, auf den Brettern auszestreckt, die Arme gekreuzt und die Füße zusammengebunden, die angezündeten Kerzen neben dem Kopfe, und sehen tonnte, wie meine Schwestern und Nachbarinnen kamen und mir ins Gesicht guckten; es war furchtbar. Ich hörte jedes Wort, das gesprochen wurde. Mein Körper, Glieder und Arme waren so kalt wie Eis. Ich dachte an den Todeskampf, wenn ich lebendig begraben, wenn ich in einen Sarg genagelt und in den Grund gelaßen würde. Ich versuchte etwas Geräusch zu machen oder mich auch nur ein wenig zu bewegen ; aber es war unmöglich. Ich sah meine Schwestern nacheinander hereinkommen und in mein Gesicht blicken. „Arme Josie, sie ist dahin!" Ihre Thränen fielen mir aufs Haar, und ihre Küste, drückten mich warm auf die Lippen. Als sie sich abwandten, mich zu verlosten, kam cs mir vor, als müßte ich eine Anstrengung machen, ihre Aufmerksamkeit zu erregen, und sollte ich auch nur die Augenlider bewegen. Aber ich konnte es nicht. Ich hatte ein Gefühl, als müßte ich laut schreien; ich ver suchte es auch; aber ich konnte nicht eine Muskel be wegen. Der Priester kam herein und befühlte mir die Arme und die Gelenke. Er schüttelte den Kopf. Dann legte er das Ohr au mein Herz. Umsonst, er konnte es nicht schlagen hören. Nachdem er dann ein kurzes Gebet für die Ruhe meiner Seele gesprochen hatte, drehte er sich ebenfalls um und verließ mich. Da verdoppelte sich meine Todesangst und mein Schrecken. „Wird denn Niemand entdecken, daß ich lebe?" sagte ich zu mir selbst. „Muß ich begraben werden, um erst zu erwachen, wenn es zu spät ist- Muß ich, wenn sie mich in die Gruft gesenkt haben, und alle Leute fort gegangen sind, zum Leben zurückkehren, um vor Gram und Schrecken zu sterben an Erstickung?" Der Ge danke machte mich rasend. Warum thut der Doctor nichts, um mich wieder zu mir zu bringen? Ich bin nicht todt. Umsonst. Da lag ich und dachte und lauschte auf jedes Wort, das gesagt wurde. Ich konnte hören, wie eine Frau Anweisungen gab, das Leichenkleid zu machen. Ich hörte, wie die Zeit zum Leichenbe- gängniß und so weiter festgesetzt wurde. Ich konnte Jeden erblicken, der da kam, um nach mir zu sehen. Ich versuchte vollbewußt zu blicken und ihnen zu zeigen, daß ich Alles verstand; aber es war unmöglich. Es ist ein Wunder, daß ich nicht vor Angst und Todes qualen gestorben bin. Oft denke ich bei mir, lieber möchte ich sterben, tausendmal lieber, als diese Er fahrung noch einmal durchmachen. Endlich, als Alles bereit und das Leichenkleid fertig war, und Alle bis auf zwei oder drei das Zimmer verlaßen hatten, sagte eine: „Wollt Ihr nicht ihr Haar abschneiden?" Mein Haar war in langen Flechten zusammengelegt und siel mir den Rücken hinab — „Ja," versetzte meine Schwester, „wir werden es jetzt abschneiden." Dann holten sie die Scheere und kamen an mich heran. Während eine meinen Kopf faßte und ihn nach einer Seite drehte, fing die andere mit der Scheere zu schneiden an. Ich konnte den kalten Stahl am Nacken fühlen. Es ward mir klar, daß dies ziemlich das letzte sein würde, was sie thaten, ehe sie mich in den Sarg legten. In einer oder zwei Sekunden war eine lange Haarflechte abgenommen und weggelegt. Dann wurde mir der Kopf nach der andern Seite gelegt, um an die andere Flechte Hand anzulegen; aber diese wurde nicht berührt. Gott sei Dank! Meiner Schwester siel etwas in meinem Zustand oder eine Bewegung auf, — ich weiß nicht, was es wär, sie schrie laut auf, und ich war gerettet. Die Scheere fiel mit lautem Schlag auf den Fußboden, die Frau sprang zurüch fast zum Tod« erschrocken, Und ich saß aufrecht' da. — Ihr hättet daS HauS ein paar Augenblicke nachher sehen sollen. Ich dachte, alle seien verrücktaeworde». „Benie ist lebendig! Benie ist lebendig'!" Die ganze Nachbar schaft kam Hereingestarzt, sobald sie davon hörte, und mehrere Tage wurde von nichts Anderem gesprochen, als von mir. Sie dachten nicht im entferntesten daran, daß ich jedes in jenem Zimmer gesprochene Wort ge hört und verstanden hatte. Sie suchten Jedermann davon zurückzuhälten, auf die Thatsache zuMzukom- men, daß mein Todtenhemd schon besorgt, der Sarg bestellt und daS Leichenbegäogniß vorbereitet war. Sie entschuldigten sich auch bei mir, daß mir daS Haar zum Theil abgeschnitten war, Sie erzählten mir, ein Pflaster sei mir hinten auf den Nacken gelegt und das Haar darin so verwickelt worden, daß eS abgeschnitten werden mußte. Ich sagte nichts dazu. Eines Tages sagte mein kleiner Bruder zu mir: „Benie, Du solltest am letzten Donnerstag begraben werden, und sie haben Dir das Haar abgeschnitten." Es kam ihm nicht in den Sinn, daß ich mehr davon wußte als er. Die Erinnerung an jene schrecklichen Tage und Nächte wird mich nie verlaßen. Ich bete zum lieben Gott, daß ich niemals wieder so etwas durchmachen möge. Lieber möchte ich sterben." — Or. Georg Waltemach, welcher diesen Fall des Scheintodes mittheilt, knüpft varan die Bemerkung: Die Einrichtung von Leichenhäusern, in denen die Todten mehrere Tage lang beobachtet wer den können, muß im ganzen Lande baldigst ebenso durchgeführt werden wie eine gesetzlich vorgeschriebene Todtenschau durch sachkundige Aerzte, und namentlich dürfen die Todten nicht zu früh beerdigt werden. Thatsiichlich ist uachaeufiesen, daß die Frist von 72 Stunden in ewzülneff Fallen nicht.atzSreichte, auch ist schon der Eintritt der Verwesung infolge von Sinnes täuschung (z. B. durch den Geruch deS frischbestrichenen Sarges) angenommen worden, ohne daß die Verwesung wirklich eingetreten war. ES ist nun zwar möglich, durch Untersuchung mit dem Brust-Hörrohr (Stethoskop) sicher darzuthun, wenn das Herz zu schlagen aufgehört hat, uud Bouchut hat daS dabei zu beobachtende Ver fahren gelehrt; aber dasselbe findet bis jetzt nur ver einzelte Anwendung. . (Berl. Gerichts-Ztg.) Eingesandt. In den Dresdner Nachrichten beschwert sich ein hiesiger Correspondent über die zerbrochene Milch glasglocke auf der Albertstreppe, das trockene Wasser bassin unterhalb derselben und die rohe Holzbarriöre zwischen den Stufen oberhalb der Freitreppe und dem Brauereigarten. Wenn die Rüge auch begründet ist» hätte man doch den Umweg wohl nicht gebraucht; für was ist denn der rührige städtische Verein da? >< Manöver 1882. Nachdem wir unseren geschätzten Lesern bereits in Nr. 84 d. Bl. in einer Korrespondenz aus Dresden eine Uebersicht über die vom 1. bis 20. September in unserer Gegend stattfindenden Manöver gebracht, bringen wir in Nachstehendem noch folgenden übersichtlichen Manöverplan zum Abdruck. Wie aus demselben her vorgeht, und wie auch bereits mitgetheilt wurde, findet Freitag, den 15. September die Kaiserparade statt, es wird dies also der Haupttag in der bemerkenswerthen Zeit sein. Die schraffirten Rubriken in dem Plane stellen die Rasttage dar. Truppentheile General-Commando 1. 2.^3. Divisionsstab S) 2. JägerbataillonIZ n M 'S 8 Brigadestab 1. Gren.-Rgt. 100 2. Gren.-Rgt^101 Schützen-Rgt. 108 Brigadestab 3. Jnf.-Rgt. 102 4. Jnf.-Rgt. 103 3. Jnf.-Brigsde 47 LZZ-Z 4. Jnf.-Brigade 48 1. Cav.-Brigade 23 2. Cav.-Brigade 24 2. Feld.-Art.-Rgt. 28 Pionnier-Bataillon Nr. 12 2. Abtheilung 3. Abtheilung 1 FeldRqt.Stabu.1.Abth Art.- ' Regt. Nr. 12 Septem ber 6. 7., 8. 9. 10. 11.> 12. W ! Marktberichte. Chemnitz» 26. Juli. Pro 50 Kilo Weizen russ. Sorten M. ll»65 bis 12,—, weiß und bunt M. 11,49 bis 11,95, gelb M. 19,96 bis 11,89. Roggen inländ. M. 8,- bis 8,59, fremder M. 7,79 bis 8,—. Braugerste M. 8,25 bis 9,—. zuttergcrste M. 6,59 bis 7,—. Hafer M. 7,99 bis 8,19. Koch erbsen M. 8,25 bis 9,—. Mahl- u. Futter-Erbsen M. 7,79 bis 8,95. Heu M. 3,— bis 3,29. Stroh M. 2,99 bis 3,—. Alte Kartoffeln M. 2,59 bis 3,-. Neue Kartoffeln M. 3,— bis 3,59. 1 Kilo Butter M. 2,29 bis 2,49. m rvlvllster 4usrvalll, unk V/unsekür bildschön Lüstodeo, veräen sokoell, elegant unä billig geliefert in <ler LuvdckruvLervI cklvse» vieltes. Warnung. Hierdurch mache ich bekannt, daß ich für meine Frau Minna Friede, geb. Klotz aus Wuhnitz bei Lommatzsch, Nichts mehr bezahle. Riesa, den 17. Juli 1882. Julins Friede. Die Verlobung unserer Tochter Louise mit Herrn Ludwig Krüger ist hiermit aufgehoben. Riesa, den 27. Juli 1882. G. Benkert und Fra«. Das Aehrenlesen in Mergendorfer Flur ist bei Pfändung ver boten.Die (Gutsbesitzer daselbst. Zu vermiethen ist ein Dachlogts, zum 1. October zu beziehen. Zu erfahren Kastanienftratze SS. Ein Logis mit Zubehör ist zu vermiethen und zu Michaeli beziehbar Kastauienstratze Nr. 4S. Ein gut mvblirtes Garyonlogis, Hauptstraße Nr. 71 gelegen, ist zu vermiethen. Eine schöne Parterre-Wohnung mit Garten und event. Stallung, sowie sonstigem Zubehör ist per 1. October zu vermiethen. Wo ? ist zu erfragen in der Expedition d. Bk» ri-zr«.-,« M ing, in Dnuk mid ««lag von Lange« L Winterlich in titiesa Für tzic Redaktion rerantwmtlich »« Langer. Ein großer Lade« mit Wohn« bester Lage, zu vermiethen. Wo? ist zu erfahren in der Expedition d. Bl. Ein freundliches Logis, Ätube, Kaitimttn, Küche Und Keller ist zu vermiethen «üd sofort oder später zu beziehen. Hü etfrägen in der Exp. d. Bl.
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