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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.01.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990125013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899012501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899012501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-01
- Tag1899-01-25
- Monat1899-01
- Jahr1899
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640 vermißt. Ehe wir au« der „Sächsischen Arbeiterztz." über die Berufsstellung Schmidt'« unterrichtet wurden, waren wir wohl mit der gesammteu bürgerliche» Presse der Ansicht, welche die „Boss. Ztg." in die Worte kleidete: „Bisher glaubte man, daß Schmidt rin Mitarbeiter der „Volks stimme" sei, der da« Recht beanspruchen dürfe, von der Redaction geschützt zu werden." — Die bürgerliche Presse ist eben noch so rückständig, die LebcnSgeschichte socialdemokratischer Redacteure, selbst wenn sic den auffälligen Namen Schmidt tragen, nicht mit Heistern Be mühen zu studiren. Nach der iu solchen Fälle» üblichen Versicherung, der zu vier Zähren Gefänguist verurtheilte „Genosse" Müller sei kein „Sitzredacleur", stellt der „Vor wärts" schließlich folgende Fragen: „Wo ist der bürgerliche Chefredakteur, der sich selbst dem Gerichte nbergiebt, wenn der verantwortliche Redacteur angeklagt wird? Man nenne un« nur ein einziges Beispiel! WaS sollte eö denn auch sonst für einen Sinn haben, daß neben dem Cbefredaclenr ein verantwortlicher Redakteur zur Erfüllung der preßgesetzlichen Vorschriften eingesetzt zu werden pflegt?" — Hieraus ist zu entgegnen, daß eö säst ausschließlich socialdemokratische Gepflogenheit ist, neben dem Chefredacteur einen „verant wortlichen" Redacteur „zur Erfüllung der preßgesetzlichen Vorschriften" (!) einzusetzen. Zn der bürgerlichen Presse ist, verschwindende Ausnahmen abgerechnet, der thatsächlich leitende Redacteur auch der preßgesetzlich verantwortliche. Und gerade führende bürgerliche Parteiorgane aller politischen Richtungen werden von den Chefredacteuren verantwortlich gezeichnet. DaS lehrt ein Blick in die Zeitungen. * Berlin, 24. Januar. (Ein ultra montaner Rein fall.) Wohin die .Hetzereien unserer unversöhnlichen Ultramontanen führen, dafür liegt wiederum ein Beispiel vor, das auch unseren ultramontanen Kreisen zum ernsten Nachdenken Anlaß geben sollte. In Nr. 3 des 48. Jahrganges des katho lischen M i s s i o n s b l a t t e s vom 15. Januar 1899 findet sich auf Seite 45 unter „Kirchlichen Nachrichten" wörtlich folgende Mittheilung: , ' „Münster. Fast tonnte man glauben, wir stänven wieder am Anfänge eines neuen st u l t u r k a m p s e s, wenn man ver nimmt, vast nnserm hochvervienten Bischöfe am Abende vor Neujahr!! von selten der Regierung die Mittheilung geworden, datz der „Zuschuß, der bisher dem Priesterseminar von ihr zusloß, fortan nicht mehr werde geleistet werden!" Warum nicht! Wir wissen es nicht. Leim hochwurdigen Bischof von Paderborn hat eine Pfändung stattgefnnoen, da er sich weigerte, gewisse Strafgelder zu bezahlen." Von dem gleichzeitigen bekannten Glückwunschschreiben des Bischofs von Münster an den Kaiser enthält diese Nummer des „katholischen Missionsblattes" kein Wort. Angesichts der Un geheuerlichkeit der Meldung und des eigenartigen Leserkreises des Blattes, das sich vorwiegend an kleine und wenig urtheils- fähige Leute in Westfalen wendet, mußte erwartet werden, daß das Blatt schon am nächsten Tage in einer Sonder-Ausgabe oder mindestens in der acht Tage später erscheinenden nächsten Nummer seine Nachricht widerrufen würde. Das ist nicht ge schehen. Die Nummer 4 des „katholischen Missionsblattes" vom 22. Januar enthält nicht die geringste Berichtigung oder über haupt irgend eine Nachricht über den Bischof von Münster. Der ganze Vorgang ist um so eigenthümlicher, als dieses in Dülmen erscheinende Missionsblatt enge Beziehungen mit dem bischöflichen Stuhle, vor Allem mit dem Weihbischof, zu unterhalten pflegt. Durch einen Zufall glaubt jetzt die „Köln. Ztg." ermittelt zu haben, wie die Nachricht in das Missionsblatt hineingekommen ist. Der „Westfälische Merkur" hatte vor Kurzem den geistreichen Einfall, eine eigene Rubrik „V or 25 I a hr e n" einzuführen und darin diejenigen Nachrichten, die er vor 25 Jahren im Cultur- tampfe in seinen Spalten veröffentlicht hatte, abzudrucken, was doch nur den Zweck einer neuen Verhetzung haben kann. Auf diese Nachrichten ist allem Anscheine nach der verantwortliche Redacteur des „katholischen Missionsblattes" hineingefallen, in dem er dabei die Ueberschrift „Vor 25 Jahren" einfach übersehen hat. Der ganze Hergang ist recht bezeichnend, einerseits für das geistige Niveau, auf dem die Redaction dieses für einen nahezu politisch ungebildeten Leserkreis berechneten Missionsblattes ge halten wird, andererseits für den „Westfälischen Merkur" selbst, von dem bekannt ist, daß er nahe Beziehungen mit der westfälischen Geistlichkeit unterhält, die zusammen mit dem westfälischen Adel über die Mehrheit des Actiencapitals verfügt. Als treibende Kraft in dem Blatte gilt allgemein der bekannte Di. Hüls- kamp, der Secretair des westfälischen Provinzial-Wahlcomites wer Centrumspartei. Es muß für den Bischof in Münster und für die Centrumspartee selbst ein eigenartiges Gefühl sein, wenn sie einmal an diesem trotz de» unfreiwilligen Humors schlimmen Beispiele sich einen Maßstab nehmen, was auf literarischem Ge biet« in ihren Kreisen gesündigt wird. D Berlin, 24. Januar. (Telegramm.) Der „ReiLSanz." meldet: Die Professoren Schmoller und Joseph Joachim in Berlin sind zu stimmberechtigten Rittern deS Ordens ,,«our le msrlte für Wissenschaften und Künste" ernannt worden. ö. Berlin, 24. Januar. (Privattelegramm.) Zu der in der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses vom Minister de» Inneren v. Recke aufgestellten Behauptung, das HauS habe an der Bestätigung oder Nicht bestätigung eines Oberbürgermeisters keine Kritik zu üben, bemerkt die „National-Zta^": „Sollte Herr v. d. Recke noch niemals eine derartige Entscheidung, welche der König zu vollziehen hatte, gegengezeichnet haben? Und wenn doch, wie wir vermuthen — welche Bedeutung legt der Herr Minister dieser seiner Gegenzeichnung bei? Die preußische Verfassung verbindet damit die Uebernahme der Verantwortlichkeit, und auf Grund dieser ist Jedermann, nicht nur daS Abgeordnetenhaus, ist auch die Presse, ist jeder einzelne Preuße befugt, die ReHierungShandlung des Königs zu kritisieren. Wir bitten die mit der preußischen Verfassung bekannten Leser um Entschuldigung, daß wir derartige Dinge wiederholen. Aber eS scheint heutzutage nothwendig zu sein. Im Etat für 16SS wird die Errichtung von Unterricht»- cursen für Landgendarmen vorgeschlagen, damit diese sich die erforderliche Kenntniß deS öffentlichen Rechts anzueigncn ver mögen. Der Abg. Rickert meinte gestern, die Begründung ähnlicher Schulen für Laudräthe würde ebenfalls nützlich sein. Er hätte auch für noch höher stehende Würdenträger solche UnterrichtScurse empfehlen können." — Der Ober-Ceremonicnmeister Graf Eulenburg erläßt die übliche Hos-Ausage für die Feier von Kaisers Geburtstag am 27. Januar. — Im October habe» bekanntlich im Cultusministerium Conferenzen ter sämmtlichen Rectoren der preußischen Universitäten stattgefundeu. Der „Köln. Volköztg." wird mit Bezug daraus geschrieben: Dort wurde auch über den Unfleis; der Studenten, namentlich der Juristen gesprochen. Dabei sagte Professor Schmoller: Der Unfleiß wird nicht ausbören, so lange eS preußische Minister giebt, deren erste Frage bei der Vorstellung jüngerer Beamten rst: „Zn welchem Corps sind Sie gewesen?" — Entsprechend den neuen Anordnungen des Kriegs ministers gestaltet sich der Tran Sport durch milita irische Posten und Patrouillen verhafteter Personen von jetzt ab folgendermaßen: Hat ein Posten eine Verhaftung vorgenommen, so reguirirt die von der Wache gesandte Ab holungspatrouille eine Droschke zweiter Classe und fährt mit dem Arrestanten zur Wache. Civilpersonen werden dann mittels Droschke dem nächsten Polizeirevier zugesührt. Militair- pcrsonen ebenfalls mittels Droschke inMilitairarrest transportirt. Patrouillen haben ebenso zu verfahren. Trifft es sich, daß eine Postenablösung bei einem Posten einen Festgenommenen vorfindet, so wird das „Ablösen" sofort unterbrochen, d. h. der aufsührende Gefreite handelt im oben angeführten Sinne. Besteht die Ablösung indessen ;. B. aus fünf Mann, so bestimmt der aufführende Gefreite zwei Leute zum Transport deS Verhafteten mittels Droschke zur Wache. Durch diese neue Vorschrift werden die durch das Aufpflanzcn der Seiten gewehre hervorzerufenen oft unliebsamen Ausläufe beim Transport der Verhafteten in Fortfall kommen. Zum Be streiten der Droschkenfahrgelder erhält jeder Wachhabende vor dem Ausziehen der Wache von seinem Compagniefeldwebel 4 .^l, die im Nichtverwendungsfalle nach der Wache zurück- zuzablen sind. * Aus Schleswig, 23. Januar. Die „Lib. Corr." schrieb dieser Tage: „Die „Schlesw. Nachr." haben einen gegen die Haltung der „Kiel. Ztg." in der Ausweisungs frage gerichieten „Offenen Brief" veröffentlicht, der von einer Anzahl Herren „Namens der freisinnigen Vereinigung" und „Namens der freisinnigen Volkspartei" unterzeichnet ist. Wir werden darauf aufmerksam gemacht, daß in Schleswig eine Organisation der freisinnigen Vereinigung nichl cxistirt und daß die Herren, die im Namen derselben das Wort ergriffen haben, hier nicht bekannt sind." Dazu wird den „Scblew. Nachr." geschrieben: „Daß in Berlin die Herren Nasch, Prien, Rösckmann den Leitern der freisinnigen Vereinigung nicht bekannt sind, glauben wir wohl. Bekanntlich ist in Schleswig-Holstein die frei sinnige Bereinigung organisirt unter Kieler Leitung und dem Titel der deulschfreisimügcn Partei. Daß man in Kiel die Herren Rasch und Prien kennt, ja daß man sie noch bis vor Kurzem als Vertreter der Partei für Schleswig anerkannt hat, daS dürfte von der dortigen Parteileitung gewiß nicht geleugnet werden. Für die Ver suche, bei der jüngsten ReichötagSwahl hier einen Candidaten der freisinnigen Vereinigung aufzustellen, hat man von der Kieler Parteileitung aus seiner Zeit gerade die Vermittelung dieser Herren benutzen wollen — also wozu nun plötzlich die Verleugnung? Wenn die „Kieler Ztg." obige Notiz der „Lib. Corr." gesperrt abdruckt, so begeht sie eine große Leicht fertigkeit, die ihr durch Veröffentlichung gewisser damals an obige Herren gerichteter Briese böse eingetränkl werden könnte." * Osnabrück, 23. Januar. Die „Osnabrücker Ztg." dementirt die Meldung, daß das hier und in Aurich garnisonirende 78. Infanterie-Regiment nach einer Garnison der Reichslande verlegt werden soll. In hiesigen militairischen Kreisen wisse man absolut nichts davon; auch seien Anfragen beim Generalcommando in Hannover dahin beantwortet worden, daß man dort ebenfalls nichts davon wisse. * Hannover, 23. Januar. Die Gerüchte über eine bevor stehende Aussöhnung zwischen den hannoverschen und braunschweigischen Prätendenten und dem Deutschen Reiche wollen nicht verstummen — da Helsen nun einmal alle die halb - oder Viertels-osficiösen Dementi'S nicht. Heute bringt die „Franks. Ztg." folgende Correspondenz von hier: Ueber den Zweck deS morgigen Kaiserbesuchs werden jetzt Thal fachen bekannt, die die Vermuthung, der Kaiser beabsichtige bei Gelegenheit der Parade eine die Familie des Herzogs von Cumberland be treffende Kundgebung (?) zu machen, nahelegt. Dahin gehört neben der Einladung verschiedener ehe mals hannoverscher Officiere zum Paradefrühstück der Umstand, daß der Kaiser während der Parade auf dem Waterlooplatze eine Ansprache an die Truppen halten und einen Erlaß zur Verlesung bringen wird. Bei dem Frühstücke im Casino deS Füsilier-RegimentS Prinz Albrecht werden die Capellen dieses Regiments und der KönigSulanen auch den hannoverschen Doublirmarsch und den Parademarsch deS hannoverschen Garde du CorpS zum Vortrag bringen. * Hildesheim, 23. Zanuar. Die Regierung in Hildesheim hat dem Formstecher Zeitz in dem Orte Moritzberg folgendes Schreiben zuzehen lassen: „Hildesheim, den 4. Januar 1899. Nach den diesseitigen Er« Mittelungen ist sestgestellt worden, daß Sie zur socialdemokra» tischen Partei gehören, und haben Sie auf amtliches Befragen selbst ringeräumt, Laß Sie privatim für Ihre Partei arbeiten. Wir können die Zugehörigkeit za der bezeichneten Partei, zumal wenn dieselbe in der zugestandenen Weise betätigt wird, nicht für der» ein bar mit der bestimmungsmäßigen Erfüllung der Pflichten der Mitglieder eines evangelischen Schulvorstandes hallen und müssen Sie deshalb auf Grund unserer aufsichtlichen Befugnisse Ihrer Function al» Schulvorsteher entheben." * M. - Gladbach, 23. Zanuar. Die Weber bei Blüchel Söhne arbeiten trotz Ablaufs der Kündigungsfrist weiter. Damit ist die hiesige Weberbewegnng als beendet zn betrachten. — Gera, 24. Zanuar. Der frühere Redacteur der „Sächsischen Arbeiterzeitung" in Dresden, vr. Helphand, Verfasser der oft genannten „ParvuS"-Artikel, der anS Preußen und im September vorigen Zahres auch aus Dresden auS- gcwiesen worden war, batte sich in dem Vororte Unterm haus niedergelassen. Jetzt hat das fürstl. reußische Ministe rium, Abtheilung des Innern, 0r. Helphand ausgegeben, auch das reußische Staatsgebiet innerhalb 24 Stunden zu verlassen. In dem Ausweisungsbefehl heißt eS, daß daS Ministerium erfahren habe, Or. Helphand sei wegen seiner socialrevolutioiiairen Gesinnung aus Preußen und Sachsen ausgewiesen, und daß er nach Erkundigungen über seine hiesige Lebensweise dieselbe Gesinnung weiter bethätige. * Darmstadt, 23. Zanuar. Die Regierung ersucht in einer an die Zweite Kämmer gelangten Vorlage um die Veräußerung eines Theiles des parcellirten Grund besitzes des großherzoglichen Hauses. Es handelt sich um fiscalische Grundstücke von ION Hektaren. * Nürnberg, 23. Januar. Am letzten Freitag istPrinz Max von Sachsen eingetroffen, um hier als Seelsorger, namentlich unter der Arbeiterbevölkerung, thätig zu sein. Der Prinz wurde, der „Allgem. Ztg." zufolge, von der gesammten hiesigen katholischen Geistlichkeit empfangen, worauf ihn ein Ver treter des Magistrats, Rechtsrath. Wagner, Namens der Stadt begrüßte. (-) Stuttgart, 24. Januar. (Telegramm.) Kammer der Abgeordneten. Abg. Payer wurde mit 82 von 84 abgegebenen Stimmen wieder zum Präsidenten und vr. Kiene mit 73 Stimmen zum Vice-Präsidenten gewählt. * Aus Bayern, 23. Zanuar. Ein Congreß der Textil-Arbeiter und -Arbeiterinnen Bayerns soll Ostern dieses JahreS in Augsburg stattfinden. Neben dem Bericht der einzelnen Delegirten soll die Wahl eines AgitationS-Comitös, eventuell seine Trennung in ein süd- und norddeutsches stattfinden. (D.München, 24. Januar. (Telegramm.) Die an gekündigte Versammlung der hier lebenden Ameri kaner ist gestern Abend hier abgehalten worden. In der Versammlung wurde die Absendung eines Protest schreibens an den Präsidenten Mac Kinley, sowie von Abschriften desselben an daS Repräsentantenhaus und an den Senat in Washington beschlossen. Wie die „Münchener Neuesten Nachrichten" berichten, wurde in der Versammlung das Verhalten des Abgeordneten Berry im amerikanischen Repräsentantenhaus« einer scharfen nnd ab fälligen Kritik unterzogen. In dem Briefe an den Prä sidenten wird auch besonders dem Bedauern AuSdruck gegeben, daß die Leichtgläubigkeit deS Publikums in Amerika in fo weitgehender Weise durch die dortige Sensationspresse auS- gebeutct werde. Frankreich. Teleasss's Red«. * Puris, 2k. Zanuar. (Telegramm.) Die Presse hält ihr Urtheil über Delcassö'S Rede noch zurück, da die Debatte noch nicht abgeschlossen ist. Sie erkennt jedoch den würdigen, festen Ton an und lobt die patriotische Haltung der Kammer. Diese Allgemeinheiten entsprechen den All gemeinheiten der Rede, die übrigens, wie der „GauloiS" benierkt, in der Verleugnung deS amtlichen Charakters der Mission Marchand widerspruchsvoll den Standpunkt ver lasse, den Delcasft nach der Besetzung FaschodaS einnabm. Die Betonung, daß Frankreich seine Schutzhoheit über alle orientalischen Katholiken aufrecht halte, scheint nicht den geringsten Eindruck hervorzurufen; kein Blatt würdigt diese Erklärung eines Wortes. Die ganze Aufmerksamkeit richtet sich auf die Beziehungen zu England, von denen Millerand sagt, daß die gestrige Debatte mit einem fatalen Fragezeichen abschlicße. Rochefort entwickelt in einem Leit artikel den Vorschlag, Frankreich möge auf das stammes- deutsche Elsaß verzichten und Lothringen gegen Zndochina nebst Tonkin eintauschen. (Voss. Ztg.) Dänemark. Drohende Arbeitersperr«. * Kopenhagen, 23. Januar. Der Arbeitgeberbund erklärt, falls die Arbeit in der Fabrik Titan vorher nicht wieder begonnen würbe, am Mittwoch die Landessperre für sämmtliche Bau- und Maschinenfächer eintreten zu lassen. 50 000 Arbeiter würden dadurch arbeitslos werden. Rußland. Sprachkurse für Officiere. ^V. Warschau, 22. Januar. Bei dem Stabe deS War schauer MilitairbezirkS sind dieser Tage Curse der französischen und deutschen Sprache für die Offi ciere dcrGarnison eröffnet worden. Zu den deutschen Cursen haben sich über 60, zu den französischen über 120 Officiere gemeldet. Je nach ihren Vorkenntnissen in den betreffenden Sprachen sind die Officiere in Gruppen ein- getheilt. Die Curse finden an bestimmten Tagen von 7 bis 9 Ubr Abends statt. DaS Honorar beträgt 2 Rubel monat lich für jede Sprache. Orient. Aufstand in Nemen. Konstantinopel, 24. Januar. (Triebramm.) Nach einer amtlichen Mittheilung au» Demen berichtet eine Draht meldung Abdullah Paschas, daß oie türkischen Truppen die auf einem Berge gelegene Ortschaft Miftahulyewen(?) genommen haben und daß der berühmte Scheikh Ahmed Mehmed d'Akiba vom Stamme Haifa in Ekberali ge fangen genommen worden ist. Serbische Thronrede. * Belgrad, 24. Januar. (Telegramm.) Die Thron rede, mit der gestern die Tagung der Skupschtina ge schlossen wurde, bezeichnet die Thätigkeit der Skupschtina als patriotisch, reformatorisch und ersprießlich und hebt her vor, daß per Zwist der Parteien im Lande verschwunden sei. Die Regierung und die Volksvertretung hätten Vorsorge für die Ordnung und die Stärkung der Staatsfinanzen ge troffen. Auch bezüglich der Stärkung der VolkSwirth- schaft sei Ersprießliches geleistet worden. Die auf kulturellem Gebiete geschaffenen Reformen und das Eisenbahngesetz würden Serbien in ökonomischer, wie in kultureller Hinsicht mächtig fördern und kräftigen. Durch die Eisenbahnverbindung mit Rumänien werde der Handel Serbiens einen neuen Aufschwung gewinnen. Auch für die Armee sei viel geleistet worden, so daß der König rnhig der Zukunft der Nation entgegensetzen könne. Es werde des Königs Sorge sein, daß die gegenwärtigen Zustände an Stabilität gewönnen. Asien. Aufstände in China. * Loudon, 21. Januar. (Telegramm.) Wie der „Daily Mail" auö Shanghai unter dem gestrigen Tage mitgetheilt wird, haben die Aufständischen am 21. d. M. die Stadt Kue-Jang genommen und dort die Hinrichtung von Civil- und Militairbeamten angeordnet. Am 22. d. M. ist eine andere benachbarte Stadt dadurch in die Hände der Aufständischen gekommen, daß ihre dortigen Anhänger ihnen die Thore öffneten. Gegenwärtig befinden sich die Aufständischen aus dem Marsche, um Tschu- Tschow und Kau-Tschow zu belagern. Philippinen. * London, 24. Januar. (Telegramm.) Die „Morni.ig Post" berichtet aus New Dork: Major Sonnenburg, der aus Manila hier eingetrosfen ist, hat mitgetheilt, daß die Nachrichten über Reibungen und unangenehme Auftritte zwischen dem vmerika« nischen Admiral Dewey und dem deutschen Vice.Admiral v. Diederichs unrichtig seien. Er glaube indessen, daß diese Gerüchte auf dabei interessirte Persönlichkeiten in Hongkong zurückzuführen seien, daß er als ein Lügennest schildert. (End« lich! D. Red.) * Berlin, 24. Zanuar. (Telegramm.) Nach einer vom spanischen Ministerpräsidenten Sagasta abgegebenen Erklärung wird von den Führern derFilipinos die Frei lassung der spanischen Gefangenen, worunter sich auch Frauen und Kinder befinden, an Bedingungen geknüpft, wie sie das Völkerrecht nicht kennt. Falls hier kein Miß- verständniß vorliegt, haben damit die Führer der Tagalen sich selbst ihren Platz außerhalb der Grenzen der Civilisatiou angewiesen. (Nordd. Allg. Ztg.) Südsee. . Sainoa-3wischcnfall. * Washington, 24. Januar. (Telegramm.) In Folge der kritischen Lage auf Samoa wird die Regierung der Vereinigten Staaten bald Schritte thun behufs Abänderung des Berliner Vertrages. Es verlautet, Deutschland würde eine cndgiltige Lösung der Samoafrage durch Theilung der Gruppe gern sehen. Gemäß dem deutschen TheilungSplane würde Upola Deutschland, Tatuila den Ber einigten Staaten, Savaii England zufallen. (Magdb. Ztg.) vermischtes. tb. Weimar, 23. Januar. Im Wiederaufnahme verfahren sprach heute die Strafkammer des hiesigen Land gerichts den Gastwirth und Fleischer Hermann Schlegel- milch aus Obcrfarnstedt bei Allstedt von der Anklage wegen gewerbsmäßiger Hehlerei mangels genügender Schulvbcweise frei. Schlegelmilch war im vorigen Jahre zu 1 Jahr 9 Monaten Zuchthaus verurtheilt worden und hat bereits 9 Monate verbüßt. Er sollte von Wilderern erlegtes Jagdwild zum Verkauf erworben haben. Es erfolgte heute seine sofortige Freilassung. — Nancy, 22. Januar. In dem Städtchen Mirecourt bei Nancy wird gegenwärtig von nichts Anderem, als dem eigenartigen Testamente eines reichen Einwobners, Namens Pierson, gesprochen. Derselbe vermachte lOO OOO Frcö. der ^cLklswio 1rau^a:8s, 80 000 Frcs. den Fischern in der Bretagne, verschiedene kleinere Summen von 10—20 000 FrcS. allen französischen ForschungSreisenben von einigem Rufe und der Stadt Mirecourt 30 000 FrcS. zur Errichtung eines Pasteur-DenkmalS und eines Reiterstandbildes der Jungfrau von Orleans. Den Rest seine« bedeutenden Vermögens legirte Pierson dem Vogesen-Departement. seknellLgut pslentbiicesu. SzcC-Mi'Äs! Gipfeln" u. s. w. vier Jahre brauchte, um das kleine Werk zu der Vollendung zu bringen, in dec es «inen Höhepunct lyrischer Dichtkunst bildet. Alle Kunst ist schwer — das mögen sich alle Die gesagt sein lassen, welche noch immer glauben, weil ihnen gelegentlich ein paar Verse glückten, so sei Dichten keine Kunst, sondern nur ein Talent. Aber sehen wir uns noch einmal, wenn auch nur flüchtig, in der Weltliteratur um — vielleicht erkennen wir dann, daß auch in dieser Kunst die Götter vor Len Ruhm den Schweiß gestellt haben. Ich nenne als Ersten, wie sich's gehört, den „Vater der Dicht kunst", von welchem Horaz einmal sagte: „quaircloczue ckorruitut L-r cki^nus Homerus". Nun hat aber kein Geringerer als Wil helm Jordan, der selbst 20 Jahre zur Vollendung seiner „Ni- belunge" brauchte, uns den alten Meister in seiner Werkstatt ge zeigt: er hat uns bewiesen, daß Homer niemals „schlief", daß er vielmehr mit größter Sorgfalt arbeitete und das Kleinste planvoll überdachte. Horaz verlangte, daß man ein Gedicht tadle, das nicht „Mancher Tag, manch' tilgender Zug ausbesserte, ja und Glättete wohl zehnmal bis zum sanfthingleiienven Nagel." Er selbst war unermüdlich; und viele feiner Oden beschäftigten lhn Monate lang. Sein Zeitgenosse Virgil arbeitete drei Jahre an den zehn Eklogen, die nicht mehr als 829 Verse enlhalten, sieben Jahre an den „Georgika", welche 2182 Verse zählten, und 'wölf Jahre an der „Aeneis"; er pflegte des Morgens einige Verse zu entwerfen, und war den Tag über bemüht, sie künstlerisch ab- zurunden. Dante schrieb fast 20 Jahre an seiner „göttlichen Komödie", mit deren Plan er sich schon in jungen Jahren herumgetragen hatte; und von Tasso heißt es bekanntlich: Er kann nicht enden, kann nicht fertig werden. Er ändert stet», rückt langsam weiter vor." Alfieri gestaltete seine Tragödien im Schweiße seines An gesichts, so. daß Goethe, der von ihm behauptete, daß er merk würdiger als genießbar wäre, an Zelter schreiben durfte: „Er peinigt Leser und Hörer, wie er sich als Autor peinigte." Auch der Satiriker Giuseppe Giusti rang, wie Paul Heyse berichtet, mit unsäglicher Geduld und Feinfühligkeit danach, seinem Ge danken die Form auf den Leib zu schmieden. Don englischen Dichtern sei zunächst Milton erwähnt, der „langwählend und spät beginnend", 10 Jahre der Vollendung seines Hauptwerkes widmete. Pope, der eleganteste der englischen Dichter, ist auch der sorgfältigste; nicht nur, daß er jeden Vers, jedes Wort ängstlich prüfte und unverdrossen änderte, bis er fand, daß an dem Wohllaut der Verse, an der Genauigkeit des Ausdrucks nichts mehr zu verbessern war, auch nach der späten Veröffentlichung seiner Gedichte wurde er nicht müde, die Feile zu gebrauchen. Thomas Gray pflegte an einem kleinen Gevicht mehrere Monate zu arbeiten; und die ganze poetische Ausbeute seines langen Lebens füllt nur wenige ^Bogen. Von Edmund Waller wird erzählt, daß er an einem Gedicht, welches nur 10 Zeilen umfaßte, einen ganzen Sommer arbeitete; und das ehr liche Wort Swift's: „1k von aciwire »».vtsting particularz? strilco out", ist sattsam bekannt. Unter den französischen Dichtern zeichneie sich vor Allen Boi- hau Lurch großen Fleiß aus; er that es Pope fast gleich im Feilen seiner Gedichte, und es ist erwiesen, daß er an einer Epistel von etwa 800 Versen 11 Monate peinlich arbeitete und 3 Jahre ausbesserte. Francois Malherbe, durch dessen Vorgehen der Alexandriner die herrschende Verssorm der französischen Dicht kunst wurde, schuf sehr langsam und nicht selten zu seinem Nach theile. So hatte er von einem Edelmann, dessen Ge mahlin gestorben war, den Auftrag erhalten, «ine Ode zu dichten. Malherbe hatte den Auftrag angenommen und sich so beeilt, daß er das Gedicht schon nach — 3 Jahren abliefern konnte. Leider hatte sich d«r Herr während dessen toieder verheirathet und wollte natürlich von der Ode und einem zu zahlenden Honorar nichts mehr wissen. Wie sorg fältig Flaubert, die Goncourts, Daudet, Maupassant arbeiteten, ist allgemein bekannt, und auch Zola gehört zu Lenen,, für die die Kunst zuerst und zuletzt Arbeit ist. Um zu auterletzt auch von einigen deutschen Autoren zu reden, so habe ich schon erwähnt, wie sorgfältig Goethe meistens zu ar beiten pflegte; und daß Schiller „mühselig sammeln und prüfen mußte, um etwas Leidliches hervorzubringen", sagt er selbst. Klopstock war mit seiner „Mefsiade" Hast ein Bierteljahrhundert beschäftigt; und Lessing wollte „alle 7 Tage 7 Zeilen" an seiner „Emilia Galotti" geschrieben haben. Der Sänger des „Oberon" hatte so wenig Lust, für einen Auserwählten gehalten zu werden, dem die Gedichte „im schönen Wahnsinn" von den Lippen flössen, daß er einmal erklärte: „Sollte das eine oder andere meiner Werke in Absicht der Sprache und des Stils Classicität haben, nun, somag es mir als ein kleines Verdienst angerechnet werden, daß ich nie müde wurde, meine geworfenen Bären zu lecken und sie dem guten Geschmack so annehmlich zu machen, als es nur irgend möglich war"; und Goethe spricht in einem Aufsatz „Literarischer Sansculottismus" mit großer Wärme von den „stufenweisen Correcturen des unermüdlich zum Besseren arbeitenden Schrift stellers." Bürger, der Dichter der „Leonore", machte kein Ge- heimniß daraus, daß er seinen Dichterruhm nicht sowohl un gemeinen Talenten, als vielmehr der großen Mühe und der un verdrossenen Feile zu verdanken hätte, und daß seine besten Ge dichte auch unter den größten Mühen entstanden wären. Aber es sei genug der Namen — wenn wir alle wahr haftiger Dichter der Welt fragten, so würden uns alle mit dem liederrrichen Mirza-Schaffy antworten: „Gute Verse wollen gemacht sein". Ich glaube, es ist noch immer zeitgemäß, dergleichen laut auszusprechen. Die Menschen sind auch heule noch ungern ge willt, den künstlerischen Beruf des Dichters (wenn er dem Dichter nicht gerade Hunderttausend« einbringt) für eine Thätigkeit an zusehen, welche den Menschen so sehr in Anspruch nimmt, daß er auf jeden anderen Beruf verzichten muß. Das Publicum bis hinauf zu recht hohen Regionen ist noch immer des Glaubens, man könne Dichter fein, wie man etwa Mitglied eines Lesezirkels ist; und diese Eigenschaft reicht allerdings zur Ausfüllung eines Menschenlebens nicht recht aus. Zugegeben muß nun freilich werden, daß die Herren Dichter zum großen Theil an dieser Unterwerthung ihres Berufes selbst schuld sind. Wenn ein Heine eö für angezeigt hielt, mit großem Fleiß hinter verschlossenen Thüren ein Gevicht ciuszuarbeiten, um es bei passender Gelegen heit einer Dame als Improvisation ins Album zu schreiben und sein „Genie" bewundern zu lassen, lo darf man es der Welt kaum verargen, wenn sie das Verlangen des Dichters, sie solle das Ausniesen von Gedichten für einen Lebensberuf halten, belächelt. Schon um dieser falschen Ansicht zu begegnen, scheint es mir von Werth zu sein, darauf hinzuweisen, wie sehr Kunst, und zumal die Kunst des Dichters im Grunde mühevolle Arbeit ist. Aber auch den jungen Talenten, namentlich unserer dem Schnellen und Unfertigen allzusehr ergebenen Zeit, kann es nicht anders als zum Vortheil gereichen, wenn sie darüber zur Klarheit kommen, daß Kunstwerke nicht aus der Pistole geschossen werden. Unsere jungen Talente, die fast immer „jede That so groß gleicü thun möchten, als wie sie wird und wächst", sollten sich das fest einprägen, sie würden durch ausreichende Erkenntniß von der Schwierigkeit der Dichtkunst sowohl vor einer Ueberschätzung deS mühelos von ihnen Hervorgebrachten bewahrt bleiben, als auch vor lähmender Verzweiflung und vorzeitiger Ermüdung, wenn ihnen die Früchte nicht sofort in den Schooß fallen. Boi Migr ichinerzen jed sonn in den Diese Ta marke,.Löwe Täuschung. , ausdrücklich Unter die nur das voi versehene Or Alken gelegt werden marin eiiipfok werden Vcw unsfallcnd 'Neue (?rome- Ncu« Dreine Neue Creme lange jedoch Neu« Iri-I'i isnchcr Gieße «lseubcin-- marke „Clci L-vi^l nnx> Vertrei LM" Dc Wer n Unnb« A Zu bezi unter (Vio I. Ikaeb kl. «ob. !le Xocturne op «aLanini-ütii Uarkeu ües Lonservo 01 «arten Ms li 1) «rsto n. ,4rie a. v. Lemberg v. Sebuman >. IVenn leb 8ar»8»1e. t «osslni. c. W 8Mt Linrte («an 8—LS Die Ja« logdbare Flch I. 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