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Elbeblatt und Anzeiger : 01.10.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-10-01
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666406244-188110011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666406244-18811001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666406244-18811001
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungElbeblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-10
- Tag1881-10-01
- Monat1881-10
- Jahr1881
- Titel
- Elbeblatt und Anzeiger : 01.10.1881
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— 174 em streng Gericht mit Luch halten, dem er sein volles Bertraueu geschenkt und den er allen Andern vorzog/' „Wir find nicht willens, uns zu ergeben," er widerte Franzesco. „Wenigstens lebend soll man uns nicht fangen. Zurück, oder dies Schwert wird mir Bahn brechen!" Der Diener, welcher so lange zurückgeblieben, trat bei deu letzten Worten an des Cyprirrs Seite, gleich wie auch Editha, welche in der Stunde der Gefahr den Character des Weibes verleugnete. Die sechs Türken umringten nun die Flüchtigen und versuchten zunächst Editha von ihnen zu trennen, um fie, die Lieblingssclavin Hassans, lebend demselben zurückzuführen. Aber Franzesco umfaßte sie mit dem linken Arm, während er mit dem Schwerte um sich herummähete. Luch der Diener zeigte wahrhaften Heldenmuth. Schoa waren zwei der Gegner zu Boden gestreckt, ein dritter kampfunfähig gemacht, da sank Jener tödtlich getroffen zu Boden und mit dem Rufe „Editha" hauchte der Tapfere seine Seele aus. Die augenblickliche Lage der Sache brachte das Mit gefühl zum Schweigen. Noch standen drei Gegner auf dem Platze, welche jetzt mit größter Erbitterung auf Cefari eindranzen. Eben wollte einer von ihnen Jenem den Todesstreich versetzen, da fiel Eoitha demselben in den Arm und stieß ihm deu Dolch in die Brust. Fran- zeseo's Schwert hatte inzwischen auch dem zweiten der Drei eine so bedeutende Wunde beigebracht, daß er be wußtlos niedersank. Der Letzte zog die feige Flucht dem Tode im ehrlichen Kampfe vor. Jetzt warf sich Editha über die Leiche des Dieners, der seine Treue mit dem Leben bezahlt hatte. „Ach," rief sie aus, „er ist dahin, der Edle, er ist für mich gestorben!" „Er ist in einer besseren Welt," tröstete Franzesco die Jammernde; „er hört keine Sclävenketten mehr rasseln, seine Seele athmet ewig die Luft der wahren Freiheit. Uns aber sind die Häscher noch auf den Fer sen; darum laß uns eilen; nicht mit Worten, mit meinem Leben will ich Dir, Du heldenmüthiges Mäd chen, danken, daß Du den tödtlichen Streich von mei nem Haupte gewandt." Beide eilten nun rastlos vorwärts; die Mauer bot ihnen, nachdem sie so viel schwere Steine aus dem Wege geräumt, kein unübersteigbares Hinderniß. Bald batten sie das Schiff erreicht, welches sogleich die Anker lichtete. Ats sie sich schon auf dem Meere befanden, hörten sie die wirren Rufe: „Jagd ihnen nach! schnell Boote ausgerüstet!" Doch der Wind war den Fliehenden günstig und glücklich erreichten sie die Küste Siciliens. Welch' Wonnegefühl durchströmte Beide, als sie sich im freiem Lande befanden! Wie von einem Strahle durchzuckt, sanken Beide am Ufer auf die Kniee und dankten dem gütigen Vater für ihre Erlösung. Hier forschte Cesari sogleich nach dem Schicksal Cate- riaa's und seines Vaterlandes, wie nach dem, was man über die Königin Charlotte wußte. Er vernahm, daS Caterina noch herrsche, die Vene- tiaaer aber immer noch auf der Insel wären, daß Charlotte uoch in Egypten sei, aber wegen der ausge- 1 Lrocheneu Feindseligkeiten zwischen Türken und Egyp- k lern, die den Sultan der Letzteren ganz in Anspruch nähmen, bisher keine Erfolge gehabt habe. Da war sein Entschluß gefaßt. Ein venetianisches Schiff war im Begriff, nach Egypten abzugehen. Fran zesco und Editha fuhren mit demselben und gelangten diesmal ohne jeden Unfall nach dem Lande, welches Jener vor nun fast zehn Monate» nicht erreichen sollte. Das Schiff fuhr den einen der drei Arme, mit denen der Nil ins mittelländische Meer mündet, hinauf und landete vor der Hauptstadt des Landes, Cairo. Hier befand sich Alles in der größten Aufregung; Mannschaften wurden eingeübt, Schiffe ausgerüstet und die Bevölkerung verrieth in ihren angsterfüllten Gesich tern die Mutlosigkeit, welche die zu jener Zeit gefürch tete Macht der Türken den Feinden einflößte. Nachdem Franzesco nach langem Suchen ein pas sendes Unterkommen für sich und Editha gefunden, suchte er die höchsten Diener des Landes auf, um ihnen den Zweck der Reise zu entdecken und sie um eine Audienz bei dem Sultan zu bitten. Für heute jedoch fand er Jene so von Geschäften überhäuft, daß er seine und seines Vaterlandes Sache Niemandem vertragen konnte. Fast zum Tode erschöpft, warf er sich aufs Lager, wo ihn trotz seiner gewaltigen Aufregung der Schlaf überwältigte. Editha indeß konnte sich nicht sobald entschließen, sich dem Schlummer in die Arme zu werfen; sie fühlte heute zum ersten Male ihr Gemüth von einer ihr un erklärlichen Bangigkeit um den Geliebten, der ihre Seele war, erfüllt. Die Bangigkeit raubte ihr die Ruhe; nachdem sie sich nur zum Scheine niedergelegt und Franzesco vom Schlafe übermannt wußte, schlich sie sich leise an dessen Lager, um hier bis zum hereinbrechen den Morgen zu wachen und jeder Gefahr, die des Ge liebten Haupt bedrohen könnte, zuvorzukommen. Mitternacht war bereits vorüber, tiefe Finsterniß herrschte im Zimmer; da schien es Editha, als nahe eine Gestalt dem Lager des Geliebten, ja sie sah durch das Dunkel einen Dolch blitzen. „Franzesco!" rief sie in Todesangst, „Franzesco! — Mörder! — Erwache!" Da zückte die Gestalt den Dolch nach dem Schlum mernden; aber iin Nu warf sich das Türkenmädchen auf denselben und fing den Stoß mit ihrer Brust auf. Franzesco sprang hastig empor. „Was giebl's?" rief er aus. „Franzesco," svrach Editha mit erlöschender Stimme, „ich sterbe! — Verrath — der Dolch — traf mein ! Herz — statt des Deinen. — Gott sei Dank! — der ! Tod für Dich — den ich über Alles geliebt — ist süß." „O mein Gott!" rief Cesari mit dem Schrei der Verzweiflung aus, „sie stirbt, sie fing mit ihrer treuen Brust den Todesstoß auf, der mir galt. Zu Hilfe, zu Hilfe!" Er nahm Editha in seine Arme, es. quoll ihm ein Blutstrahl aus ihrem Busen entgegen; er ergriff ihre Hand, sie wurde immer kälter. Da raunte er wie ein Rasender umher, um Hülfe zu holen. Aber erst nach langem Lärmen gelang es ihm, Leute zu wecken. Er beschwor diese, sofort einen Arzt zu holen, ergriff dann eine Leuchte und trat dann an die Sterbende heran. „Editha!" rief er, „o lebe, Du Engel; — Ach, sie stirbt, und ich, ich bin die Ursache des Todes! — Fluch 175 der verruchten Mörderhand! tausendfacher Fluch dein, der sie gedungen!" Der Arzt erschien. „Hier ist eine grausige Thal geschehen," redete ihn Franzesco mit schinerzentstelltem Antlitz an. „Wendet, ich beschwöre Euch, alle Eure Kunst an, diesem Engel das Leben zu erhalten." „Hier ist keine Rettung mehr möglich!" erwiderte mit ruhigem Ernst der Jünger Aesculaps, „der Stoß ist ins Herz tief eingedrungen." Jetzt warf sich Franzesco in stummem Schmerz auf die Leiche und lauschte an den bleichen Lippen auf jeden Athemzug. „Editha," rief er, „blicke mich noch einmal an, Du treues Herz. Wie glücklich konnte der sein, der es be sessen?" Noch einmal schaute die Sterbende Franzesco mit einem Blicke voll innigster Zärtlichkeit an, um dann ihr Auge für immer zu schließen. Franzesco verrichtete ein stummes Gebet, dann er hob er fick und sagte zu dem Arzte: „Ich ersuche Euch, die Leiche einbalsamiren zu lassen, denn sie soll mich begleiten und in meiner Heimath Erde ruhen. Jetzt aber sei Alles aufgeboten, um den verruchten Mörder zu entdecken, dessen Motiv ich noch nicht durchschaue und der noch in diesen Mauern weilen muß." Es wurde das Zimmer, das ganze Haus durchsucht, aber der Verbrecher mußte wohl die allgemeine Ver wirrung benutzt haben, um zu entkommen, denn man fand keine Spur mehr von ihm. So blieb den» Fran zesco außer dem Schmerze um das Mädchen, daß ihn so treu geliebt und ihn zwei Mal vom Tode gerettet, noch das bittere Gefühl unbefriedigter Rache. Der Mord war und blieb ihm ein Räthsel, aber schon am andern Tage sollte ihm dasselbe gelöst werden. Nach einer schlaflos verbrachten Nacht trieb der an brechende Morgen Franzesco zu erneuter Thätigkeit an. Er wollte Cairo, die Stadt des Grausens, so bald als möglich verlassen und darum seine Geschäfte noch gern an diesem Tage beim Sultan abwickeln. Endlich fand er Zutritt bei dessen ersten Minister, doch mußte er über eine Stunde im Vorzimmer warten. Als er bereits eine geraume Zeit dort stand, trat eine Person aus dem Zimmer des Ministers, deren An wesenheit ihn mit nicht geringem Erstaunen erfüllte, nämlich der venetianische Gesandte, welcher ihn vor etwa zehn Monaten zur Reise nach Egypten bewogen hatte. Jener schien einen Augenblick durch Cesaü's An wesenheit bestürzt und wollte sich eiligst entfernen. Aber Franzesco trat ihin in den Weg. „Euer Gedächtniß scheint etwas schwach geworden zu sein," sagte er, „daß Ihr Euch meiner nicht mehr erinnert! Wie geht's auf Cypern? Ist Caterina noch auf dem Thron?" Der Gesandte, welcher während dieser Worte seine Fassung wieder gewonnen, versetzte: „Wohl erkannte ich Euch, Signor Cesari, aber ich glaubte, meine Sinne täuschten mich, denn man zählt Euch in Cypern allgemein zu den Abgeschiedenen." „Auch Caterina glaubte dies?" fragte Franzesco hastig. „Man berichtete", entgegnete Jener, „Ihr wäret an der Küste Afrika's von Seeräubern überfallen und ge- tödtet worden. Caterina wollte es zuerst nicht glauben, doch Eure lange Abwesenheit, der Mangel an Nach richten über und von Erch machten auch ihr das, waS sie fürchtete, zur Gewißheit. Doch wir werden uns beute noch länger sprechen. Entschuldigt, daß ich Euch verlasse." Franzesco ahnte Schlimmes aus dem sonderbar kühlen und zurückhaltenden Wesen, das der Gesandte, im Gegensatz zu ehemals, angenommen; er wollte ihn näher ausforschen, da aber wurde sein Name aufge rufen, der Minister wollte ihm die erbetene Audienz ertheilen. Höflich entfernte sich der Venetianer. Franzesco trug sein Gesuch zum Schutze Caterina's mit Begeisterung und glänzender Beredtsamkeit vor. Ruhig hörte ihn der Egypter an. „Ihr habt Euch mit Eurem Gesuche sehr verspätet," bemerkte ec am Schluffe, „denn die Lage der Dinge hat sich seit Eurer Entfernung von der Jusel dort sehr verändert. Caterina Cornaro hat die Krone freiwillig niedergelegt, da sie ihre Macht ihren Feinden gegen über nicht mehr behaupten konnte. Die Beuetianer find Herren der Insel und von dem Sultan bereits darin bestätigt." Diese Nachricht traf Franzesco wie ein Donner schlag. So waren denn alle ertragenen Mühen und Beschwerden, alle Opfer unnütz gewesen und mußten vielmehr der eroberungssüchtigen Politik Venedigs die nen. Jetzt durchschaute er den Plan. Mau hatte ihn nur aus Caterina's Nähe für lange Zeit, vielleicht für immer entfernen wollen, nm das schwache, hilflose Weib zur Nachgiebigkeit in den Willen der Republik zu be wegen und um auch den Zeugen des frevelen Bubenstücks unschädlich zu machen, hatte man endlich in Cairo eine« Mörder gedungen, der seinen Mund für immer zum Schweigen bringen sollte. Wuthentbrannt eilte Franzesco in die Wohnung des elenden Helfershelfers dieser schändlichen Politik, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen; aber derselbe war bereits nach Venedig abgereist, um dein hohen Rath den glücklichen Erfolg seiner Gesandtschaft beim Sultan von Egypten mitzutheilen. Franzesco, in seine Wohnung zurückgekehrt, fand ein kurzes Schreiben des venctiaoischcn Gesandten vor, worin dieser sich ihin vor seiner Abreise empfahl und ihin mittheilte, daß Caterina sich gegenwärtig in Venedig aufhalte. Cesari war schnell entschlossen; in sein unglückliches Vaterland, wo der Anblick der fremden Machthaber seinen Schinerz aufs Neue wecken mußte, mochte er nicht zurückkehren. Die Pflicht und der innere Drang, das vom Schicksal so oft heimgesuchte und niedergebeugte Herz Caterina's wieder aufzurichten, bewogen ihn, schon am andern Tage nach Venedig abzureisen. Editha's theure Leiche begleitete ihn. * Nach einer glücklichen Fahrt kam er wohlbehalten dort an. Gefühle der widersprechendsten Natur bemäch tigten sich seines Herzens, als er den Boden betrat, wo ihm seine reinsten Freuden entsprossen, wo er die glück lichsten Tage verlebt und wo andererseits der dunkele Verrath gesponnen wurde, der ihm alle Freuden raubte und sein theurcs Vaterland in das Unglück stürzte. Bor Allem drängte es ihn, an heiliger Stätte Ruhe
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