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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189302259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-02
- Tag1893-02-25
- Monat1893-02
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.02.1893
- Autor
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WWMW ff'MMW«! WM» Uresaer G Tageblatt und Anzeiger (Llleblslk and Aa;eign). Lelegramm-Adreffe «H M » Femlprechstell« .Tageblatt", Riesa. »HF H, N V H' H- Nr. 20. der König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Mesa. 47. Sonnabend, ZS. Februar 1893, Abends. 4«. Jahr,. Bas Messer Tageblatt erscheint jede» La, Abend« mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, den Ausgabrstele», sawle am Schalter der katserl. Postanstalten 1 Mark 28 Ps., durch die Tröger srei ins Haus I Mart 50 Ps., durch den Briefträger frei ins Haus 1 Mark 65 Ps. Auzeigeu-Annahme für die Nummer des Ausgabetages bis Vomlittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Rieta. — ««-ichätttzlielle: Kastanlenstrahe 59. - jZÜr die Redaktion verantwortlich: Hrrm. Schmidt in Riesa. Bekanntmachung, Kohlenlieferuns betreffend. Für die alte Casernc, die Schulen, das Rathhaus, das Armenhaus und das Wasscrivert Hierselbst werden in diesem Jahre ca. 16000 Centtier böhmische Riittelkohlen Nr. 1 gebraucht. Bedingungen giebt der Unterzeichnete auf Anfrage bekannt. Offerten sind versiegelt mit der Aufschrift „Kohlenliefcrung" bis zum 1. März 1893 Mittags bei Unterzeichnetem abzugedeu. Riesa, am 18. Februar 1893. Der Stadtrath. I. A.: Af. A Ätrundmann, Stadtrath. Gr. Tagesgeschichte. Die Antwort des Kaisers an die Abordnung der land- wirthschaftlichen Lenrralvereine der östlichen Provinzen wird in de» landwirtschaftliche» Kreisen des ganzen Reiches Ge- nugthuung erwecken. Wenn hrer und da durch eine allzu lebhaft betriebene Agitation die Befürchtung enstanden sein sollte, daß die Landwirthschaft unter deut „neuen Kurse' in eine Aschenbrödel-Stellung gedrängt würde, so werden die kaiserlichen Worte die Grundlosigkeit dieser Meinung darge- tha» haben. Wärmer, herzlicher, rückhaltloser konnte der Monarch gar nicht für die Interessen der ackerbautreibenden Bevölkerung eintreten, als er es gethan hat. Freilich hat sich die Abordnung mit dem allgemeinen Ausdrucke der kaiserlichen Sympathie für die Landwirthschaft begnügen müssen. Aber wenn sie mehr, wenn sie ein bestimmtes Versprechen oder gar «in Machtwort zu ihren Gunsten er wartet haben sollte, hätte sie sich selbst die Enttäuschung, die sie alsdann erfahren hat, zuschreiben müssen. Der Kaiser konnte als verfassungsmäßtger Herrscher nur die Prüfung der vorgetragenen Wünsche und Beschwerden durch seine Regierung versprechen. Die letztere ihrerseits hat bei etwaigen gesetzgeberischen Vorschlägen wiederum darauf Rücksicht zu nehmen, inwieweit dafür voraussichtlich in den zuständigen Volksvertretungen eme Mehrheit zu erlangen sein würde. Nicht für jede Maßregel, die von dieser Seite gewünscht wird, wäre im Reichstage oder selbst im preußischen Abgeordnetenhause eine Mehrheit vorhanden. Höchst zweifelhaft wäre es z. B., ob sich für die neuerdings von den ostdeutschen Landwirthen geforderte Aufhebung des Identitätsnachweises eine Mehrheit fände. Ja vielleicht im Lundesrathe würden deshalb schon unüberwindliche Schmierigkeiten entstehen. Daß im Uevrig n das große Wohlwollen des Kaiser für die Landwirthschaft und deren berechtigte Interessen von allen Regierungskreisen und von weiten Bevölkerungsschichten gecheckt wird, ist eine Lhatsache, die kaum in Abrede gestellt werden kann. Grundsätzlichem Uebelwollen und gehässigen Vorurtheilen be gegnet das landwirthschaftliche Gewerbe nur in gewissen radikalen Kreisen, die zwar durch ihre Presse eiu großes Geschrei vollführen können, aber tatsächlich doch nur von geringem Einflüsse auf den Gang unserer inneren Politik sind. Nur soweit unsere Landwirlhe unberechtigte Ansprüche auf Kosten der Gesam >theit und im Gegensätze zu anderen, ebenso nützlichen und nothwendigen Gewerben geltend zu machen suchen, stoße i sie auf den entschiedenen Widerstand weitester Kreise und werden dafür auch auf die wohlwollende Förderung des Kaisers und der Regierung desselben nicht zu rechnen haben. Ueber das Verhältniß der sächsische» Landwirthe zu der gegenwärtigen landwirthschafklichen Bewegung wird der „Kreuz- Zcckung" geschrieben: Daß ein großer, wenn nicht der größte Lheil unserer heimischen ländlichen Grundbesitzer, Pächter und Administratoren mit dieser Bewegung shmpathisirt, hat der starke Zuzug der Sachsen nach Berlin sattsam bewiesen, ist auch zuvor in landwirthschaftlichen Versammlungen ausdrück lich und kräftig bezeugt worden. Allein man wird weiter gehen und sagen dürfen, daß auch derjenige Theil unserer Landwirlhe, welcher bisher eine vorsichtige Zurückhaltung ge zeigt und eine zuwartcnde Stellung eingenoinmen hat, hierzu keineswegs durch eine Antipathie gegen die Bewegung be stimmt worden ist, vielmehr lediglich durch eine Berücksichtigung der besonderen Verhältnisse Sachsens. Es ist nun einmal Thalsache und läßt sich nicht ändern, daß das Königreich Sachsen, ähnlich wie Belgien, immer mehr in einen Industrie staat umgebildet worden ist und daß die Interessen der In dustrie treibenden Bevölkerung hier in hervorragendem Maße Geltung haben. Andererseits kommt in Betracht, daß die sächsische Regierung, wie schwer auch die Interessen der Landesindustrien ins Gewicht fallen, niemals die Bedeutung der Laudwirthschaft verkannt, vielmehr alle Zeit nach Kräften um die Förderung derselben sich bemüht hat. Dazu gewährt die vortreffliche Organisation der landwirthschaftlichen Vereine bis hinauf in die staatlich anerkannte oberste Vertretung, den sächsischen Landeskulturrath, der Regierung die Möglichkeit, in genauester Fühlung mit der Landwirthschaft zu bleiben und deren Bedürfnisse zu erfahren. Im Hinblick auf diese Lage der Dinge wird man cs verstehen, wenn man auch in laadwirthschaftlichcn Kreisen, trotz des Druckes der Zeitver- hältnisfe, der Landesregierung keinerlei Schwierigkeiten durch ungestüme Agitation bereiten will. Allein die Ucberzeugung, daß es sich bei der gegenwärtigen Beivegung hierum gar nicht handeln kann, daß vielmehr Wohl und Wehe der deut schen Landwirthschaft, also auch der sächsischen, wesentlich von der Leitung der Reichspoliitik abhängt, muß sich immer mehr Bahn brechen und schließlich dahin führen, daß auch in Sachsen, unbeschadet der überhaupt zweifellosen Loyalität unserer Land leute, die neue Lebensregung der Landwirthschaft allgemeine Würdigung findet, auch in jenen Kreisen, welche z. B. dem Wachslhum des „Bauernbundes" s. Z. mit etwas mißtrauischen Blicken folgten. So viel geht aus allen bisherigen Kund- gebungen hervor, daß mau auch Hierlands sehnsüchtig nach einer den Ruin der Landwirthschaft aushaltenden Reichspolitik verlangt. Deutsches Reich. Am Freitag vollendete Graf v. Caprivi sein 61. Lebensjahr. Der Kaiser stattete in der zehnten Morgenstunde dem Reichskanzler einen Glückwunsch besuch ab. Der Kaiser, in großer Uniform mit dem Bande des Schwarzen Adlerordens, erschien ohne Begleitung im Reichskanzler-Palais und verweilte dort nahezu dreiviertel Stunden und überreichte dem Grafen Caprivi einen pracht vollen Ehrensäbel. Das amtliche Wahlergebnis; der Liegnitzer Ersatzwahl zum Reichstage bestätigt, daß der Freisinnige Jungfer und der Antisemit Hertwig in die Stichwahl kommen. Im Ganzen wurden 23 579 Stimmen abgegeben. Davon ent fielen auf: Rentner Jungfer-Liegnitz (srcis.) 10667, Rechts anwalt Hertwig-Charlottenburg (deutsch-social) 6585, Kühn (Soc.) 4956 und Arhr. v. Rorhkirch (cons.) 1363 Stimmen. Im Jahre 1890 erhielten die Freisinnigen 10240, die Conservativen 6746, die Socialdemokraten 5173 und das Centrum 412 Stimmen. Da die Socialdemokrateu bei der Stichwahl nunmehr, soweit sie sich der Wahl nicht enthalten, für den freisinnigen Candidaten stimmen werden, ist dessen Wähl so gut wie sicher. — Rector Ahlwardt, der gestern aus Plötzensee entlassen wurde, will sich nach dem Liegnitzer Wahlkreise begeben, um dort für seinen Vertheidiger den Vertheidiger zu spielen. Unter der Spitzmarke: „Die Derschleppungstactik der Militärcommission" schreibt die „Magdev. Ztg.": „Eine lange Sitzung nach der andere» findet m der Militärcommission des Reichstages statt, ohne daß die Sache irgendwie der Entscheidung näher rückte oder auch nur Aussicht wäre, endlich einmal einen wesentlichen Schritt vorwärts zu kommen. Ma» kann keineswegs behaupten, daß die ganze Frage durch die bisherigen Verhandlungen klarer und dem große» Pu blicum verständlicher geworden sei. Im Gegenthcil, in dem Schwall militärtechnischer und finanzpolitischer Einzelheiten, die uns jetzt Tag für Tag vorgeführt werden, gehen die großen Grundzüge der Reform dem Verständniß der weiteren Volksschichten mehr und mehr verloren, und man kann wohl behaupten, die Frage lag vor Monaten einfacher und durch sichtiger da, als jetzt, nachdem seit dem 11. Januar die Commission sich bemüht, Aufklärung und Belehrung zu schaffen. Wer eigentlich ein Interesse an dieser Verschleppung hat, ist schwer einzusehen. Es könnten höchstens diejenigen Parteien sein, welche die Sache gern scheitern lassen, aber doch die damit verbundenen Krisen vermeiden möchten und auf irgend welche ihren Wünschen entsprechende Wendungen der Zukunft rechnen. Das mag ein Parteiinteresse sein; zum Wohl des Vaterlandes und zur Beruhigung der aufgeregten Gemüther dient es aber nicht." Bor längerer Zeit war an den Neichstagsabgeordneten Hempel (kons.) aus seinem Wahlkreis eine Aufforderung zu einer ReichStagSinterpellation gerichtet worden, die sich auf Maßnahmen gegen die Einwanderung russischer Juden bezog. Der Abgeordnete Hempel Hal nun der „Kreuz-Ztg." zufolge auf das Ansuchen folgende Antwort enheilt: „Infolge Jbrer Zuschrift, die am 31. Januar in meinem Besitz gelangt in, erlaube ich mir, zu Ihrer Kenntniß zu bringen, daß in meiner Fraktion, der der Deutsch-Conservativen, die von Ihnen angeregte Frage bereits seit längerer Zeit und wieder holt behandelt wvcden ist, und daß die schwebenden Be- rathungen voraussichtlich bald »urch Maßnahmen im Plenum Ausdruck finden werden. Das von Ihnen in Aussicht ge nommene Vorgehen mittels einer Interpellation wird dabei zweifellos aus praktischen Gründen durch ein anderes, wirk sameres ersetzt werden, weil einmal die Regierungen nicht verpflichtet find, auf eine Interpellation zu antworten, und ferner die einfache Beantwortung für die angestrebren Ziele nicht förderlich genug sein dürfte. Ich kann mich auch für heute darauf beschränken, Ihnen diese Sie sicherlich zufrieden- stellendey Mittheilungen zu übermitteln und zeichne hoch achtungsvoll Georg Hempel." Vom Reichstag. Der Reichstag nahm gestern ohne Debatte in dritter Lesung den Gesetzentwurf betreffend die Kautionen der Bundesbeamten an und setzte darauf die Be- rathung des Etats des Reichsamts des Innern beim Kapitel Reichsversicherunzsamt fort. Abg. Schmidt-Elberfeld (freisinnig) hob hervor, daß von den unteren Polizeibehörden vielfach statt der Arbeitgeber die Arbeiter für Versäumnisse bei dem Einkleben der Versicherungsmarken verantwortlich gemacht «erden. Hier sei eine Abhilfe nothwendig. Redner trat der Behauptung der Socialdemokrateu entgegen, daß die ganze Socialpolitik ihnen zu verdanken sei. Schon in den »ierziger Jahren stellte Friedrich Harkort derartige For derungen auf, welche zum Theil auch erfüllt sind. Staats sekretär von Boetticher bezeichnete den Streit der Par teien über die Initiative in der Socialpolitik als einen Beweis dafür, daß die socialpolitische Gesetzgebung doch nicht so schlecht sei. Das von dem Vorredner gerügte Verfahren, daß die Arbeiter für Vas. Einkleben von Marken verani- wörtlich gemacht werden, entspreche nicht dem Geiste des Gesetzes. Beschwerden seien übrigens an ihn in dieser Richtung bisher nicht herangetrcten. Er werde indeß die Regierungen auf die Angelegenheit aufmerksam machen. Abg. Hofmann (Soc.) wünschte »em Uebelstande abzuhelfen, daß Rentnern, deren auf Grund des Alters- und Jnvaliditätsgesetzes Renten zugesprochen wurden, diese Renten auf Grund älterer Gesetze, wonach sie als selbständige Meister anzusehen sind, verwei gert wurden, obwohl sie viele Jahre Beiträge gezahlt hätten. Staatssekretär von Boetticher erwiderte, über die Frage, wer versicherungspflichtig sei, entscheidet endgiltig das Reichs- versicherungSamt. lrine Abhilfe sei daher nur bei einer etwaigen Revision des Gesetzes möglich. Auf eine Anfrage Bebels erklärte der Staatssekretär von Boetticher, daß die versprochene Novelle zum Unfalloersichcrungsgesetz fertig gestellt sei. Er bitte jedoch, nichts zu überstürzen, da die mit der Socialpclitik gemachten Erfahrungen immer noch Anlaß zu Korrekturen geben. Er könne aber jetzt schon mit theilen, daß die Ausdehnung des Gesetzes auf Handwerk und Kleingewerbe beabsichtigt sei. Abg. Harm (Soc.) wünschte die Ausdehnung des Alters- und Jnvaliditätsgesetzes auf die Hausindustriellen. Der bayerische Oberregierungsrath, Bun desbevollmächtigter Land mann erwiderte, die Erfahrung mit den Tabakarbeitern würde ergeben, ob die Ausdehnung des Gesetzes auch auf die anderen Hausindustriellen angezeigt sei. Die Schwierigkeit sei eben, wie weit man mit der Ausdehnung gehen solle. Abg. Miss er wünschte die Aus- dehnung des Altersgcsetzes auf die kleinen landwirthschaft- lichen Betriebe. Staatssekretär von Boetticher antwortete, daß dies auf de« Wege der Landesgesetzgebung bereits ge schehen könne. Das Kapitel ward bewilligt. Bei dem Kap'tel: physikalisch-technische Reichsanstalt giebt Abg. Witte (freis., der lebhaften Anerkennung für die Thätigkeit dieser Anstalt Ausdruck. Der Rest des Ordinariums ward bewilligt. Bei dem Titel, betreffend die Ausschmückung des ReichStagSge- bäudes mit Bildwerken, sagte Staatssekretär von Boetticher
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