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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.04.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189304061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930406
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930406
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-04
- Tag1893-04-06
- Monat1893-04
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.04.1893
- Autor
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> — > -> 7-^7- " ,'HM Riesaer und Anzeiger Metlllll lwß Aytizer). Telegramm-Ldrrsie „Tageblatt", Riesa. Amlsötatt Fernlprechstell« Nr. 20. der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths z« Mesa. 78. Donnerstag, 6. April 189S, Abends. 46. Jahrg. DaS Riesaer Tageblatt erscheint jede» Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung rn dm Expeditionen in Mesa und Strehla, den Ausgabestelle«, sowie am Schalter der kaiserl. Postanstaltm 1 Mark 25 Ps., durch die TrSger frei ins Haus 1 Mark 50 Pf., durch dm Briefträger frei ins HauS 1 Mark 65 Pf. Anzrigm-Aanahmr für die Nummer deS Ausgabetages bis Vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Rieia. — Geschäftsstelle: Kastantenstraße 5S. — Für di« Redaction verantwortlich: Herm. Schmidts» Riesa. Tagesgeschichte. Die Presse aller Parteischattirungen ist jetzt nach dem Feste, bereits wieder lebhaft mit der Zukunft der Militär vorlage beschäftigt, und orakelt und leitartikelt nach wie vor über das Schicksal derselben; bekannt wird dabei, daß oer Neichstagsabgeordnete Gröber mit der Abassung des Be richts über die Verhandlungen der Militärcommission bereits soweit vorgeschritten ist, daß dessen Vorlegung bald nach der Wiederaufnahme der Sitzungen des Reichstages wird erfolgen können. Die in Cours gesetzte Nachricht, daß die zweite Berathung der Militärvorlage und somit die Entscheidung über ihr Schicksal mit Rücksicht auf die Reise des Kaisers nach Nom bis nach dessen Rückkehr von dort hinausgeschoben werden solle, gilt für eine müssige Erfindung. Ein baldiger Abschluß der Angelegenheit, die schon so lange die weitesten Kreise in Aufregung erhalten hat, wird von allen Seiten herbeigewünscht. Auch nimmt man an, daß schon jetzt über die zu ergreifenden Maßregeln im Falle der Ablehnung der Vorlage seitens der Bundesregierungen bestimmte Ent schließungen vorliegen und dem Reichskanzler entsprechende Befehle ertheilt worden sind, ko daß es alsdann der Ein- cholung einer besonderen Ermächtigung, die nicht auch auf telegraphischem Wege erfolgen könnte, nicht mehr bedürfen wird. — Im Weiteren beschäftigen sich einige Blätter mit der innerpolitischen Lage und finden dabei, daß die Auf lehnung der Wählermassen gegen die alten Parteiverbände allenthalben im Wachsen begriffen sei. Zeigt auch der Wider stand vielfach sehr verschwommene Züge, schreibt die „T. R." so ist im ganzen doch nicht zu verkennen, daß das Verlangen nach socialen Reformen übereinstimmend die Bewegung be herrscht. Besonders der Bauern- und Handwerkerstand ist in lebhafter Erregung. Selbst in Niederbayern ist die Landbevölkerung mit der Vertretung ihrer Interessen durch ihre klerikalen Führer höchlich unzufrieden und droht, wie aus den dortigen Blättern ersichtlich, künftig keine Geistlichen, sondern Bauern zu wählen. Daß überhaupt die agrarische Bewegung, an deren Spitze sich der Bund der Landwirthe gestellt hat. bei den nächsten Wahlen eine überaus wichtige Rolle spielen wird, muß die Parteipresse schon heute zu gestehen. Das Gleiche gilt vom Antisemitismus. So lesen wir über die judenfeindliche Bewegung in Baden in der ultramontanen „K. Valksztg." folgendes: In einzelnen Gegenden des Landes erhebt der Antisemitismus täglich zu versichtlicher und hoffnungsvoller das Haupt und droht eine Macht zu werden, mit welcher in einigen Reichstagswahl- bezirken wird gerechnet werden müssen. Solcher Bezirke sind 4 (von 14), erfreulicherweise nur solche, in welchen die Centrumspartei nicht soweit die Lage beherrscht, daß man sie als CentrumSbezirke bezeichnen könnte. Gleichwohl hat auch das Centrum allen Grund, der antisemitischen Be- wegung Beachtung zu schenken. Zwar sind die specifisch katholischen Gegenden bis jetzt unberührt geblieben, gefährdet sind sie aber stellenweise. Daß die Polen vom Geiste der Unbotmäßigkeit gegen ihre Vertreter im Parlament angesteckt sind, möge hier auch noch erwähnt sein. In den polnischen Blättern wird die Sprache gegen die Mitglieder der pol nischen Fraktion immer heftiger. Die Abgeordneten selbst wollen freilich diesem Auftreten gegen ihr Verhalten keine Bedeutung beilegen, indessen scheinen sie doch vielfach um die Erneuerung ihrer Mandate besorgt. Es ist unter diesen Umständen nur allzu verständlich, weshalb die Blätter aller Parteien nicht müde werden, die Regierung vor den schreck lichen Folgen einer Reichstagsauflösung zu warnen. Deutsche- Reich. Die Zeichnung auf die neueste Reichsanleihe und Preußische ConsolS zu 3 v. H. findet, wie nunmehr bestimmt ist, am 11. April zum Curse von 86,80 v. H. statt. Es handelt sich nach der „Post" im Ganzen um 300 Millionen Mark, wovon 160 Millionen Mark auf das Reich und 140 auf Preußen fallen. Die neuen Anleihen können vollgezahlt werden oder in Raten von 25 v. H. zur Einzahlung gelangen. Bei dem flüssigen Geldstande und der Vorliebe des Publikums für einheimische Werthe und dem verhältnißmäßig billigen Curse unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß die Zeichnung ein sehr günstiges Ergebniß haben wird. Nachdem die „Nordd. Allg. Ztg." sich der ,,Nat.-Ztg." gegenüber, die den Antrag v. Bennigsen zur Militärvorlage wiederholt empfahl, durchaus ablehnend ausgesprochen hat, erklärt es das national-liberale Blatt für zwecklos, sich weiter um eine Verständigung zu bemühen. Zu Speier fand am Dienstag eine von Tabakbauern aus Baden, Hessen d->r Pfalz und den Reichslanden stark besuchte Versammlung statt, welche in einer Resolution die Regierung aufforderte, Alles zu thun, um dem deutschen Tabakbau die frühere volle Lebensfähigkeit gegenüber der ausländischen Concurrenz wiederzugeben. Verschiedene Redner erklärten unter Beifall der Versammlung, daß die Landwirthe sämmtlich socialistisch stimmen würden, wenn die Regierung ihnen nicht helfe, um auf diese Weise ihre Un zufriedenheit auszudrücken.' Sämmtliche Parteien nützten den Bauern nichts, man müsse deshalb eine Bauernpartei gründen. Reichstagsabgeordneter Clemm wollte dem wieder sprechen, konnte aber kaum zu Wort komm ». Es wurden Begrüßung«-Telegramme an den Kaiser, den Prinzre genten vo» Bayern, den Großherzog von Baden und den Großherzog von Hessen abgesandt. Schließlich wurde die Gründung eines pfälzischen Bauernvereins beschlossen. Frankreich. Dem früheren Unterrichtsminister Du puy, der Dienstag Nachmittag schon seine Aufgabe für ge scheitert erklärt hatte, ist nun doch noch wie schon gemeldet, die Neubildung des Cabinets gelungen. Die radikalen Blätter in Paris bezeigen nur ins all gemeinen Sympathie für das neue Ministerium, in welchem die vorgeschrittenen Republikaner würdig vertreten seien. Die Mehrzahl der anderen republikanischen Blätter äußern sich mit Vorbehalt und stellen nur unter Bedingungen ihre Mitwirkung in Aussicht. Die konservativen Blätter erkennen den ehrenhaften Charakter des neuen Ministeriums an, glauben jedoch, es werde nicht von langer Dauer sein. Dies letztere ist jedenfalls richtig. Bulgarien. Die Hochzeit des Fürsten von Bulgarien dessen Genesung fortschreiiet findet am 20. April statt. Die Meldung über eine angebliche Berufung des Professors Nothnagel nach Sofia ist unrichtig. Nothnagel reiste zu einem Kranken nach Rumänien. Indien. Einer Meldung aus Quetta zufolge, ließ der Khan von Khelat (Beludschistan) in einem Zornescms- bruch seinen Premierminister ermorden, andere hochgestellte Beamte verstümmeln. Englische Truppen werden in Quetta in Bereitschaft gehalten, um entweder nach Hagh, wo der Khan gegenwärtig weilt, oder nach Khelat, falls er sich dort hin begeben sollte, abzugehen. Die indische Regierung ver langte eine Erklärung vom Khan und forderte ihn auf, ge- wisse Gefangene, deren Leben gefährdet ist, freizugeben. Ein Grund für den Zornesausbruch des Khans wird nicht an gegeben; wahrscheinlich fürchtete er eine Verschörung gegeu sein Leben. Amerika. Der 22. März, der Geburtstag des Kaiser Wilhelm l. wird in Zukuuft in der WeltauSstellungs- stadr Chicago als ein amtlicher Festtag gefeiert werden. Der Stadtrath hat auf Antrag eines deutsch-amerikanischen Alderman beschlossen, am „Kaiser-Wilhelms-Tage" das Sternenbanner aufzuhissen und den überbürdeten Ver waltungsbeamten der Stadt einen Feiertag zu geben. Der Stadtoater, welcher für seine deutschen Landsleute eintrat, hatte als überzeugendes Argument hervorgehoben, daß man den „St. Patricks-Tag" der Iren zu einem amtlichen Fest tage erhoben hätte und daß daher auch mit gleichem Rechte der „Kaiser-Wilhelms Tag" gefeiert werden könnte. Der Mayor der Stadt, Herr Hampstead Washburne, hat in Be zug auf diesen neuen Feiertag eine Proklamation erlassen, worin er anordnet, daß in den städtischen Bureaux am 22. März nur die allerdringendsten Geschäfte erledigt und die Bureaux im Uebriyen geschlossen bleiben. Der Mayor schlägt übrigens in ferner Proklamation einen handgreiflich ironischen Ton an, indem er sagt: „Ich wünsche hiermit den Geist zu beloben, in welchem der Stadtrath diesen Tag sowie den 17. März (St. Patricks-Tag) zu einem allge meinen Festtage erhoben Hit, und ich hoffe, daß der Stadt rath in seiner Weisheit, nachdem er den weltbürgerlichen Charakter der Einwohnerschaft unserer Stadt durch Be willigung von Feiertagen für einige der Nationalitäten, deren Blut sich hier mischt, um amerikanische Bürger her- vorzudringen, anerkannt hat, auch die städtischen Bediensteten anderer Nationalitäten nicht der Gelegenheit berauben wird, die Geburt aller ihrer verstorbenen Heiligen und Helden, sowie auch die Geburt aller herrschenden Monarchen eben falls in angemessener Weise zu feiern, und wenn das Ver- zeichniß der tobten und lebenden Heiligen und Monarchen nicht für sämmtliche Tage des weltlichen Jahre« ausreichen sollte, so möchte ich Vorschlägen, daß der Stadtrath zur Ab wechslung die wenig noch übrig bleibenden Tage des JabreS dazu bestimmt, die Stadthalle zu dem Zwecke zu schließen, damit wir auch die Geburt eines der hervorragenden Ameri kaner feiern können." Oertliches mW Sächsisches. Riesa, 6. April 1893. — Wie wir hören, hat die kaiserliche Ober-Postdirectioa das Gesuch unseres Stadtrathes um Einrichtung von mehreren telephonischen FeuermeldesteUen in unserer Stadt genehmigt. Die Neueinrichtung wird demnächst stattfinden und mir werden nach Fertigstellung Näheres hierüber mictheilcn. — Trotz der sonnigen Tage herrscht besonders in den Früh- und Abendstunden in Folge der Luftströmung aus Osten und Norden eine kühle Temperatur, welche die Vege tation an einem raschen Forlschreiten hindert. Dies schadet jedoch nichts, denn eine frühzeitige Entwickelung des Pflanzen wuchses und namentlich der Baumbluth bringt immer die Gefahr mit sich, daß die Nachfröste im April und Mai, welche nicht ausbleiben, dann vielen Schaden anrichten. Die Wintersaaten zeigen bis jetzt einen befriedigenden Stand, doch ist für dieselben ein baldiger warmer und durchdringen der Regen von Nöthen. Ueberhaupt ist es zu wünschen, daß der April uns möglichst viel Niederschläge brächte, denn das Erdreich zeigt in diesem Frühjahre auffallend wenig Feuchtigkeit. Vielfach hörten wir in diesen Tagen die An sicht aussprechen, daß, wenn es nicht eher regnet, so regnet es doch zum Riesaer Markte ganz bestimmt. Möglich, daß diese Wetterpropheten recht behalten, denn erfahrungsgemäß pflegt unser Jahrmarkt selten ohne allen und jeden Regen zu verlaufen. Auf der andern Seite ist es aber auch im Interesse des Marklgeschäfts zu wünschen, daß der Markt nicht verregnet und so die Erwartungen der Marktfieranten zu Wasser werden. Angesichts des seitherigen flauen Ge schäftsganges möchten die Geschäfts- und Handelsleute zu unserer Frühjahrsmesse doch „gute Geschäfte" machen. — Heute Morgen gegen 4 Uhr versuchten Diebe in den Laden des Herrn E. Salinger einzubrechen. Nachdem dieselben die Hausthür mittels Nachschlüssel geöffnet hatten, gingen sie an die Oeffnung der zu dem betreffenden Laden führenden inneren Thür, die aber durch ein großes kompakte- Borlegeschloß geschützt war. Da das Schloß gutwillig nicht nachgab, wurde dasselbe mit Gewalt demolirt und nachdem dies geschehen, die Thür geöffnet. Glücklicherweise stand die Letztere mit verschiedenen elektrischen Haustelegraphen in Verbindung und so verscheuchte das beim Oeffnen der Thür sofort ertönende, mehrseitige Klingeln die frechen Gäste, welche bei der eiligen Flucht selbst ihre Handwerkszeuge im Stiche ließen. Letztere sind von der Polizei beschlagnahmt und, wie sich herausgestellt, in derselben Nacht vor dem erwähnten Einbruch aus der Werkstätte des Schlossermeisters Weinhold hier, ebenfalls mittels Einbruchs gestohlen worden. Es wäre dringend zu wünschen, daß es den Polizeiorganen gelänge, der Einbrecher habhaft zu werden. — Auf der Tagesordnung der am 20. d. M. stattstn- dendeu Generalversammlung der „Kette", Deutsche Eldichiff- fahrtS-Gesellschaft, steht auch ein Actionär-Anrrag auf Her absetzung des Gesellschafts-Kapitals durch Rückkauf von Acrien. Nach der L. Z. handelt es sich um den Rückkauf von 1V, Millio nen Mark Actien zu einem Course, welchen die Hauptversamm lung festzusetzen haben wird. Es wird angenommen, daß die Verwaltung sich mit dem Anträge einverstanden erklären wird. — Der Monat April ist nicht nur der an Launen und Wechselfällen reichste Monat, sondern weist auch die größte Zahl von sogenannten Bauernregeln auf, die für manchen .Landmann eine unantastbare Richtschnur bilden. Scho» in diesen Regeln zeigt sich das Unstäte dieses Monats, denn es heißt darin: „Ein richtiger April — Der thut was et will. — Ist der April schön und rein, wird der Wem um so milder sein. — Dürrer April ist nicht des Bauers Will'. — Wenn der April bläst in sein Horn, so steht es gut um Heu und Korn. — Bringt Rosamunde (S.) Sturm und Wind, so ist Sibylla (29.) uns gelind. — Auf St. Gürgrn (23.) soll man die Kühe von den Wiesen schürzen. — St.
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