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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-06-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189306151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930615
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-06
- Tag1893-06-15
- Monat1893-06
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1893
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Donnerstag, IS. Juni 18S3, Abends. 46. Jahr«. it n d Anzeiger Dbeblalt «nd Anzeiger). Telegramm-Adresse I Kernlprechstell« .Tageblatt", Riesa. 44T- N V A U L- H' Nr. 20. der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. .1- 136. las Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in jRiesa und Strehla', den Ausgabestellen, sowie am Schalter der taiserl. Postanstalten 1 Mart 25 Ps., durch die Träger srei ins Haus 1 Mark 50 Ps., durch den Briefträger srei ins Halls 1 Marl 65 Pf. Aazetgru-Annahme für die Nummer des Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße 59. — Für die Redaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Freiwillige Grundstücksversteigerung. Auf Antrag des Vormunds des geisteskranken Baumeisters Christian Ehregott Wolf hier wird beabsichtigt, daS zum Vermögen des letzteren gehörige zwischen der Bahnhofs- und Garten straße hier gelegene Bauland, bestehend aus den Parzellen 5906, 378, 379, 380, 381, 382, 383, 395, 397 des Flurbuchs für Ries« ilN Ganze» meistbietend zu veräußern. Das betreffende Areal umfaßt eine Fläche von 85,50 s — 1 Acker 161 Ulli, ist mit 7,69 Steuereinheiten belegt und von dem gerichtlichen Sachverständigen auf 71585 Mark 12 Pf. geschätzt worden. Es wird von einer im städtischen Bebauungsplan vorgesehenen Straße betroffen und bietet darnach Raum für 14 Baustellen. Die BersteigerungS- und Kaussbedingungen sind bei dem unterzeichneten Amtsgerichie ein zusehen. Versteigerungstermin wird hiermit auf > Donnerstag, den SS. Juni 18»», Bormittags 1v Uhr anberaumt. Derselbe findet an Amtsstelle statt. Riesa, am 24. Mai 1893. Königliches Amtsgericht. Hcldner. Freibank Riesa, Kastanienstraße Nr. 44, im Hofe. Das Fleisch eines Schweines, welches zwar nicht bankwürdig, aber unschädlich und zum menschlichen Genuß geeignet ist, wird von heute Abend 6 Uhr an zum Preise von 48Pfg. pro Pfund verpfuudet. Riesa, den 15. Juni 1893. Der Ltadtrath. Klötzer. Gr. Lebensgenuß ohne Alkohol. So benennt Justus Gaule, Professor der Physiologie in Zürich, einen öffentlichen, in Bern gehaltenen, auch im Druck erschienenen Vortrag. Nach einer geistvollen Unter suchung der Begriffe Lebensgenuß und Alkohol führt er den Beweis, daß nicht der Alkohol es ist, der beim Genuß der Spirituosen die ersten Lustempfindungen vermittelt, sondern die ihnen beigemischten Stoffe, die schmeckenden, riechenden, schäumenden, kühlenden Substanzen es sind, welche wir auch ohne Alkohol uns verschaffen und, genießen könnten, und daß nur seine Wirkung auf das Centrälnervensystem sie uns lieb macht. Tiefer wird dann auf diese Wirkungen eingezangen und nachgewiesen, daß der Weingeist weder unsere zeitweilig vorhandenen, noch die aufgespeicherten Kräfte steigert, vielmehr sie mindert, das Gegentheil uns jedoch vorgaukelt, mithin uns hintergeht und ungeschickter im Lebenskämpfe macht! Wir wähnen uns Sieger in diesem zu sein, und solch ge fälschtes Glücksgefühl sich zu bereite», sei bei der Trinker der Antrieb. Fast Alle wissen das sehr wohl, suchen es aber doch wieder und wieder. „Die Welt will getäuscht werden", will sich selbst belügen, angenehm belügen! In dieser ^Hat sache liegt eine furchtbare Gefahr, die hier keiner Ausführung bedarf, selbst von den Vertheidigern des Alkohols nicht ge leugnet wird. „Haltet ein", rufen sie dann den Gefährdeten zu, vergessen aber, daß das beim ersten Schritt leicht war, bei jedem ferneren schwerer und bald ohne Zwang unmög lich wird. Der Alkohol narkotisirt, d. h. betäubt, lähmt in kleinen Gaben nur die obersten Abschnitte des Centralnervensystems, diejenigen, in denen das feinste Abwägen der Empfindungen und der Einfluß, den wir ihnen auf unser Benehmen gestatten sollen, sich vollzieht. In solchem Zustande leidet vielleicht nur das höhere Taktgefühl und die höchste Umsicht in Bezug auf die Lebensstellung. Mit steigender Dosis geht es dann im Nervensystem weiter, bis zuletzt auch die niederste Ueber- tragungsfähigkeit von Empfindung auf Bewegung erlischt, Gefühllosigkeit eintritt. Sodann führt der Vortrag aus, daß in dem Entwicke lungsgange der Menschheit die Genußfähigkeit und die Ge- nußempfindung sich einigermaßen geändert habe, daß in ihm die Bccherfreuden eine viel niedrigere Werlhung verdienen. Als die Menschheit noch aus Herrengeschlechtern und Sclaven bestand — jene hochgestellt, sicher in überschwenglichem Besitz, diese so elend und hoffnungslos, daß sie die Augen schließen mochten, weil keine Anstrengung sie dem Jammer zu ent reißen vermochte — mochte das Leben in ewiger Betäubung verträumt werden. Seit Ende des vorigen Jahrhunderts hat der Natursinn eine Quelle des Genusses eröffnet, rückt die Kunst, früher nur Vorrecht der Reichen und der vor nehmen Geister, den Massen näher. Aber dieser Entwicke lungsprozeß, durch den wir erst die Schönheit der Welt entdecken und genießen lernen, geht zu langsam, Generationen welken über ihm dahin. Warum? Weil einer, der in seinen Mußestunden nur Betäubung und Vergessen sucht, keine Zeit hat, zu bemerken, wie schön die Welt ist, in der er lebt, nicht erwarten kann, daß seine Sinne das Schöne freudig und mächtig erfassen, endlich weil der fortgesetzte Selbst betrug den Kampf mit der Noth erschwert, das Elend ver größert. Weiterhin werden Beobachtungen mitgetheilt, die der Redner im Staate Massachusetts gemacht hat, wo der Dämon Alkohol zunächst durch unablässige Erörterung der Frage und unermüdliche VereinSthätigkeit soweit gebändigt ward, daß nun auch Gesetzgebung und Staatsgewalt wirksam eingreifcn konnten. Die behaglichen Häuser und netten Gärtchen "der Arbeiter, ihre blühenden, wohlgekleioeten Kinder zeigen deutlich die andere Atmosphäre, in derber Familienvater seine Ersparnisse an Zeit und Geld nicht für Bier und Schnaps, sondern zur Verschönerung seines Heimes und Pflege des Familienslcbens verwendet. Sollte dieses Leben genuß loser sein als das unserer breiten Volksschichten? Auch ein Buch von I. Bryon, „Die bürgerliche Gesellschaft in Amerika", giebt ein ungemein anmuthendes Bild der Reize des ameri kanischen Lebens, erwähnt namentlich die Hofsnungsfreudigkeit, die das Bolksgemüth erfüllt, auch auf den Fremden und Einwanderer übergeht und ihm verständlich macht, warum dort Schwierigkeiten spielend überwunden, Verluste und Schäden gleichmüthig ertragen werden. Diesen Zug vermißt man bei uns schmerzlich. Schließlich wird die Hoffnung ausgesprochen, daß, wenn auch alle Vorstellungen an den jetzigen Hörer» abprallen sollten, doch eine Zeit kommen werde, da sie sich fragen: das ist also Las Leben? Dann werde eine Erinnerung an die Rede aus der Vergangenheit auftauchen und wie eme Vision für die Zukunft voranleuchten. Was in Bern den Studenten gesagt ward, paßt im Wesentlichen auch auf deutsche Verhältnisse. Tagesgeschichte. Deutsche- Reich. Aus Hamburg meldet der Draht: Sämmtlichen Rhedern, Schiffsmaklern, Auswanderer- wirthen und Agenten ist gestern eine Verfügung des Senats zugestellt worden, wonach russischen Auswanderern das Be treten des hamburgischen Gebietes polizeilich verwehrt wird, selbst dann, wenn sie mit genügenden Geldmitteln versehen sind. Die socialdemokratische Partei rühmt sich, mit 1427 298 Stimmen die stärkste Partei im Reiche zu sein. Die stärkste Partei ist aber die der 'Nichtwähler. Von 10145877 wahl berechtigten Deutschen haben sich, wie die „Magd. Ztg." hervorhebt, bei der Wahl des Jahres 1890 2 884 218 der Wahl enthalten. Wenn diese 3 Millionen Stimmberechtigte gezwungen werden könnten, an die Wahlurne zu treten, so so würde dabei vielleicht noch manche Stimme für Liebknecht und Genüssen abfallen, aber die weitaus größte Mehrzahl würde für die anderen Parteien stimmen. Wer so zufrieden ist, daß er nicht einmal die Ausübung seiner Bürgerrechte für nöthig erachtet, der ist nicht aus dem Holze, aus dem die Liebknecht und Genossen ihre Wähler schnitzen; die können nur Unzufriedene gebrauchen. Der „Halleschen Zeitung" zufolge wurde der social demokratische ReichStagscandidat Fritz Kuncrt wegen An stiftung zum Diebstahl verhaftet. Prof. Kahl aus Bonn, der den Fürsten Bismarck jüngst besuchte, hat sich in einer Candidatenrede, die er in Erlangen gehalten, über die Stellung des Fürsten Bismarck zur Militärvorlage folgendermaßen ausgesprochen: „Bismarck glaubt an den Frieden. Bismarck hält eine HeereSver- srärkung für nothwendig. Diese aber hält er, anders als in der Militärvorlage geschehen, vor Allem in der Richtung einer erhebliche» Verstärkung der Artillerie für geboten, weil er der Ueberzeugung ist, daß die Artillerie in einem künftigen Kriege die Hauptrolle spielen werde. Daß die für die Heercsvcrstärkung erforderlichen Lasten getragen werden müssen und können, erscheint ihm selbstverständlich, Bismarck unterscheidet sich also von uns darin, daß er in. seinen Wünschen für die Heeresverstärkung im Rahmen der alten Verdyschen Vorschläge nach Art und Maß bedeutend weitergeht. Er unterscheidet sich vom Freisinn und Centrum dadurch, daß er nicht wie diese über die unerschwinglichen Lasten des armen Volkes jammert, sondern fürs Vaterland kein Opfer zu hoch hält. Ihn gegen uns ausspielen zu wollen, ist hiernach ein mißglücktes Unternehmen." Frankreich. In der Kammer in Paris wurde der Ergänzungsbericht der Armcekommission über das Kadregesetz vertheitt. Es heißt darin: Unser einziges Ziel ist, dem Kriegsminister zu ermöglichen, unverzüglich unsere Reserve mit Stämmen zu versehen. Der Mannschaftsstand unserer Linientruppen ist verdoppelt, aber wir würden die schwerste Verantwortung auf uns laden, wenn wir die neuen For mationen noch ein Jahr länger ohne Stämme ließen. Der Bericht beklagt alsdann die Langsamkeit, mit welcher die Kammer bisher in Betreff des Gesetzes vorgegangen sei und schließt mit den Worten: „Ein weiterer Verzug würde die uns anvertrauren Interessen aufs Spiel setzen, die Sorge um die nationale Wehrkraft verlangt es, wir haben keinen Tag zu verlieren." — Der Präsident der Armeekommission, der Abg. Msziöres beabsichtigt uuter Berufung auf patrio tische Erwägungen an die Kammer das Verlangen zu stellen, das Kadresgcsetz in einer einzigen Sitzung anzunehmen. Es sind dringliche «schritte gethan worden, um alle Deputaten, welche Anträge zu dem Gesetz eingebracht haben, zu deren Zurücknahme zu bewegen. Ruhland. Nach einer Petersburger Meldung des „Dails Chroniclc' wird die Verlobung des Zarewitsch mit Prinzessin Alix von Hessen demnächst amtlich kundgemacht. Die Prinzessin werde nach ihrem Uebertritte zur griechischen Kirche die Namen Alexandra Feodorowna erhalten. Unter den Nationalisten und Panslawisten in Rußland hat die Verlobung des Thronfolgers mit einer deutschen Prinzessin große Enttäuschung hecvorgerufen. Bulgarien. In Rußland scheint man dem Fürsten von Bulgarien die Flitterwochen nicht zu gönnen. Nach einem Petersburger Telegramm hat nämlich die russische Regierung durch den Vertreter Deutschlands in Sofia bei Bulgarien seine Forderung um Zahlung von 2 Mill. Rubel als Abschlag auf die Kosten der russischen Besetzung Bul gariens 1878/79 erneuert. Wenn diese Summe gezahlt ist, verbleiben noch 3018 250 Rubel, sowie kleinere Beträge für Waffen, die Rußland Bulgarien geliefert hat. Die Bul garen dürften allerdings zur Zeit schwerlich im Stande sein, jene Abschlagszahlung zu leisten, und Rußland wird sich wohl gedulden. Oerttiches und Sächsisches. Riesa, 15. Juni 1893. — Wir haben Vorkehrung getroffen, daß uns die Wahlresultate schnellinöglichst zugehen und werden wir dieselben durch Extrablatt bekannt geben. — Die Zahl der Wahlberechtigten bei der heutigen Reichstagswahl betrug in der Stadt Riesa 2055. — In der am Dienstag Abend 6 Uhr stattgehabten Stadtverordneten - Sitzung, in welcher 13 Mitglieder de» Kollegiums und zwar die Herren Rendant Thost, Vorsitzender
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