Delete Search...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-12-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189312206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18931220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18931220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-12
- Tag1893-12-20
- Monat1893-12
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1893
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Uiesaer G Tageblatt und Anzeiger WetlÄl md Lqei-n). Amtsblatt *"LL- ver König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. 295. Mittwoch, 20. Dezember 1893, Abends. 4S. Zahrg. DaS Niejaci Tageblatt erscheint jede» Ta« Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher UezagSpreiS bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und strehla, den Ausgabestellen, sowie ani Schalter der kalter!. Postanstalten 1 Mark 25 Pf., durch di« Tröger frei ms HnuS l Bkart 50 Pf., durch den Briefträger frei inS Laus ! Mark 65 Pf. Anzeigea-Annahme für die Rümmer deS Ausgabetages bis Aormiitag 9 Uhr ohne Gewahr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienftraste 59. — Für die Redaktion verantwortlich: Herm. Schmidt In Riei». TagcSgefchichte. Im österreichischen Herrenhause fand jetzt die Berathung der Landwehrvorlage statt. Es betonte dabei der Chef des Generalstabes F. Z. M. Freiherr von Beck die Nolhmcndig- leit der Vermehrung der Streitkräfte unter Hinweis auf die allmählige Steigerung der Wehrkraft sämmtlicher Staaten seit dem Kriege von 1870/71. Eine Vermehrung der Armee fei aus politischen und finanziellen Gründen autgeschlosseen inan mußte sich an die Landwehr halten. Erst die Vorlage gewähre der Landwehr die Möglichkeit, ihre Cadres zu er- höhen und die Unterabtheilungezr tüchtiger auszuuilden. Der moderne Krieg stelle so hohe Anforderungen an jeden ein zelnen Soldaten, daß die Nothwendigkeit bestehe, die Mann schaft zum Gehorsam und zum Vertrauen in ihre Führer zu erziehen, was bei der einjährigen Dienstpflicht nicht er reichbar erscheine. Andere Mächte rüsten konsequent, un bekümmert um die gro-en Kosten. Oesterreich stehe in dieser Beziehung zurück und schreite mit Rücksicht auf die finanzielle Lage nur langsam, aber mit einem festen Ziel' rm Auge vor. Der alte Satz „si vis psesnq, pnra dsllunq" werde noch eine Reihe von Jahren im Vordergründe bleiben. Er empfehle die Annahme der Vorlage. (Lebhafter Beifall.) Der Landesvertheidigungsminister Graf Welsersheimb dankte dem Vorredner und entwickelte das Programm über die Verwendung der Landwehr und des Landsturmes. Das Haus nahm die Landwehrvorlage in zweiter und dritter Lesung an. Das von dem Minister Grafen Welserheimb dargelcgte Programm für die weitere Entwicklung der Land wehr und des Landsturmes umfaßt un Wesentlichen die Aus nutzung der verlängerten Präsenzdienstpflicht zur Erhöhung der Stände der Truppenkörper, um den Dienst und die Ausbildung, von den unteren Feldabtheilungen angefangen, in den höheren Verbänden angemessen fortsetzen zu können. Das Programm betrifft hinsichtlich Ser Landwehr-Jnfanterie die Vervollständigung der Organisation der Regimenter, sowie die Vorsorge zur Bildung von Stämmen für die im Kriege zu bildenden Reserve- und Ergänzungsformationen. Hin sichtlich der Kavallerie betrifft das Programm die Vermeh rung der Zahl der Eskadrons von 4 auf 6; ferner wird die Bildung von eigenen Landsturm-Evidenzhaltungen bei den BataillonSkommandos beabsichtigt, um eine angemessene und intensivere Eoidenzhaltung und Vorbereitung der Mo- Hilistrung der im großen Maßstab in Aussicht genommenen Landsturmsormationen zu begünstigen. Diese Maßregel soll durch das bereits eingebrachie Gesetz über die Meldepflicht der Landsturmpflichtigcn unterstützt werden. Das Programm enthält ferner eine entsprechende Vorsorge des Schulwesens zur Deckung des erhöhten Bedarfs an Officieren, sodann Vorsorge dafür, daß die im Kriege falle erforderlichen Kom mandanten der Landwehr-Divisionen und Brigaden bereits im Frieden vorhanden sind; endlich betrifft das Progamm die Verbesserung und Vervollständigung der Ausrüstung der Landwehr und des Landsturmes in jeder Richtung, namentlich mit neuen Marschzelten. Deutsches Reich. Dem Vernehmen nach liegt es in der Absicht, demnächst den gesetzgebenden Körperschaften drei Vorlagen zu unterbreiten, welche sich auf die Unfallver sicherung'beziehen. Die eine betrifft die Ausdehnung der Unfallversicherung auf das Handwerk. Dieser Gesetzentwurf ist bereits vollständig ausgearbeitet und ist nur noch den Einzelregierungen zur Begutachtung zugestellt. Die zweite ist eine Novelle zu den verschiedenen Unfallversicherungsgesetzen. Auch diese ist fertig gestellt und dürfte schon in naher Zeit dem Bundesrathe zugehen. Die dritte endlich ist dazu be stimmt, die Strafgefangenen der Unfallversicherung zu unterstellen. Die Socialdemokratie scheint ihre Fühler jetzt auch nach den höheren Lehranstalten ausstrecken zu wollen. In Greifs wald haben den Blättern zufolge Primaner des dortigen Gymnasiums Beziehungen zu der socialdemokratischen Partei angcknüpft, indem sie die Parteiführer in ihrer Wohnung aussuchten und socialiftischen Versammlungen beiwohnten. Von der Schulbehörde wurde eine Untersuchung eingeleitet. Einer der Betheiligten erklärte dem Director bei dem Verhör u. A., seine politischen Ansichten hätten sich noch nicht geklärt, er wüßte daher noch nicht, ob er sich wirklich den Social- demokratcn anschlicßen würde. Von den maßgebenden Be hörden werden die entsprechenden Maßregeln getroffen, um in Zukunft ähnliche Erscheinungen zu verhindern. Da der Gesundheitszustand des Fürsten Bismarck sich in erfreulicher Weise so gebessert hat, daß er jetzt wieder als ein recht guter bezeichnet werden kann, werden auch wieder Besuche angenommen. Der „Hamb. Corr." meldet vom 17. d. Pi. aus Friedrichsruh: Gestern Abend ist Graf Rantzau, der Schwiegersohn des Fürsten, hier eingetroffen, um bis Ende des Monats hier zu verweilen und dann mit Gemahlin und stincn drei Söhnen, welche schon nnt dem Fürsten von Kissinge.l gekommen waren, a if seinen GesandlschaflSposten nach dem Haag in Holland zurückzukehren. Heute sind Graf Limburg-Stirum und Herr von Schlözer zu zweitägigem Besuch eingctroffen u.ld Professor Schweninger wird heute noch erwartet. Zum Weihnachtsfest werden auch Graf Herbert uno Graf Wilhelm v. Bismarck mit Gemahlinnen nach hier kommen und dann werd der Fürst im Kreise seiner ganzen Familie das Fest verleben können. Der Fürst geht jetzt auch wieder regelmäßig Mittags spazieren, während er nach 2 Uhr eine Spazierfahrt im Sachsenwalde unternimmt. Das Reiten hat er aber jetzt anscheinend ganz aufgegeben. Ein ziemlicher Theil der deutschen Presse ist der Ansicht, daß der Leipziger Urtheilsspruch gegen die französischen Späher zu milde sei. Auch die „Konsero. Korresp." bemerkt: „Schwer begreiflich wird man es finden, daß der Gerichtshof gegen diese gefährlichen Individuen nicht das strengste Straf maß in Anwendung gebracht Hal. Man wird es im Volke nicht verstehen, daß den französischen Spionen, deren Er mittelungen, wenn sie geglückt wären, in einem Kriege mit Frankreich möglicher Weise für Tau ende unserer bracen Soldaten verhängnißvoll hätten werden können, mildernde Umstände zugebilligt wurden. Solche mäßigen und nicht entehrenden Strafen können doch nur als Ansporn für weitere Spionage gelten. Die liberalen Blätter plädiren natürlich sogar schon für Begnadigung der verurtheilten „Ehrenmänner"; wir vermuthen, daß diese „Humanitär" den Franzosen wieder einmal Anlaß geben wird, sich über den „dummen Deutschen" luftig zu machen." Die gleiche Ansicht vertritt die „Staatsb.-Ztg." Dagegen hält die „Köln. Zlg." das Unheil gegen die französischen Späher für durchaus angemessen, ebenso auch die „Franks. Ztg." — Nach den vor erst spärlichen 'Nachrichten Lus Paris hat die Milde des UrlheilSspruchs von Leipzig auch nicht den geringsten Eindruck auf die Franzosen gemacht. Man erklärt im Gegentheil, daß die Strafe außerordentlich hart ausgefallen ser, und knüpft daran die Hoffnung auf baldige Begnadigung oder gar die Drohung, man werde in Frankreich künftig deutsche Spione mit der ganzen Schärfe des neuen Gesetzes treffen. Der „Jour" schreibt, er wolle gegen das Urtheil, so harr es auch ser, keine Einwendungen erheben, empfehle jedoch den französischen Gerichten gegen deutsche Späher weniger mild als bisher vorzugehen. Plan könne ohne Uebertreibung von jedem in Frankreich lebenden Deutschen sagen, daß er in seinem Kreise die Aufgabe eines Spähers erfülle. Die Polizei möge deshalb alle Deutschen genau überwachen. Für die Folge sei Mißtrauen gegen die Deutschen eine patriotische Pflicht. Türkei. Der „Voss. Ztg." wird aus Konstantinopel gemeldet: In Aozgat, in der 'Nähe von Angora, haben ernste Ruhestörungen, begleitet von Blutvergießen, stattgefunden. Der Generalgouverneur der Provinz, Abeddin Pascha, ein Epirote, wurde abberufen, weil die fanatische muselmanische Bevölkerung ihn beschuldigte, die Christen zum Nachtheile von Mohamedanern begünstigt zu haben. Abeddin wurde zum Gouverneur des Archipelagus mit dem Wohnsitz in Rhodus ernannt und durch Memdouch Bey, den gewesenen Gouverneur von Sivas, ersetzt. Die Pforte entsandte eine Kommission, bestehend aus mehreren Beamten der kaiser lichen Prokuratur nach Uozgat, die eine Untersuchung ein- leiten soll. Amerika. Nach den vorliegenden Depeschen aus Rio de Janeiro hat am 16. ds. Mts. ein allgemeiner Kampf zwischen den Regierungstruppen, den Forts und der Flotte stattgcfunden. Der Präsident Pcixoto besetzte die Insel Bom-Jesus, wo die Aufständischen bisher Wasser zu holen pflegten. Der „Aquidaban" ist nach Rio zurückgekehrt; der selbe trägt deutliche Spuren des ihm durch das Feuer der Forts zugesügten Schadens. OertlicheS «nv Sächsisches. Riesa, 20. Dezember 1893. — Im Königreich Sachsen wurden vom 1. Oktober 1892 bis 30. September 1893 zusammen 300 Hilfslehrer etngewiesen, 148 Lehrer starben, 6 feierten das fünfzigjährige und 8 das vierzigjährige Amtsjubiläum. Außerdem wurden 58 neue Schulgebäude geweiht. Die kleinste Stadt weist 152, die größte 52 050 Schulkinder, die Erstere 2, die Letztere 1099 Lehrer und Direktoren auf; 3 Städte haben 2 und 2 Städte 3 Lehrer. — Auf Anregung des ReichSzcsundheitsamteS wird gegenwärtig wieder in allen Bundesstaaten eine Erhebung über Umfang und Behandlung der Influenza vorgenommen. Schon vor zwei Jahren wurden Erhebungen hierüber ver anstaltet. Auch in unserer Elbstadt Riesa ist diese Krankheit während der letzten Wochen wieder mit besonderer Heftigkeit aufgetreten, so daß in sehr vielen Familien Patienten zu finden waren. — „Stille Nacht, heilige Nacht k" Dieses echte deutsche Volkslied, das zum Lieblingslied unserer Jugend geworden ist, klingt uns jetzt schon, obgleich Weihnachten mit all seiner Freude noch nicht herangerückt ist, allenthalben entgegen. Und wenn nun erst das Fest der Liebe selbst eingezogen ist, da dürfte es wohl nur wenige Häuser geben, in denen nicht im festlichen Kerzenscheine aus der Kinder liederfrohem Munde die schlichten Töne des erwähnten Liedes erschallten. Wie einst „Die Wacht am Rhein" das gesammte deutsche Volk mit patriotischer Begeisterung erfüllte und es auch heule noch thut an den nationalen Festtagen, so zieht das „Stille Nacht, heilige Nacht" unsere Herzen himmelwärts, versetzt uns im Geiste auf Bethlehems Fluren, wo einst der Engel die frohe Botschaft verkündigte, und erfüllt uns mit weihnachtlicher Freude. Nur Wenigen dürfte der Umstand bekannt sein, daß es in diesem Jahre sein 75jähriges Jubi läum feiert, und daß es vor 60 Jahren am Heiligen Abende zum ersten Male in Leipzig gesungen wurde. Joseph Mohr, der am 11. Dezember 1792 in Salzburg geboren wurde und als katholischer Priester in Oberndorf an der Salzach wirkte, dichtete es am Heiligen Abende des Jahres 1818. Noch an demselben Tage überreichte er sein neuestes Merk chen seinem Freunde Franz Gruber, der Lehrer in Armsdorf und Organist in Oberndorf war, mit der Bitte um Com- position. Franz Gruber erfüllte diese sofort, und in der folgenden Weihnacht sang Mohr mit seiner wunderschönen Tenorstimme der andächtigen Christgemeinde das Lied vor, dessen schlichte Töne den Hörern tief zu Herzen drangen. Schnell verbreitete es sich von Mund zu Mund in ganz Salzburg und in einem großen Theile von Süddeutschland. Kurz vor dem Weihnachtsfeste des Jahres 1833 kamen die vier Geschwister Straßer aus dem Zillerthale nach Leipzig, trugen das Lied dem damaligen Kantor an der katholischen Kirche, Alscher, vor und erhielten die Erlaubniß, das „Stille Nacht, heilige Nacht" während der Christmette in der Kirche zu singen. Hier wurde es nach Gehör ausgezeichnet, und nun trat es seinen Siegeszug durch ganz Deutschland an. König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen gefiel es so sehr, daß er es sich alljährlich vom Domchor im Kgl. Schlosse vorsingen ließ. Heute hat es sogar seinen Weg über den Ocean nach der neuen Welt gefunden, und zahlreiche Lieder bücher haben ihm eine Heimstätte gewährt. Zu bedauern nur ist es, daß die beiden verdienstvollen Schöpfer des herr lichen Liedes, Joseph Mohr und Franz Gruber, fast nie ge nannt sind. Vom Landtage. In der Zweiten Kammer stand gestern der Antrag Ahnert und 48 Genossen: die König! Staatsregierung zu ersuchen, auch über die Erbauung einer Eisenbahn von Trebsen über Brandts nach Beucha und von Dresden nach dem Hochplateau bei Schönfeld noch der gegenwärtigen Ständeversammlung eine Vorlage zu machen, zur Vorberathung. Sekretär Ahnert erklärte, daß die An tragsteller eine Debatte über den Antrag in der heutigen Verhandlung nicht für nöthig erachteten. Der Antrag wurde hieraus einstimmig an die Finanzdeputation 8 zur Bericbt- erstallung überwiesen. Zuletzt wurden die Titel 20, 25, 30, 34 des außerordentlichen Etats — Erweiterung des Bahn- hoss Mittweida, Umgestaltung des Haltepunkts Zschaitz in eine Haltestelle, Ankauf des Kichlschen Gasthofgrundstücks am Bahnhof Priestewitz, Herstellung eines Ausziehglcises am
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview