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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.05.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990503010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899050301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899050301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-05
- Tag1899-05-03
- Monat1899-05
- Jahr1899
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s. MU W Lchziger Tageilsstt M AWM M. W, Rittivoch, 3. Rai MS. Wi>M.A«Wbk.j Der Cantate-Montag -er Deutschen Buchhändler. Leipzig, 2. Mai. „Heesemann kommt zur Buchhänbler- messet", das ging schon vor Wochen von Mund z-u Mund, als man in heimischen Buchhändlertrersen von den emsigen Vor bereitungen des Festausschusses zur Inscenirung neuer über raschender Veranstaltungen für den berühmten traditionellen Cantate-Montag hörte. Und Heesemann, der kleine Lustige aus ljirna mit dem unverfälschten sächsischen Idiom, erschien gestern Albend in der That leibhaftig wieder im Theatersaale des Krystallpalastes, wo die deutschen Buchhändler mit heimischen Collegen noch ein paar fröhliche Stunden im Ausklang der Cantate-Mess« verlebten. Aber der pfiffige Sortimenter hatte seinen fliegenden Buchladen vom vorigen Jahre in ^iautschau aufgegeben und erschien nun hoch zu Elephant als japanischer Generalinspectcur, als „Mizetado Her se in a n n", in einem von unserem Arnold Hänsel« r verfaßten allerliebsten Traum-Idyll, das seinem Inhalt nach ebensogut di« „Jagd nach einem Opcr«tt«nstoff" genannt werden konnte. D«r Dichter, den in seinem ledernen Sorgenstuhl nach der „ersten Flasche Begeisterung" allerhand Gedanken, nur kein« poetischen, umgaukeln, begiebt sich «dabei selbst auf Reisen, lernt die Thee- hausprimadonna Mimosa San bei Wun-Hsi kennen, wohnt der achtfachen Hochzeit des Mizekado Heesemann bei und schlägt sich dann als vermeintlicher Spion bei Blitz und Donner in di« spanischen Berge. Musikalisch bekannten und beliebten Operetten „nachempfunden", machte der muntere Schwank mit einen reizenden humoristischen Pointen geradezu Furore. Konnte es aber auch anders sein bei dem Aufgebot von so bewährten künstlerischen Kräften, wie sie hier zur Stütze eines übermüthigen Operettenscherzes wurden! Auf der einen Seite die Herren Hänselei (Dichter), Franck (Wun-Hsi), Searle (Heese mann) und Bauberger (Fairsax), auf der anderen Vie Damen Frau Wolff (Mimosa), Frl. Buse (Cen-Cen-Zi) und Frl. Wallner (Adelte Gilbert), dazu der cmmuthige Chor der TheehauSsängertnnen, repräfentirt von den Damen Lindner, Harcuba, Mehnert, Brandtner, Buchmann, Schneider, Naumann und Kittler. Auch die Herren Müller und Schulze wirkten „in der Rolle des Elephanten" mit; der Eine gab di« Vorderbeine, der Andere die Hinterbeine. Bild für Bild der lustigen Operette gewann lauten Beifall, ihre reizenden Duette und Couplets wurden stürmisch bejubelt und die einschlagenden Localwitze mit größter Heiterkeit aus genommen, so daß allen Mitwirkenden wie auch dem Festausschuß der verdiente Erfolg winkte. Angesichts der versammelten fröhlichen Theatergemrinde, die in „engstem Zusammensein" der Aufführung beigewohnt hatte, konnte denn auch der erste Vor steher des Börsenvereins der deutschen Buchhändler Herr Carl E n g e l h o r n - Stuttgart mit besonderer Befriedigung den Festausschußmitgliedern, den Herren Wilhelm Klinkhardt, Carl Linnemann und Alfred Staackmann, den Dank aller Versammelten für die Hingebung aussprechen, mit der sie ihre Aufgabe in Bewahrung der von dem vorhergehenden Festausschuß erhaltenen Tradition gelöst. Mit diesem Dank verband er einen weiteren für Herrn Petters in Heidelberg, diesen unermüdlichen Wohlthätigkeitsapostel des deutschen Buchhandels. Kunst. Berichtigung. In verletzten Besprechung über Del Beech io's Kunstausstellung mutz eS heißen anstatt Mamela Water» meyer-Münchrn — Manuela Watermey« r-Naumburg o/S. Gerichtsverhandlungen. Königliche» Schwurgericht. IX. Sitzung. O. Leipzig, 2. Mai. Wegen Meineids hatte sich heute der Glasschleifer Peter Markus Fischer auS Hellingen, zuletzt in Schönefeld wohnhaft, vor dem Schwurgericht zu verantworten. Der Gerichtshof bestand aus den Herren Landgerichtsdirector vr. Müller als Vorsitzendem und Landgerichtsrath Waldenburger und Assessor vr. Bräuer als Beisitzern. Die Anklage vertrat Herr Staats» anwalt vr. Lange, die Bertheidigung lag in den Händen deS Herrn Rechtsanwalts vr. Kallir. Als Geschworene fungirten die Herren: KalkwerkSb.sitzer Speck-Borna, Kaufmann Umbach-Leipzig, Kaufmann Stenqer-Leipzig, Kaufmann Schöppe-Leipzig, Kaufmann Dorsch-Leipzig, Gutsbesitzer Jhle-Oetzsch, Rittergutspachter Lorenz- Canitz, Ziegeleibesitzer Fischer»Liedertwolkwih, Rittergutsbesitzer Zimmermann-Nischwitz, Kaufmann Sernau-Leipzig, Gutsbesitzer und Gemeindevorstand Hänsel-Nickolschwitz und Maschinenfabrikant Schütze-Wurzen. Fischer ist am 4. November 1859 geboren und am 8. Februar wegen schwerer Urkundenfälschung und Betrugs unter Zubilligung mildernder Umstände und unter Anrechnung von vier Monaten der erlittenen Untersuchungshaft vom hiesigrn Landgericht zu drei Jahren sechs Monaten Gefängniß und drei Jahren Ehrverlust verurtheilt worden. Fischer war mit dem hiesigen Speise» wirth H. befreundet. Dieser hatte ihm im Februar 1897 mitgetheilt, daß er entschlossen sei, Frau und Kinder zu verlassen und mit seiner Köchin nach der Schweiz zu reisen. DaS Reisegeld hierzu habe er in Höhe von 25 450 in einer Cassrttr unter der Diele feines Gartenhäuschens versteckt. Angeblich au» Mitleid mit der Frau und der Familie seines Freundes mochte Fischer von dem Plane H.'S dessen Frau Mitthrilnng und rieth ihr, wenn sie sich daS, waS sie gemeinschaftlich mit ihrem Manne verdient hätte, retten wolle, die Cassette sich anzueignen. Die H. befolgte auch den Rath und gab von dem Inhalt der Cassette dem Fischer 23 850 X, von denen er 13 850 bei Banken einzahlen, den Rest von 10000 ^ll aber ihr mit 4V« Proc. verzinsen sollte. Ja Gemeinschaft mit seinem Hauswirlb, dem Zeichner Hofsmann in Schönefeld und dessen Wirthschasterin, der verehelichten Rothe au» Ohlau hat nun Fischer gegen dir Frau H. «in BrrängstiguugSverfahrrn «ingrlrttet, münd- KriMU-Palast. k. Leipzig, 2. April. Bei der diesmaligen Neugestaltung des Ensembles im Krystall-Palast haben die „Kleinen", vor den „Großen" den Vorzug gehabt. Die Künstler sind hier, mit Ausnahme von Horvath'S Zwergen, die sich die Sympathie aller Besucher de» „THSLtre variSttz" erworben haben, sämmtlich nach anderen Stätten der Specialitäten-Kunst abgereist. Nicht weniger als zehn neue Debüts fanden am gestrigen Abend statt. Eine reizende Neber- raschung bildete darunter Petram'S „Fantoches » Theater". Dasselbe ist gewissermaßen ein „Miniatur-Circus", der in unserer Zeit, wo die Technik und Mechanik Wunder über Wunder schafft, daS größte Interesse beanspruchen kann. Man sieht immer wieder, wenn derartige Vorstellungen so großen Beifall finden, daß unser Publicum eigentlich noch nicht so blasirt ist, als man uns immer glauben machen will. Die zierlichen, reizenden Figuren führen die schwierigsten Trics mit Grazie und Leichtigkeit aus und haben den nicht zu unterschätzenden Bortheil, daß sie selbst die tollkühnsten Wagnisse niemals mit einer Cur in Binden und Bandagen bezahlen Müssen. Dürfen sie sich doch sogar ungescheut in den Käfig des Löwen begeben. Ihr „Trompeter von Säkkingen" hatte ganz be sonderen Erfolg. Eine überaus gewandte Künstlerin aus dem Drahtseil ist Fräulein Alexandrine, die ebensowohl durch Anmuth, wie durch Routine imponirt. Neue» sind ja die Drahtstilkünstlerinnen kaum noch im Stande zu bieten, aber man folgt ihren Exercitien auf dem schwanken Pfade doch immer wieder mit Wohlgefallen und nimmt auch jede kleine Abweichung von dem bisher Dagewesenrn dankbar entgegen. Die Sprünge und Tänze der Künstlerin verrathen eine außer» ordentliche Gewandtheit und Sicherheit auf ihrem Gebiete. Ein eigenartiges Schauspiel gewährt das Auftreten der Familie Ne iß, die an einem elektrischen Lustapparat mit außerordentlicher Gewandtheit ihre Künste zum Besten giebt. In der Zeit der Elektricität setzt uns auch ein elektrischer Luftapparat nicht mehr in Erstaunen. Aber die Reiß-Truppe führt auch ihre Künste wie „rlektrisirt" durch und erntete für die verschiedenen Leistungen, bei denen ebensoviel Kraft wie Gewandtheit entfaltet wurde, reichen Beifall. Trefflich führten sich auch die spanischen Sänger und Tänzer „Los Suarrz" ein, welche ihre Nationalgesänge und Nationaltänze mit Verve zur Geltung bringen und zeigen, daß spanisches Blut in ihren Adern rollt. Frl. Mary Werder ist eine Soubrette von gutem Humor und weiß auch eine drastische Komik zu entfalten, die sie befähigt, selbst als Stellvertreterin für Siegwart Gentes zu sungiren. Sie trägt mit Chic und Anmuth vor und verfügt auch über gute Stimmmittel. Die Gebrüder Morrlly sind Virtuosen am drei fachen Reck und Bravourturner ersten Ranges. »Die Equilibristen Hasson und Jenny operirea auf einem rollenden Modus. Ihre Bewegungen vorwärts und rückwärt», ihre Sprünge durch Reisen rc. beweisen, daß sie auf der rollenden Erdkugel doch, wenn man so sagen darf, „festen Fuß gefaßt" haben. Im „Nordstern-Trio" präsentirt sich ein weitere» Gesangs- und Tanzensrmble, das im Amazonen-Costüm auftritt und in Gesang wie Tanz Vorzügliche» leistet. Die drei Schwestern Alvary — nach einer neuerlichen ge richtlichen Entscheidung gilt übrigens bei den Verwandtschaft», verhältllissen der Künstler die Bestimmung des Code Napoleon „la rscdercbv est iutsrckitv" — treten als Gladiatoren am Stehtrapez auf und beendeten die gestrige Vorstellung in glänzender Weise. Auch daS neue Ensemble wird sicherlich die Gunst des Publicum» erringen und behalten, bi» es wieder mit Glasbrenner heißt: „Rrrrl Ander Bild!" Entscheidungen -es Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) Leipzig, 1. Mai. Diebstahl an Elektricität straf. Eine Rechtsfrage von außerordentlicher Tragweite wurde dem ersten Strafsenat deS Reichsgerichts unterbreitet. Die c, wird ober im praktischen Leben wenig und läßt den Wunsch noch einer Aenderung Sport. * Leipzig, 2. Mai. Leipzig rost am 13. diese» Monat» zum dreitägigen FrühjahrS-Meeting und die zahlreichen Freunde der so hübsch am Scheibenholz gelegenen Rennbahn werden diesen Ruf nicht ungehört vergehen lassen und durch einen zahlreichen Besuch ihr Interesse für die sportliche Sache bethätigrn. Wie die zahlreich eingelaufenen Nennungen zeigen, dürften wir stark« Felder am Start zu erwarten haben, darunter in den einzelnen Concor- renzrn viel erstklassige» Material. Der Verlauf der Rennen be rechtigt zu den höchsten Erwartungen. Frühaufsteher seien daraus aufmerksam gemacht, daß die hier trainirten Pferde die schärfere Arbeit schon längst ausgenommen haben, rin Bielen willkommener Wink, ihren Frühspaziergang nach der Rennbahn zu richten. Renne» zu Hoppegarten am S. Mat. (Privattelegramm) I. Preis von Lichtenberg. Preis 3000 Dist. 1400 m. „Bayreuth" 1., „Querstrichs 2., „Energie" 3. Tot.: Sieg 67:10. Platz: I 48, 11 42, III 46:20. Ferner liefen „Loreley II.' , „Clown", „Flechtingen", „Auf Wiedersehen", „LehoSjuogfer". II. Jedfoot Handicap. Preis 3000 Dist. 1600 in. „Seraphine" 1., „Bitefse" 2., „Hedge" 3. Tot.: Sieg 34:10. Platz: I 30, II 30, III 274 : 20. Ferner liefen „Saint Shadow", „Shotley", „Claras", „Palo-Alto", „Kontador", „Wembley", „Anning", „Pilot". III. Preis von Friedrichsfelde 3000 .« Dist. 1800 m. „Jrmino" 1., „Ferro" 2., „Nicolo" 3. Tot.: Sieg 127:10. Platz: I 60, II 36 : 20. Ferner liefen „Sidoaie", „Musha". IV. Hammerfest-Renneo. Preis 1500 Dist. 1200 m. „Athalerich" I., „Ben Bow" 2., „Florida" 3. Tot.: Sieg 84:10. Platz: l 58, II 64 : 20. Ferner liefen „Bengel", „Duhmeldopp". V. Bandit-Rennen. Preis 3000 Dist. 1800 w. „Gaticano" 1., „Slusohr" 2., „Misttgri" 3. Tot.: Sieg 17 :10. VI. StrauSberger Handicap. Preis 2000 ^l Dist. I400w „Fanfaron" 1., „Troubadour" 2., „Nelson" 3. Tot.: Sieg 42:10. Platz: I 46, II 82 : 20. Ferner liefen „Maßliebchen', „Fag", „Chic". VII. Mohlsdorfer Hürden-Renaen. Preis 2000 Dist. 2400 m. „Schneehättan" 1., „Sorma" 2., „Lydia" 3. Tot.: Sieg 22:10. Platz: I 26, 11 32, 111 26 : 20. Ferner liefen „Merkur", „Troika", „Erica", „Landsmännin", „Gardine". Rennen zn Mannheim am S. Mat. (Privattelegramm.! BürgrrpreiS. Preis 1500^! Dist. 1800m. „Actarou"1., „Federfuchser" 2., „Jacob" 3. Tot. 34:10. I. Platz 17, 2. Platz 28, 3. Platz 31:10. Rennen zu Ehester am S. Mat. (Privattelegramm.) Stamford Tivo Bear Old Plate. Prei« 4000 Dist. 1000 m. „ LilySuresort" I., „Dulcemona" 2., „Lady Hugo" 3 Tot. 7:1. 6 Pferde liefen. Mostyn Tivo Bear Old Plate. Preis 10000 ^tl Dist 1000 w. „Lhevrntng" 1., „O'Donovan Rossa" 2., „Tiresomr" 3 Tot. 11:4. Wynnstay Handicap Plate. Prei-4000^» Dist.2400m. „Drbrrtt" 1., „Folse Step" 2., „Peseta" 3. Tot. 5:2. Bier Pferd« liefen. Rennen zu Calambea am 2. Mat. (Privattelegramm.) Grand Prix de» «ppreott». Preis 10000 Frc«. Dist. 3000 m. „Marin" 1., „Bonnet B«rt" 2., „Raguette II" 3. Tot. 321:10. 1. Platz 42, 2. Platz 17, S. Platz 14:10. Neun Pferde liefen. Prix d'Argenteoil. Prei» 5000 Frc». Dist. 2100 w. „ Forgrt" I., „Courage to thr Last" 2-, „Full Moon" 3. Lot. 96:10. 1. Platz 25, 2. Platz 28, 3. Platz SS: 10. 10 Pferd« liefen. v. loSl heute , ,, Lösung erscheint zwar vom Standpunkte der Gesetzesautleguiig durchaus unanfechtbar, wird ober im praktischen Leben wenig Befriedigung errege» und läßt den Wunsch noch einer Aenderung deS Gesetzes hervortreten. Der erste Strafsenat hat nämlich ebenso wie der vierte ausgesprochen, daß die Ent wendung elektrischer Energie nicht unter den Diebstahls paragraphen subsumirt werden kann, da die Elektricität nicht al» eine „bewegliche (körperliche) Sache" im Sinne de» Gesetze« anzusehen sei. Mit anderen Worten: der Diebstahl an Elektricität ist zur ZeD praflosl Die Einzelheiten de-ProcesseS waren solgend«: Da« Laikdgericht Elberfeld hat am 8. Tecember vorigen Jahre« di« MonteurePeter» au» M.-Gladbach und Küpper'S auS Köln wegen Diebstahls zu je einem Tage Gesänguiß verurtheilt. Sie hatten eine elektrische Leitung mit ihrem Zimmer in Ber- bindung gebracht und durch einen heimlich angelegten Draht längere Zeit hindurch Elektricität zur Beleuchtung des Zimmer- entwendet. Da« Landgericht hat angenommen, daß slras- barer Diebstahl vorliege. WaS Elektricität ist, heißt e» im Urthelle, darüber sind dir Gelehrten noch nicht einig. Sie hat aber die wesentlichen Eigenschaften einer beweglichen Sache. — Liese An- schauung bekämpfte di« von Peter« eingelegt« R« vif ton. — Der Reich sanwalt führte in seinem Plaidoyer Folgendes aus: Das Landgericht hat sich dem Gutachten deS einen vernommenen Sach verständigen angeschlossrn, wonach die Elektricität al- eine Flüssig keit anzusehen sei, als etwas Stoffliches, ähnlich dem Gase. So lange sie in den Drähten ist, ist sie im Gewahrsam deS Inhabers. Ist die Revisionsiastanz an die Feststellung der Vorinstanz gebunden, daß die Elektricität eine den Raum erfüllend» Materie ist? Es ::scheint zweifelhaft. Ungleichheiten in der Rechtsprechung werden sich niemals beseitigen lassen. Es kommt viel aus die Form des Antrages an, ob das höchste Gericht so oder so entscheidet. Wenn eS sich um concret« Feststellungen handelt, kann daS Reichsgericht nichts machen, aber wenn es sich um allgemeine ErfahrungSsätze handelt, ist es nicht an die Feststellungen de» ersten Richters gebunden. Hieraus ergiebt sich dir Möglichteit der Nachprüfung. Der 3. Strafsenat hat, als eS sich um dir Beschädigung einer Fernsprechaulage handelte, diesen Grundsatz angewendet. Da hatte der Senat einen wissenschaftlichen Er- ahrungSsatz, den der Borderrichter übersehen hatte, zum Ausgangs- »uncte der Aufhebung des Urtheils gemacht. Der 4. Strafsenat hat 29.Bd. der Entsch.) eine Freisprechung von der Anklage des Diebstahls an Llekricität bestätigt, weil der elektrische Strom kein Fluidum sei, andern eine Bewegung. Nur «in Stück Materie kann nach Ansicht de- 4. Strafsenates Gegenstand eiueS Diebstahls sein. Dir« steht im Gegensatz« zu meinen vorigen Ausführungen, die, wenn sie vom Senate gebilligt werden, zu einer Plenarentscheidung führen müssen. Der 4. Strassenat steht auf dem Standpunkte, daß der Borderrichter die Feststellungen in eiuwandsreier Weise getroffen habe und es gleichgiltig sei, ob er die naturwissenschaftliche Streit rage richtig beantwortet habe. Die Annahme eine» Fluidum» durch das Elberfelder Landgericht gehört zu den naturwiffenschaft- lichen Problemen, mit denen sich der Richter nicht zu befassen hat. Dieser kann sich nur aus den gerade herrschenden wissenschaftlichen Standpunkt stellen. Man hat mit unkörperlichen Sachen bisher nicht gerechnet. Wenn man nur da» al» körperliche Sache anfrheu wollte, was körperlich im physikalischen Sinne ist, so würde man dem 4. Strafsenate beitreteu. Die RechtSbrgriffe pflegen au» den wirklichen Vorkommnissen deS Lebens abslrahirt zu werden. Kommen nun neue Fälle vor, welche sich unter die vorhandenen Begriffe nicht einreihen lassen, so müssen die Begriffe corrigirt werden. Die Entstehung des Begriffes der körperlichen Sache beweist dies. Kann die Elektricität der unmittelbaren Herrschaft der Menschen unter worfen werden? Ja I Aber die Sache muß „selbstständig" sein. Ist die Elektricität das? Die Erzeugung oder Bändigung der Elektricität ist nun allerdings an die Maschine gebunden und kann durch diese abgeslellt werden. Aber dasselbe ist beim Gas der Fall. Die Elektricität ist keine bloße Erscheinungsform der menschlichen Arbeit, sondern Product der- elben, also selbstständig. Wie das Gas nicht an die Röhren, so ist die Elektricität nicht an die Drähte gebunden. Aber beide sind auch ohne dieses möglich, man denke nur an die Telegraphie ohne Draht. Der Accumulator spricht auch für die hier vertretene Ansicht. Mit ihm „speichert" man die Elektricität auf, wenn man sie nicht sofort gebraucht. Dadurch ist sie auch unabhängig von ihrem Erzeuger gemacht. Man sieht sie allerdings nicht im Accumulator, aber sie ist einer verzauberten Prinzessin vergleichbar, die nur auf den Befreier wartet. In Paris fallen zur Zeit der nächsten Aus stellung 1000 Droschken von einem ElektricitätSwerkr gespeist werden. Der „Kutscher" hat nur nüthig, mit seinem Accumulator an den Hahn zu gehen, ihn füllen zu lassen und damit wegzufahren. Das ist nach gemeinen Begriffen doch die Wegnahme einer Sache. Hält sich der Senat an die Feststellungen der Borinstanz, so wird er die Revision verwerfen, andernfalls würde Verweisung der Angelegen heit vor das Plenum der Strassenat« nöthig sein. — Der Senat erkannte indessen auf Aufhebung deS UctheilS im vollen Um- änge und sprach nicht nur Peters von der Anklage des Dieb stahls frei, sondern auch den Mitangeklagten Küppers, der gar nicht Revision eingelegt hatte. Aus den UrtheilSgründen ist folgendes Hervorzuheben: Für die Frage, ob Elektricität Gegenstand des Diebstahls sein kann, ist entscheidend, ob sie eine be wegliche Sache ist. Im Sinne deS Diebstahlsparagraphen wurden unter Sachen bisher immer nur körperliche Sachen verstanden. Nun ist allerdings als Gegensatz regelmäßig nur eine unkörprrliche Sache (z. B. eine Forderung) angesehen worden. Um im Gegensatz zu unkörperlichen Sachen und im Anschluß an die körperlichen Sachen zu letzteren auch hie Gegenstände deS wirlhschaftlichen Ver kehrs rechnen zu können, wäre eS nothwendig, den bis herigen Sachbegriff, wie er in der Rechtssprechung all- gemein angenommen ist, wonach eine körperliche Sache eine selbst ständige stoffliche Existenz hat, ein physikalische Materie ist, neu zu construiren. Diese Neubildung würde aher weder in dem bisherigen Sprachgebrauch«, noch in der historischen Entwicklung deS Sach- begriffe- im Strafgesetze noch in der Rechtsprechung eine Stütze finden. Selbst das neue Bürgerliche Gesetzbuch kann dazu nicht heran- gezogen werden. Die Elektricität wird zu den Energien der Natur wie Schall, Licht, Elektricität gerechnet. Wenn auch ihr Wesen noch nicht erforscht ist» so ist man doch von der Annahme, daß sie eine Art Flüssigkeit sei, längst abgekommen. Wenn man noch immer von elektrischem Strome spricht, so ist dies nur ein nicht zutreffender bildlicher Aus druck. Hat daS Landgericht sich mit diesem Bilde an Stelle der realen Wirklichkeit begnügt, so hat eS rechtsirrthümlich gehandelt. Auch das Thatbestandsmerkmal der Wegnahme au» dem Gewahrsam wird sich bei der Elektricität nur schwer Herstellen lassen. Auch wenn sie „abgeleitet" und ihre Krast verbraucht wird, kann sie doch nicht selbstständig und losgelöst von dem stofflichen Gegenstand«, der ihr Erzeuger und Leiter ist, in einen anderen Weg und Gewahrsam gebracht werden, selbst wenn eS sich um einen gr- füllten Accumulator handelt. Ein solcher selbst kann allerdings Gegenstand d«S Diebstahls sein, denn er ist eine körperliche Sache. Auf die Entwendung der Elektricität allein kann aber der Dieb stahlsparagraph ohne unzulässige Ausdehnung und Neu-Con- struction des Sachbegriffes, deren Tragweite sich nicht übersehen läßt und die wohl eine Ausdehnung auf Schall, Licht rc. zur un liebsamen Folge hätte, nicht angewendet werden. Die Frage,' ob andere Strafnormen im vorliegenden Falle zur Anwendung kommen können, war auch zu verneinen. Sachbeschädigung konnte nicht angenommen werden, weil «ine solche die Einwirkung auf die Sub stanz der Sache erfordert. Man kann auch nicht sagen, daß dem Drahte eine Eigenschaft entzogen worden sei, denn die Elektricität ist keine Eigenschaft des Drahtes. Auch von Betrug kann — im vorliegenden Falle wenigstens — keine Rede sein, denn eS fehlt die Vorspiegelung einer falschen Thatsache und die Er regung eines Jrrthums. — Der Senat ist der Ansicht, daß bezüg lich der Elektricität die Rechtsprechung sich wenigstens auf die negativen Ergebnisse der wissenschastlichen Forschung stützen kann, und darnach war anzunrhmen, daß der Elektricität diejenigen Eigen schaften fehlen, welche nöthig wären, um sie al» bewegliche Sach« im Sinne des Gesetzes anzusehen. lich und schriftlich ihr mitgetheilt, ihr Mann hab« gedroht, sie und ihre Tochter zu erschieße», auch er (Fischer) fei von ihm bedroht rc. Frau H. wurde dadurch veranlaßt, zunächst nach Dresden und dann nach Wien zu ziehen und hat nur mit vieler Noth uud Mühe vou dem Fischer anvertrauten Gelbe 8000 zuriickerhalten. Fischer erhielt dafür die Eingang- erwähnte Strafe zuerkaunt, während Hoffmann zu zwei Jahren, dir Rothe zu zehn Monaten Gefängniß verurtheilt wurde. Gegenwärtig ist Fischer beschuldigt, am 19. Mat 1898 in ZwangSvollstreckungSsachen der Firma M. L H. v. vor dem hiesigen Amtsgericht den ihm auserlrgten Offenbarung»«!- wissentlich verletzt zu haben. Fischer hatte von 1884—1892 io Leipzig eine Gla«schleifrr,i betrieben, dieselbe aber aufgegebeo, nachdem er sich 17 500 .^ erübrigt hatte, au» den Maschinen und Einrichtung«» hatte er gegen 5000 gelöst. Einen Thril diese» Geldes zahlte er bei einer hiesigen Bank ein, einen weiteren Thril legte rr hypothekarisch für seine Frau fest, da rr deren ehrweiblicheS Einbringen mit im Geschäft ver- wendet hatte. Er machte von La ab nur ab und zu GelegeuheitSgeschäfle. Im Jahre 1897 richtete rr sich aus drr sächssich-thüriogischen Ausstellung einen Verkaufsstand von Glatwaarrn eia. Zu seinen Lieferant»» grhörie auch die Firma M. L H. B., die wegen eine» KauspreiSrestr« von 275,3 im Februar 1898 Klage angestrengt hat. Diese ist ihm am 22. Februar »ugrstrllt worden. Im verhandlungS- termin vom 21. März vor dem königlichen Amtsgericht erschien Fischer nicht, eS wurde daher Versäumnißurthril gegen ihn er lassen. Am 26. März wurde zur Zwangsvollstreckung geschritten und ür 103 Möbel gepfändet. Dieselben wurden aber von der Frau reclamirt und mußten im April wieder freigegrbru werden. Der Gläubiger Fischer'» ließ diesen nun zur Ableistung de« Offenbarungs- rideS vorladen. Zu dem für den 11. Mat anberaumten Termin erschien Fischer nicht, er wurde deshalb am 18. Mai verhaftet und am 19. Mai vorgeführt, um die Vollständigkeit und Richtigkeit des von ihm am Morgen ausgesetzten Vermögen-Verzeichnisse» zu bk- chwören. In demselben war u. A. al» sein Baarvermögen 13 11 al» verdienter Arbeitslohn aufgeführt. ES stellte sich aber heran«, daß da» Vermögen-Verzeichnis; objektiv unvollständig und unrichtig war. Zunächst war eine Hypo- thek von 20000 ^l nicht aufgeführt, die seiner Frau für ihr an- gebliche» Einbringen zugrschrieben war, die aber nur auf einem Scheingrschäft beruhte, da seine Frau ihm höchsten» 1000 ^l zu- gebracht hatte. Von dieser Hypothek hatte er 12 500 ebenfalls durch ein Scheinmanöver dem völlig vermögru»lofen Redakteur I. abgetreten, in dem, wir der Herr Staats- avwalt hervorhob. Fischer eia willkommene» Werkzeug gefunden hatte. Von dem Rest von 7500 ^l wollt« Fischer nicht einmal den Zinsengenuß haben, doch stand ihm hirri» die Angabe srioer Frau entgegen. Ferner wurde festgestellt, daß Fischer kurz vor der Ab- letstung des OffenbarungSeide» seiur, seiner Frau und Kinder Spar- bücher abgehoben, Außenstände rincassirt und Sachen verkauft hat, wodurch ihm rin Capital von etwa 8800^1 in die Hände gelaugte, daS am 19. Mai ganz oder mindesten» zu einem großen Theil noch in feinem Besitze gewesen sein muß. Auch hat Fischer eine Anzahl Forderungen, die ihm zustande», nicht mit in sein Vermögens- Verzeichnis ausgenommen, einige suchte er dadurch zu beseitige», daß er sie aus andere z. B. seine 14 Jahre alte Tochter Dora übertrug. Ebenso ist von Fischer eia Einlagebuch bei seinem Bankinstitut über 1890 aus seine Frau lautend und ein Sparkassenbuch über 702 Mark auf seine Tochter Dora, obgleich beide Bücher sein Eigeuthum waren, nicht mit im BermögenSvrrzetchniß aufgesührl worden. Dasselbe gilt auch von Handwerkszeug im ungefähren Werth« von 250 und 20 Stück Glaser-Diamanten. Da Fischer setu Leugnen auch in der Hauptverhandlung fortsetzte und die un- glaublichsten Geschichten zu seiner Entlastung erfand, machte sich eine eingehende Beweisaufnahme nöthig. Unter den abgrhörten Zeugen befand sich auch der au» der Strafanstalt Zwickau borge- führte Hoffmann uud di« zur Zeit in der Strafanstalt BogtSberg befindliche Rothe. Herr Staatsanwalt vr. Lang» kennzeichnete io scharfen Worten die gemeingefährliche Handlungsweise Fischer'- und beantragte die Frage wegen Meineid» zu bejahen; Herr Rechtsanwalt vr. Kallir mein-e dagegen, da» ganze Gebühren Fischer'» zeige da» Bestreben, dem Zugriff seiner Gläubiger möglichst viel von seinem Eigenthum zu entziehen, e» läge eher betrüglicher Bankerutt vor, weshalb er die Beantwortung drr Meineidsfrage in daS Ermesse» der Herren Geschworenen stellen müsse. Die Geschworenen (Obmann Herr Kaufmann Stenger. Leipzig) entschieden im Sinne der königl. Staatsanwaltschaft. Ta Fischer den Meineid nicht in einer Nothlagr, sondern an» schnöder Habgier geleistet hat, wurde vom Gerichtshof wegen des Meineid unter Berücksichtigung der großen Planmäßigkeit und verwerflicher Gewissenlosigkeit, sowie der großen Gemeinheit, welche das ganze Verhalten Fischer's als Merkmal trägt, auf sech« Jahre Zucht haus und acht Jahre Ehrverlust erkannt, auch Fischer für dauernd unfähig erklärt, als Zeuge oder Sachverständiger eidlich vernommen zu werden. Die Gesammtstrafe wird erst gebildet, nachdem das Reichsgericht über die Zulassung der von Fischer gegen seine Ver- urtheilung vom 8. Februar zu drei Jahren sechs Monaten Gefängniß verspätet eingereicht« Revision entschied«» hat. Kunst un- Wissenschaft. Musik. - ' I'. L. Leipzig, 1. Mai. Herr Cantor Bruno Nöthig läßt sich die Pflege der Kirchenmusik wirklich angelegen sein, und die Leipziger verdanken ihm schon manch interessante Bekanntschaft. Es sei nur an die altdeutschen und böhmisch mährischen Gesänge erinnert, die Herr Nöthig erst kürzlich wiederum aufführle. Am Sonnabend handekle e» sich um schwedische Kirchenmusik, die unter gütiger Mitwirkung von Frl. E. Sperling und Herrn Organist Schwarzbach vom Kirckenchvre zu St. Johannis zu Gehör gebracht wurde. An Originalität und specifisch nationalem Charakter läßt sich diese meist neuere Musik allerdings mit der altdeutschen und der cigenthümlich herben böhmisch-mährischen nicht vergleichen. Trotz der skandinavischen Namen der Componisten Nor-n, Moren, Wennerberg, Tullberg und Lundh klingt Alles nach deutscher Schule, von der sich die Schweden anscheinend nicht frei gemacht haben. Am schönsten klang die Motette von L. A. Lundh „Herr, deine Güte", dem Männerchore von Tullberg dagegen „Helden, die beten", dem Andenken Gustav Adolf's gewidmet, konnte ich nur wenig Geschmack abgewinnn. Hier reichte auch die ziemlich schwache Besetzung der Männer stimmen nicht auS. Die Ausführung der schwedischen Kirchen musik durch den wohldiSciplinirten Kirchenchor war unter Rötbig'S Leitung eine gute, wie man daS nicht anders gewöhnt ist. Das Solo im 139. Psalm sang Herr Nöthig selbst mit bestem Gelingen und im 126. Psalm wirkte neben einem Soloquartett noch Frl. E. Sperling als Sopranistin mit und erledigte ihre Aufgabe meist zufriedenstellend. Die frische Stimme der Dame drang siegreich durch, doch war, zumal in der Höhe, noch nicht Alles unanfechtbar. Die Orgelbegleitungen wurden von Herrn Schwarzbach sauber und discret ausgeführt, aber von dem als Nr. 4 auf dem Programm angckündigten Prä ludium 6woII für Orgel von E. Sjögren habe ich nicht- gehört. Gemeinsamer Gesang der Gemeinde eröffnete und beschloß die Aufführung. (Wie uns mitgetheilt wird, mußte-der Sjögren'schen Orgelsatz deswegen auSfallen, weil ein Defect am elektrischen Motor eintrat und nur vorsichtigen Gebrauch schwacher Register gestattete. D. Red. des „L. T") Leipzig, 1. Mai. Im Saale Noth fanb gestern die zweite Prüfung des Musik-Instituts Kleinod statt, unter außerordentlich starker Brtheiligung des Publicums, das den einzelnen Vorträgen lebhaftes Interesse entgegenbrachte und die selben durch Beifall vielfach auszeichnete. Gegen das Pro gramm, das von Gesangsnummern allein 22 aufwies, ist nur einzuwenden, daß es durch seine übermäßige Länge (der erste Theil dauerte bereits gegen 2 Stunden) ermüdend wirkte und manches recht wohl zu Entbehrende enthielt, so vor allen Dingen einig- Nummern, die bereits in der ersten Prüfung zum Vortrag gebracht waren. Begonnen wurde mit dem für 8 Hände arran- girtenMarsch aus demDivertiffementalnHongroisevonSchubert, der eine saubere Wiedergabe fand. Weitere Ensemblevorträge bildeten der erste Satz aus der Symphonie Nr. 1 von Beethoven für Clavier, vierhändig, Geige und Violoncell, der Kaisermarsch von R. Wagner, achthändig, und das Allegretto aus der zweiten Symphonie von Mozart in Trio-Besetzung; das Zusammenspiel war in den beiden erstgenannten Nummern — die letzte habe ich wegen der vorgerückten Zeit nicht mehr gehört — recht lobens- werth und exact. Von größeren Kompositionen für Clavier allein, bez. mit Begleitung eines zweiten Claviers, kamen zu Gehör: der erste Satz aus dem Schumann'schen Concert, Concert (.4 6ur) von Herz und einige Stücke von Chopin. Die Vor tragenden entwickelten dabei ein« nicht unbedeutende Geläufigkeit, die allerdings allein nicht für die Interpretation des Schu mann'schen Werkes ausreicht; vor Allem mußte Tempo und Rhythmus straffer gehalten werden; eine sonderbare Ueberraschung bereitete überdies die Umbildung eines viertactigen Satzes aus Lloll nach Dur. Recht hübsch und mit festem Strich spielte ein jugendlicher Geiger einen Bolero von Schneider. Von der großen Anzahl von Gesängen mögen zunächst die für Frauenchor hervorgehoben werden, die von etwa 20 Schülerinnen ausgeführt wurden: „Morgenständchen" von Krug, „Schwedisches VolkAied" und „Die Himmel rühmen des Ewigen ^hre" vmt Beethoven; die letzteren standen zu Ende des Programms; unter der Leitung des Herrn Eduard Brückner wurde mit anzuerkennender Sorgfalt und dementsprechendem Gelingen gesungen. Weitere Ensemble-Nummern waren u. A. Duette für Sopran und Baryton von Abt und Götze („Still wie die Nacht"), Terzette für Frauenstimmen von Curschmann; auch hier konnte man mit der Ausführung recht wohl zufrieden sein. Von den Solo liedern seien im Besonderen genannt drei Lieder von Frau Kleinod: „Mondnacht", „Maienglöckchen kauten wieder" und „Wenn der Frühling auf die Berge steigt", Braga's: „Der Engel Lied" mit Violoncell, „Das Mädchen und der Schmetterling" von d'Albert, „Neue Liebe" von Rubinstein, „Das Zigeuner mädchen" von Fesca. Die Vorträge fanden reichen Beifall; Frau Kleinod zeigte sich außerdem dabei als sichere und gewandte Begleiterin am Clavier. 8—r. k'. L. Leipzig, 30. April. In der Musikschule von O. Zeichardt, Katharinenstraße 24, wurde am Freitag Abend di« diesjährige Osterprüfung veranstaltet. DaS noch junge Institut bat sich mehr und mehr entwickelt, und wenn auch diese letzte Prüfung, deren zweiten Theil ich hörte, nicht so gute Leistungen durchschnittlich brachte wie die früheren, so ist die Schuld daran doch vor Allem der begreiflichen Erregung der Prüflinge und nicht dem Lehrer zuzuschieben. Vielleicht war da- eine oder andere Stück für den betreffenden Schüler etwas zu schwer, aber trotz der vielen Böcke, die den Abend hindurch geschossen wurden, konnte doch bei allen Clavierschülern ein richtiger Anschlag und verständiger Vortrag constatirt werden. Bor Allem ist eS zu loben, daß Herr Zeichardt wirklich werthvolle Compositione» spielen läßt, statt den Geschmack der Jugend durch seichte Salon stücke zu verderben. DI« Violinspieler hatten leider sämmtlich mehr oder weniger Neigung zum Detoniren. Wirklich erfreulich« Leistungen waren Clementi's v ckur-Sonatr 1. Satz und lutrockuctiou ot Variation» sur un air »uisso von Marks, die recht flott gespielt wurden, und auch die beiden vierhändig gespielten Nummern: Krug, „Transkription" über das thüringische Volkslied „Ach, wir ist» möglich daun", sowie Boieldiro'S Ouvertüre zum „Khalifen von Bagdad" gelangen ganz bübsch. Die ziemlich zahlreich erschienenen Angehörigen solgtru de» Borträgen mit großem Interesse. Hl Leipzig, 1. Mai. In dem gestern Vormittag im Etablisse ment Battenberg veranstalteten Dopprl-Concert de» MusikcorpS des 134. Jnsanterte-Regiment- unter Leitung de» Herrn Musikdirek tor» AlsrrdJahrow und der Capelle de» Hause» unter Leitung des Herrn CapellmeisterS Heinrich kam auch ein von Franz Oberreich componirter Jubel-HymnuS für Orchester und Männer chor, „DeS Deutschen Trutzlied" betitelt, zur Ausführung. Die Com- Position variirt des großen eisernen Kanzlers Wort: „Wir Deutsch« fürchten Gott, sonst aber Nichts in der Welt"; sie wurde mit gewaltigem Schwünge und großer Tonwirkung vom Gesangverein „Sänger kreis" und dem MusikcorpS de» 134. Infanterie-Regiment» unter Leitung de» Compouistru ausgesührt. Chor und Orchester wirkten iu schöner Harmonie, so daß der Eindruck ein ausgezeichneter war. Da- Werk besteht au» drei Theilen: einem Chorlird, einem Trio und einem Choral; r» wird bei patriotischen Gelegenheiten seines reichen Inhalt» wegen sicher gern ausgesührt werden. s In Liegnitz bringt W. Ruduick mit seinem gemischten Chore Albert Lortzing'S geistliche Werke, ein« Hymne und daS Oratorium „Die Himmelfahrt Jesu Christi" vor dem HimmrlfahrtS- seste zur Ausführung. Da» letztere ist im November 1824 in Münster und im November 1829 io Osnabrück ausgesührt. Wissenschaft. * Haie a. S., 1. Mai. Zum Uu!versität»rrctor für dar Studienjahr 1899/1900 wurde heute Geheimrath Prof. vr. Loening, der bekannte StaatsrechtSlehrer, gewählt.
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