01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990520017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899052001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899052001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-05
- Tag1899-05-20
- Monat1899-05
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Neclamen unter dem Rcdactionsstrich (4qv spalten) SO^z, vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 40 Größere Schriften laut unserem Preis- vkrzeickmiß. Tabellarischer und Ziffernsast nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mrt der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mrt Postbeförderung 70.— Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-Au-gabe: Vormittag» 10 Uhr. Marge n-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Sonnabend den 20. Mai 1899. Jahrgang. Am zweiten Leiertage erscheint keine Nummer unseres Blattes. Anzeigen für die Frnhnnininev von» Dienstag, den 25. Mai, erbitten wir bis spätestens heute Sonnabend Abend 7 Uhr. Der Glarrberrswechsel -er Prinzessin Jutta von Mecklenburg. 6. v. k?. Dor Kurzem ging die Meldung durch die Presse, daß die Prinzessin Jutta von Mecklenburg-Strelitz, die Verlobte des Erbprinzen Danilo von Montenegro, zur griechisch-ortho doxen Kirche überzutreten gedenke. Diese Nachricht ist bisher nicht widerrufen worden; man muß sich daher auf das be schämende Schauspiel gefaßt machen, daß eine deutsche Prin zessin evangelischen Bekenntnisses ihren Glauben opfert, um Fürstin eines kleinen Staates, „hinten, weit in der Türkei" zu werden. Ein derartiger 'Glaubenswechsel gehörte früher nicht zu den Seltenheiten. Wenn die orthodoxen russischen Großfürsten aus Vie Brautschau auszogen, bevorzugten sie die deutschen Fürsten häuser, und war eine Prinzessin in Aussicht genommen, so kostete es gewöhnlich nur geringe Mühe, sie mit Einwilligung des Ober hauptes ihres Hauses zur Annahme des zarischen Staatsglaubens zu bewegen, obwohl z. B. der Großherzog 'Karl Friedrich von Weimar bei seiner Verlobung mit der Großfürstin Maria Paulowna nicht daran dachte, seiner Braut einen Glaubens wechsel zuzumuthen. Anders wurde es erst, als in den 70er Jahren die Prinzessin Marie von Mecklenburg-Schwerin sich mit dem Großfürsten Wladimir verlobte und einen Wechsel ihres religiösen Bekenntnisses entschieden ablehnte. Von da an wurden deutsche protestantische Fürstentöchter, welche nach Rußland hei- ratheten, in Ruhe gelassen, und die Prinzessinnen von Sachsen- Altenburg und Hessen-Darmstadt, welche bald nach der Ver mählung der Prinzessin Marie von Mecklenburg den Großfürsten Konstantin und Sergius als Gattinnen nach Rußland folgten, hatten ihres evangelischen Glaubens wegen keine Anfechtung zu bestehen. Zur Vermeidung von Mißverständnissen sei hier be merkt, daß der Uebertritt der Prinzessin Elisabeth von Hessen, der Gattin des Großfürsten Sergius, viele Jahre später freiwillig erfolgte und in keiner Weise mit den bei der Heirath getroffenen Abmachungen zusammenhing. Seitdem aber die Prinzessin Alix von Hessen vor ihrer Ver mählung mit dem Zaren Nikolaus II. den griechisch-orthodoxen Glauben angenommen hat, scheint's aufs Neue „Sitte" werden zu wollen, daß deutsche Fürstentöchter zum Uebertritt zur Ortho doxie veranlaßt werden, wenn sie einen slawischen Prinzen zu heirathen beabsichtigen. Wir wollen von der Großmacht Ruß land völlig absehen. Aber wir verstehen es nicht, welche Erwägungen maßgebend sein könnten, ein Ehebündniß zwischen dem Erbprinzen der Schwarzen Berge und einer deutschen Prin zessin unter Zugeständnissen zu Stande zu bringen, die das nationale und protestantische Empfinden weiter Kreise des deut schen Volkes auf das Empfindlichste verletzen müssen. Es ist nichts Ungewöhnliches, daß die Vertheidiger eines derartigen Glaubenswechsels auf die Gesetze der betreffenden Staaten, die politischen Interessen und die Dogmen der griechi schen Kirche sich berufen. Dieser Hinweis ist aber durchaus verfehlt. Der Gewissenszwang gegen deutsche Prinzessinnen begann in Rußland erst unter der Kaiserin Katharina II., die noch als Großfürstin, ungeachtet ihrer deutschen und evan gelischen Herkunft, freiwillig im Jahre 1744 den griechischen Glauben annahm, um sich in der Gunst der Kaiserin Elisabeth zu befestigen. Vorher hatte es sich mehrere Male zugetragen, daß russische Prinzen „andersgläubige" Gattinnen wählten, ohne dadurch im Zarenreiche Anstoß zu geben. Wir wollen nur die Polin Marina MniSzek, die Gattin des falschen Demetrius, und die unglüF.' che Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel, die Gemahlin *"» finsteren Großfürsten Alexei, des ältesten SohneS Peter'S des Großen, in Erinnerung bringen. Beide blieben, was sie waren, die erstere Katholikin, die letztere Luthe ranerin, und weder der Klerus, noch die öffentliche Meinung stellte an diese Fürstinnen jemals das Verlangen, ihren Glauben der Orthodoxie zum Opfer zu bringen. Erst allmählich hat man sich in Rußland, angespornt durch das Entgegenkommen deut scher Fürstenhäuser, daran gewöhnt, die Forderung zu erheben, daß bei der Eheschließung eines Großfürsten die Gemahlin des selben zu der Staatstirche übertreten müsse. Und sicherlich wäre das vorübergehende Zugeständniß an die drei Prinzessinnen von Mecklenburg-Schwerin, von Hessen und von Sachsen-Altenburg undenkbar gewesen, wenn das Dogma der Staatskirche und eine uralte Tradition die Gleichheit des Bekenntnisses gefordert hätten. Es kann unter diesen Umständen kein Zweifel darüber ob walten, daß zum Uebertritt der Prinzessin Jutta kein zwingender Anlaß vorliegt. Am wenigsten kann von einer politischen Rück sicht der Prinzessin und ihrer Berather die Rede sein. Monte negro ist ein so unbedeutender Staat und greift so wenig in da» Getriebe der großen Politik ein, daß aus der in Rede stehenden Verbindung nicht der geringste politische Vortheil für Mecklen burg oder gar für das deutsche Reich erwachsen kann. Als vor Jahren der Zar Alexander III. bei einem Festmahle in Peter- Hof Nikita von Montenegro als einzigen aufrichtigen Freund Rußlands pries, da erregte dieser Ausspruch die Heiterkeit deS gesammten Europas. Die 'Bedeutung dieses Fürsten ist seit jener Zeit nicht gestiegen, auch nicht durch die Vermählung seiner Tochter Helene mit dem Kronprinzen von Italien. Um so weni ger ist eS zu verstehen, daß von einem deutschen Bundesstaate Rücksicht auf seine Wünsche genommen wird, die man allenfalls bei einem Selbstherrscher aller Reußen begreiflich findet, aber schlechterdings nicht bei dem Fürsten eine» der kleinsten euro päischen Staaten, der in der großen Politik niemals ein irgend wie maßgebender Factor werden wird. Möglicher Weise hat er sich seinerseits nach dem Zaren Alexander III. gerichtet, der nach der Katastrophe von Borkr eine Ergänzung des zarischen Hausgesetzes erlassen hat, in der bestimmt wird, daß die Gemahlin eines Großfürsten, der An spruch auf den Kaiserthron besitzt, dem orthodoxen Glauben an gehören müsse. Aber selbst diese hausgesetzliche Bestimmung wurde nicht in Anwendung gegen die Großfürstin Wladimir (Prinzessin Marie von Mecklenburg-Schwerin) gebracht. Wurde nun auch vielleicht diese Ausnahme deshalb gemacht, weil man nicht an die Möglichkeit des Eintrittes von Umständen glaubte, die einen Anspruch der Nachkommen dieser Großfürstin auf die Thronfolge rechtfertigen könnten, so beweist diese Ausnahme immerhin, daß der mächtige Zar von einer rigorosen Handhabung seiner hausgesetzlichen Verordnung absah, wenn es galt, die be rechtigten Empfindungen eines deutschen Fürstenhauses zu schonen. Und wenn nun wirklich Fürst Nikita jene Verordnung nachahmen zu sollen geglaubt hätte, so hätte er wenigstens sich bewußt sein sollen, daß er damit das Recht verwirkte, für den Erben seines Thrones an deutschen Fürstenhöfen nach einer Gemahlin zu suchen. Jedenfalls ist es von ihm eine mit seiner ganzen Stellung unverträgliche Prätension, von einer deutschen Prinzessin zu fordern, daß sie die Ehre, dereinst Fürstin von Montenegro zu werden, mit der Aufopferung ihres Glaubens bezahlen solle. Vielleicht würde er ein solches Ansinnen auch nicht gestellt haben, wenn daS deutsche Selbstbewußtsein noch dasselbe wäre, das es während der Aera Bismarck war. Oder sollte es bloßer Zufall sein, daß gerade in diese Aera der wiederholte Verzicht russischer Großfürsten auf eine Forderung fiel, die jetzt der Fürst der Schwarzen Berge mit Erfolg erhebt? Deutsches Reich. Berlin, 19.Mai. (Kindersterblichkeit in Arbeiter- Stuttgart abgebaltene Conferenz für Arbeiter-Wohlfahrtsemrichtungen hat sich unter Anderem mit der Fürsorge für Säuglinge beschäftigt. In der Debatte über diesen Gegenstand ist sehr richtig al» die Hauptsache bei allen Maßnahmen zur Verringerung der Kindersterblichkeit die Einrichtung eine» gut orgamsirten UeberwachungSdiensteS bezeichnet worden. Der genannte Herr betonte, daß auch die ehelichen Arbeiterkinder häufig unrer ungenügender Ernährung leiden. DaS ist in der Tbak vielfach sicherlich der Fall. Falsch aber wäre e», die große Kindersterblichkeit in Arbeiterfamilien allein auf ungenügende Ernährung zurückzuführen. Daß auch bemittelte Arbeiterfamilien an der Sterblichkeit der Kinder im Säuglingsalter Schuld haben, hat selbst der „Vorwärts" anerkannt. DaS socialdemokratische Centralvrgan schreibt nämlich am 6. November 1898 in seinem Bericht über den volkStbümlichen Hocbschulcur», den Professor Heubner über da» Thema „Pflege de» Säuglings" gehalten hatte, wörtlich Folgendes: „Die mangelhafte Betheiligung de« Arbeiter standes an dieser Vorlesung erscheint schon deswegen be dauerlich, weil unsere» Erachtens die ungünstigen Sterblich. keitSverhältniffe der Proletarierkinder durch eine sachgemäße Belehrung der Eltern über Säuglingspflege dock etwas gebessert werden könnten. Die Gesundheits- und Sterblich- keitSverhältnifle der Kinder au» den wohlhabenden Elasten sind nicht bloS deshalb günstigere, weil deren Eltern bessere Milch u. s. w. bezahlen können, sondern auch deshalb, weil hier meist eine geregelte ärztliche Ueberwachung besteht und daher Mißgriffe bei der Ernährung und Pflege eher ver- mieden werden. Zn der Proletariersamilie fehlt eS auch an dieser Ueberwachung, und darum sind gerade auf dem Gebiete der Kinderernährung dort auch solche Mißstände zu finden, welche nicht unmittelbar als Folge der materiellen Nothlage anzusehen sind." — Diese ärztliche Ueberwachung herbeizufübren, sollte nicht erhebliche Schwierigkeiten bereiten. Durchaus Wünschenswerth aber scheint un» zu sein, daß bemittelte Arbeiterfamilien wenigstens einen Theil der Kosten aufbringen, welche die ärztliche Ueberwachung verursacht. Berlin, 19. Mai. (Nachträgliche» zur Wahl in Melle-Diepholz.) Die Berliner Bundesleitung fühlt sich verpflichtet, die hannoverschen Conservativen über die Wahl in Melle-Diepholz zu beruhigen, und besorgt dies durch folgenden „Trost in Thränen": Nicht die werbende Kraft de» nationalliberalen Programms, auch nicht die poli tische Ueberzeugung de» Abgeordneten Wamhoff habe diesen Mißerfolg verursacht: der geschickten persönlichen Agitation des Abg. Wamhoff sei allein zuzuschreiben, daß die conser vativen Stimmen um die Hälfte zurückgegangen sind, denn dieser habe e» meisterlich verstanden, sich auf den Biedermann hinauSzuspielen, und durch allerhand gemüthvolle Erzählungen über seine im Bauernhause verlebte Jugend, seine mühevolle Thätigkeit als einfacher Landmann alle seine „politischen Sünden" die Wähler vergessen gemacht! Wie schnell doch ein Wähler vergißt! Dabei hatte noch am 6. April d. Z., wenige Wochen vor der Wahl, die Berliner Bundesleitunz diesen Wählern durch eine Proclamation in ihrem Leiborgan in „Erinnerung gebracht": Der nationalliberal« Candidat Wamhoff ist eine politisch durch und durch belastet« Persönlichkeit; wer sich daran erinnert, daß er am 13. December 1893 für den Handelsvertrag mit Rumänien, am 10. März 1894 für den Handelsvertrag mit Ruß land, am 17. Januar 1896 gegen Len Antrag Sanitz und am 28. Mai 1897 gegen das Margarinegesetz gestimmt hat, der wird u. s. w. Unter solchen Umständen ist es nicht zu verwundern, wenn selbst überzeugte Nationalliberale, die allerding« auch auf national-wirthschastspolitischem Boden stehen, nicht für Herrn Wamhoff, sondern für Herrn v. Pestel stimmen. Es kommt aber noch besser. Diesem Herrn v. Pestel war vor der Wahl am 6. April folgende Empfehlung mit aus den Weg gegeben worden: Gegen Herrn von Pestel wird vor allen Dingen geltend gemacht, daß seine Candidatur eine Landrathscandidatur sei. Obgleich wir nun im Allgemeinen auch entschiedene Gegner derartiger Can- Lidaturen sind, weil der Landrathsabgeordnete nur zu leicht dem Gouverne mentalis m us zuneigt, so ist dieser Vorwurf gerade in diesem speciellen Falle durchaus nicht berechtigt. Dann folgte die Empfehlung, baß er ein Landrath nach dem Herzen Bismarck's sei und für seinen Kreis lebe unv sterbe. Und jetzt, vier Wochen später und nach der Wahl, da sagt mit eiserner Ruhe daS Organ der Bundesleitung: „Dazu kommt, daß die conservotive Candidatur eine Land rathscandidatur war, und wenn, wie wir auch ausdrücklich hrrvorgehobcn haben, in diesem speciellen Falle der Landralh v. Pestel durchaus die geeignete Persönlichkeit zur schneidigen Ver- tretnng der Interessen seines Wahlkreises war, so diente ihm seine Beamteneigenjchast immerhin nicht gerade als Empfehlung io den Augen seiner Wühler." So siebt die „kluge Frau" auS, die bei den hannoverschen Bauern keinen Glauben mehr findet und nun sich der con servativen Partei als Egeria ausdrängen will. (-) Berlin, 19. Mai. (Telegramm.) Laut amtlicher Depesche bat das Erste deutsche Geschwader am 19. Mai von Lissabon auS die Rückreise nach Kiel angetretcn. (D Berlin, 19. Mai. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" meldet: Das Ltaatsmtnistcrinm beschloß, den von dem Metropolitan Eapitel in Köln zum Eapitular-Bicar ge wählten Dom-Eapitular Or. Krcutzwald zur Ausübung der ihm als Eapitular-Vicar zustehenden bischöflichen Rechte und Verrichtungen zuzulassen. — Die Regierung veranstaltet Erhebungen darüber, in wie weit bei grundsätzlicher Anerkennung der Haftpflicht des Staates für Mißgriffe seiner Beamten diese Haftpflicht für einzelne Kategorien von Beamten auszuschließen ist. So sind, wie gemeldet wird, seitens der Justizverwaltung nament lich Gutachten, betreffend die Haftung für Notare und Ge richtsvollzieher, eingefordert worden. — Der Vortragende Rath im Reichspostamte, Or. Spilling, der den Charakter als Wirkl. Geh. Postrath mit dem Rang der Räthe I. Classe erhalten hat, steht im 55. Lebensjahre. Am 15. August 1867 in den Justizdienst ge treten, war er Auscultator und Referendar im Bezirk Frank furt a. O., erwarb sich im Kriege gegen Frankreich als Leutnant der Reserve des Leib-Grenadier-Regiments das Eiserne Kreuz II. El. und wurde im April 1873 zum Gerichtsassessor ernannt. Bereits im folgenden Monat wurde er als Kreisrichter in Forst angestellt, schied aber ein Jahr später zur allgemeinen Staats verwaltung aus und wurde als Regierungsassessor Justitiar bei der Regierung in Potsdam. 1877 wurde er Consistorialrath und Mitglied des Konsistoriums der Provinz Brandenburg. 1880 wurde er zum Oberpostrath und ständigen Hilfsarbeiter im Reichspostamt und im März 1882 zum Geheimen Postrath und Vortragenden Rath ernannt. Er gehörte erst der III. und seit 1896 der IV. Abtheilung an, in der er im vorigen Jahre Abtheilungsdirigent wurde. Seit 1886 war er Geheimer Unter blühenden Linden. Eine Pfingstgeschichte von Paula Kaldewry. Nachdruck »ertöten Pfingsten in Thüringen! Die Kirchenglocken läuten das Fest ein; Schwalben wiegen sich zwitschernd in der Abendgluth. Aus den maigrünen Gärten quillt der Duft von Jasmin und Flieder, und melodisch schmettert Frau Nachtigall ihr Liebeslied in den lauen Friihlingsabend. Das ist ein Zauber, dem sich „as härteste Gemüth nicht entziehen kann, geschweige denn zwei liebliche junge Mädchenblüthen wie Aenne Wiborg und Käthe o. Treuenfels, empfänglich für alles Hohe und Schöne im Leben, das Herz voll glücklichster, seligster ZukunftShoffnungen. „Weißt Du, Aenne, Euer Naumburg ist doch ein herrliche« Fleckchen Erde! Wa« gäbe ich darum, hier, mit Dir vereint, mein Leben verbringen zu können, anstatt in meiner langweiligen kohlenstaubigen Heimath, wo man nicht« Bessere» zu thun weiß, als des lieben Nächsten Thun und Lassen zu kritisiren." „Dann zieht doch einfach hierher nach dem unvergleichlich schönen Thüringen", erwiderte Aenne Wiborg, da« blondlockig« Töchterlein de« SanitätSrathe« Wiborg. „Al» wenn da» so leicht wäre! Du weißt, Papa ist Soldat und muß dorthin gehen, wohin ihn sein König schickt. Aber wenn er einmal den Abschied nimmt, dann wird er wohl seinem Wildfang den Willen thun und nach Thüringen ziehen." „Dabei kennst Du di« größtrn Schönheiten unsere» lieb- lichen Lande» noch nicht einmal, kleine Schwärmerin. Wa» wirst Du «rst sagen, wenn wir morgen früh hinautfahren zur Rudelsburg, um dort an dem Feste der Fuchstaufe theil- zunehmen!" „Fuchstaufe? Was ist denn das? Davon habe ich noch niemals gehört", fragte Käthe von Treuenfels, das dunkelhaarige Köpfchen mit den tiefblauen Augen leicht vorgebeugt, voll Interesse. „An dieser Frage erkennt man wieder das Soldatenkind. Hier in dem Hause eine» alten Corpsburschen müßtest Du eigentlich wissen, daß alljährlich zu Pfingsten die jungen Füchse aller Corps auf dem Gipfel der RudelSburg angesichts der silber glänzenden Saale ihre studentische Weihe durch verschiedene lustige Bräuche erhalten. Ich denke, es wird Dir schon gefallen." Käthe verzog ein wenig schnippisch das Mündchen: „Nimm mir'S nicht übel, liebe Aenne, au» Studenten mache ich mir im Allgemeinen blitzwenig. Ich kenne ja zwar keinen, aber es heißt doch immer, daß sie ziemlich leichtfertig wären. „Andere Städtchen, andere Mädchen" ist der Grundsatz, dem sie huldigen. Ich würde mich zum Beispiel nie im Leben mit einem Studenten verloben." „Na na, wer weiß! Wenn er Dir nun sehr gut gefiele!" „Ersten» kann mir ein Student niemal» sehr gut gefallen, außerdem würde ich meinem Vorsatz auf keinen Fall untreu werden. Darauf hast Du meine Hand zum Schwur." „Aber wer wird denn etwa» beschwören, was er noch gar nicht wissen kann? Da» nenne ich leichtsinnig! Oder muß es bei Dir ganz bestimmt ein Leutnant sein?" „Keineswegs. Aber meinen Schwur werde ich trotzdem halten." „Nun, wir wollen un» den herrlichen Abend nicht verderben, und überdies scheint mir, als wenn wir genug Spargel geschält hätten. Komm, in der Laube zu sitzen ist es doch zu kühl. Wir wollen noch einmal durch den Garten gehen. Vielleicht können wir erforschen, wa» morgen für Wetter ist." So schloß Aenne ihre Rede, den Arm um die Freundin schlingend. Gleich darauf verschwanden die beiden schlanken Mädchen gestalten im Dunkel des Gartens, aus dem der Duft des blauen Flieder» geradezu berauschend wehte, während der Mond mit seinen Silberstrahlen die blühenden Apfelbäume in leuchtendem Weiß erschimmern ließ. * Ein lachender FrühlingShimmel blaute über dem Saalethal. Heute ist Pfingsten, heute rauscht es noch einmal so feierlich wie sonst in den grünen Bergen. Die Vöglein beginnen ihre Symphonien, und auf allen Wegen und Stegen schallen frohe Menschenstimmen Gleich einem Silberband schlängelt sich die muntere Saale dahin, al» freute sie sich mit an dem lustigen Treiben, da» dort oben an dem Gemäuer der alten Veste seinen Anfang nahm. Farbige Mützen, wohin das Auge sah, nur selten von einem weißen Strohhut unterbrochen; so war der Anblick, den die vielen Hunderte von Musensöhnen der stattlichen Reihe von Zuschauern darboten, die herbeigeeilt waren, sich an dem lustigen Anblick zu ergötzen. Auch Sanitätsrath Wiborg mit seinem Töchterlein und dessen Freundin hatten sich der munteren Gesellschaft an geschlossen, die etwas abseits von der großen Menge dem frohen Brauche zujubelte. Käthe strahlte vor Vergnügen. So schön und lustig hatte sie sich diesen Vorgang denn doch nicht gedacht, und im All gemeinen sahen diese Studenten eigentlich reizend aus. Ganz anders, als sie es sich vorgestellt. Wenn die meisten auch noch einen recht jugendlichen Eindruck machten, einige waren doch darunter, die ihr außerordentlich gefielen. Besonder» der große schlanke Herr mit dem dichten blondrn Schnurrbart, der, den Strohhut im Nacken, eben im Kreise der Commilitonen so heiter plauderte. Wiborgs schienen übrigens mehrere dieser jungen Herren zu kennen , denn eben schwenkten ein paar der selben ihre bunten Mützen gegen ihre Gastfreunde. Und auch der hübsche Blonde war darunter, wie Käthe zu ihrer freudigen Genugthuung bemerkte. Sie sah heute allerliebst aus in dem lichten Sommerkleide, die Augen blitzend vor Jugendlust, um die schön geschnittenen Lippen ein leises Lächeln. Und kaum Einer ging wohl vorüber, der sich nicht noch einmal nach der lieblichen Menschenblüthe umgeschaut hätte. Die Füchse hatten ihre Taufe erhalten, das Gaudeamus war gen Himmel gestiegen, und allmählich begannen sich die verschiedenen Gruppen aufzulösen. Wer immer nur eine be kannte oder befreundete Familie unter den Zuschauern hatte, der trat jetzt herzu, um diese zu begrüßen. Auch Wiborgs waren bald von einem dichten Kreis umringt, und Käthe hatte alle Mühe, auch nur einen der ihr genannten Namen zu behalten, so zahlreich waren die vorgestcllten Herren. „Mein gnädiges Fräulein, darf ich den Vorzug haben, Sie zur Burgkneipe zu führen? Soeben wurde der allseitig mit Beifall aufgenommene Vorschlag gemacht, diesen Pfingstmorgen würdig mit einer Maibowle zu beschließen." Ueberrascht blickte Käthe zur Seite und sah auf den Sprecher. Wahrhaftig, er war es, der hübsche Blonde, den sie vorhin schon so bewundert hatte. Schade, daß es ein Student war! Nun, eine kurze Zeit in seiner Gesellschaft zuzubringen, da» wollte sie ihm nicht gerade abschlagen. „Sehr gerne, Herr . . ." „Fritz Ehrhardt", vollendete der Angeredete mit einer tiefen Verbeugung. Bald darauf folgte da» junge Paar den Doranschreitenden, in rin «ifrige» Lispräch versunken.
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