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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991011011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899101101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899101101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-10
- Tag1899-10-11
- Monat1899-10
- Jahr1899
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Die Hanptrechnung der Stadt Leipzig für 1898. iä. Leipzig, 10. Oktober. Die Hauptrechnung der Stadt Leipzig für 1898, welche beute zur Aulgabe gelangt ist, weist einen sehr günstigen Abschluß auf. Die Gesammt- einnabmen betrugen 22 804 779,65 die Ausgaben dagegen nur 22 282 228,64 .4, so daß rin Ueberschuß von 522 55l,0l verbleibt. Vergleichen wir die 1898er Rechnung mit der des Jahres 1897, so ergiebt sich, daß die Ein nahme« eine Erhöhung von 1 650 955,59 erfahren haben, wovon 1 197 332,28 auf den Mehrertraz der direkten Steuern falle«. Die Ausgaben hatten nur eine Er höhung von 915553,25 zu verzeichnen, wovon 316115,14 auf daS Schulwesen, 219 830,22 aus die Wohlfahrts polizei, 108 868,29 auf das Conto „Rathsstube", 93 986,57 auf städtische milde Anstalten entfallen, während sich der Rest auf verschiedene Conten vertbeilt. Wir geben nunmehr eine Zusammenstellung der Conten für das Jahr 1898. DaS RechnungSergebuiß ist folgendes: Conto Einnahmen Ausgabe» Ueberschuß Zuschuß 1. RathSstube 683 870 29 1 649072 76 — 965 202 47 2. Polizeiamt 208 565 98 1 453 539 60 — 1214 973 62 3. Stadtverordnete — — 21 292 58 — 21 292 58 4. Pensionen — — 103 298 61 . — 103 298 61 5. Stadlorchestcr 4 909 77 9 741 — — — 4 831 23 6. Schulen 1163 99 4 349 465 93 — — 4 348 301 94 7. Städtische milde Anstalten — — 1639 518 67 — — 1 639 518 67 8. Schleusen ......... 33 707 20 257 772 14 — — 224 064 94 9. Brücken, Stege, Ufer 4 626 64 64 264 89 — — 59 638 25 10. Wohlfahrtspolizei 236 524 55 1 496 968 30 — — 1 260 443 75 11. Feuerlöschwesen 155 292 07 409 779 36 — — 254 487 29 12. Anlagen 9 685 01 123 465 (83 — — 113 780 82 13. Museen 7 604 20 94 136 !33 — — 86 532 13 14. Marstall 104 576 — 77 348 62 27 227 38 —- — 15. Brunnenwesen , — — 15 511 97 — — 15 511 97 16. Rittergut Taucha 18414 27 4 368 18 14 016 09 — — 17. Rittergut Grasdorf u. s. w 22 692 11 4 481 74 18 210 37 — — 18. Rittergut Cunnersdorf mit Panitzsch 13 455 05 4617 11 8 837 94 — — 19. Rittergut Lößnig 36112 01 8 502 17 27 609 84 —— —— 20. Kloslerqut Connewitz 12 913 07 2 394 93 10518 14 — 21. Gut Thonberg 23296 70 4 404 69 18892 01 — — 22. Sonstiger Grundbesitz in der Stadtslur u. s. m. . . . 103124 74 6 982 43 96 142 31 — — 23. Rittergut Stötteritz untern Theils 16 465 37 6 956 07 9 509 30 — — 24. Waldungen 103 826 01 60379 29 43 446 72 — —— 25. Mühlen und Wehre 14 lOO 3 808 81 10291 19 — 26. Wiesen und Tristen 38 238 07 * 6817 97 31 420 10 — — 27. Jagden und Fischerei 4 768 77 1 458 93 3 309 84 — — 28. Steinbruch bei Grasdorf 56 652 84 52 571 34 4 081 50 — — 29. BergwerkSkuxe 279 920 —- 55 984 — 223 936 — — — 30. Markthalle 354 549 84 325 176 19 29 373 65 — — 3l. Gebäude .... 1 496 402 71 16837! 38 1 328031 33 — — »> 32. Schauspielhäuser 67 660 86 163 627 36 — — 95 966 50 33. Friedhöfe im Eigenthum der Stadt ....... 78378 64 105 796 52 — — 27 417 88 34. Räume und Plätze 44 052 58 2 223 37 41829 21 — — 35. Buden 8 912 50 6 912 77 I 999 73 — 36. Wasserwerk 1 537 189 62 1 163 623 23 373 566 39 — — 37. Fiskalische Enlichüdiguiigsrente 138 750 — — — 138 750 — — — 38. Straßen und Wege 684 543 44 1249 408 52 — — 564 865 08 39. Casernen 77 158 99 16 327 04 60831 95 — — 40. Quartieramt 22 575 20 75 349 68 —— — 52 774 48 41. Gasbeleuchtungsanstalten 3 288 903 77 2 554 694 58 734 209 19 —- — 42. Verjchievenr Einnahmen und Ausgaben 189 483 15 475029 84 — — 285 546 69 43. Lagerhof 101 039 17 98 256 63 2 781 54 — — 44. Weh» und Schlachthof 1 058 876 40 811961 97 246 914 43 — — 45. Zinsen 1317 925 15 2 412 652 84 — — 1 094 727 69 46. Tilgung der Anleihen 274 258 97 600 912 47 — — 326 653 50 47. Direkte Abgaben . . 9 869 613 95 63 000 — 9 806 613 95 — — Summa: 22 804 779 65 22 282 228 64 13 312 381 10 12 789 830 09 Cassenbestand am Schluffe des Jahres 1897 3 141 300 54 12 789 830 09 . . . . . 1898 3 663 851 55 522 551 01 Ueberschuß 25946 080 19 25 946080 19 im Jahre 1898 lgegen 212 851.33 Zuschuß im Jahre 1897). / Uebcr daS günstige Ergebniß für 1898 hatten wir uns schon in den einleitenden Worten ausgesprochen. Dasselbe zeigt sich auch darin, daß beim Jahresabschluß 1897 ein für 1898 verfügbarer Cassenbestand von 1 921 798,17 verblieb, während beim Jahresabschluß 1898 ein solcher von 2 148 340,96 zu verzeichnen ist. Von den einzelnen Conten interessirt uns für heute am Meisten daS der direkten Steuern. Die Erträge der selben si«d in den letzten beiden Jahren die nachstehenden gewesen: 1897 1898 Städtische Grundsteuer . . . 1587 414,50 1652 042,98 ^ deSgl. Grunderwerbsteuer. 489 395,70 - 687 932,20 » Hundesteuer 115 512,70 - 120 007,16 - Städtische Einkommensteuer . 6 479 958,83 » 7 409 631,61 - Juiammeu 8 672 281,73 9 869 613,95 ./L WaS die Grundsteuer anbetrifft, so ist der Zuwachs ein normaler, in der Hauptsache bedingt durch den Zuwachs an steuerpflichtigen Gebäuden. Die Grunderwerbstener hatte im Jahre 1898 ein Mehr von fast 200 000 gegen das Vorjahr aufzuweisen, ein Zeichen dafür, daß der Wechsel im Grundbesitz ein sehr lebhafter gewesen ist. ES ist der höchste Ertrag an Grunderwerbsteuer, der bisher überhaupt zu verzeichnen gewesen ist. Zu berücksichtigen ist hierbei, daß die in der Uebersicht siebende Summe nur die an die Stadt- casse gezahlte Grunderwerbsteuer anzeigt. DieArmencasse erhielt außerdem aus den Abgaben bei Besitzwechsel den An- tbeil vcn 239 964,24 (1897: 173 768,24 .«?). Die beim Besitzwechsel von Grundstücken erhobenen Gesammtabgaben bezifferten sich also auf 927 896,44 daS sind 264 732,50 mebr als im Jahre 1897. Die städtische Einkommensteuer brachte im Jahre 1898 rund 930 000 mebr als im Vorjahre. Es ist daS zum Theil darauf zurückzuführen, daß im Jahre 1897 nur 115 Procent, im Jahre 1898 aber 120 Procent deS Normal- satzeö zur Erhebung gelangten. Weiter kommt in Betracht der Zuwachs, sowie die allgemeine Steigerung de» Ein kommens infolge der fortschreitenden günstigen Entwickelung der wirtbschastlichen Verhältnisse. Wir bebalten uns vor, die wichtigeren Conten der Rech nung für 1898 noch eingehender zu besprechen. Landtagswahl 1899. Wahl der Abgeordneten. 22. ländlicher Wahlkreis. -g- Leipzig, 10. Oktober. Unter dem Vorsitz deS Wahl- commissars, Herrn Geh. RegicrungSratheS AmlSbanptmann vr. Platzmann, fand heute Vormittag in der Gastwirtb- schaft „Centralhalle" in Gaschwitz die Wahl eines Land- lagSabgcordneten für den 22. Wahlkreis (Leipzig-Land) statt. Von 88 Wablmännern hatten sich 87 zur Wahl ein gefunden, die sämmtlich ihre Stimme für Herrn Gutsbesitzer Schlag (coni.) in Lippenvorf bei Kieritzsch abgaben. Dieser ist somit gewählt. Von auswärts liegen uns weiter folgende telegra phische Meldungen vor: Stadt Zwickau. Stadtrath Heitzig (national!.) mit 95 Stimmen einstimmig gewählt. 4. städtischer SretS (Pirna rc.) Rechtsanwalt vr. Spieß- Pirna (cons.) gewählt. 6. städtischer Kreis (Freiberg rc.) Stadtratb Braun- Freiberg (national!.) einstimmig gewählt. 7. städtischer Kreis (Meißen rc.) Nüd er-Roßwein (cons ) mit 55 Stimmen gewählt. Findeisen (soc.) erhielt 15 Stimmen. 8. städtischer SreiS (Riesa rc.). Hartwig-Oschatz (cons.) erhielt 43, Klinkhardt-Wurden (cons.) 35, Eichhorn- DreSden (soc.) 2 Stimmen. Hartwig ist gewählt. Ist. städtischer Krei» (Frankenberg rc.). Stadtrath Schieck auS Frankenberz (natlid.) mit 49 Stimmen gewählt. Landgraf (soc.) erhielt 15 Stimmen. 14. städtischer Kreis (Meerane rc.) Stadtratb Reinhold- Meerane (natl.) erhielt 68, Gründ«rg-Hartha (soc.) 25 Stimmen. Reinhold gewählt. Abgegeben waren 93 Stimmen. 17. städtischer Kreis (Stollberg ,c.) Bisheriger Abg. Uhlmann (Fortsckr.) mit 44 Stimmen wiedergewählt. 8. ländlicher Kreis (Kamenz, Königsbrück u. s. w.) Abg. Kockel (cons.) wiedergewählt. 15. ländlicher Kreis (Dippoldiswalde u. s. w.): Oeko- nomierath Andree (cons.) gewählt. 25. ländlicher Kreis (Borna rc.): Roßner-Oberpicken- bain (cons) erhielt 39, Hartwig (cons.) 16 Stimmen. Rößner ist gewählt. 26. ländlicher Kreta (Leisnig rc.) Dabritz - Nischwitz (cons) mit 58 von 61 abgegebenen Stimmen gewäblt. 28. ländlicher KretS (Eoldiy, Mittweida rc.) Gutsbesitzer Harter-Neudörfcben (cons.) wiedergewählt. Schriftsteller vr. Schönlank-Leipzig (Soc.) erhielt 2 Stimmen. S8. ländlicher Krei» (Glauchau «. f. w.): Guts besitzer Thieme (cons.) gewählt. SS. ländltcher »ret« (Werdau, Meerane, Crimmitschau rc.) Gutsbesitzer Leithold-Trttau (cons.) erhielt 66 Stimme«, Gastwirtb Stolle-Gesau (Soc.) erhielt 10 Stimmen. Un- giltig 1 Stimme. Abgegeben 77 Stimmen. 42. ländlicher Kreis (Schwarzenberg rc.). Edler von Querfurth (cons.) einstimmig mit 77 Stimmen gewählt. 43. ländlicher Kreis (Auerbach rc.). Fabrikbesitzer Franz Louis Wolff-Rodewisch (natl.) mit 83 Stimmen gewählt. Abgegeben wurden 86 Stimmen. * Dresden, 10. October. Bei den heutigen, in 30 Landtags-Wahlkreisen von den Wahlmännern vor genommenen Wahlen zur Zweiten Kammer sind gewählt worden: 20 Conservative, 8 Nationalliberale, 1 Fortschrittler und 1 vom Bund der Landwirthe. verband Deutscher Handluugsgehülfen. Das 100000. Mitglied hat der im Jahre 1881 begründete Verband Deutscher Handlungsgehülfen zu Leipzig jetzt aus genommen. Dieses freudige Ereigniß ist zugleich ein beredtes Zeugniß der Anerkennung bewährter Einrichtungen und ziel bewußter Bestrebungen des Vereins sm. die Wohlfahrt der kauf männischen Berufsgenoffen in ganz Deutschland. Hat die deutsche Presse fortgesetzt in den verflossenen 18 Jahren den Ent wickelungsgang des Leipziger Verbandes verfolgt und weiten Kreisen zur Kenntniß gebracht, so nimmt sie auch heute lebhaften Antheil an dem ehrenvollen Abschnitte in der Geschichte des Ver bandes. , Das bei der Gründung ausgestellte Programm ist nicht nur in allen THeilen ausgeführt, es ist sogar noch erweitert worden und alle Wohlfahrts-Unternehmungen des Verbandes stehen in der besten Blüthe. Man wird ein Stück Socialpolitik erblicken, wenn man diese Vereinslhätigkeit überschaut. Ueberall das Streben, die wirchschaftliche Lage der Berufsgenoffen zu ver bessern, den Mitgliedern in den Nothfällen des Lebens helfend und fördernd zur Seite zu stehen. Durch die Stellen vermittelung wurden 30 800 Handlungsgehülfen in allen Lebensaltern in den verschiedensten Stellungen, bis in die höchsten hinauf, untergebracht. Bei dem Rechtsschutz haben sich viele Tausend Auskunft unt Belehrung geholt und Hunderten hat der Verband durch seine Vermittelung bei den Principalen oder durch seine Vertretung bei Gericht den verweigerten Gehalt und Zeugnisse verschafft. Wie viele Sorget und Roth sind gelindert worden bei den 893 Mitgliedern, die 47 197,45 Unter« stützung bei Stellenlosigkeit erhalten konnten. Der Verband hat die Unterstlltzungsfrage immer ernst und nüchtern, ohne alle Phrasen, erwogen, er hat sich ferngehalten von Be strebungen zur Einführung von Versicherung geger Stellen losigkeit, da er sie bei den wirthschaftlichen Verhältnissen der Handlungsgehülfen und ohne staatlichen Zwang und Unter stützung für unausführbar erklärt. Die vom Verbände errichteten besonderen und selbstständigen Cossen gehören zu den bedeutendsten ihrer Art in Deutschland und haben wesentlichen Einfluß auf die Lebenshaltung der daran beteiligten Handlungsgehülfen. Die Kranken- und Be- gräbnißcafse umfaßt 19 000 Mitglieder und 450 000 »st Vermögen und zahlte bisher 2800 000 Kranlenunterstützung in den verschiedenen Formen und Begräbnißgelder aus. Die Witt wen- u n d W a i s e n c a ss e und die Alters- vrrsorgungs-nnoJnvaliditätscasse zählen über 2800 Mitglieder und sammelten bereits über 700 000 Ver mögen an, das sich zum Theil aus Zuwendungen edler Menschen freunde gebildet hat. Die jüngste Schöpfung deS Verbandes sind Genesungsheime für seine erholungsbedürftigen Mit glieder. Dieses Unternehmen hat lebhaften Anklang in allen kaufmännischen Kreisen gefunden, und die Theilnahme der Principalität hat sich durch reiche Spenden bekundet. Mit dieser Hilfe ist das erste Heim im sächsischen Erzgebirge unter einem Aufwande von 120 000 bereits errichtet und in Betrieb gesetzt worden, und schon wird die zweite Stätte im Taunus in Aus sicht genommen. Alle diese Einrichtungen haben eine umfassende geschäftliche Thäiigkeit erfordert, trotzdem hat die Verwaltung des Verbandes die Verfolgung der allgemeinen StandeSsragen nicht außer Acht gelassen und ist überall und mit Nachdruck öffentlich eingetrcten, wenn es die Interessen der Handlungsgehülfen im Besonderen, cder der Kaufleute im Allgemeinen erforderte. Keine kauf männische Angelegenheit ist gesetzlich in den beiden letzten Jahr zehnten behandelt worden, ohne daß der Verband im Rahmen seiner Ziele darauf einzuwirken versucht hätte, und seine Leiter sind zu den Borberathungen von der Negierung herangezogen worden, wie z. B. zum Entwürfe des neuen Handelsgesetzbuches. Seinem Grundsatz getreu, ist der Verband auch beim öffent lichen Eintreten für die Handlungsgehülfen immer bestrebt gewesen, Hand in Hand mit der Principalität zu gehen. Das hat nicht verhindert, daß die berechtigten Forderungen für Verbesserungen unerschrocken, klar und bestimmt ausgesprochen worden sind. Möge -dem Verbände Deutscher Handlungsgehülfen zu Leipzig auch fernerhin eine segensreiche Thätigkeit beschicken sein!. Vermischtes. — Berlin, lO.October. Heute Mittag wurde die Wittwe Joost in der Küche ihrer Wohnung in der Skalitzer Straße Nr. 59 ermordet aufgefunden. Anscheinend liegt Raub mord vor. Die Thal ist vermutblich zwischen 7 und 8 Uhr auögesübrt worden. Der Tod ist durch einen Schlag mit einem stumpfen Instrument gegen die rechte Schläfe herbei- gefübrt worben. Nach vorläufigen Feststellungen ist der Raub mord von dem früheren Schlafburschen der Ermordeten, dem Zimmermann Richard Trotzer, geb. am 11.December 1870 in Berlin, verübt worden. Er ist wobnungsloS und soll kürzlich von einer Wanderschaft auS der Gegend von Chemnitz hierher zurückgekehrt sein. Er ist etwa 1,60 m groß, schmächtig und blond. Er besitzt einen starken, etwas bellen Schnurrbart. An beiden Armen und am linken Handrücken hat er blaue Tätowirungen. An seiner linken Brust befindet sich eine alte Schußnarbe. Er trägt einen dunkelblauen Anzug. Ge raubt sind anscheinend ein Geldtäschchen mit wenig Geld und eine goldene Damen-Remonloiruhr, auf deren Deckel (Cuvrtle) der Name des Uhrmachers Kionka eingravirt ist. 6 Tyssa bei Bodenbach, 10. October. Gegen da« „Los von Rom" scheint Hilfe zu kommen, indem hiesiges Dorf ein Wallfahrtsort durch nachstehendes Vorkommniß werden kann. Ein hiesiger Bewohner war eine Reihe von Jahren an beiden Beinen gelähmt und konnte sich nur mit Krücken mühsam fortbewegen. Er war auS Mitteln einiger Wohl- tbäter in den Stand gesetzt, mehrere Heilstätten zu besuchen, die erfolglos zu sein schieuen. Am 12. September halte er einen Traum. Die Mutter Gotte» erschien ihm mit einem Briese mit fünf Siegeln und winkte, daß er an den Tisch kommen möchte. Der Gelähmte folgte dem Winke nnd begab sich nach dem Tische. Seit jener Stunde gebraucht Jener die Krücken nicht mehr und stützt sich nur noch auf einen Stock. DaS neue Wunder wurde bald bekannt und es haben sich bereits viele Gläubige gefunden. In nächster Zeit werden wir von Wallfahrtsbewegungen berichten können. ----- Tie Pcst. Der früher als Assistenzarzt am Berliner Institut für Infektionskrankheiten thälig gewesene vr.Bogel, der im Februar dieses Jahres als RegierungSarzt nach Argentinien ging, übermittelte unterm 2. dS. Mt«. durch die kaiserlichen Consularbehörden dem Berliner auswärtigen Amt eine Bekanntmachung, nach der die Pest auch in Assuncion, der Hauplstadt von Paraguay am Flusse desselben NamenS, auSgebrochen ist. Bakteriologisch und klinisch wurde festgestellt, daß eS sich um die echte Beulenpest handelt. Die höchste Zahl der Erkrankungen betrug bis zum Abgänge der Bekanntmachung 54 a» einem Tage. Hiervon verliefen 34 tödtlich. Die Bekämpfung der Seuche hat eine argentinische Acrztccommissiou übernommen. Bis her ist es gelungen, die Pest aus den Hafen, die Caseroen und das HoSpital zu beschränken. Die Seuche soll von Portugal her eingeschleppt und durch unmittelbare Berührung übertragen worden sein. — Zugleich wird noch das Auftreten der Pest aus Newckwang in Nord-China gemeldet. Hier fordert die Seuche täglich zehn und mehr Opfer. Es ist das erste Mal, daß sie sich in dieser Gegend zeigt. ---- New York, 10. Oktober. (Telegramm.) In Key West sind gestern 25, und in New Orleans 4 Erkrankungen am Gelben Fieber vorgekommen. Gestorben ist an beiden Orten Niemand an der Krankheit. --- Schwarze und Weiße in den vereinigten Staaten. Miß Elizabeth Banks berichtet in einer englischen Zeitschrift einige unglaublich klingende Anekdoten über das Raffenvorurtheil, das die weißen Aankees gegen ihre schwarzen Landsleute hegen. Sie interessirte sich für ein junges Mädchen von New Aork, welches blond war, mit einem weißen und rosigen Teint und blauen Augen, aber in den Adern ein klein wenig „coloureä blooä" hatte. Die Eltern der jungen Dame waren Mulatten. Sie hielten ihre Tochter für zu weiß, um sie in eine Negerinnen schule zu bringen. Da man in der Familie immer weißer wurde, hatte man bereits Vorurtheile gegen die Schwarzen. Andererseits fürchtete man aber doch, daß das junge Mädchen in eine Schule für weiße Mädchen nicht ausgenommen werden würde. Miß Banks war der Ansicht, daß man in Anbetracht der blonden Haare und der blauen Augen, der kaum aufgestutzten Nase und der fein geschnittenen Lippen, das winzige Theilchen „coloureä blooä" übersehen würde. Sie schrieb an mehrere ihrer Freundinnen, di« in Neu-England, im Far West, im Süden und in England Mädchenschulen leiteten. Dir Engländerinnen ant worteten sofort, daß ihre Schulen der Miß, selbst wenn sie schwarz sein sollte wie Kohle oder roth oder grün oder blau, ebenso offen stünden, wie allen anderen erdenklichen MisseS. Die Amerikanerinnen ließen lange aus Antwort warten. Die vom Far West gaben den guten Rath, das junge Mädchen in eine Schule Neu-Englands zu schicken; dort herrschten moderne Jdeen^ und man sei frei von den Vorurtheilen, die noch in den Ackerbau treibenden Staaten des Westens mit ihren veralteten Anschauungen die Macht hätten. Di« Doktorinnen Neu-Eng lands waren aber der Ansicht, daß man die Miß nur in eine Schult des Westens bringen könne. Dort komme man weniger in Berührung mit den Schwarzen, weshalb dort von Dor- urtheilen nicht di« Rede sein könne. Die Schullehrerinnen deS Südens baten dringend, daß man die junge New Uorkerin weder nach Neu-England, noch nach dem Westen schicken solle. Selbst wenn sie nur ein Tröpfchen „coloureä blooä" habe, werde man sie hier wie dort peinigen und martern. Eines TageS entdeckt» man in Vassar-School, der bedeutendsten amerikanischen Frauen universität, eine Negerin! Ei war ein junge», sehr hübsches, sehr kluges, sehr fleißiger, sehr braves Mädchen, das ein« Haut hatte, die weiß war wie Milch; aber der Großvater (mütterlicherseits) de» Mädchen» hatte eine Haut gehabt, die schwarz war wie Stiefelwichse. Der hohe Rath der Professorinnen ließ die Aermste kommen und warf ihr vor, daß sie ihre „wahre Farbe" so lange verborgen habe. Dann überlegte man, ob die „weiße Farbige" zu den letzten Prüfungen zugelassen werden solle, — denn die furchtbare Entdeckung war gerade während der Ab gangsprüfungen gemacht worden. Man ermächtigte schließlich die „Negerin", die letzten Prüfungen mitzumachen. Wenn die Entdeckung vor dem ersten Examen gemacht worden wäre, hätte man das arme Mädchen sicher davongejagt. Und will man jetzt noch wissen, weshalb die Gesandtschaft der Vereinigten Staaten in London in eine Botschaft umgewandelt wurde? Vor einigen Jahren wohnte Miß Banks in Washington einer politischen Ver sammlung bei. Ein Redner erklärte, daß die Union in London durch einen Botschafter repräsentirt werden müsse und nicht durch einen einfachen bevollmächtigten Minister. Ein anderer dagegen war der Meinung, daß selbst ein Gesandter noch zu viel sei; für ein Land wie Amerika, wo man keine Zeit habe, sich um diplo matische Spitzfindigkeiten zu kümmern, genüge «in General konsul. „Pardon", antwortete der erste Redner, „Sie wissen wahrscheinlich nicht, daß unser Gesandter in London, nach der Rangordnung, hinter dem Gesandten von Haiti steht, weil dieser schon länger im Amte ist." — „Hinter einem Neger!" schrie di« ganze Versammlung wie besessen. „Hinter einem Neger!" Auf allen Gesichtern zeigte sich der Ausdruck eines unbeschreib lichen Grauens. „Wenn unser Vertreter zum Botschafter er nannt werden würde", fuhr der erste Redner fort, „würde er vor dem Neger stehen." Und all diese ernsten, vernünftigen, gebildeten Leute erklärten einstimmig, daß man sofort Schritte thun müsse, damit der Gesandte in London zum Range eines Botschafters erhoben würde! Zum Schluß noch eine Geschichte. Frederick Douglas, einer der höchsten Beamten der Union, einer der ge- achtetsten Staatsmänner, wurde als Gesandter nach St. Do mingo geschickt. Die Offnere des Kriegsschiffe», das ihn nach seinem Bestimmungsorte brachte, wollten mit ihm nicht an der selben Tafel sitzen. Seine Wittwe, eine echte Weiße, lebt voll ständig in Quarantäne. Sie hat nur mit Negerinnen Verkehr. Vach Schluß der Redaction eingegange«. Die in dirskr Rubrik milget-ciltkn, wahrend de» Drucke« eingelaufenen Lelegrma«, haben, wie schon au« der Uebcrschrift ersichtlich, der Redaktion nicht Vorgelege» Diese ist mithin sitr LerstUmw.elungen und unverstiindltch« Wendungen nicht xm antwvrtlich ui mach««. * Wiesbaden, 10. October. Die erste internationale Conferenz der Akademien der Wissenschaften erzielte, wie der „Rheinische Courier" berichtet, nach zweitägigen Verhandlungen eine Vereinigung aller Akademien zu einem ferneren gemeinsamen Vorgehen in wissenschaftlichen Fragen. Auf den zukünftigen wissenschaftlichen Congressen sollen, wie des Weiteren beschlossen wurde, die deutsche, die englische, die fran zösische und vielleicht auch die italienische Sprache als Verkehrs sprachen zugelassen werden. N. Neutz, 10. Octobrr. (P r i v a t t e le gr a m m.) Der rheinische Bauernverein wählte den Grafen I)r. Spee auf Schloß Ahrenthal bei Sinzig zum Vorsitzenden. Dieser hat den Vorsitz vorläufig auf ein halbe» Jahr ange nommen. * Oberhausen, 10. Oktober. (Amtlich.) Gestern Abend 6 Uhr 20 Min. fuhr auf dem Rangirbahnhofe Oberhausen-West ein aus einer Lokomotive und 30 Wagen bestehender Rangirzug in Folge der Verstellung einer Weich« in ein falsches Gleis und fuhr gegen den Prellbock. Der hinter der Lokomotive befindliche Packwagen fuhr auf die Lokomotive auf; er wurde stark be schädigt. Lokomotivführer und Heizer sind todt. Die Weiche ist durch Schulkinder, die bereits ermittelt sind, verstellt gewesen. * Wien, 10. Oktober. Kaiser Franz Joseph wird sich am Sonnabend früh nach Wals«e begeben, uir. der Taufe des jüngstgeborenen SohneS des Erzherzogs Franz Salvator bei zuwohnen. Sonnabend Abend wird der Kaiser zu einem längeren Aufenthalte nach Pest reisen. * Wien, 10. Oktober. DaS Präsidium des Abge ordnetenhauses theilt mit, daß der Reichsrath durch kaiserl. Patent vom 9 October für den 18. Oktober ein berufen worden ist. * London, 10. Oktober. Dem Prinzen Friedrich Leopold von Preu hrn ist, wie daS Amtsblatt berichtet, das Großkreuz des Victoria-Ordens verliehen worden. * Loudon, 10. Oktober. Dem „Reuter'schen Bureau" wird aus Mombasa berichtet, daß der deutsche Reisende Kolb am Rudolph-See von einem Rhinoceros getödtet worden ist. Warschau, 10. Oktober. (Privattelegramm.) Bei der Station Ruda-Guzarska zwischen Warschau und Skierniewice ist ein Personenzug der Warschau-Wiener Bahn mit einem Rangirzug zusammenge stoßen. Ter Anprall war sehr heftig; beide Lokomotiven und sieben Waggons sind total zertrümmert. Ein Zugführer »in'» ein Schaffner des Rangirzuges blieben auf der Stelle todt, zehr Passagiere des Per- sonenzuge» haben schwere oder leichte Ver letzungen davongetragen. * London, 10. Oktober. Eine Nachricht deS „Reuter'schen Bureaus" aus Capstadt bestätigt, daß die Regierung der südafrikanischen Republik «in Ultimatum an die britischen Behörden gerichtet hat. * New Bork, 10. Oktober. Dem „New Dor! Herald" wird aus Washington berichtet: England hat gestern die Vereinigten Staaten ersucht, für den Kriegs fall die Vertretung der britischen Interessen in den südafrikanischen Republiken zu übernehmen. Man glaubt, daß Präsident Mac Kinley bereit sei, diesem Wunsche nachzu kommen. DaS Gesuch der Vereinigten Staaten, daß ein ameri- kenischer Officier die britischen Truppen auf dem Feldzuge in Südafrike begleiten darf, ist von der britischen Regierung be willigt worden. Der Militärattache bei der amerikanischen Botschaft in Wien ist mit dieser Aufgabe betraut worden. * Capstadt, 10. Oktober. (Reuter' S Bureau.) Man rechnet, daß seit dem Beginn der Krisis 45 000 Flüchtling« da» Randgebiet verlassen haben. Am Sonnabend und Sonntag sind allein 1800 Personen hier eingetroffen. Localc Unter- stützungSauSschllss: sind Tay unt Nacht mit der Hilfeleistung be schäftigt. Man hat beschlossen, im ganzen Reiche Aufrufe zur Leistung von HilfSbeiträgrr zu erlassen. Don dem Johannes burger HilfSauSschussc sini in den letzten Monaten ungefähr 20 000 Pfund Sterling vertheill worden. 3000 fstersonen haben Unterstützungen empfangen.
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