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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189910150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18991015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18991015
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-10
- Tag1899-10-15
- Monat1899-10
- Jahr1899
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1899
- Autor
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4. WM W LiMll Ägkbllili lia, Pk Nl. 4K ZMlitllg, 14. Mcr 18W. Gerichlsverhaudlungen. Königliche» Landgericht. Strafkammer II. 6. Leipzjg, 14. Oktober. I. Nachdem der Agent Fritz H. mit den beiden Schuhwaorengrschästen, dir er gehabt, keinen Erfolg er zielt hatte und über da- in Möckern betriebene das CoucurS« verfahren eröffnet worden war, hat er sich längere Zeit al- Agent feinen LkbenSunterhalt erworben. Im November 1896 begründete er bann aus den Namen seiner Frau Louise H. in der Wurzenrr Strotze in Sellerhuuieu ein Schuhwaarrn- und Her.engarderobe» geschäft, später wurde auch noch eine Filiale in Waldenburg ein- gerichtet, die aber nur kurze Zeit bestaub. Nm 23. November 1898 wurde bereit- über da- Vermögen der Frau H. Concur- eröffnet. In den zwei Jahren waren im H.'jchen Geschäft bO—60000 umgeietzt worden, es war auch ein ziemlich umfangreicher Wechsrl- verkedr unterhalten worden; das Geschäft hatte sich nicht auf den Ladenumsatz beschränkt, es waren auch mehrfache EngroSkäusr ab geschlossen worden. Hiernach war Frau H. al- Voll-Kausmann an« zusehen und zur Buchführung verpflichtet. Bon einer regelmätzigeu kaufmännischen Buchführung kann aber nach Lein Gutachten de- Sachverstandigen nicht die Rede sein. Obwohl da- Geschäft in der Hauptiache von H. geführt wurde und eine Neihe von Thatsachen dafür sprechen, daß der Ehemann Inhaber deS Geschäfts gewesen ist und dasselbe nur aus Len Namen der Frau geführt wurde, um bei einein etwaigen günstigen Erfolg den Ertrag dem Zugriff der H.'fchen Gläubiger zu entziehen, ist doch die Frau al- Inhaberin des Geschäfts auzusehe». Sir ist al- solche im Handelsregister ein getragen und hat, da ibr Ebemann völlig mittellos ist, das Lapital zum Geschäft gegeben; dasselbe auch, wenngleich nur in beschränktem Umfang, vertreten. Sie hat die Wechsel mit ihrem Namen unter zeichnet und ihre gesammte Zeit, soweit sie nicht durch häu-lichr Geschäfte in Anspruch genommen war, dem Geschäfte gewidmet. Wegen einfachen BankeruttS wurde daher die H. zu einer Woche Gefängnitz oerurtheilt. Der wegen gleichen Vergehens anaeklagte Ebemann H., der jetzt unter der Firma seiner 18 jährigen Tochter eine Lckörsabrik betreibt, wurde auf Grund der Ergebnisse der Be weisaufnahme kostenlos sreigesprochen. II. Als gewaltthätigrr Mensch ist der Handarbeiter Franz Her mann G. aus Lindrnthal bekannt. Er war mit der HauSbesitzerio H. in Differenzen gerathen, so daß diese sich veranlaßt gesehen hatte, ihin den Aufenthalt in ihrer Gastwirthschast rin für alle Mat zu verbieten. Als am 10. Juni G. erfahren hatte, datz der Sohn der Frau H. abgereist war, sing G. mit Frau H. Scandal an, drohte ihr, sie todt zu schlagen und versetzte ihr auch einen Schlag an den Kopf, den sie aber mit der Hand abwehrte. Am 14. Juni erschien G. trotz Les Verbots wieder in der Restau ration der H. und verlangte Bier, erhielt aber nicht- und wurde wiederholt zum Verlassen deS Locals aufgesordert, wobei ihm be- deutet wurde: „Sie haben nichts mehr im Local zu juchenI" Erst nach längeren Hin- und Herreden bequemte sich aber G. zum Fort gehen. Er erschien jedoch sofort wieder, nachdem rin Freund von ihm auf Verlangen Bier erhalten hatte, wobei aber Frau H. aus drücklich erklärt hatte, datz es nur für ihn und nicht für G. sei G. drang trotz Verbots zwei Mal in die Restauration «in und ries: „So gut wie der Bier bekommt, will ich auch welches haben." Sein Verlangen wurde jedoch nicht erfüllt. Nutzer der Bedrohung und des Hausfriedensbruchs hat sich G. noch deS Vergehens nach 8 180 Les Reichsstrafgrsetzbuches schuldig gemacht. Unter Einrechnung einer ihm vom Schöffengericht zudictirtru Gefängnitzstrafe von 14 Tagen wurde G. zu einer Gesammtstrase von vier Monaten einer Woche Gefängnitz oerurtheilt. Hl. Bis zum 19. August war der 29 Jahre alte Dienstknecht Franz Albin G. aus Langenwetzkendorf bei dem Gastwirth T. in Groß-Storkwitz in Dienst gewesen. Nach seiner am Morgen er folgten Entlassung ging G. zum Sattlermeister R. in Pegau, bei Lein er für seinen Dienstherrn einen Pferdezaum für 12 bestellt batte, und holte denselben im angeblichen Auftrage seine- früheren Dienstherrn ab, um ihn alSbald wieder zu verkaufen. Beim Kauf mann F. in Pegau, von dem T. kaufte, hat er sich an demselben Vormittag auf dessen Namen eine Büchse Bratheringe erschwindelt. Dem Hausdiener B. schwindelt» G. vor, er habe etwas für seinen Herrn mitzubringen, aber aus Versehen sein Portemonnaie zu Haus« liegen lassen und bat um 3 Darlehn, die er auch erhielt. Die von G. verübten Betrügereien sind, da G. bereits zwei Mal wegen Betrugs bestias» ist, nach den Rückfallsbestiminungen zu ahnden, der Gerichtshof fetzte unter Zubilligung mildernder Umständr ein« Ge« fängnitzstrafe von füof Monaten fest. Königliche» Schöffengericht. —tt. Leipzig, 12. Oktober. In der Zeitschrift „Die Hilfe" war vor einiger Zeit ein Artikel veröffentlicht worden, der sich in beltzend-satirischer Weise mit einem VerstcherungSunternehmen besatzte, das ein Herr Gustav Zucht in- Leben gerufen hatte. Er ver- sicherte nämlich Backer gegen die Unzuträglichkeiten, die ihnen aus dem in ihren Betrieben sich einnistenden Ungeziefer, wie Schwaben u. s. w., erwachsen würden. Mehrere hiesige Bäcker hatten mit Herrn Zucht bereits einen Versicherungs vertrag abgeschlossen. An diese Auslassungen in der „Hilfe" war dir Bemerkung geknüpft worden, daß man e» den Bäckergesellen wohl nicht übel nehmen könne, wenn sie unter solchen Umständen auf Kost und Logis bei den Meistern verzichteten und eine ent sprechende Lohnerhöhung verlangten. Die hiesige Bäckerinnung fühlte sich durch den Artikel beleidigt und stellte durch ihren Obermeister Simon und den Viceobrrmeister Troitzsch Strafantrag. In der Verhandlung kam rS zu einem Vergleich, der dahin ging, datz der verantwortliche Redakteur der „Hilfe", Weinhausen, eine Butze von 100 zu Gunsten der Leipziger Feriencolonien, sowie di« gesammtrn Kosten deS Verfahrens zahlt, außerdem sich bereit erklärt, in seiner Zeitschrift eine Erklärung zu bringen, an derselben Stelle, an welcher der incriminirte Artikel ab gedruckt war, gemäß der da- Bedauern darüber ausgesprochen wird, Latz die Auslassungen Eingang in die Spalten der „Hilfe" grfunden haben, und worin gesagt wird, daß man nicht die Absicht gehabt habe, die Leipziger Bäckerinnung zu beleidigen. — Bor mehreren Wochen war der verantwortliche Redakteur der Königsberger „Bolkstridün«", Nakutt, der den Artikel der „Hilfe" in seinem Blatt nachgedruckt hatte, wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe von 50^4 uud Publi« catioa des Tenors dr- Urtheils verurtheilt worden. Vermischtes. --> Sine Mlnhlamve von »Ovtt Aerzen. Der LieSwöchent- liche „Prometheus" schreibt: Die Freud« am Riesenhaften liegt in der Natur der Menschen; sie bestand zu allen Zeiten, erstreckte sich auf alle Gebiete der Werkthätlgkeit und hat sich in unserem Zeitalter der Elektrotechnik u. A. in der Herstellung einer Glüh lampe von 6000 Kerzen Lichtstärke bethätigt — natürlich in Amerika, wo die Bryan Marsh Co. diese Lampe für eine Aus stellung anfertigt«. In der etwa 60 cm langen Lampe waren zwei .Kohlenfäden parallel geschaltet, deren Herstellung beson ders schwierig gewesen sein mutz, da sie den Haupttheil der etwa 4000 betragenden Herstellungskosten der Lampe für i, in Anspruch nahm. Die Lampe erforderte einen Vetriebsstrom von 236 Volt Spannung und 60 AmpSre oder eine Energie menge von 15 Kilowatt, 3 Watt für eine Kerze Lichtstärke. Die einen Vetriebsstrom von 120 Volt erfordernden gewöhn lichen Glühlampen pflegen etwa 3,5 Volt-Ampere oder Watt für eine Normalkerze zu verbrauchen. Lekder entsprach die Gebrauchsdauer der Riesenlampe nicht dem großen Kosten aufwande und auch wohl nicht den Erwartungen der Hersts 1er, denn schon nach drei Nächten wurde sie dadurch unbrauchbar, datz die Hitze der glühenden Kohlenfäden Las Glas am Lampen halse erweichte. ---» Präsident Krüger. Von einem Deutschen, der nach sieben jährigem Aufenthalte in Transvaal nach Berlin zurückgekchrt ist, «vhält der „Hann. Cour." «ine SchiloerungvesPrä- siLenten Krüger, der wir Folgendes entnehmen: „Es ist heutzutage eine seltene Erscheinung, datz e i n M a n n, der mit steifer Hand nur die Buchstaben seines Namens malen kann, im Stande ist, seit Jahren schon die Welt in Spannung zu halten und mit den gewiegtesten Diplo maten Englands fertig zu werden: «einen Shep- stone um die Früchte seiner Erfolge zu bringen, einen Kimberley und Loch nach Haus« zu schicken und einem Chamberlain empfind liche Schlappen beizubringen. Dazu genügte nicht die angeborene Bauernschlauheit, es gehörte ein Leben voll politischer Kämpfe und eine so intime Kenntniß von den Künsten und Traditionen der englischen Politik dazu, wie sie der Patriarch von Pretoria im Verlaufe von fünf Decennien erworben hat, um sie zum Vortheile seines Vaterlandes zu verwerthen . . . Jetzt schwört jeder Boere, mit Ohm Paul zu stehen und zu fallen. Jetzt sind sie auch für sein Leben besorgt, uns der Volksraad hat ihm einen Wagen zur Verfügung gestellt, in dem er. von Polizisten begleitet, seine Ausfahrten macht. Sonst aber ist er durchaus primus iutor pars», und er hütet sich wohl, durch irgend welchen Aufwand Unwillen zu erregen. So bewohnt er, obwohl er ein reicher Mann ist, «ine bescheidene Cottage, die nur aus Parterreräumen besteht. Hier hat jeder Boere das Recht, ihn zu besuchen und auszufragen und eine mächtige Tasse Kaffee zu trinken. Dafür bekommt der Präsident jährlich 300 Pfund Kaffeegeld. Außerdem ge hört es zu den demokratischen Pflichten des Präsidenten, in be stimmten Fristen durch das Land zu reisen und den Bür gern Re de und Antwort zu stehen. Da fährt er zu Wagen von Dorf zu Dorf. Zur angekündigten Stunde kommen die Beeren herbeiaeritten. Der Präsident sitzt gewöhnlich unter einem Baume, denn größere Säle giebt es im Lande nicht, uno nun beginnt das Verhör. Alle nur denkbaren Fragen über die innere und äußere Politik werden an ihn gerichtet, und dec Dämmst« hat gewöhnlich die meisten Fragen. In dieser Lage muß man d«n Ohm Paul sehen, um zu verstehen, wie er seine Leute zu meistern weiß. Wenn ihm verständige Fragen vorgelegt werden, denkt er einen Augenblick nach und giebt dann kurze, kluge Antworten. Sind ihm die Fragen aber unbequem, so weiß er sich aalglatt zu entwinden. Er treibt den Frager in sokratischer Weise durch eine Reihe von Gegenfragen in die Enge oder ant wortet in Parabeln und Gleichnissen, und wenn er gar zu hart näckig bedrängt wird, so macht er einen derben Scherz, durch den er die Lacher auf s«ine Seite bringt. Oft war ich Zeuge, wie er unbequeme Frager unter allgemeiner Heiterkeit abzeführt hat. Einmal hörte ich. wie ein vorlauter Boere ihn fragte, weshalb die große Summe von 30 000 Pfund für den geheimen Fonds in den Etat eingestellt worden sei. Da blinzelte er mit den Augen und antwortete unter schallendem Gelächter: „Wenn ich Dir das sagen würde, Neffe, wäre es doch kein geheimer Fonds mehr " Von anderer Art ist Krüger's B e r ed t s a m k e i t im VolkSraad. Wenn «r sich hier schwerfällig vom Titze erhebt, kommt in seine kleinen Augen Leben und Feuer. In gebückter Haltung, mit vorgebeugiem Kopfe spricht er unter lebhaften Gesten und mit lauter, etwas krächzender Stimme und mit einer Ueberz«ugungskraft, die fortreißt. Auch hier bedient er sich häufig biblischer Gleichnisse, wie er es überhaupt liebt, Citate aus der Bibel heranzuziehen. Man hat ihm in dieser Beziehung häufig den Vorwurf der Heuchelei gemacht, aber wer den Mann kennt, weiß, daß in ihm «ine Wirklich kindliche Frömmigkeit und ein seltenes Gottvertrauen lebt, und daß er auch in seinem Privat leben streng biblische Grundsätze verfolgt. Er steht daher in un bezweifelter Integrität da, urxd selbst die englisch-sübafrikanische Press« hat seine Unbestechlichkeit nie angetasiet. Man kann sagen, daß sich in ihm die schätzbaren Tugenden der Boeren vereinigen: die zähe Beharrlichkeit, die simple Frömmigkeit, die natürliche Schlauheit. Im beständigen Ringen um die Freiheit seines Volkes hat er sich zu einem diplomatischen Talenle ersten Ranges entwickelt, das den Engländern noch manche Schwierigkeit machen wird " ----- Weiße oder blaue Hosen? Aus W i e n wird dem „Beil. Tgbl." erzählt: Sarah Bernhardt und der fran zösische Schriftsteller Nostand, in dessen neuem historischen Stücke „l/aislon" Sarah die Rolle des Herzogs von Reichstadt spielen wird, besuchten gestern das kaiserliche Schloß Schönbrunn, wo ihnen auf Befehl des Obersthofmeisters Fürsten Liechtenstein alle Gemächer, wo Reichstadt gewohnt hat, und alle seine dort aufbewahrten Poöträts und Reliquien gezeigt wurden. Danach werden di« Dekorationen des Stückes gemalt, dessen meist« Scenen im Schönbrunner Schloß spielen. Eines dieser Zimmer ist das jenige, wo Reichstadt gestorben ist, dasselbe Zimmer, wo Napoleon bei den Occupationen Wiens von 1806 und 1809 geschlafen hat. Der Plafond, die Tapeten, Bilder und Möbel dieses Zimmers, das unverändert geblieben ist, werden Photographin und nach den Photograph«» in Größe der Originale copirt- Ebenso wird ein großer Salon mit einem der besten Porträts Maria Therösia'S im Detail photographirt und copirt. Sarah Bernhardt läßt alle in der Wiener Hofburg und Schönbrunn befindlichen Porträts Reichstadt's photographiren, um danach die Kostüme und die Mask« für sich zu componiren. Hierüber gerieth sie bereits in Conflict mit Rolland. Sie will Reichstädt als Jnfanterieoberst in alt-österreichischer Uniform aus der Zeit der Napoleonischen Kriege spielen, die ganz weiß war. Aber als Reichstadt im Früh jahr 1832 Oberst wurde, trug die österreichische Infanterie be reits blaue Hosen, und Nosiand besteht auS historischer Treue darauf, daß Sarah blau« Hosen zu d«lm weißen Uni'formfrack trage, was sie verweigert. Man ist auf den Ausgang des „Con- flicteS" sehr gespannt! ---- Unterirdische vergwerkSauSftellnng in Paris ISOtt Am Fuße des EisfelthurmeS im Palais deS Mines et de la Metallurgie werden di« B«sucher der Weltausstellung die wunder baren Schöpfungen der Bergbautechnik bewundern können. Eine nachgemachte Grube soll alle äußeren und inneren Einrichtungen in einem Bergwerk« vor Augen führen. Di« unterirdischen Strecken werden im Ganzen 700 Meter lang sein; der Besucher sieht in ihnen die Gewinnung der Kohle, der Gold-, Silber-, Blei«, Kupfer- und Eisenerz«, deS Steinsalzes, des Diamanten u. s. w. Ferner soll «ine Grube aus der Zeit der Phönicier und des Mittelalters mit den merkwürdigen Maschinen und Werk zeugen jener Zeit oorgesiihrt werden. In einem Saale wird das Grab Agamemnon's in Mykena aufgebaut; hier sollen die Könige oldmaSken und vom Kopf bis zu den Füßen in Gold ein- lt dargestelll werden, so wie Schliemann sie bei seinen Aus lugen gesunden hat. Eine Schaustellung der allen geolo- g n Welt, wie die Pflanzen- und Thierwelt unserer Erde zur Steinkohlen-, Kreide- und späteren Zeit aussah, soll durch Dioramen gezeigt werden. Schließlich sollen auch noch Grotten mir Stalaktiten, unterirdischen Flüssen, Seen, Lichlwirkungen, di« Grotte von Capri, die Grotten in den Marmorbergen von Annam mit ihren allen unterirdischen Pagoden, die Eremiten grotten am Todten Meere mil herrlichen Palästinalandschasten u. s. w. in naturgetreuer Nachahmung vorgeführt werden. — Diese Gesammtausstrllung findet in den Katakomben unter dem Jardin de Trocadero und den benachbarten Avenuen Platz. Der Trocavero-Hügel bestehl größtentheilS aus Kalk, den man früher durch Pfeilerbau abgebaut hat; die unterirdischen Hohlräume werden noch weiter ausgedehnt. ---- Trntschc und rualischc schiff«. Aus London wird berichtet: Datz Passagiere auf deutschen transatlan tischen Schiffen eine viel bessere Behandlung erfabren als auf englischen Schiffen, geht aus folgenden drastiscben Aentzerungen eines englischen Ingenieurs in einem Lonboncr Blatt hervor: „Der Unterschied zwischen einem englischen und einem deutschen Schiss ist kurz gesagt folgender: auf englischen Schiffen müssen sich die Passagiere dem Schiffe an- bcguemcn, auf deutschen Schilfen ist das Schiff zur Bequemlich keit der Passagiere da. Man zahlt irgend einer englischen Ge sellschaft einen Hausen Geldes, um sofort, nachdem man das Schiff betreten, zu erfahren, datz man nur ein „lumpiger" Passagier ist, der nicht die geringste Beachtung verdient. Tie Officiere des Schiffes blicken auf' Einen mir ausgesuchter Ver achtung, und selbst die unbedeutendsten Angestellten des SckifsS machen aus ihrer Uebcrzcugung keinen Hehl, daß die Passagiere eine tief unter ihnen stehende Menschcnclasse sind. Sc. königl. Hoheit der Obersteward ist viel zu vorncbm, als datz man sich ihm auch nur nähern dürste, und Te. Ercellcnr derzweite Steward giebt deutlich zu verstehen, datz ein Passagier dank bar dafür sein soll, datz er sich überhaupt srei auf dem Deck bewegen darf. Mau bittet Se. Hochwohlgeboren den Deck steward um einen Stuhl; wenn man sich recht bei ihm cinzu- fchmeichelu Weitz, so führt er Einen endlich zu dem gesuchten Möbelstück, für dessen Benutzung man aber eine Summe zahlen mutz, für die man unter anderen Umständen den ganzen Stuhl kaufen könnte. Gegen Abend begiebt man sich ins Rauch zimmer. Hier hat man das Vergnügen, von Sr. Herrlichkeit dem N au ch zi in m e r k e l l n e r so inquisitorisch betrachte: und so von oben herab behandelt zu werden, als ob man ein Verbrecher wäre, der vor dem Tribunal steht. — Ganz anders ist eS auf deutschen Schiffen. Von den Angestellten des Schiffes wird man hier nicht nur höflich, sondern so aufmerk sam uud fürsorglich behandelt, als ob sie im Privatdicnst eines jeden einzelnen Passagiers sieben würden. Die Kellner sind mehr als gefällig, sie sind „zuivringlwb" und entgegenkommend. Sogar der Cavitän des Schiffes bält es nickt für entwürdi gend, nach der Bequemlichkeit der einzelnen Passagiere zu sehen. Man kann auf dem deutschen Schiffe für weniger Geld eine bessere Cabine erhalten als aus dem englischen. Deshalb üben auch bei den Ueberfahrteu über den Atlantischen Ocean die deutschen Schiffe von Tiahr zu Jahr mehr Anziehungskraft aus. Bei englischen Schiffen wird die Freude an der Reise durch steife Convention und peinliche Beobachtung der gesell schaftlichen Farmen niedergedrückt. 'Auf dem deutschen Schine füblt man sich frei. Sogar Musik giebt cs hier. Sie Ist freilich nicht hervorragend, aber die Leute von der ersten Elaste hören sic gern und die Passagiere zweiter Elaste tanzen sogar dazu. Den Engländern würden sich die Haare sträuben, wenn man ihnen Mnsikvorträge zmnnthen wollte. Es ist freilich ganz hübsch, zu wissen, das; „John Bull" beständig in der Nabe ist und datz jeden Sonntag Morgen Gottesdienst abgehalten wird, so datz man. wenn das englische Schiff untergcm. im Geruch der Heiligkeit gerettet werden kann oder auch — ertrinkt. Aber eS wäre zu wünschen, datz John Bull auch dem Comforl ein wenig mehr Aufmerksamkeit zuwenden möchte." — Von einem verlorenen Tunnel schreib: man der „Schles. Ztg." ausLondon : Englands Hauptstadt hat manche Dinge, von Venen selbst der Londoner keine Ahnung besitz!; aber daß sich unter vcn Hauptstraßen de: Metropole ein mehrer- Kilo meter langer Tunnel hinzieht, der schon fast ein halbes Jahr hundert alt ist, ohne daß Jemand davon Kenntniß hat, erscheint doch geradezu unmöglich. Und dennoch ist dem so. In der Mitte der fünfziger Jahre wurde von dem Euston-Bahnhofe ein Tunnel nach dem Londoner Hauptpostamt gerührt, der, ähnlich wie die Rohrpost in Berlin, auf pneumatischem Wege die Briespacketc möglichst schnell vom Bahnhofe auf das Hauptpostamt befördern sollte. Unternehmer des Baues waren Privatcapitalisten, die Viesen Tunnel zunächst auf ihre Kosten errichteten; die Postver waltung ließ sich darauf ein, denselben auf seine praktische Ver wendbarkeit zu prüfen. Die Versuche schlugen aber gänzlich fehl, die Unternehmer verschlossen schleunigst den Tunnel an beiden Enden und sprachen nicht mähr davon. Der Tunnel gerieth schließlich vollkommen in Vergessenheit. Da machte es sich ein Mann, Mr- Threlfall, zur Aufgabe seines Lebens, den Tunnel, von dessen Vorhandensein ihm ein« dunkle Kunde zugekommen war. zu entdecken, und vor einigen Tagen konnte er endlich einem Bezirk-Verein, dessen Mitglied er ist, die Mittheilung machen, daß er den Tunnel von einem Ende bis zum anderen durch wandert habe. Er hatte schon alle Hoffnung, ihn jemals auf finden, aufgegeben, als ihn der Zufall in Erfahrung bringen ließ, daß auf einem kleinen Landsitze uniweit London eine alt« Dam: wohne, die Eigenihümerin der genauen Psäne sei, die sie als ein ziges Vermächtniß des Tunnelersiauers bewahre. Die alte Dame begeisterte sich für den Gedanken, das Werk ihres Jugendfreundes neu erstehen zu sehen und unterstützte Mr. Threlfall so nachdrück lich, daß es ihm gelang, die Stelle, wo der Tunnel aining, ausfindig zu machen. Mr. Threlfall kletterte in die dunkle Oefs- nunq hinein und kroch aus allen Bieren in ständiger Erstickungs gefahr, tief unter dem pulsirenden Leben von Holborn uno Toit-n- barn-Court-Road, den HauvtgeschäftSllraßen in der City von London, unverdrossen den Tunnel entlang. Was «r fand, war ein 4 Fuß hoher, 4K Fuß breiter horizontaler Gang, dessen Wände mit eisernen Cylindern verkleidet waren, und der sich in vorzüglichem Zustand« befand. Mr. Threlfall beabsichtigt nun, den Tunnel seinem ursprünglichem Zwecke wieder zu Zufuhren. Statt comprimirter Luft will er aber elektrische Krast als Trieb- >m'itt«l anitvenden und in dem Tunnel eine kleine elektrische Eisen bahn laufen lassen. Er spricht von einer zweigleisigen Bahn mit Oberleitung, die, sofern das Generalpost»mt auf sein« Borschläge einaeht, Briefschaften und Werihpackete von und nach der Station Euston befördern soll. ---- Gin gewesener Bürgermeister als Kellner Ein Ge schäftsreisender hat auS San Francisco die Nachricht gebracht, daß der vor mehreren Monaten nach großen Defraudationen fllüchtig geworden« Bürgrrmeister von Wollersdorf, vr. Alfred Hödl, Speisenträger in einem deutschen Restaurant in San Fran cisco sei. Das „Neuigkeiis-WelVblatt" berichtet über die Begeg nung zwischen dem Reisenden und dem slüchügen Defrauoanten Folgende-: In einem meist von deutschen Europäern be- suchten Hoiel von Sa- Francisco siel dem Exporr-Agenten ein besonders großer, intelligent aussehender Speisenträger auf, der eine besondere Aehnlichtei mir dem slüchügen Bürgermeister von Wollersdorf hatte. Der Reisende sprach den Kellner, der aller dings glatt rasirt war, während vr. Hödel einen Spitzbart trug, mit den Wollen an: „Sind Sir nicht vr. Hödl?" Der Kellner war gang bestürzt, wurde «bleich und entfernte sich, nachdem er sevvirt harte, ohne rin Wort auf diese Anfrage zu erwidern. Der Reisende bekam den Speisen träger nicht mehr zu Gesicht. Die Nachrichten, die er über die Person des Kellners im Hotel erlangte, bestätigten jedoch die An sichten des Reisenden, oaß ver Speisenträger thrusächlich vr. Hödl sei. Es wurde nämlich dem Reisenden erklärt, daß der Servirkellner keinerlei Papiere besitze und nur erklärte, er habe bei Sacher in Wien servirt. Thatzächlich zeige er aber wenig Talent zum Kellner. Nur sein «besonders manierliches Benehmen befähigte ihn nach den Erklärungen der Hotelbediensteren für den Dienst eines solchen. — Bekanntlich harte sich vr. Hödl zuerst nach Egypten gewendet. An Bord d«S Lloyddampfers, auf dem er nach Alexandrien reiste, wurde er von einem Waltersdorfer erkannt. Man setzte sich mit den egyptischen Behörden in Ver bindung. weil' D>-. Hödl offenbar "fuhr, worauf er Egypten verließ. Liiktierbesprechungen. Die erste umfassende, d. h. bis auf die neueste Zeit, bis auf Cardiicci, d'Anuuuzio, Amicis u. s. w. fortqesührtr Darstellung der Geschichte der italienischen Literatur dem deutscheu Publicum zu bieten, LaS war einer Verlagsanstalt Vorbehalten, der wir schon zahlreiche populär«misseiijchasüiche Standardwerke verdanken: dem Bibliographischen Institut in Leipzig und Wien. Mit seiner vor Kurzem in dauerbaftcm nnd vornehmem Einband erschienenen tzücschichte der Jtalieuischcu Literatur von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart), deren Abfassung zwei auf ihrem Arbeitsgebiete hochangejehcue und einander — der eine ein Deutscher, der andere ein Italiener — glücklich ergänzende Gelehrte, Iw. Berthold Wiese und Pros. vr. Erasmo Pörcobo, über« nahmen, bat der bekannte Verlag tbaijächlich eine Lücke ausgesiillt, dir selbst ein so verdienstliches Werk wie Gaspary'S „Geschichte der italie« Nischen Literatur" offen ließ. Er hat aber damit zugleich auch seiner »riolqreichen „Sammlung illustrirter Literaturgeschichten" ein neues Gl cd eingefügt, das sich gewiß bei Laien und Gelehrten einernicht minder warmen Aufnabme erfreuen wird als die früher erschienene „Geschichte der englischen Literatur" von Professor vr. Richard Mülkrr und die vor elwa Jahresfrist vollendete „Geschichte der deutschen Literatur" von Professor vr. Friedrich Vogt und Professor vr. Max Koch. Denn wie diese beiden Werke, so vereinigt auch Wiese-Pörcobo's „Geschichte der italienischen Literatur" zwei Vorzüge, die man sonst nicht häufig bei einander findet: strengste Gründlichkeit und Gediegenheit der wissenschaftlichen Forschung einerseits und eine elegante, für jeden Leier, gleichviel welcher Bildungsstufe, durchaus verständliche und lebhaft sesjclnde Darstellung-weise. So ist ein Werk geschaffen worden, LaS mit demselben Liechte iin Studierzimmer deS Forschers wie in der Haus bibliothek jeder deutschen Familie einen Ehrenplatz beanspruchen kann, und daS neben dem literarischen in seinen zahlreichen, geschickt aus« gewählten, Las Verständniß des Textes wesentlich unterstützenden, mit allen Mitteln der modernen Technik hergestellten Illustrationen zugleich auch hohen künstlerischen Werth besitzt. Da» hervorragende Werk, mit 158 Abbildungen im Text, 31 Tafeln in Farbendruck, Holzschnitt und Kupferätzung und 8 Facsimile-Beilagrn versehen, kostet in Halblcder gebunden 16 oder in 14 Lieferungen je 1 ** Tas Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich mit den Ent- schrtdnngen des RrichSgerichtS von vr. Daube, Geh. Negie- rnug-ratb. 7. Auslage. Verlag von H. W. Müller in Berlin lqebundeu 3,50). DaS im Juristenstande seit Jahren bekannt» und beliebte Merkchen liegt wiederum in neuer, zeitgemüßer Be» arbeitung vor. ES bietet den correcten Text deS Strafgesetzbuchs, wie ec durch zahlreiche Abänderung»« uud ErgäuzungSgesetze fest, gestellt worden ist, sowie die bis in dir neueste Zeit ergangenen Ent scheidungen des Reichsgerichts, die mit Kürze, Präcision und Sach kunde wiedergegrben sind und auf knappstem Raum« ein« ausreichend« Oricntiruiig über die vom höchste» Gerichtshöfe angenommenen RechtSjütze gewähren. ** * * * Ein für alle Standesbeamten, aber auch für olle mit dem Standesamt in Verkehr tretenden Laien sehr wichtige- Büchlein ist im Verlag von Preuß L Jünger (Arthur Jünger), Bre-Iau, er« schienen: Das Reichsgesttz vom 6. Februar I87S über di« Bcurkunduug des Personenstandes und die Eheschlictzung, in der vom 1. Januar 1900 an geltenden Fassung, nebst Aus- sührung-verordnung vom 25. März 1899, erläutert von Otto Kotze, Bürgermeister a. D. 8° 114 Seiten, geb. 2,50 ^l Aus dem Geschäftsverkehr. O Nur wenig Wochen noch — und eS vollenden sich 25 Jahre, seitdem eines der ältesten Magazine für Hau-« und Küchen« geräthschasten, da- von Richard Furcht, hier am Platz» be- steht. Allein, da- Jubiläum wird nicht in den seither inne» gehabten Geschäftsräumen in der Stecknerpassage gefeiert werden, wildern in dem neuerstandenen Prachtbau Grimm ätsche Straße 14. wohin daS Geschäft seit Kurzem iibergesiedelt ist, hier in diesen bis in da§ fünfte Obergeschoß belegenen Geichäft-räumen sind all« die Schätze an Küchen« und WirthschastSqeräthen aufqrslellt, an denen das Magazin so reich ist. Im Erdgeschoß haben die neuen LuxuS- artikcl der Branche, die hochfeinen, modernen Stahl« und Alpocca- waaren Ausstellung gefunden; im ersten Obergeschoß sind die prak- tüchen Küchengerätbschasten untergebracht, gleich beim Brtreten deS Raumes sehen wir eine vollständige Musterküche übersichtlich arranqirt vor »n-, wobei insbesondere das vorzüglich hergeslrllte und dabei doch billige Emaillegrschirr di« Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Die weiteren Obergeschosse bergen gleichsall- viele der gangbarsten Küchenartikel in sich. Allenthalben fällt die Gediegen« hrit der ausgestellten Waaren bei großer PreiSwürdiqkeit auf. Di» zahlreichen Kunden werden dem Richard Furcht'schrn Geschäft auch in seinen neuen Räumen treu bleiben und sicher wird sich ihr Kreis noch erheblich erweitern. Sicherlich wird sich das Geschäft auch in Len neuen, reich ausgestatteten Lokalitäten Grimmaijchr Straße 14 in der glücklichsten Weise weiter entwickeln. k Im Hotel de Taxe haben die beliebten Octoberseste wieder begonnen und concertlrt gegenwärtig daselbst die besten- rrnommirt« erste bayerische Oberländler-Capelle unter Direktion des Herrn Nloi- Vorbreiincr. Dir Darbietungen dieser Capelle enthusiasmiren daS zahlreich versammelte Publicum, welches bei dem berühmten, direct vom Faß abgezogenen Münchener Zacherlbräu die angenehmste Er« holung findet. Herrn G. hubner's trefflich« Bewirthschastung dieje- altrenommirten Etablissement- findet vollst» Anerkennung. AuSVVI-lLSUk UokvnsKvinvi* SsHiIvnBVvkvnsi „I-olrv" t« verkauf-local: I-e-prrl«, ttetvdastrasav »S I. zu Kleidern, Vlanse» «ad VefAtzen werde», um zu räumen, zu herabgesetzten Preise», zum Lhril auch »am aack aat«r BlerntvIInatzNpr«-» verlraaNd Kennen- un«> Unnientvoken von KV «n. VninenInealliLne» nnr> VoldeKkinken eon LS nn, SeiSen» Vnineneekünren, HiesKen-, Vonvenl- nnS veil Loknnpv» »ekn, »ekn dilliAl Die Geschäftsräume flud p«r sofort oder später anderweit zu vermiet-«». Ladenrinrichtung-grgrnftändr zu »erkaufen. dabo tok 1» Vovpomr v. Svstvii müor krols srvordsv. Vieaeldeu destedeu »ui mir xuteu Veimu-ljuulittltev, eignen rieb ru ^ar-dtzwa, Naletat», u. NanGa »url eeerüeu, SV ILVKV Sor VorrsU» rstvkt, vvorw dtllls vvrtsakt. F. 'M» F. LVSFV.
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