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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.12.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991215014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899121501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899121501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-12
- Tag1899-12-15
- Monat1899-12
- Jahr1899
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3. Leilv M ÄtzWer Ägeblitt iis Anzeiger Nr. KZ?, Kcikg, I). Lcember 18S8. Mgen-AnsBeZ S»E»«»«S»MS»«S»S»W»SS«SSS«SW—»WS-NSNWSM«,,«^ > I « ' »'«M-—W>—SSS^--SS«W-^>»WW>E»»>«»WWW»W» Lachfischer Landtag. st, Drr»Aev, 14. December. Erste Kammer. 9. öffentliche Sitzung, Mittag 12 Uhr. Borsitz: Präsident Graf von Könneritz-Lossa. Am Regierungsttsch: Slaalsminisler vo» Mctzjch. Der Sitzung wohnte auch Se. kgl. Hoheit Prinz Georg bei. Tagesordnung: Petition des Beroaudes coadttioulrender approbirter Apotheker sächsischer Staatsangehörigkeit um Regelung des ApothekeuconcrssionawesenS und Vermehrung der Apotheken anlagen im Berdältnib zur BevölkeruugSzabl, sowie die Anschluhpetilionen des Stadtrathes zu Döbeln und des Gemeinde, rathes zu Löbtau. Ten Bericht der 4. Deputation erstattet Seine Excellenz Wirkt. Geh. Nath Meusel-TreSden. In der ersten Petition wird ausgesiihrt, daß die Standes- Verhältnisse der nicht besitzenden approbieren Apotheker höchst ungünstige und der Abhilfe dringend bedürftig seien. Während der Staat hohe Anforderungen an die Ausbildung eines Apothekers stelle, sei cS in Folge der hohen Apothekenprcise den minderbemittelten Apothekern fast unmöglich, durch Ankauf einer der bestehenden Apotheken zur selbstständigen Ausübung ihres Berufs zu gelangen. Sie feien also in der Hauptsache nur auf Reucoucessionen an- gewiesen; diese stehen aber weder zu der großen Anzahl Von Conccssionsanwärtern, noch zu dem Bevölkerungszuwachs im Berhältniß, und es sei dahin gekommen, daß die bestehenden Apotheken in Folge des zu weit gehenden Schutzes zu Speculalionsobjecten benutzt werden. Insbesondere wird in dem der Petition angesügten statistischen Nachweis dargethan, daß im Königreich Sachsen in den letzten 25 Jahren die Bermehrung von Apotheken gegenüber dem Bevölkerungszuwachs nicht fortgeschritten, sondern zurückgeblieben sei, und daß unter allen deutschen Bundes- staaten Las Königreich Sachsen nächst Neuß ä. L. die höchste Durch- jchnitts-Einwohnerzahl für je eine Apotheke ausweise. Die Petenten haben nun eine Reihe von Grundzügen für die zukünftige Regelung des Apothekerconcessionswesens aufgestellt und mit Bezug auf dieselben wünscht der Verband ins- besondere. Laß ein System für Bermehrung der Avotheken geschossen werde, welches dem Bevölkernngs- zuwachfe unter Zugrundelegung einer Normaleinwohnerzahl von 10000 Seelen aus je eine Apotheke und den Bedürsnissen der Gemeinden, Korporationen rc. entspreche und bei denen das Anciennetätsprincip der Bewerber berücksichtigt werde. Der stadtrath zn Döbeln schließt sich dieser Petition an mit Lein Hin- weis, daß zwei Apotheken (Döbeln und Ostrau) bei einer Bevölke- rungszisser Les Amtsgerichisbezirks Döbeln von 26498 Seelen, wie sie sich bei der letzten Volkszählung 1895 ergeben habe, die aber seitdem wesentlich in die Höbe gegangen sei, nicht dem Verhältnisse entspreche, daß auf 10000 Einwohner eine Apotheke kommen solle, ebenso der Gemeinderath zu Löbtau mit dem Hinweise darauf, Laß sich für den jetzt rund 35000 Einwohner zählenden Ort Löbtau mit anichließenden Ortschaften in etwa zwei Jahren daS Bedürfniß nach Errichtung einer dritten Apotheke Herausstellen werde. Tie 4. Deputation der Ersten Kammer hält gleich der Regierung eine Einschränkung des betreffenden ConcessionSwesenS in so enge Grenzen, wie sie durch die der Petition, beigcsügten Grund- züge theilweise gezogen werden, im Interesse der Lebensfähigkeit der Apotheken für bedenklich. Sie ist ferner der Ansicht, daß auf eine landesgesetzliche Regelung der Frage wegen der Beseitigung von Widersprüchen seitens der Besitzer von mit Exclusiv - Privilegien ausgestalteten Apotheken für jetzt kaum zuzukommen sein wird, da die Ordnung der Angelegenheit im Wege der Reichsgesetzgrbung sich seit längerer Zeit in Vorbereitung befindet. Sie steht aber im Uebrigen den Bestrebungen der c'onoitionirenden approbirten Apotheker, ihre Lage zu verbessern, wohlwollend gegenüber und glaubt im Hinblick aus die zum Theil recht beachtlichen Ausführungen der Petition eine etwas stärkere, mit der Zunahme der Bevölkerung gleichen Schritt haltende Vermehrung der Apotheken befürworten und dafür eintreten zu sollen, daß eine Ausschreibung der zu er- theilenden Concessionen erfolgt und der Ancinnetät der Bewerber bei der Concessionsertheilung thunlichst Rechnung getragen wird. Die Deputation beantragt daher, die Kammer wolle die Petition nebst Anjchlnßpetitionen der Regierung zur Kenntnißnahme über- weisen. Ohne Debatte und einstimmig beschloß die Kammer demgemäß. Eme Petition des Gortengutsbrsitzers Earl Eichler in Niederwinkel bei Waldenburg, eine Proceßsache betreffend, wurde aus Gründ von 8 23s der Landtagsordnung, weil nicht zum Wirkungskreis der Stände gehörig, für unzulässig erklärt. Nächste Sitzung Moniag, den 18. December, Mittags 12 Uhr. Tagesordnung: Petition Eisenjchmidt, Schadenersatz betr. Ernennungen, Versetzungen rr. im öffentlichen Dienste. Departement des Kultus und öficuttuhcu Unterrichts. Erledigt: Vie dritte ständige Lehrerstelle in Mulda. Collator: dir oberste Schulbehörde. Einkommen: 1200 Grundgehalt, 100 für Unterricht in dec Fortbildungsschule, 100 für Aushilfe im Kirchendienst und 36 für Turnen im Sommerhalbjohr. Gesuche mit Zeugnissen find bis zum 31. December an den königlichen Bezirksschulinspector Schulrath Or. Winkler in Freiberg einzureichen; — die Kirchschulstelle in Niederau. Collator: Vas königliche Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. Die Stelle gewährt außer freier Wohnung im Schulh-ause nebst Gartengenuß ein Jahres einkommen von 1200 cA vom Schuldienste, 736 vom Kirchen dienste unD dar Honorar sür Fortbildungsschulunterricht. Be- iverbungsgesuch« sind mit den erforderlichen Zeugnissen bis zum 29. Decxmiber bei «dem königlichen Bezirksschulinspector Schulrath vr. Gelbe in Meißen einzureichen. — Zu besetzen: zu Ostern 1900 die neugegründete 9. ständige Lehrerstelle i» Paunsdorf bei Leipzig. Collator: der Gemeinderath da selbst. Einkommen: 1600 c/? Jahresgehalt, wovon 20 Proc. als Wohnungsentschäoigung zu gelten haben. Dieses Einkommen erhöht sich im 4. Dienstjahre auf 1800 .//, im 7. auf 2000 nn 10. auf 1250 ün 13. auf 2300 im 16. auf 2450 im 19. auf 2600 im 22. auf 2750 l/k, im 25. auf 2900 uno betrüg: vom 28. Dienststchre an 3000 Gesucht nebst den erforderlichen Beilagen sinh bis zum 25. December bei dem Gemeinverathe in Paunsdorf einzureichen. Sterblichkeits- und Gesundtzeilsverhältniffe. Nach den Veröffentlichungen «des kaiserlichen Gesundheits amtes sind in der Zeit vom 26. November dis 2. December von , je 1000 Einwohnern, auf das Jahr berechnet, als gestorben ge meldet: in Berlin 16,2, in Charlottenburg 12,7, in Breslau 23,6, in Köln 22,5, in Königsberg 22,7, in Frankfurt a. M. 16,0, in Wiesbaden 17,3, in Hannover 11,8, in Magdeburg 14,2, in Stettin 19,0, in Altona 10,9, in Straßburg 16,2, in Metz ?, in München 22,2, in Nürnberg 24,4, in Augsburg 26,4, in Dresden 17,5, in Leipzig 17,5, in Stuttgart 14,9, in Karlsruhe 17,6, in Braunschweig 17,8, in Hamburg 12,4, in Wien 17,1, in Pest 21,4, in Prag 20Z, in Triest 28,0, in Krakau 33,5, in Amsterdam 12,6, in Anwerpen 17,2, in Brüssel 15,8, in Lyon 17,4, in Paris 18,9, in London 19,4, in Glasgow 21,0, in Liverpool 23,8, in Dublin 38,6, in Edinburg 18,8, in Kopenhagen 16,7, in Stockholm 15,5, in Christiania 13,6, in Petersburg 24,6, in Moskau 26,9, in Odessa 16,3, in Warschau 21,4, in Rom 17,0, in Venedig 22,6, in New Dort 15,4, in Philadelphia 12,9. Der Gesunlvheitsstawd blieb auch in dieser Woche in der überwiegenden Mehrzahl der größeren europäischen Städte ein günstiger und die Sterblichkeit, besonders in deutschen Städten, eine niedrige. Die Zahl der Orte mit sehr geringer Sterblich keit (unter 15 pro Mille) war eine ansehnliche, und seien aus der Zahl derselben hier nur Aachen, Altona, Barmen, Beuthen O.-S., Bielefeld, Bremen, Charlortenbucg, Düffeldorf, Elberfeld, Hagen, Hamburg, Hannover, Cassel, Kaiserslautern, Kiel, Cottbus, Ludwigshafen, Mannheim, Magdeburg, Osnabrück, Potsdam, Remscheid, Schöneberg, Solingen, Spandau, Stuttgart, Amster dam, Christiania genannt. Auch in Berlin, Braunschweig, Danzig, Darmstadt, Dresden, Frankfurt a. M., Karlsruhe, Leipzig, Stettin, Straßburg, Ulm, Wiesbaden, Antwerpen, Brüssel, Edinburg, Kopenhagen, Lyon, Odessa, Paris, Stock holm, Wien, New Aork u. a. war die Sterblichkeit eine günstige (unter 20,0 pro Mille) und blieb in Köln, Königsberg, Mainz, München, Pest, Glasgow, Prag, Venedig, Warschau u. a. O. eine mäßig hohe (etwas über 20,0 pro Mille). — Vorherrschend blieben auch in dieser Woche unter -den Todesursachen acute Entzündungen der Athmungsorgane, die sogar vielfach mehr Todesfälle als in der Borwoche veranlaßten; auch Erkrankungen und Stevbefälle an Influenza kamen mehr zur Beobachtung; mehrfache Todesfälle an Influenza gelangten jedoch nur aus Petersburg 2, aus Moskau 8, aus Berlin 21, aus London 17 zur Mittheilung. — Auch Todesfälle an acuten Darmkrankheiten kamen aus zahlreichen Orten in größerer Zahl zum Bericht, wie aus Breslau, Danzig, Dres den, Hamburg, München, Nürnberg, Petersburg, Men u. a. Im Allgemeinen war die Bekheiligung des Säuglingsalters an der Sterblichkeit etwas größer als in der Vorwoche, so daß von je 10000 Einwohnern, aus das Jahr berechnet, in Berlin 43, in Leipzig 59, in München 94 Säuglinge starben. — In Porto gelangten in der Zeit vom 17. bis 23. November 11 Er krankungen und 5 Todesfälle an Pest zur Meldung. In Lissa bon ist seit dem Tode des Professors Pestana kein weiterer Pest fall vorgekommen. — In Britksch-Ostindien ist in der Woche vom 21. bis 28. October ein erheblicher Nachlaß der Pestfälle ersichtlich, besonders in der Stadt und Präsidentschaft Bombay, sowie in den Bezirken Belgaum, Sataca, Dharwar, Puna, Nasik, Ahmednagar hat di« Zahl der Fälle ab-, in den Marhatta Staaten und im Sholapur-Bezirke zugenommen. Auch in Kalkutta und km Staate Mysore ist die Abnahme ersichtlich. In Hongkong scheint die Epidemie seit Mitte October erloschen zu sein. Auf der Insel Formosa (Japan) herrscht die Pest seit Mitte October wieder, in Taipeh und Twatutia sind Pest fälle vorgekommen. Auch in Tamatave (Madagaskar) herrschte die Pest um Mitt« November, sowie in Assuncion (Paraguay) um Mitte October. — In Baffora und Bagdad griff Mitte November die Cholera unter den Beduinen weiter um sich; in Kalkutta erlagen derselben (29. October bis 4. November) 8 Personen. — Bon den bei uns häufiger vorkommenden In fektionskrankheiten wurden von Masern, Scharlach und Diph therie noch mehr, von Typhus, Keuchhusten und Pocken weniger Sterbefälle als in der Vorwoche berichtet. Die Verbreitung der Masern war eine noch größere als in «der Vorwoche. Sie herrsch ten epidemisch in Berlin, Bromberg, Köln, Essen, Fürth, Plauen, Nürnberg, Stettin, Würzburg, Pest, Dublin, Glasgow, New Uork und forderten vielfach zahlreich« Opfer; in London, Moskau, Petersburg, Warschau hat die Zahl der Sterbefälle etwas ab genommen. In den meisten der genannten Orte, sowie in den Regierungsbezirken Düsseldorf, Stettin, Wiesbaden, war die Zahl der gemeldeten Erkrankungen noch eine große. Auch das Lcharlachfieber zeigte in Halle, Königsberg, Pest, Pelers- ourg, Prag, Warschau ein Steigerung; in Berlin, Duisburg, Glasgow, London, Moskau eine Verminderung der Sterbefäll«. — Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in Hamburg, Cassel, Crefeld, München, London, Moskau, Venedig, Wien eine größere, in Berlin, Petersburg, Warschau, New Aork eine kleinere. Die Zahl der Todesfälle an Typhus hat in Odessa, Moskau zu-, in London, Petersburg, Warschau, New Uork adgenommen. Aus Warschau wurden 5 Todesfälle an Pocken, aus Moskau I Todesfall an Tollwuth be richtet. Vermischtes. ---I Ucber die Verhaftung -es italienischen Abgeord neten Palizzolo, der im Verdacht steht, im Jahr« 1893 di« im Eisenbahnzuge auf der Strecke Termini—Altavilla geschehen« Er mordung des Ex-<Bürgermeistrrs von Palermo, Co-mm. Emanuele Notavbartolo, angestistet zu haben, wird uns unter dem 8. De- eemiber aus Palermo berichtet: Schon vor einigen Tagen hatten die Behörden, in der Voraussicht, daß die Kammer sicher die Erlaubniß zur Processirung des Abgeordneten Raffaele Palizzolo ertheilen würde, strenge Maßregeln ergriffen, um im geeigneten Augenblick die Verhaftung Palizzolo's oovzunehmen. Heute, kurz nach 7 Uhr Abends, wenige Minuten nachdem die Kammer die Erlaubniß zur Processirung gegeben hatte, begaben sich der Polizeünspector Stroili und die Polizeiagenten Ronga, Puleo und Zanetti mit 30 Polizisten nach dem Palast Villarosa, wo sich die Wohnung Palizzolo's befindet; der Palast wurde um zingelt, so daß eine Entweichung des Abgeordneten ausge schlossen war. Der Jnspector Stroili und die Polizeiagenten gingen in Vie Wohnung hinauf. Palizzolo lag bereits im Bette und unterhielt sich mit seinen Angehörigen, zwei Schwestern und drei Brüdern, von welchen der eine Oberst a. D., der zweite Major, der dritte Steuerbeamter ist. Als Palizzolo den Polizei agenten Ronga sah, den er kannte, gab er ihm die Hand und fragte ihn nach dem Zweck des Besuches. „Coinmen-datore", ««widert« Ronga, „ich möchte mit Ihnen sprechen." In diesem Augenblicke erschien auch der Jnspector Stroili. Palizzolo wurde kreideweiß und sagt«: „Jetzt verstehe ich." — „Commendatore", «sagt« Stroili, „der Pokizeidirector bittet Sie, ins Polizeibureau zu kommen, da er dringend mit ihnen sprechen muß." Palizzolo «fragte leise: „Ein Haftbefehl?" — „Leider", erwiderte Stroili. „Ich will znich nur ankleiden", sagte Palizzolo. Die Geschwister fingen nun zu weinen an und umarmten und küßten den Bruder. „Ich bin unschuldig", schrie Palizzolo mit von Thränrn erstickter Strmime, „ich bin unschiuldig. Mir wird mein Recht werden. Sie haben also die Erlaubniß zur Processirung gegeben?" fragte er Stroili. ,Ms scheint so." — „Mrd man mich nach Mailand bringen?" — „Das wissen wir nicht." — „Ich hoffe, daß ich wendens von meinen Mitbürgern abgeurtheilt werden werde." Bevor Palizzolo das Haus verließ, umarmte er noch einmal die Geschwister, die ihm zuriefen: „Muth, Raffael«! Muth! Gott wird Dir helfen!" Im Polizeibureau empfing der Polizeidirector Gangiortzi den Verhafteten mit den Worten: „Onerevole, es thiut mir leid, aber ich muß einen Befehl der Justizbehörde voll strecken." Palizzolo erwiderte: „Ich bitteGum die Vergünstigung, nur von einem Beamten ins Gefängniß gebracht zu werden, damit jedes Aufsehen vermieden wird." Dies« Bitte wurde ihm gewährt. Auf dem Wege zum Gefängniß bethouerte er fort während seine Unischuld. Die Verhaftung Palizzolo's hat das größte Aufsehen erregt, da man bis zum letzten Augenblicke nicht daran glauben wollte, daß Vie Regierung es wagen wurde, den mächtigen Mann festzunehmen, zumal, da Palizzolo erst vor wenigen Tagen gedroht batte, daß er eine ganze vornehme Ge sellschaft unschädlich machen werde, wenn man es wagen sollte, ihn auch nur annutvben. Der Proceß Notavbartolo wird übri gens noch mehr Senlationsprocesse zur Reife bringen. So hak z. B. der Ex-Nicckönig von Sicilien, Senator Codronchi, den focialistischen Abgeordneten de Felice Giusfriva wegen Vcr- lmiwdung. verklagt, weil de Felice in einem im „Avanti" er schienenen Artikel mit dem Titel „Der Er^Bicekönig Codronchi und Vie Maffia" behauptet hatte, daß Codronchi mit Zucht häuslern und Maffiamitgliedern die Wählen in Sicilien ge macht, und daß er dem Abgeordneten Palizzolo einen hohen Orden verschafft habe. „Wider Sie EngkäuSerci in Vcr deutsche« Sprache." Auf eine unserer Muttersprache drohende Gefahr weist ein soeben erschienenes Schriftchen hin, das wir der Aufmerksamkeit unserer Leser empfehlen: ein auf der diesjährigen Hauptversammlung des „Allgemeinen deutschen Sprachvereins" gehaltener Vortrag: „Wider die Engländerei in der deutschen Sprache" von Professor Or. H. Dünger. Der Verfasser zeigt, in welchem Umfange sich in neuester Zeit Vie aus dem Englischen entlehnten Fremdwörter vermehrt haben. Während man vor 100 Jahren nur 12 englische Wörter im Deutschen zählte, ist jetzt ihre Zahl außerordentlich groß, und sie weiden von Jahr zu Jahr immer zahlreicher. Dazu kommt, daß sie meist völlig «nibehrlich sind, z. B. Ausdrücke wie lulr und unluir, »UrlM, iästüouudlo, ßeuUeluuulists, klwcüiuk u. a. Diese Vorliebe für das Englische erkennt man schon aus den englischen Vornamen unserer Kinder (äollu, >ViI1iam, L1ui>, k.lzrz, Llttcu), aus den englischen Namen für Hund« und Pferde (Fly, Fox, Miß), sür Wagen (ftrulle, Oog-cart), für Speisen und Getränke (ft-itch-tckv>v, bloclc kurtlv - soup, Oxtuil-Lunp, ^lienz- für den spanischen Jerez-Wein), aus den Ankündigungen der Kunst r«iter und Singspielhallen, die jetzt von englischen Wörtern wimmeln. Sogar leicht zu übersetzende Ausdrücke wie mackvwun für selbstgemachter Mann, Leit - iwveruiucut für Selbstregierung, IM für Fahrstuhl, Meeting für Versammlung, werden uns in englischer Sprache geboten. Auch Erzeugnisse deutschen GewerdefleißcS werden aas deutschem Boden nnter eng lischen Name» verkauft, wie die bekannten Bleistifte kull-i-uvo:. Llucko 6/ 1,. L 6. ftälcitmulti iu .Vustriu. linti.^ll giapinw peuoik. (lomprössoä Iwucl. Am üppigsten wuchert Vas englische Unkraut auf dem Gebiete des Sportes und der Bewegungsspiele, besonders bei dem Lawn-Tennis-Spiel (Netzballspiel), bei dem nicht nur alle Zurufe der Spielenden in englischer Spruche er folgen, sondern sogar englisch gezählt wirv! Diese widerwärtig- neue Ausländerti hat ihren Grund in der Vorliebe unserer höheren Gesellschaftskreise für englische Sprache, Sitte und Mode, für englisch« Einrichtungen und Lebensgewohnhciien. Auch in dieser Spracherscheinung zeigen sich wieder sie alten Erbfehler des Deutschen: Vergötterurrg des Fremden, Mange! an üeuisch-'in Selbstgefühl und Mißachtung der Muttersprache. Es steht z-u befürchten, daß unsere Sprache eine ähnliche Ueberfluthung mit englischen Fremdwörtern erleidet, wie in früherer Zeit mit den französischen; d«nn auch diese wurden anfangs nur in den vor nehmen Kreisen der Gesellschaft gebraucht, bis sie allmählich in alle Schichten des Volkes eindrangen. Solchem Unwesen eni gegenzutreten, ist die Pflicht jedes Deutschen, der seine Sprache und fein Bolkschum liebt, und «darum ist zu wünschen, daß Dunger's Ausführungen von recht Vielen gelesen und beherzig: werd««. Das Schriftchen ist in allen Buchhandlungen und von dem Verlage des „Allgemeinen Deutschen Sprachvereins", Ferd. Berggold, Berlin IV. 30, Motzstraße 78, zum Preise von Ä> Z, zu beziehen. 6. L. lieber eine jüdische (Gemeinde in Ehina macht die „Gazette de Lausanne" interessante Mitthcilungen. AI- TituS, der Sohn des Vrspasian, Jerusalem zerstörte, yerrschtc m China der Kaiser Ming-Ti aus der ruhmreichen Han-Dynastie. Damals scheinen jüdische Familien von Jerusalem nach China gekommen zu sein. Im 7. Jahrhundert waren die jüdischen Gemeinden in China schon so groß, daß ihre Angelegenheiten von einem besonderen Beamten behandelt werden mußten. Jin 10. Jahrhundert war das Centrum Vieser Gemeinden die Stadt Kai-Füng am Hoa-ng-Ho. Die Zahl der Israeliten war in Folge einer Einwanderung, dir mit Baumwollkanawanen aus dem Westen gekommen war, bedeutend gewachsen. So hatten sich in Kal-Füng auf einmal 70 Familien niedergelassen. Im 14. Jahrhundert besaßen die Juden in China sogar einen ge wissen politischen Einfluß, Im Jahre 1423 erhielt ein Jude eine hohe militärifche Befehlshaberstelle. Die Synagoge, die mehrere Male durch Wasser und durch Feuer zerstört worden war, wurde in prächtiger Mise wieder aufgebaut. Der Kaiser schenkte ihr eine Botidtafel, vor welcher an gewissen Tagen ein hoher Beamter Weihrauch anzündete. Damals stand die jüdische Gemcinse von Kal-Füng im Höhepunkt ihres Ruhmes. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts war sie bereits in Verfall. Eine neue lieber schwemmung des Flusses und-dir Manvschu Dynastie beschleunig ien ihren Untergang. Im Laufe «des 18. Jahrhunderts wuroe die Synagoge von mehreren Europäern besucht, die sie gesckil d«rt haben. Sie war 100 Meter lang und 50 Meter breit uns umfaßte vier Gebäude, die durch Höfe von einanoer getrennt waren. Im Hintergründe des letzten Hofes befand sich die eigentliche Synagoge, die 20 Meier lang uno von zwei Säulenreihen umgeben war. In der Mitte des Betfaales erhob sich der „Thron des Gesetzgebers Moses", ein hoher geschnitzter Sessel, den ein Baldachin überragte. Tort sah man auch Vie von dem Kaiser geschenkte Votivtafel und einen Tisch, auf welchem sechs Leuchter eine WeihrauchSpsanne um gaben. An den Wänden befanden sich die Gcfetztafeln. Die Juden von Kal-Füng feierten alle jüdischen Feste und vcr heiratheten sich nicht mit Andersgläubigen. Im Jahre 1850 toar die Gemeinde in einem traurigen Zustande. Sie bat.e schon seit einem halben Jahrhundert keine Rabbiner mehr. Kein Mensch konnte Hebräisch lesen oder beten. Ein Wiener, Herl Liebermann, und der Franzose Vr. Martin, die damals Kai Füng besuchten, fanden von ver Synagoge nur noch eine im Jahre 1162 errichtete Steintafel vor. Die Mitglieder der Ge meinve, deren Zahl nur 300—400 betrug, verkauften alle Kleider, Bvckwaaren und Obst. Einige waren Gelowechslec. andere Schneider oder Schuhmacher. Sie versammelten sich uich: mchr zu gottesdienstlichen Handlungen. Sie trugen die chinesische Tracht und d«n Zopf. Mehrere hatten Chinesinnen gcheircnhr! Sie erinnerten sich nur noch dunkel an einige Feste, Vie die früheren Generationen gefeiert hatten. Aber man erkannte sie leicht an ihrem Typus. 6. L. Da» Cap-Parkament gleicht kein«r anderen gesetz gebenden Versammlung. Es trägt, wie Georg Ralkiiig in „Good Worbs" schreibt, noch heute das ganz eigenartige Gepräge seines Akwwtkiebo I-eäervsarc-a auk liVunseb wit eleeaatem Uouo^rLwm. Sb» LLttürstiasso » parterre y. 1. Ltaxe. Vvrsanät vaod auavLrts. — Neuester iUustrirtvr krsisvouraLt Lvistsllü'sl! »MMUisLlteUvr Ksk8s- «llck Lvkak-Lrtttwl. 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