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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 19.02.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189702195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18970219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18970219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-19
- Monat1897-02
- Jahr1897
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 19.02.1897
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da» betreffende Mädchen etwa» geistig beschränkt ist, welcher Austiud den Leuten nicht verborgen geblieben sei» dürste, so steht «ch schon um deswillen eine recht streng« vestrasting der UebeUhäter bevor. Weihenberg, 17. Februar, »roße« Aufsehen erregt hier die am verstossenen Montag durch drei Gendarmen er folgte Verhaftung des hiefigen Schmiedemeifter« G. Die Gerüchte, welche sich an die Verhaftung knüpfen, beziehe» sich auf Verhältnisse, in welchen der Bezeichnete zu dem vor ca. 14 Lage« nach längerer lkrankhett hier verstorbenen Guts besitzer w. gestanden hat. Der verhaftete wurde geschloffen in da« iandgerichtsgesüngniß zu Bautzen abgeführt. Rercha«, 1». Februar. Unsere städtische Beamten schul« hat sich fortgesetzt in erfreulicher «eise entwickelt. Die Schiittrzahl belief fich in» vergangrneu Jahre auf 71, die in zwei Elasten von sich« Lehrern in den in» Prospekt be kannt gegebenen Fächern unterwiesen wurden. Kür die An- statt ist e« gewiß rin gute« Zeichen, raß «en der ersten «klaffe die «eisten Schüler bereit« vor dem wendeten Lehrcnrsu« Iheil« Stellungen bei Behörde», die fich bei Stellenvacanze» an die Schulleitung u»d au den Stadtrath nmndten, erhiel ten, iheil« die Postgehilfenprüsung bestanden haben. Buchholz, is. Februar. Ein eigenthümlicher Er krankungsfall hat fich kürzlich hier ereignet. Das S jährige Söhnchen einer Arbeiterfamilie erlitt einen heftigen Anfall von Diphtheriti« und mußte ins Krankenhaus gebracht wer den, damit es durch Vornahme de- Luftröhrenschnitte« »o« drohenden Erstickung«tode errettet werde« konnte. Da« um ein paar Jahre ältere Schwesterchen hat fich darüber so sehr entsetzt, daß es ein schwere« Nervenleiden davontrug. Da« arme Sind ist durch diese Neroenerschütterung nicht nur der Sprache, sondern auch der BewegungSfähigkeit fast »olständig beraubt worden. Während nun da« Brüderchen von seiner Diphtheriti«. Erkrankung vollständig wieder gesundet ist, liegt das arme Mädchen noch immer schwer krank darnieder. Chemnitz, 17. Februar. Für da- zu erbauende Ber- einshaus de« Kaufmännische« Verein«, dessen Bau der genannte Verein gestern Abend beschlossen hat, stiftete Herr Stadtrath Meister 5000 Mark. Lugau, 18. Februar. Auf dem hiefigen Bahnhofe ist heute beim Ablaüfen beladener Kohlenwagen ein Schaffner zwischen den Wagen hindurch über das Meis gegangen, un glücklicherweise aber noch von einem Puffer erfaßt und durch den Stoß bez. Quetschung der Wirbelsäule sofort getödtet worden. Glauchau. Ein „Veteran der Landstraße", der im Jahre 1811 geborene Tischler Preißler, langte dieser Lage zu Fuß hier an. Der Mann, der fich übrigens de» besten Wohlseins erfreut, besaß große Arbeitslust und hielt bei den Tischlermeistern Nachfrage nach Arbeit. Plauen i. V., 17. Februar. Für das zweite sächsische Kreisturnfest, das vom 18. bis 20. Juli in Plauen statt findet, wird eine große Festhalle errichtet werden. In der Fksthalle werden 8 Tage nach dem Kreisturnfeste die Militär- vereine des Vogtlandes eine große Feier abhalten. Die Stadt Plauen hat für das Kreisturnfest einen Beitrag von öOOV Mk. bewilligt; in der Bürgerschaft finden geg-nwärtig Sammlungen zu demselben Zwecke statt, die recht ansehnliche Beträge ergeben. — Der Bau unseres Stadttheater« ist ge sichert. Herr Baurath Roßbach in Leipzig hat die Herstellung ceS Theaters sammt innerer Einrichtung für die Gesammt- summe von 325000 Mk. übernommen. Der Bau wird noch in diesem Frühjahre beginnen. Das Theater soll Ende Sep tember 1898 in spielfertigem Zustande übergeben werden. Stötteritz, 17. Februar. Ein Vorfall, der leider den Tod eines Menschen zur Folge hatte, ereignete sich gestern in hiesigem Orte. In das hiesige Arresthaus wurde wegen totaler Trunkenheit der 1857 zu Engelsdorf geborene und daselbst wohnhafte Arbeiter Karl Heinrich Richter ein geliefert. Im bewußtlosen Zustande muß nun der trunkene Arrestant dem Ofen zu nahe gekommen sein, denn seine Kleider haben Feuer gefangen und er selbst hat so schwcre Brandwunden davongetragen, daß er im Krankenhause St. Jakob in Leipzig, wohin man ihn mittels Krankenwagens tranSportirte, wenige Stunden nach seiner Einlieferung ver- si erben ist. Richter hat übrigens vor Jahren einen Selbst mordversuch gemacht, und zwar dadureb, daß er sich von einem Eisenbahnzuge überfahren ließ, wobei er den linken Arm einbüßte. Leipzig. In ihrer letzten Sitzung beschlossen die Stadtverordneten, den Zinsfuß der vierproz.ntigen städtischen Anleihen der Jahre I87K und 1884 aus 3'/« Prozent her- abzusctz'N. Die Anleihen betragen nominell IS 200 000 M. Die Ersparung für die städtische Kasse aus der Umwandlung stellt sich auf Sb 500 M. Die Ursache des Brandes in der FLrstenauschen litho graphischen Anstalt ist nun festgksti llt worden. Das ev e der verunglückten Mädchen hat mit Celluloid «Feuerwerks papier, das zum Bedrucken nach dem bezeichneten Gcsääst gebracht worden war, gespielt. Hierbei ist das Mädchen dem Lichte zu nahe gekommen und es ist dadurch die Explosion entstanden. Aus dem Reiche. De« Hilfsbremser Fischer aus Bebra wurde auf der Bahnstrecke Eisenach-Cassel, als er, auf der Locomotive stehend, sich zu weit herauSbeugte, von einem vorüberfahrcnden Zuge der Kopf zerschmettert. — Starke Kälte wird aus Wernigerode gemeldet. In den gebirgigen Gegenden des Blankenburg» Harzkreise« zeigte am 1«. d. Morgens da» Thermometer — 20 Grad R. Da» ist in diesem Winter bisher die stärkste Kälte. — In der Strafsache gegen die Wittwe Schula ««» Weiderich und die Fabrikarbeiter Sraat «u» Ambern, Sauter au» Schmidthorst und Schmitz au» Hamburg wurde» sänmtliche vier Angeklagte »egen gemein- fchiftlich begangenen Morde» an de« Ehemann der Mitan geklagten Schula nach zweitägiger Verhandlung von dem hiesigen Schnmrgrrichte zn« Lode »ernrtheiU. — Ei« GafthofSbefltzer in Bitsch »ar fälschlich der Majeftätsbe- leidigung bezichtigt worden. Nach der Areispr.cbung strengte er gegen den Angeber Klage an, uorauf dieser zu einer Ge- säugnißstrafe von 7 Wochen und zu einer Entschädigung von Ibv M. verurthetlt wurde. Recht sol — »ege« KindeS- mord» ist gegen ei« Dienstmädchen in Mainz Untersuchuug eiageleitrt »orden; da» Mädchen hatte da» Sind sofort nach der Geburt im Schornstein aufgehängt, au» dem die völlig verkohlte Leiche polizeilich entfernt wnrdr. Die Mutter de» Kinde» liegt schwer erkrankt i« Hospital. — Zwischen Po- «arth und Karschau, in der Nähe Söniz»berg», ist nach der „S. Allg. Zeitung" ei» Briefträger verschneit und todt aufgefunden worden. Der verunglückte hinterläßt S Sinder. — Die Wittwe de» Aimmerwann» Onnen an« Westerende bet Emde» erschoß den Bruder der unoerehelichte» Fre rich», ver»u»drte Letztere schwer und tödtete fich dann selbst. — In Weißenfels geriethen beim Schlittenfahren z»et Snabe« in die Saale und ertranken. — Am letzten Sonnabend trat der etwa 4K Jahre alte Zimmermann Kilian in den Materialwaaren-Laden der Wittwe Snobloch in Bitterfeld. Er hatte dieser Frau schon mehrere HriratbS- anträge gemacht, »ar aber stet» abge»iesen worden. Daher zeigte fich die Frau auch nicht, al» sie den Silian im Laden bemerkte, sondern ließ ihm durch ihre kleine Tochter sagen, daß er fich entferne» solle. Da zog der Mann einen Re- voloer an» der Tasche und gab mit den Worten: „Nun, dann muß ich «ich allein erschießen!' einen Schuß a«k fich ab. Er fiel sofort todt nieder. Der hinzugerufene Polizeisergeant Behne fand in den Taschen de» Manne» einen Brief, an« dem hervorging, daß er erst die Wittwe Knobloch und dann fich selbst habe tödten wollen. Wie heilt man die Schlaflosigkeit'; Bon Dr. Otto Gotthilf. Nachdruck »erboten. „Nehmt dem Menschen Schlaf und Hoffnung, und er ist i da» unglücklichste Geschöpf aus Erden," sagte ein Philosoph ' deS vorigen Jahrhunderts. Der Schlaf ist in der That eine der weisesten und segensreichsten Einrichtungen der Natur und für Erhaltung von Gesundheit und Leien durchaus not wendig. Er bildet nicht nur das beste Erquickungs- und Er- holungSmittel von den Anstrengungen des Körpers und Geiste», sondern auch den besten Tröster und Arzt für quälende, das Leben vergiftende Sorge und Seelenpein. Wie beneiden»- werth sind die Kinder, welche mitten im seelischen Schmerze, „fich in Schlaf weinend", dadurch Erquickung und Erlösung finden! Wie beneidenSwerth dagegen jene Erwachsenen, die von Sorge oder Gram ergriffen, nicht einmal in der Nacht lindernde Ruhe finden, sondern die ganze lange Nacht schlaf los auf ihrem Lager zubringen! Die unschätzbare Wohlthat des Schlafe» schildert auch Shakespeare trefflich, indem er seinen Macbeth sagen läßt: „Schlaf, der der L»rge wirren KnLul entwirrt, Der T»d im Leben jede» Tags das Bad, Das schwerer Ardeitsmiih' Erquickung bringt, Der Balsam, der die wunden Seelen heilt, Der zweite Gang der mächtigen Natur, Der Haupternährer bei des Lebens Mahl . . ." (2. Auszug, 2. Scene.) Weshalb ist aber der Schlaf für Erhaltung von Ge sundheit und Leben so unumgänglich nothwendig? Durch die fortwährende Thätigkeit von Körper und Geist im wachenden s Zustande werden die Spannkräfte in Muskeln und Nerven, namentlich im Zentralnervensystem verbraucht, es tritt eine ge wisse Abnützung ein, welche sehr bald zur gänzlichen Unbrauch barkeit des Organismus führen würde, wenn nicht im Schlafe eine Ergänzung der verbrauchten Kräfte stattsände. Während nämlich die im Schlafe ausruhenden Muskeln und Nerven in dieser Zeit fast gar keine Stoffe verbrauchen, geht doch auch im Schlafe, ebenso wie die Verdauung, die Neubildung dieser Stoffe und Kräfte gleichmäßig vor sich, so daß also allmählich eine Wiederherstellung und sogar Ausspeicherung von Spann kräften für die nächste Arbeitsperiode stattfindct. Wie am Tage fließt auch in der Nacht das Blut, „der Lebenssaft", fortwährend durch alle Gewebe des Körpers, bringt ihnen stets neues Nahrungsmaterial, obgleich sie während der Ruhe fast nichts davon verbrauchen, und — was noch von großer Wichtigkeit ist — spült auch alle abgenützten Bestandtheile und ? schädlichen Zersetzungsprodukte die sogenannten Ermüdungs- - stosse, hinweg. Daher ist ein gesunder, ruhiger tiefer Schlaf j für Jedermann durchaus nothwendig, wenn die Gesundheit s nicht nothleiden und die Arbeitskraft nicht vorzeitig verbraucht l werden soll. Und zwar ist der Schlaf um so nothwendiger. ? je intensiver die Thätigkeit dcs Gehirns im Wachen durch : Geistesarbeit oder Gemüthserregungcn in Anspruch genommen wird, wie dies namentlich bei Gelehrten, Schriftstellern u. s. w. der Fall ist, während Muskel- und Handarbeiter mit weniger : Schlaf auskommen. i Es giebt als» nichts, was so erhaltend und stärkend auf ; die Kräfte des Geistes und Körper« und dadurch lebensver- » längernd wirkt als der Schlaf, aber auch umgekehrt nichts was f mehr erschöpfend und angreisend wirkt als andauernde Schlaf- > losigkeit. Dieser zu entgehen oder, wenn sie eingetreten ist, ' sie zu vertreiben, ist daher eines der wichtigsten Kapitel der t Gesundheitspflege. Wer an Schlaflosigkeit leidet, muß zunächst nit sich ernft- i lich zu Rathe gehen und sich fragen, ob nicht er selbst durch , seine Lebensweise die Schuld daran trägt. Wer, wie «ament- , lich viele korpulente Personen, morgens spät aufsteht und dann > noch eine längere Mittagsruhe hält, der kann sich allerdings nicht wnndern wenn er Abends nicht gleich einfchläst und auch in der Nacht öfter» aufwacht. Seine Ermüdung und Ab- spannnng ist eben nur sehr gering und fein natürliches Schlaf bedürfnis daher bald befriedigt. In diesem Falle besteht das einzige und unfehlbare Heilmittel in gänzlicher Unterlassung - de» Mittagschlaf«», frühem Aufstehen und reichlicher körper licher Bewegung. Auch die Schlafzimmerluft spielt bei der Schlaflosigkeit eine große Rolle. Wa» für eine verpestete Lust tu den «eiste« dieser für unsere Gesundheit so überau» wichtigen Zimmern herrscht, merkt mau am besten, wenn man morgens vor dem Lüften von draußen tu eine« solchen Raum tritt. Man be denke doch: jeder einzelne Schläfer athmet während der Nacht durchschnittlich 300 Liter Kohlensäure nebst Wasserdampf und »ehr oder weniger riechende Zersetzungtstoffe auS Haut und Lungen au», und hält sich 7—8 Stunden ununterbrochen in diese» seinem eigenen Lungenschmutz »ie dem seiner Echlafge- nossen auf. Ein wirklich gesunder und erquickender Schlaf kann daher nur eintreten, wenn da» Schlafzimmer möglichst groß und hoch ist, »eun fich nicht zu viele Personen darin befinden, und wen» der entstehenden Luftverderbniß durch be ständige Lusteruruerung vorgebeugt wird. Möchten doch alle an Schlaflosigkeit Leidenden stet» auch auf diese Verhältnisse ihr Angenwerk richten! Wenn fich Jemand gelegentlich geistig und körperlich überanstrengt oder »och spät Abend» aufregende Getränke (Kaffee, Thee) genießt, schläft er meist in der betreffenden Nacht sehr schlecht, er leidet eben an einer Art vorübergehender Schlaflosigkeit. Wirken nun aber solche schädigende« Ur sachen längere Zeit fort, »der werden sie zur Gewohnheit, dann tritt sehr oft dauernde Schlaflosigkeit ein. Daher haben unsere Pattenten als besonder» schädliche Ursachen folgendes ganz zu vermeiden: Nachtschwärmerei, Zubettegehen mit »ollem Magen, abendliche» Thee- oder Kaffeetriuken, nächtliches Etu- diren, geistiges Arbeiten bis kurz vor Schlafengehen, Lesen im Bette. Nur wenn diese schädlichen Gewohnheiten aufgegeben werden und dadurch die Ursache des Leiden» beseitigt wird, kann man aus eine erfolgreiche Behandlung der Krankheit selbst hoffen. DcS natürlichste und beste Mittel zur Beseitigung von Schlaflosigkeit ist eutschieden körperliche Ermüdung durch Be wegung oder Arbeit. Wie fest und gut schläft man nach einem größeren Spaziergange oder nach Vornahme von Gartenar beiten ! Echo« Salomo sagt: „Der Schlaf des Arbeiters ist süß, mag er viel oder wenig essen." Auch Shakespeare läßt seinen König Heinrich IV. (2. Lheil, 3. Aufzug, I. Scene) den Arbeiter und Schiffsjungen um seinen köstlichen Schlaf beneiden. Wer an nervöser Aufregung leidet, möge das natür liche Schlasbedürfniß Abends )>ürch ein Glas starken Zucker wassers »der ein Gläschen Ehampagner unterstützen. Das letztere ist namentlich älteren Personen sehr zu empfehlen. Bei den meisten wirkt günstig im, Sommer ein Glas Bier oder leichter Wein, im Winter Glühwein, Grog, Punsch, Cognac oder dergleichen. Es muß eben Jeder selbst seine Natur stu- diren und zu erforschen suchen, was ihm am besten bekommt. Leidet Jemand an Blutandrang nach dem Kopfe, so thut sehr gute Dienste längeres Ueberspülen des ganzen Kopfes mit kaltem Wasser. Dadurch wird das Blut von dem Gehirn nach den äußeren Körpertheilen geleitet und die zur Schlaf neigung nöthige Blutleere des Gehirns befördert. In hart näckigen Fällen ist die Anwendung eines lauwarmen Bades mit nachfolgender kalter Abreibung am Abend meist von durch schlagendem Erfolge. Namentlich achte man auch darauf, daß die Füße vor dem Schlafengehen warm sind. Ist dies nicht der Fall, sc hilft einzig und allein ein heißes Fußbad, darauf tüchtiges Abreiben der Füße und Einwickeln derselben in eine wollene Decke, die auch im Bette darum bleibt. Arzneiliche Schlafmittel irgend welcher Art sind nur in den hartnäckigsten Fällen anzuwenden, und dann nur auf ärzt liche Verordnung. Alle Leute, welche schon längere Zeit an Schlaflosigkeit leiden, haben eine wahre Höllenangst vor der Fluth von Ge danken, welche in der Nacht ihr Gehirn martern und jede Schlafneigung immer wieder verscheuchen. Ihnen gilt der Aus spruch Hufelands: „Alle Sorgen und Tageslasten müssen mit den Kleidern abgelegt werden, keine darf mit zu Bette gehen!" Aber wie dies ausführen? Da muß man allerdings etwas Energie anwenden. Wenn irgendwo, so helfen hier die Lehren, welche der große Königsberger Philosoph, Immanuel Kant, dargelegt hat in seinem Büchlein: „Die Macht des Gemüths durch den bloßen Vorsatz seiner krankhaften Gefühle Meister zu sein." Um „alle unnützen Gedanken aus dem Kopfe zu schlagen", empfiehlt er Folgendes: „Es ist kein anderer diäte tischer Rath, als beim inneren Wahrnehmen oder Bewußt- werden irgend eines sich regenden Gedankens die Aufmerksam keit davon sofort abzuwenden, wo dann durch das Abbrechen jenes Gedankens, den man inne wird, allmählich eine Ver wirrung der Vorstellungen und dadurch Abspannung und Er müdung entsteht." In der That haben dadurch, wie ich be stimmt versichern kann, verschiedene Personen an sich schon wunderbare Erfolge erzielt. Kommen Nachts die Gedanken geflogen, dann wird schnell irgend ein beliebtes, unschuldiges Schulgedicht leise hergesagt, und zwar nur solche Verse davon, auf die man sich gar nicht erst besinnen braucht, die also keine Gedankenarbeit erfordern. Dann wird keine Pause gemacht, sondern gleich immer wieder dasselbe memorirt, »der was einem sonst gerade an Versen in Gedichten und Liedern, an Gebeten und dergleichen in den Sinn kommt. Dadurch entsteht sehr bald eine Gedankenverwirrung, eine Abspannung und Ermüdung der Gehirnthätigkeit, welche den erlösenden Schlaf herbeiführt. Mit Ausdauer und Energie vermag man auch die hart näckigste chronische Schlaflosigkeit: zu heilen. Nur dürfen die Patienten sich nicht von melancholischen Gedanken und Lebens überdruß niederdrücken lassen, sondern müssen froher Zuversicht und frischen MutheS bleiben. Daß dies auch bei diesem Lei den möglich ist, hat Friedrich der Große bewiesen. Als er im Juli 1786 so sehr an Schlaflosigkeit litt, äußerte er zum Herzog von Kurland: Da er gut zu wachen verstehe, so em pfehle er sich ihm für einen etwa offenen Nachtwächterposten.
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