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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189703042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18970304
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18970304
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-04
- Monat1897-03
- Jahr1897
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.03.1897
- Autor
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verübt wordrn. Die »8 jähr. HandarbeiterSehrftau Schächtner hat ihr »jährige« außerehelich!« Töchterchen mittel« eine« Tuche« erdrosselt uud dünn in den Mühlgraben geworfen. Der Mord «nrde kirr darauf entdeckt und die Mörderin verhaftet. Sie will au« Roth gehandelt haben, da sie sür da« Rind keine Mimente bekommt und de«halb mit ihrem Manne oft Streit hatte. Wurzen. Da« hiesig« Stadtverordneten - Kollegium beschloß, über den Stadtrath Beschwerde zu führen, da im Jahre 1894 11500 Mark Selber mehr «»«gegeben worden find, al« dir Stadtverordneten genehmigt hatten. Au« dem Reiche. An Trichinose waren kürtlich in Leubus acht Per sonen erkrankt; sie hat nunmehr ein Opfer gefordert. Die am schwersten erkrankte Gestüt«» äctrrsfrau Kobel ist dieser Tage an der Trichinofis gestorben. Mestern fand die Sektion der Leiche statt, welche ergab, daß und andere Theile de« Körper« mit Trichinen durchfttzt waren. Der Fleischbeschauer, welcher in dem Fleische keine Trichinen ge funden haben will und vom Amte bereit« entsetzt wurde, dürfte infolge diese« Todesfalles zur gerichtlichen Verant wortung gezogen werden. — Eine blutige Familientra gödie hat sich in Memel ereignet. Der Arbeiter Kirstein gerieth mit feiner Ehefrau in Streit, weil er kein Geld ge- bracht und sie daher kein Mittagesten bereitet hatte. Wüthend lud Kirstein im Holzstall eine alte doppelläufige Jagdflinte und feuerte einen Schuß aus seine Frau ab, der sie aber nur an der Hand verletzte. Hierauf gab der Mann eiuen zweiten Schuß auf sich selbst ab, er schoß sich in den Mund und war sofort eine Leiche. — In den Georgenburgcr Forst (in der Nähe von Insterburg) wurden unter abgrthauten Schneemastrn fünf Leichen, drei männliche und zwei weib liche, aufgefunden; vermuthlich Opfer der heftigen Schnee stürme im Februar. — Am Montag, den 1. März, Abends gegen r/,8 Uhr hat sich ein Ge untrer, begleitet von hef tigem Platzregen, über einen großen Theil Thüringens entladen. Grelle Blitze erleuchteten die Gegend und kühlten die Temperatur sofort merklich ab. Ein Blitzstrahl ist in ein Haus am Kirschberge zu Weimar gefahren und hat ohne zu zünden eine Wand beschädigt. — Auch ein Zeichen der Zeit! In Fürth balgten sich am Sonntag Nachts 10 Uhr auf dem Marktplätze zwei noch schulpflichtige Knaben herum. Plötzlich wankte der eine: er hatte von seinem Partner einen Meflerstich in den Rücken bekommen. Der Verletzte mußte in das Spital verbracht werden; der angeheyde Messerheld kam in polizeilichen Gewahrsam. — Aus München wird gemeldet: In dem niedrrbayerischen Orte Gollersbach wurde ein Raubmord an einem Bauern verübt. Nach heftigem Kampfe wurde ihm der Schädel eing-schlagen, 150 Mark Baargeld und eine größere, noch nicht festgcstcllte Summe alten Geldes wurde geraubt. — Im Mordprozeß gegen die Hebamme Schmidt aus Lehe wurde vom Schwurgericht in Verden gestern Nachmittag das Urtheil gesprochen. Die An geklagte wurde des Mordes und Mordversuches schuldig be funden und zum Tode, außerdem z» 12 Jahren Zuchthaus, dauernde« Ehrverlust und Tragung der «osten verurtheilt. Unsere Volksvertretung, wie sie ißt und trinkt, das ist ein Stoffgebiet, dessen Ge heimnisse wieder einmal ein Kundiger in der „Frkf. Ztg." ausplaudert. Er vergleicht seine Wahrnehmungen aus äl terer und neuerer Zeit und findet schließlich, daß es im alten Reichstagszcbäude in der Leipzigerstraße doch viel gcmüthlicher zuging, als in dem prunkende» Renaissancepalast vor dem Brandenburger Thor. Das alte Rcichstagshaus hat — so meint dieser Gewährsmann — den gesellige» Verkehr der Abgeordneten gefördert und die Vertreter verschiedenster An schauungen außerhalb des eigentlichen Kampfplatzes eng zu- sammengesührt. Der neue Palast könnte gar nicht sinnreicher erdacht sein, wenn beabsichtigt gewesen wäre, diesen Verkehr, der auch politisch nicht zu unterschätzen ist, zu zerstören. Er reicht ist das wirklich in hohem Grade. Im alten Hause lagen die Haupträume hübsch bei einander: Die einfache, Helle freundliche Wandelhalle, in welcher man Nicht auf po- lirtem Marmor „schlidderte", sondern wie sichs sür unser Klima gehört, auf Teppichen ging, hatte zur einen Seile, nur durch Glasthüren geschieden, die meist offen standen, das Buffet und die Restaurationszimmer, zur andern die Ein gänge des Sitzungssaales; Wohnzimmer, Arbeitszimmer, Eß zimmer und Trinkstube, eng verbunden, in einer Minute zu durchschreiten und nicht durch eine kleine Reise und durch höchst kostbare, aller Bewunderung welche Fiügelthüren ge- trennt, die aber nur von einem starken Manne mit An strengung geöffnet werden können. Da girgs ungezwungen und zuweile« auch feuchtfröhlich zu. Dir Bowlenkwb trat »st über die Schwelle der offenen GlaSthür in der Wandel halle zusammen. Diese alte ehrwürdige parlamentarische Einrichtung hat die Weitläufigkeit des neuen Prachtbaues natürlich auch getödtet. Man müßte ja jetzt eilende Boren uud Fernsprecher benützen, um die Mitglieder dieses Klubs aus den weiten Räume« zu fröhlichem Thun zusammenzu rufen. Dieser Bowlen-Klub — wie oft haben Gäste ihn als Polenklub verstanden — war eine alte parla mentarische Einrichtung, wenn auch kein Handbuch sie aufführte Männer aus den verschiedensten Parteien gehörten zu ihm, namentlich auch die gesellschaftlich sehr angenehmen, „W-lfrn" genannten Herren aus Hannover, meist Männer, eie im Saal selten sprechen, die sich aber dafür mehrmals während der Sitzung am Buffet um ihren Präsidenten sammelten und «ach einer kurzen Ansprache mit liebenswürdiger Feier lichkeit ein Gla» Bowle leerten, wie sie gerade die Jahreszeit bot. Und dieser Präsident de« Bowlenklubs I Wie viel Würde und gewinnende Anmuth vereinte er in der Aus übung leine« Amte«! Lauge Jahre war Präsident de« Klubs ei» kmtservativer Herr aus Sachse«. Reich hieß er, ganz schlicht Herr Reich uud «ar meine« Wissen» ein zur Ruhe gesetzter Kauf«««» mit Grundbefitz. Eine Parlament«rede hat er nie gehgtt« Aber wie sah er au«: Schlanke hohe Gestalt, ein au«druck«voller Kopf mit kurze«, weißem Haar und starkem Spitzbart. Ein Wallenstetnscher General in Ctvil. So müßte Tilly in seinen älteren Jahren nach der Zerstörung Magdeburg« «»«gesehen haben, wenn er eine tadellose weiße Weste und einen gut i« die Taille gearbeiteten Gehrock getragen hätte. Da« war ein Präsident, wie der Reichstag kaum einen gehabt hat, würdig und doch leutselig. Er wirkte auch im Saal großartig. Jeder neue Besucher der Trübinen fragte nach diesem Charakrerkopf und »ar dann erstaunt, daß ein solcher Mann nicht an der Spitze einer großen Partei stände. Er har den neuen Reichstag nicht be treten und der öffentlichen Thätigkeit entsagt. Hoffentlich trinkt er aber auch im Ruhestände Bowle. Es haben leider freiwillig und unfreiwillig Biele ent sagt, deren Persönlichkeit früheren RetchSlagcn ein geistiges und soziales Gepräge gab. Auch die beiden wackeren Freunde aus Süddeutschlanv sind nicht mehr, zwischen denen ich einst eine kleine Fehde vermittel» mußte. In urwüchsiger Mund art fuhren sie auf einander los: „Schwätz deutsch, wem, De schwätze willscht, Du bla- mirscht uns vor d,e Leu,' mit Deine Fremdwörter und schwätzt w'.e e knot!" „Halts Maul, alte Kuh, i Habs ganz richtig g'sagt." „A.d rzotum" nehmen halte der Wackere nämlich von der Tribüne herab gesagt und darob war der Zorn des humanistisch gebildeten Fraktionsgenossen entbrannt. Nach norddeutschen Begriffen wären die derben Worte der beiden Gesetzgeber nur mir Blut abzuwafchen gewesen. Wie stolz war aber und wie fest überzeugt, daß er auch Latein sprechen könne, jener brave Mann, als das Stenogramm begreiflicher weise ganz richtig notsnz" aufwies. Abends saßen der „Knot" und d,e „alte Kuh" versöhnt beim Biere. Unter den Säulenhallen des neuen Reichstagspalastes wäre eine so natürliche Aussprache zweier Gesetzgeber nicht mehr denkbar: Sie wäre zu stilwidrig. Das alte HauS hatte eine Ueberlieferung und die ist wichtig. In den Anfängen der Rrichsherrlichkeit gabs da Gejellschaftsabende, heitere Gelage oft bis tief in die Nacht, bei denen süddeutscher Humor und Trlnksestigkeit das einigende Band der Parteien und Stämme verstärkte. Die Partei gegensätze waren auch damals noch nicht so scharf wie in den letzten Jahren. Von einem großen Fischessen des Reichstags un» von einer berühmten Weinprobe erzählt die parlamen tarische Geschischte. Im grünen Teppich der alten Wandel. Halle, recht« hinten aus der linken Seite, war bis zuletzt ein großer, allen chemischen Reinigungsoerjuchen widerstrebender Fleck zu sehen. Das war ein Merkmal übergeschäumter Genußfreudigkeit eine» solchen Festabends und der alte Kastellan nannte im Vertrauen auch den Namen des berühmten Par lamentariers, der sich dort im Teppich ebenso wie in der Geschichte des geeinten Vaterlandes verewigt hat. Auch der stille Winkel war Eingeweihten bekannt, in dem am gleichen Abend ein berühmter Rrchrslehrcr und s taatsmann in dunk lem, nie ganz aufgeklärtem Drange sich eingefchlossen hatte und fest entschlafen war, so daß es Mühe kostete, seiner wieder Habhaft zu werden. So ein altes Haus hat eben alte Er- »nncruiign. Und dann der schöne, große Garten mit den berühmten alten Lidenbäumen, die älter sind, als die älte sten Familien der Mark, und mit den hohen schattigen Pla tanen, ein Parkidyll in der Großstadt, einst im Besitz der Familie Mendelssohn, dann von Reichstag und Herrenhaus gemeinschaftlich benutzt. Da gabs zuweilen schöne, nächtliche Feste sür Reichstag und Bunbesrarh. Es waren auch Feste sür den Wirth. Dort hat einst in lustiger Riitternacht ein vi l genannter Minister einen politisch sehr gemischten Chor geleitet, der ein bekanntes Lied von einem WirthShaus sang, das a« einem Nebenfluß des Rheins stehen und auch eine Wirthin haben soll. Dort hat auch um dieselbe Stunde ein „Genosse", den seine romantische Vergangenheit auch einmal unter päpstliche Fahnen geführt hatte, sich als gefühlvoller Sänger italienischer Volkslieder offenbart. Dir Platanen des schönen Gartens, der jetzt zum Theil schon zerstört ist, waren verschwiegen. Wäre Sehnliches im neuen Reichstags- dau möglich? Können unsere Gesetzgeber vielleicht auf dem Äöiiigsplatze im Angesicht der Siegessäule nächtlich Schelmen lieder singen? Unmöglich! Sie wollens auch gar nicht mehr. Leute, die ihren Wirch nicht ernähren können, haben keine Lieder. . .. Berauschtes. Bon einem fünfzehnjährigen Knaben fünf Räuber erschossen. Aus NieSwiez im russischen Gon- oernement Minsk wird die Heldenthat eines fünfzehnjährigen Knaben, des Sohnes eines Försters, berichtet: Während der A Wesenheit der Eltern, die an einer Hochzeit in der Nach- barschast theilnahmen, überfiel eine aus fünf Personen be stehende Räuberbande da« Forsthaus. Bier Räuber wurden vo» dem Knaben erschossen und der entwaffnete fünfte im Zimmer eingeschlossen. Als des Morgens die Eltern zurück kamen und der eingeschlossene Räuber sich beim Oeffnen deS Zimmers mit einem langen Messer auf den Förster stürzte, feuerte der Knabe auch auf ihn und tödtete ihn auf der Stelle. «inderspielsachen vor anderthalbtausend Jahren. Die Ausgrabungen römischer Gräber, die der R-rchStazSabgeordoete Freiherr v. Heyl in Worms vornehmen läßt, haben neue interessante Funde ergeben. Wie ein Idyll wirkt dir Geschichte eines aufgedeckten Kindergrabes, das reich mir Spielsachen gefüllt war. Das K nd, ein Mä»chen ron etwa zehn Iihren, hatte, wie die „Worms. Ztg." mittheilt, außer verschiedenen schönen Gläsern, die seine vornehme Her- kunft vermuthrn lassen, einen ganzen Satz kleiner, unseren Brummkreiseln ähnlicher Spielsachen mitbekommen, dabei noch aus blauem und grünem Glase gefertigte Spielmarken, ferner einen kleinen, eine Ente vorstellruden Bogel au« Thon uud zwei niedliche Schälchen au« Glas in der Größe unserer Uhrgläser. Ei« eigenthümlicher Zufall fügte e«, daß da« Kixdergrab gerade am heiligen Abeud, wenig« Stund« be vor die Weihnacht-glocke« da« Fest einläuteten, erschloss« wnrde. Die Fund« werde« dem Wormser Paulu«-Musem» überwiesen werden. Tprechsaal. Welche« Stenographie-System soll man erlernen? Da» Gabelsberger'jche System hat vor allen anderen Schnell- schriftsystemen folgende Vorzüge: 1) Es ist da- bei weitem verbreiteste, mehr verbreitet, als alle übrigen Systeme zu sammengenommen. 2) E« ist von staatlichen Schulbehörden in den Schulunterricht ausgenommen worden und hat sich seit mehr als 40 Jahren in Bayern und seit mehr al« 20 Jahren in Sachsen und Oesterreilb als Unterrichtsgegen stand der höheren und Fachschulen bewährt. In Sachsen- Weimar ist die Einführung der Gabelsberger',chen Steno graphie an den höheren Lehranstalten beschlossen worden. Den Schulen in Baden und Württemberg war die Wahl zwischen den Systemen von Babelsberger, Stolze, Schrey und Roller freigestellt worden; fast sämmrliche in Betracht kommenden Anstalten haben sich sür da« Gabklsberger'sche System entschieden. 3) E» ist da« einizige, welche« staat liche PrÜ ungSkommissionen für Lehrer der Stenographie be sitzt. 4 (ES verdient auch den Preis der Einfachheit, der äußere« Schönheit und Gefälligkeit der Formen und entspricht den gesundheitlichen Anforderungen an eine Schrift. 5) Es ist hinsichtlich seiner praktischen Brauchbarkeit durch die Ver wendung in ca. 40 Parlamenten (darunter: Deutscher Reichs tag, bayrische und würrtembergische Kammer, sächsischer Land tag, österreichischer Reichsrath) und parlamentarischen Ver sammlungen seit vielen Jahren erprobt und hat sich überall bewährt. 6) ES ist, trotzdem es das älteste ist, ohne wesent liche Veränderungen geblieben und hat sich unerschütterliche Einheit bewahrt, während die meisten anderen Systeme (Stolze, Arends) grundlegende Umgestaltungen wiederholt erfahren haben. Gehen doch jetzt sogar zwei größere Schulen, die Stolze'jche und die Schrey'jche („Vereinfachte Steno graphie") mit dem Gedanken um, das Brauchbare aus ihren Systemen zu einem neuen umzuarbeitev, sodaß neue Zer splitterungen unzweifelhaft bevorstehen. Ueber die Einheit der Gabele berger'schen Stenographie wacht neben dem deut schen Gtenographenbunde (ca. 750 Vereine mit über 25000 Mitgliedern) das Königliche stenographische Institut in Dres den, die einzige staatliche Lehranstalt auf dem Gebiete der Stenographie. Urtheile über die Gabelsberger'jche Steno graphie: Ferd. Echrry, Erfinder der sogenannten „Verein fachten Stenographie" erklärte kurz vor deren Veröffent lichung: „Auf Grund meiner langjährigen (11 jährigen) aus gedehnten Anwendung der Stenographie sowohl im Geschäft und bei schriftlichen Arbeiten, wie zum Nachschreiben des ge sprochenen Wortes kann ich (Ferd. Schrey) mit vollster Ueberzeugung versichern, daß die Gabelsberger'jche Stenographie im allerhöchsten Maße allen Ansprüchen an eine Stenographie genügt. Sie ist sowohl eine durchaus zuverlässige, leicht und sicher lesbare und nicht zu schwer zu erlernende Kurzschrift für den gewöhnlichen Gebrauch, wie eine das wörtlich sichere Rachschreiben der schnellsten Rede gewährleistende Kammerschrift." (Deutsche Stenographen- Ztg. Jahrgang 1886 Seite 24 ) Zu jeder näheren Aus kunft »st deren der Stenographen - Verein zu Riesa. A«cßt KchrWm «d TeWaMs vom 4. Mürz 1897. -j- Berlin. Der Kaiser ist gestern Abend 11 Uhr «ach Wilhelmshaven abgereist. Köln. Die „Kölnische Zeitung" sagt in einer Be sprechung der gegenwärtigen Lage im Orient, man müsse die Augen mit Gewalt verschließen, wenn man nicht sehen wolle, daß die völlige Vollstreckung des Willens der Großmächte immer schwieriger geworden sei. Das Blatt bestätigt, daß die Kutsche Regierung mehrfache Anregung erhalten habe, zwecks gemeinsamen Vorgehen- eine Verständigung unter den Großmächten anzubrhnen, welche Aufgabe Deutschland als am wenigsten betheiligrcr Staat unternommen und durchgeführt habe im Interesse der Erhaltung des Weltfriedens. Wie ferner die Dinge in Kreta sich gestalten, sei Deutschland glrichgilrig. Daraus habe das Berliner Kabinet den anderen Regierungen gegenüber kein Hehl gemacht. Deutschland stehe bei dem schließlichen Ausgang der Dinge nicht in erster Linie, sei vielmehr nur soweit beteiligt, al- es sich um Vollstreckung des einheitlichen Willens der Großmächte für den Schutz des europäischen Friedens handele. -j- Paris. Die Mehrzahl der Blätter hofft, Griechen land werde jeden weiteren Widerstand aufgeben. Der „Fi garo" z. B. erklärt, jeder Widerstand würde kindisch, oder verbrecherisch, oder wahnsinnig sein. Die radikalen Blätter meinen, falls eine Blokade unvermeidlich sei, müsse dieselbe friedlich bleiben. Der „Petite Republique" zufolge find alle Dispositionen zur eventuelle« Mobilmachung eine« Reserve geschwader« für die Levante getroffen. Admiral Humann wirb das oberste Kommando übernehmen. Der „Soleil" meldet, die Regierung habe den Offizier, welcher dem Prinzen von Orleans zurrtheilt war, bei der Ankunft in Djiberti abberufen. Pari«. Auf der türkischen Botschaft sowie der griechi schen Gesandtschaft betrachtet «an die Situation als ernst, weil nach den hier vorliegenden Athener Meldungen die Ab ficht Griechenlands offenkundig ist, durch die geplante Ueber- reichung einer Gegennote mit der Bitte um Fristverlänger ung dir kretenfische Jnsurrection an Ausdehnung gewinnen zu lassen und die Position in Larissa zu verstärken, wohin eventuell bei einer Blokade des Piräus der Hcf uud die Regierung verlegt werden würden. Auf der türkische» Bot schaft «riat ma«, daß Europa uur consequeut haudeln würde,
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