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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.03.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010304020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901030402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901030402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-03
- Tag1901-03-04
- Monat1901-03
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1620 Al» sich dann tlklge Monale spät« sein Gekcetär, Professor E. Brrends, in HelsingforS aufhielt, um die Verhältnisse zu studiren und mit hervorragenderen Persönlichkeiten Fühlung zu gcwinnen, schenkte auch er dem Staatsarchiv die lebhafteste Auf merksamkeit. Kürzlich nun erhielt das Archiv ganz unvermuthet «inen zweiten Besuch von dem Herrn Sekretär. -Ohne vorher den Staatsarchivar oder sonst Jemand zu benachrichtigen, fand sich Prof. Brrends von Petersburg ein, begleitet von zwei Hei ducken, und legte dem Archivar vr. Hansen «Inen kaiserlichen Befehl vor des Inhalts, daß alle Acten des finnischen Staats sekretariats aus den Jahren 1809—1823, die im Staatsarchiv niedergelegt sind, in Vas russische Reichsarchiv nach Petersburgzuübrrführen feien. Die Heiducken sollten die Actenbündel unverzüglich zusammenpacken, und Herr Berenvs wollte noch denselben Abend damit nach Petersburg zurück. Da es sich um die allerwichtigsten Dokumente aus der Zeit Alexander's I. handelt, auf denen Finlands neueres Staatsrecht und dessen nationale Existenz beruht, so weigerte sich der Archivar, sie auszuliefern, mit der Begründung, daß er dem Senat unterstehe und ohne dessen Ermächtigung nichts thun dürfe. Herr Berends wandte sich hierauf an den Senat, erhielt aber -Len Bescheid, man müsse di« Rückkehr des Vicepräsidenten Linder abwarten, der sich gerade in einer anderen amtlichen Angelegenheit in Petersburg befand. Senator Linder wurde, sogleich telegraphisch benachrichtigt und beauftragt, dem Minister- Staatssekretär vorzustellen, daß die verlangten Papiere Eigen- thum des finnischen Staates seien und darum un möglich einem russischen Archiv einverleibt werden könnten, daß aber Abschriften sämmtlicher Acten jeder Zeit zur Ver fügung ständen. Herr v. Plchve besteht jedoch auf der Aus führung des ursprünglichen Befehls, und auch die beschlossene Eingabe deS Senats an den Kaiser dürfte, nach früheren Er fahrungen zu urth-nlen, keine Beachtung finden, wird es aber wenigstens durch die Verzögerung den Beamten ermöglichen,- jedes wichtige Acten stück zu photographiren,! a b z u s ch r ei be n u. s. w. Unter den Gründen, warum man dieser Acten habhaft zu werden sucht, dürfte auch in Betracht kommen, daß man hofft, bei den Papieren einige von für die Finnen unvortheilhaftem Inhalte zu finden, die diese bis jetzt versteckt hielten. Darum wurde wohl auch die Sache so heimlich vorbereitet und sollte das Archiv, in Abwesenheit des Senatspräsidenten, gleichsam überrumpelt werden. Deutsches Reich. * Berlin, 3. März. Zur Einschränkung des Duells bezeichnet ein Richter und Hauptmann d. L. a. D. in einer an die „Köln. Ztg." gerichteten Zuschrift als das g»eiznetste Mittel, daß bei jedem Duell eine ehrengerichtliche Unter suchung eingeleitet und scharf zugesehen wird, ob nicht der eine oder andere Duellant in seinem dem Duell vorhergehen den Verhalten den Anlaß ,um Duell gegeben und sich hierbei der Verletzung der Standespflickten schuldig gemacht hat. Aller dings sind die Militärbehörden auch bisher in der Lage gewesen, die Einleitung eines ehrengerichtlichen Verfahrens gegen einen Duellanten zu veranlassen. In der Regel aber, die fast jeder Ausnahme entbehrt, wird alles Vorhergegangene durch die Austragung des Zweikampfes als gedeckt angesehen. DaS steht mit den sonstigen Anschauungen und Gepflogenheiten des Ehrengerichts in schreiendem Widerspruch. Antwortet der Beleidigte nämlich mit einer derberen Gegenbeleidigunz oder sogar mit einer Ohrfeige, verweigert dann aber die Genugtbuung mit der Waffe, so wird unfehlbar ei-e ehren gerichtliche Untersuchung gegen den zuerst Beleidigenden einge- leitet unter der Beschuldigung, daß er für eine ihm widerfahre» e Beleidigung, die er sich nicht ohne sein Verschulden zugezogen habe, keine Genugtbuung habe erlangen können. Die Ebren- strafe aber kann doch nur darauf beruhen, daß er nicht ohne sein Verschulden die Verletzung seiner Ebre sich zugezozen hat. Denn jede Strafe setzt eine WillenSscbulv voraus und kann nicht zur Grundlage die zufällige, von seinem Willen unabhängige Thatsache haben, daß sein Gegner nicht zum Zweikampfe bereit ist. In den meisten solcher Fälle wirb auf Entlassung mit schlichtem Abschiede erkannt. Kommt eS dagegen zum Zweikampfe, so wird der Ofsicier wegen deS Zweikampfes zu der gesetzlichen Festungsstrafe verurtbeilt, bleibt aber ehrengerichtlich unberührt, obwohl dieselbe Vor aussetzung zur ehrengerichtlichen Strafe vorliegt, wie in dem andern Falle. DaS heißt geradezu eine Belohnung für die Thatsache gewähren, daß ein Zweikampf stattgefunden hat. Bei solchem Verfahren wird dem trefflichen Worte Kaiser Wilhelm'S I. in der bekannten Verordnung vom 2. Mai 1874: „Einen Officier, welcher im Stande ist, die Ehre eines Kameraden in frevelhafter Weise zu verletzen, werde ich ebenso wenig in meinem Heere dulden, wie einen Officier, Weicker seine Ebre nicht zu wahren weiß", nickt die gebührende Geltung verschafft. Daß ein Officier auch die Ebre eines Andern, der nicht Officier ist, nicht frevelhaft verletzen darf, ist selbst- verständlick. Hier muß mit Kraft eingesetzt werden, und das kann nur Erfolg haben, wenn bei jedem Duell Ermittelungen in dieser Richtung durch den Ehrcnrath angcstellt werden oder «in; ehrengerichtliche Untersuchung über den Officier, der einen Zweikampf ausgefochten hat, eingeleitet wird, wobei die Thatsache, daß das nicht standesgemäße Benehmen zum Zweikampf geführt hat oder eine der mitwirkenden Ursachen gewesen ist, nur erschwerend bei der ehrengerichtlichen Ver handlung ins Gewicht fallen kann und muß. — Der Kaiser ist heute Abend 1N/i Ubr nach Wilhelmshaven abgereist. Die Vereidigung der Recrüten findet morgen 12'/r Uhr Mittag« statt. Im Anschluß hieran nimmt der Monarch im Ossiciercaflno da» Frühstück ein und begiebt sich sodaun in Begleitung deS Prinzen Heinrich von Preußen und mit größerem Gefolge zur Besichtigung der Kriegsbasenanlagen nach der Werft. Die Nackt vom 4. zum 5. d. MtS. gedenkt der Kaiser an Bord deS Linienschiffes „Kaiser Wilhelm II." zuzubringen. Die Rückfahrt nach Berlin wird der Kaiser zu einem Besuche deS Bremer Raths- kellerS benützen. Die Ankunft in Bremen ist voraussichtlich am Dienstag Nachmittag 3 Uhr zu erwarte». — In der am 28. Februar d. I. unter dem Vorsitz deS Staatssekretärs Graf v. Posad owsky-Webner abgehaltenen Plenarsitzung deS BundeSrathS wurde nach dem „Reichsanz." auch noch der Vorlage, betreffend dir zollfreie Ablassung von Effecten von heimkehrendcn Angehörigen des ostasiatischen ExpeditionScorps, die Zustimmung ertbeilt. Außerdem wurde über den dem Kaiser zu unter breitenden Vorschlag wegen Besetzung einer RatbSstelle beim Reichsgericht und über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt. — Gestern hielten die Ausschüsse des BundeSratheS für Zoll- und Steuerwesen, für Rechnungs wesen und für Handel und Verkehr Sitzungen. — Die ReichStagScommission zur Vorberathung deS Toleranz an träges des Cenlrums wird ihre Berathunzen am 13. März wieder aufnehmen. — Die AuöschmückungScommissiou deö Reichs tags trat gestern Vormittag zu einer Sitzung zusammen. Der Commission sind u. a. Modelle zu einer Bismarck Statue und einer Moltke Statue, di- in der Wandel halle Ausstellung finden sollen, zur Prüfung vorgelegt worden. — Bei den Berathungen des CultuSetatS dürfte im Preußischen Abgeordnetenbause die Frage der Lostrennung derAbtheilung für Medicinalwesen vom CultuSministerium wieder zur Sprache kommen. — lieber die von der Budget- Commission gestrichenen 6000 für die Ausbildung alt- katboliscker Geistlichen werden die Nationalliberal-n namentliche Abstimmung im Plenum beantragen. — Der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten hat an die königlichen Eisenbahndirectionen einen Erlaß ge richtet, nach welchem bekannt geworden ist, daß zur Füllung der Nothöllampen für die Beleuchtung von Personenwagen und der bei MilitärtranS- porten einzustellenden Güterwagen ein Mischung von Rüb öl und Petroleum benutzt wird. Der Minister macht darauf aufmerksam, daß dies nickt zulässig sei, weil die Verwendung von Petroleum zur inneren Beleuch tung der Personenwagen und Gepäckwagen sowie der bei Militärtransporte» einzustellenden Güterwagen wegen der Feuersgesahr durch Erlasse vom Jahre 1875 und 1885 verboten ist und keine Gewähr besteht, daß die Mischung von Riiböl und Petroleum stets in dem vorgesckriebenen Ver- hältniß und derart erfolgt, daß bei der Brenntemperatur entzündliche Dämpfe nicht entstehen könnten. Die Nothöl- lampen sind daher für die Folgt mit reinem Riiböl zu füllen. — Die „Berl. Corr." veröffentlicht eine allgemeine Ver fügung des LandwirlbschaftSministerS über die wichtige Frage der Reinhaltung der Gewässer. Die früher beabsicktigte landgesetzliche Regelung derselben ist aufgegeben worden. Hingegen soll den Uebelständen nachdrücklich auf Grund der bestehenden Gesetze entgegengetreten werden. Für die fort laufende Beobachtung und Verwerthung der Fortschritte auf dem Gebiete der Abwässerreinigung und Wasserversorgung soll, voraussichtlich vom 1. April 1901 an, eine staatliche Prüfung-- und Untersuchungsanstalt in Tbätigkeit trete», bei der alsdann die Behörden sachkundigen Rath erlangen können.' — Die von verschiedenen Blättern verbreitete Mit- tbeilung, daß der Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika Mr. White amtSmüde sei und sich zurückziehen wolle, soll nach der „Kreuzztg." der Begründung entbehren. — Die Lohnbewegung der Berliner LandschaftS- gärtner, die im letzten Herbst begonnen, hat Erfolge gehabt. Erzielt wurden: ein Mindeststundenlohn von 40 -s, eine Marimalarbeitszeit von täglich 11 Stunden. Ferner wurde die Organisation der Arbeitnehmer als eine nothwendige und nützliche Einrichtung zur Hebung des Standes anerkannt. In Zukunft sollen in den LandschaftSzärlnereien nur organisirte Gehilfen beschäftigt werden, die sich als Mitglieder deS Gehilfenvereins lezitimiren können. DaS Personal soll in erster Linie nur vom Arbeitsnachweis deS „Allgemeinen Deutschen GärtnervereinS", Metzer Straße 3, bezogen werben. — Zur Regelung der HilfSarbeiterfrage beabsichtigt der Magistrat eine durchgreifende Aenderung der Be- soldungSverbältnisse und hat zu diesem Zweck be schlossen, daS Anfangsgehalt auf 1200 festzusetzen. Von drei zu drei Jahren soll sich daS Gehalt um 200 erhöhen, bis nach 27 Dienstjahren daS Höchstgehalt von 3000 er reicht ist. Früher betrug das Höchstgehalt nur 1920 und war in 14 Jahren zu erreichen. Die im nächsten StadtbauS- haltSetat vorgesehene neue GebaltSscala soll mit der Maß gabe zur Ausführung kommen, daß Niemand für daS Jahr mehr al« eine Zulage von 400 erhält, dagegen auch Niemand weniger erkält, als ihm nach der alten Scala schon zukommen würde. Nach der neuen GehaltSscala würden 457 Stellen in Frage kommen. — Ter zum deutschen Gesandten in Chile ernannte Erbgras Friedrich Castell-Rüdenhausen trat 1889 als bayerischer Recht»- Praktikant zum Auswärtigen Amte über. Er wurde 1890 dem Ein Gendarm trat vor -und legte seine Hand auf die Schulter des jungen Mannes. Ambros warf noch einen Blick auf die Leiche seines Vaters, auf Marion, — da wankte er. „Muth, Ambros!" sagt« diese fest. In diesem Augenblicke trat Biela auf den Unglücklichen zu und reichte ihm schweigend, starr ihn ansehend, ihre Hano. AmbroS ergriff sie und drückte sie fest, plötzlich stürzte er in die Km«, umfaßte das Mädchen und küßte es. Plötzliche Stille trat draußen aus dem Gang ein: die ver trauensvolle That des Kindes weckte doch Zweifel in so mancher Brust. Man drängte zurück, um den Gefangenen idurchzu'lasien. Bis dahin hatte Bärbl gespannt gewartet; jetzt -brach sie los. „So habt Jhr's g'-meint, der Bub' soll allein büaß'n, was die Landstreicherin angericht' hat?" Dabei wies sie auf Marion. „Da steht die wahre Mörderin, i b'schwör's, wenn's sein -müaß, vor dem Tobten hier." Einen Augenblick zögerten die Gerichisleute, dann entfernten sie sich auf einen Wink des Führers mit dem -Gefangenen. Bärbl tobte. „So, das wär's! Dann hört Ihr mich Alle", wandte sie sich gegen di« Leute draußen. „Soll die Mörderin, die Landstreicherin, leer ausgehen? Soll sie heut' Nacht durch brennen und anderswo a neu's Unglück stift'»?" — Drohendes Gemurmel, Hin«indrängen der Leute, gehoben« Fäuste, selbst die Ehrfurcht vor dem Tode, der mit seinem Schauer Len Raum füllte, schien kein Hinderniß mehr zu sein vor offener Gewalttat. Da stand plötzlich ein ganz anderes Weib in -der Mitte der Stube, nicht mehr die gebrochene Marion. „Hinaus!" herrschte eine fast -männlich« Stimme, und zwei Augen blitzten dröhend auf. „Ich bin Li« Lawinerin, die Herrin in diesem Haus, die Euch befiehlt, augenlicklich Euch zum Teufel zu scheeren, wenn Ihr nicht wollt —" Blitzschnell riß 'sie die Büchse von »er Wand, legte sie an, der Hahn knackte — „daß ich —" Sie ging wie zum Angriff vor gegen di« Thür. Schreiend, kreischend, wie von Entsetzen gepackt, 'begann ein allgemeines Drängen, Flüchten zur Hausthür hinaus. Nur Bärbl wich nicht, sie blickte starr in diese zwingenden Augen, Li« ihr die Brust durchbrannten. „Bei allen Heiligen, fug' mir, bist Du wirkst' unschuldi', Marion?" fragte sic. „Hinaus! — Frag' morgen an", sagte Marion kurz. Bärbl schritt nach rückwärts, ohne den Blick von der Un» bsgreiflichen zu wenden. Das Feld war geräumt, die Stube leer. Marion -warf die Büchse weg und schluchzte laut auf, dann nahm 'sie Biela an der Hand und -führte sie vor den Tobten. „Biela, hier vor dem Tobten schwöre mir, Laß Du gut machen willst am - Ambros, was der hier an ihm verbrochen noch in seiner letzten Stunde, daß Du ihn lieb haben willst, daß Du ihm dienen willst, wenn er's verlangt Dein ganzes Leben, daß Du Alles, was Du besitzen wirst, was Dir kein Mensch nehmen kann, komme, was da will, nur als sein Eigen- thu-m betrachten willst, das Du jeden Augenblick zurückzugeben bereit bist." „Ich schwör's, Mutter, so wahr mir Gott helfe in meiner letzten Stunde!" Marion kniete mit ihrem Kinde vor -dem Tobten und sprach ein Gebet. Jetzt fühlte -sie sich frei von dem letzten Hauch einer Schuld. Heber des L-awiners Antlitz breitete sich jetzt «ine feierliche, ernste Milde, keine Spur der furchtbaren Leidenschaft, die eben noch Larin gewühlt, — eher zog ein skeptisches Lächeln um die eingefallenen Mundwinkel. Die Leute, welche in -der Nacht das rothe Licht sahen, das wie «in blutiger Stern am Waldsaume hing, bekreuzigten sich — der Lawinevhof wird eine Fluchstätte bleiben für alle Zeiten — das stand fest. Fünftes Capitel. Wieder hatten sich die guten Seedorfer geirrt. Das Gras -wuchs nirgends besser, als auf dem Äawinerhof, kein schöneres Vieh stand weit und breit im Stall, d«r Hof selbst mit seinem reichen Blumenschmuck auf den Altanen leuchtete gar freund lich heraus aus -oem Grün ringsum, eher eine Segens- als eine Fluchstätte. Ambros verließ damals frei und ledig den Sitzungssaal des Schwurgerichtes, den er unter der furchtbaren Anklage des Vatermordes betreten. - -Die Aussage des Sterbenden, der in dem -Sohne schon bei Lebzeiten seinen Feind zu sehen ge wohnt war, der denselben enterbt und vom Hof gewiesen hatte, verlor jedes Gewicht gegenüber den klaren Auseinandersetzungen Marion's, -betreffs ihrer Zusammenkunft mit dem Angeklagten zur fraglichen Stunde, mit welchen di« Erzählung Biela'S von dem Vorgänge zwischen ihr und Ambros am Nachmittag deS fraglichen Tage» und der derselben änveriraute Zettel, welcher Generakcoasul tn New York attachlrt, glug 1891 al» Biceconsul nach Alexandrien, wurde 1894 al» Legationssekretär nach Teheran, 1896 nach Tanger versetzt und dort zumtLegatiousrath befördert. Er be. kleidete dauu die Stelle eine« ersten Legationsjekretär« zunächst.in Madrid, daun in Loudon und seit Januar 1899 in Rom. — Der neucrnannte französische Militärattache Graf CHazelles wird im Lause der nächsten Woche seine Stellung antreten. Er ist au» der Artillerie hervorgegangeo und war zuletzt zum großen Generalstabt commandirt. — Der Vorsitzende der Budgetcommission de» Reichstage» vr. Graf Udo zu Stolberg-Wernigerode muß wegen einer heftigen Erkältung einige Lage da« Bett hüten. — Freiherr» v. Stumm'» Gesundheitszustand hat sich nach ZeitungSmeldungen derart verschlechtert, daß sein Leben ge- sährdet erscheint. * Hamburg, 3. März. Mit „Aline Woermann" traf aus Kamerun Feldwebel Beutz ein und reiste sofort weiter nach Berlin. Beutz ist Hauptbelastungszeuge gegen Hauptmann Besser. (Voss. Ztg.) * Charlottenburg, 3.März. Die städtischenArbeiter CharlottenburgS sind in eine allgemeine Lohnbewegung eingetreten. Sie haben in einer Versammlung bereits eine Lohncommission gewählt, welche die Forderungen der einzelnen Kategorien (GaS-, CanalisationS- Wasserwerks-Arbeiter rc.) ausarbeiten und insbesondere mit Rücksicht auf die gesteigerten Mielhen undLebensmittelpreise vom Magistrat eine TheuerungS- zulaze verlange» sollen. ES finden gegenwärtig Sonder versammlungen der einzelnen Gruppen der städtischen Arbeiter CharlottenburgS zu eingehenden Vorberathungcn der auf- zustellendcn Forderungen statt. *!» Weissenfels, 3. März. Der Streik der Stein arbeiter in Droyßig dauert unverändert fort. In einer im Preußischen-Hose abgehaltenen Versammlung der Arbeiter wurde beschlossen, im Gegensatz zu einem den Ausständigen am 27. Februar zugcstelllen Schreiben der Arbeitgeber an ihren Forderungen festzuhalten. Es arbeiten in den 8 Brüchen nur 8 Mann, 60 feiern. --- Altenburg, 3. März. Von den bürgerlichen Parteien werden bei der vor der Tbüre stehenden LaodtagSwahl hier wieder die bisherigen Abgeordneten ausgestellt werden. ES sind ries der Oberbürgermeister Geh. RegierungSrath Oßwald, Commerzienrath Schmidt und Baumeister Fränzrl. Zn der 3. Abtheilung, die seit längerer Zeit von einem Socialdemokraten vertreten wird, soll von den Ordnungs parteien der Hoftapezierer Kurze als Candidat empfohlen werden. . (-) Eronbcrg, 3. März. Die Kaiserin Friedrich machte heute Mittag eine einstündize Spazierfahrt im Schloßpark. — Die Kronprinzessin Sophie von Griechenland ist heute Abend nach Frankfurt abgereist. * Stuttgart, 3. März. Wie verlautet, wollen die ver schiedenen Beamtenvereinigungen eine Conferenz in der nächsten Woche abhalten, die sich mit der Gehalts- Vorlage befassen soll. — Nach der „Schwab. Tagw." ist im Justizministerium eine Revision der Notargebübren- ordnung in Arbeit. — In der Lohnbewegung der Schneider ist eine vorläufige Vereinbarung erzielt worden. Die Arbeitgeber haben dieForderungender Schneider im Princip angenommen, vorbehaltlich einiger Aenderungen in unter geordneten Punkten. * Metz, 3. März. Der Statthalter Fürst Hohenlohe ertheilte der Abordnung des CanalverbandeS für Mosel und Saar eine Audienz und erklärte nach der „Köln. Ztg." er werde in den nächsten Tagen persönlich bei der preußischen Regierung Schritte thun; wenn Preußen seine Strecke baue, sollten gleichzeitig die Reichslande ihre Strecke ausführen. Somit sind die Aussichten nicht ungünstig für den Plan. Frankreich. Streik; «rubeuarbetter-Congress. * Paris, 3. März. Als man die von den Ausständigen umgeworfenen Rollwagen mit Gemüseladungen auS Tunis wieder neu beladen wollte, erfolgte eine Kund gebung durch 2000 Ausständige. Die Polizei mußte die Wagen begleiten, die mehrere Male von den Ausständigen angebalten wurden, welche den Pferden in die Zügel fielen, sich quer vor die Pferde in den Weg legten und die Rollkutscher mit Steinen warfen. Mehrere von ihnen wurden verletzt. Es wurde eine Anzahl Verhaftungen vorgenommen. * Leu», 4. März. (Telegramm.) Der Congreß der Grubenarbeiter des Departements PaS-de-CalaiS stimmte den kürzlich von dem Nationalen Comitv deS Grubenarbeiler- VerbandeS in Saint-Etienne beschlossenen Resolutionen zu und wird den nächsten nationalen Congreß abwarte», um endziltige Beschlüsse zu fassen. Ferner wurde beschlossen, eine Subskription zu Gunsten der Ausständigen von Monceau-leS- MineS zu eröffnen und den nächsten nationalen Congreß der Grubenarbeiter am 8. Mai in Leus abzuhalten. Spanien. Labinetskrise. * Madrid, 3. März. Die Königin-Regentin hat beute Abend Villaverde empfangen und ihn mit der Bildung eines conservativen ConcentrationSmiaisteriumS be traut. Villaverde begab sich zu Silvela, um mit diesem zu conseriren. dem Gericht« vorlag, sich völlig deckte. Dazu kam noch, daß die Anwesenheit des Wilderers, des berüchtigten Eigarrentoni, aw fraglichen Abend im Revier nachgewiesen und von Ambros zu gegeben wurde, so daß über den wahren Thäter kaum noch ein Zweifel sein konnte. . Als verhängnißvoller Rest blieb lediglich der Zweck der Zusammenkunft des Ambros mit der Frau seines Vaters, welche für das Gericht keinen Gegenstand -weiterer Ver handlung bot. Trotz allem -Sensationsgelüste waren di-e Seedorfer -doch froh, ihr Thal von einem 'so himmelschreienden Verbrechen gereinigt zu wissen, und ausnahmsweise geneigt, über den fraglichen Rest den Mantel christlicher Liebe zu -breiten. Das Unrecht, das an dem -armen, enterbten Ambros be gangen wurde, war so groß, daß man gern bereit gewesen wäre, denselben in jeder Weise zu unterstützen, -womöglich auf -dem Wege des Processes wieder zum Lawinevhof zu verhelfen.' Doch die großmüthige Regung der Seedorfer konnte nicht zur That werden. Ambros war über das große Wasser ge gangen, ohne 'sich im Lawinerhof noch einmal sehen zu lassen. Das ga-b -den bösen Zungen neue Nahrung. Das Ver- -hältniß mit der -Stiefmutter hatte doch seine Richtigieit. — So konnte man wenigstens im alten Haß und in oer alten Verachtung gegen das eing«wanderte Gesindel am La-winer- hof verharren — trotz allem sichtlichen -Segen, der darauf zu ruhen schien. ... Der Teufel hilft immer feinen Leuten, die Rechnung wird nicht immer im Diesseits abgeschlossen. -Das Unglaublichste war, daß die alte Bärbl nach wie vor auf 'dem ^winerhof blieb und sich in den Diebstahl, begangen an ihrem einstigen Liebling und Pflegesohn Ambros, willig fügt«, trotz allem, was an -der Ä-eiche des Bauern zwischen ihm und Marion vorgea-ängen. — DaS war -doch niederträchtig von der alten Betfchwtster. Inmitten -dieser beiden Frauen aber -blühte die. Biela zu einem -Mädchen heran, wie «s weit und breit nicht zu finden war. Vor ihr machten alle Vorurtheile, wenigstens der jungen männlich«» Bevölkerung des Thales, Hakt, ganz abgesehen davon, daß sie nun einmal die Erbin des schönsten Hofes war. -Das -war «in - Ausbund von Schönheit und Lieblichkeit, und mit dem -besten Willen war in ihr nicht» Hepenhaft«» zu entdecken, eine Eigenschaft, di« sich doch eigentlich vererben müßte. Großbritannien. Eöui, Eduard * Laudon, 3. März. König Eduard ist beute Abend hier auf dem Bahnbofe Charing-Croß angekommen und vom Herzog von Cornwall und Jork empfangen worden. Er begab sich sofort nach Malborougb Houk«. Amerika. Ehtlenische Präsidentschaftskandidaten. * Valparaiso, 4. März. („Reuter'4 Bureau".) Bei der abgehaltenen Convention zur Vorbereitung der Präsiden trn- wabl sind bei sechs Abstimmungen folgende Candidatrn in nachstehender Reihenfolge aufgestellt worden: Claudio Vicuna, Fernando Lazcano, Augusto Matte. Vicuna hat in allen Wahlgängen die meisten Stimmen erhalten. Militärisches. * Die „Tägliche Rundschau" bringt folgende Mittheiluog: „Der Kaisrr vrrlieh dem Füsilier-Regiment Gen-ral-Feldmarfchall Prinz Albrecht von Preußen (Hannoversches) Nr. 73 zu Hannover, dem Jnfanterie-Regiment von Roigtr-R''-- (8.Hannoversches) Nr. 79 zu Hildesheim und dem Hannoverschen Jäger-Bataill on Nr. 10, zur Zeit in Kolmar im Elsaß, als Auszeichnung zur Ehrung der vormals hannoverschen Armee da» Wort „B'braltar", das aus dem rechten Unterarm des WasfrnrockeS getragen werden soll." Ja dicjer Form ist die Nachricht unwahrscheinlich; vielmehr wird die Inschrift „Gibraltar" für daS Wappenband am Beschlag de» Helme» verliehen sein. Königreich Lachsen. -g- Leipzig, 4. März. Die Auszahlung -er königlichen und-Meißner Procuratur-Sti- pendien bei unserer Universität erfolgt am 5. März beim Univrrsitätsrentamt« gegen Vorzeigung der erforderlichen Legiti mationen. — Im Laufe dieser Woche toerden fast sämmtliche Vorlesungen an unserer Universität geschlossen und die Osterferien beginnen. — Bei der heutigen Ziehung der Königlich Säch sischen LandeSlotterie siel der Gewinn von 50000 auf Nr. 20636 in die Collecte des Herrn G. A. Kurze in Dresden, der Gewinn von 30000 auf Nr. 14453 in die Collecte des Herrn Hrrm. Teichmann in Werdau, der Gewinn von 20 000 auf Nr. 1487 in die Collecte des Herrn Arndt Wolff in Leipzig und der Gewinn von 10 000 in die Collecte» der Herren Wilhelm Keßler in Leipzig und Albert Haase in Hainichen. Im klebrigen sei auf die Tagesgewinnliste an anderer Stelle hingewiesen. ick. Leipzig, 4. März. In der gestern - Vor mittag im Lehrervereinshause abgehaltenen General versammlung des Bauvereins zur Be schaffung preiswerther Wohnungen (einge schlossen, vom Reinerträge des Vorjahres in Höhe von 3057,45 Mark einen Betrag von 1800 dem Vorstande und Aufsichts- rathe für ihre Mühewaltung zu verwilligen. Ferner wurde fol gender Nachtrag zu den Satzungen beschlossen: „Eine Abände rung des Wortlautes dieser Satzungen darf ohne Ge nehmigung des Rathes der Stadt Leipzig nicht vorgenommen werden." Der Geschäfts- und Cassenbericht fanden einstimmige Genehmigung. 2. Leipzig, 3. März. Auf die vom königlich ^sächsischen Militärverein „107er" bei der am vergangenen Freitag abgehaltenen Feier des 15. Stiftungsfestes an König Albert, Prinz Georg und Prinz Johann Georg gerichteten Erge'ben- heitstelegramme sind an den Vorsitzenden des Vereins gestern folgende A n t w o r t eu eingegangen: „Ick/ danke dem Militärverein „107er" herzlich für die mir anläßlich seines 15. Stiftungsfestes zugesandten erneuten Versicherungen der Treue. Albert." — „Brückner, Vorsitzender des Mlitärvereins „107er", Leipzig. Ihnen und allen Kameraden herzlichen Dank für liebenswürdigen Gruß. Georg, H. v. S." — „Se. königl. Hoheit Prinz Johann Georg dankt dem Militärverein herzlichst für die übersandten Grüße und erwidert dieselben. Garten-Kraft, Oberleutnant und persönlicher Adjutant." * Leipzig, 4. März. (Arbeiterbewegung.) Ein gestern im „Goldenen Adler" zu Leipzig-Lindenau abgehaltene, von 600 Personen besuchte Versammln» gder st reiten den Kürschner und Rauchwaaren/zurichter ließ sich über das bisherige Ergebniß der zwischen den Principalxn und der Gehilfen-Commisjion stattgefundenea Verhandlungen Bericht erstatten. Der Streik war entstanden, weil fünf Ar beiter in der Firma K. entlassen worden waren. Die übrigen Arbeiter hatten sich mit den Entlassenen solidarisch erklärt und die Arbeit mit eingestellt, und als der Principal sich immer noch weigerte, die Entlassenen wieder zu beschäftigen, traten sämmtliche Kürschner und Rauchwaarenzurichter in Leipzig und den um liegenden, hierbei in Frage kommenden, Otten in den Ausstand. Auf Beschluß einer vorhergehenden Versammlung hatte sich die Gehilfencommission an die Principalsvertretung zwecks Ein leitung von Einigungsverhandlungen gewestdet. Die Principal; haben sich unter gewissen Bedingungen hierzu bereit erklärt, denen die Gehilfen auch glaubten zustimmen zu, können, nur forderte» sie die Wiedereinstellung sämmtlicher Arbeiter der Firma K. an die früheren Plätze, da die Arbeitgeber erklärt hatten, die AuL- -Aber sie war Lei der größten Freundlichkeit völlig un« nahbar, überhaupt von einer ganz anderen Art, mit der man nicht umzugehen wußte. -Sie war jetzt zwanzig, ihrem Aussehen nach aber ein fertiges Weib. — Ä^ff was wartete/sie denn noch? Woher sollt« er denn kommen? Und der Hof brauchte -doch endlich einmal wie-der einen Mann. Verstand man es ja schon von -der Lawinerin 'selbst nicht, daß sie nicht zu einer neuen Ehe schritt, an Bewerbern hätte es ihr so -wenig gefehlt, wie der Tochter, trotz allem Grauen und Gezischel. Es war ganz sonder-bar. Aber ob sich Vie Leute -doch nicht so ganz sicher fühlten auf dem fremden Boden, als wenn sie nur auf dem Sprung wären, wieder zu verschwinden, wie sie einst a-ufgetaucht. Einmal -vor Jahren siel ein Lichtstrahl in das den Lawiner hof u-mgeben-de Dunkel. Der Pöstboie hatte es derrathen, daß ein Brief aus Amerika an die Bäuerin gekommen sei mit einer -Handschrift, die sicher aus -dem Tha-le stamme — vom Ambros, kein Zweifel! Sie wird den Hof verkaufen und drüben in dem wilden Lande, wo kein Mensch danach fragt, ihren Schatz heirathey. Aber Jahre waren schon darüber vergangen und der Hof war noch immer nicht verkauft, nicht einmal ein Versuch war gemacht wouoen, und Marion -saß noch immer darauf. Angebettelt -wind er sie -halt haben, -der arme Teufel, und sie wird ihm «in Almosen geschickt haben von seiner eignen Sach'. Damit war es abgethan. Wieder einmal war 'Heuernte. Heber Marion wacht« un« ermüdlich die Bärbl. Sie -sprach von Ambro», gewiß schaffte «r jetzt eben auch auf -dem Felde. Marion ließ den Rechen zu Boden fallen und nahm d.-is rothe Tuch ab, fo schwül war ibr, so bedrückt die Brust. Seltsam, wie sich doch Alles -wiederholt in dem einfachen Leben, gerade so war eS damals, an dem gewissen Tag, vierzehn Jahre waren darüber vergangen, — auch dir Bärbl neben ihr auf demselben Platz, und auch von Ambros fing sie an, und oie Biela war auch rm Wäld damals, um Erdbeeren zu pflücken — jetzt um nach dem Vieh zu sehen auf der Waldweide —, und wieder blieb sie fo lange auS. (Schluß folgt.)
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