01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.03.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000321010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900032101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900032101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-03
- Tag1900-03-21
- Monat1900-03
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'ciMM- Tag cd IM Anzeiger Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig. 6. M Jahrgang »«Ionen 6 s Geschäftsstelle des töten » s. S? nnpo <;. lü'Z» 9»P0 » .25 6. 25 6. ,7V 6. ,40 8. Mittwoch den 21. März 1900 machen damit die „Einmischung" Deutschlands mit Empbasc Filialen: ' fllfred Haß« vorm. v. Klemm'» Lorlt«. Universitätsstraße 3 (Paulinuni), LouiS Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und KöuigSplatz 7ü s k>-0. o. L. 8. «. It II. 8. bahnenin Betracht zu ziehen. Die beiden -böhmischen Kohlen bahnen, Buschtiehrad und Aussig-Tcplitz, erlitten allein bis Ende -Februar einen Ausfall in ihren Einnahmen uw rund 15 Mill. Kronen. Die Ferdinanvs-Norvbcrhn verzeichnete bis Ende Fe bruar ein Minus von ca. 1 Million Kronen. Rechnet man noch den Ausfall hinzu, der sich in den beiden ersten Dccaden des laufenden Monats ergeben wirr und der für die genannten drei Kohlenbahnen mit mindestens 1 Million Kronen angenommen werden kann, so würde sich ein Rückgang der Betriebseinnahmen von ca. 31/2 Millionen Kronen Herausstellen. Dazu kommen noch die Mindereinnahmen der Dtaatsbahnen, hauptsächlich der verstaatlichten Dux-Booewbacher und der Prag-Duxer Bahn, ferner jene der Elbet'hÄbahn, der Böhm. Novdbahn und der Staatsbahn. Man kann füglich annehmen, daß durch "den ver minderten Kohlcntransport die betheiligten Eisenbahnen einen Einnah men-Ausfall von mindestens 5 Mill. Kronen erlitten haben. Weiter kommen noch die Verluste in Betracht, die der In dustrie und der gejammten Bevölkerung dadurch zuge- fügt worden 'sind, daß sie durch mehr als acht Wochen fremde Kohlen zu horrenden Preisen beziehen mußten. Man dürfte in der Schätzung kaum fehl gehen, wenn man annimmt, daß während der Strcikvauer ungefähr 50000 Waggons fremder Kohle zur Einfuhr gelangt find. Für dieses theils ungarische, theils fremdländische Brennmaterial mußten, wie schon bemerkt, fast unerschwingliche Preise bewilligt werden. Wenn angenommen wird, daß für das bezogene Quantum fremder Kohle durch schnittlich ein Mehrpreis von 200 Kronen per Waggon bezahlt werden mußte, so crgiebt sich eine Verlustziffer von rund 10 Mill. Kronen. Leider hat einen Theil der Kosten des „Kohlenkrieges" die arme Bevölkerung tragen muffen. Die Industrie ist in doppelter Hinsicht geschädigt worden. Sic mußte einerseits für die Kohle, so weit sic überhaupt erhältlich war, die geforderten hohen Preise bewilligen und andererseits ihren Betrieb cin- schränlen. Damit sind aber noch nicht alle Schäden gestreift, die der Aus stand der Kohlengräber im Gefolge gehabt hat. Nicht in aller letzter Linie darf die Verschlechterung unserer Handels bilanz angeführt werden. Die Kohlenaussuhr Oesterreichs präfentirt einen Werth von ca. 60 Millionen Kronen pro Jahr, oder durchschnittlich 5 Millionen Kronen pro Monat. Da nun der Streik mehr als acht Wochen gedauert hat, läßt sich der Ausfall des Kohlenexportes mit ca. 10 Mill. Kronen beziffern. Andererseits mußten viele Millionen ins Ausland wandern, um die von dort bezogene Kohle zu bezahlen. Die Importe von ausländischer Kohle Würsten, wenn von den Bezügen aus Ungarn abgesehen 'wird, die kürzlich auf ca. 20 000 Waggons geschätzt worden sind, mit etwa 30 000 Waggons zu beziffern fein. Dieses letztere Quantum wird sicherlich die An schaffung von ca. 12 Millionen Kronen nothwendig gemacht haben. Aus dem Kohlenverkehr allein dürfte sich demnach in dem ersten Quartal dieses Jahres eine Verschlechterung der .Handels bilanz um etwa 22 Millionen Kronen ergeben haben. Wie man sieht, hat der „Kohlenkrieg" ganz gewaltige Kosten verursacht und unserer gejammten Volkswirthschaft tiefe Wun- >»en geschlagen. Beide kriegführenden Parteien sind an den Ver lusten betheiligt und es ist selbstverständlich, daß die Arbeiter schaft die Opfer viel schwerer zu tragen haben wird, als die Werke und die sonst in Betracht kommenden Factoren. Das Er- gebniß des „Krieges" für die Arbeiter wird wohl die Einführung der Neun-Stunden-Schicht und eine Erhöhung der Löhne sein, zu de? sich die Werke unzweifelhaft bereit zeigen dürsten, so Salv im Bergbau wieder die früheren normalen Verhältnisse Platz gegriffen haben werden. Und diese Zugeständnisse hätten sich sicherlich erzielen lassen, auch wenn die Arbeit nicht zwei volle Monate hindurch geruht hätte. >sc>« > 70 6 >80 ,r. -70 «. ..25 6 1,60 ». O r.so 6. v. l.». t. l». I- Herr Deschanel, zum Rückzüge zu blasen, indem er freundliche Worte für England fand und auf die Nothwendigkeit hinwies, gegen Deutschland gerüstet zu bleiben. Zunächst fand Herr Dcschanel allerdings noch entschiedenen Widerspruch, aber jetzt ist man wieder genau so weit, wie im Jahre 1896. Man findet freundliche Worte für England und sucht die Deutschen den Eng ländern verhaßt zu machen, indem man gegen England gerichtete Caricaturcn deutscher Witzblätter und Ansichtspostkarten facsimi- ltrt: beiläufig eine Beachtung, die deutscher Kunst sonst selten in Frankreich zu Thril wird und die freilich nicht dem Wohlwollen, sondern dem Hasse zu verdanken ist. In Englano hat man den Ball verständnißinnig aufgefangen und wirft ihn weiter. Wie di« Franzosen England gegen Deutsch land aufzuhetzen suchen, so bemühen sich -die Engländer, Rußland gegen Deutschland einzunehmen, indem sie der deutschen Regierung allerlei phantastische Pläne andichten. Sowohl in Mesopotamien, wie am Persischen Golf soll Deutschland bemüht sein, festen Fuß zu fassen und die russischen Pläne zu durchkreuzen. Man genirt sich dabei nicht, Deutschland Absichten unterzuschieben, die that- sächlich Englano selbst verfolgt. Wenn beispielsweise behauptet wird, daß Deutschland das Sultanat Koweit in Besitz nehmen wolle, so ist dem gegenüber fcstzustellen, daß im Spätherbst v. I. ein englisches Kriegsschiff vor Koweit lag und daß von englischer Seite lebhafte Unterhandlungen mit dem Sultan von Koweit ge pflogen wurden. Tatsächlich soll England die Absicht haben, Koweit in Besitz zu nehmen, und einstweilen nur durch den ent schiedenen Widerspruch der Türkei, die die Oberherrschaft für sich in Anspruch nimmt, daran gehindert werden. Angesichts dieser Bemühungen der Franzosen und der Engländer, Deutschland in Verlegenheit zu bringen, könnte man das Schiller'sche Wort: „Wär' der Gedank' nicht so verwünscht gescheit, man wär' versucht, ihn herzlich dumm zu nennen", in fein Gegentheil verkehren. Auf den ersten Blick sieht es ja so aus, als ob es höchst gescheit sei, Deutschland möglichst zu isoliren, thatsäcblich aber begeht man durch dieses Zuviel eine Dummheit. Dieses Vorgehen erinnert an einen Witz aus den „Fliegenden Blätterns Dm tzcigteinmaleingaliziflherRak-l'irinem klugen, kleinenjüdischcn Knstben ein Bild, das Moses darstellen so!'. D^c Jungr be-' trachtet das Bild lange, und als er gefragt wird, -was er denn Merkwürdiges an dem Bilde finde, erwidert er: „Moses trägt auf dem Bilde eine Pelzmütze und geht zugleich barfuß. Ent weder ist's Sommer oder Winter. Wenn es Sommer ist, warum trägt dann Moses eins Pelzmütze? Und wenn es Winter ist, warum geht er dann barfuß?" Die russische Diplomatie wird dieselbe Frage auswerfen können, wie jener Judentnabe. Sir wird sich sagen müssen: „Entweder will Deutschland mit uns in sommerlicher Freund schaft oder in winterlicher Feindschaft leben. Will es unser Freund sein, fo wird es gewiß nicht Schritte unternehmen, die unsere Interessen kreuzen. Will es aber unser Gegner sein, so würde es sich sicherlich in Acht nehmen, sich mit unserem natür lichen Feinde, mit England, zu überwerfen." Die russische Diplo matie ist klug, und ein kluger Mensch wird sich zunächst hüten, die Anderen zu unterschätzen. Deshalb wird dir russische Diplomatie sicherlich nicht der deutschen Staatskunst die capitale Dummheit zutrauen, sich gleichzeitig mit Rußland und England auf gespannten Fuß zu stellen. Thatsächlich ist das Ziel der 'deutschen auswärtigen Leitung auf das Gegentheil gerichtet, nämlich auf ein gleichzeitiges freundliches Verhältniß zu Rußland und zu Englano. Be sonders was das Verhältniß zu Rußland angeht, fo lM Staats sekretär Graf Bülow erst vor wenigen Wochen betont, welch' großen Werth er auf gute Beziehungen zu dem Nachbar im Osten lege. Man dürfte in Rußland den Worten des deutschen Staats sekretärs doch wohl etwas mehr Werth beilegen, als der englischen Hetzpreffe, deren Zwecke ja gar zu durchsichtig sind. Was aber das Verhältniß Deutschlands zu England anlangt, so war die deutsche Regierung zwar nicht in der Lage, der Mißstimmung des weit überwiegenden Theiles der 'deutschen Press« gegen Eng land Einhalt zu thun — wie hütet sie das auch thun sollen? —, aber sie selbst ist stets bemüht gewesen, di« freundlichen Be ziehungen zu England aufrecht zu -erhalten. Daß Graf Bülow für die Beschlagnahme deutscher Schiffe sich nicht bedankte, sonoern ernsthaft Remedur verlangte, werden ihm verständige Politiker in England nicht verübeln können. So ist Deutschland auch in dem letzten turbulenten Jahre un erschütterlich seiner friedlichen Mission treu geblieben und es wird sich weder durch Lockrufe noch durch Beschimpfungen zu einer anderen Politik verleiten lassen. Diese Friedensliebe Deutschland muß richtige Würdigung und Anerkennung finden und darum werden die Hetzversuche englischer und französischer Blätter herzlich wenig ausrichten. Die Kosten -es Kohlenarbeiter-Streiks. 1V-n. Pro», 19. März. Jetzt, wo der groß« Kohlenarbei ter-Streik, nach zwei monatiger Dauer als beendet anzufehen ist, dürfte es zeitgemäß erscheinen, die Verluste zu beleuchten, welche der Ausstand nach sich gezogen hak. Ganz genau lassen sich diese Verluste allerdings nicht feststellen, doch fehlt es nicht an Anhaltspunkten, die den enormen Schaden erkennen lassen, den der Streik verursacht hat. Fassen wir zunächst den Lohnentgang ins Auge, der leider die Hauptrolle spielt, da er die unbemittelte Arbeiterschaft hart getroffen hat. Die bei dem Ausstande in Betracht kommenden Reviere (einschließlich Mährisch-Ostmu) fördern täglich rund 10000 Waggons Kohle. Nimmt man cm, daß di« Arbeit in den Revieren durchschnittlich 54 Tage geruht hatte, so crgiebt sich ein Ausfall in der Förderung von ca. 540 000 Waggons Kohle. Der -hierdurch entstandene Lohnentgang wird in Fach kreisen auf mindestens 14 Millionen Kronen geschäht. Fast ebenso groß vürfte die D«rluftziffer der Werte sein, wenn man den Gewinnstrntgany und den Schaden in Berück sichtigung zieht, der durch den zweimonatigen Stillstand der Gruben verursacht worden ist. Die Ausbesserung und Reinigung der Schächte wird mehrere Doge in Anspruch nehmen und jeden falls mit erheblichen Kosten verbunden sein. Des Weiteren ist derAusfallderBetrtebseinnahmenderEisen- Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgab«: BorunUags 10 Uhr. Morgen »Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei drn Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stund« früher. Anteilen sind stets an die Grpehttto» zu richten. i so n 0 2s 0. 1,30 -!. Unsere guten Freunde. Es ist charakteristisch, wie sich geschichtliche Vorgänge immer wiederholen. Als Jameson seinen Raubzug nach dem Transvaal unternommen hatte, hallte ganz Frankreich vor Ent rüstung über vie ungeheuerliche That wieder. Und als man dort sah, daß in Deutschland dieselbe Stimmung herrsche, suchte man Deutschland dahin zu bringen, mit England anzubinden. Als aber alle Versuche der Art fehlgeschlagen waren, besann man sich eineS Anderen, schlug plötzlich einen wohlwollenden Ton gegen England an und denuncirke den Engländern Deutschland als Krakehler und Friedensfeind. Genau nach diesem Muster ist man in Frankreich während der gegenwärtigen Krisis in Südafrika verfahren. Zunächst konnte man gar nicht geräuschvoll genug drn Boeren Sympathie, oen Engländern Mißachtung beweisen. Ja, selbst dir Regierung zeigte, daß ihr dir heftigen Angriffe gegen England nicht un sympathisch waren, indem sie einem Zeichner, der eine bösartige E<rricatur von der englischen Königin entworfen hatte, das Kreuz der Ehrenlegion verlieh. Gleichzeitig wurde wiederum Deutschland annnirt, gegen England anzugehen, indem man den Gedanken eine- kontinentalen Bündnisse- gegen das Jnfrlreich ventilirt«. Darauf begann der Präsident der Drputirtenkanrmer, i. 0. t. 0. .. v. «. v. .. o ». v. 1. ix «. v 1. » » i. i> 1.1> 1.» s,so u 5.— N. 8,— ir. 0 50 -I 0,— o. 0,50 <i. 0.-- o. 0.- - -i. 1,75 i. 0,— ' . 0.25 I!. 0.L0 ' i. >0,— I'-. >0,— li Die Morgen-AnSgabe erscheint 0« '/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentag« um 5 Uhr. —c».— Re-aclion und Erpe-ilion: Johannisgasse 8, D ie Expedition ist Wochentags ununterbrochea geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. kkrtva-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung ./t LO.—, mit Postbesörderung ^ll 70.—. Attzeigeit-Pret- !>ie l! gespaltene Petitzeile dß Pfg. Reklamen unter dem Redactiousstrich (4g» spalten) 50^, vor dra Aamtlirnnachrtcht«» G gespulte») 10^. Größere Schriften taut unserem Prris- verzeichniß. Tabellarischer »»V Zisiernias nach höherem Tarif. Gina Massenpetltrsn an de« Reichstag füv die Flottenvorlage. Die Aussichten der Flottcnvorlage scheinen sich von Tag zu Tag zu vcrbesseru. In immer weitere Kreise des deutschen Volkes dringt die (Einsicht, daß von einer wesentlichen Verstärkung unserer Flotte die politische wie die wirthschaft- liche Zukunst des Reiches abhängt und daß ganz besonders die unbemittelten Bevölkerungsschichten das größte Interesse an dem Schutze unseres See handels haben. Aber auch die Gegner der Vor lage rasten nicht. Sie suchen nicht nur einzelne Erwerbsgruppen zu überreden, daß sie von der Verstärkung unserer Seewehr keinen Vortheil zu erwarten hätten, sondern stacheln auch die Geister des Particularismus gegen die große nationale That der Schaffung einer starken deutschen Flotte auf. Bei der immer weiter um sich greifenden Zerspaltung der Parteien im Reichstage ist daher die Besorgnis) noch immer nicht abzuwciscn, daß die Vorlage zum Triumphe unserer Neider und Feinde im Auslande werde abgelehnt werden. Ganz besonders ist es daher zu begrüßen, daß aus dem deutschen Süden, in dem die Gegner der Vorlage die zahlreichsten Anhänger zu haben glaubten, daß aus der Hauptstadt B a Perus die Anregung kommt, das deutsche Volk möge noch in letzter Stunde vor der Ent scheidung dem Reichstage durch eine Massenpetition das Verlangen nach Annahme der Vorlage kundthun. Wir sind überzeugt, daß gerade in den Kreisen unserer Leser diese Anregung auf den frucht barsten Boden fällt. Sie kann den gewünschten Erfolg natürlich nur dann haben, wenn die Zahl der Unterschriften eine gewaltige ist und den Gegnern der Vorlage den Beweis liefert, daß ihre Hoffnung, das deutsche Volk werde sich bei Neuwahlen für diese Gegner entscheiden, auf Sand gebaut ist. Wir richten daher an unsere Leser die dringende Bitte, alles, was in ihren Kräften steht, zu thun, damit die Zahl der Unterschriften eine gewaltige werde. Jedem Exemplare unserer heutigen Morgenausgabe ist ein Exemplar der Petition beigelegt. Möge feder Empfänger den edlen Ehrgeiz haben, daß sein Exemplar, vollständig mit Unterschriften bedeckt, bis spätestens zum 27. d. Mts. an die Sammelstelle Deutschen Flottenvereius in Leipzig Brühl Ä3 — gelange. ÄmtsAatt des Königliche« Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes und Notizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Der Krieg in Südafrika. Die „Times" können es nicht unterlassen, ibre kleinen BoSbeiten gegen Teurschland zu verspritzen, selbst wenn sie mit handgreiflichen Lügen begründet werden müßten. Jetzt soll Herr von Holleben, unser Gesandter in Washington, mit dem Staatssekretär Gay eine Unterredung gehabt haben, in der er auf die Gefahr aufmerksam gemacht hätte, in die deutsches und amerikanisches Capital bei einer Zerstörung der Minen in Johannesburg kommen. An diese Darstellung soll er die Andeutung geknüpft haben, daß Deutschland beiden kriegführenden Parteien wegen des Schutzes der Minen Borbalt würde. Natürlich ist diese Geschichte erlogen die „Times" 1' „ ' ? zurückweisen können. Daß man an die Zerstörung der Minen kaum denkt, daö bat erst jüngst wieder der bekanme süd afrikanische Finanzmann Robinson erklärt, indem er die Nachricht, daß die Boeren Johannesburg zu zerstören beab sichtigen, als einen „Börsenscherz" bezeichnet. Es sei gar kein Grund dafür vorhanden, Johannesburg zu zerstören oder nur zu schädigen. Es liege 40 englische Meilen von Pretoria entfernt, wo die Boeren den letzten Widerstand leisten wollen. Die Drohung mit der Zerstörung Johannes burgs habe nur den Zweck, die Regierung zu schrecken und die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Es sei aber kaum möglich, eine Mine zu zerstören, und die Boeren seien auch gar nicht geneigt, in mutwilliger Weise Eigentum zu ver nichten. Es bandle sich bei der Drohung nur darum, die betbeiligten Capitalisten zur Einmischung zu bewegen. Wenn Johannesburg zum Sckauplatz militärischer Operationen gemacht würde, könnte allerdings viel Schaden angerichtet werden, aber da die Eisenbahnlinie von Bloemfontein nach Pretoria, an der Lord Robert- vorrücken dürste, 15 Meilen von Johannesburg entfernt liegt, so hätten die Boeren keinen Anlaß, bei Johannesburg Widerstand ru leisten. Herr Robinson fügte hinzu, daß die beiden Republiken jetzt Frieden zu schließen suchen sollten, da sie bei einer Fortsetzung drS Kriege- nicht- zu gewinnen hätten. Ueber die Haltung der Boeren ist «ine Aussprache Krüger'-, die auf dem nicht mehr ungewöhnlichen Wege über Amerika zu uns kommt, aber freilich schon etwa- alt ist, interessant. Dir Depesche lautet: * Net» Park» SO. März. (Telegramm.) Der „New Pork Herald" veröffentlicht »in« Depesche folgende« Inhalt- auS o. ' o. u. а. 6 li. б. u. а. o u. б. S. o. 0. O. 0 Morgen-Ausgabe. Bezugs-Preis kn der Hlnipkexpeditio» oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgebolt: vierteljährlich ^14.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau« ^.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteliährlick, 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandiendung ins Ausland: monatlich .4! 7.50. i o. t.o. t. o. t. ll. l. l). l.D. t. o. 1.1». M-Op-kO W.0P.23 t. L. »1> ». V StUclr — lNL- ro v. )5 ISO -l. I«8 cz. 100 t2S <i. »00 0. >r. >l.7S >i. >0,25 -i >2.— II. 'S.- N. W.25 >1.25 -i >7,— ». >0,50 0. Pretoria: Präsident Krüger sagte in seinem Interview am 10. Februar: Die Boeren sind zum Kriege gezwungen und sie werden siegen oder sterben. Ich erwarte keine Hilfe von anderen Nationen, aber ich bin erfreut über die uns gewordenen Beweise von Sympathie und Freundschaft. Transvaal ist jederzeit bereit. Frieden zn schließen, will aber keine Conventionen mehr; dir emzige Möglichkeit ist die absolnte Unabhängigkeit. Wir wollen nicht aiebc Gebiet, wir sind zufrieden, wenn wir in Frieden leben können. Transvaal wird beim Friedensschlüsse sich ansbedingen, daß die mit den Boeren kämpfenden Afrikander ans Natal und der Eapcoloaie als kriegführende Partei angesehen werden und keinen Eigenthums- verlust erleiden. Als die Regierung erfuhr, daß einige dieser Afri kander in Capstadt unter der Anklage des Hochverraths abgeurthrilt worden seien, telegraphiere sie an Salisbury, daß, wenn jene nicht als Kriegsgefangene behandelt würden, wir an den britischen Gefangene« Vergeltung üben würden. Salisbury entgegnete, wenn wir einen einzigen britischen Gefangenen verletzten, würde er mich persönlich verantwortlich dafür machen. Ich glaube, er meinte, die Engländer würden mich aushängen. Solche verächtliche Drohungen halten mich nicht von der ErsüllnNiZ meiner Pflicht ab. Transvaal hat ihm heute erwidert, unsere Regierung verachte seine Drohungen. Das Gerede von einer Verschwörung der Holländer Südafrikas ist unwahr. Der Oranje-Freistoat ist vertragsmäßig zum Beistände verpflichtet. Die Boeren stehen in Gottes Hand, Gott wird uns nicht untergeben lassen. Unsere ganze Kriegsstärke beträgt nur 40 000 Mann, wir können aber mit Gottes Hilfe obsiegen. Unsere Losung ist: „Frei- hcit oder Tod!" Ick habe britisches Eigenthnm in Transvaal ge schützt und werde darin fortsahren. Nach unserem Gefühle müßte Amerika in diesem Kampfe mit uns sein." Die Unterredung sand am 10. Februar statt, ob jetzt Krüger nicht seine Meinung wegen der Fortsetzung veS Krieges geändert hat, steht dahin. Anzeichen reuten daraus, vaß eS geschehen ist. Die Schlacht am Spiou-kap. Das „Berk. Tgbl." erhält aus dem Johannesburger Hospital, 31. Junuar, folgenden Bericht: Ich hoffe, Sie haben mein« vorigen Aufzeichnungen erhalten, die Ihnen meine ersten Eindrücke betreffs Transvaals gaben. Heute bin ich in der Lage, Ihnen genauere Details von den Ge fechten vergangener Woche am Tugela zu überliefern. Indem ich zunächst Ihnen mittheile, daß in unseren Reihen eine größere Anzahl Deutscher theils getödtet, theils ver wundet wurde, nenne ich Ihnen Vie Namen der zwei Officiere v. Brüsewitz und Schmitz-Dumont, die am 25. Januar fielen; zwei Tage später erhielt ich einen Schuß in Den linken Oberarm, der mich vorläufig kampfunfähig machte. Ich war deshalb ge zwung-en, mich von der nächsten Station Movderspruit nach Jo hannesburg zu begeben, von wo ich hoffentlich bald zur Front entlassen iverde. Am Dicnstag, den 23. d. M., Nachts, erhielten wir den Be fehl vom deutschen CommaUdanten Krantz, vereint mit den Freistaatern eine strategische Position rechts von der Spionskop (Kuppe) einzunchmeii. Es ist dies ein Hügel, welcher den W«g nach Ladysmith deckt. Durch das tagsüber stattgesundene l/rftige Bombardement hatten wir schwer zu leiden gehabt, und obgleich Manche unter uns müde, abgespannt, ja sogar leicht verwundet waren, hielten wir unsere Wache treu und standhast. Kurz vor 3 Uhr wurde es invessen auffallend still um uns, und die Unsrigen begannen ermüdet bei ihren Gewehren sich der Ruhe hinzugeben, als plötzlich durch Vie stille Nacht der Rus ertönte, die Rothjackru sind dicht vor uns. In d«r That saihen wir khaki-'betleidete Sol Daten den Hügel, auf den wir uns befanden, erklimmen. Wir mußten, da wir uns der ganzen Lancashire-Brigave gegenüber befanden, den Hügel räumen. Sechs Freistaater, die in einem Graben angeiroffen wurden, machte der Feind zu Gefangenen, und rin Bürger wurde durch die Bajonett« der Engländer ge tödtet. Die Brigade befand sich unter dem Befehl« des Generals Woodgat« und des Colonels Blomsield. (Beide fielen am folgen den Tage.) Die Brigade bestand aus den 2. Lancafhire-Füsi lieren, 1. indischen Lanzenreitern, 4. Royal Lanzers unv Colo nialtruppen, welche der TorneycroftS-Hors« attachirt waren, und der leichten Infanterie (Wr. William Hostens Own). Die Nacht war kalt und frostig, der Mond, von dichtem Nebel umgeben, schien gleichsam Neutralität zu beobachten. Obgleich die Spionstopje am anderen Morgen noch in dichtem Nebel gehüllt war, und d«r Feind sich auf derselben inzwischen häuslich niedergelassen hatte, gaben wir die Absicht »er Wieder eroberung nicht auf. Wir mußten diesen Berg zurückerobern, koste es, was cs wolle! Der Triumph der Engländer war daher ein kurzer und verhängnißvollrr. Von allen Seiten besetzten jetzt, gleich kleinen Knäuels, unsere Scharfschützen den Hügel. ES trat eine kurze Zeit der Unthätigkeit ein, während welcher wir unsere Kräfte concentriren und vereinigen konnten, bis um 7 Uhr 25 Minuten früh der verzweifelte und blutige Vorstoß be gann. Kleine Theile der benachbarten Heidelberg-, Karolina-, Freistaat- und Lridenburgbürger waren schnell zur Stelle und besetzten weiter den Fuß des Berges. Hierauf wurde das Gewehr feuer von uns eröffnet, welches der Feind mit Artilleriefeuer er widerte. Der Feind bereitete einen oollkomwrn«n Sturm mit Shrapnels aus oie benachbarten Hügel vor, und Vic Lancashire- Füsiliere, welche Kanonen mit sich führten, entluden einen wahren Hagel von Bomben Uber unsere Köpfe. Inzwischen hatten die Engländer ein Artilleriefeuer auf da- Tugelvthal eröffnet. Dieser Vorstoß war gegen die Forts der Scirekal- (Freistaater) Boeren gerichtet, und als man die in Nebel gehüllt« flache Front der Engländer besser übrrsöhen konnte, schien es, als ob die In fanterie derselben, welche an dem steinigen Ufer des Flusses vor rückte, eine Bresche in die linke Flanke der Unsrigen legen wollte. Wir stoppten für einige Zsit, unv das Helle Tageslicht ließ uns weitere feindliche Bataillone, di« im Vormarsch begriffen waren, erkennen, die die Uf«r besetzten, wo die Schlacht stattfinden sollte. Die Unserigen fochten verzweifelt und erkämpften sich schließlich einen Weg zu einem dem berühmten Majuba ähnlichen Hügel, von wo sie rin mörderisch«- Schnellfeuer au- ihren Mausern auf den Feind richteten. Die ganze Feuerlinie war in dichten, blauen i. v. i. o i. O. I. l) i. 1) >85 cr. »35 -i. »20 <i. l50 IS» U. 41» ». »4» ir. «so o — c. 820 8. ^>er 8tU-Il Merit 25 0 i. 0. 7» N I«n875O I. 0 . y» 6 - ? . 10 kl. EL !8--' w t>roeeiU 78,- 6 » » 80 s »1.91,606 8 5 d« SO 6. 30 80 U 50 ti. — 8. 50 v. SO Ü 75 6 00 n. ,20 8 <1. 60 — «- 6. »sr.87:-- /iv 6 tt. 1.0. L „ t-v- S. l. 0. 8. ' I. 1>. O »0. 6. 6 d-6. s. »1.141.-0 8. »0. 6. »0 0. »0.
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