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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.04.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-04-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010405016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901040501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901040501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-04
- Tag1901-04-05
- Monat1901-04
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Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile L5 H. Reclamen unter dem Redactionsstrich («gespalten) 75 H, vor den Familiennach- richten («gespalten) 50 H. Tabellarischer und Zissernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung ^tl 70.—. Ärmahmeschluß für Anzeigen: Slbend-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck uud Verlag von E. Polz in Leipzig. 17L Freitag den 5. April 1901. S5. Jahrgang. Am Mitcn Gstcr-Fkiertagc erscheint keine Nummer unseres Llattes. Anzeigen fnr die Frnhnninnrer vorn Dienstag, den 9 April, erbitten rvir bis spätestens morgen, Sonnabend, Abend 7 Ahr. Die Kriegsflotte Italiens uud ihre Verstärkung. R v. L. Di« beabsichtigte Entsendung eines starten italieni schen Geschwader-, bestehend aus den namhaftesten Schiffen der Flotte *) aus Anlaß der mit dem Besuch des Präsidenten Loubet bevorstehenden Festlichkeiten nach Toulon, lenkt die Aufmerksam keit auf die Flotte Italiens und läßt einen Blick auf dieselbe und ihre geplante Verstärkung actuell erscheinen. In weiten, nicht nur fachmännischen, Kreisen Italiens ist man von der Ueberzeugung durchdrungen, daß die lange Ver nachlässigung der Marine, namentlich in den 90er Jahren, wieder wettgemacht und die Flotte besonders an Schlacht schiffen, Torpe dozerstörern und Torpedo booten eine beträchtliche Verstärkung erhalten müsse. Ein bezüglicher Plan der Regierung liegt der Kammer vor. Die beabsichtigte Neugestaltung eines wichtigen Factors des Dreibundes und des ersteren Gesammtsituation überhaupt, erscheint daher vock allgemeinerem Interesse. In der italienischen Presse wurde jüngst betont, daß Italien die Beherrscherin des Mittelmeers sei und bleibe und von der Natur ausdrücklich dazu bestimmt zu sein schein«. Die starken KriegShafenplätze Spezia, Maddalena, Messina, Tarent und Venedig sicherten Italien seine überwiegende Stellung im Mittelmeer, allein dieselben müßten durch di« Kraft einer gewaltigen Flott« ergänzt werden. Obgleich di« letztere nicht vorhanden sei, verleihe ferner di« Freundschaft Italiens der Flotte einer der Dreibund mächte, derjenigen Deutschlands, bei einem eventuellen Kampfe derselben im Mittelländischen Meer einen Werth, den dieselbe sonst nicht besitzen würde und der dem deutschen Reiche ein poli tisches und coloniales Programm gestatt«, das ohne das Bünoniß mit Italien manchen schwachen Punct aufweisen würde. Selbstverständlich enthebt dieser Werilh, den Italien nicht nur für die «ine der Dreibundmächte, sondern in gewissem Grade auch für die übrigen, und in mancher Hinsicht auch für England besitzt, die Regierung deS Landes nicht der Aufgabe, der Ergän zung seiner an sich starken maritimen Position durch eine Ver stärkung und Erneuerung seiner, wie erwähnt, sehr zurückgebliebe nen Flotte und hierauf zielt der Plan des Marineministers Morin ab. Die Gestaltung der maritimen Wehrmacht Italiens ist jedoch, wie bemerkt, nicht nur für die zweite der Drerbundmächte, Deutschland, sondern auch für die dritt«, Oesterreich-Ungarn, in sofern von besonderem Interesse, als in dem zum Glück heute in weiter Herne liegenden Kriegsfall« zwischen Zweibund und Drei bund die österreichisch-ungarische Flotte voraussichtlich zu einer Parallel-Action mit der italienischen, jedoch unter eigenem Ober befehl, oder zu einer Diversion gegen Tunis oder die Küste Frankreichs zur Verwendung gelangen würde. Der Zustand d«r italienischen Flotte bildet schon seit geraumer Zeit den Gegenstand lebhafter Angriffe in der fachmännischen und politischen Presse Italiens. Schon im Vorjahr« hatte eine fachmännische Studie in der „ksvistu mari tim»« in den betreffenden Kreisen Aufsehen erregt und noch mehr war dies der Fall, als der frühere Ministerpräsident CriSpi unlängst in derselben Zeitschrift di« maritime Ver- theidigung Italiens und dessen Kriegsflotte erörterte und ein starke» Derdict über sie aussprach. Bei dem Gewicht, welches den Ausführungen dieses Staatsmannes, allerdings mehr in mrlitär- politischer wie fachmännischer Richtung, beizulegen ist, erscheint eine kurz« Rekapitulation der Hauptpunkte seiner Kritik an der maritimen Wehrmacht Italien» um so mehr geboten, al» auch die fachmännischen Urtheile der Admiral« Canevaro und Acceni in wichtigen Punkten mit dem Urtheile CriSpi'S übereiustimmen. Don der Idee eine» «roßen und mächtigen Italien durch drungen, weist Crispi auf die Nothwendigkeit der Entwickelung seiner Wehrmacht als eines Existenz- und 'Machtfactors für Italien hin und hebt hervor, daß Bündnisse vergänglich seien und daß daher ein Staat in der Lage sein müsse, auch für sich selbst allein mit der Wehrmacht eintreten zu können. Italien habe bei seinen ausgedehnten, außerordentlich verwundbaren Küsten zur Unterhaltung einer starken beweglichen kriegsbereiten Flotte jeden Anlaß, besitz« eine solche, sowie eine organifirt« maritim« Ver- theidigung jedoch nicht, und e» sei ihm überdies nicht gelungen, in den letzten Jahrzehnten ein festgefügte» und kri«g»tüchtia«S Heer zu bilden. Italien habe in den letzten vier Jahrzehnten 2 Milliarden und 660 Millionen Franc» für die Flotte auSge- geben und sein Flottenbudget sei von 14s4 Millionen in 1M0 auf 119 Millionen in 1900 gestiegen. In diesen Ausgaben haben jedoch bei jedem CabinetSwechsel die stärksten Schwankungen statt gefunden und einen höchst nachtheiligen Mangel an Stetigkeit der Entwickelung der Marine hervorgerufen. Nach 1890 stand die italienische Flotte an dritter Stelle unter den Flotten der Welt, h«ute steht sie jedoch an siebenter. Mit der Au»gestaltung BizertaS zum französischen Kriegshafen sei «in« Schwächung und bestän dige Bedrohung Italiens eingetreten, die fortan sein 12. Armee korps der Feldarmee isolire und an Sicilien fessel« und selbst Verstärkungen für dasselbe erfordere. Italien fielen maritime Aufgaben zum Schutz der 4 Million«« Italien», di« in den Staaten Südamerika» lebten, zu, die e» jedoch beim jetzigen Zu stand seiner Flotte «intretenden Falle» lchne Schwächung seiner Sicherheit im Mitteln«» nicht zu schützen vermöge. E» sei zur Thennahme an dem wirthschaftlichen Weltwettbswerb nicht bereit «iG habe bei den neuestrn Ereignissen in Asien mit der Bildung und Miederauflösung seine» Orientaeschwader» widerspruchsvoll «handelt. Jtasien verfüge zur Zeit nur über 10 moderne Panzerschiffe und Kreuzer und einige Toipidojäger, der Rest seiner Flotte hab« wenig kriegerischen Werth. Die Pläne d«S früheren Marineminister» Bettolo seien durchzuführen und der *) „Levanto", ..Sardegna*.' ^„Dandolp"/ „Morosini", .Urania", „Partenop«", .Layrj-", .Parese" vntz «ÄgMaj-i". Bau von 4 Schlachtschiffen möglichst zu beschleunigen, die den Kampf mit den besten Kreuzern der fremden Flotten aufnehmen könnten und für diese Schiffe dem Staatsschatz 40 Millionen zu entnehmen. In der Stunde der Gefahr könne Italien nur von einer starken und kriegsgeübten Flotte, die dem Feinde eine Lan dung an seinen Küsten verwehre, sein Heil erwarten. In den wesentlichsten Momenten müssen die Ausführungen Lrispi's als unbedingt zutreffend gelten; allerdings malen dieselben etwas grau in grau und lassen die enormen Schwierigkeiten unberücksichtigt, die das junge Italien bei seiner politischen und militärischen Ausgestaltung zu über winden hatte, sowie daß bei den geschehenen Aufwendungen für die Marine von fast 2^ Milliarden auch diejenigen für dir Handelsmarine, die Befestigungen, die 6 Arsenale, den Kohlen ankauf, die Capitalzinsen u. s. w. enthalten sind. Ferner aber sind die Auslassungen CriSpi's in ihren Endzielen auf eine Aus gestaltung der Flott« Italiens zugeschnitten, die in den schwieri gen Budgetverhältniffen des Landes bisher ihr ernstes und wohl nicht unbegründetes Hemmniß fand, und die für alle über das wirthschaftliche Können desselben hinaus gehenden Pläne seiner Marinemini st er auch fer ner «in Hemmniß bilden dürsten. Ueberdies macht sich i n Italien ein« lebhafte Strömung in der Richtung auf Reducirung der AuSgsaben der Wehrmacht gel tend, die mit den Steuerreform-Bestrebungen zur Entlastung der unteren Classen parallel läuft und di« bereits in einer Herabmin derung der Ausgaben für das Landheer um 43 Millionen ihren Ausdruck fand. Man macht in dieser Hinsicht unter einem ge wissen Trugschluß geltend, daß die Herabminderung der Militär ausgaben um so begründeter »scheine, als die gewaltigen Aus gaben des Lande» fsir-dw Wehrmacht demselben keine solide und compacte Armee und keine in einem Seekriege eine entscheidende Rolle zu spielen befähigte Flotte gegeben hätten und dieB u dg et- commission vrhielt sich bis jetzt den Forderungen der Re gierung gegenüber sehr zurückhaltend, indem sie deren Vorlage, betreffend die Herabsetzung der Schrffbauprämien verwarf und einen Untersuchungsausschuß für den Zu st and der Flotte und die Finanzgebahrung im Marineministerium verlangte, worauf sie allerdings nachdem der Marineminister Morin sich entschieden dagegen ver wahrt«, verzichtete, jedoch demselben in der Commission ein« lange Reihe, den Zustand der Marin« betreffende Fragen vor legt«. Drr Plan des Marineministers Morin zur Vermehrung der Flotte und Feststellung der Arbeitskräfte in den Arsenalen, sowie der ihn motivirende Bericht enthalten in großen Umrissen das Folgende: Drr Bericht verweist auf die Unzuläng lichkeit der bisher für den Flottenersah verwendeten Mittel und auf die dringend« Nothwendigkeit eines rascheren und umfang reicheren Ersatzes der veralteten oder dienstuntüchtig gewordenen Fahrzeuge und erklärt al» beabsichtigt: Die im Bau befindlichen mit möglichster Beschleunigung fertig zu stellen; ferner, nach Maß gabe der frei werdenden Arbeitskräfte den Bau von 3 neuen Schlachtschiffen zu beginnen und dem starken Mangel an Kohlen- Lastschiffen durch Bau und Ankauf derartiger Schiffe abzuhelfcn. Für dies« Zweck« werden 32 Millionen Lires im Extraordinarium für di« nächsten 4 Jahre für den Flotdenersatz und die Verwen dung der bereits bewilligten 97 Millionen des Ordinariums in demselben Zeitraum beantragt, so daß zugleich etwa 32 Millionen für Schiffsbauten zur Verwendung kommen sollen. Zur Ver hütung ein» stärkeren Belastung der Finanzen durch Verpflich tungen gegenüber zeitweise herangezogenen Werft- und Arsenal arbeitern, soll die Zahl der dauernd beschäftigten Arbeiter auf 12000 mit fester Anstellung und Pension beschränkt werden. Dem Finanz-Expos« d«S MarinemrnisterS liegt ein Vergleich der Flotknaufwendungen von 5 Seemächten in den letzten 15 Jahren bei. Aus demselben ergiebt sich, daß England in diesem Zeit raum 374 817 000 Frcs.» Frankreich 234 667 993 Frcs., Italien 100 128 361 Frcs., Deutschland 98 285 996 Frcs. und Oester reich-Ungarn 30 999 812 Frcs. für di« Flotte verausgabt haben. Allem dwser Vergleich hat insofern keinen Werth, als daß gerade in den letzten 10 Jahren eine bedeutend« Herabminderung der Flottenausgaben Italiens eintrat, und zwar im Durchschnitt um 12,1 Millionen FrcS. jährlich, während bei den übrigen gr nannten Seemächten die Ausgaben gerade besonders stiegen. Daher das Zurückbleiben der italienischen Flotte. Der „Trib." zufolge besitzt dieitalienische Flotte heute 15 Panzerschlachtschiffe, von denen einige kaum als mäßig« bezeichnet werden können, 3 andere Panzerschlachtschiffe sind im Bau, außerdem wird sie binnen Kurzem über 11 Torpedo bootzerstörer verfügen. Ueberdies figuriren 7 veraltete Panzer schiffe in den Listen, die nicht im Stande sind, an einem See kriege theilzunehmen, und unter denen d» Duilio figurirt eine schwimmende Festung, der jedoch ein wesentlichstes Element, ge nügend« Bewegungsfähigkeit, fehlt. Zwei oder drei dieser Schiffe eignen sich zu Artillerie- und Torpedoschulschiffen, die übrigen sind jedoch ohne, oder wenigstens nahezu ohir, Werth. Alsdann sind der .Italia" und der „Lepänto" vorhanden, die den Stolz der italienischen Marine-Ingenieure bildeten und die die kolossale Summe von 60 Millionen gekostet haben. Im officiellen Jahr buch der italienischen Marin« find sie al» Schlachtschiffe 1. Classe aufgeführt, allein alle Welt weiß, daß sie aus dem einfachen Grunde keine Schlachtschiffe find, da sie nur zum Theil gepanzert find. Jedoch ist da» Jahrbuch insofern im Recht, da der „Lepanto" trotz seiner anerkannten Unzulänglichkeit da» Adm! raltschiff de» Mittelmeer-Dntheidigung-geschwader» ist, betreffs der „Italia" hatte Admiral Bettolo im Vorjahr als Marine minister der Budgetcommisfion erklärt, daß er da» Mittel ge funden habe, diesen Riesen unverwundbar zu machen. Dies Mittel bestand darin, das Schiff mit einer 4 Meter dicken Kohlen schicht zu umgeben. Bei Spezia wurde der neu« Panzer erprobt, dabei jedoch constatirt, daß ihn die Geschosse von einer bi» zur anderen SchiffBvand wie Butter durchschlugen.» Die „Italia" befindet sich zur Zeit auf der Rhede von Tarent, wo sie lethargisch liegt. Außerdem verfügt di« italienische Flotte über 31 Kriegs schiffe ohne Panzer, die das Marin«-Jahrbuch jedoch als Ge- fechtsfahrzeuge claffificirt, und von denen sich 5 zur Zeit in den chinesischen Gewässern befinden und auch unbedenklich dorthin gesandt werden konnten, da China kein Panzerschlachtschiff mehr besitzt. Betreffs des Wertstes dieser Schiffe kann das Urtheil Admiral Palumbo's als Anhalt dienen, der über sein Urtheil üb» den „Puglia", als er noch Kriegsminister war, befragt, äußerte: „Ich weiß nichts damit anzufanzen." Die Torpedoflottille umfaßt 130 veraltete Torpedoboote von mäßiger, im Maximum 15 Knoten erreichender, Geschwindigkeit, von denen jedoch 65 vollständig armirt zwischen den Häfen von Genua und Venedig verthrilt sind, und für die ein besonderes Jnspectionscorps mit einem Admiral in Civita vecchia for- mirt ist. Es steht fest, daß diese Torpedoboote seit dem Auftreten der Torpedobootzerstörer ohneWerth sind, und daß es «in Unding ist, ihnen die Küstenvertheidigung zu übertragen. In Summa kann das in 2 bis 3 Jahren voll stän dige Geschwader von 18 Panzerschiffen im äußersten Falle als ausreichend gelten, wenn die Torpedobootzerstörer vermehrt werden. Inter den panzerlosen Schiffen sind keine 10 bis 12, deren Con- ervirung sich lohnt, und die übrigen müssen zum Transportdienst oder zur Ausbildung der jungen Officiere verwendet werden. Der Rest bildet einen Materialconglomerat, oaS am besten ver kauft wird. Dem Vorwurf, nicht mehr an di« Küstenvertheidi gung zu deuten, begegnet die „Trib." damit, daß es eine Thor- beit sei, zu beanspruchen, daß Italien eine Kriegsflotte, wie die französische, englische oder deutsche, halte. Frankreich könne für die seimige 315 Millionen jährlich, Italien nur 100 Millionen ausgeben. Ueberdies werd« Italien stets mächtige Verbündete haben, und die Annahme sei absurd, daß es allein in einen Krieg mit einer großen Seemacht gerathen könne. Seine Auf gabe müsse sich daher darauf beschränken, eintretenden Falles an der Seite seiner Verbündeten keine zu üble Figur zu machen, und ein Geschwader von 20 Panzerschiffen nebst entsprechenden Tor- pedobootjägern genüg« vollständig für diese Aufgabe. Als ein schwerer Uebelstand wird mit Recht bezeichnet, daß das Arse nal von Spezia von einem feindlichen Geschwader plötz lich bombardirt werden könne, da die Geschütze seiner Forts nur 10 Kilometer, die moderner Kriegsschiffe dagegen 15 Kilometer und darüber reichen. Eine Ausgabe von 23 Millionen sei erforderlich, um Spezia mit besserer Artillerie zu versehen, allein dafür seien die Mittel nicht vorhanden. Diesen schwerwiegenden Ausstellungen gegenüber hat der Ma rineminister allerdings vor Uebertreibungen der Mangelhaftig keit des Schiffsmaterials gewarnt und bemerkt, eine ganze An zahl für unbrauchbar ausgegebener Schiffe könnten noch ganz gute Dienste leisten, wenn sie mit Einsicht und Muth geführt würden. Die „Italia" und die „Lepanto", und besonders der „Ruggiero di Lauria" hätten immer noch einen Werth als Schlachtschiffe, wenn sie sich auch mit den modernen nicht messen könnten. Der „Dandolo" könne mit Nutzen umgebaut werden. Die Schiffsgeschühe vertrügen, was man bestritten habe, die stärksten normalen Ladungen, die Tenn-Panzer seien die besten der Welt; allein, daß di« erwähnten Schlachtschiffe nicht mehr ge nügen und ergänzt (nicht umgebaut) werden müßten, konnte der Minister nur bestätigen. Wie man sieht, ist an der Seerüstung Italiens zur Zeit Vieles sehr lückenhaft bestellt, und man darf daher gespannt sein, wie sich die Kammer den Marineforderungen der Regierung gegenüber verhalten wird, und ob sie sich entschließt, ihrem Lande die dringend erforderliche Verstärkung sein» maritimen Rüstung zu geben, damit dasselbe auch betreffs sein» Kriegsflotte als ein geachteter Factor im Concert der Mächte dastehe, und nicht lediglich aufAlliirtc zur Aufrecht- erhaltung seiner Gesammtposition ange wiesen ist. Die Wirren in China. Mandschurei-Abkommen. „Reuter- Bureau" berichtet au- Peking unter dem 3. April: China hat Rußland bekannt gegeben, daß e» nicht in der Lage sei, da» Mandschurei- Abkommen zu unterzeichnen, indem eS dabei den Wunsch auSdrückte, zu allen Nationen freundliche Beziehungen beizubehalten. China erklärte ferner, es mache gegenwärtig die gefährlichste Periode drr ganzen Geschichte deS Kaiserreiche- durch und deshalb müsse e» nothwendig die Freundschaft Aller haben. So gerne China nun auch dazu bereit sein würde, würbe eS doch unmöglich sein, einer einzelnen Macht gegen den Ein spruch der übrigen Machte irgend welche Sonderprivilegien zu bewilligen, um so die Freundschaft einer Macht zu erwerben, indem e» sich zugleich die Sympathien aller übrigen Mächte entfremde. Li-hung-tschang erklärte, diese Mittheilung stelle endgiltig die Angelegenheit klar; Rußland sei in diesem Sinne am 27.Marz inofficiell verständigt worden. — Prinz Tsching sagte, mit Au-nahme Li-bung-tschaog- sei jeder Chinese gegen die Unterzeichnung de« Mandschurei Abkommen gewesen. Die „Time-" berichten au» Peking unter dem 2. April: Angesicht- der Haltung der Mächte und der unter den hoben Beamten herrschenden Uebereinstimmung ist eS kaum möglich, daß China von seiner bisherigen Weigerung, da« Mand- schüret-Abkommen zu unterzeichnen, absehcn wird, eS sei denn, daß Rußland in seinen Forderungen wesent lich zurück-eht. * London, 4. April. „Daily Mail" berichtet au- Shanghai unter dem 3. Avril: Die niederländische Regierung reichte eine Forderung von 100 000 Pfund Sterling als Entschüdigung für die Entsendung niederländischer Kriegsschiffe aus Indien nach China ein. — „Standard" berichtet aus Shanghai unter dem 2. April: Auf eine Einladung Luchuanliu's stattete der General Tungfuhsiang einen geheimen Besuch in Singanfu ab. In einer Audienz bei der Kaiserin oll er dieser gerathen haben, nicht nach Peking zurückzukehren so lange die Truppen der Verbündeten die Stadt besetzt halten. (Wdht.) ikin chinesischer HöflichkeitSact. Einem uns freundlichst zur Verfügung gestellten Correctur- abzug aus der Nr. 9 des „Ostasiatischen Lloyds" vom 1. März, die in einigen Tagen hier emtreffen wird, entnehmen wir schon heute die folgende Mittheilung, die für das gerade zwischen dem deutschen Gouvernement von Kiautschau und der chinesischen Verwaltung von Shantung bestehende ausge zeichnet gute Verhältniß charakteristisch ist: Tsingtau, den 22. Februar. Am 9. d. Mts. vollzog sich auf dem hiesigen Friedhof vor dem Grabe de« Gouverneurs ein Act der Höflich keit und Ehrerbietung, wie er dem Andenken weniger Europäer, wenn überhaupt eines solchen, bis jetzt zu Theil geworden ist. Zm Auftrag des Gouverneurs von Shantung, Auan-Shi-kai, erschien der Magistrat von Tsimo, Wang-wan-cheng, um dort zu opfern. Der Magistrat mit seinem Gefolge kam im Trauergewand; nach dem er einen Kranz nach europäischer Sitte auf dem Grab hügel niedergelegt hatte, kniete er nieder. Einer der Herren der Begleitung, der Vorstand des CeremonienamteS, las darauf ebenfalls knieend nachstehendes Schriftstück des Gou verneurs Uuau-Shi-kai mit feierlichem Tonfall vor: Im 26. Jahre der Regierung Kwang.hsüs, im Cyklusjahre Keng-tsy, im 12. Monat am 20. Tage, d. i. nach christlicher Rech nung am 8. Februar 1901 hat der kaiserlich chinesische Gouverneur von Shantuug, Duan-Shi-kai, den Magistrat von Tsimo, Wang- wan-cheng, entsandt, nm vor dem Sarge des kaiserlich deutschen mit der Militär- und Civilgewalt im Kiautschau-Gebiet bekleideten Gouverneurs Jaejchke in seinem Namen zu opfern und beim Opfer so zu sprechen: (das folgend« ist in gereimten Versen) I) Wie glänzend standest Du da in Deiner Amtswürde, umwallt von Fahnen und Bannern. 2) Und doch auch wie vollkommen in Güte und Edelsinn, wie reich in der Gewährung von Freundschaft! 3) Wohl blickt man zu Dir hinaus wie zu den Höhen des Taishan und den fünf Bergen, man schätzte Dich wie Jade und lauteren Edelstein. 4) War doch auch Dein Charakter stark, Dein Geist umfassend, alles überschauend, alles zum besten entscheidend! 5) Deine Verdienste drangen bis zum Strande des Meeres, und bis zu Len Steppen der Wildniß die Ehrfurcht vor Deinem hoheitsvollen Wese». 6) Und doch konntest Dn nur Gnade erweisen für die Menge; den Beamten- und den Handelsstand umfaßte Dein Wohlwollen. 7) Segen war Dein Tbun für Tausend und Abertausend — eine Ehre Dein Name für das Land! 8) Mein Herz strömt jetzt noch über in der Erinnerung an die Jahre, die wir an einer Stätte (Shantung) zusammen wirken konnten. 9) Wir sind ineinander aufgegangen, wie Eis, wenn es schmilzt, oder sich auslösender Leim mit dem Wasser, und Hilfe und Rath habe ich bei jeder Gelegenheit vou Dir erfahren. 10) Nun ist Dein Stern verblichen, und erloschen ist Dein Glanz. II) Wir sind versenkt in tiefe Trauer. Wird unser Schmerz sich je ergründe» lassen ? 12) So spende ich Dir denn die süßesten aller Weine, den lieblichsten aller Räucherdüste; meinen Beamten entsende ich, daß er in meinem Namen dem Schmerze Ausdruck leihe. 13) Möge seine Seele davon Kenntniß haben und mit Wohlgefallen davon kosten! Laß meine Opfer Dir gefallen. Nach Beendigung des Lesen- erhob er sich und rief dreimal „Beuge Dein Haupt", woraus der Magistrat, dem jedesmaligen Zuruf entsprechend, mit der Stirn den Boden berührte. Von dem in ähnlichen Fällen üblichen Verbrennen des Schriftstückes wurde abgesehen. Auf den Zuruf „Erhebe Dich" stand der Magistrat auf und damit war die ebenso eigenartige wie würdige Feier, durch welche der Gouverneur Auan-Shi-kai seinen Freund und deutschen AmtSgenossen noch im Tode zu ehren gedachte, vorüber. Einige Vertreter des chinesischen Beamten in Kiautschau folgten alsdann dem Beispiele deS Magistrat-, indem si« vor dem Grabe den Ko-t'an vollzogen. Der Krieg in Südafrika. Man schreibt unS aus London unterm 3. April: „Tie letzte Position der voeren", so nennen die Meldungen vom Kriegsschauplätze von eng lischer Seite den Bezirk von Nylstroom und PieterS- burg, wohin jetzt die gesammten Streitkräfte unter Botha und De Wet unterwegs sein sollen, um dort ihre letzte Concentration vorzunehmen und ihren letzten Widerstand gegen die britische Uebermacht zu organisiren. Wie weit diese Calculation richtig ist, werden die Ereignisse der nächsten Tage und Wochen ergeben. Auf jeden Fall trifft da- eng lische Hauptquartier in Pretoria bereit- Maßregeln, um diesem angeblichen Plane der Boereu entgegen zu arbeiten, und wenn dem officiellen Bericht Glauben geschenkt werden darf, so bat der vou Lord Kirchen» nordwärts gesaadte General Plumer bereit» einen entsprechenden Er»
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