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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.04.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-04-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190104212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19010421
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19010421
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-04
- Tag1901-04-21
- Monat1901-04
- Jahr1901
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.04.1901
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f. Mgk W LchWtk TUM Md AHM Nk. HI, Ämtiig, 21. April W. Vie Leipziger Freihauser. Bor einigen Jahren hat der kunstsreundliche und mit lebendigem, geschichtlichem Sinn begabte Wirth de» Thüringer HofeS an seinem Hause auf der Burgstraße zwei schöne in Kupfer getriebene Jnschrifttafeln anbringen lassen, aus denen, eingefaßt von heraldischem Schmuck, die Geschichte de» Hause oder richtiger die Geschichte der drei Häuser, die jetzt «m Volksmunde unter dem Namen Thüringer Hof zusammen- gefaßt werden, kurz erzählt ist. Darin wird das stattliche CckhauS am Sporergäßchen wiederholt als daS alte Pflugksche FreihauS bezeichnet. WaS verstand man denn unter einem FreihauS? Gab eö deren mehr in Leipzig? Und was hatte cS mit diesen Freihäusern für eine Bewandtniß? Unter Freihäusern verstand man Häuser, die nicht unter der städtischen Gerichtsbarkeit standen und von bürgerlichen Abgaben und Lasten befreit waren. Sie standen aber auch nicht unter der Gerichtsbarkeit de» landesherrlichen Amt mann«, sondern hingen unmittelbar vom Landesherrn oder von einem andern weltlichen oder geistlichen Herrn ab, von dem die Besitzer damit belehnt waren. Meist waren es Edclleute, in deren Händen sich solche Häuser befanden, be sonders landesherrliche Beamte oder andere, die sich um den Landesherrn Verdienste erworben hatten und deshalb mit solchen Häusern „begnadet" worden waren. Je mehr aber die Selbständigkeit und da» Selbstgefühl der Städte wuchs, je mehr sie sich in der Gerichtsbarkeit wie in der Verwaltung von der landesherrlichen Bevormundung frei machten, desto unbequemer wurden ihnen natürlich solche Frei häuser. Der Leipziger Bürger war dem Stadtgericht unter worfen, er zahlte seinen „Schoß" (Grund- und Einkommen steuer), seinen „Schlägeschatz", wenn er Wein oder auswärtige« Bier in seinen Keller cinlegen wollte, sein „Wächtergeld", wovon die „Cirkler" der Stadt besoldet wurden, seitdem der persönliche Wachdienst der Bürger weggefaUen war, er steuerte bei Heerfabrlen mit Geld und „Harnisch" zur Ausrüstung der KriegSknechte bei. An alledem waren die Besitzer von Freihäusern unbetheiligt. Sie durften allerdings kein Bier brauen, WaS jedes Bürgerhaus, je nach der Höhe seines SckcsscS, einmaloder mehrere Mal im Jahre durste, sie genossen aber doch den Schutz, die Vortbeile und Annehmlichkeiten der Stadt, ohne etwas zu ihren Lasten beizutragen. Kein Wunder, daß der Rath im sechzehnten Jahrhundert bemüht war, dem Freihauswesen ein Ende zu machen, daß er jede Gelegenheit ergriff, ein solches Freibaus in den Besitz der Stadl und damit unter seine Botmäßigkeit zu bringen, jedenfalls die Gefahr ihrer Vermehrung auf jede Weise zu verhüten suchte. Als z. B. 1527 bekannt wurde, der herzogliche Amtmann Andreas Pflugk habe die Absicht, das Haus der Pistorissin, das Eckhaus der Petcrsstratz» und des SporergäßchcnS, zu kaufen, beschloß der Ratb sofort, an den Herzog deshalb zu berichten und „vorzubitten". Es ging sogar eine Gesandt schaft nach Dresden, da gerade noch andere Wünsche vor zubringen waren. Ein Freihof Leipzigs war seit uralter Zeit^der altzellische Klosterhof auf der Fleischergasse, an dessen Stelle jetzt die Häuser „zum grünen Schilv" (Stadt Gotha) und „zum goldnen Schiff" stehen. Anfangs hatten auch ibn Edelleute zu Lehen gehabt, 1255 belehnte Markgraf Heinrich der Erlauchte daS Kloster Altzelle damit. 1423 verkaufte ihn daS Kloster an zwei Leipziger Bürger, indem es sich bei einem Weiterverkauf das Vorkaufsrecht oder die Belehnung vorbebiell. Zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts war der Hof in zwei Theile getheilt mit verschiedenen Besitzern. 1529 aber, wo den einen Theil Kilian Reitwieser, den andern Ulrich Mordcisen inne batte, erwarb der Rath auf „gnädigen Rath und Befehl" Herzog Georgs vom Kloster die Lehen und die Gerichtsbarkeit über beide Häuser, nnd eS entstand nun die Frage, „ob dieselben Häuser frei bleiben sollten oder nicht, oder ob die unter das Bürger recht zu bringen seien, und ob es der Rath auch wider der Besitzer Willen zu thun habe oder was sonst darinnen vor zunehmen oder zu thun sei". Man beschloß, „daß man bei den Besitzern mit Ernste anhalten solle, sich unter Las Bürgerrecht zu begeben, und ihnen unser« gnädigen Herrn Meinung anzeigen, auch ihnen ein Bier oder zwei geben (also Brauerlaubniß) und einen Schoß auslegen; so sie es aber je nicht thun wollten, daß man alsdann die Lehenware nach Ordnung der Rechte von ihnen nehmen sollte und sie darmit harte dringen". Es wurden ihnen beide Wege vor geschlagen, und sie entschloßen sich, den ersten zu wählen. Ein jüngeres Freibau« war das Oelhafische auf der Hain straße (zwischen Barthels Hof und dem „Kleinen Joachims- thal"). Herzog Georg batte 1509 seinen Ratb Sixt Oelhafe aus Lebenszeit damit begnadet, weil es diesem 1497 ge lungen war, bei Kaiser Max daS erste kaiserliche Privilegium über alle drei Leipziger Märkte auszubringen. Nack dem Tode seines Vater« bat Sixt Oelhafe d. I. 1540 den Herzog Heinrich, ihm diese Begnadung ebenfalls auf Lebenszeit zu gewähren. Der Herzog erfüllte auch diese Bitte in einem LefreiungSbrief vom Deccmber 1?40. Darnach sollte auch der junge Oelhafe und „die, so sein Haus von seinetwegen innehaben oder besitzen", so lange er lebe, in Leipzig „Bürger recht zu empfahen nock andere Amt wider ihren Willen anzunchmen oder zu verwesen nicht angestrengt noch ge drungen werden", von Schoß, Steuer, Wache und anderer Auslage, auch von allem Ungelv für „Profant (Proviant) Speise oder Trank" frei sein; nur wenn die Besitzer „bürger liche Händel und Kaufmannschaft übeu" würden, sollten sie „von demselben Handel gleich andern Händlern thun und pflegen". Der Rath ließ das aber nicht stillschweigend über fick ergehen; er hatte nicht übel Lust, sich beim Herzog über diese „ schädliche Einführung" zu beklagen. Um jedoch langwierige Streiterei zu vermeiden, wurde münd lich mit Oelhafe verhandelt (durch Hieronymus Lotter) er erklärte sich bereit, Bürger zu werden, „doch seiner erlangten Freiheit ohne Schaden", versprach, daß er „des erlangten Privilegii bei seinem Leben mäßiglich gebrauchen" wolle, er schien 1542 am Montag nach Jnvocavit (27. Februar) nach dem Amtsantritt de« neuen Raths auf dem Rathhause, leistete seine Bürgerpflicht und versicherte, daß seine Kinder von dem Privilegium keinen Gebrauch mehr machen würden. Er selbst hat e» in dieser beschränkten Form nur kurz« Zeit genoßen, er starb schon 1544. Daß aber da- Oelhafische Hau» nicht als volle« FreihauS angesehen wurde» beweist ein Erlaß de« Herzog« Moritz vom 15. October 154 l. Zwischen dem Rath und den Freihäusern war Streit entstanden wegen deS Bier- und WeincinlegenS. Er wurde durch Vermittelung deS herzoglichen NalheS Georg von Carlowitz auf die Weise beigelegt, daß der Rath den Besitzern der Freihäuser für ihren Tisch und Haushalt Bier und Wein einzulegen erlaubte, doch unter der Bedingung, daß sie jedeSinal ihn oder den Bürgermeister folgendermaßen darum „begrüßen" sollten: „es komme ihnen Bier oder Wein für ihren Tisch oder Haushalt, darum wäre ihr gütlich Ansuchen, ein Rath wolle e« ihnen ungehindert und ohne Beschwerung hineingehen laßen." Dann werde es ihnen der Rath nicht abschlagen. Bei dieser Gelegenheit werden nun die Besitzer der damaligen Leipziger Freihäuser einzeln aufgesührt; eS waren noch folgende vier: Andreas Pflugk zum Knauthain, Heinrich von Könneritz, Hauptmann im JoachimSlhal, Christoph von Ebeleben, Amtmann zu Weißenfels und Ör. Melchior von Osse. Die Häuser der beiden ersten lagen auf der Burgstraße, die der beiden letzten auf der Schloßgasse, die damals aber zur Burgstraße gerechnet und auch so ge nannt wurde. Mit dreien dieser Häuser gelang eS dem Rathc noch in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, sie in seinen Besitz und unter seine Botmäßigkeit zu bringen. Zuerst mit dem Könneritzschen. Es war das da« Haus auf der Burgstraße, bas jetzt „zum Hirschkopf" heißt. E« muß noch 1541 in den Besitz von Andreas Pflugk gekommen sein, so daß es eine Zeit lang zwei Pflugksche Freihäuser aus der Burgstraße gab. DaS geht aus einem Tausch hervor, den der Rath mit Andreas Pflugk traf. Pflugk besaß auch noch dem Koruhause gegenüber (am Peterskirchhos) eine Scheune, die der Rath zur Erbauung seines neuen MarstaU« brauchte. Diese Schelme über ließ 1541 Pflugk Lein Rathe und tauschte dafür eine andere ein, die zu dem Vorwerk des ThomaSkloster« gehört hatte und hinten an sein FreihauS auf der Burgstraße stieß. Das Vorwerk de« ThoinaSklosters aber lag an der Stelle des heutigen „Sacks". I5l3 war Andrcaö Pflugk tott» daö Haus war im Besitz seiner Wittwe Elisabeth und ihrer Söhne Valentin und HanS. Aus deren Händen scheint eS bald darauf in den Besitz von Hans Rauscher, dem Bruder deS berühmten oder berüchtigten späteren Leipziger Bürger meisters Hieronymus Rauscher, übergegangen zu sein, unv als 1556 Hans Rauscher und wenige Monate später seine Witwe starb, hielt der Rath den Zeitpunkt für gekommen, daS HauS an sich zu bringen. Er schrieb (17. März 1557) an den kurfürstlichen Rath Or. Ulrich Mordcisen, einen geborenen Leipziger, er habe in Erfahrung gebracht, daß einer nach dem Hause trachte, der zwar nicht vom Adel sei, sich aber schwerlich mit dem Rathe „vergleichen und betragen", sondern sich wahrscheinlich gegen ihn „ganz witersetzig unv unrubig erzeigen" werde, unv bat ibn, er möge dock „gemeiner Stavt unv seinem Vaterland zu Gutem" beim Kurfürsten dahin wirken, daß der Rath das Hauö an sich bringen uud seiner Botmäßigkeit unterwerfen könne; er wünsche da« nur „zur Fortsetzung gemeiner Stadl Gedeih und Ermchrung der Bürgerschaft". Kurfürst August verschob die Entscheidung bi« zu seiner nächsten Anwesenheit in Leipzig, weil er erst noch genauer unterrichtet sein wollte. Die Sache zog sich aber in die Länge, unk erst am 19. März 1560 überließ Hieronymus Rauscher im Einver- ständniß mit den Vormünvern ter Kinder seine« Bruders für 3800 Gulden das Haus dem Rathe. Im Mai ver pflichtete er sich schriftlich, dafür zu sorgen, daß der Kur fürst den Rath mit dem H» >se belehne „mit aller Gerechtig keit und Freiheit, wie eS sem Bruder selig innen gehabt unv bewohnet". Diese Worte halte er eigenhändig in Len Ent wurf de« Reverses bineingesetzt. Der Bürgermeister vr. Modeflinuö PistoriS machte ihn aber darauf auf merksam, daß eS dock wobl besser sei, in dem Gesuch an den Kurfürsten die Worte wegzulassen und ein fach um Belehnung zu bitten, deun sonst könne es geschehen, daß dem Rathe das HauS wieder als FreihauS verliehen würde, was doch eben vermieden werden sollte; wenn der Rath erst mit dem Hause belehnt sei, könne er ja damit macken, was er wolle. Infolge dessen blieben denn auch die Worte weg. Trotzdem verlief die Angelegenheit nicht so glatt, wie der Rath erwartet batte. Erst am 24. October wurde, Wohl nach einigen Verhandlungen, die Belehnung ausgesprochen und dabei das Haus allerdings „deS RathS Gerichiszwange und Botmäßigkeit einverleibt" aber — unter der Bevingung einer Gegenleistung. An der Ecke deS ThomaSkirchhofS stand ein schönes, fast neues HauS, das seit Kurzem in den Besitz der Landesherrschaft gelangt war. Der reiche Kaufmann und NathSherr Heinrich Scherl halte es 1543 gebaut an Stelle einiger alten Klostergebäude, die er nach der Aushebung deS Tbomasklosters aus den Abbruch gekauft hatte. Dieses Haus hatte der Kurfürst 1553 Scherl« Erben abgekauft und al« Amthau« einrichlen lassen, da diePleißen- burg, wo der Amtmann und auch der Landesherr bei seinen Besuchen in Leipzig bisher gewohnt hallen, im Neubau be griffen war. Der Amtmann oder Schösser wohnte bereits darin, und zu den Messen wurde auch „Sr. Cburf. Gn. Kammer und Renterei barinuen gehalten". (Es ist das HauS, daS jetzt zum Abbruch bestimmt ist und das früher bald al« „Amthaus", bald als „Sckösserei" oder „Renterei" bezeichnet wurde.) 1560 mußte sich der Rath bereit er klären, auf dieses Haus die Freiheiten zu übertragen, die bisber das Rauschersche auf der Burgstraße genoßen batte. Natürlich war diese Gegenleistung insofern nur eine scheinbare, als die Befreiung de« kurfürstlichen Amthauses von der städtischen Gerichtsbarkeit und allen bürgerlichen Pflichten und Lasten ohnehin selbstverständlich war. Der Kauf des Rauscherscken Freihauses hatte 1576 noch ein kleine- Nachspiel. Die Rauscherschen Vormünder batten 1560 die 3800 Gülten Kaussumme zum Besten ihrer Mündel in dem „Steinacherschen Handel" angelegt, worin schon ver verstorbene Vater der Kinder ebenso wie sein Bruder Hiero nymus Rauscher einen großen Theil ibreS Vermögens stecken hatten. Da nun dieser „Steinachersche Handel" 1571 zu- sammengebrochen war, verlangte Ulrich Rauscher, einer der Söhne Han« Rauscher«, al« er mündig geworden war, vom Rathe und von den noch lebende» Erben de» einen Vor munds Entschädigung. Doch drang er nicht damit durch. Aus der später» Geschichte deS Hause« verdient noch eine Thalsache Erwähnung,, Eint Leipziger Tradition berichtet, daß in dem Pslugkscheu'Freihause auf der Burgstraße Klop- stock al« Student gewohnt habe, und da» ist bisweilen so verstanden worden, al« habe er in dem großen Pflugkschen Freihause an der Ecke deS SporergäßchenS gewohnt. DaS ist aber ein Jrrtbum. Die Tradition ist richtig, sie bezieht sich aber auf daS kleinere Pflugksche, also das spätere Rauschersche FreihauS. Dies war von 1729 an in dem Besitz deS Schneiders Georg Gottfried Radicke, unv bei Frau Nadicke wohnte 1746 Klopstock als Student (vergl. Cramer, Klopstock, Bb. 1, S. 139). (Schluß folgt.) SüchjWe Hch-Lerufogenoffenschlifl. Unfall-Statistik. Im 1. Vierteljahr 1901 kamen 280 Unfälle zur Anzeige. Die Veranlassung dazu Ivar folgende: Transmissionen aller Art (Wellen, Zahnräder, Riemen, Seile u. s. w.) 2, Gattcr- und Fournirsägcn 9, Kreissägen 66, Hobel-, Abricht- und Kehlmaschinen 36, Fraisen, Bohr- und Stcmmmaschinen 18, Maschinen und maschinelle Vorkehrungen 23, Fahrzeuge, Be förderung von Lasten, Auf und Abladen 66, Fall in Bauten, von Leitern oder Treppen, Galerien, Brücken, Stegen, in Ver tiefungen 13, Holzfällen oder Herabsallen von anderen Gegen ständen, Bruch, Einsturz 6, verschiedene Gegenstände und Vor gänge 41, Summa 280 Unfälle. Todesfälle kamen 3 vor; in 79 Fällen wird die Erwerbsunfähigkeit der Verletzten voraussichtlich länger als 13 Wochen dauern. Die 3 Todesfälle ereigneten sich in dem Betriebe einer Baukastenfabrik, eines Sägewerkes und einer Bürstcnfabrik. Von den 79 Fällen mit voraussichtlich länger als 13wöchiger Erwerbsunfähigkeit der Verletzten entfallen 28 auf Sägewerke, 14 auf Tischlereien, 8 auf Stuhlfabriken, 0 auf Möbelfabriken, 4 auf Holzwaarenfabrikcn, je 2 auf Kork-, Federkasten-, Bürstenfabriken und Holzdrehereicn, sowie je 1 auf eine Kehlleisten-, Knopf-, Pantoffel-, Kisten-, Parkett-, Sargfuß-, Spielwaarcn. Fast-, Schuhleisten- und Stockfabrik und Fabrik photographischer Apparate. Technisches. — Ein neuer Vervielfältigungs-Apparat, welcher unter seinen Rivalen eine ganz hervorragende Stelle einnimmt, wird unter dem Namen „O'OrpSäitive" von Herrn W. Spielmeyer, Leipzig, Erdmannstraße I. in den Handel gebracht. Der früher zumeist benutzte Hektograph ist, obgleich er sich im Allgemeinen gut bewährt hat, mehr und mehr durch andere, theils com» plicirtere Apparate verdrängt worden, was seinen Grund in dem unvermeidlichen Abwaschen und Umgießen hat, welches wegen des langen Verbleibens der Tinte oder deS Schimmeligwerdens der Hektographenmasse nölhig ist. Immer hin war aber der Hektograph der am einfachsten zu handhabende Apparat, während die Behandlung vieler anderer Apparate lange Uebung erfordert, ehe gute Resultate erzielt werden. Beim „I/Lxpüäitivo" ist die Handlichkeit des Hektographen nun noch weit übertroffen, besonders aber sind eS die scharfen Abzüge, welche bei Benutzung der schwarzen Cpecialtinte in Farbe einem unter der Prefse copirtcn Briefe äußerst äbnlich sind. Dieses neue Verviel- fältigungsmittel besteht aus starken Platten, besonders präparirter, schwarzer Masse, die aber nicht in einem Mctallkastcn ruht, sondern sich auf einer dauerhaften Unterlage von Wachstuch be findet. Je zwei Platten werden in einem starken Carton geliefert, wodurch man zwei Flächen zur abwechselnden Be nutzung hat. Tie Handhabung ist bequem und es lassen sich in kurzer Zeit etwa 100 Abzüge Herstellen. Nach Herstcliung der Abzüge ist es nun nicht nöthig, die Schrift oder Zeich nung von der Platte abzuwaschen. Sie sinkt von selbst in die Masse ein und in dieser Eigenschaft übertrifft O'blrpöäitivv auch ganz erheblich alle anderen, ähnlichen Apparate, bei denen das Verschwinden der Farbe sehr zu wünschen übrig läßt. Die lange Gebrauchsfähigkeit deS O'klxpöciitivs und die Benutzung bei jeder Temperatur, auch im Hochsommer, ist ebenfalls ein großer Vortheil, und zwar wird ein Apparat für 150 Uebertragungen verschiedener Originale berechnet. Behörden, Kanzleien, Kaufleuten, Bau- und technischen Bureaux, Vereinen rc. wird l/Lrpöäitirs ein sehr will kommenes Hilfsmittel zur Vervielfältigung von Bekanntmachungen, Briefen, Preislisten, Zeichnungen, Einladungen rc. sein. ES giebt für die verschiedenen Zwecke 6 Formate. Äus Ladern und Curorten. --- Bad Langenschwalback. 18. April. Obgleich die Saison erst am 1. Mai officicll eröffnet wird, sind doch bereit? Cur- gäste hier eingetroffcn; die meisten Hotels, Frcmdcnpcnsioncn und Restaurants haben ihren Betrieb wieder eröffnet. Die Angelegenheit dcö Moorbadehaus-Ncubauö entwickelt sich rasch; der königliche Ncgierungöbaumeister Jniand wurde mit der Bauausführung beauftragt. Nach einer neuen Statistik ent hält das Schwalbacher Wasser unter allen Eisenwässern die größte Menge freier Kohlensäure und die größte Menge kohlen saures Eisenoxyd»! unter den einfachen Eisenquellen, neben dem geringsten Gehalt an anderen festen Bcstandtheilcn. Als Luftcurort wird Schwalbacli nicht minder geschätzt. Tie Höhenlage, 318 Meter über oem Meere, und die mcilcnweiicn Taunuswaldungcn bedingen die reinste Lufr. Wenige Schritte außerhalb der Straßen umgeben den Curgast herrliche Laub- uud Tanncuwalduiigen, deren Ruhe auf Nervenkranke und Re- convalcscenten so wohlrhucnd wirkt. In den aut gepflegten weiten Parkanlagen finden täglich Conccrtc statt, Tennis plätze stehen zur Verfügung. An Regentagen ladet unser ele gantes Eurhaus zu Soiröen ein, ein reickhaltig ausgeslattcter Lcscsaal bietet Jedermann die neueste Lectürc. tz Toolbad Frankeiibansen am Kyffhänscr. Tas schöne Thüringen erfreut sich vieler herrlich gelegener Bade- und Luftcurortc, von denen Frankcnhauscn nicht an letzter Stelle steht. Die 6000 Einwohner zählende Badestadt, welche mit der Eisenbahn von allen Seiten Icickt uud bcmicm zu erreichen ist, liegt am Südabhaug des Wald- und vergleichen Kstff- häusergcbirges und bicret dem Curgast nächst der heilkräftigen Soolc und Inhalation reichliche Gelegenheit, sich in kräftiger Waldluft zu ergehen und zu stärken. Das ganze Kyffhäuser- gcbirge ist ein einziger großer Naturpark, von bequemen, sauber gehaltenen Wegen durchschnitten, in welchem man sich stunden lang ergehen kann. Das großartige Kaiser Wilhelm-Denkmal auf dem Kyffhauserburgberg, die herrlich gelegene Rothenburg, beide mit trefflicher Aussicht in die goldene Aue und dem gegen überliegeudeu Harz bis zum Brocken, die berühmte Barbarossa Höhle, die Sachsenburg und die Ahrensburg auf der Haiulait- sinv beliebte Ausflugsorte und zu Fuß oder zu Wagen leicht zu erreichen. Seiner gesunden Luft, seines billigen Lebens und feiner schönen und waldreichen Umgebung wegen wird Franken Hausen mehr und mehr auch als Wohnsitz von Rentnern nnd Pcnsionärcu bevorzugt und kann als solcher bestens empfohlen werden. Weitere Auskunft ertheilt der Vorstand dcS Ver eins zur Hebung deS Fremdenverkehrs. ü Norbscebad Wvk ans Führ. Das von der Badecommls- iion bcrausgcgebene Werk „Das Nordsecbad Wyk auf der Insel Föhr" ist aufs Schönste auSgcslatlet neu erschienen. In dem selben sind die Angaben über die Einrichtungen Leo Bades zu einem Gesainmtbilde vereinigt. Die Lebens- und Woh nnngsberhültnisse, die Preise der Logis, der Beköstigung und der Bäder, die Taxen der Bootschiffec und der Fuhrleute, sowie die Fahrpläne haben eine genaue Zusammenstellung erfahren. Ferner sind die Eigenthüinlichkeitcu des Bades ans siihrlich geschildert. Jeder, der sich für die Nordseebäder rntercssirt, wird das Buch gewiß gern lesen. Besondere Be achtung verdient eine Abhandlung oes Badearztes Or. Ger ber, welcke die Bedeutung des Nordsecklimas und der Nord seebäder eingehend erörtert. Das Werk kann unentgeltlich sowohl von der Badcverwaltung, als von Carl Riesel's Reise bureau in Berlin und der Annoncen-Expedition von Haasen- stein L Vogler, A.-G., in Hamburg, bezogen werden. Bad Warmbrnnn im Ricienorbirge. Am Fuße de« Ricseugcbirgcs, im Süden dcS Hirschberger Thales, liegt der nachweislich seit dein Jabre 1281 bestehende Cur- und Badeort „Warmbrunn". Warmbrunn gehört als Badeort, wie dies schon sein Name bezeichnet, in die Classe der warmen Mineralbädcr, d. h. derjenigen Curbädcr, deren Wasser zum Badegebrauch nicht erst künstlich erwärmt werden muß, sondern in derselben Temperatur, mit der die Quellen aus der Erde hcrvorbrechcn, zu Badezwecken verwendet werden kann Nicht der Wärme dieser Quellen, die hier dem Urgestein des Granits init -s- 25,20 bis -s- 43,10 Grad Celsius entströmen, allein, sondern dem reichen Inhalt und der Zusammensetzung ihrer verschiedenen mineralischen Bestandtheile verdankt Warmbrunn seinen hervorragenden Platz unter allen alkalisch-schwefel haltigen Wildbädcrn. Wegen seiner bedeutenden Höhcnlagö. seiner schützenden Bcrgumwallung und seines milden Klimas ist Warmbrnnn auch als Luftcurort ganz vorzüglich geeignet und alljährlich auch mit Vorliebe aufgesucht. Zur Unterhaltung der Cur- und ErholungSgäste dienen: zweimal täglich Prome nadcnmusik und Nachmittags-Conccrte, ferner Extra-Concerre. hervorragende Feuerwerke und Illuminationen, Reunion«, Theater, die weithin berühmte gräfliche Bibliothek, Steiu- und Waffensammluugen, naturwissenschaftliche Saminlungen aus dem Thierreich, herrliche Promenaden, deren Ausblicke auf das Riescugebirge zu den schönsten gerechnet werden; pracht volle Spielplätze für Croqnct, Lawn Tennis u. s. w. — Bad Warmbrunn ist Bahnstation der Strecke Hirschberg-PercrS- dorf. Hanptlinien: Berlin - Görlitz - Hirschbcrg; Leipzig- Dresden-Görlitz-Hirschberg; Brcslau-Hirsckberg mit sehr guten Zug-Verbindungen. Jede nähere Auskunft über Bad Warm brunn ertheilt die Bade-Verwaltung, die auf Wunsch den neuesten Prospekt über den Curort gratis einsendet. Vermischtes. ---- Ter Vcntschc Kronprinz auf dem Wiener Hosball Der „Ball bei Hof" gab eigentlich erst die rechte Gelegenheit, um die Hofgesellschaft mit dem Wesen und der Erscheinung des deutschen Kronprinzen vertraut zu machen. Dieses Fest unter scheidet sich weit vom Hofball. Es herrscht dabei völlige Unge bundenheit, es ist ein echtes, rechtes Tanzfest, bei dem die Jugend und der Frohsinn in den Vordergrund treten. Das schien nun auch dem Naturell des Kronprinzen weit besser zu ent sprechen, als das feierliche Ceremoniell beim Galadiner und beim ThöLtre pari-. Er gab sich mit einer frohen Unbefangenheit und Natürlichkeit, die alle Anwesenden entzückte. Der Ball sand im großen Ceremoniensaal statt, der in der äußeren Umrahmung in einen herrlichen Blumengarten verwandelt war, indem alle Räume zwischen den gelben Marmorsäulen und die ganze Stirnfront mit herrlich blühenden Gewächsen ausgefüllt waren. Es waren etwa 800 Gäste erschienen, durchweg Mitglieder des Hochadels, das ganze diplomatische Corps, die Minister und hohen Würdenträger und eine ganze Schaar junger Officierc, die als Tänzer für die Comtessen fungirten. Um ^^9 Uhr war die ganze glänzende Gesellschaft versammelt, der erste Ober Hofmeister Fürst Liechtenstein kündigte das Kommen des Hofe» an, die ganze laut conversirende Gesellschaft verstummte und theilte sich, so daß eine breite Bahn durch die Mitte des Saales blieb, und der Hof zog ein. Voran der deutsche Kronprinz mit der Erzherzogin Maria Josefa. Er trug wieder die öster reichische Husaren-Uniform, in die er sich ganz eingelebt zu haben schien, denn er hatte schon jene nonchalante Grazie in Haltung und Bewegung, die den österreichischen Officier von seinem strammeren deutschen Waffenbruder unterscheidet. Mit vollendetem Anstand führte er die Erzherzogin zur Estrade, ge leitete sie über die Stufen empor, verneigte sich tief vor ihr und trat auf die Seite an der Stirnfront des Saales, wo ihm der Kaiser und die anderen Erzherzoge folgten, nachdem sie ebenfalls die Herzoginnen zur Estrade geführt. Nun gab der Leibgarde-Reiter Graf Peter Szechenyi, der als bewährter Vor tänzer fungirt, das Zeichen zum Beginn des Balles, und von der Galerie, wo Johann Strauß mit dem Tactstock in der Hand in der Schaar seiner rothbefrackten Musiker thatenbercit stand, ertönten sofort die fröhlichen Klänge eines Strauß'schcn Walzers „Geschichten aus dem Wienerland" durch den herrlichen Saal. Der Kronprinz tanzte mit wahrem Feuereifer; wenn er die Erzherzoginnen auf den Platz geführt hatte — es waren außer den Töchtern Karl Ludwig's auch die Töchter Erzherzog Friedrich's da —, dann forderte er allemal die Gräfinnen Eulenburg zum Tanze auf. Er hatte einen Zettel in der Tasche des engen Waffenrockes, den er von Zeit zu Zeit hervorholtc, um sich zu überzeugen, daß er seinen Tänzerpflichten getreulich nachkam. Manchmal zog er sogar den Botschafter Fürsten Eulen burg zu Rathe, der sich über seine Gewissenhaftigkeit freute. Sr sah sich auch manchmal in der Schaar der Comtessen um und forderte durch Blick und Verbeugung eine au» der Schaar zur Extratour auf, die dann je nach ihrer größeren oder geringeren gesellschaftlichen Sicherheit mehr oder weniger erröthete und sich tief verbeugte, ehe sie den Arm auf die Schulter de« Prinzen legte. Wenn er auch alle Lanze eifrig mitmachte, man konnte Vltrenscbv Volleavebvrel, Markt 13, I Vr. Wvgvn ilon kilislv lotal-LusrerkanL von Vawenlllkiäor8tokkell uuä Vonkeotloll. Heute Zoiinlsg, liilontsg, ßiensteg, Mwocß H»LLLLZ>
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