Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 11.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189708118
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18970811
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-08
- Tag1897-08-11
- Monat1897-08
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- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 11.08.1897
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die sich aus da» Auftreten de» Abgeordneten Söldner bezog und ungefähr lautete: „Auch er, der Minister, sei brr Meinung, daß die Bildung einer bayerische« Partei die Grundlage zu einer Verständigung zwischen Centrum und Bauernbund bilde» könnte? Ja Erfurt findet in der Zeit vom 26. bi» mit 29. September der Parteitag der Nationalsozialen statt. E» werden Vorträge halten: Prozessor Dr. Vohm-Leipzig: Neber da» allgemeine Wahlrecht al» Grundlage der inneren und äußeren Politik, Pastor GöZre-Leipztg: Neber da» Genossen- schafttwesen, Landwirth Möser-Niedererlenbach: Neber die Schaltung der Kleinbauern, Professor Rein-Jena: Neber da» Schulprogramm; Pastor Raumann «Berlin wird den politischen Jahresbericht erstatten. Da» preußische Krieg-ministerum bringt erneut zur allgemeinen Kenntniß, daß den Unteroffizieren und Mann» schäften dienstlich verboten ist: 1. jede Betheiligung an Ver einigungen, Versammlungen, Festlichkeiten, Geldsammlungen, zu der nicht vorher besondere dienstliche Srlaubniß ertheilt ist, 2. jede Dritten erkennbar gemachte Bethätigung revo lutionärer oder sozialdemokratischer Gesinnung, entsprechende Ausrufe, Gesänge oder ähnliche Kundgebung, 3. da» Halten und die Verbreitung revolutionärer oder soz aldemokratischer Schriften, sowie jede Einführung solcher Schriften in Kasernen oder sonstige Dicnstlocale. — Ferner ist sämmtlichen Ange hörigen de» actioeo Heeres dienstlich befohlen, von jedem zu ihrer Kenntniß gelangenden Vorhandensein revolutionärer oder sozialdemokratischer Schriften in Kasernen oder andern Dienstlocalen sofort dienstliche Anzeige zu erstatten. Diese Verbote und Befehle gelten auch für die zu Uebungen ein gezogenen und für die Controlversammlungen einberufenen Personen de» Bcurlaubtenstande». Frankreich. Anfänglich hatte die Pariser Presse den ! Besuch de» deutschen Kaisers in St. Petersburg gar gering- schätziz behandelt, da ja der Besuch des Präsidenten Faure ' das große Ereigniß sein werde. Jetzt aber giebt sie zu, daß die Freundschaft zwischen Berlin und St. Petersburg wohl ebenfv enge sei, al» zwischen Paris und St. Petersburg, be sonders da ja noch die dynastische Frage dazu komme. Da? „Journal des Dsbats" bespricht die in Pelerhof ausgcbrachten Trtnksprüch: sehr verständig. Ss sagt, niemand in Frank, reich lönne sich über das Bestehen guter Bezietungen zwischen Deutschland und Rußland beunruhigen; die französisch-rus- sstche Entente sei fest begründet. Zwischen den Mächten des Kontinents beständen hinreichend gemeinsame Interessen und tieer Allem da« Interesse an der Aufrechterhaltung des Frieden-, um internationale Beziehungen von der Art, wie bre Trinksprüche von Peterhof sie betonen wollten, zu rechtfertigen. Spanien. Die Jdendität des Mörders ist noch nicht endgilttg sestgestellt. Der Mörder verweigert jetzt jede wei tere Auskunft. Die Polizei traf umfassende Maßregeln zum Schutze der Königlichen Familie in San Sebastian. Im Laufe der Nacht zum 10. d. wurden zahlreiche Anarchisten verhaftet. Eine Erinnerung an den Erfinder des Telephons, Philipp Reis, bringt einer seiner früheren Schüler in der „D. Verkehrsztg." Dieser, ein Herr Sabarly, besuchte seit 1858 das Garntersche Institut zu Friedrichsdorf am Taunus, wo Reis Lehrer war, und verlebte viele freie Nachmittage im Neisschen Hause, dabei seinem verehrten Lehrer bei den physi kalischen Experimenten hilfreiche Hand leistend. „Eines Tages brachte Reis von Frankfurt ein Modell mit — die Nachbildung eines menschlichen Ohres in Holz geschnitzt, mit Trommelfell und Hämmerchen. Reis wollte praktisch versuchen, waS ihn seit einiger Zeit unausgesetzt beschäftigte. Der Ton, das Wort, welche das Gehörsystem des Menschen ausnehmcn, sollte auch in dieses hölzerne Ohr dringen — aber dort nicht Verhallen, sondern durch den galvanischen Strom auf eine Entfernung sortgetragrn und an der Endstation reproduztrt werden. Von der Sprechstation (vom hölzernen Ohre rrsp. vom Hämmerchen) auS wurde dir Leitung nach einem Hinteren Zimmer geführt; hier befand sich der Hörapparat, welcher zur Verstärkung de» Tone» auf einer Geige angebracht war, die als Resonanzboden diente. Die Leitung wurde geschlossen, die Batterie in Thätig- kett gesetzt, und dann schärfte mir RelS ein, genau zu horchen und auf einer Tafel niederzuschreiben, waS ich vernehmen würde. Hatte ich trotz meiner Jugend mit Staunen die Telegraphie begriffen, so erschien eS mir geradezu wie ein Wunder, daß man den Ton der Stimme an der Hörstation wieder hervor zaubern könne. Dies mag einen Begriff geben von der Er regung, die mich beherrschte, als ich im Hinteren Zimmer, er wartungsvoll über die Geige gebeugt, auf daS geringste Ge räusch lauschte. Da plötzlich knattert rS — einige stoßartige Töne — Rauschen — wieder Knattern — — — Reis kommt zu mir: „Nun, hast Du waS gehört?" Enttäuscht meldete ich, daß ich nichts verstanden habe. Er ließ sich daS Gehörte näher beschreiben und schien nicht so unzufrieden wie ich, da er doch seststellen konnte, daß der Schall bi» zu mir gedrungen war, uud daß ich verschiedene Modulationen bestätigte. Immer wieder fuhr er (ReiS) nach Frankfurt zu Albert, dem Instru mentenmacher — immer wieder wurden Verbesserungen deS Apparates vorgenommen. Eines TageS sagte mir Reis nach beendigtem Unterrichte im Institut: „Du kannst heute Mittag zu mir kommen. Ich werde Dir etwas neues zeigen." — Endlich ging ich hinunter in das physikalische Kabinet. Ein ! Leitungsdraht wurde durch das Fenster, über den Hof, über ein Hintergebäude bis zum dahinterliegenden Garten gezogen; dies war eine beträchtliche Entfernung im Vergleiche zu den bisherigen Versuchen. Die Entstation wurde auf dem Zwet- schenbaum errichtet. Der ganze Nachmittag war über diese ! Vorbereitungen hingegangen. Nun saß ich oben auf dem Baume vor der Geige, auf welcher die Hörstation angebracht s war. Ich horchte — horchte — und horchte — plötzlich ein Geräusch — aber was? Vergeblich strengte ich mich an, zu verstehen — es surrte — schnurrte — knatterte — ha, end lich „a" ganz deutlich, dann „e", wieder „a" u. s. w. Als Reis kam und das Gehörte mit seiner Tafel verglich, stimmte es ganz genau — das war der erste, glänzend gelungene Ver such — der zweifellose Beweis, daß der Apparat gestattete, in die Ferne zu sprechen. „Nun, was sagst Du dazu? Ist das was Neues? ries er mir zu in menschlich reiner Freude an dem wunderbaren Erfolge. — Kein Stolz — keine Ueber- hebung, vielmehr ein muthigeS Drängen: es muß noch viel bester werden, und es wird noch besser, das unterliegt gar keinem Zweifel — so ist mir der Moment im Gedächtnisse. Sofort ging's wieder auf den Baum. Ich horchte und schrieb weiter: b, d, k und andere Konsonanten — da plötzlich ver sagte die Leitung Surren, Hämmern, Schnurren — nichts mehr zu verstehen: die Leitung war gestört, aber nicht durch Sturm und Wetter; wahrscheinlich hatte eine Katze das Unglück angerichtct, dem jedoch bald wieder abgeholfen war. Weiter gingen die Versuche, fast alle Konsonanten, sowie Silben und Worte kamen deutlich, nur die Zischlaute, besonders das s, waren unsicher zu verstehen. Mit diesem Resultate hielt Reis einen Vortag im Freien Deutschen Hochstift zu Frankfurt. Un endlich glücklich erzählte er mir, welche Sensation die Erfindung gemacht habe — man habe ihn wahrhaft gefeiert. Reis hatte niemals eine Hochschule besucht, aus eigener Kraft hatte er eine wellbeherrschende Erfindung gemacht. — Er blieb ein bescheidener Mann sein Leben lang, der es ganz natürlich zu finden schien, daß die Logik seiner Arbeiten zu dem Resultate führen mußte." Hilferuf. Aus Lenau'S Gedichten veröffentlicht der in Cölln (Elbe) erscheinende Sächsische Hausfreund folgende war« empfundenen leider fiir unser Sachsen Angesichts de» großen Unglück« nur zu gut paffenden Strophen:; Die Welle, die vordem so mild und zahm Al- treue Magd in'» Hau» de» Menschen kam, Die kurz zuvor als Müllerin geschaltet, Hat jetzt sich zur Hyäne umgestaltet. Durch alle Schranken stürzen sich die Fluthen, Sie steigen immer höher an die Wände, Und unaufhaltsam steht der Mensch sein Ende, Wie seine Jahre schrumpfen zu Minuten. Dort auf die Dächer klettern die Bedrohten: So sammeln sich die Schwalben auf den Dächern, Enteilend ihren gastlichen Gemächern, Wenn über'» Meer der Süden sie entboten. E» werden diese aagstgetriebenen Seelen, Den Schwalben gleich, de- Weges nicht verfehlen, Sie flüchten in die Heimath über'» Meer, Boa wannen aber keine Wiederkehr. Ein Schrei, ein Kcach — und alles ist verschwunden — Nun todtesstill — nie wird die Spur gefunden. Im Element verschwunden ohne Spur Ist hier der Menschen W;rk und all ihr Glück, Als träumte wieder einmal die Natur Ja ihre wilde Jugend sich zurück. Des Volke- Rechnung ist hinweggewischt. Und weinend wandeln auf der wüsten Haide, Dem stillen Grab von so viel Glück und Leide, Das Elend und der Kummer, eng verschlungen, Und spät verblutende Erinnerungen. Hier lernt da« Herz erträumten Schmerz vergessen, Hat ihm ein Hauch des Schicksal« weh gethan; Wir lernen unfern kummervollen Wahn An dem furchtbar gediehen Unglück messen. O haltet euer Herz an die gekettet, Die aus der Fluth al« Bettler sich gerettet: O gebt mit sanftem Wort und weichen Händen Dem Kummer Trost, dem Elend eure Spenden! Meteorologisches. MttgclhcM von R. Nathan, Optiker. Barometerstand Mittag« 12 Uhr. Sehr trocken 770 Beständig schiin Schön Wetter ^0 Veränderlich 7^9 Regen (Wind) Biel Regen 740 Sturm 730 Marktberichte. Riesa, 11. August. Butter per Ki'o Mk. 2,32 bi« 2,20. Ritterguts butter per Kilo Mk. 2.39 bis 2,20. Bauernbutter per Kilo Mk. 2,30 bis 2,10. Mvlkereibutter per Kilo 2,b0 bis —. Käse per Schock Mk. 2,40 bis 2,20. Eier per Schock Mk. 3,- biS 3,6 '. Kartoffeln, neue, per Centner Mk 4,50 bis 3,—. Kraut- HSupte Stück 6 biS 4 Ps. Möhren, per Gebund 5 Ps. Gurken, grün, per Schock Mk. 3,- bis 2,-. Gurken zum Einlegen pr. Schck. Mk. 2, - bis 85 Psg. Bohnen, grün, per 5 Liter r0 bis 25 Pfg. Aepsel, grün, per 5 Liter 99 bis 40 Pf. Birnen, grün, per 5 Ltr. Mk. 1,— bis 40 Pfg. Pflaumen grün, per 5 Liter Mk. 1,25 bis 1,—. Pflaumen, geb., per 5 Liter Mk. 1,50. Aepsel, geb, per 5 Liter Mk. 1,50. Birnen, geb., per 5 Liter Mk. 1,50. Zwiebeln, neue, per 5 Liter 50 Psg. Schoten per 5 Ltr. 80 Pfg. 1 Paar Tauben 70 Pfg. vier, welcher aus dem Londoner Zug gestiegen war, stand Plötz- lich hart neben ihr, und den Hut lüftend, bot er ihr die Hand. „Ein seltsamer Ort, um Gräfin Lama zu begegnen. Ich wagte meinen Augen kann, zu tränen und Hütte e« auch nicht gethan, wenn die leiseste Möglichkeit bestünde, daß ich Sie, gerade Sie, für eine andere zu halte» im stand« wäre." 32 DaS Antlitz der jungen Frau war kreidebleich geworden, und plötzliche Kälte bemächtigte sich ihrer. Einen Moment war eS ihr, al» müssten ihre Sinne schwinden, den» der Mann, welcher nach der Hand gegriffen, die sie ihm nicht geboten, war kein an derer al« Baron Emil von Byron. „Ich dachte, Sie seien fort," stammelte endlich Laura, müh sam nach Fassung ringend. „Ich hatte eine längere Krenznng zur See vor, doch eine Kunde, welche ich gestern vernommen, änderte meine Pläne und brachte mich hierher. War e« nicht da« Fräulein von Lenz, welche» mit dem eben abgegangenen Zuge reiste?" „Ja. Sie war bei mir in Liebenthal, mußte aber nach Hause zurückkehren, weil ihre Mutter plötzlich krank geworden." „Sie leben also in tiesster Einsamkeit hier?" Laura zuckte zusammen, sie sehnte sich darnach, fortzukom men ; aber der Mut, diese» ihren Wunsch rücksichtslos anSzn- führen, fehlte ihr. Es hätte kein ungeeigneterer Moment sich finde» können, um ihren einstigen Verehrer ihr wieder znzn- sühren; sie fürchtete sich davor, in da« große, einsame Heim zu- rückzukehren, sie haßte die Erinnerung an die Stille, welche dort herrschte; ebenso wenig angenehm war eS ihr, sich in da« kleine Zimmer zurückzuversrtzen, in dem er ihr kalt und streng gesagt, er bedauere, sie geheiratet zn haben. Max Dunham ahnte nicht, wie bitter sich seine Frau durch jene Worte, die in der Hitze de» Augenblicks in ganz anderer Deutung gesprochen worden waren, verletzt gefühlt halt« und wie sie dir Erinnerung an dieselbe mit Absicht in ihrer Seele nährte. Max hatte sie ihre- Range- und ihrer Stellung wegen geheiratet, nnd sie verkauft« sich ihm, weil «r reich war, es war ans beiden Seite» ein Handelsge schäft, so sagte sie sich mit grenzenloser Erbitterung; er hatte sie nie geliebt, ebensowenig wir sie ihn, und nun beklagte er, daß eine Kelte ihn an sie sesselle und wünschte nicht- sehnlicher. als seine Freiheit. DaS war der eine qualvolle Gedanke, welcher in LauraS Seele lebte uud sie peinigte, seit sie ihren Gatten zuletzt gesehen, und nun stand dieser andere Mann vor ihr, der sie einst vor langer Zeit geliebt, der ihr auf tausend Arten zu verstehen gegeben, daß er sie noch liebe und den sie, da« war da» Schlimmste von allem, einst selbst zu liebe» gewähnt. Warm und fest umschlossen seine Finger ihre kalte Hand, und al« seine Blicke den ihren begegneten, streifte derselbe gar sehr an Liebe, seine musikalische Stimme klang voll Mitleid und ge heimem Verständnis, als er seine Frage wiederholte: „Und Sie leben hier in Einsamkeit?" „Woher wissen Sie das?" fragte sie «»willkürlich. „Ich hörte gestern zufällig, daß Geschäft« Herrn Dunham zu einer Reise nach Amerika genötigt hätten." Gestern, und er hatte vorher gesagt, daß er gestern Dinge ver nommen, welche ihn veranlaßt, seine Reisepläne aufzngeben und auf sein Gut zurückzukehrew. Vielleicht bestand keinerlei Zusam menhang zwischen diesen beiden Thatsachen, aber st« erschrak doch und sand den Mut, ihre Hand an» der seine» zurückzuzie- hen. Gewiß, wenn er wüßte, daß er einmal bereits die Veran lassung gegeben hatte, daß das Gerede der Welt ihren Namen in -en Staub gerissen, konnte er nicht niedrig genug sein, wäh rend der Abwesenheit ihres Gatten ihr Alleinsein zn mißbrau chen nnd den Lästerzungen neuen Stoff zum Rede» zu geben? „Meine- Manne» Geschäfte nöligen ihn oslmalS, zp reisen, wenn auch selten weiier als auf dem Kontinent," sprach sie nach einer Pause. „Diese Fahrt nach Amerika ist etwa« ganz Außer gewöhnlich«»." „DaS kann ich mir denken, ich fürcht«, Sie werden Lieben thal während seiner Abwesenheit recht verlassen nnd einsam fin den." Ihr ganze» warmblütige» Temperament sprach sich in dem Blicke au-, welche» sie ihm znwarf, und der ganz deutlich zn sage» schien: „Wie mögen Sie mich reizen nnd ärgern, Sie, der Sie recht gut wissen, ohne daß ick er Ihnen in Aorten sage, wie elend mein Eheleben ist; wer wüsste bester als Sie, daß. wenn auch der Ocea» trennend zwischen uns liegt, ich jetzt kaum wei ter lveg bin von meinem Gatten, al« wenn er hier ist." All' die» nnd mehr noch lag in ihrem Blicke, und Emil von Byron las e« auch an« demselben; in Wirklichkeit aber sprach sie nur kalt: „Liebenthal ist nicht langweiliger, al« irgend ein aui>erer Landsitz zu dieser Jahreszeit e« sein mag; doch ich muß mich Ihnen empfehlen, mein Wagen wartet." Er wandte sich sofort nnd geleitet« sie zu dem Wagen: al» er sie in denselben hob, sah sie, daß inzwischen auch sei» Jagd- phaetou vor dem Stationsgebäude angelangt, und unwillkürlich sprach sie: „Ah, wie ich sehe, sind Sie erwartet worden, blei ben Sie länger auf Ihrer Besitzung ?" „Eine zeitlang gewiß, meine Tante ist ohnedies ärgerlich, daß ich so lange fern gewesen; Sie kenne» ja meine Tante, nicht wahr?" „Nein, ich bin niemals mit ihr zusammengekommen," erwi derte Laura, während sie im Wagen Platz nahm. „Nh, richtig, ich entsinne mich; an dem Abend, an welchem ich hoffte, niir da» Vergnügen bereiten zn könne», die Damen einander vorznstellen, wurde ich ja enttäuscht. Sie kamen damals meiner Einladung nicht nach; darf ich meine Tante einmal nach Liebruthal bringen? Sie würde sich so sehr frenen, Ihre Be kanntschaft z» machen." Der Baron stellte diese Frage mit größ ter Ruhe, während er am Wagenschlage stand, aber seine Angen richtete» sich dabei doch mit dem Ausdruck eiuer begehrlichen Spannung auf Laura. Daß da» Geschwätz, welche» sie gequält, ihm zu Ohren ge kommen, la» sie in seinen Mienen, und vielleicht war e« gerade diese» Bewußtsein, welche» sie veranlasste, blitzenden Auge» zu erwidern: „Sie müssen eutschilldigen, Baron Byron, wenn ich Sie ersuche, nicht zu kommen; ich muß mir da« Vergnügen ver sagen, Ihre Fra» Tante in Liebenthal zu empfangen." „War ich so unglücklich, Sie zu beleidigen, Frau Dunham," fragte er in einem Tone, in dein Schmerz und Verwunderung war. „DaS behaupte ich nicht." „Und trotzdem weigern Sie sich, mich zu empfangen." (Fortsetzung folgt.)
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