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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010605024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901060502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901060502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-06
- Tag1901-06-05
- Monat1901-06
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4082 so würden die» die einheimischen Weinbauern al» eine schwere Schädigung ihrer Interessen ansehen, weil ja die spanischen Weine sich ganz vorzugsweise zum Verschnitt eignen. Ein anderer Hauptausfuhrartikel Spaniens ist das Speiseöl, hier ober tritt die Frankreich und Italien zustehende Meistbegünstigung hindernd rin, kurz, es wird nicht leicht werden, eine beiderseitig befriedigende neue Vereinbarung zu treffen. Deutsches Reich. /S. Berlin, 4. Juni. (Vergleich der neuen Lehr» plänesürdiehöherenSchulenPreußens.) Nach dem Vie neuen, mit Beginn des bevorstehenden Sommerhalb jahres in Kraft tretenden Lehrpläne der höheren Schulen Preußens soeben amtlich veröffentlicht worden sind, ist rin kurzer Vergleich derselben von Interesse. Zu Grunde liegt diesem Ver gleiche Vie Zahl der Stunden, die wöchentlich in sämmtlichen neun Klassen der Lehranstalten für 'die einzelnen Unterrichtsgegen stände ausgeworfen sind. Es sind bestimmt: für den Unterricht in der Religion im Gymnasium, im Realgymnasium und in der Oberrealschul« übereinstimmend ISStunden; für den Unterricht in Deutsch und Geschichtserzählungen tm Gymnasium 26, im Realgymnasium 28, in der Oberrealschule 34 Stunden; für den Unterricht in Latein im Gymnasium 68, im Real gymnasium 49, in der Oberrealschule keine Stunden; für den Unterricht im Griechischen allein im Gymnasium 36 Stun den; für den Unterricht im Französischen auf dem Gym nasium 20, auf dem 'Realgymnasium 29, auf der Oberrealschule 47 Stunden; für den Unterricht in der Geschichte auf Gymnasium und Realgymnasium 17, auf der Oberrealschule 18 Stunden; für den Unterricht in der Erdkunde auf dem Gymnasium 9, auf dem Realgymnasium 11, auf_der Oberrealschule 14 Stunden; für den Unterricht im Rechnen und in der Mathematik auf dem Gymnasium 34, auf dem Realgymnasium 42, auf der Oberreaischule 47 Stunden; für den Unterricht in den Natur wissenschaften auf dem Gymnasium 18, auf dem Real gymnasium 29, auf der Oberrealschul« 36 Stunden; für den Unterricht im Englischen auf dem Gym nasium 8 Stunden (wahlfrei von Untersecunda ab), auf dem Realgymnasium 18, auf der Oberreaischule 25 Stunden; für den Unterricht im Schreiben auf Gym nasium und Realgymnasium 4, auf der Oberrealschule 6 Stun den; für den Unterricht im Zeichnen auf dem Gymnasium 8, auf Realgymnasium und Oberreaischule 16 Stunden. Der Turnunterricht wird auf allen drei Anstalten überein stimmend in 27, der Unterricht im Singen gleichfalls überein stimmend auf allen drei Anstalten in 4 Stunden ertheilt, mit der Maßgabe, daß die für 'das Singen bcanlagten Schüler von Quarta an aufwärts zur Theilnahme am Chorsingen verpflichtet sind. Für Schüler mit schlechter Handschrift ist, ebenfalls über einstimmend, auf den drei Anstalten in Quarta und Tertia be sonderer Schreibunterricht einzurichten. Eine Abweichung vom Lehrplan ist insoweit zulässig, als in den drei obersten Elasten an Stelle 'des obligatorischen Unterrichts im Französischen der Unterricht im Englischen mit je 3 Stunden treten kann, während das Französische wahlfreier Lehrgegenstand mit je 2 Stunden wind. Uebcr den Unterricht im Polnischen enthalten die Lehrpläne keine Bestimmungen. xdr. Berlin, 4. Juni. Dem Reichstagswahlkreise. Duisburg scheint es erspart zu bleiben, durch eine Kandi datur Jencke dem Centrum ausgeliefert zu werden, denn es unterläge keinem Zweifel, daß das Gros der Nationalliberalen in diesem Kreise die Heeresfolge verweigern würde, wenn etwa das Wahlcomits der vereinigten nationalen Parteien den kon servativen Generaldirector der Krupp'schen Werke aufstellen wollte. Noch weniger ließe sich erwarten, daß die nach Tausen den zählenden Arbeiter, die bis dahin unter nationalliberalcm Banner gegen Centrum und Socialdemokratie mitgekämpft haben, einem Politiker ihre Stimme geben würden, der in jedem Fortschreiten auf socialrrformatorischem Gebiet nur ein Hineinmarschiren in den socialdemokratischen Zuchthausstaat zu erkennen vermag. Mit der Gefahr einer Kandidatur Jencke verschwindet auch die Gefahr eünrr Kandidatur Nau mann. In der „Hilfe" lesen wir heute, daß die Kandidatur nur aufgestellt werden soll, „wenn wir sie für nützlich halten", und es wird hinzugefllgt: „Unsererseits aber ist eine Aufstellung nicht beschlossen." Das ist ein genügend deutlicher Verzicht auf einen Versuch, der unter allen Umständen aussichtslos ge wesen wäre und lediglich die nationalen Kräfte soweit hätte zer splittern können, daß nicht ein nationaler, sondern der social demokratische Kandidat mit dem Centrum in die Stichwahl kommen konnte. Die antisemitische Kandidatur will sich noch immer nicht verflüchtigen. Zwar ist sie überhaupt nur von der Zimmermann'schen Gruppe angekündigt, während im Duisburger Wahlkreis diese Gruppe kaum Boden unter den Füßen hat. In dessen hört man heute, daß die deutsch-social« Partei, also dir Liebermann'sche Richtung am Sonn tag einen Kandidaten auserkoren hat, mit dem jetzt verhandelt werden soll, damit er am 16. den Wählern vorgcstellt werden kann. Sehr zuversichtlich klingt das freilich nicht und jedenfalls ist der Auserkorene nicht Herr Zimmermann, Vieser muß sich also immer weiter umschen, wenn er einen Wahlkreis finden will, der ihm zu Gefallen sich in Vie Nesteln setzen mag. Ob der national liberale Lan'dtagsabgeorvnete, Herr vr. Beu mer, die ihm an getragen« Kandidatur nun annehmen wild, steht noch nicht fest; er ist im Wahlkreis persönlich angesehen, aber sein Gesundheits zustand ist nicht darnach angethan, ihm Vie Ausübung zweier Mandat« zu gestatten. Di« Wahl soll übrigen» erst im Oc» tober stattfinven, so daß noch reichlich Zeit übrig ist, um sich über die beste Lösung ver Kandidatenfrage zu verständigen. — Der „Allgem. Ztg." wird aus Berlin geschrieben: Es überrascht hier di« von Petersburg kommend« Nachricht, der Kaiser werd« im August nach Rußland zur Thell- nahm« an Truppenübungen sich begeben, in keiner Weise. Es war bereits aufgefallen, daß Heuer so wenig Bestimmtes über die Reisedispositionen des Kaisers im Sommer bekannt wurde. Nur Vie autorisirt«n Dementis der Nachrichten, daß das Reichs oberhaupt nach den Jagdgründen des Erzherzogs Friedrich, so nst« 'daß er nach England gehen'werde, lagen dis dahin vor. Man darf wohl annehmen, daß, wenn der Kaiser nach Rußland geht, er vom Reichskanzler begleitet sein wird. — Während der Dauer der diesjährigen Kaiser in a n ö o e r, die zwischen dem I. und XVII. Armeecorps in der Z«it vom 7. bis 19. September zwischen Danzig und Dirschau stattfinden, wird der Kaiser an Bord seiner Pacht „Hohenzollrrn" Wohnung nehmen, die zu diesem Behufe bei der kaiserlichen Werft in Danzig vor Anker geht. Am 7. September findet bei Königsberg Parade des I. Armeecorps und am 16. September bei DarnH Parade des XVII. Armeecorps statt. Wenn auch der Kaiser die ihm zu Ehren seitens der Provinzen Ost- und Westpreußen geplanten Festlichkeiten wegen Zeitmangels und aus SparsamkeitsrUcksichten abgelehnt hat, so beabsichtigt der Kaiser doch, am 8. uno 9. September Vem Lanveshause in Königsberg einen Besuch abzustatten, und von der Provinz einen Ehrentrunk anzunehmen. — Die „Freis. Ztg." schreibt zum GumbinnerProceß: Wie aus dem Berichte über die Verhandlungen hervorgrht, wurde auf Grund einer kaiserlichen Cabinetsordr« die Oeffentlich« keit während der Plaidoyers des Staatsanwalts und der Berthei- diger ausgeschlossen. — Dem Kaiser ist nur die Befugniß gegeben, „allgemeine Vorschriften zu erlassen, unter welchen Voraus setzungen das Gericht die Leffcntlichkeit während der Verhandlungen wegen der Gesährdung der Discipliu auszuschließen hat". Diese allgemeinen Vorschriften sind ergangen. Eine Einwirkung auf die Führung des einzelnen ProcesteS von Seiten des Monarchen erscheint unS aber unzulässig." Die „Freis. Ztg." scheint sich zu irren. Eine besondere kaiserliche Cabinetsordre für diesen speciellen Fall ist wohl nicht ergangen, sondern die zur Anwendung gebrachte ist eben eine Ordre, welche die allgemeinen Vorschriften enthält. — Anläßlich des B o o t s u n f a l l e s auf dem Alssund bei Sonderburg, dem drei Füsiliere des Regiments „Königin" zum Opfer fielen, hat die Kaiserin als Chef dieses Regi ments dem Obersten v. Medern ein Beileidstelegramm gesandt, in dem der Kommandeur zugleich beauftragt wurde, auch den Angehörigen der Verunglückten die Theilnahme der hohen Frau auszusprechen. Die Kaiserin ersuchte ferner den Obersten v. Medern, einen detaillirten Bericht über den Unglücksfall ein zureichen. — Die Festansprache bei der Enthüllungsfeier des Bismarck - Denkmals wird voraussichtlich der Vor sitzende ves Comites, Wirkt. Geh. Rath v. Leoetzow, über nehmen. — Die „Kreuzzta." erinnert daran, daß außer verschiedenen Lanvräthen auch noch der wegen des Canals zur Disposition ge stellte Regierungspräsident v. Colmar noch nicht wieder an gestellt worden ist. — Der Entwurf, betreffend die Reform des Urheber rechts ist, wie die „Tägl. Rundschau" „aus bester Quelle" ver nimmt, vom Bundesrat he nicht, wie zu erwarten war, so fort bestätigt, sondern vielmehr an die Einzelregterungen zur nochmaligen Aeußerung überwiesen worden. Dies« überraschende Thatsache sei vielleicht damit in Verbindung zu bringen, daß in einer von über 200 Komponisten und fast 500 Musikalienhändlern unterzeichneten Eingabe der Bundes rath ersucht worden ist, seine Zustimmung zu dem vom Reichs tage in dritter Lesung angenommenen Entwurf zu verweigern. Diese Eingabe wurde damit begründet, daß das musikalische Ur heberrecht nach dem Beschlüsse des Reichstages nicht nur keine Er weiterung erfahren hat — was nach den Motiven der ursprüng liche Zweck der Vorlage war —, sondern daß die Rechte ver Komponisten und Verleger vielmehr erheblich geschmälert worden sind. — Nach dem „Vorw." sind die Sammlungen zum Fonds für daS Liebknecht-Denkmal abgeschlossen. Die An fertigung deS Denkmals ist dem BildhaucrMay in DreSden- Blasewitz übertragen worden, dessen Entwurf mit dem Motto „Wissenschaft und Arbeit" aus einer Concurrenz von 23 ein gegangenen Skizzen und Modellen als der geeignetste auS- gewählt wurde. Welche Summen die Sammlungen eingebracht haben, wird nicht mitgetheilt. — Der Staatssekretär von Tirpitz begab sich heute Nachmittag in Begleitung des CapitänS zur See Capelle, deS Corvettencapitäns Schütz und seines Adjutanten Oberleutnant zur See von Usedom nach Danzig. — Die Staatsräthe v. Boulatzell und v. Chrapowitzky bei der hiesigen russischen Botschaft sind vom Zaren zu Wirklichen Staatsrätben mit dem Titel Ercellenz ernannt worden. — Der Militär-Attachs der Botschaft, Oberst Prinz Engalytschesf ist vom Kaiser von Rußland zum Flügel»Adjutanten ernannt worden. (Krzztg.) — Hier angekomme» ist Graf Schuwalosf, der frühere russische Botschafter am hiesigen Hofe mit seiner Familie au» Moskau. Der Gras gedenkt etwa 14 Tage hier zu blelbeo. — vbgereist sind der Iustizmiuister Schönstedt nach der Provinz Sachsen, der Bevollmächtigte zum Bundesrath, preußische Präsident und LaudrSdirector de» Fürsterthum» Waldeck und Pyrmont, von Saldero, der österreichisch-ungarische Botschafter v. Szögyeny für zwei Tage nach Wien. - — Der ehemalige preußische Laudtagsabarordnrt«, Leko- nomierath Otto Lamprecht in Kl. Mutz bei Zehdenick, ist am 2. Juni im Alter von 64 Jahren verschieden. I,. von »er fchleSwigfcheu Westküste wird uns geschrieben: Die Holländer wollen jetzt mit einem Kostenaufwand von 95 Millionen Gulden einen Theil des Zuidersees trocken legen. An der Rordseeküste Schleswig-Holsteins sind rund 1000 Quadratkilometer besten Marsch bodens im Werthe von 300 Millionen Mark zu gewinnen. Die Watten sind das alte, vom Meere geraubte Marschland. Dieses wieder zu gewinnen, werden seit einigen Jahren Anstalten gemacht. Bis jetzt sind aber nur eine Anzahl Halligen vor weiterem Abbruch geschützt und einige Dämme ins Meer hinaus gebaut worden. Das ganze Watten meer müßte aber durch Dammbauten in einen Schauplatz des Landgewinnes verwandelt werden, durch Dämme, die vom Fest lande nach den Inseln Römö und Sylt, sowie von Föhr nach Amrum möglichst bald zu bauen wären. Wer durch umfassende Dammbauten dem feindlich zerstörenden Meere an der West küste Halt gebietet, der hat zugleich dem freundlich aufbauenden Meere die Ruhe verschafft, deren es bedarf, um hier, wo es schon einmal reiche, blühende Landschaften schuf, dieselben zum zweiten Male hervorzubringen. Es wäre dringend erwünscht, daß der preußische Staat in den nächsten Jahren größere Mittel für die Erwerbung neuer Landflächen, die ein Culturwerk von großer Bedeutung ist, bereit stellen würde. (-) Lübeck, 5. Juni. (Telegramm.) Der frühere Ober präsident von Schleswig-Holstein, St ein mann, ist gestern Nachmittag hier gestorben. * Hannover, 4. Juni. Die Deutsche Rechtspartei (Welfen und Gesinnungsgenossen in Hannover, Braunschweig. Hessen und Mecklenburg), die früher wiederholt ihren Congreß in Frankfurt, 1899 in Cassel abhielt, wird ihren diesjährigen Congreß am 18. und 19. September in Braunschweig abhalten. * DniSburg, 4. Juni. Die hiesigen Antisemiten haben nun endgiltig beschlossen, für die bevorstehende ReichstagS- ersatzwahl einen eigenen Candidaten aufzustellen. Ueber die dafür in Betracht kommende Persönlichkeit ver lautet noch nichts, da die Berathungen streng vertraulich waren. * Breslau, 4. Juni. Die Polizeiverwaltung in Myslowitz hat folgende Bekanntmachung erlassen: Zwischen der deutschen und der russischen Regierung ist bezüglich der GiltigkeitS- vauer der Halbpässe folgende Vereinbarung getroffen worden: Die 28tägige GiltigkeitSdauer der Halbpässe wird vom Tage deS Grenzüberganges gezählt, wenn der Uebergang innerhalb der auf den Ausstellungstag folgenden 14 Tage erfolgt. Nicht innerhalb dieser Zeit benützte Pässe werden ungiltig und ihre Inhaber vom Ueberschreiten der Grenze ausgeschlossen. Oesterreich-Ungarn. Ärotzherzog vo» Sachsen. * Wien, 4. Juni. Zu Ehren des Großherzogs von Sachsen-Weimar fand heute im Neuen Saale der Hof burg ein Galadiner statt. Bei demselben saß der Großherzog neben dem Kaiser Franz Josef; zur Rechten deS Großherzogs saß Erzherzog Franz Ferdinand. Ferner nahmen an der Tafel u. A. Theil der Minister des Auswärtigen Graf GokuchowSki, Reichskriegsminister Freiherr von Krieg hammer, Reichsfinanzminister Baron Kallay, die Minister präsidenten Or. v. Körber und v. Szell, die österreichischen Minister, der Minister u latere Graf Szechenyi und andere hervorragende Persönlichkeiten; ferner von der deutschen Bot schaft BotschaflSrath Frhr. v. Romberg, Botschaftssekretär Graf Mirbach und der Militär-Attache Flügeladjutant v. Bülow. Budget; Anleihe. * Wien, 4. Juni. Die ungarische Delegation verhandelte heute über da» Budget des Auswärtigen Ministeriums. Der Referent Falk beantragte die Annahme des Budget» unter dem Ausdruck der wärmsten Anerkennung des Vertrauen» für den Grafen Goluchowski. * Wien, 4. Juni. An der Debatte über da» Budget deS Auswärtigen Ministerium» in der ungarischen Delegation bctheiligte sich eine größere Anzahl Redner, die sich mit Ausnahme Ugron'S mit dem Anträge deS Referenten auf Annahme des Budgets einverstanden erklärten. Außer Zichy und Rakowsky stimmten sie auch dem Vertrauensvotum für den Grafen Go- luchowski zu. RakowSky verweigerte die Kundgebung seines Vertrauen», weil die Monarchen im Dreibünde, zu dessen An hängern er sich bekenne, nicht genügenden Schutz ihrer materiellen In- teressen fänden. Hollo brachte einen Antrag rin, in dem eine kräftigere Betonung der ungarischen Selbstständigkeit in der auswärtigen Politik gefordert wird. Die Debatte wird in einer der nächsten Sitzungen fortgesetzt werden. * Sie«, 4. Juni, «o« Anlaß der Meldung eine« Blatts, daß im Finanzministerium Verhandlungen mit Baukrngrupprn über di« rvenluelle Regelung der in nächster Zeit zu emittireudru An leihe geführt würden, wurden heute im Abgeordneteuhaufe drei Interpellationen eingebracht. Die Interpellationen berufen sich daraus, daß durch die Nachricht eine Beunruhigung de» Publicum» hervorgerusen sei, und fragen, ob der Fiuanzministrr gesonnen sei, die Zeitung-Meldung richtig zu stellen und, soweit e» mit dem Staaksiateresse vereinbar, authentische Mittheilungen über die Be dingungen, den Umfang und den Zeitpunkt der Anleihrbegebung zu machen. — Frankreich. Verhaftung. * Pari», 4. Juni. Der Generalstaatsanwalt beim Staats gerichtshof hat heute Abend den Grafen Lur-Saluee» verhaften lassen. Italien. Finanzen. * Rom, 4. Juni. Bei Schluß der heutigen Kammersitzung brachte Finanzminister Wollemborg Abänderungsvorschläge zu dem Gesetzentwurf, betreffend die finanzirUen Maßnahmen, rin. Ter Minister verlangte, daß dieselben an die Commission ver wiesen würden und daß bi» dahin die Berathung des Gesetzentwurfs ausgesetzt werden solle. Die Kammer erklärte sich damit einverstanden. Spanien. Stretkunruhen. * Madrid, 5. Juni. (Telegramm.) Die Eisen bahnarbeiter in Vigo sind in den Aus st and ge treten. — In Barcelona nimmt die Erregung zu. — In Coruüa herrscht augenblicklich Ruhe, doch wird hier der Ausbruch eines allgemeinen Ausstandes befürchtet. — Die Kammer hat der Regierung eine Liste von 164 beanstandeten Wahlen übersandt. Schweden und Norwegen. * Stockholm, 4. Juni. Die Session des Reichstages ist heute durch den König geschlossen worden. Orient. Serbischer Protest. * Belgrad, 4. Juni. („Wiener Corresp.-Bureau".) Die serbische Regierung hat wegen neuerlicher, am 1. Juni bei dem Wächterhause Krkina-Tschuka und am 3. Juni bei dem ser bischen Dorfe Trevinje durch Albanesen verübter Grenz verletzungen, bei welchen zwei serbische Soldaten ge- tödtet wurden, in Konstantinopel mit dem Bemerken Protest erhoben, daß sie entschlossen sei, zu Repressalien zu schreiten, falls derartigen Vorfällen an der Grenze von türkischer Seite kein Ende gemacht werde. Amerika. Keine Eongretztagnng. * Washington, 4. Juni. („Reuter's Bureau".) Das Cabinet hat entschieden, daß keine Nothwendigkeit für eine besondere Tagung des Kongresses vorhanden ist. Der Sekretär des Präsidenten Mac Kinley, der diesen Be schluß bekannt gegeben hat, sagte, der Präsident habe eine Ent scheidung dahin getroffen, daß die bestehende Lage es weder erforderlich mache, noch rechtfertige, den Congreß im Sommer einzuberufen oder in der bisher bezüglich der Philippinen befolgten Politik irgend einen Wechsel eintreten zu lassen. Personalveränderungen in deck.sächs.Ärrnee. Den 2. Juni. Haase, Oberst und Kommandeur des 3. Feldartillerie- Regiments Nr. 32, mit Führung der 4. Feldartillerie-Brigade Nr. 40 beauftragt, Hesselbarth, Oberstleutnant und Ab- theilungs-Commandeur im 4. Feldartillerie-Regiment Nr. 48, unter Beförderung zum Oberst, zum Kommandeur des 3. Feld artillerie-Regiments Nr. 32 ernannt. — Die Hauptleute: v. Pflugk, beim Stabe des 1. Feldartillerie-Regiments Nr. 12, unter Beförderung zum Major, vorläufig ohne Patent, zum Abtheilungs-Commandeur im 4. Feldartillerie-Regiment Nr. 48 ernannt, Baeßler, Batterie-Chef im 1. Feldartillerie- Regiment Nr. 12, zum Stabe dieses Regiments, Bierey, Batterie-Chef im 4. Feldartillerie-Regiment Nr. 48, in gleicher Eigenschaft in das 1. Feldartillerie-Regiment Nr. I2versetzt. Versammlung zur Berichterstattung über die Landessynode. Leipzig, 5. Juni. Die öffentliche Versammlung, welche von der Vertreterconserenz der Hausväterverbände gestern in den „Schloßkeller" zu Reudnitz einberuftn war, wurde durch einen Pfingstgesang des Reudnitzer Kirchencyorrs eröffnet, worauf all gemeiner Gesang: „O, heil'ger Geist, kehr' bei uns ein" und Be grüßung durch Herrn Diakonus Ebeling folgte, welcher ausführte, daß derartige Versammlungen zwar im politischen Leben häufig seien, im kirchlichen Leben aber etwas Neues. Sie seien ge eignet, das Interesse für die wichtigen Synodalverhwndlungen zu wecken und zu erhalten. Herr Fabrikbesitzer Müller, der „Danke. Gute Nacht, Tante Margaret!" „Gute Nacht!" Ihre Hände berührten sich nicht, ihre Blicke aber trafen sich und auS Francesca's Augen sprühte Triumph. Sie war ver stoßen — morgen sollte sie aus dem Hause vertrieben, aus geschlossen werden von jeglichem Antheil an dem Revels- worth'schen fürstlichen Vermögen; die Irrungen ihrer unbe hüteten Jugend waren aufgewühlt, es war ihr verboten worden, Beziehungen zu unterhalten mit Jenen, die den Namen ihres Vater» trugen, und doch, trotz all dieser Dinge, war es sicherer Triumph, der in ihren Augen aufflammte und ihre Lippen zu einem verächtlichen Lächeln wölbte, als sie sich entfernte. Das Diner war an diesem Abend ein langweiliges Geschäft. Jede der vier anwesenden Personen hatte mit ihren Gedanken zu thun und ihre Gründe zu ungewöhnlicher Erregung und Bangen, und Betty, die in der Regel ihr Möglichstes that, alle Unebenheiten zu glätten, hatte sich von dem Gespensteraben teuer noch nicht hinreichend erholt, ihre tactvolle gesellschaftliche Liebenswürdigkeit in Ausübung zu bringen. Viktor und Dudley waren über Francesca's Nichterscheinen fast in gleicher Weise enttäuscht. Der Erstere fühlte sich ge hoben durch den Glauben an das zwischen ihm und seiner schönen Cousin« bestehend« geheime Einvernehmen, während Dudley, gegen sein eigenes besseres Urtheil, sich sehnte, Fran- cr»ca zu sehen und zu sprechen. Frau Revelsworth schien ungewöhnlich niedergeschlagen. Immer und immer wieder machte ihr Gewissen ihr Vorwürfe ob der ihrer schönen Nichte angethanen rauben Behandlung. Simpson war ja aber noch nicht herbeordert. Nach Tische wollte sie ihm schreiben, hatte sie sich vorgenommen. Bald nach Schluß ihrer Unterredung mit FranceSca hatte die Dinerglocke geläutet und e» war ihr folglich keine Zeit mehr zum Schreiben ge blieben. Wenn Simpson morgen käme, wollte sie ihm alle Thatsachen vorlegen und mit ihm über eine paffende Versorgung ihrer Nichte berathen. Natürlich hatte ihre hingebende Liebe zu jener häßlichen, schmutzigen, alten Amme an sich etwa» Rührende»; und vermuthlich war e» nicht ihre eigene Schuld, daß ihre beiden Ehen so unglücklich ausgefallen. Wa» mochte aber nur dir Bedeutung jene» iriumphirenden Zuge» auf Francesca'» Antlitz sein, al» sie ihr gute Nacht sagte? Diese Frage beunruhigte die alte Dame und blieb ihr ein nicht zu lösende» Räthsel. Jene Unterredung hatte sie sehr mitgenommen und aufgeregt. Bei Tisch« war sie kaum im Stand«, etwa» zu genießen, und hernach im Salon verfehlten ihr Strickzeug, vst auch Betty'» Spiel ihren gewohntrn milverckden Einfluß. Ihr Brief an den Sachwalter war geschrieben und Dudley's Händen zur Besorgung auf die Post anvertraut worden. Ihrem Worte getreu, vertraute sie am heutigen Abend keiner Menschenseele etwas von dem Vorgefallenen an. Betty brachte allerdings Francesca's Nichterscheinen, sowie auch den Brief an den Juristen mit der Unter redung zwischen Tante und Nichte in Verbindung, blieb aber, von ihrer Principalin in keiner Hin sicht aufgeklärt, auf ihre eigenen Vermuthungen angewiesen. Etwas früher denn sonst zog sich Frau Revelsworth in ihr Zimmer zurück. Ihr Lebtage hatte ste auf die Dienste einer Zofe verzichtet, aber Betty bürstete und ordnete ihr regelmäßig das Haar, legt« ihre Uhr, das Nachtlicht, den Leuchter mit der Kerze und 'die Streichholzbüchs«, vas Gerstenwafser und einen Roman auf den Tisch neben ihr Bett und gab ihr, ehe sie die Gardinen zuzog, noch einen Kuß. Bei der Nachttoilette war die alte Dame sehr schweigsam und seufzte mehr als einmal tief auf, spielt« jedoch zu Betty's Verwunderung auf die unliebsame Angelegenheit nicht mit einer Silbe an. „Ich bin, fürcht' ich, mein Lebtag« eine Harke Frau gewesen, Betty!" äußerte 'sie, schon im Bett liegend, und das jung« Mäd chen mit einem rührenden Ausdruck im Auge ansehend. „Viel leicht wäre ich milder geworden, wenn ich Kinder gehabt hätte; aber wir Revelsworth's sind eben keine milde Familie. Ich ar beite und warte, ist unser Motto, weißt Du, und unser Wappen, «ine geballte Hand in einem Fausthandschuh, dessen Bedeutung nach meiner Auslegung ist: ich schlag« zu, wenn's nöthig — schlage fest zu, wo ich hasse! Mein Großvater nahm das Wappen und Motto vor hundert Jahren mit dem Namen seiner Frau an. Wir sind «ine harte, zähe Familie gewesen. Sehr bald wer den nur noch zwei von un» übrig s«in — Viktor und Dudley." „Und Francesca." „Und FranceSca", sprach Frau Revelsworth nach einer kleinen Paus« nach. „Ich" hätte die beiden Jungen gern ver- heirathet gesehen, und Kinderchen um sie heranwachsen, die den Namen weiterführen." „DaS werden Sie auch, liebe Frau Reveltworth — werden Sie!" Di« alte Dame schüttelte mit dem Kopfe. „Sie sind Beide behext", murmelte sie. „Ich würde mich ge freut haben, wenn Dudley Neigung zu Dir gefaßt hätt«, und Dir würde r» auch gepaßt haben. Du bist mir seit fünf Jahren «ine gute Tochter gewesen — Du bist «in treue», gute», selbst lose» Mädchen. Ich fürchte, zuweilen hart gegen Dich gewesen zu srtnl" „Sie sind stets gütig zu mir gewesen", rief Betty — „sehr gütig! Ich kann See gar nicht so sprechen hören!" „Würdest Du meinen Neffen Dudl«y geheirathet haben, wenn «r um Dich angehalten hätte?" fragte die alte Dam« nach kurzer Pause. „Ich würde glückselig gewesen sein!" gestand Betty. „Aber, bitte, liebe Frau Revelsworth, äußern Sie ja zu Niemand, daß ich das gesagt hab«! Er macht sich in dem Sinne gar nichts aus mir, uno ich möchte nicht um Alles in der Welt, daß «r jemals erführe, ich wäre so albern gewesen, mich in ihn zu verlieben." „Von mir soll er es niemals erfahren, meine Kleine", ver sicherte die alte Dame freundlich und streichelte dabei Betty'S Hand. „Wohl aber hätte ich gewünscht, die Würfel wären anders gefallen. Doch nun mußt Du mir „gute Nacht" sagen, denn ich fühle mich ganz abgespannt. Wir alten Leute können Auf regungen nicht mehr vertragen." „Gute Nacht, liebe Frau Revelsworth, schlafen Sie sanft!" Nachdem Betty ihr einen Kuß gegeben und eben im Begriffe stand, das Gemach zu verlassen, rief die alte Dame sie wieder zurück. „Ich habe mich knauserig zu Dir benommen, Betty", sagte sie mit nervöser Hast. „Das Frauenzimmer behauptete es heute, und sie hatte Recht. Aber wenn Simpson morgen kommt, da ändere ich das Alles. Neige «inmal den Kopf nieder — ich habe da etwas, was ich Dir geben will!" Verwundert gehorchte Betty, und nun nahm Frau Margaret die herrliche golden« Kette mit dem daran befestigten Kreuz von großen, makellosen Diamanten, was Beides sie stets trug, von ihrem Halse und hing sie Betty um. „Kein Wort sagen!" flüsterte sie. „Danke mir nicht! Trage sie und gedenke dabei meiner! Der Herr segne Dich, Liebe! Gute Nacht!" Drei Stunden später sprang Betty aus dem Bette, zitternd an allen Gliedern und vollständig wach, sich bewußt, daß Jemand sie beim Namen gerufen, uno doch hörte sie nicht». An Frau Revelsworth'» Zimmerthür eilend, klopft« sie an und lauschte ge spannt auf Antwort. Anfangs blieb Alle» stell, hernach er reichte rin schwaches Stöhnen ihr Ohr. Erschrocken die Thür öffnend, fand sie das Gemach in völliger Finsterniß, und beim VorwärtShasten stolpert« sie über einen am Fußboden liegenden Gegenstand. Niederknrrend und im Dunkeln herumtastend, entdeckte sie, daß es Frau Revelsworth war, die da auigestreckt und hilflos lag, nach Athem ringend urtd sich umsonst obmichte, zu sprechen. Betty rief um Hilf« und schlang ihre Arme um der-Hal» der alten Dame, all« Kräfte anspannend, sie aus ihr Bett zu heben. AU mit brr Zeit Helfende -erbeikamen und Lichter angrzttndet wurden, und der Doctor geholt, da war bei der Gebieterin von Revelsworth House alle menschliche Hilfe umsonst. Nach acuten brennenden inneren Schmerzen fiel sie in einen lethargischen Zustand, und ehe noch der Tag anbrach, war ihre Seele 'der irdischen Hüll« entflohen. Ohne daS Bewußtsein wiedererlangt zu haben, verschied sie, umschlungen von Betly'S zärtlich-liebenden Armen. > XXII. " Francesca's Schmerz über den Tod ihrer Tante trat in sicht lich aufrichtiger Tiefe zu Tage. „Ich weiß ja sehr wohl, daß sie mich nicht liebte", vertraut: sie ihrem Vetter Dudley und Betty an, als sie mit den Beiden drei Tage nach der Beerdigung in ihrem Zimmerchen beim Thee saß, schöner noch und blendender weiß auSsehend, in ihrer herab wallenden Gewandung von Krepp und tiefschwarzem Kaschmir; „aber gerade am Tage vor ihrem Tode hatten wir miteinander «ine lange Unterredung — «ine wirklich vertraute Unterredung — und zum ersten Male fingen wir' an, uns zu verstehen. Ich erzählte ihr" — und ihr Haupt neigend, fuhr sie nach kurzer Pause fort — „die ganze Geschichte meiner un glücklichen früheren Erlebnisse. Anfangs zeigte sie sich kalt und theilnahmlos, allmählich aber wurde ihr Mitleid geweckt, und sie sprach mir zu mit solch' echt mütterlicher Zärtlichkeit, daß ich in Thränen ausbrach. Ich war in der That so bewegt, daß ich den ganzen übrigen Abend, Ihr werdet Euch erinnern, oben blieb. Meine Mutter war nicht ganz wohl und bedurft« der Pflege; hätte ich aber ahnen können, daß ich die gute Tante Margaret lebend nie Wiedersehen sollt«, dann würde ich um Alle» in de: Welt den Abend nicht fern von ihr gewesen sein." Dudley war sichtlich gerührt von ihrem an den Tag gelegten zärtlichen Gefühl; die kleine Betty hingegen, im Allgemeinen die theilnehmendste der Anwesenden, wurde bei Francesca'» Ver sicherungen roth und sah sehr unbehaglich drein. Glücklicher Weise war die Sprechende zu sehr beschäftigt, die Wirkung ihrer Wort« auf den männlichen Zuhörer zu beobachten, um von Betty'S Thun Notiz zu nehmen. Betty war ja solch' liebe», der- trauensseliges, harmloses Ding, und ihr — Francesca — so völlig ergeben, daß «S ihr gar nicht einfiel, aus jene Acht zu haben. Aber Betty war seit Kurzem «in« Andere, ihr Glaub« an die Wahrheittliebe ihrer Freundin wesentlich erschüttert worden. (Fortsetzung folg?.)
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